Erdbeben Mw 5,2 in Griechenland

Erdbeben der Magnitude 5,2 verursacht in Griechenland Schäden

Datum 03.11.23 | Zeit: 06:26:37 UTC | Lokation: 38.720 ; 23.568 | Tiefe: 11 km | M 5,2

Heute Morgen gab es auf der griechischen Insel Euböa ein Erdbeben der Magnitude 5,2. Das Hypozentrum lag in 11 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 12 km südöstlich von Mantoúdi verortet. Der Erdstoß war nicht nur in einem großen Umkreis zu spüren gewesen, sondern verursachte auch leichte Gebäudeschäden und löste Steinschläge aus. Todesopfer oder verletzte Personen wurden bis jetzt nicht gemeldet. Öffentliche Gebäude und Schulen wurden vorsichtshalber geschlossen, insbesondere weil man ein weiteres starkes Erdbeben fürchtet. Bis jetzt gab es allerdings nur eine Reihe schwächerer Nachbeben.

Der Erdstoß manifestierte sich um 06:26:37 UTC und ereignete sich nahe eines kleinen Dorfs, in dem rund 1700 Menschen wohnen. Die Hauptstadt Athen ist gut 90 km entfernt. Dort wackelten die Häuser und Geschirr klirrte in den Schränken. Der Erdstoß wurde ca. 15 bis 20 Sekunden lang wahrgenommen. Beim EMSC gab es viele Meldungen von Bebenzeugen.

Euböa ist die zweitgrößte Insel in Griechenland und liegt an der östlichen Küste des Festlandes. Sie erstreckt sich parallel zur Küste und ist durch eine schmale Meerenge, den sogenannten Evripos-Kanal, vom Festland getrennt.

Generell ist die Tektonik von Euböa eng mit der komplexen Geologie des östlichen Mittelmeerraums verbunden. Die Tektonik der Region wird hauptsächlich von der Subduktion beeinflusst, einem geologischen Prozess, bei dem eine ozeanische Platte unter eine kontinentale Platte abtaucht. Im Falle von Euböa handelt es sich um die Subduktion der Afrikanischen Platte unter die Eurasischen Platte. Diese Subduktion ist für die Bildung des Hellenischen Grabens verantwortlich, einer tiefen Meeresrinne südlich von Euböa.

Auf Euböa gibt es zahlreiche Störungszonen. Sie verlaufen entlang der Nordostküste der langgestreckten Insel. Parallel dazu verläuft ein Störungssystem im Landesinneren, wo es die Tiefebenen gegen das Gebirge abgrenzt. An einer dieser zentralen Störungen manifestierte sich das Erdbeben.

Widersprüchliche Nachrichten zur Bodenhebung auf Island

Hebt sie sich oder hebt sie sich nicht?

Heute wurden zwei widersprüchliche Nachrichten zu den Geschehnissen verbreitet. Sie drehen sich um die Landhebung westlich des Thorbjörn-Vulkans beim Thermalgebiet Svartsengi. IMO veröffentlichte eine Analyse der Daten, in der die Forscher zum Schluss kommen, dass die Bodenhebung in einem ähnlichen Tempo wie in den letzten Tagen vonstatten geht. Diese Schlussfolgerung wird von der Tatsache gestützt, dass die Seismizität weiterhin hoch ist. Täglich manifestieren sich hunderte Erdbeben auf Reykjanes, von denen sich die meisten in dem Gebiet mit der Bodenhebung ereignen. Das stärkste Beben heute Nacht hatte eine Magnitude von 3,7. Dennoch hat sich die Intensität des Schwarms etwas abgeschwächt. Insbesondere gab es deutlich weniger Erdbeben mit Magnituden ab 3.

