Santorin: Möglicherweise Bodenhebung festgestellt

Schwarmbeben bei Santorin geht etwas abgeschwächt weiter – Möglicherweise Bodenhebung festgestellt

Der Erdbebenschwarm nordöstlich der griechischen Insel Santorin geht weiter, allerdings werden nicht mehr die Spitzenmagnituden von gestern erreicht, die Beben sind alle kleiner als M 5,0. Das sind allerdings normale Variationen eines Erdbebenschwarms und bedeutet nicht, dass die Gefahr, dass stärkere Erdbeben entstehen könnten, vorbei ist. Nach wie vor ist es ungewiss, was für den Erdbebenschwarm verantwortlich ist, und man diskutiert, ob es tektonische Erdbeben sind oder ob sie durch unterirdische magmatische Aktivität ausgelöst werden. Sollte letzteres der Fall sein, dann ist die Wahrscheinlichkeit eines Starkbebens gering, doch dafür könnte ein submariner Vulkanausbruch drohen.

Von Wissenschaftlern bislang unbestätigt sind Berichte in den sozialen Medien, nach denen sich der Meeresspiegel in der Region scheinbar absenkte. Scheinbar, weil sich der Meeresspiegel außerhalb der normalen Gezeiten und bei bestimmten Wetterlagen nicht einfach so absenkt. Im Umkehrschluss kann es also zu einer Hebung der Küstenlinien gekommen sein, die vor allem entlang der Küste der kleinen Insel Anydros sichtbar geworden ist. Gestern Abend lag Anydros im Zentrum des Erdbebenclusters. Auf Fotos ist zu sehen, dass die üblichen Wasserstandsmarkierungen 30 bis 40 Zentimeter über der aktuellen Wasserlinie liegen. In dem zugehörigen Bericht von „Meteo Hellas“, der in unserer FB-Gruppe geteilt wurde, heißt es dann, dass sich seit August letzten Jahres der Boden um 3 Zentimeter hob, während sich die Distanz zwischen Santorin und Anydros um 4 Zentimeter vergrößerte. Demnach gibt es offenbar eine messbare Bodendeformation, die nun mit dem Schwarmbeben in Verbindung gebracht wird.  Bodenhebungen können ihren Ursprung freilich auch in tektonischen Bewegungen finden, doch meistens kommt so etwas in vulkanisch aktiven Gebieten infolge einer Magmenakkumulation zustande. Aber wie gesagt, diese Informationen stammen aus sozialen Medien und sind noch nicht von offizieller Seite bestätigt.

Bestätigt ist hingegen, dass inzwischen gut 2/3 der Bewohner von Santorin geflüchtet sind und ihre Insel verlassen haben. Zudem kam es durch die stärkeren Erdbeben gestern zu Steinschlägen, von denen auch der bekannte „Rote Strand“ betroffen war. Auch wenn man verhältnismäßig schnell von offizieller Seite reagierte, gab es im Vorfeld offenbar keine vernünftig ausgearbeiteten Notfallpläne für so einen Fall wie jetzt. Anwohner und Touristen waren ebenfalls nicht hinreichend darüber aufgeklärt, was auf einer Insel wie Santorin passieren könnte.

Last but not least, scheinen die griechischen Forscher nicht vorbereitet gewesen zu sein und man wurde quasi kalt erwischt, obwohl man in einem seismisch und vulkanisch aktiven Gebiet lebt. Ich denke, die hochgepokerten Immobilienpreise dürften hier in nächster Zeit fallen.

