Erdbeben in der Türkei: Opferzahlen steigen weiter

Mehr als 8600 Todesopfer wurden im Erdbebengebiet bestätigt

Am 2. Tag nach der verheerenden Erdbebensequenz im Südwesten der Türkei steigen die Opferzahlen weiter an und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Bis jetzt wurden insgesamt 8600 Todesfälle bestätigt. Davon fallen mehr als 6200 auf die Türkei. Fast 40.000 Verletzte wurden registriert. Die Opferzahlen werden weiter stark steigen. Tausende Menschen gelten noch als Vermisst. Man steht noch am Anfang der Bergungsarbeiten, die in den entlegeneren Regionen Der Türkei und besonders in Syrien noch nicht einmal voll angelaufen sind: Winterwetter, zerstörte Verkehrswege und mangelnde Ausrüstung sind nur drei der Gründe, warum viele Menschen weiter auf Unterstützung warten müssen. Doch in den zentralen Gebieten der Erdbebenregion sind nach türkischen Angaben mehr als 16.000 Rettungsteams unterwegs. Insgesamt sollen 60.000 Helfer im Einsatz sein. Doch alleine in der Türkei wurde in 10 Provinzen der Notstand ausgerufen. Im gesamten Erdbebengebiet leben mehr als 13,5 Millionen Menschen. Viele von ihnen sich von der Strom, Wasser und Gasversorgung abgeschnitten und das bei strengem Frost. Lebensmittel und Benzin werden ebenfalls knapp. Am Rande Europas droht die nächste humanitäre Katastrophe.

Die starke Erdbebensequenz wirkte sich nicht nur auf Mensch und Infrastruktur aus, sondern versetzte beide beteiligten tektonischen Platten um mehrere Meter. Genaue Werte stehen noch aus, doch es gibt erste Gerüchte, dass der Versatz gut 4 m betragen soll. Auf Bildern einer zerstörten Straße sieht man auch einen vertikalen Versatz von mehreren Metern. Allerdings könnte es sich hier auch um ein lokales Phänomen handeln, da ein Berghang ein Stück abgerutscht sein könnte. Ebenso wissenschaftlich unbestätigt sind Aufnahmen, die überflutete Straßen an der Küste zeigen. Hier soll die Anatolische Platte abgesunken sein, sodass das Meer das Land überflutete. Doch da es sich bei der Ostanatolischen Verwerfung um eine Blattverschiebung handelt, die überwiegend horizontal versetzt, sind so große Höhenunterschiede eher unwahrscheinlich.

Vorprogrammierte Naturkatstrophe durch unsichere Bauten entlang einer Hauptstörungszone

Die Erdbebenkatstrophe macht den Menschen auf einmal bewusst, wie vergänglich sie sind und dass es vielleicht doch nicht klug ist, Megacitys direkt am Rand großer Störungszonen zu bauen! Im Falle des aktuellen Erdbebengebiets baute man Großstädte mit Hochhäusern, die alles andere als erdbebensicher sind, auch noch an einem Kreuzungspunkt wo sich die Ostanatolische Verwerfung in 2 Arme teilt. Sicher gründete man die Städte bereits vor langer Zeit, noch bevor der Verlauf von Störungszonen wissenschaftlich erforscht wurde. Und die Topografie der Landschaft war günstig, weil sich entlang der Störungszone ein langgestrecktes Tal auftut. Doch seit mindestens 50 Jahre weiß man um die realen Gefahren und trotzdem wurde in Sparbauweise gebaut: eine vorprogrammierte Katastrophe. Und sie wird sich widerholen! An der gleichen Stelle wahrscheinlich erst in ein paar Jahrhunderten, doch an anderer Stelle vielleicht schon morgen. Nicht nur hier, im Südwesten der Türkei, sondern auch an der Nordanatolischen Verwerfung, an der gegenüberliegenden Grenze der Anatolischen Platte, dort, wo der Europäische Kontinent beginnt und die Metropole Istanbul liegt. ein Damoklesschwert, dass den Menschen jetzt wieder bewusst wird- trotzdem gelingt es den Menschen immer wieder die Bedrohung zu verdrängen, obwohl sich nicht die Frage stellt, ob es zur Katastrophe kommen wird, sondern nur wann?

