Türkei: Erdbeben Mb 5,0 am 27.10.24

Mittelstarkes Erdbeben in Region Gaziantep – Zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen

Datum 27.10.24 | Zeit: 17:07:10 UTC | Koordinaten: 37.637 ; 36.072 | Tiefe: 10 km | Mb 5,0

Die türkische Erdbebenregion bei Gaziantep wurde von einem mittelstarken Erdbeben der Magnitude 5,0 heimgesucht. Das Epizentrum des Erdstoßes wurde 30 km nordöstlich von Kozan verortet. Die Tiefe des Erdbebenherds wurde auf 10 Kilometer fixiert, was bedeutet, dass der Erdstoß in geringer Tiefe stattfand. Diese Daten stammen vom EMSC. Nach Angaben des GFZ lag die Magnitude bei 4,8. Der türkische Erdbebendienst stellte die Tiefe des Erdbebenherds mit 20 Kilometern fest.

Auf der Shakemap mit den Wahrnehmungsmeldungen erkennt man, dass der Erdstoß noch im 400 Kilometer entfernten Beirut wahrgenommen werden konnte. Nahe des Epizentrums könnte es zu leichten Gebäudeschäden gekommen sein. In bereits vorgeschädigten Häusern könnten auch größere Schäden aufgetreten sein. Meldungen hierüber liegen aber nicht vor.

Es gab mehrere schwächere Nachbeben, wobei das Hauptbeben wiederum als Nachbeben der katastrophalen Erdbebenserie vom Februar 2023 betrachtet werden kann, die in der Region extreme Verwüstungen verursachte und mehr als 57.000 Menschenleben forderte. Gut 316.000 Wohnungen wurden damals unbewohnbar und ca. 1,9 Millionen Menschen verloren ihr Zuhause. Die Region hat sich noch lange nicht von den Auswirkungen der Katastrophe erholt. Viele Menschen leben noch heute in Notunterkünften und Containerhäusern.

Die Ursache für die außerordentlich hohe Seismizität der Region liegt nach allgemeiner Auffassung in der Ostanatolischen Verwerfungszone begründet. Sie stellt die 1200 Kilometer lange Nahtstelle zwischen der Anatolischen und Arabischen Platte dar und zählt zu den aktivsten Störungszonen der Welt. Im Bereich der Küstentiefebene bei Adana, in der sich der Erdstoß gestern manifestierte, zweigt eine weitere bedeutende Störungszone von der Ostanatolischen Störung ab: die Levante-Störung. Einige Autoren machen sie für den Doppelschlag der beiden katastrophalen Erdbeben vom Februar letzten Jahres verantwortlich. Die Levante Störung ist genauso lang wie die Ostanatolische Verwerfung und verläuft von Nord nach Süd im Küstenbereich der Arabischen Halbinsel und mündet in den Ozeanischen Rücken des Roten Meeres, über das sie mit dem Ostafrikanischen Graben gekoppelt ist. Entlang der Levante-Störung stoßen mehrere Kontinentalplatten zusammen, doch die Prozesse entlang dieser Störungszone sind noch nicht gut verstanden.

Äthiopien: Weiteres Erdbeben nahe Vulkan Fentale

Erdbeben Mb 5,0 nahe des äthiopischen Vulkans Fentale – Neue InSAR-Aufnahme verfügbar

Datum 26.10.24 | Zeit: 12:22:01 UTC | Koordinaten: 9.040 ; 39.860 | Tiefe: 10 km | Mb 5,0

Am südlichen Ende des äthiopischen Afar-Dreiecks ereignete sich gestern um 12:22:01 UTC ein weiteres mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,0. Der Erdbebenherd lag in 10 Kilometern Tiefe, und das Epizentrum wurde vom EMSC 17 km nord-nordwestlich von Metahāra in der Region Awash lokalisiert. Das Beben war erneut in einem großen Umkreis spürbar, jedoch löste es nicht die gleiche Besorgnis aus wie die stärkeren Erschütterungen zu Beginn der Erdbebenserie, die Anfang September begann und für Beunruhigung sorgt. In den sozialen Medien kursieren Bilder von Erdspalten, und es wurden Schäden an alten, maroden Gebäuden gemeldet. Augenzeugen berichten von zahlreichen spürbaren Erdstößen, die jedoch von internationalen Erdbebendiensten nicht erfasst werden, da in der Region keine Instrumente vorhanden sind, um schwächere Beben zu detektieren. Diese Berichte lassen sich nicht unabhängig überprüfen, da kaum westliche Journalisten vor Ort sind und wissenschaftliche Stellungnahmen fehlen.