In der FB-Gruppe „Eldfjalla- og náttúruvárhópur Suðurlands“ (Südland Vulkan- und Naturgefahrengruppe) wurde ein Bericht veröffentlicht, nachdem sich die Bodenhebung deutlich verlangsamt hat, bzw. sogar stoppte und rückläufig ist. Sprich, der Boden soll sich wieder etwas absenken. Tatsächlich zeigen die GPS-Messstationen im Bereich von Svartsengi und am Fagradalsfjall, dass die Bodenhebung offenbar den Rückwärtsgang eingelegt hat. Es gibt aber 2 relevante Ausnahmen: an der Thorbjörn-Messtation und bei Grindavik legten die Messwerte noch etwas zu. Es könnte also sein, dass die Schmelze im Untergrund in Richtung Südosten migriert.

Nach wie vor gibt es noch keine Anzeichen für einen finalen Magmenaufstieg. Die Schmelze sammelt sich wie gewohnt in 5 bis 4 km Tiefe und bildet dort wahrscheinlich magmatische Gänge, ähnlich wie wir es in den vergangenen Jahren öfters sahen. Genaue Modelle der unterirdischen Vorgänge stehen noch aus, ich kann mir aber gut vorstellen, dass die isländischen Forscher mit Nachdruck daran arbeiten, schließlich will sich niemand von einem Vulkanausbruch überraschen lassen. Bemerkenswert ist, dass die erhöhte Aktivität nun bereits eine Woche am Stück andauert. Es handelt sich um die längste Schwarmbeben-Episode mit Bodenhebung seit Ende der letzten Eruption.

Starkes Erdbeben an chilenischer Küste am 31.10.23

Erdbeben Mw 6,7 bei Vallenar in Chile

Datum 31.10.23 | Zeit: 12:33:42 UTC | Lokation:  -28.770 ; -71.478 | Tiefe: 23 km | Md 4,5

Kurz vor der chilenischen Küste der Region Atacama kam es zu einem starken Erdbeben der Magnitude 6,7. Das Erdbeben manifestierte sich um 12:33:42 UTC und hatte ein Hypozentrum in 23 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich 73 km west-südwestlich von Vallenar. Das Erdbeben wurde in einem großen Umkreis gespürt, doch Berichte über größere Schäden liegen nicht vor. Für die Generierung eines Tsunamis lag der Erdbebenherd zu tief.

Erdbeben vor Chile stehen im Allgemeinen mit der Subduktion der pazifischen Nazcar-Platte in Verbindung, die vor der Küste unter den südamerikanischen Kontinent abtaucht. Der gleiche Prozess ist im Endeffekt auch für den Vulkanismus der Region verantwortlich. Das Erdbeben könnte sich auf die Vulkane der Region auswirken.

Dieses Erdbeben war zwar der stärkste Erdstoß des heutigen Tages, aber nicht das einzige Erdbeben mit großer Magnitude.

Erdbeben Mw 6,5 bei Fidschi

Datum 31.10.23 | Zeit: 11:10:55 UTC | Lokation:  -17.573 ; -178.984 | Tiefe: 548 km | Mw 6,5

Ähnlich stark war ein Beben der Magnitude 6,5, das sich nahe der Hauptinsel des Archipels von Fidschi ereignete. Da der Erdbebenherd in 550 km Tiefe befand, muss man genaugenommen von einem Mantelbeben reden. Das Epizentrum wurde 188 km ost-nordöstlich von Levuka verortet. Mantelbeben manifestieren sich für gewöhnlich an einem Stück subduzierter Ozeankruste, die bis in den Erdmantel abtauchte, dort aber nicht geschmolzen wurde. Vor einiger Zeit gab es im Bereich von Fidschi besonders viele Mantelbeben.

Iran: Erdbeben Mb 5,0

Datum 31.10.23 | Zeit: 09:13:43 UTC | Lokation: 32.033 ; 59.867 | Tiefe: 10 km | Mb 5,0

Ein deutlich schwächeres, aber dennoch erwähnenswertes Erdbeben ereignete sich heute Morgen im Iran. Das Beben hatte eine Magnitude von 5,0 und einen 10 km tief gelegenen Erdbebenherd. Das Epizentrum wurde 111 km südöstlich von Bīrjand verortet. In Gegenden mit alter Bausubstanz können moderate Erdbeben dieser Magnitude bereits schwere Schäden verursachen. Entsprechende Berichte liegen mir aber nicht vor.

