Neuseeland: Erdbeben Mw 6,3 vor der Südküste

Starkes Erdbeben der Magnitude 6,3 erschüttert Süden von Neuseeland

Datum: 07.07.2025 | Zeit: 12:53:43 UTC | Koordinaten:  -47.168 ; 165.522 | Tiefe: 33 km | Mw 6,3

Dunedin, 07.07.2025Neuseeland wurde heute Mittag von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,3 erschüttert. Das Hypozentrum wurde in 33 Kilometern Tiefe ausgemacht. Das Epizentrum befand sich vor der Südküste und wurde 211 km südwestlich von Riverton verortet. Diese Daten stammen vom GFZ Potsdam. Das USGS gab die Tiefe des Erdbebenherds mit 10 Kilometern an. Zudem gab es ein Nachbeben der Magnitude M 4,2.

Erdbeben Neuseeland. © GFZ

An der Erdoberfläche blieb das Beben ohne nennenswerte Folgen. Es wurden weder Schäden noch Wahrnehmungsmeldungen bekannt. Dennoch ist das Beben von akademischem Interesse, da es sich theoretisch auf die Aktivität der Vulkane auf der Nordinsel auswirken könnte.

Tektonisch betrachtet steht das Erdbeben mit der Kollision der Pazifischen Platten mit der Indoaustralischen Platte im Zusammenhang: Die Plattengrenze ändert in ihrem Verlauf den Charakter von der konvergenten Subduktionszone des Kermadec-Grabens vor der Ostküste der Nordinsel zur dextralen Transformstörung des Alpine Fault im Westen der Südinsel. Diese Änderung des Charakters ist es zu verdanken, dass es auf der Südinsel keine aktiven Vulkane gibt, denn normalerweise entstehen die Subduktionszonen-Vulkane des pazifischen Feuerrings entlang der konvergenten Plattengrenzen. Das Erdbeben manifestierte sich in dem Bereich der Plattengrenze, wo sie südlich von Neuseeland ein weiteres Mal ihren Charakter ändert und zwar von der Transformstörung in die Subduktionszone entlang des Puysegur-Grabens.

Übrigens gab es auch nördlich von Neuseeland Erdbeben entlang des Kermadec-Grabens, der sich in seiner Verlängerung bis nach Fidschi zieht. Interessant ist ein Beben Mb 3,7 in der Nähe der Vulkaninsel White Island, die in der Bucht von Plenty liegt. Der Vulkan war im Frühjahr besonders aktiv, doch die Tätigkeit ist in den letzten Wochen zurückgegangen. Weitere mittelstarke Erschütterungen ereigneten sich bei Tonga (M 5,5) und Fidschi (M 4,7).

Nicobaren: Weitere Erdbeben schüren Sorgen vor Tsunami

Erhöhte seismische Aktivität in der Nicobaren-See – Parallelen zur Katastrophe von 2004?

Port Blair, 06.07.2025 – In der Nikobaren-See nördlich von Sumatra registrierten Seismometer zwei Schwärme mittelstarker Erdbeben an unterschiedlichen Lokationen. Ähnlich wie im japanischen Ryūkyū-Archipel gab es im Norden der Nicobaren-See einen Erdbebenschwarm, der mehrere Tage anhielt. In den letzten 24 Stunden manifestierten sich südlich des ersten Schwarms weitere Erdbeben deren Epizentren vor der Küste Sumatras liegen. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 5,4, gefolgt von 2 Beben mit den Magnituden 4,7 und 4,6. Diese Beben standen mit der großen Sumatra-Blattverschiebung in Verbindung.