Campi Flegrei: Stärkster Erdbebenschwarm des Jahres

Neuer Erdbebenschwarm erschüttert Campi Flegrei – Stärkstes Beben Mb 3,1

Datum 05.02.25 | Zeit: 07:52:02 UTC | Koordinaten: 40.8293 ; 14.1517 | Tiefe: 2,7 km | Mb 3,1

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei verteidigt seinen Titel des mächtigsten Vulkans Europas gegenüber den griechischen Mitbewerbern Santorin und Kolumbos, indem er heute Morgen mit dem stärksten Erdbebenschwarm in diesem Jahr anfing. Die Epizentren konzentrieren sich auf den zu Pozzuoli gehörenden Stadtteil Pisciarelli, der östlich des Solfatarakraters liegt und für seine stark tätige Fumarole gleichen Namens bekannt ist. Bis jetzt besteht der Schwarm aus mehr als 90 Erschütterungen. Die stärkste hatte eine Magnitude von 3,1 und ein Hypozentrum in 2,7 Kilometern Tiefe. Das zweitstärkste Beben brachte es auf Mb 2,6. Die Beben konzentrieren sich auf ein Areal in der Nähe der Pisciarelli-Fumarole und dürften mit Gesteinsbruch infolge von Fluidaufstieg entlang des Risssystems in Verbindung stehen, auf dem auch die Fumarole liegt. Schwächere Erschütterungen streuen über einen weiteren Bereich im Golf von Pozzuoli und bis an die Stadtgrenze zu Neapel.

Die beiden stärksten Beben konnten von den Anwohnern gespürt werden. Eine Bebenzeugin schreibt in der FB-Gruppe zur Roten Zone der Campi Flegrei, dass sie auf der Via Pisciarelli ein beständiges Zittern spüren würde.

Mir sieht es nicht danach aus, als würde die Caldera ruhiger werden, so wie es der eine oder andere italienische Wissenschaftler außer Dienst gegenüber den Medien noch Anfang des Jahres gesagt hatte.

Gestern wurde vom INGV das Wochenbulletin für den 27. Januar bis 2. Februar 2025 veröffentlicht. In diesem Zeitraum wurden 44 Erdbeben registriert. Das stärkste hatte eine Magnitude von 2,2. Die Bodenhebung lag weiterhin bei ca. 10 mm im Monat. Seit Januar 2024 hat sich der Boden um bis zu 200 mm angehoben. Der Gasausstoß lag auf dem Niveau der letzten Wochen, ebenso die Fumarolentemperatur von Pisciareli, die im Durchschnitt 96 Grad betrug. Der langjährige Trend der Druckbeaufschlagung geht weiter.

Gestern erreichte mich Post von besorgten Vnet-Lesern, die fragten, ob sich die seismische Aktivität bei Santorin auch auf die Vulkane Neapels auswirken würde, was ich verneinte. Wie um mich Lügen zu strafen, dann heute der Erdbebenschwarm bei den Phlegräischen Feldern. Trotzdem wird es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Zufall handeln. Natürlich könnten sich Erschütterungen der Beben im Fünferbereich bei Santorin bis nach Italien fortgepflanzt haben und dort den letzten Anstoß zum Fluidaufstieg gegeben haben, aber dieser stand eh in den Startlöchern und wäre auch ohne Anregungen früher oder später aufgestiegen. Außerdem gab es in der Nähe des Großraums Neapel gestern ein Beben Mb 4,2, das trotz seiner großen Tiefe von mehr als 300 Kilometern ebenfalls als Trigger gedient haben könnte.

Dennoch, wie ich bereits vor einigen Wochen schrieb, zeigte sich die große übergeordnete Struktur des Mittelmeerraums in den letzten Wochen ungewöhnlich aktiv. Gemeint ist die Erdkrustenplattenkollisionszone (tolles Wort fürs Galgenmännchen spielen) zwischen Afrika und Europa. Dieser langsam fortschreitende Prozess beeinflusst im Endeffekt die meisten seismischen und vulkanischen Ereignisse der Region.

Darüber hinaus sollte man die immer noch anhaltende Große Planetenkonstellation nicht vergessen, die vielleicht das letzte Quäntchen gravitative Kraft liefert, um Prozesse anzuschubsen, die sowieso kurz vor dem Start standen. Wissenschaftlich belegt sind solche Theorien allerdings nicht. Auch hierzu erreichte mich Post. Danke dafür!