Der Iran ist stark von aktiven tektonischen Prozessen beeinflusst, die hauptsächlich Erdbeben und die Bildung von Gebirgen verursachen. Der Iran liegt in der Zone der Wechselwirkung zwischen der asiatischen Platte und der arabischen Platte, wodurch die Kollision und Verschmelzung dieser beiden Platten eine der Hauptursachen für die intensive tektonische Aktivität in der Region darstellt.

Die Islamische Republik steht in den letzten Wochen hauptsächlich wegen der Unterstützung der Terrororganisation Hamas in den News der großen Medienhäuser und wegen der damit verbundenen Israelfeindlichkeit. Unfassbar sind auch die strengen Kopftuchregeln für Frauen und das brutale Gebären der Sittenpolizei, die besonders ein Auge darauf hat, dass Frauen sich den strengen Regeln der Mullahs unterwerfen. Mehrere junge Frauen sind durch das brutale Vorgehen dieser Dilettanten bereits gestorben. Einfach unglaublich, dass es so etwas im 21. Jahrhundert noch gibt. Da ich stark zu bezweifeln wage, dass ein Gott oder Prophet den Menschen solche Regeln aufs Auge drückte, darf man sehr stark am Selbstbewusstsein und Geisteszustand der Männer zweifeln, die solche Regeln heute noch durchdrücken. Es geht einfach um Dominanz, Macht und Unterdrückung! Es sieht so aus, als würden die Werte der christlich-demokratisch geprägten westlichen Welt und der autokratisch geführten Staaten des nahen Ostens immer weiter auseinanderdriften. Das kopfschüttelnd zu beobachten finde ich fast so interessant, wie Nachrichten über Naturkatastrophen recherchieren, und sorry, wenn ich hier vom eigentlichen Thema dieser Seite abgeschweift bin, aber das musste mal raus!

Island: weitere Erdbeben und Bodenhebung am 31.10.23

Auf der Reykjanes-Halbinsel hebt sich der Boden weiter

Einmal mehr muss ich über die Geschehnisse auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel berichten, denn der Erdbebenschwarm intensivierte sich heute Morgen erneut. Das seismische Netzwerk auf Island registrierte inzwischen mehr als 10.000 Erdbeben, die sich im Zuge des Schwarms nördlich von Grindavik ereigneten. In den letzten 48 Stunden hatten 8 Erdbeben Magnituden ab 3. Die stärkste Erschütterung dieses Zeitraumes ereignete sich gestern Mittag und brachte es nach einer Korrektur des Werts auf M 4,2. Zuvor wurde eine Magnitude von 4,5 angegeben. Gestern Nachmittag entspannte sich die Lage etwas, um sich dann heute wieder zu verschärfen. Verschärft hat sich auch die Bodenhebung, wenigstens wenn man den aktuellen Daten der GPS-Messungen trauen darf: Der grüne Messpunkt sprang bei der letzten Messung an praktisch allen Messstationen, an denen in den letzten Tagen eine signifikante Bodendeformation gemessen wurde, nach oben. Demnach beträgt die Bodenhebung südlich des Fagradalsfjalls 50 mm und bei Svartsengi und am Thorbjörn gut 40 mm. Am Fagradalsfjall sieht es ähnlich aus. Selbst unter Grindavik hob sich der Boden um ca. 20 mm an.

