Japan: Erdbeben Mw 6,1 östlich von Hokkaido

Starkes Erdbeben MW 6,1 vor der Küste von Hokkaido in Japan – Vulkane in der Nähe

Datum: 31.05.2025 | Zeit: 08:37:15 UTC | Koordinaten: 42.330 ; 144.580 | Tiefe: 10 km | Mw 6,1

Sapporo, 31.05.2025Heute Morgen ereignete sich vor der Südostküste der japanischen Insel Hokkaido ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,1. Der Erdstoß manifestierte sich um 08:37:15 UTC (17:37:15 Uhr Lokalzeit). Das Epizentrum befand sich 74 km süd-südöstlich von Kushiro. Zur Herdtiefe gibt es unterschiedliche Angaben: Während das EMSC die Tiefe mit 10 Kilometern angibt, wird beim GFZ eine Tiefe von 32 Kilometern angezeigt. Die Herdtiefe spielt eine entscheidende Rolle in Bezug auf die Tsunamigefahr und auch darauf, wie stark sich ein Beben an der Oberfläche auswirkt. Bei Tiefen von mehr als 10 Kilometern ist die Tsunamigefahr generell gering und auch das Schadensrisiko ist reduziert.

Erdbeben Hokaido. © GFZ

Beim EMSC gibt es bislang nur eine Wahrnehmungsmeldung, die aus einem Ort in 320 Kilometern Entfernung zum Epizentrum abgegeben wurde. Der Bebenzeuge beschreibt seine Wahrnehmung als stark: Möbel schwankten, Türen und Fenster schlugen und Wasserflaschen tanzten auf dem Tisch.

Aus tektonischer Sicht zeichnet sich die Subduktionszone des Japangrabens für das Beben verantwortlich. Hierbei handelt es sich um eine Subduktionszone, entlang der sich die Pazifische Platte in westlicher Richtung bewegt und unter die Okhotsk-Platte abtaucht Diese vergleichsweise kleine Platte wird von manchen Autoren manchmal als Teil der Nordamerikanischen Platte betrachtet. Im Jahr 2023 ereignete sich in der Region das Tokachi-Oki-Beben. Es hatte eine Magnitude von 8,3 und verursachte einen Tsunami von 4 Metern Höhe. Es entstanden große Schäden auf der Insel und es gab mindestens 800 Verletzte.

Die Subduktion ist auch die Hauptursache für den Vulkanismus auf Hokkaido. Zuletzt aktiv war der Meakan-dake, der im Akan-Massiv östlich von Kushiro liegt. Hier gab es einen Ausbruch im Jahr 2008. Der Tokachi-dake eruptierte 1989 und Tarumae-zan war 8 Jahre zuvor tätig. Es gibt also einige potenziell aktive Vulkane, deren Verhalten von starken Erdbeben beeinflusst werden könnte.

Liparische Inseln: Erdbeben zwischen den Inseln

Die Inseln Salina und Alicudi (Hintergrund) von Lipari aus gesehen. © Marc Szeglat

Mehrere Erdbeben zwischen den Liparischen Insel – Stärkste Erschütterung Mb 3,0

Lipari, 31.05.2025Das süditalienische Archipel der Liparischen Inseln wurde in den letzten Tagen von mehreren schwachen Erdbeben erschüttert. Das stärkste Beben ereignete sich am 29. Mai und hatte eine Magnitude von 3,0. Das Epizentrum wurde vom INGV 7.700 m westlich von Leni auf Salina verortet. Das Hypozentrum befand sich in rund 12 Kilometern Tiefe. Zwei weitere Beben brachten es auf Mb 1,9 und 1,8 und ereigneten sich zwischen den Inseln Salina und Alicudi.

Erdbeben ab M 2,0 im Mai. © EMSC

Im Verlauf des Monats wurden auf den Liparischen Inseln insgesamt 16 Erdbeben registriert, von denen sich 6 Beben im Bereich von Vulcano ereigneten. Diese Mikrobeben sind auf der Shakemap hier nicht eingezeichnet. Hingegen sind in den Statistiken des INGV die Beben ausgeschlossen, die sich zwischen dem Archipel und Kalabrien unter dem Tyrrhenischen Meer manifestierten und hier grün und gelb markiert sind. Gerade diese Beben lieferten in der Vergangenheit Hinweise auf eine bevorstehende Aktivitätssteigerung des Inselvulkans Stromboli. Wie man in der Monatsdarstellung auf der Shakemap sieht, gab es im Mai 7 dieser Beben. daher vermute ich, dass es auf Stromboli nicht lange ruhig bleiben wird.