Doch nicht nur Megacitys in der Türkei sind bedroht. Davon gibt es leider viele. Die prominentesten Beispiele sind Tokio und San Francisco. Neue Gebäude in den gut entwickelten Metropolen sind zwar nach erdbebensicheren Standards gebaut, doch auch sie haben Grenzen. Außerdem gibt es in den Ballungsräumen noch mehr als genug Häuser, die eben nicht sicher sind. Bleibt zu hoffen, dass man aus der jüngsten Katastrophe Lehren zieht! Am erdbebensichersten wohnt man übrigens in einem Zelt oder Caravan.

Und nein, die Erde geht nicht unter, auch wenn es sich um eine schlimme Naturkatastrophe handelt! Die Erde ist ein dynamischer Planet und Erdbeben und Vulkanausbrüche sind notwendige Manifestationen der Erddynamik. Diese ist auch für unseren Schutzschirm, das Erdmagnetfeld verantwortlich, ohne das es kein Leben auf der Erde geben würde.

In unserer FB-Gruppe „Naturkatastrophen  und Naturphänomene“ wurden viele Medien zum Erdbeben in der Türkei geteilt. Ich kann hier immer nur einen Bruchteil einbinden.

Weiterführende Links bei Vnet:

Erdbeben und Seismik: Was Du schon immer darüber wissen wolltest

Vulkane und Erdbeben in der Türkei

Moment-Magnitude Mw

Erdbeben für Schüler

Erdbeben Türkei: News am 07.02.23

Mehr als 4900 Tote in der Türkei und Syrien

Nach der starken Erdbebenserie gestern wird langsam das ganze Ausmaß der Katastrophe sichtbar, wobei von Anfang an klar war, dass die Region von einer der schlimmsten Erdbebenkatastrophen der letzten Jahrzehnte heimgesucht wurde. Bis jetzt wurden in der Türkei und in Syrien mehr als 4900 Todesopfer bestätigt. Hinzu wurden über 20.000 Verletzte gemeldet. Es ist davon auszugehen, dass die Todeszahlen weiter steigen werden: unter den Trümmern der zahlreichen eingestürzten Hochhäuser werden noch viele Opfer verschüttet sein. Noch ist es das Ziel, nach Verschütteten zu suchen, die noch unter den Trümmern am Leben sein könnten, doch die Chance sie zu retten sinkt von Stunde zu Stunde.

Inzwischen sind großangelegte Hilfsaktionen angelaufen. Die Türkei hatte kurz nach der Katastrophe um internationale Hilfe gebeten. Wer helfen möchte, kann bei einer der vielen Organisationen spenden.

Was war geschehen? Gestern um 01:17:36 UTC begann eine Serie starker Erdbeben. Das Initialbeben hatte eine Momentmagnitude von 7,8. Das Epizentrum lag 30 km west-nordwestlich der Millionenstadt Gaziantep. Nur wenige Minuten später folgte ein weiter starker Erdstoß Mw 6,7. Er manifestierte sich ca. 11 Minuten nach dem ersten Beben. Das Epizentrum lag in der gleichen Region. Während sich das Hypozentrum des ersten Bebens in 10 km Tiefe befand, lag das zweite Beben 40 km tief. Aufgrund der geringeren Magnitude und der größeren Tiefe war es an der Erdoberfläche weniger stark zu spüren gewesen. Trotzdem versetzte es vielen bereits beschädigten Gebäuden den Todesstoß. Dem nicht genug, ereignete sich um 10:24:49 UTC ein weiteres starkes Erdbeben der Magnitude Mw 7,5. Es wurde in den Medien als Nachbeben bezeichnet, doch dieser Meinung bin ich nicht. Hierbei handelte es sich um ein weiteres Starkbeben, das vom EMSC in gut 90 km Entfernung von den anderen Beben lokalisiert wurde. Demnach befand es sich nordwestlich des eigentlichen Bebenclusters. Sein Epizentrum wurde 11 km süd-südöstlich von Elbistan ausgemacht. Der Erdbebenherd lag auch hier 10 km tief. Der Erdstoß wirkte sich natürlich auch auf die Erdbebenzone aus und verursachte weitere Schäden. Insofern war der Appell der Behörden, der nach dem ersten Erdstoß ausgegeben wurde, die Häuser nicht mehr zu betreten, das Gebot der Stunde!