Während das aktuelle Schwarmbeben tektonischer Natur ist, könnte der erste, weiter nördlich gelegene Schwarm magmatisch bedingt gewesen sein. Die gesteigerte seismische Aktivität in der Region schürt Sorgen, dass es entweder zu einem tektonischen Starkbeben kommen könnte oder zu einer submarinen Eruption. In beiden Fällen besteht die Gefahr, dass Tsunamis auftreten. Während bei tektonischen Erdbeben der Meeresboden explosionsartig versetzt werden kann, besteht bei submarinen Vulkanausbrüchen die Gefahr, dass Massenbewegungen Tsunamis generieren. Genau hier setzt der thailändische Meeresökologe Thon Thamrongnawasawat an: In einem FB-Post warnt er vor einem möglichen submarinen Vulkanausbruch und erinnert zugleich an das verheerende Beben von 2004.

Tektonisch betrachtet liegt die aktuelle Erdbebenregion unweit einer aktiven Subduktionszone, wo sich die Indische Platte unter die Burmaplatte schiebt. Diese Plattengrenze ist Teil des sogenannten Sunda-Bogens, eines ausgedehnten tektonischen Systems, das sich von Sumatra über die Andamanen bis zu den Nikobaren erstreckt. Im Westen dieses Systems befindet sich der Sunda-Graben, eine der seismisch aktivsten Zonen der Erde. Entlang dieser Linie entstehen nicht nur Erdbeben, sondern auch Vulkane.

Obwohl es bislang keine Hinweise auf ein unmittelbar bevorstehendes Großereignis gibt, rufen Experten wie Thamrongnawasawat zu Wachsamkeit in der Region auf. Ich persönlich halte ein Großereignis für wenig wahrscheinlich. Allerdings könnte sich in der Verlängerung der Sumatra-Verwerfung zwischen den beiden Erdbebenclustern eine seismische Lücke aufgetan haben, an der in nächster Zeit vergleichbare Erdbeben entstehen könnten.

Island: Erdbeben Mb 3,6 unter Bardarbunga

Erdbeben erschütterte Gletschervulkan Bardarbunga – Bodenhebung bei Svartsengi leicht beschleunigt

Reykjavik, 05.07.2025Der isländische Vulkan Bardarbunga, der unter dem Gletscher Vatnajökull verborgen liegt, wurde gestern erneut von einem Beben mit einer Magnitude größer 3 erschüttert. Konkret brachte es der Erdstoß, der sich um 12:27:00 Uhr UTC ereignete, auf eine Magnitude von 3,6. Das Hypozentrum befand sich in nur 100 m Tiefe unter dem Meeresspiegel. Es gab weitere Beben geringerer Magnituden.

Solche Beben treten in den letzten Jahren immer wieder unter dem Vulkan auf und zeugen davon, dass sich unter dem Bardarbunga Magma akkumuliert. Ein erneuter Ausbruch des Vulkans, der zuletzt 2014 ausbrach, liegt aber wohl noch in weiter Ferne.

Bodenhebung SENG. © IMO

Zeitlich vermutlich nur Wochen entfernt ist hingegen ein möglicher Ausbruch bei Svartsengi auf der Reykjanes-Halbinsel, wo sich die Bodenhebung in den letzten 2 Wochen leicht beschleunigte. Seit dem Ende der letzten Eruption Anfang Mai hob sich der Boden an der Messstation SENG um 30 Zentimeter (SKSH sogar um 33 cm) und hat damit wieder den Schwellenwert erreicht, ab dem ein erhöhtes Eruptionsrisiko erreicht ist. Die Vulkanologen von IMO sehen das allerdings noch nicht so, denn sie argumentieren, dass bei der Eruption Anfang April, die mit der Bildung eines neuen Rifts einherging, deutlich mehr Magma in dieses Rift floss, als bei den vorherigen Eruptionen austrat. Dadurch soll sich der obere Magmakörper mehr entleert haben als bei den vorherigen Ereignissen, weshalb es jetzt länger dauern soll, bis wieder so viel Schmelze und Druck vorhanden sind, dass es zu einem neuen Ereignis kommen kann. Zudem ziehen sie Parallelen zu den Krafla-Feuern, bei denen sich vor einer Eruption immer mehr Schmelze ansammeln musste, bevor eine neue Eruption begann.