Santorin: Forscherteam installiert Messsystem am Meeresgrund

Erdbebenschwarm bei Santorin geht weiter – Unterwassermesssystem wird installiert

Der Erdbebenschwarm zwischen den Inseln Santorin und Amorgos geht unvermindert weiter und es gab laut GFZ-Potsdam ein Beben Mw 5,2 mit einem Erdbebenherd in 7 Kilometern Tiefe. Die Erdbeben migrierten inzwischen weg von der Nordostflanke des Unterwasservulkans Kolumbos in nordöstlicher Richtung, so dass das kleine Eiland Anhidro (Anydros) im Zentrum des Erdbebenclusters liegt. Diese Verlagerung der Aktivität ist typisch für Magmenmigration und schräg aufsteigendes Magma entlang einer Schwächezone. In diesem Fall ist eigentlich nicht unbedingt mit einem Starkbeben Mw größer 7 zu rechnen, doch da durch den sich bildenden Magmenkörper große Spannungen im Gestein entstehen, könnten auch umliegende Störungszonen aktiviert werden, wodurch es zu einem stärkeren Beben kommen könnte, als man eigentlich bei solchen Intrusionen erwarten würde. In den seltensten Fällen treten hierbei Beben auf, die den Fünferbereich übersteigen.

In der griechischen Online-Zeitung ETP ist zu lesen, dass ein internationales Forscherteam mit deutscher und griechischer Beteiligung im Erdbebengebiet eingetroffen ist, das 4 Unterwassermessstationen installieren will. Sie wurden maßgeblich von deutschen Forschern um GEOMAR und den Universitäten von Potsdam und Kiel entwickelt. Die Geräte werden am Kolumbos und bei der Anydros-Verwerfung aufgestellt werden. Mit an Bord der Einheiten sind Seismometer, die besonders die Mikroseismizität erfassen sollen, wobei mir rätselhaft ist, wie das bei den Schlag auf Schlag kommenden mittelstarken Beben gelingen soll. Es gibt aber auch Klinometer zum Messen von Bodendeformationen und Analysegeräte, um Wasserproben zu untersuchen. Bereits im Dezember wurden 8 dieser Messeinheiten im Bereich des Unterwasservulkans installiert. Man sollte meinen, dass sie bereits spannende Messwerte geliefert haben und dass man die Daten nun ausliest, sofern sie nicht in Echtzeit übertragen werden. Die Daten sollte ein wenig Klarheit in die Angelegenheit bringen.

Im Prinzip sind das Messstationen zur Überwachung vulkanischer Aktivität am Meeresboden. Offenbar schließen die internationalen Forscher nicht aus, dass die Beben durch eine Intrusion verursacht werden. Tatsächlich steht in dem erwähnten Artikel auch, dass der griechische Geologieprofessor Avraam Zelilidis Magma als Bebenauslöser ansieht, während Efthimios Lekkas und andere Seismologen weiterhin an ein rein tektonisches Ereignis glauben wollen. Sie warten weiterhin auf ein Hauptbeben, von dem sie hoffen, dass es nicht stärker als ML 5,6 wird. Womit wir eigentlich in dem Bereich liegen, den man als Obergrenze für magmatisch getriggerte Beben ansehen kann. Die Forscher geben zu, dass sie vor einem in Griechenland weitgehend unbekannten Phänomen stehen, weil sie so etwas bislang in Griechenland noch nicht beobachten konnten.

Santorin: Weitere Erdbeben mit Magnitude 5,0

Steilküste am Calderarand on Santorin ist besonders Steinschlaggefährdet. © Marc Szeglat

Schwarmbeben bei Santorin hält sein hohes Niveau – 2 weitere Beben mit der Magnitude 5,0