Die Website Erdbebennews hatte bereits vor zwei Wochen eine selbst gerenderte InSAR-Aufnahme veröffentlicht, die eine Bodendeformation nördlich des Vulkans Fentale zeigt. Letzte Woche folgte ein weiteres Interferogramm, das von NERC-COMET auf X (ehemals Twitter) veröffentlicht wurde. Es besteht aus drei Bildern, die Daten zwischen Mitte September und Mitte Oktober umfassen. Auch hier erkennt man eine Anhebung der Erdoberfläche, deren Muster auf die Intrusion eines magmatischen Gangs hindeuten könnte. Auf der dritten Aufnahme ist jedoch zu sehen, dass die Hebung nachgelassen hat. Wie ich bereits zuvor erwähnte, sollten diese Daten mit Vorsicht betrachtet werden, da es in diesem Gebiet im Oktober Warnungen vor möglichen Überschwemmungen gab. So könnte ein Hochwasser führendes Gewässer die Geo-Daten verfälscht haben. Sollte die Hebung nicht durch einen magmatischen Gang verursacht worden sein, könnten die Erdbeben tektonischen Ursprungs sein, da sich hier der Ostafrikanische Grabenbruch befindet.

Erdbeben am Sonntag

Erdbebenübung des Katastrophenschutzes in Baden Württemberg

Dass es in Deutschland zu stärkeren Erdbeben mit großem Zerstörungspotenzial kommen kann, ist nicht jedem bekannt. Daher war das bei uns selten ein zentrales Thema des Katastrophenschutzes. Umso bemerkenswerter ist die Katastrophenübung „Magnitude“ mit internationaler Beteiligung, die in mehreren Lokationen in Baden-Württemberg stattfand und am Donnerstag begann und Samstag endete. Im Rahmen der Übung wurden verschiedene Szenarien durchgespielt, wie sie nach einem starken Erdbeben der Magnitude 6,9 im Oberrheingraben auftreten könnten. Die letzten Übungen gestern wurde auf einem Truppenübungsplatz der Bundeswehr sowie auf einem Gelände der Landesfeuerwehrschule in Bruchsal durchgeführt.

Zum Abschluss der Übung wurde unter Beteiligung mehrerer regionaler und internationaler Feuerwehren aus Österreich und Griechenland sowie des deutschen THW der Umgang mit einem simulierten Gefahrgutunfall geprobt. Zwar könnte ein solches Szenario auch im Zuge eines Erdbebens auftreten, doch meiner Meinung nach ist dies ein Szenario, das Einsatzkräfte auch in alltäglichen Übungen simulieren können. Bei einer Erdbebensimulation hingegen sind die Bergung verschütteter Menschen und die Notfallversorgung großer Menschenmengen wichtiger. Tatsächlich wurde in den ersten Stunden der Übung auch die Räumung einer Trümmerstrecke geprobt, bei der etwa 950 Einsatzkräfte im Einsatz waren.

„Bei Katastrophen kommt es auf schnelle und professionelle Hilfe an“, betonte Innenminister Thomas Strobl (CDU) laut einer Pressemitteilung. Nach einem schweren Erdbeben sei es entscheidend, zunächst verschüttete Personen zu retten und die Grundversorgung sicherzustellen. Weitere Herausforderungen wie Gefahrstoffaustritte oder die Verunreinigung des Trinkwassers könnten jedoch ebenfalls auftreten, auf die sich die Einsatzkräfte einstellen müssten.