Ich bin da teilweise anderer Auffassung, denn der Boden bei Svartsengi senkte sich Anfang April nicht weiter ab, als es bei den vorherigen Ausbrüchen der Fall gewesen ist. Meine These ist, dass das zusätzliche Magma, das in das Rift floss und einen Gang bildete, der bis zum Keilir reicht, nicht aus dem flach liegenden Magmareservoir unter Svartsengi stammte, sondern aus dem tiefen Schmelzkörper unter Fagradalsfjall. Sollte dem so gewesen sein, wird man auf Island deutlich früher mit einer weiteren Eruption konfrontiert sein, als man im Allgemeinen meint. Die Vulkanologen rechnen nicht vor Herbst mit einem weiteren Ausbruch.

Japan: Erste Evakuierungen in der Tokara-Inselgruppe

Anhaltender Erdbebenschwarm veranlasst Menschen der Tokara-Inselgruppe zur Flucht

Kagoshima – 04.07.2025Der anhaltende Erdbebenschwarm rief unter den 700 Bewohnern der Tokara-Inselgruppe Sorgen um ein möglicherweise bevorstehendes Starkbeben hervor und veranlasste jetzt die ersten 13 Menschen zur Flucht von der Insel Akusekijima. Dort leben 76 Personen.

Erdbeben Tokara, © EMSC

Bei den Geflüchteten handelt es sich überwiegend um Kinder und ältere Personen, die mit einer Fähre nach Kagoshima gebracht werden. Die Evakuierungsmaßnahme erfolgte auf freiwilliger Basis, wobei der japanische Zivilschutz zuvor in Kagoshima Notunterkünfte bereitstellte. Die Fahrt dorthin dauert 12 Stunden und ist vom Wetter abhängig. Regulär gibt es nur 2 Fährverbindungen zwischen dem Archipel und Kagoshima.

Die Situation in Japan erinnert mich zum einen an Santorin, wo es im Frühjahr einen ähnlichen Erdbebenschwarm in einem vulkanisch aktiven Gebiet gegeben hatte. Zum anderen gibt es Analogien zu Neapel und dem Archipel der Liparischen Inseln. Neapel liegt im Schatten des Sommavulkans Vesuv, während Kagoshima nur 10 Kilometer vom Sakurajima entfernt liegt, bei dem es sich ebenfalls um einen Sommavulkan handelt. Im Winter werden die Liparischen Inseln mit den Vulkanen Vulcano und Stromboli auch nur 2–3 Mal wöchentlich angesteuert und die Überfahrt dauert ähnlich lange. Allerdings ist das Wetter in Japan meistens rauer und der Seegang höher.  Im Falle einer Naturkatastrophe ist man in der Tokara-Inselgruppe, die zum Ryukyu-Inselbogen gehört, noch schlechter aufgestellt als Italien, da die Inseln dort in der Regel von Sizilien aus mit dem Tragflächenboot schnell erreichbar sind.

Die Erdbeben im Tokara-Archipel gehen auch heute weiter, doch der Erdbebenschwarm scheint etwas an Schwung verloren zu haben. Das stärkste Beben heute hatte eine Magnitude von 4,7. Seit dem 21. Juni ereigneten sich 9 Beben mit Magnituden zwischen 5,0 und 5,5. Insgesamt waren es mehr als 1000 Erschütterungen. Die Epizentren verlagerten sich langsam in Richtung Osten. Offenbar wurden Störungszonen unterschiedlichen Charakters aktiviert, die sich westlich der in Nord-Süd-Richtung streichenden Subduktionszone des Ryukyu-Grabens befinden. Möglicherweise wurden diese Störungen durch Druckänderungen infolge von Magmenaufstieg und einer seitlichen Fluidmigration ausgelöst.