Neben diesen 3 Beben, die ich als Bebenserie bezeichnen würde, gab es Hunderte Nachbeben entlang des unteren Bereichs der Ostanatolischen Verwerfung. In dem betroffenen Bereich teilt sie sich in 2 Arme auf, deren Verlauf sehr gut anhand des geteilten Bebenclusters auf der Shakemap zu sehen ist. Die meisten Erschütterungen gab es entlang des südlichen Arms, der nahe der Grenze zu Syrien verläuft. Das dritte Beben Mw 7,5 lag am Nordarm der Störung und verursachte dort die Nachbeben. Das EMSC registrierte 25 Nachbeben mit Magnituden ab 5. Alleine diese Beben hatten schon ein moderates Zerstörungspotenzial. Aktuell nehmen Häufigkeit und Intensität der Nachbeben ab.

Sehr starkes Erdbeben erschüttert Türkei am 06.02.23

Erdbeben MW 7,8 erschüttert Südwesten der Türkei

Datum: 06.02.23 | Zeit: 01:17:32 UTC | 37.23 N ; 37.02 E | Tiefe: 10 km | Mw 7,8

Im Südwesten der Türkei hat es ein sehr starkes Erdbeben der Moment-Magnitude 7,8 gegeben. Das Hypozentrum lag in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 26 km ost-nordöstlich von Nurdağı verortet. In dem Ort leben 12.800 Menschen. Die Großstadt Gaziantep mit mehr als 1 Millionen Bewohnern liegt nur 37 km vom Epizentrum entfernt. Es hat große Schäden und zahlreiche Tote und Verletzte gegeben. Bilder zeigen, dass die Häuser ganzer Straßenzüge eingestürzt sind. Das Hauptbeben manifestierte sich zu nachtschlafender Zeit und riss viele Menschen aus dem Schlaf, die es nicht mehr schafften, ihre Häuser zu verlassen. Das Beben ereignete sich um 04:17:32 Lokalzeit bzw. um 01:17:32 UTC.

Medienberichten zufolge gab es im Mittelmeer einen kleinen Tsunami, obwohl das Epizentrum nicht an der Küste lag, sondern gut

Das Erdbeben ereignete sich in der Grenzregion zu Syrien. Die bekannte Stadt Aleppo, die im Syrienkrieg zum großen Teil zerstört wurde, liegt ebenfalls im Wirkungskreis des Erdbebens. Nach vorläufigen Zahlen sind in der Türkei mindestens 280 Personen ums Leben gekommen. In Syrien wurden bis jetzt mehr als 300 Todesfälle bestätigt. Außerdem gab es Hunderte Verletzte. Die Opferzahlen werden weiter steigen, denn man befindet sich noch ganz am Anfang der Bergungsarbeiten.

Es gibt sehr viele starke Nachbeben, die über ein großes Gebiet entlang der Störungszone streuen. Das stärkste Nachbeben hatte eine Magnitude von 6,7. Die Menschen wurden aufgefordert im Freien zu bleiben, denn viele der Gebäude, die vielleicht nur leicht beschädigt wurden, könnten durch ein starkes Nachbeben zum Einsturz gebracht werden.

Das Erdbeben ereignete sich an der Ostanatolischen Verwerfung. Bei ihr handelt es sich um eine große Blattverschiebung, an der die Anatolische Platte und die Arabische Platte aneinander vorbeigleiten. Steht man auf der Arabischen Platte und blickt nach Norden, dann bewegt sich die Anatolische Platte relativ gesehen nach links und die Arabische Platte nach rechts. Daher spricht man auch von einer sinistralen (linkshändigen) Verschiebung. Da ein großes Segment der Ostanatolischen Verschiebung derzeit bebt, sind weitere starke Erdbeben in anderen Regionen entlang der Störung nicht auszuschließen.

Update 12:00: Uhr: Es gab ein weiteres starkes Erdbeben mit der Magnitude 7,5. Das Hypozentrum lag wieder in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 6 km östlich von Ekinözü verortet.

Erdbeben-News 05.02.23: PNG

Papua-Neuguinea: Erdbeben MW 5,9

Datum: 04.02.23 | Zeit: 12:22:37 UTC | 6.36 S ; 146.25 E | Tiefe: 100 km | Mw 5,9

Das stärkste Erdbeben der letzten Stunden ereignete sich im Nordosten der Hauptinsel von Papua Neuguinea. Es hatte einen Erdbebenherd in 100 km Tiefe und ein Epizentrum, das 43 km östlich von Kainantu festgestellt wurde. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor. In der Nähe liegen mehrere aktive Vulkane. Zu ihnen zählen Mount Giluwe, Manam und Kadovar. Die letzten beiden Vulkane eruptierten in den letzten Monaten sporadisch. Eine Meldung vom Kadovar gab es erst im Januar, als der Inselvulkan eine Aschewolke ausspie.