Es ist gar nicht so unwahrscheinlich, dass es entlang des Oberrheingrabens zu einem stärkeren Erdbeben kommt, das die geübten Szenarien zur Realität werden lässt. So war es dann auch Baden-Württemberg, das als erstes Bundesland in Deutschland von der EU-Kommission die Genehmigung für eine internationale 36-Stunden-Katastrophenschutzübung erhielt. Tatsächlich ereignete sich das stärkste Erdbeben in Deutschland jedoch nicht am Oberrhein, sondern in Düren, am Rand der Niederrheinischen Bucht, also im Bundesland Nordrhein-Westfalen. Die Rede ist vom Dürener Erdbeben vom 18. Februar 1756, dessen Magnitude nachträglich auf 6,4 geschätzt wurde. In Düren starben zwei Menschen, und es kam zu erheblichen Gebäudeschäden, die bis nach Köln spürbar waren.

Sprengung von Waffen im Grenzgebiet Israel-Libanon löste starke Erschütterungen aus

Derweilen gab es gestern noch an einem anderen Ort einen Erdbebenalarm, der mit Deutschland auf schicksalhafter Weise verbunden ist: In Israel wurde ein seismisches Signal registriert, das aber nicht natürlichen Ursprungs war, sondern von der kontrollierten Sprengung eines Waffendepots der Hisbollah-Terroristen von Seiten der israelischen Armee ausgelöst wurde. Die Anwohner im Umfeld der ungewollten Erdbebensimulation berichteten von starken Erschütterungen und wackelnden Möbeln. Zudem waren grollende Geräusche zu hören gewesen.

Natürlich hat es auch in den letzten 24 Stunden wieder einige besonders interessante Erdbeben gegeben. Darunter ein weiteres Beben Mb 5,0 beim Vulkan Fentale in Äthiopien und eine Erschütterungen Mb 2,9 unter dem isländischen Vulkan Bardarbunga. Doch darüber später mehr.

Campi Flegrei: Mehr als 20 Erdbeben

Erhöhte Seismizität in der Campi Flegrei – Mehr als 20 Beben innerhalb von 36 Stunden

Die süditalienische Caldera Campi Flegrei ist weiterhin Schauplatz erhöhter seismischer Aktivität, die sich in den 36 Stunden steigerte. In diesem Zeitraum ereigneten sich mehr als 20 schwache Erschütterungen. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 1,9 und ein Hypozentrum in 2200 Metern Tiefe. Das Epizentrum befand sich unter dem Westrand der Solfatara. Die meisten anderen Beben waren deutlich schwächer, lagen aber auch größtenteils im Umfeld des bekannten Kraters, der laut einigen Autoren eigentlich ein Trockenmaar sei soll.

Ein Maar ist eigentlich ein spezieller Typ von Krater, der durch eine phreatomagmatische Explosion entsteht. Wenn aufsteigendes Magma auf Grundwasser trifft, kommt es zu einer heftigen Dampfexplosion, die eine breite, flache Senke in die Erde reißt. Das ausgestoßene Material lagert sich in einem Ringwall ab, während der Krater nicht in einem klassischen Vulkan abgesenkt ist. Zwar treffen einige dieser Kennzeichen auf die Solfatara zu, dennoch habe ich meine Probleme damit, sie als klassisches Maar anzusehen, da zwar der aktuelle Krater monogenetisch entstanden ist, aber an dieser Stelle bereits zuvor vulkanische Aktivität gab, die sich auch bis heute fortsetzt.

Beobachtungen in der letzten Woche

Die aktuellen Erdbeben stehen mit der Bradyseismos-Phase zusammen, die bereits 2005 begann und sich durch Erdbeben auszeichnet, die mit einer Bodenhebung im Zusammenhang stehen. In diesem Jahr hob sich der Boden bereits um 160 mm. Dem aktuellen Wochenbericht vom INGV ist zu entnehmen, dass die Hebegeschwindigkeit weiter bei 10 mm pro Monat liegt. Im Beobachtungszeitraum 14.10. – 20.10.24 wurden 18 Erdbeben detektiert. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 1,8. Die Gastemperatur der Fumarole von Pisciarelli lag bei 95 Grad und damit um einen Grad niedriger als in den letzten Wochen. Der Gasausstoß blieb hoch und folgt dem mehrjährigen Trend der Druckbeaufschlagung des Systems.