Wie sich die Situation weiter entwickeln wird, ist genauso unklar, wie es bei Santorin der Fall gewesen ist. Am wahrscheinlichsten ist, dass der Erdbebenschwarm, ohne weiteres Chaos zu verursachen, abklingt. Es bleibt aber ein Restrisiko bestehen, dass sich ein Starkbeben oder sogar eine Unterwassereruption ereignen werden.

Campi Flegrei: Weitere Erdbeben am 4. Juli

Die Pisciarelli-Fumarole gilt als möglicher Ort phreatischer Eruptionen. © Marc Szeglat

Weitere Erdbeben erschüttern Campi Flegrei – Steigender Druck schürt Sorgen

Pozzuoli, 04.07.2025In den Campi Flegrei kam es zu einem weiteren Schwarmbeben. Italienische Geowissenschaftler befürchten, dass steigernder Druck stärkere Erdbeben hervorbringen werden. Es besteht die Gefahr phreatischer Explosionen.

Erdbeben CF

Campi Flegrei – hinter diesem Namen verbirgt sich ein Vulkan, von dessen tatsächlicher Größe frühe Siedler der Gegend südwestlich von Neapel nichts ahnten. Diese Ahnungslosigkeit veranlasste sie dazu, sich mitten in der größten Caldera Europas niederzulassen – eine folgenschwere Entscheidung, wie sich in den letzten Jahren herausstellt: Seit 20 Jahren kommt es immer wieder zu Schwarmbeben, die seit 2018 stetig an Intensität und Stärke zunehmen. Die Beben gehen einher mit einem Phänomen, das als Bradyseismos bezeichnet wird. Hierunter versteht man Hebungen und Senkungen des Bodens, die sich noch im letzten Jahrhundert abwechselten. Doch seit 2005 kennt der Boden nur noch eine Richtung und die ist oben. Diese Hebung verursachte in den letzten Monaten zwei der stärksten Beben, die hier seit Beginn der Messungen registriert wurden. Sie hatten die Magnituden 4,6 und manifestierten sich am 13. März und am 1. Juli. Doch auch das jüngste dieser Beben reichte nicht aus, um die Spannungen im Boden abzubauen, denn gestern gab es einen weiteren spürbaren Erdstoß der Magnitude 2,6. Das Epizentrum befand sich nordöstlich der Solfatara und südlich vom Astroni-Krater. Die Herdtiefe lag bei 2200 m. Es folgten 19 weitere Beben, die überwiegend im Bereich der Solfatara lagen.

Steigender Gasdruck besorgt zwei Geowissenschaftler

Die Bewohner der Caldera reagieren zunehmend nervös und auch die Wissenschaftler werden immer unruhiger. Der neapolitanische Vulkanologe Giuseppe Mastrolorenzo gab gegenüber lokalen Medien zu, dass sich die aktuelle Situation von den vorherigen Bradyseismos-Phasen unterscheidet, und findet das beunruhigend. Die vorherigen Hebungsphasen dauerten meistens keine 2 Jahre. In dieser Zeit hob sich der Boden deutlich schneller als es jetzt der Fall ist, die Erdbeben erreichten aber nicht so hohe Magnituden wie jetzt. Beunruhigend ist auch, dass das Beben vom 1. Juli im Randbereich der Hebungszone lag und nicht in ihrem Zentrum. Zudem manifestierte sich das Beben in fast 5 Kilometern Tiefe, was ebenfalls ungewöhnlich ist. Nach Meinung des Wissenschaftlers belegt dies, dass der Gasdruck stärker ist als bei früheren Phasen und dass auch eine Gefahr noch stärkerer Erdbeben für den Randbereich der Caldera besteht.
Der höhere Druck könnte ein weiterer Beleg dafür sein, dass das Gas von einer flacher liegenden Magmaquelle stammt, als es bei den vorherigen Phasen der Fall gewesen ist.