Die Aktivität des Strombolis bewegt sich aktuell auf normalem Niveau, dennoch bleibt der Zugang zum Gipfel weiterhin gesperrt. Sorgen bereiten die immer wieder auftretenden Lahare, die zuletzt in der letzten Woche abgingen und Schäden im Ort Stromboli verursachten. Die Deutsche Welle veröffentlichte jüngst eine Videoreportage, die nicht nur die Auswirkungen der Lahare dokumentierte, sondern auch Aufnahmen der Schlammströme beinhaltete.

Die Lahare treten vermehrt seit dem Vegetationsbrand im Frühjahr 2022 auf. Wir erinnern uns: Das Feuer wurde für Filmaufnahmen eines Films über den Zivilschutz absichtlich gelegt, geriet aber schnell außer Kontrolle. In der Folge brannte ein Großteil des Macchia- und Schilfgürtels ab, der die Vulkanhänge bis dato vor Erosion schützte. Aus der DW-Dokumentation geht hervor, dass die oberen 2 Zentimeter der Bodenschicht fest verbacken sind und praktisch kein Wasser durchlassen, weswegen es bei starken Regenfällen abläuft und sich mit Geröll und Vulkanasche, die auf dem Hang abgelagert sind, vermischt. Zudem sind die 5 Bachläufe, die das Wasser normalerweise durch Stromboli Ort ableiten, nicht gepflegt worden und verstopft, wodurch die Schlammmassen unkontrolliert durch die Gassen der Stadt strömen. Die Probleme auf Stromboli sind also teilweise menschengemacht. Inzwischen wurden von der Regierung 16 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um die Infrastruktur auf Stromboli zu schützen und instand zu setzen. Doch die Arbeiten verzögerten sich aufgrund der Bürokratie. Vermutlich stehen auf der Insel auch nicht genug Fachkräfte zur Verfügung.

Kreta: Mittelstarkes Erdbeben Mb 4,4

Mittelstarkes Erdbeben im Zentrum von Kreta – Bodensenkungsgebiet in der Nähe

Datum: 3005.2025 | Zeit: 12:40:15 UTC | Koordinaten: 35.070 ; 25.207 | Tiefe: 6 km | Mb 4,4

Heraklion, 31.05.2025Die griechische Insel Kreta wurde gestern Nachmittag erneut von einem Erdbeben durchgerüttelt. Diesmal lag das Epizentrum der Erschütterung nicht an einer der großen Störungszonen vor der Küste, sondern im Zentrum der Insel und wurde 19 km süd-südöstlich von Ano Arhane verortet. Die Inselhauptstadt Heraklion liegt 29 Kilometer nördlich. Das Hypozentrum wurde vom EMSC in nur 6 Kilometern Tiefe ausgemacht, wobei es von anderen Erdbebendiensten deutliche Abweichungen gibt. Beim GFZ wird die Tiefe mit 10 Kilometern angegeben, der Erdbebendienst Griechenlands gab sie sogar mit 12 Kilometern an. Es gab 10 Nachbeben.

Erdbeben auf Kreta. © EMSC

Es gab vergleichsweise viele Wahrnehmungsmeldungen. Die Bebenzeugen beschreiben, dass der Erdstoß bis zu 10 Sekunden dauerte. Die am weitesten vom Epizentrum entfernte Meldung kam aus einer Entfernung von 55 Kilometern. Obwohl es sich nur um ein mittelstarkes Erdbeben handelte, dürften viele Menschen erschrocken gewesen sein und sich an das starke Erdbeben vom September 2021 erinnert haben, das die gleiche Region mit einer Magnitude Mw 5,8 erschütterte. Damals wurden 5000 Gebäude zerstört oder beschädigt. Eine Person kam um und 36 Menschen erlitten Verletzungen. Professor Efthymios Lekkas äußerte sich gegenüber lokalen Medien, dass es sich bei dem aktuellen Erdbeben auch um ein Nachbeben des starken Bebens handeln könnte. Vergleicht man allerdings die Shakemap von damals mit der heutigen, stellt man fest, dass das Beben von 2021 zwar an der gleichen Störungszone stattfand, aber weiter nördlich lag. So könnte es auch sein, dass der aktuelle Erdstoß ein eigenständiges Beben war und weitere stärkere Beben folgen könnten.