Island: Erhöhte Seismizität unter dem Vatnajökull

Vermehrte Erdbebenaktivität im Bereich vom Vatnajökull – Erdbeben auch in Nähe der Lakispalte

Auf Island gibt es aktuell nicht nur Erdbeben auf der Reykjanes-Halbinsel, wo sich der nächste Vulkanausbruch zusammenbraut, sondern auch im Bereich des größten Gletschers Europas, des Vatnajökull. In den letzten 48 Stunden wurden 33 Erdbeben registriert, vor allem unter den Vulkanen Bárðarbunga und Grímsfjall/Grímsvötn. Es gab aber auch einige Erschütterungen südwestlich der Eisbedeckung, die bereits dem Laki-System zugerechnet wurden, das sich rund 16 Kilometer vom Epizentrum in Form der bekannten Kraterreihe präsentiert. Dort kam es im Jahr 1783 zu einer der größten Spalteneruptionen in historischen Zeiten auf Island. Die meisten Erdbebenherde lagen in Tiefen zwischen 3 und 9 Kilometern und hatten geringe Magnituden. Das stärkste Beben erreichte eine Magnitude von 1,5. Drei der Beben wurden der Askja zugerechnet. Am Herðubreið blieb es diesmal still.




Am Grímsfjall wird aktuell eine rapide steigende Bodenhebung angezeigt, die Anfang Oktober begann und mittlerweile 20 mm beträgt. Allerdings kam es dort immer wieder zu vergleichbaren Hebungen, die sich nach einigen Tagen oder Wochen wieder auflösten. Daher ist bei der Interpretation der angezeigten Daten Vorsicht geboten, da auch andere Ursachen als eine Bodenanhebung dahinterstecken könnten. Bevor man sich also auf einen möglicherweise bevorstehenden Vulkanausbruch freut oder fürchtet (je nach Standpunkt des Betrachters), sollten die Interpretationen der Vulkanologen abgewartet werden.

Die Hebung im Svartsengi-Bereich auf der Reykjanes-Halbinsel hingegen wird eindeutig interpretiert: Seit dem Ende der letzten Eruption Anfang September hat sich der Boden dort um etwa 22 Zentimeter angehoben. Es sind weitere 10 Zentimeter nötig, um das Bodenhebungsniveau zu erreichen, das vor der letzten Eruption gemessen wurde. Obwohl es jederzeit ohne weitere Ankündigung zu einer Eruption kommen könnte, steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Ausbruch ab dem Zeitpunkt, an dem das vorherige Bodenhebungsmaximum erreicht wird, deutlich. Ich denke, diesen Punkt erreichen wir Ende November/Anfang Dezember. Vermutlich dauert es dann noch einmal 3–4 Wochen, bis wir tatsächlich einen Ausbruch sehen werden, da bei den letzten Ausbrüchen das Bodenhebungsmaximum deutlich überschritten werden musste. Jeder folgende Ausbruch war dafür auch stärker als der vorherige.

El Hierro: Erdbeben Mb 3,5

Spürbares Erdbeben Mb 3,5 erschütterte Südküste der Kanareninsel El Hierro

Datum 25.10.24 | Zeit: 05:38:03 UTC | Koordinaten: 27.631 ; -17.951 | Tiefe: 22 km | Mb 3,5