Ein anderer INGV-Vulkanologe – Roberto Isaia – arbeitete an einer Studie mit, die mit Hilfe von geoelektrischen Messmethoden die Verwerfungen im Bereich von Solfatara und Pisciarelli eingehender untersucht. Diese Verwerfungen dienen als Aufstiegswege magmatischer Fluide und münden in den Fumarolengebieten, die einen Teil des Gasdruckes abbauen. Vor Jahrtausenden gab es hier verstärkt phreatische Eruptionen, deren Spuren noch heute nachweisbar sind. Roberto fand heraus, dass diese Aufstiegswege durch Rutschungen und Erdbewegungen verstopfen könnten, wodurch auch heute die Gefahr phreatischer Eruptionen steigen würde: Mit ein Grund, warum der Zugang zur Solfatara und dem Pisciarelli-Gebiet bereits vor Jahren gesperrt wurde.

Tatsächlich ließ vor 3 Wochen der Gasausstoß bei Pisciarelli überraschend nach, ein Indiz, dass es zu einer Blockade der Aufstiegswege gekommen sein könnte.

Santorin: Erdbeben Mb 4,2 im Nordosten

Erdbeben Mb 4,2 nordöstlich von Santorin – Insgesamt 7 Erdbeben detektiert

Datum: 02.07.2025 | Zeit: 23:25:53 UTC | Koordinaten: 36.670 ; 25.720 | Tiefe: 11 km | Mb 4,2

Thira, 03.07.2025Am Mittwoch, dem 2. Juli, ereignete sich um 23:25:53 Uhr UTC nordöstlich von Santorin ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 4,2. Während das Epizentrum 38 km nordöstlich von Oía lag, wurde das Hypozentrum in 11 Kilometern Tiefe festgestellt. Es war das stärkste Beben eines kleinen Schwarms aus insgesamt 7 Einzelerschütterungen.

Erdbeben Santorin. © EMSC

Die Erdbeben stehen im Kontext zu der außergewöhnlich starken Schwarmbebentätigkeit, die sich im Februar und März in dem Areal der kleinen Insel Anhydros ereignete und vom Unterwasservulkan Kolumbos ausgegangen war. Aller Wahrscheinlichkeit nach war es zu einer Magmenintrusion gekommen, in deren Verlauf sich ein magmatischer Gang bildete, der bis unter Anhydros reichte. Wissenschaftliche Arbeiten, die diese Hypothese stützen könnten, dauern offenbar an, lassen aber weiter auf sich warten.

Obwohl sich die Erdbebentätigkeit inzwischen deutlich abgeschwächt hat, ist sie noch nicht zum Erliegen gekommen: Fast täglich gibt es Beben und manchmal kleinere Schwärme, so wie es gestern der Fall gewesen ist. Die Erdbeben ereignen sich an lokalen Störungszonen des Rifts, in dem die beiden Vulkane Santorin und Kolumbos liegen. Das Rift ist durch eine Gegenbewegung zur Subduktion entlang des Hellenischen Grabens entstanden, wodurch sich die Erdkruste dehnte und ausdünnte. In der Folge bildete sich eine Hoch- und Grabenstruktur hinter der Subduktionszone, entlang deren Schwächezonen Magma aufsteigen konnte, das die Inselvulkane der Ägäis bildete.

Die Gefahr eines Vulkanausbruchs besteht auf Santorin momentan nicht. Es ist aber nicht auszuschließen, dass es weitere mittelstarke bis starke Erdbeben in dem bekannten Erdbebengebiet geben wird, die sich auch auf die Infrastruktur der bei Touristen beliebten Insel auswirken könnten. Auch wenn kein Grund für Alarmismus besteht, kann es nicht schaden, wenn man sich als Urlauber auf Santorin Fluchtwege einprägt und über Pläne von Evakuierungsmaßnahmen im Notfall informiert. Zudem ist es empfehlenswert, Geld und Dokumente griffbereit zu haben.