Um welche Störungszone es sich genau handelt, ist unklar, denn auf den tektonischen Karten Kretas sind genau an dieser Lokation keine eingezeichnet. Das Gebiet liegt auf einer Ebene zwischen zwei Gebirgen im Westen und Osten, entlang deren die Störungszonen von Psiloritis und Kastelli verlaufen. In der Ebene ist eine kurze Störung namens Giouchtas bekannt, die aber westlich des Epizentrums liegt. So wird es hier eine lokale Abschiebung geben, die noch nicht kartiert wurde. Die Ebene ist Teil des ost-west-verlaufenden Dehnungsregimes, an dem sich die Erdkruste Kretas ausdünnt.

Interessant sind in diesem Zusammenhang die Bodensenkungen im westlichen Gebirge nahe der Psiloritis-fault-zone, die im letzten Monat zu Gebäudeschäden in mehreren Dörfern führten. Im Zentrum Kretas scheinen größere tektonisch bedingte Erdbewegungen im Gang zu sein, die zu Erdrutschen und/oder starken Erdbeben führen könnten.

Ätna: Zunahme der Erdbebentätigkeit Ende Mai

Vermehrt schwache Erdbeben am Ätna – neue Schote an der Nordwestseite des Südostkraters

Catania, 30.05.2025Am Ätna auf Sizilien ist es zuletzt ruhiger geworden und die eruptive Phase des Südostkraters scheint vorbei zu sein. Wir erinnern uns: Zwischen dem 12. März und 12. Mai erzeugte der Ätna 13 Episoden, die mit strombolianischen Eruptionen begannen und sich dann wie ein Paroxysmus steigerten, so dass kleine Lavafontänen entstanden und auch Lavaströme gefördert wurden. 

Erdbeben am Ätna. © INGV

Diese Eruptionen erreichten nicht die Gewalt eines normalen Paroxysmus, weshalb nur wenige Autoren diesen Begriff auf diese Ausbrüche anwendeten. Anzeichen für eine weitere Eruption gibt es aktuell nicht, allerdings nahm in den letzten Tagen die Seismizität am Ätna leicht zu: In der letzten Woche wurden 29 schwache Erschütterungen registriert, die sich in einem gut 5 Kilometer Umkreis um den Gipfel verteilen. Auffällig ist die Tiefenverteilung der Beben: Im Westen des Vulkans sind sie am tiefsten und im Osten am flachsten. Im Monatsverlauf wurden 98 Beben detektiert. Jetzt, wo die Eruptionen beendet zu sein scheinen, baut sich wieder ein höherer Druck im Speichersystem des Vulkans auf, der Spannungen im Gestein verursacht und vermehrt zu den Beben führt. Man kann davon ausgehen, dass die Ruhe am Ätna nicht lange währen wird.

Neue Schlote im Nordwesten des Südostkraterkegels

Die neuen Schlote. © INGV

Im letzten Wochenbulletin für den Beobachtungszeitraum vom 19. bis zum 25. Mai präsentieren die Vulkanologen vom INGV eine Karte der Lavaströme, die bei den letzten beiden eruptiven Episoden gefördert wurden. Sie flossen durch die beiden Scharten im Südostkraterkegel, die in Richtung Osten und Süden zeigen. Die beiden Ströme im Osten kamen besonders weit und flossen in das Valle del Bove, wo sie die 2500-m-Höhenlinie erreichten. Interessant ist auch der Umstand, dass sich im Nordwesten des Südostkegels neue Förderschlote auf der Außenseite des Kegels auftaten, die in Richtung Bocca Nuova weisen. Hier könnte im Laufe der Zeit eine weitere Scharte entstehen.

Die meisten geophysikalischen Parameter zeigten sich in der letzten Woche relativ unauffällig. Die Konzentrationen von Schwefeldioxid und Kohlendioxid sind vergleichsweise niedrig gewesen, einzig das Helium-Isotopenverhältnis ist auffällig und zeigt, dass sich in der Tiefe Magma akkumuliert. Einen Hinweis auf eine Magmenansammlung in geringer Tiefe liefert die Analyse der Tremorquellen: In wenigen hundert Metern Tiefe unter dem Südostkrater scheint sich ein Magmenkörper zu befinden, der sich in Nord-Südrichtung erstreckt und nicht mehr, wie es früher oft der Fall war, seine Finger bis unter die Bocca Nuova ausstreckt. Dafür reicht er aber bis unter den Nordostkrater und es ist möglich, dass dieser demnächst aktiv werden wird.