Die isländischen Vulkanologen sprechen einheitlich von einer sehr schnell stattfindenden Bodenhebung, auch wenn sie sich in den letzten beiden Tagen etwas verlangsamte. Bereits vorgestern zeigte sich Þorvaldur Þórðarson über die Geschehnisse besorgt und meinte in einem MBL-Interview, dass im Falle einer sich anbahnenden Eruption die Reaktionszeit kurz wäre, um Evakuierungen der Blauen Lagune und des Geothermalkraftwerks einzuleiten. Der Leiter des Thermalbads erklärte, dass man engmaschig Daten erfasst und sie genau im Auge behält. Dazu gehören auch Temperaturmessungen des Wassers. Sollte Magma in flache Schichten eindringen, erwartet man einen Anstieg der Wassertemperatur. Es stellt sich natürlich die Frage, wie lange man das Thermalbad für Besucher geöffnet halten will. Mitunter kann der finale Magmenaufstieg sehr schnell gehen und mit jedem Tag, an dem die seismische Aktivität aufgrund Magmenintrusion anhält, steigt die Wahrscheinlichkeit für einen baldigen Vulkanausbruch.

Weitere Erdbeben und Bodenhebung auf Island am 30.10.21

Schwarmbeben unter Reykjanes verstärkte sich wieder – Bodenhebung hält an

Datum 30.10.23 | Zeit: 12:19:07 UTC | Lokation:  63.885 ; -22.385 | Tiefe: 5,9 km | Md 4,5

Update 14 Uhr: Reykjanes kommt nicht zur Ruhe, denn es ereignete sich ein Erdbeben Md 4,5 in knapp 6 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 5,8 km west-Südwestlich vom Fagradalsfjall lokalisiert. Somit lag es ca. 2,4 km östlich von Svartsengi und der Blauen Lagune, direkt neben einer alten Eruptionsspalte.

Originalmeldung: Nachdem die Erdbebentätigkeit gestern auf Reykjanes schwächelte und es zwischenzeitlich so aussah, als würde sich der Erdbebenschwarm seinem Ende zuneigen, intensivierte sich die Aktivität abends wieder. Dabei verlagerten sich die Epizentren westwärts, wobei sich die Beben generell im Gebiet von Svartsengi häufen. Entsprechend der Verlagerung der Epizentren nahm auch die Bodenhebung westlich des Geothermalkraftwerks am stärksten zu, wobei auch am Thorbjörn-Vulkan und unter Grindavik Inflation einsetzte, während sie in Richtung Osten am Fagradalsfjall etwas zurückging. Unter Grindavik hob sich der Boden innerhalb von 2 Tagen um 10 mm. Ähnlich verhielt es sich im Jahr 2022 vor der Meradalir-Eruption, als einige Wochen vor dem Ausbruch die Bodenhebung zwischen Svartsengi und Eldvörp Sorgen bereitete. Die damals akkumulierte Schmelze dürfte sich noch heute zumindest teilweise im Boden befinden. Die Grafik der GPS-Messstation zeigt, dass sich der Boden nach dem starken Anstieg von 2022 nur wenig absenkte. Deutlich wird auch, dass die aktuelle Hebung im Vergleich zu den früheren Hebungsphasen noch gering ist. Trotzdem ist es unmöglich vorherzusagen, wann sich im Untergrund genug Magma für einen Ausbruch angesammelt hat. So spekulieren isländische Forscher in den Medien über eine mögliche Eruption im Bereich der wichtigen Infrastruktur von Geothermalkraftwerk und Blauer Lagune.

Ob- und wann es tatsächlich zu einer Eruption kommen wird, lässt sich bis jetzt genauso wenig schlüssig sagen, wie man den Ort des nächsten Ausbruchs bestimmen kann. Ich persönlich gehe davon aus, dass wir in den nächsten Wochen einen weiteren Vulkanausbruch auf Island sehen werden.

Vor wenigen Monaten hätte ich noch darauf getippt, dass wir eine Eruption an der Askja sehen werden, doch hier sieht es nach einer (vorläufigen) Entspannung der Situation aus, obwohl sich weiterhin eine große Menge magmatischer Fluide im Untergrund des Vulkans befindet. Doch die Fluidbewegungen scheinen nicht ganz gestoppt zu haben, denn an den Messstationen im Norden der Caldera gibt es Fluktuationen, sodass der Graf Wellenförmig verläuft.