Tektonische Situation im Gebiet des Epizentrums

Die tektonische Situation in Papua Neuguinea ist komplex und dementsprechend zählt das Land zu den erdbebengefährdetsten Regionen der Erde. PNG liegt auf der Plattengrenze zwischen dem Pazifik und Indoaustralien. Generell wird die ozeanische Platte unter der kontinentalen Platte subduziert und die Tiefe des Hypozentrums des aktuellen Erdbebens deutet darauf hin, dass sich der Erdstoß an einem Stück subduzierter Platte ereignete, die bis in die Asthenosphäre abgetaucht ist. Allerdings liegt das Epizentrum im Bereich des Schnittpunktes zweier Störungszonen. Bei diesen handelt es sich um die Ramu-Markham-Störungszone und den Aure Fold-and-Thrust Gürtel. Daher ist es auch möglich, dass das Beben direkt mit den Bewegungen entlang dieser Störungszonen stand. Interpretationsversuche der Beben in diesem Bereich sind generell schwierig, da nicht nur die beiden großen Erdkrustenplatten des Pazifiks und Indoaustraliens kollidieren, sondern weil hier an den Plattenbewegungen mehrere Mikroplatten beteiligt sind. So sind der Aure-Moresby-Faltenthrust-Gürtel und das Aure-Moresby-Vorlandbecken das Ergebnis einer großräumigen, gegen den Uhrzeigersinn gerichteten Rotation der 355.000 km2 großen Woodlark-Mikroplatte. Diese Rotation begann bereits im Miozän und dauert bis heute an.


Erdbeben Mw 5,8 erschüttert japanische Inselgruppe

Datum: 05.02.23 | Zeit: 00:03:20 UTC | 32.70 N ; 141.68 E | Tiefe: 10 km | Mw 5,8

Das japanische Izu-Archipel wurde von einem Erdbeben der Magnitude 5,8 erschüttert. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 304 km südöstlich von Tateyama erschüttert. Die vulkanische Inselgruppe südlich der japanischen Hauptstadt erstreckt sich über eine Länge von mehr als 1000 km und beherbergt mehrere Unterwasservulkane, von denen zwei in diesem Monat in den Schlagzeilen standen. Außerdem ist mit dem Nishinoshima ein junger Inselvulkan aktiv.


Chile: Erdstoß Mw 5,5

Datum: 05.02.23 | Zeit: 01:02:45 UTC | 29.65 S ; 71.12 W | Tiefe: 60 km | Mw 5,5

Ein Erdbeben der Magnitude 5,5 ereignete sich in Chile. Es hatte einen Erdbebenherd in 60 km Tiefe und ein Epizentrum, das 40 km nord-nordöstlich von Coquimbo verortet wurde. Der Ort liegt an der Küste in relativer Nähe zu Valparaiso, das für seine Starkbeben berüchtigt ist. Das Epizentrum des Bebens befand sich nicht direkt an der Küste, sondern ein wenig landeinwärts. In der Region gibt es aktuell zahlreiche Erschütterungen.


Campi Flegrei: Erdbeben Md 3,0

Datum: 05.02.23 | Zeit: 00:45:36 UTC | 40.80 N ; 14.11 E | Tiefe: 4 km | Md 3,0

Heute Nacht manifestierte sich unter den Phlegräischen Feldern ein Erdbeben der Magnitude 3,0. Der Erdbebenherd lag in nur 4 km Tiefe. das Epizentrum befand sich im Golf von Pozzuoli und wurde vom EMSC 15 km südwestlich von Neapel verortet. Erst gestern hatte ich einen kleinen Erdbebenschwarm unter der Solfatara gemeldet.

Erdbeben News 04.02.23: Neuseeland

Erdbeben Mw 5,0 erschüttert neuseeländische Taupo-Caldera

Datum: 03.02.23 | Zeit: 23:14:20 UTC |  38.94 S ; 175.88 E | Tiefe: 90 km | Mw 5,0

Gestern Nacht (vor Ort war es Mittag) manifestierte sich am Südostrand der Taupo-Caldera in Neuseeland ein Erdbeben der Magnitude 5,0. Das Hypozentrum lag in 90 km Tiefe und befand sich damit in der Asthenosphäre. Das Epizentrum wurde 8 km nordöstlich von Turangi verortet. Diese Daten stammen vom EMSC. Geonet verortete das Beben in 20 km Entfernung zum Ort und in 81 km Tiefe.