Der Erdbebenschwarm, der sich nordöstlich von Santorin unter dem Meeresboden zuträgt, geht unvermindert weiter. Seit gestern haben sich Hunderte Erdbeben ereignet. 25 Beben hatten Magnituden ab 4. Das bislang stärkste Beben ereignete sich gestern und hatte die Magnitude 5,1. Heute gab es zwei Beben M 5,0. Diese Beben sind als mittelstark einzustufen, doch im Verbund mit den anderen spürbaren Beben wirken sie auf Santorin zunehmend destabilisierend. Dabei werden nicht nur das Gefüge der Gesteine geschwächt, sondern auch das der Bauten, und es kommt zunehmend zu Gebäudeschäden. Die stärksten Schäden wurden bis jetzt aber durch teils massive Steinschläge entlang der Steilküsten verursacht. Besonders entlang der Küstenlinie wurden einige Strandbars und Verkaufsbuden durch Steinschläge demoliert. Ein Aufenthalt hier ist lebensgefährlich. Insbesondere falls sich noch stärkere Erdbeben ereignen sollten, könnten große Felsstürze entstehen. Dieses Risiko ist aber bereits jetzt deutlich erhöht.

Der Katastrophenschutz war in den letzten Tagen nicht untätig und hat bereits angefangen, Personal und Material für den Notfall auf die Insel zu schaffen. Darunter befinden sich auch Notstromaggregate. Es wurden besonders gefährdete Gebiete ausgewiesen, die man dringend meiden sollte. Die Bevölkerung wird über SMS-Nachrichten gewarnt und informiert. Im Falle eines Starkbebens soll man wegen der Tsunamigefahr umgehend den Küstenbereich verlassen und höher gelegenes Gelände aufsuchen, was auf Santorin einfach sein sollte. Aber auch umliegende Inseln wären in diesem Fall betroffen.

Weiterhin versuchen viele Anwohner und Besucher, Santorin zu verlassen. Fähren und Flüge von der Insel sind praktisch ausgebucht. Mir stellt sich die Frage, ob man die Insel nicht komplett evakuieren will, doch kurzfristig so viele Schiffe aufzutreiben dürfte schwierig werden.

Tektonik des Erdbebengebiets bei Santorin

Der größte Teil der Beben manifestiert sich immer noch nordöstlich des Unterwasservulkans Kolumbos. Genauere Barymethirsche-Karten zeigen, dass es in dem Bereich eine Kette kleinerer Unterwasservulkane gibt, die zum Kolumbos-System gehören. Sie liegen nördlich eines Segments der Santorin-Amorogos-Fault-Zone, die das tektonisch bestimmende Element der Region ist und für das Starkbeben von 1956 verantwortlich gemacht wird. Während inzwischen die meisten Seismologen wohl davon ausgehen, dass die Beben rein tektonischer Natur sind, halte ich das betroffene Störungssegment eigentlich für zu klein, um die Erdbeben ohne magmatischen Einfluss hervorbringen zu können. Allerdings zeigt eine Studie vom letzten Jahr, dass das Erdbeben Mw 7,8 von 1956 ein Stück Meeresboden zerbrach: Es entstand ein neuer 75 Kilometer langer Riss entlang der Amorgos-Verwerfung, an dem der Boden bis zu 16,8 m angehoben worden war. Dieser Bodenversatz trat urplötzlich auf und regte einen Tsunami an, ähnlich wie man es vom großen Sumatrabeben im Jahr 2004 her kennt. Allerdings befindet sich die Amorgos-Verwerfung nördlich des aktuellen Erdbebenclusters. Dieser liegt an dem beschriebenen kleineren Segment des Störungssystems, das im Norden von der Amorgos-Verwerfung und im Süden von der Anafi-Astypalea-Störung begrenzt wird. Zwischen diesen beiden Störungen entstand der Graben, in dem die Vulkane Santorin und Kolumbos liegen.

Santorin: Schwarmbeben verursacht Fluchtbewegung

Schwarmbeben bei Santorin im vollen Gang – Panik löst Flucht aus

Datum 03.02.25 | Zeit: 12:17:42 UTC | Koordinaten: 36.648 ; 25.654 | Tiefe: 13 km | Mb 5,1