Erdbeben erschüttert Vanautu am 29.10.23

Erdbeben Mw 6,0 im Osten von Vanuatu nahe Vulkan Yasur

Datum 29.10.23 | Zeit: 04:32:09 UTC | Lokation:  -19.420 ; 168.764 | Tiefe: 80 km | Mw 6,0

Ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,0 erschütterte heute Morgen den Osten des pazifischen Inselreichs von Vanuatu. Die Tiefe des Hypozentrums lag in 80 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 56 km westlich von Isangel verortet. Das Interessante an dem Beben ist, dass Isangel ein Ort an der Westküste der Insel Tanna ist, die wir Vulkanophilen sehr wohl kennen, da sich dort der Vulkan Yasur befindet.

Obwohl in Vanuatu derzeit 4 Vulkane die Warnstufe 2“ innehaben und 3 Vulkane auf Warnstufe „1“ stehen, ist der Yasur der einzige Vulkan des Archipels, der aktuell in Eruption begriffen ist und strombolianische Eruptionen erzeugt. Starke Explosionen können glühende Tephra bis über den Kraterrand hinaus auswerfen und eine Gefahr für Vulkanbeobachter darstellen. Es gibt eine Sperrzone, die nur ein vergleichsweise sicheres Areal am Ende der Jeeppiste ausweist und für Vulkanbeobachter freigibt. Eine Umwanderung des Kraters ist nicht mehr gestattet.

Es bleibt abzuwarten, ob sich der aktuelle Erdstoß auf die Aktivität des Vulkans auswirken wird und die Ausbrüche evtl. verstärken wird. Es ist aber auch der gegenteilige Effekt möglich und das Beben könnte die eruptive Aktivität abwürgen.

Aufgrund der Tiefe des Erdbebenherds, der bereits in der Asthenosphäre lag, wirkte sich der Erdstoß an der Oberfläche weniger schlimm aus, als man aufgrund seiner Magnitude hätte annehmen können.

Tektonische Erdbeben in Vanuatu stehen im Allgemeinen mit der Subduktion entlang des Vanuatugrabens im Zusammenhang. So wird es sich auch in diesem Fall verhalten haben, denn der Graben liegt nur einige Kilometer westlich des Epizentrums. Die Subduktion ist auch der Motor für den Vulkanismus in diesem Teil von Vanuatu. Die gesamttektonische Situation ist allerdings sehr komplex und wird nicht ausschließlich von konvergenten Plattengrenzen bestimmt.

Weitere Bodendeformation auf Island am 29.10.23

Bodenhebung beim Geothermalkraftwert Svartsengi und der Blauen Lagune bereiten Sorgen

Das Schwarmbeben unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel hat sich weiter abgeschwächt, ist aber noch nicht ganz vorbei. IMO berichtet von mehr als 7500 Erdbeben. Achtzehn hatten Magnituden größer als 3. Doch das eigentliche Problem stellen nicht die Erdbeben dar, denn sie sind nur Symptome von Prozessen im Untergrund, die letztendlich zu einem Vulkanausbruch führen könnten. Sprich, die Erdbeben sind nicht tektonischer Art, sondern werden direkt oder indirekt von aufsteigendem Magma verursacht, das sich in der Erdkruste akkumuliert und darauf wartete, bis an die Erdoberfläche vordringen zu können. Bis jetzt sammelte sich die Schmelze vorwiegend unter einem nicht besiedelten Gebiet im Bereich des Fagradalsfjall an, aber das änderte sich jetzt: vorgestern begann sich Magma direkt im Bereich der Haupterdbebenzone 1,5 km nordwestlich des Thorbjörn-Vulkans anzusammeln. Dort liegen das Geothermalkraftwerk Svartsengi und die Blaue Lagune.