Die Vulkanologen halten ihre Warnung aufrecht, dass es jederzeit zu Paroxysmen kommen, die starken Aschefall verursachen könnten. Sie Bildung pyroklastischer Ströme schließen sie nicht aus. Der Alarmstatus bleibt auf „Gelb“.

Island: Erdbebenschwarm bei Hveragerði

Intensiver Erdbebenschwarm bei Hveragerði auf Reykjanes – Epizentren nahe historischen Erdbebenort

Reykjavik, 29.05.2025Ganz im Osten der Reykjanes-Halbinsel beim Ort Hveragerði, der in der Nähe des bekannteren Selfoss in Südisland liegt, manifestiert sich ein intensives Schwarmbeben, das sich bis jetzt aus gut 80 Einzelbeben geringer Magnituden im Bereich der Mikroseismizität zusammensetzt. Die Hypozentren liegen überwiegend in Tiefen zwischen 3 und 6 Kilometern. Die Epizentren befinden sich ca. 5 Kilometer süd-südwestlich von Hveragerði.

Schwarmbeben an dieser Lokation waren in den letzten Monaten nicht besonders häufig, obgleich sich Hveragerði an einem markanten tektonischen Kreuzungspunkt befindet, der auf den Tag genau vor 17 Jahren eines der stärksten Erdbeben der jüngeren Geschichte im Süden Islands hervorbrachte. Bei dem Beben vom 29. Mai 2008 handelte es sich um einen Doppelschlag mit den Magnituden 5,8 und 5,9, der zusammen eine Magnitude von 6,1 hervorbrachte. Damals gab es Gebäudeschäden und einige verletzte Personen sowie mehrere tote Schafe. Hveragerði liegt im Randbereich des Hengill-Störungssystems, das in NE‑SW‑Richtung streicht und zum Westarm des isländischen Störungs- und Vulkansystems gehört. Nördlich der Stadt trifft das Hengill-System auf eine Transformstörung des östlichen Vulkansystems Islands. Kein Wunder also, dass sich hier im Untergrund Spannungen aufbauen, die ein hohes Erdbebenpotenzial bedingen.

Das aktuelle Schwarmbeben liegt allerdings etwas südlich des beschriebenen tektonischen Kreuzungspunktes und könnte unabhängig hiervon auftreten. Nicht auszuschließen ist, dass es im Zusammenhang mit Fluidbewegungen steht, denn weiter nördlich befindet sich das Thermalgebiet Reykadalur. Hier gibt es heiße Quellen im Bereich eines Baches, die zu einem Bad einladen.

Natürlich gibt es auch Erdbeben an den 4 anderen Spaltensystemen auf der Reykjanes-Halbinsel. Hier registrierte IMO in den letzten 48 Stunden insgesamt 132 Erschütterungen, einschließlich des oben erläuterten Schwarmbebens. Die meisten Erschütterungen gab es ganz im Osten der Halbinsel bei Reykjanestá (Eldey) und im Krysuvik-System. Einige Beben ereigneten sich auch am Fagradalsfjall und bei Svartsengi. Die Bodenhebung dort geht unvermindert weiter. Meinen Einschätzungen nach dürfte der Magmenzustrom in die flach liegenden Reservoire bei 4 Kubikmeter pro Sekunde liegen.

Mexiko: Erdbebenserie bei Revilla Gigedo Inseln

Erdbebenserie erschüttert mexikanisches Inselparadies Revilla Gigedo – Stärkstes Beben Mw 5,9

Datum: 28.05.2025 | Zeit: 01:30:39 UTC | Koordinaten: 19.770 ; -109.060 | Tiefe: 4 km | Mw 5,9

Cabo San Lucas, 28.05.2025Vor der Westküste Mexikos ereignete sich eine Erdbebenserie, die bis jetzt aus 12 Einzelbeben besteht. Die beiden stärksten Erschütterungen hatten die Magnituden 5,9 und 5,8. Die Hypozentren lagen in 4 und 13 Kilometern Tiefe. Das schwächste Beben brachte es auf Mb 3,9.

Erdbeben bei Revilla-Gigedo. © EMSC

Die Epizentren wurden dem Revilla-Gigedo-Archipel zugeordnet, das 380 Kilometer südwestlich der Baja California liegt. Nächstgelegener Ort an der Südspitze von Baja ist Cabo San Lucas in 358 Kilometern Entfernung.