Das Schwarmbeben nordöstlich von Santorin geht unvermindert weiter. Es wurden inzwischen Hunderte Erdbeben mit Magnituden zwischen 2 und 5,1 registriert, wobei das letztgenannte Beben erst vor wenigen Minuten registriert wurde. Die Beben konzentrieren sich vor der Küste der Vulkaninsel und unweit des submarinen Vulkans Kolumbos. Die Hypozentren liegen in Tiefen zwischen 5 und 17 Kilometern. Der Ursprung der Beben ist weiterhin ungeklärt. Sie können infolge einer magmatischen Gangintrusion entstehen, die vom Kolumbos ausgeht, oder durch Magmenaufstieg verursacht werden. Da der Vulkan am Südwestende eines Rifts mit mehreren signifikanten Störungen liegt, sind auch tektonisch bedingte Erdbeben denkbar. Die Beben liegen allerdings nicht genau auf einer Störungszone (schwarze Linien in der Shakemap), sondern dazwischen. Es lässt sich auch nicht ausschließen, dass unterirdische Magmabewegungen die Störungen aktivieren oder dass es vergleichbar mit Awash und Island ein verstärktes Rifting gibt, bei dem eine Magmenintrusion eine Rolle spielt.




Zusammenfassend lassen sich nach aktuellem Kenntnisstand 4 Szenarien aufstellen:

  • Die Beben sind magmatischen Ursprungs und stehen mit Magmenaufstieg und/oder Gangintrusion in Verbindung
  • Aufsteigendes Magma (magmatische Fluide) löst tektonische Erdbeben aus, indem es Spannungen erzeugt und Störungszonen aktiviert
  • Die Seismizität ist rein tektonischen Ursprungs und spielt sich an Störungszonen ab ohne Einfluss von Fluiden
  • Es kommt zu einer Rifting-Episode mit Magmaeinfluss

Ich habe die Szenarien in der Reihenfolge -nach meiner Einschätzung- abnehmender Wahrscheinlichkeiten angeordnet. Bei den tektonisch geprägten Szenarien könnte ein Starkbeben die Folge sein. Sollte es einen größeren magmatischen Einfluss geben, könnte es zu einem submarinen Vulkanausbruch kommen. In der Folge beider Möglichkeiten ist die Entstehung eines Tsunamis nicht ausgeschlossen.

Für die Bewohner der Inselwelt um Santorin könnten schwerwiegende Konsequenzen entstehen. Entsprechend besorgt ist man dort. Besonders auf Santorin geraten viele Menschen in Panik. Viele übernachteten in ihren Autos oder im Freien, weil sie ein starkes Erdbeben fürchteten. In Medienberichten heißt es, dass viele Menschen die Insel verlassen möchten und sich vor den Ticketverkaufsstellen der Fährgesellschaften lange Schlangen bildeten. Auch die Flüge sind nahezu ausgebucht.

Die Wahrscheinlichkeit eines Starkbebens

Doch wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit eines Starkbebens? Es ist zwar richtig, dass es Erdbebenschwärme vor einem Starkbeben geben kann, doch meistens treten sie nach einem Starkbeben in Form von Nachbeben auf. Ich halte die Wahrscheinlichkeit eines Starkbebens mit Magnituden größer 7 für vergleichsweise gering, obwohl es nicht ausgeschlossen ist, dass sich so ein Beben ereignen könnte.

Ein Vulkanausbruch, der sich an der Wasseroberfläche auswirkt, ist zwar möglich, aber nach aktuellem Stand der Dinge nicht sehr wahrscheinlich. Der Kraterboden von Kolumbos liegt in 500 m Tiefe, außerdem bebt es weniger im Kraterbereich des Vulkans, sondern an seiner nordöstlichen Basis, wo das Wasser noch deutlich tiefer ist. Sollte es hier zu einer Eruption kommen, ist zunächst mit Wasserverfärbungen und Entgasungen, schwimmende Bimssteine und toten Fischen zu rechnen. Damit surtseyanischen Eruptionen entstehen, müsste der Vulkan erst noch wachsen.

Dennoch sollte man auf Santorin und den umgebenden Inseln eine gewisse Vorsicht walten lassen und besonders gefährdete Gebiete meiden: In der Nähe von Klippen drohen Steinschläge und bereits mittelstarke Erdbeben könnten zu Gebäudeschäden führen. Den Anweisungen der örtlichen Behörden ist Folge zu leisten und man sollte sich vor Ort bei offiziellen Stellen informieren.