Heute Morgen um 05:38:03 UTC (06:38:03 Uhr Lokalzeit) erschütterte ein theoretisch spürbares Erdbeben der Magnitude 3,5 die Südküste der Kanareninsel El Hierro. Das Epizentrum wurde vom EMSC 20 km südlich von Valverde lokalisiert. Der Erdbebenherd lag in 22 Kilometern Tiefe, was der Grund ist, warum ich schrieb „theoretisch spürbar“, denn obwohl das Beben oberhalb der Wahrnehmbarkeitsgrenze vom M 3,0 lag, sind bis jetzt beim EMSC keine entsprechenden Berichte eingegangen. Dennoch ist das Beben interessant, da es sich kurz vor der Küste bei La Restinga manifestierte. In dem Bereich bildete sich im Jahr 2011 der bekannte Unterwasservulkan El Discreto. Der Eruption voran ging eine Phase mit sich steigender Erdbebenaktivität. Tatsächlich wird in den letzten Monaten eine leichte Zunahme der Erdbebentätigkeit bei El Hierro beobachtet, und es ist nicht ganz ausgeschlossen, dass sich hier langsam wieder Druck im unterirdischen Magmaspeichersystem aufbaut.




In den vergangenen Tagen gab es im Bereich der Kanaren mehrere Erdbeben mit Magnituden im Dreierbereich. So ereignete sich am 17. Oktober ein Beben M 3,3 vor der Südküste von Gran Canaria und am 13. Oktober wurde eine Erschütterung zwischen den Inseln und Afrika festgestellt.

Zwischen den beiden Inseln Teneriffa und Gran Canaria hält die seismische Aktivität seit Monaten an und konzentriert sich auf das Areal, in dem es nicht nur eine Störungszone gibt, sondern auch den Unterwasservulkan Enmedio. An einer bislang nicht so oft in Erscheinung getretenen Zone an der Nordküste von Gran Canaria bebte es ebenfalls auffällig oft.

Von besonderem Interesse ist ein kleiner Erdbebenschwarm, der sich vor 14 Tagen auf Teneriffa im Bereich des Vulkans Pico del Teide zutrug. Die Beben waren von geringen Magnituden und lagen in Tiefen von mehr als 10 Kilometern. Also dort, wo es zuerst bebet, wenn magmatische Fluide aufsteigen.

Anmerkung: Der Lokator auf der Karte zeigt nicht das Beben bei El Hierro an. Die Insel findet Ihr links im Bild.

Kurilen: Erdbeben Mw 6,2 nahe Vulkan Ebeko

Starkes Erdbeben der Magnitude 6,2 erschütterte Kruileninsel Paramushir – Aktive Vulkane in der Nähe

Datum 23.10.24 | Zeit: 14:38:04 UTC | Koordinaten: 49.411 ; 155.621 | Tiefe: 41 km | Mw 6,2

Ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,2 ereignete sich am 23. Oktober 2024 um 14:38 UTC vor der Küste der Kurileninsel Paramushir. Das Epizentrum wurde vom EMSC etwa 145 Kilometer südlich von Severo-Kuril’sk lokalisiert. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 41 Kilometern, weshalb sich das Erdbeben an der Oberfläche weniger stark auswirkte, als es die Magnitude vermuten ließe. Aufgrund der Tiefe des Erdbebenherds gab es auch keine Tsunamigefahr. Dennoch war das Beben stark genug, dass es in Severo-Kuril’sk spürbar gewesen sein dürfte. Es liegen jedoch keine Wahrnehmungsmeldungen vor, was möglicherweise politische Gründe hat oder darauf zurückzuführen ist, dass russische Bürger ihre Wahrnehmungen nicht unbedingt an europäische Erdbebendienste weitergeben.

Die Region, die das Beben erschütterte, ist bekannt für ihre seismische Aktivität, da die Kurilen in einem Bereich liegen, in dem die Pazifische Platte unter die Eurasische Platte subduziert wird. Dieser Prozess führt auch zur Bildung von Magma, weshalb die Region zahlreiche aktive Vulkane aufweist, deren Aktivität durch das Erdbeben potenziell beeinflusst werden könnte.

In unmittelbarer Nähe des Epizentrums befindet sich der Vulkan Ebeko, der auf Paramushir liegt. Der Ebeko zeichnet sich durch regelmäßige Ascheeruptionen aus, bei denen Vulkanasche in Höhen aufsteigen kann, die eine Gefahr für den Flugverkehr darstellen. Besonders Flugzeuge, die den Lokalflughafen von Severo-Kuril’sk anfliegen, sind potenziell gefährdet. Die letzte VONA-Meldung zu Aschewolken des Ebeko datiert vom 16. Oktober und liegt somit vor dem Erdbeben.