Wahrnehmungsmeldungen liegen nicht vor, doch aus vulkanotektonischer Sicht sind die Erdbeben von Interesse: Das Revilla-Gigedo-Archipel ist vulkanischen Ursprungs und liegt westlich der Rivera-Mikroplatte, die von einigen Transformstörungen und dem Mittelamerika-Graben begrenzt wird. Die Erdbeben manifestierten sich an der Rivera-Fracture-Zone (RFZ), bei der es sich um eine rechtsinnige Blattverschiebung handelt. In dieser Beziehung gleicht die Störung dem San-Andreas-Fault, in dessen Verlängerung sich die RFZ befindet.

Der vulkanische Inselbogen des Revilla-Gigedo-Archipels liegt ca. 230 Kilometer von den Epizentren entfernt und besteht aus 4 größeren und mehreren kleinen Inseln, die allesamt unbewohnt sind, sieht man einmal von einer kleinen Marinebasis auf der größten Insel Socorro ab. Auf Soccoro liegt der 1050 m hohe Schildvulkan Mount Evermann, der zuletzt 1951 sowie von 1993 bis 1994 eruptierte. Über den Aktivitätsstatus des wenig erforschten und nicht weiter überwachten Vulkans ist mir nichts bekannt, doch es ist nicht ausgeschlossen, dass sich die Erdbeben an der RFZ auf die Aktivität des Vulkans auswirken könnten.

Die letzte Meldung zum Mount Evermann, die beim GPV einzusehen ist, stammt aus dem Jahr 1995. Damals wurde beschrieben, dass es 7 Fumarolen und einige heiße Quellen gibt, die von den Nachwirkungen der schwachen Eruptionen ein Jahr zuvor zeugen.

Indonesien: Erdbeben nahe Anak Krakatau

Erdbeben Mb 4,0 erschüttert Sunda-Strait bei Anak Krakatau – Vulkan noch ruhig

Datum: 27.05.2025 | Zeit: 10:18:51 UTC | Koordinaten: -6.230 ; 105.350 | Tiefe: 74 km | Mb 4,0

Jakarta, 27.05.2025Heute Vormittag ereignete sich im indonesischen Sunda-Strait ein Erdbeben der Magnitude 4,0, dessen Erdbebenherd in 74 Kilometern Tiefe lag. Das Epizentrum wurde vom EMSC 56 km westlich von Labuan verortet.

Erdbeben nahe Krakatau. © EMSC

Aufgrund der Tiefe des Hypozentrums wirkte sich der Erdstoß an der Oberfläche kaum aus und hätte auch nicht Einzug in die News bei Vnet gehalten, wenn da nicht der Umstand wäre, dass sich der Erdstoß nur 15 Kilometer südwestlich des Vulkans Anak Krakatau ereignet hat. Der Vulkan selbst ist bislang ruhig und zeigt seit gut 3 Monaten nur eine geringe Seismizität und auch sonst keine Anzeichen für eine bevorstehende Aktivitätsphase. In der Vergangenheit gab es aber Korrelationen zwischen der Seismizität im Sunda-Strait, die oft einhergingen mit einer Verstärkung der Vulkantätigkeit. Allerdings gab es dann in einem kurzen Zeitraum mehrere mittelstarke Erdbeben hintereinander.

Es gibt 2 mögliche Ursachen für das Erdbeben: Die wahrscheinlichste ist, dass ein Stück subduzierte Platte Australiens, die entlang des Sunda-Grabens bis in die Asthenosphäre abgetaucht ist, unter Spannungen geraten ist und das Erdbeben verursachte. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass der Erdstoß durch Prozesse ausgelöst wurde, die Magma entstehen lassen. In diesem Fall könnte das Erdbeben durch aufsteigendes Magma verursacht worden sein, das sich seinen Weg von seinem Entstehungsort Richtung Erdkruste bahnt.

Ähnliche tiefe Erdbeben unter dem Meeresboden kennen wir noch von einer anderen Lokation: dem Stromboli. Wenn es östlich des Inselvulkans vermehrt zu tiefen Erdbeben unter dem Tyrrhenischen Meer kommt, so wie es in den letzten Tagen wieder der Fall ist, steigert der Vulkan mit einigen Wochen Verzögerung meistens seine Tätigkeit.