Weiterführender Link: Video Santorin: Impressionen der Insel

Italien: Mehrere Erdbeben bei Siena in der Toskana

Siena
Blick über die Dächer von Siena. Der Dom dominiert das Bild. © Marc Szeglat

Italienische Toskana von Erdbebenserie bei Siena heimgesucht – Schulen bleiben geschlossen

Datum 02.02.25 | Zeit: 18:11:53 UTC | Koordinaten: 43.269 ; 11.388 | Tiefe: 3,5 km | Mb 3,2

In der italienischen Toskana gab es eine Erdbebenserie, die bei den Behörden und der Bevölkerung für große Unruhe sorgte. Obgleich die Magnituden der Beben nicht sehr hoch waren, fürchtete man, dass es Vorbeben zu stärkeren Ereignissen sein könnten. Daher bleiben Schulen und öffentliche Einrichtungen wie Museen heute in der Region geschlossen.

Insgesamt wurden neun Beben mit Magnituden zwischen 2 und 3,2 registriert. Von letztgenannter Magnitude gab es gleich zwei Erschütterungen, die in der Nähe des Epizentrums wahrgenommen wurden. Das Epizentrum wurde 7 km südöstlich von Siena verortet. Der Erdbebenherd lag in nur 3500 m Tiefe. Florenz liegt ca. 60 Kilometer vom Ort des Geschehens entfernt.

Siena befindet sich im Hinterland des Apennin-Gebirges, dessen Orogenese mit der Plattenkollision von Afrika und Europa entlang des Adriatischen Sporns im Zusammenhang entsteht. Doch auch wenn die Plattenkollision übergeordnet eine Rolle bei der Erdbebenentstehung in Italien spielt, gibt es regionale Einflüsse, die letztendlich auch Erdbeben abseits dieser Kollisionszone auslösen können. Bei Siena kommt es zu einer Divergenz infolge eines langsamen Riftingprozesses, der zur Absenkung des Siena-Radicofani-Beckens führte. Das langgestreckte Becken verläuft in NNW-SSO-Richtung und besteht aus zwei Hauptsektoren: dem nördlichen Siena-Becken und dem südlichen Radicofani-Becken.

Der östliche Beckenrand wird durch zwei Abschiebungen begrenzt. Im nördlichen Teil wird diese Struktur als „Rapolano-Verwerfung“ und im südlichen Teil als „Cetona-Verwerfung“ bezeichnet. Die aktuellen Beben manifestierten sich im südlichen Teil des Beckens und stehen daher wahrscheinlich mit der letztgenannten Verwerfung in Verbindung. In der Gegend gibt es auch heiße Quellen, die von magmatischer Aktivität im Untergrund zeugen, genauso wie das alte Vulkansystem von Radicofani.

Siena wurde in seiner Geschichte mehrmals von starken Erdbeben getroffen. Eines der folgenreichsten manifestierte sich am 26. Mai 1798. Dieses Beben richtete u.a. große Zerstörungen an der Basilika an.

Santorin: Massiver Erdbebenschwarm bei Kolumbos

Massiver Erdbebenschwarm erschüttert submarinen Vulkan Kolumbos nordöstlich von Santorin

Der Unterwasservulkan Kolumbos wird von einem massiven Erdbebenschwarm gerockt, wie ich ihn an diesem Vulkan noch nicht gesehen habe. Beeindruckend ist nicht nur die große Anzahl an Erdbeben, sondern auch deren Magnitude: Die meisten Erschütterungen spielen sich gerade im Dreierbereich ab, wobei es auch mehrere Magnituden im Viererbereich gab. Der stärkste Erdstoß manifestierte sich heute Mittag um 12:55 UTC und brachte es auf M 4,8. Seit letzter Woche steigert sich die Seismizität kontinuierlich und es werden enorme Mengen Energie freigesetzt. Was in den Erdbebenlisten fehlt, sind schwache Beben mit Magnituden kleiner als 2.

