Island: Neuer Gletscherlauf der Skafta hat begonnen

Neuer Gletscherlauf in der Skaftá auf Island: Einblick in ein verborgenes System unter dem Vatnajökull

Auf Island hat ein erneuter Gletscherlauf in der Skaftá eingesetzt. Der Fluss entwässert den Westen des Vatnajökull-Gletschers, unter dem der subglaziale Vulkan Grimsvötn verborgen liegt. Bereits in der Nacht zum Sonntag begann der Wasserstand des Flusses, langsam zu steigen, und stabilisierte sich im Verlauf des Montags. Der Abfluss bleibt bislang moderat, dennoch zeigt das Ereignis einmal mehr die komplexen Prozesse unter dem Vatnajökull, wo sich Schmelzwasser in zwei subglazialen Kavernen sammelt und in unregelmäßigen Abständen schlagartig entleert.

Gletscherlauf 2021

Unter dem Eis des Vatnajökull existieren zwei bedeutende Wasseransammlungen, die als östliche und westliche Skaftárkessel bekannt sind. In diesen Hohlräumen sammelt sich Schmelzwasser, das durch die geothermisch bedingte Eisschmelze entsteht, sodass sich über Monate oder Jahre hinweg große Wassermengen ansammeln können. Sobald der Wasserdruck eine bestimmte Schwelle übersteigt, hebt er die darüberliegende Eiskappe an und schafft sich einen schmalen Abflussweg. Das Wasser strömt dann in kurzer Zeit in die umliegenden Flussläufe, was sich an rasant steigenden Pegeln bemerkbar macht. Welche der beiden Kavernen diesmal der Auslöser ist, lässt sich aufgrund der ähnlichen chemischen Signaturen des austretenden Wassers derzeit noch nicht sicher feststellen. Fest steht, dass das Wasser stark nach Schwefelwasserstoff riecht, ein Indiz dafür, dass es sich tatsächlich um Schmelzwasser handelt, das infolge der geothermischen Aktivität des Vulkans entstanden ist.

Der Gletscherlauf auf Island ist im Kontext von Vnet von gewisser Relevanz, da die Entleerung eines solchen Schmelzwasserbeckens in seltenen Fällen den Druck im Untergrund so verändert, dass vulkanische Aktivität begünstigt wird: Durch die Druckentlastung auf den Boden und dem darunter befindlichen Magma können in seltenen Fällen Eruptionen des Grimsvötn getriggert werden, doch die meisten Gletscherläufe verlaufen ohne anschließende Eruption.

Der aktuelle Gletscherlauf in der Skaftá gilt als vergleichsweise mild, die Infrastruktur ist vorerst nicht gefährdet. Dennoch erinnern diese Vorgänge daran, wie aktiv und empfindlich das Zusammenspiel von Eis, Wasser und Vulkanismus im Inneren des Vatnajökull geblieben ist.

Merapi: Pyroklastischer Strom glitt 1500 m weit

Erneuter Abgang eines pyroklastischen Dichtestroms am Merapi – Datenlage verschlechtert sich

Der indonesische Vulkan Merapi, der an der Grenze zwischen der Sonderregion Yogyakarta und Zentraljava liegt, zeigte gestern Nachmittag erneut deutliche Aktivität. Um 15:48 Uhr WIB kam es nach Angaben der Geologischen Behörde zum Abgang eines pyroklastischen Dichtestroms. Er glitt ca. 1.500 Meter talwärts und folgte einer südwestlichen Bahn in Richtung des Einzugsgebiets des Flusses Boyong.




Merapi

Seismische Messungen registrierten vom Dichtestrom ausgelöste Bodenerschütterungen und Vibrationen, die eine maximale Amplitude von 13 Millimetern sowie eine Dauer von 132 Sekunden aufwiesen. Zum Zeitpunkt des Ereignisses herrschte Wind aus östlicher Richtung, was den Transport und die Verteilung der Vulkanasche begünstigte.

Neben dem pyroklastischen Strom gingen auch 93 teils glühende Schuttlawinen ab. Zudem wurden 43 Hybriderdbeben detektiert, die auf anhaltenden Magmenaufstieg hindeuten.

Der Aktivitätsstatus des Merapi bleibt weiterhin auf Alarmstufe III, einem Niveau, das bereits seit dem 5. November 2020 besteht. Die Behörden betonen eindringlich, dass sowohl die Bevölkerung als auch Besucher der Region die geltenden Sicherheitsempfehlungen strikt einhalten müssen. Aufenthalte in potenziellen Gefahrenzonen sind zu vermeiden; der empfohlene Sicherheitsradius richtet sich nach den Vorgaben des BPPTKG und dient dem Schutz vor möglichen weiteren pyroklastischen Strömen oder sonstigen vulkanischen Gefahren. Die Sperrzone verläuft asymmetrisch und ist den unterschiedlichen Gefahrenbereichen angepasst. Sie schwankt zwischen 3 und 7 Kilometern. Als besonders gefährdet gelten die Abflussrinnen, Schluchten und Flussläufe im Südwesten des Merapi.

Leider wird die öffentlich zugängliche Datenlage der indonesischen Behörden immer schlechter: Die offiziellen Behörden-Webseiten werden nicht mehr regelmäßig gepflegt und sind voller toter Links. Die letzten aktuellen Bulletins zum Merapi stammen von Ende Oktober und werden seitdem entweder nicht mehr veröffentlicht oder wurden an Stellen verschoben, wo sie nicht mehr auffindbar sind. Wenn etwas veröffentlicht wird, dann in sozialen Medien als nicht übersetzbares – oder nur mit einigem Aufwand übersetzbares – Fotodokument mit eingebundener Schrift auf Indonesisch. Ein Trend, der scheinbar immer weiter um sich greift, nicht zuletzt, weil man offenbar Aufwand scheut und Mitarbeiter immer mehr die Fähigkeiten verlieren, vernünftig am PC zu arbeiten, und stattdessen auf ihren Smartphones rumwursteln!