In der Umgebung befinden sich noch andere aktive Vulkane, darunter:

Alaid – Ein stratovulkanischer Berg auf der Insel Atlasova und der höchste Vulkan der Kurilen, der gelegentlich durch explosive Ausbrüche in Erscheinung tritt.
Chirinkotan – Ein Vulkan auf der gleichnamigen Insel, der häufig Aschewolken produziert und zum zentralen Vulkangürtel der Kurilen gehört.
Sarychev Peak – Ein weiterer aktiver Vulkan auf der Insel Matua, bekannt für heftige Ausbrüche wie jenen im Jahr 2009.

Da die Kurilen häufig von seismischer Aktivität betroffen sind, wird die Region fortlaufend überwacht, um mögliche Folgen für Vulkane und Küstenregionen frühzeitig zu erkennen.

Deutschland: Erdbeben M 3,1 in Brandenburg

Erdbeben M 3,1 konnten in Teilen von Brandenburg gespürt werden

Datum 18.10.24 | Zeit: 10:50:51 UTC | Koordinaten: 10:50:51 | Tiefe: 10 km | Mb 3,1

Gestern Morgen bebte die Erde im deutschen Bundesland Brandenburg mit einer Magnitude von 3,1. Das Epizentrum befand sich 14 Kilometer östlich von Herzberg. Das bekanntere Dresden liegt 72 Kilometer südlich des Epizentrums. Die Tiefe des Erdbebenherds wurde vom EMSC mit 10 Kilometern angegeben. Diese Angabe basiert jedoch auf einer fixierten Tiefe, da die genaue Tiefe nicht ermittelt werden konnte. Es wird jedoch von einem flach liegenden Erdbebenherd ausgegangen. Der Grund für die fehlende Tiefenangabe könnte in der geringen Dichte des regionalen Geophonen-Netzwerks liegen. Da Erdbeben in dieser Region selten sind, ist das Netzwerk möglicherweise unterdimensioniert. Deshalb dürften die meisten Anwohner in der Umgebung von Herzberg auch überrascht gewesen sein, wobei es nur sehr wenige Meldungen über Wahrnehmungen des Bebens gab. Dies könnte darauf hindeuten, dass das Beben nur schwach zu spüren war, was möglicherweise auf eine größere Tiefe des Hypozentrums schließen lässt.

Brandenburg liegt in einem tektonisch ruhigen Gebiet, weit entfernt von aktiven Plattengrenzen, wo Erdbeben häufiger auftreten. Das Gebiet gehört schon fast zur Osteuropäischen Kratonplattform, die geologisch als stabil gilt. Es gibt in dieser Region keine größeren Verwerfungen, die für signifikante tektonische Aktivität bekannt sind.

Spürbare Erdbeben sind in Brandenburg sehr selten und stehen wenn sie auftreten oft im Zusammenhang mit Spannungen innerhalb der Erdkruste, die durch isostatische Bewegungen (etwa aufgrund der Hebung nach dem Abschmelzen der Gletscher der letzten Eiszeit) oder durch Fernwirkungen von Aktivitäten an den Plattengrenzen (wie in den Alpen oder der Mittelmeerregion) entstehen können.

Zudem gibt es in der Region einige alte geologische Strukturen, wie die sogenannte „Elbe-Linie“, eine geologische Störzone entlang der Elbe, die in der Vergangenheit leichte seismische Aktivitäten verursacht hat. Obwohl dies keine hochaktive tektonische Zone ist, können durch langanhaltende Spannungen in der Erdkruste gelegentlich kleinere Erdbeben auftreten, wie das kürzlich in Herzberg beobachtete Beben.