Es bleibt abzuwarten, ob sich die Seismizität im Sunda-Strait weiter steigert. Wenn ja, ist es sehr gut möglich, dass es in einigen Wochen Anak Krakatau dem gleichtun wird.

Griechenland: Erdbeben Mw 5,0 bei Patras

Erdbeben Mw 5,0 erschütterte Region um Patras in Griechenland – Menschen aus dem Schlaf gerissen

Datum: 27.05.2025 | Zeit: 00:06:32 UTC | Koordinaten: 38.290 ; 22.490 | Tiefe: 10 km | Mw 5,0

Patras, 27.05.25In Griechenland ereignete sich ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,0. Das Epizentrum wurde vom EMSC 17 km südlich von Itéa verortet, einem Ort mit rund 4700 Einwohnern. Das größere Patras liegt 66 Kilometer vom Epizentrum entfernt. Der Erdbebenherd lag in 10 Kilometern Tiefe.

Das Erdbeben manifestierte sich nachts um 00:06:32 UTC (03:06:32 Uhr Lokalzeit) und riss zahlreiche Bewohner der Gegend am Golf von Korinth aus dem Schlaf. Es wurden zwar keine größeren Schäden gemeldet, dennoch meldeten sich zahlreiche besorgte Bürger bei den Erdbebendiensten und schilderten ihre Erfahrungen. Ein Bebenzeuge beschrieb, dass Möbel wackelten und Fenster und Türen schlugen. Ein Zeuge zeigte sich wegen Tiefenbohrungen auf Kreta und Zypern besorgt und fürchtet, dass diese Starkbeben im Mittelmeerraum auslösen könnten – eine eher unbegründete Angst.

Das Beben war in einem Umkreis von fast 500 Kilometern zu spüren gewesen, u.a. auch in der Landeshauptstadt Athen.

Tektonische Einordnung des Erdbebens bei Patras

Der Erdstoß ereignete sich im Golf von Korinth, jener Meerenge, die das griechische Festland von der Halbinsel Peloponnes trennt. Der Golf liegt in einem marinen Becken, das durch Divergenz entstand. Genaugenommen handelt es sich beim Golf von Korinth um ein Rift. Der Graben begann sich im späten Miozän zu öffnen und ist etwa 105 km lang und 30 km breit. Seine tiefste Stelle liegt 3 Kilometer unter der Meeresoberfläche. Die Öffnung des Grabens ist bis heute nicht abgeschlossen – im Gegenteil: Das Rift öffnet sich mit einer Geschwindigkeit von 10 bis 15 mm pro Jahr.

Der Graben bildete sich durch Dehnungstektonik im Backarc-Bereich der Hellenischen Subduktionszone und den damit einhergehenden vulkanischen Inselbogen, zu dem auch Santorin gehört. Entlang der Längsterstreckung des Rifts verlaufen im Norden und Süden des Grabens Störungszonen, die als Abschiebungen angelegt sind. An einer dieser Störungen manifestierte sich der aktuelle Erdstoß.

Entlang des Golfes von Korinth können auch durchaus starke Erdbeben auftreten. Einer der stärksten Erdstöße hier ereignete sich im Jahr 1981 und brachte es auf eine Magnitude von 6,7. Das Beben war Teil eines Starkbebenschwarms, in dessen Folge ca. 8000 Gebäude zerstört wurden. Über 20 Menschen starben infolge der Bebentätigkeit.

Campi Flegrei: Neue Studie zur Ursache der Erdbeben

Blick entlang der Küste der Campi Flegrei. Links der Monte Nuovo. © Marc Szeglat

Studie attestiert den Campi Flegrei Erdbeben durch Druckentlastung im Gasspeicher

Eine weitere Studie eines Forscherteams aus Italien und Österreich befasste sich mit der Suche nach dem Auslöser der Erdbeben in den Campi Flegrei und erstellte mit einer hochauflösenden seismischen Tomografie ein verfeinertes Modell des Untergrunds der Caldera. Dabei wurden neue Einzelheiten über deren strukturellen Aufbau enthüllt.