Geonet und lokale Medien berichteten über das Erdbeben. Bei Geonet gingen mehr als 2200 Wahrnehmungsmeldungen von Menschen ein, die das Erdbeben spürten. Nur zwei Bebenzeugen beschrieben das Ereignis als extrem stark. Die Allermeisten empfanden es als schwach. Das Beben war auf der gesamten neuseeländischen Nordinsel zu spüren gewesen. Interessanterweise gab es kaum Meldungen von Personen, die nahe des Epizentrums wohnen. Diesen Umstand erklären die Seismologen mit der Tiefe des Hypozentrums und dem Verlauf der tektonischen Platten unter Neuseeland. In einem Geonet-Statement heißt es: „Dies ist auf die Tiefe und die Lage auf der subduzierenden tektonischen Platte unter der Nordinsel zurückzuführen – die meiste Energie des Bebens wandert nach oben und entlang der Platte zur Oberfläche im Osten und Süden der Nordinsel. Das Beben steht nicht in Zusammenhang mit dem Taupō-Vulkan.“

Es handelte sich also um ein tektonisches Erdbeben, dass sich an einem Stück subduzierter Kruste ereignete. Die Subduktionszone verläuft vor der Nordinsel östlich der Küste und schneidet dann die Südinsel, um dort vor die Westküste zu wechseln. Dabei verändert die Störungszone auch ihren Charakter und wandelt sich in eine Transformstörung. Vor der Nordinsel wird die Pazifische Platte subduziert, die unter die Indoaustralische Platte abtaucht. Im Bereich der Taupo-Caldera hat sie offenbar eine Tiefe von ca. 90 km erreicht und wurde am weiteren Abtauchen gehindert, indem sie sich an der indoaustralischen Platte verhakte. Es entstanden Spannungen, die sich in dem Erdbeben entluden.

Die Taupo-Caldera stand im Herbst letzten Jahres im Fokus der Berichterstattung, weil sich dort ein Schwarmbeben vulkanischen Ursprungs manifestierte. Diese Aktivität schwächte sich inzwischen deutlich ab, doch die Seismizität liegt immer noch etwas über dem üblichen Niveau. Im letzten Geonet-Bericht von vor 3 Wochen hieß es, dass es auch noch Bodendeformation geben würde. Das stärkste Ereignis manifestierte sich am 30. November, als es zu einem Erdbeben M 5,7 kam, in dessen Folge sich der Boden um 18 cm hob. Der Alarmstatus steht auf „1“.

Erdbeben-News 03.02.23: China

Erdbeben Mw 5,1 erschüttert den Norden Chinas

Datum: 03.02.23 | Zeit: 12:04:20 UTC |  37.05 N ; 96.98 E | Tiefe: 10 km | Mw 5,1

Ein Erdbeben der Magnitude 5,1 erschütterte erneut den Norden der chinesischen Region Qinghai. Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von 10 km. Das Epizentrum wurde 233 km süd-südwestlich von Yanglong lokalisiert. In dem Ort am Nordrand des Qinghai–Tibet Plateaus leben nur ca. 2400 Menschen. Nur 10 Minuten später folgte ein zweites Erdbeben Mw 5,0. Man kann also von einem Doppelwumms sprechen.

Das Hochland des Qinghai–Tibet Plateaus wird von zahlreichen Seen geprägt. Einer dieser Seen ist der Qinghai-See in dessen Nähe das Erdbeben lag. Ein paar Hundert Kilometer weiter liegt ein riesenhaftes Wüstengebiet, zu dem auch die Wüsten Taklamkan und Gobi gehören. Stellt man sich eine Linie zwischen den beiden Wüsten vor, dann lag das Epizentrum etwas südlich einer dieser Linie und zwar in der Mitte zwischen den Wüsten. Das Beben manifestierte sich also in einer sehr entlegenen Region Chinas, die dennoch (oder gerade deswegen) zu den faszinierendsten Landschaften der Erde zählt.