Japan: Erdbeben M 5,6 im Ryūkyū-Archipel

Ryūkyū -Archipel in Japan: Starkes Schwarmbeben hält weiter an

Datum: 02.07.2025 | Zeit: 06:26:50 UTC | Koordinaten: 29.243 ; 129.305 | Tiefe: 10 km | Mw 5,6

Kagoshima, 02.07.2025Das japanische Ryūkyū-Archipel ist vulkanischen Ursprungs und kommt nicht zur Ruhe: Es wird weiterhin von einer vergleichsweise großen Anzahl mittelstarker bis starker Erdbeben erschüttert. In den letzten 24 Stunden manifestierten sich 23 Erdbeben mit Magnituden zwischen 5,6 und 3,5. Der stärkste Erdstoß M 5,6 wurde um 06:26:50 UTC registriert. Es war zugleich das stärkste Beben des Schwarms, der am 22. Juni begann. Das Epizentrum wurde 99 km nord-nordwestlich von Naze verortet. Der Erdbebenherd befand sich in 10 Kilometern Tiefe. Zählt man schwächere Erdbeben mit, muss man sich inzwischen der Tausendermarke nähern.

Defacto lag das Epizentrum des Bebens wenige Kilometer westlich der kleinen Insel Kodakarajima. Sie gehört zur Inselgruppe Tokara, die wiederum zum Ryūkyū-Archipel gehört, das sich auf einer Länge von 1200 Kilometern zwischen dem Süden Japans und dem Norden Taiwans aufspannt. Das Archipel liegt westlich des Ryūkyū-Grabens, entlang dem die Philippinen-Platte unter die Yangtze-Platte abtaucht und subduziert wird. Hierdurch entstehen Spannungen, die letztendlich für die Erdbeben verantwortlich sind. Zudem entsteht Magma, das bei seinem Aufstieg ebenfalls Schwarmbeben verursachen kann. So ist es durchaus möglich, dass die aktuellen Erschütterungen durch aufsteigendes Magma verursacht werden.

Der aktive Inselvulkan Suwanose-Jima gehört ebenfalls zur Tokara-Inselgruppe und befindet sich gut 50 Kilometer nördlich des Erdbebengebiets. Der Vulkan stößt immer wieder kleine Aschewolken aus und steigerte seine Aktivität wenige Tage nach Beginn des Erdbebenschwarms. Ob es einen direkten Zusammenhang zwischen den Erdbeben und Eruptionen gibt, ist unklar.

Die Erdbeben in der Tokara-Inselgruppe sind aber nicht die einzigen Beben im Ryūkyū-Archipel. Gestern Abend gab es im Norden des Inselbogens ein Beben Mb 4,7, das sich in 30 Kilometern Tiefe östlich der Insel manifestierte. Das Epizentrum wurde 27 km südöstlich von Nishinoomote verortet. Hierbei handelt es sich um eine Stadt auf der Insel Tanegashima, auf der sich der japanische Weltraumbahnhof befindet. 100 Kilometer nordwestlich liegt der Vulkan Sakurajima.

Campi Flegrei: Beschleunigte Bodenhebung durch Erdbeben

Erdbeben Md 4,6 ging mit beschleunigter Bodenhebung einher – Genauer Wert noch nicht ermittelt

Pozzuoli, 02.07.2025Das Erdbeben der Magnitude 4,6, das am 30. Juni den Westen des Calderavulkans Campi Flegrei erschütterte, ging mit einer moderaten Beschleunigung der Bodenhebung einher. Das geht aus einer Mitteilung des INGV hervor. Der genaue Wert der beschleunigten Bodenhebung wurde noch nicht mitgeteilt. Dazu bedarf es erst Korrekturdaten der Satellitenbahnen, die über mehrere Tage lang gesammelt werden. Die genaue Einschätzung der Hebungsrate wird vermutlich erst in 10 bis 14 Tagen veröffentlicht. Bis dahin gilt weiterhin der Wert von 15 mm pro Monat, wie wir ihn bereits seit dem Frühjahr kennen.