Das Verfahren der seismischen Tomografie ist nicht neu und wurde im Rahmen der Berichterstattung auf Vnet schon hinlänglich beschrieben. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Auswertung tausender Erdbeben in einem Gebiet Rückschlüsse über dessen Untergrundstrukturen zulässt – unterschiedliche Gesteinsschichten, aber auch Störungen und Speicherreservoire von Fluiden können mit Hilfe von Bildgebungsverfahren sichtbar gemacht werden. Das Herzstück der seismischen Tomografie ist der Umstand, dass die Geschwindigkeit von Erdbebenwellen abhängig von dem Medium ist, das sie durchlaufen. Laufzeitunterschiede der Erdbebenwellen geben somit Informationen über den Untergrund preis. Damit das funktioniert, ist ein dichtes Geofon-Netzwerk erforderlich, wobei fest installierte Geräte durch mobile Einheiten ergänzt werden können.

Konkret entwickelten die Forscher um De Landro (Uni Neapel) und Muzellec (Uni Wien) eine Methode, ein besonders hochauflösendes Modell des Untergrunds der Campi Flegrei zu entwickeln, indem die Laufzeitunterschiede von P- und S‑Wellen analysiert wurden. Zudem bestätigten sie ihre Theorien durch geophysikalische Modellversuche an Gesteinsproben.
Im Wesentlichen wurde zunächst der bereits bekannte Aufbau des Untergrunds der Caldera bestätigt und mit genaueren Angaben verfeinert. Demnach gibt es drei große Einheiten im Untergrund der Caldera:

Modell des Untergrunds © Die Studienautoren
  • In 1 bis 2 Kilometern Tiefe liegt eine Deckgesteinsschicht, die ein Fluidreservoir nach oben abdichtet.
  • Das Reservoir befindet sich in einer Tief von 2 bis 3,5 Kilometern Tiefe unterhalb des Solfatara-Gebiets und Rione Terra nahe dem Hafen von Pozzuoli.
  • Unterhalb von 3,5 Kilometern Tiefe befindet sich ein Grundgebirge aus marinen Kalkgesteinen.

Zudem gibt es signifikante tektonische Störungszonen, die zum einen radial im Randbereich der Caldera verlaufen und im Zentralbereich des Solfatara-Kraters einen Aufstiegskanal für Fluide bilden. Spuren von Magmataschen, wie sie in mehreren anderen Studien jüngeren Datums postuliert wurden, konnten die Forscher in ihren seismisch erzeugten Bildern bis in einer Tiefe von 4 Kilometern nicht entdecken.

Die Studienautoren attestierten den Campi Flegrei ein weiterhin anhaltendes erhöhtes Risiko stärkerer Erdbeben und halten die Gefahr phreatischer Explosionen für real. Magmatisch bedingte Vulkanausbrüche halten sie hingegen kurz- und mittelfristig für wenig wahrscheinlich.

Diskussion der Studienergebnisse

Die Erdbeben in den Campi Flegrei sollen in erster Linie durch Druckentlastung entstehen, wenn sich der Druck im Fluidspeichersystem abbaut. Zunächst werden schwache Erdbeben in geringen Tiefen erzeugt, dann, bei einer Beschleunigung der Druckentlastung, werden nach Meinung der Forscher stärkere Erdbeben in größeren Tiefen unterhalb des Speichersystems generiert, wenn sich das Spannungsregime in Folge der Druckentlastung ändert und tiefer hinabreichende Störungszonen im Randbereich der Caldera aktiviert werden.

Die jüngsten seismischen Schwärme mit den beiden starken Erdbeben Md 4,6 und Md 4,4 finden in der Studie offenbar keine Berücksichtigung, denn diese Beben manifestierten sich nicht an den Störungszonen, die die Caldera begrenzen, sondern eher im Gebiet der westlichen Gasspeicher-Randzone. Doch auch hier könnten Störungszonen verlaufen.

Dass es vor den Phasen mit starken Erdbebenschwärmen tatsächlich zu vermehrter Entgasung kommen könnte, zeigte bereits eine im März veröffentlichte Entdeckung, dass es wenige Tage vor diesen Ereignissen zu einem erhöhten Wärmefluss im Bereich der Solfatara kommt. Dieser könnte mit einem verstärkten Gasfluss einhergehen, den man auch einfach nachweisen können sollte. Unerklärt bleibt, warum sich im Zuge mehrerer starker Erdbebenschwärme die Bodenhebung tatsächlich beschleunigte, denn wenn man von einer Druckentlastung als Trigger der Erdbeben ausgeht, sollte sich die Hebung ja entschleunigen, während eine Beschleunigung der Hebung eher ein Indiz für eine Druckerhöhung im System ist. (Quelle der Studie: nature.com)