Neue GPS-Daten und die Auswertung von INSAR-Satellitendaten zeigen, dass sich der Boden dort innerhalb von 48 Stunden um 3 cm hob! Ein erstaunlicher Wert, der Grund zur Besorgnis gibt. Es ist nicht das erste Mal, dass in diesem Areal eine Magmenintrusion festgestellt wurde: seit 2020 gab es bereits 4 ähnliche Ereignisse im Vorfeld der Fagradalsfjall-Eruptionen, doch während der aktuellen Episode hob sich der Boden am schnellsten. Es stellt sich natürlich die Frage, ob sich hier irgendwann genug Schmelze akkumuliert, damit es zu einem Vulkanausbruch kommen kann. Das hätte dann- anders als am Fagradalsfjall- möglicherweise erhebliche Auswirkungen auf die isländische Infrastruktur. Das Geothermalkraftwerk versorgt die Flughafen- und Hauptstadtregion mit Strom und Wärme und die Blaue Lagune ist ein touristischer Hotspot. Bis jetzt ist es allerdings unklar, ob es hier tatsächlich zu einem Ausbruch kommen wird, oder ob sich die Aktivität wieder in Richtung Osten verlagern wird. Dort, genauer am Fagradalsfjall, hebt sich der Boden ebenfalls weiter. Was ich noch beunruhigter finde als die vertikale Bodenhebung, ist der horizontale Versatz des Bodens, der sich seit Beginn der seismischen Krise deutlich beschleunigte und vergleichbare Werte angenommen hat, wie kurz vor der letzten Eruption. Eine Bewegungskomponente war im Juli gen Norden gerichtet, doch jetzt läuft sie in entgegengesetzter Richtung. Damals gab es auch eine Verschiebung in östlicher Richtung, die sich jetzt fortsetzt und gut 20 mm beträgt. Der horizontale Bodenversatz spiegelte damals eine weitaus größere Bodenhebung wider, als von den GPS-Messungen erfasst wurde. Sie zeigte sich erst relativ spät in INSAR-Karten. Rechnet man das Geschehen hoch und vergleicht es mit jenem vor den anderen Eruptionen, kann es eigentlich nicht mehr lange dauern, bis wir eine weitere Eruption auf Island sehen werden.

Der VONA-Alarmstatus wurde übrigens auf „Gelb“ erhöht. Eine Eruption ist theoretisch ohne weiter Vorwarnungen möglich.

Magmenintrusion auf Reykjanes am 27.10.23

Erdbeben durch Stress infolge Magmenintrusion auf isländischer Reykjanes-Halbinsel

Datum 27.10.23 | Zeit: 04:02:56 UTC | Lokation: 63.871 ; -22.450 | Tiefe: 3,7 km | Md 4,3

Die intensive Schwarmbebenaktivität unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel hält den dritten Tag in Folge an. Bis jetzt gibt es keine Anzeichen für eine Entspannung der Situation, im Gegenteil: IMO zählte mehr als 5000 Erdstöße, von denen die meisten relativ schwach waren, aber es gab auch 18 Erdbeben mit Magnituden über 3. Darunter befand sich ein stärkerer Erdstoß Md 4,3, der sich heute Nacht um 04:02:56 UTC manifestierte. Das Hypozentrum befand sich in 3,7 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 3,6 km nördlich von Grindavik verortet. Kurze Zeit später gab es ein Beben Md 3,7. Die Erdbeben konzentrieren sich auf ein Areal in der Nähe des Geothermalkraftwerks Svartsengi, genauer zwischen Stóra-Skogafell und nordöstlich von Eldvörp. Dort bebte es auch im Vorfeld der Meradalir-Eruption von 2022. Bislang wurde in der Gegend keine nennenswerte Bodenhebung festgestellt, doch langsam beginnt eine schwache Bodenverformung an der GPS-Station FEFC östlich von Festarfjall messbar zu werden. Diese Bodendeformation könnte durch Magma verursacht werden, dass sich in der Tiefe von Nordosten nach Südwesten ausbreitet.