Korrigierte Lage des Epizentrums

Bei dem Erdbeben vom 30. Juni handelte es sich um eines von zwei Beben Md 4,6, die sich in diesem Jahr ereignet haben und als die stärksten jemals in der Caldera gemessenen Erdbeben gelten. Während das Beben vom 13. März Schäden in Pozzuoli und Bacoli anrichtete, verlief das gleichstarke Beben vom 30. Juni glimpflich, ohne dass besondere Schäden gemeldet wurden. Es kam aber zu Steinschlägen auf der kleinen Insel Pennata, die vor der Küste von Bacoli liegt. Dass keine Schäden entstanden, dürfte daran gelegen haben, dass das Epizentrum offshore im Golf von Pozzuoli lag, und zwar weiter von der Küste entfernt als zunächst angegeben. Die Entfernung des Epizentrums zur Küste betrug mehr als 1 Kilometer. Zudem lag der Erdbebenherd in einer Tiefe von 3,9 Kilometern. Der Erdstoß manifestierte sich an einer bekannten Störungszone, die groß in Nord-Süd-Richtung liegt und den Golf von Pozzuoli durchzieht. Sie mündet unter dem Monte Nuovo – dem jüngsten Schlackenkegel des Calderavulkans. Daher kann man annehmen, dass entlang dieser Schwächezone bereits einmal Magma aufgestiegen ist.

Die Tiefe des Erdbebenherds legt ebenfalls nahe, dass das Beben infolge von Spannungen ausgelöst wurde, die von aufsteigendem Fluid verursacht wurden, das sich unterhalb des Hydrothermalsystems und unterhalb der Deckschicht der Caldera ansammelt.

Aus dem gestern veröffentlichten INGV-Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 23. bis 29. Juni geht hervor, dass es vor dem Erdbeben keine signifikanten Änderungen der geophysikalischen und geochemischen Parameter gegeben hat. In der Woche wurden 38 schwache Erschütterungen detektiert. Die Bodenhebung lag weiterhin bei 15 mm pro Monat und die Fumarolentemperatur von Pisciarelli betrug im Schnitt 94 Grad.

Etwaige Hinweise auf das Erdbeben Md 4,6 gab es nicht. Nach dem Beben im März war postuliert worden, dass es vor stärkeren Beben, die mit einer Beschleunigung der Bodenhebung einhergehen, Hinweise geben würde, die eine Vorhersage solcher Beben ermöglichen würden. Diese Hinweise sollten in einem gesteigerten Wärmestrom und Gasausstoß in der Solfatara bestehen. Sehr wahrscheinlich gibt es solche Hinweise nur, wenn sich ein stärkeres Erdbeben in der Nähe der Solfatara anbahnt.

Campi Flegrei: Erdbeben Md 4,6 im Westen der Caldera

Blick über die Erdbebenregion im Westen der Campi Flegrei. Pennata in der Bildmitte. © Marc Szeglat

Erdbeben der Magnitude Md 4,6 im Westen der Campi Flegrei – stärkstes Beben bei Bacoli

-Der Artikel erhielt um 17 Uhr ein größeres Update-

Datum: 30.06.2025 | Zeit: 10:47:11 UTC | Koordinaten: -60.958 ; -38.947 | Tiefe: 4,9 km | Md 4,6

Pozzuoli, 30.06.2025Die süditalienischen Campi Flegrei (Phlegräischen Felder) wurden heute Mittag um 12:47:11 Uhr (MESZ) von einem vergleichsweise starken Erdbeben der Magnitude 4,6 erschüttert. Das Epizentrum lag vor der Küste von Bacoli im Westen der Caldera. Die Herdtiefe wurde in 4,9 Kilometern Tiefe festgestellt. Die Daten stammen vom INGV und sind erst wenige Minuten alt. Daher könnten sie noch korrigiert werden. 