Schaut man sich das Seismogramm einer Messstation auf Santorin an, dann erkennt man ein tremorähnliches Signal, so schnell kommen die Erdbeben hintereinander. Die Grafik wurde mir übrigens von Vnet-Leser Peter K. zugeschickt.

Sollte es sich um vulkanisch bedingte Erdbeben handeln, dann findet wohl gerade die Bildung eines magmatischen Gangs statt oder aber Magmenaufstieg und es könnte in letzter Instanz auf einen Unterwasservulkanausbruch hinauslaufen. Ober er in Kürze oder erst in Tagen oder Wochen stattfinden wird, lässt sich bis jetzt nicht sagen. Die Caldera von Santorin ist von der Aktivität augenblicklich nicht betroffen. Hier rechne ich nicht mit einer unmittelbar bevorstehenden Eruption.

Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass der Schwarm tektonischer Natur ist, denn Kolumbos liegt auf einer markanten Störungszone, von der schon verheerende Erdbeben ausgegangen sind, bei denen mindestens ein Tsunami entstand. In diesem Fall bleibt zu hoffen, dass das Schwarmbeben angestaute Spannungen komplett abbaut, ohne dass es zu einem Starkbeben kommt. Wie ich bereits gestern in meinem Update zu Santorin schrieb, wird der Ursprung der Beben kontrovers diskutiert.

Tsunami könnte drohen

Für Beobachter aus der Ferne jedenfalls eine spannende Situation, für die Bewohner und Besucher der ägäischen Inselwelt eine besorgniserregende Entwicklung, die selbst im Falle eines Unterwasserausbruchs in einem Tsunami gipfeln könnte. Von so einer riesigen Hafenwelle, die erst ihre ganze Macht entfaltet, wenn sie auf flache Küstengewässer trifft, geht nicht nur eine Bedrohung für die umliegenden Inseln aus, sondern auch für die Küsten des östlichen Mittelmeeres. Ohne Panik schüren zu wollen, sollte man eine Fluchttasche griffbereit halten und sich einprägen, wie man in kürzester Zeit höher gelegenes Gelände erreicht. Im Falle eines Starkbebens sollte man auch die Bausubstanz seines Aufenthaltsortes im Auge behalten und hier ebenfalls nach Schutz- und Fluchtmöglichkeiten Ausschau halten. Im Falle eines Erdbebens bleiben nur Sekunden, um Deckung zu suchen. Ein Tsunami erreicht umliegende Küsten in Minutenschnelle.

Deutschland: Erdbeben in Sachsen

Erdbeben M 2,6 am Rand der Sächsischen Schweiz detektiert – Bebenzeugen berichten über Wahrnehmungen

Datum 01.02.25 | Zeit: 08:12:14 UTC | Koordinaten: 51,003 ; 13,914 | Tiefe: 0,1 km | Mb 2,6

Gestern Morgen kam es verschiedenen Medienberichten zufolge im Bundesland Sachsen zu einem Erdbeben der Magnitude 2,6. Das Epizentrum lag im südöstlich von Dresden gelegenen Graupa im Kreis Pirna. Der Erdstoß wird weder in den Erdbebenlisten vom GFZ noch beim EMSC geführt. Meine Internetrecherche zu öffentlich zugänglichen Seismogrammen des Sächsischen Erdbebendienstes verlief zunächst erfolglos, doch dann habe ich wenigstens einen Listeneintrag auf der Website „Seismologie in Mitteldeutschland“ gefunden, die von offizieller Stelle in Thüringen betrieben wird und den Erdstoß bestätigt.

In den Medien werden zudem Bebenzeugen zitiert, die von einem lauten Knall gefolgt von Grollen und leichten Erschütterungen berichten. Tatsächlich lag der Erdbebenherd nur in 100 m Tiefe unter dem Meeresspiegel und somit ungewöhnlich nahe an der Erdoberfläche. Graupa liegt 164 m über dem Meeresspiegel, also hat sich das Beben in keine 300 m Tiefe zugetragen. Der Ort befindet sich im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Wie der Name Erzgebirge vermuten lässt, gibt es in der Region zahlreiche alte Bergwerksstollen, die oberflächennah liegen und in denen verschiedenste Metallerze und andere mineralische Rohstoffe gefördert wurden. Die Vermutung liegt nahe, dass es zu einem Bergsturz in einem dieser alten Stollen gekommen ist.