Karte zeigt Magmenintrusion

Schaut man sich die Shakemap an, dann erkennt man, dass die Beben über ein großes Areal streuen, wie es für die Vorbereitungsphasen von Vulkanausbrüchen dort typisch ist. Die IMO-Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Beben indirekt durch eine tiefe Magmenintrusion unter dem Fagradalsfjall Vulkan verursacht werden. Dadurch ändert sich das Spannungsfeld der Region und der Stressabbau führt zu den Erschütterungen entlang von Risssystemen nördlich von Grindavik.

Man rechnet damit, dass der aktuelle Schwarm länger anhalten wird und dass es in der nächsten Zeit weitere vergleichbare Ereignisse geben wird. Es ist wahrscheinlich, dass die Seismizität dann wieder in einer Eruption gipfeln wird.

Die Forscher planen die Erstellung einer neuen INSAR-Karte, die mittels Radarmessungen von Satelliten aus erstellt wird und eine genaue Übersicht der Bodenhebungen generiert.

Erdbeben-News 07.01.23: Lesbos

Dieser Artikel erschien bereits am 7. Januar 2023.

Erdbeben ML 5,0 erschüttert Lesbos

Datum: 07.01.23 | Zeit: 01:52:57 UTC | 39.37 N ; 26.28 E | Tiefe: 10 km | ML 5,0

Im Osten Griechenlands und nahe der türkischen Grenze bebte es nachts mit einer Lokal-Magnitude von 5,0. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 14 km nördlich von Agía Paraskeví auf der Insel Lesbos lokalisiert. Es gab zahlreiche Nachbeben, darunter eins mit der Magnitude 427,9. Beim EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor, die den Erdstoß als stark einstuften. Ein Bebenzeuge befand sich in nur 8 km zum Epizentrum und meldete keine Schäden. Dennoch melden lokale Medien, dass es an einigen Gebäuden zu leichten Schäden gekommen ist, doch eingestürzte Neubauten hat es wohl nicht gegeben.

Obwohl sich das Erdbeben an der Nordküste der griechischen Insel Lesbos ereignete, wird es beim EMSC dem Westen der Türkei zugerechnet. Das USGS verortete das Beben dagegen korrekt.

Tektonische Situation auf Lesbos

Das tektonische Setting der Ost-Ägäis wird zum einen von der Plattenkollision Eurasiens mit Afrika, und zum anderen von den Bewegungen der Anatolischen Mikroplatte bestimmt. Diese ist zwischen den Platten von Afrika, Eurasien und der Arabischen Halbinsel eingeklemmt. Dadurch wirken von allen Seiten erhebliche tektonische Kräfte auf die Anatolische Platte ähnlich, als würde sie sich in einem Schraubstock befinden. Doch letztendlich überwiegt der Druck aus dem Osten, sodass die Platte nach Westen verschoben wird. Zwei prominente Störungszonen grenzen die Anatolische Platte nach Norden und Osten ab. Dabei handelt es sich um die Nordanatolische- und Ostanatolische Verwerfungszonen, von denen hier öfters die Rede ist. Doch diese beiden Störungszonen zeichnen sich nicht für die aktuelle Erdbebensequenz verantwortlich. Bei der schuldigen Störung handelt es sich um die weniger bekannte und kürzere Südanatolische Verwerfung, die nördlich von Lesbos verläuft. Die Störungszone hat das Potenzial, weitaus stärkere Erdbeben zu generieren, die dann auch entsprechende Zerstörungen mit sich ziehen. Die stärksten Erdbeben auf Lesbos ereigneten sich 2017 und 1944. Sie hatten Magnituden von 6,3 und 6,8. So ist es durchaus möglich, dass sich stärkere Erdbeben in der Region ereignen werden.