Übrigens befand ich mich zum Zeitpunkt des Erdbebens auf einem Flug nach Catania, wo ich gleichzeitig mit einer Unwetterfront eintraf und nun im Hotel festsitze, anstatt auf dem Ätna herumzuwandern. Sollte das Wetter besser werden, wird Vnet in den nächsten Tagen nicht ganz so oft aktualisiert wie sonst, aber ein paar Artikel wird es dennoch geben!

Äthiopien: Weiteres Erdbeben bei Awash am 16.10.24

Erdbeben Mb 4,6 erschüttert Vulkanregion nahe Awash in Äthiopien

Datum 16.10.24 | Zeit: 20:11:29 UTC | Koordinaten: 9.197 ; 40.190 | Tiefe: 10 km | Mb 4,6

Gestern Abend um 20:11:29 UTC ereignete sich ein weiteres moderates Erdbeben in der äthiopischen Awash-Region, nahe dem Vulkan Fentale, das auch von Bewohnern der Hauptstadt Addis Abeba gespürt wurde. Das Beben hatte eine Magnitude von 4,6 und eine Tiefe von etwa 10 Kilometern. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass der Erdbebenherd flacher lag, da präzise Lokalisierungen in dieser seismologisch schlecht überwachten Region schwierig sind. Aufgrund dieser mangelnden Überwachung bleiben viele schwächere Beben unentdeckt, obwohl die Bevölkerung seit fast vier Wochen von anhaltenden Erdstößen in Unruhe versetzt wird. Berichten aus sozialen Medien zufolge gab es zahlreiche schwächere Erdbeben, und es wurden zunehmend Schäden an der Infrastruktur gemeldet. Jüngst wurde bekannt, dass eine wichtige Bahnstrecke in der Region beschädigt wurde, wodurch sich die Gleise absenkten und teilweise Betonschwellen brachen. Zudem kollabierten einige Hauswände, und es wurden Risse und Spalten im Boden dokumentiert. In der vergangenen Woche kam es in einem Thermalgebiet zu einer phreatischen Eruption. Die dort lebenden Afar rufen die Weltgemeinschaft auf, Wissenschaftler zu entsenden, um die Phänomene zu untersuchen.

Nach dem letzten Erdbeben am 13. Oktober generierten die Kollegen von Erdbebennews ein Satellitenbild mit InSAR-Daten und stellten eine Bodendeformationen in der Region fest. Der Boden hob sich möglicherweise um bis zu 30 Zentimeter, und das Muster der Farbringe erinnert stark an jene, die man von Hawaii oder Island kennt, wo sie während der Intrusion magmatischer Gänge entstehen. Allerdings wurde die Bodendeformation im Bereich des Awash-Nationalparks detektiert und dort lieg der Awash Fluss mit seinen Wasserfällen. Es ist nicht auszuschließen, dass es hier andere Einflüsse als eine Magmaintrusion gegeben haben könnte, die sich in den Farbringen des InSAR-Bildes widerspiegeln.

Wie ich bereits in meinem letzten Update zu diesem Phänomen schrieb, gab es in der Vergangenheit starke Schwarmbeben, die mit der Bildung solcher Gänge in Zusammenhang standen. Das Besondere hier: Solche Gangbildungen treten normalerweise in Gebieten auf, in denen Basalt gefördert wird. Untersuchungen ergaben jedoch, dass in dieser Region rhyolithisches Magma intrudiert sein könnte. Das Afardreieck, das sich im nördlichen Teil des Ostafrikanischen Riftvalleys öffnet, ist eigentlich eine Region, in der vorwiegend Basalt erwartet wird. Der Fentale scheint hier eine Ausnahme zu bilden: Der Stratovulkan wird von einer 5 Kilometer durchmessenden Caldera dominiert, die vor gut 2000 Jahren entstand. Im Gegensatz zu den meisten anderen Vulkanen der Region ist er nicht nur effusiv, sondern auch explosiv aktiv. Zudem ist die Region tektonisch sehr aktiv, da hier die divergente Grenze zwischen der Somalischen Mikroplatte und der Afrikanischen Platte verläuft. Normalerweise werden an divergenten Plattengrenzen basaltische Schmelzen gefördert, die weniger zu Explosionen neigen.