Erdbeben Md 4,6. © INGV

Es folgten mehrere Nachbeben, darunter eines mit einer Magnitude 2,2, das 4 Minuten nach dem Hauptbeben auftrat. Das EMSC meldete bislang nur diesen Erdstoß.
Bei dem Beben handelt es sich zusammen mit dem gleichstarken Erdstoß vom 13. März um das stärkste Beben, das je in der Caldera gemessen wurde. Erstmals trat so ein starker Erdstoß vor der Küste von Baccoli auf. Ob es dort Schäden gab, ist noch unklar. Die Kommune Pozzuoli gab Entwarnung und meinte, es wären einer ersten Sichtung zufolge keine Schäden aufgetreten. Dennoch gab das Bürgermeisteramt ein Statement zu den Erschütterungen heraus und veröffentlichte erneut Kontaktdaten, unter denen Bürger Schäden melden können.

Menschen verließen fluchtartig die Gebäude – Schulen wurden evakuiert

Das Erdbeben kam für viele Abiturienten zu einer Unzeit, denn an einigen Gymnasien des Großraums Neapel wurden die mündlichen Abiturprüfungen absolviert. Da die Schulen im Fall spürbarer Erdbeben kurzfristig evakuiert werden, mussten alle Schüler die Gebäude verlassen, was die Prüfungen unterbrach.
Ersten Medienberichten zufolge kam es auch jenseits der Schulen und öffentlichen Gebäude zu Fluchtbewegungen, als Tausende besorgter Bürger nach dem starken Erdstoß die Gebäude verließen und auf Straßen und Plätzen flüchteten.

Nahe des Capo Miseno ganz im Südwesten der Caldera kam es zu Steinschlägen an der Steilküste der kleinen Insel Pennata, die eine Bucht begrenzt, die einen natürlichen Hafen bildet. Dort sind die Kampanischen Ignimbrite aufgeschlossen, die während der calderabildenden Eruption von vor 39.000 Jahren entstanden. Aufnahmen zeigen, wie auf breiter Front entlang der Klippen Gesteinsstaub aufgewirbelt wurde. Angesichts der Bilder kann ich mir schwer vorstellen, dass es in dem Gebiet zwischen Bacoli und Miseno nicht zu leichten Gebäudeschäden gekommen sein soll.

Bei Miseno handelt es sich um einen durchaus geschichtsträchtigen Ort: Von hier aus beobachtete der Gelehrte Plinius der Jüngere im Jahre 79 n.Chr. den katastrophalen Ausbruch des Vesuvs. Seine Beschreibungen der Eruption prägten später den Begriff „plinianische Eruption“. soll.

Inzwischen wird das Beben auch beim EMSC angezeigt. Die Lage des Epizentrums wurde vom INGV aber etwas korrigiert: Demnach befand es sich weiter von der Küste entfernt, als zunächst angegeben, und wird nun in jenem Bereich des Golfs von Pozzuoli angezeigt, in dem eine Störungszone verläuft, die bereits einige Erdbeben hervorgebracht hat. Die Tiefe des Hypozentrums spricht dafür, dass es sich um ein Beben handelt, das mit Rissbildung im Deckgestein der Caldera einhergegangen sein kann. Es unterscheidet sich auf jeden Fall von den zahlreichen schwachen Erdbeben innerhalb des Hydrothermalsystems.

Das Beben kam nicht sonderlich überraschend, denn in den letzten Tagen hatte nach einer Phase der relativen Ruhe die Seismizität wieder leicht angezogen. Doch solange die Bodenhebung anhält, wird es keine längerfristige Entspannung der Situation in den Campi Flegrei geben. Im Gegenteil: Die Spannungen im Untergrund werden durch die sich summierende Bodenhebung immer größer. Irgendwann wird auch der Punkt erreicht sein, ab dem das System nicht mehr plastisch reagiert. Dann kommt es zu immer stärkeren Erdbeben infolge von Gesteinsbruch nebst Rissbildung.