Ein tektonischer Zusammenhang lässt sich allerdings auch nicht ausschließen, denn in der Region Pirna gibt es mehrere Jahrmillionen alte Störungszonen der sogenannten Elbzone, die eigentlich als inaktiv angesehen wird. Die markantesten sind die Westlausitzer Störung und die Mittelsächsische Störung, die südlich von Pirna liegen, während sich Graupa nördlich davon befindet.

Was als ausgeschlossen gilt, ist ein direkter Zusammenhang mit den Schwarmbeben im weiter südlich liegenden Vogtland. Hier hatte es Anfang Januar eine deutlich erhöhte Seismizität und Schwarmbeben an 3 Lokationen gegeben, die mit dem Cheb-Becken und dem Egergraben in Zusammenhang standen. Die Aktivität dort schwächte sich in den letzten Tagen ab, aber es kommt immer noch sporadisch zu Erschütterungen. Die letzten Beben gab es am 31. Januar und hatten Magnituden kleiner 2. Interessant ist allerdings, das die NW-SE streichenden Störungszonen aus dem Erzgebirge in Böhmen senkrecht auf die Verlängerung des Egergrabens stoßen.

Fentale: Anhaltende Dampfemissionen

Satellitenfoto zeigt anhaltende Dampfemission am Fentale – Seismizität rückläufig

Auf dem jüngsten öffentlich zugänglichen Sentinel-Satellitenfoto vom äthiopischen Vulkan Fentale, das am 27. Januar aufgenommen wurde, erkennt man weiterhin die stationäre Wolke über der Caldera hängen, während es in der Umgebung des Vulkans wolkenlos ist. Bei genauerer Betrachtung des Fotos erkennt man entlang der Ränder eines alten Lavastroms Dampf aufsteigen. Hierbei handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um fumarolische Aktivität entlang neu gebildeter Frakturen im Calderaboden. Diese Rissbildungen und Entgasungen dürften mit der Magmaintrusion in Verbindung stehen, die in der ersten Monatshälfte aktiv war.

Entlang der Intrusion konnte man auf einer Länge von ca. 35 Kilometern eine signifikante Bodenhebung ausmachen, die bis zu 130 Zentimeter betrug. An einigen Stellen kam es auch zu Subsidenz, so z. B. in der Schlussphase der Intrusion, als am Fentale der Boden absackte. Durch diese Bodenbewegungen könnten die Risse entstanden sein, aus denen nun die Fumarolengase magmatischen Ursprungs austreten. Ich vermute, dass sich trotz der Deflation unter dem Vulkan noch Magma befindet. Ob es allerdings bald zu einer Eruption kommen wird, lässt sich ohne weitere Daten nicht seriös beurteilen. Das Eruptionsrisiko steigt aber, wenn weitere Intrusionen stattfinden sollten.

Die Intrusion des magmatischen Gangs ging mit einer Rifting-Episode entlang des Awash-Segmentes des ostafrikanischen Grabenbruchs einher. Intrusion und Rifting lösten einen Schwarm mittelstarker Erdbeben aus. Die seismische Aktivität hat in den letzten Tagen deutlich nachgelassen, so dass es so aussieht, als käme die aktuelle Episode zu einem Ende. Es war aber schon die zweite Gangbildung der letzten Monate und es kann gut sein, dass weitere Episoden stattfinden werden.

Die starke Erdbebentätigkeit bei Awash hatte offenbar keinen anregenden Einfluss auf den ca. 550 Kilometer entfernt liegenden Vulkan Erta Alé. Auf dem Satellitenbild vom gleichen Datum erkennt man im Infrarotbereich nur drei kleine Hotspots, die von heißen Förderschloten der Hornitos zeugen.