Das Wüstengebiet liegt im Windschatten des Himalaya-Gebirges, an das sich das Qinghai–Tibet-Plateau anschließt. Das Plateau war jüngst Forschungsgegenstand zahlreicher Geowissenschaftler, die übereingekommen sind, dass hier ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis der Plattentektonik liegt. Bislang nahm man an, dass das Plateau aus mehreren Blöcken des Urkontinents Gondwana besteht, die sich bei der Schließung des urzeitlichen Tethys-Meeres im Plateau akkumulierten. Neue Studien ergeben aber, dass hier mehrere Generationen von Inselbogen-Beckensystemen zusammengeschoben wurden, die sich in verschiedenen Phasen der Schließung der Tehtys-See bildeten.

Die Region um das Epizentrum des aktuellen Bebens liegt auf dem Eastern Kunlun-Quaidam-Block, der im Norden von der Haiyuan-Störung und im Süden von der Kunlun-Störung begrenzt wird. Bei beiden Strukturen handelt es sich um große Blattverschiebungen. Der Erdstoß ereignete sich an einer lokalen Störung, die wahrscheinlich mit der South Qilian Störungszone assoziiert ist, die parallel zu den beiden großen Blattverschiebungen verläuft.

Erdbeben-News 01.02.23: Philippinen

Erdbeben Mw 6,0 auf Mindanao

Datum: 01.02.23 | Zeit: 10:44:45 UTC |  7.76 N ; 126.06 E | Tiefe: 10 km | Mw 6.,0

Auf der philippinischen Insel Mindanao hat es heute Mittag ein Erdbeben der Magnitude 6,0 gegeben. Das Hypozentrum lag 10 km tief. Das Epizentrum wurde 6 km süd-südöstlich von Monkayo lokalisiert. So starke Erdbeben an Land gibt es auf den Philippinen nicht so oft. Anders sieht es da entlang der großen Störungszonen am Philippinengraben aus. Ein Blick auf die Shakemap enthüllt nicht nur diese Beben, sondern zeigt auch den Erdbebencluster in der indonesischen Molukkensee, wo täglich moderate Erdbeben hinzukommen.

Erdbeben-News 31.01.23

Erdbeben Mb 5,2 südlich von Malta

Datum: 30.01.23 | Zeit: 19:55:27 UTC | 34.90 N ; 14.30 E | Tiefe: 10 km | Mb 5,2

In der zentralen Mittelmeerregion zwischen Malta, Tunesien und Libyen gab es weitere Erdbeben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 5,2 und ein Hypozentrum in 10 km Tiefe. Ein zweites Beben brachte es auf Mb 4,6. Außerdem gab es einige schwächere Erdbeben. Das Beben Mb 5,2 wurde in einem großen Umkreis gespürt. Wahrnehmungsberichte liegen dem EMSC aus Malta vor. Die Insel liegt mehr als 100 km vom Epizentrum entfernt. Dieses wurde 113 km südlich von Valletta verortet.

Die Anwohner reagieren zunehmend besorgt auf die Erschütterungen, denn die Erdbeben häufen sich in den letzten Wochen signifikant. Auslöser der Erbenserie war ein Erdstoß Mw 5,0, der sich am 18. Januar zutrug. Seitdem registrierten die Erdbebendienste 3 weitere Beben im 5-er-Bereich. Insgesamt wurden 45 Beben mit Magnituden ab 30 festgestellt.

Tektonische Gegebenheiten im zentralen Mittelmeer

Die Region des zentralen Mittelmeeres wird durch den Pelagischen Block dominiert, der  noch zum Afrikanischen Kontinent gehört und überwiegend aus Kalkgestein besteht. Er wird in der Literatur als ein marines Vorland mit einer komplexen Struktur beschrieben, das sich östlich von Tunesien bis vor die westliche libysche Küste und nordwärts bis nach Malta und Sizilien erstreckt. Die Karbonate entstanden in den Erdzeitaltern Trias, Jura und Eozän. Darüber hinaus lagerten sich auch Evaporite ab. Tatsächlich wurde in der Offshore-Region Erdöl und Erdgas gefunden, das sich an tektonischen Fallen sammelte, womit wir beim Thema wären: es gibt mehrere Störungszonen, die in Nordost-Südwestrichtung streichen und eine Host- und Grabenstruktur andeuten. Dominierende Struktur ist die Sicily-Channel-Riftzone (Pantelaria Rift), die als divergentes Riftsystem zwischen Sizilien und Tunesien verläuft, wobei die Insel Malta direkt auf der nördlichen Riftschulter sitzt. Südlich von Malta kommt von Osten her die Medina-Störungszone, die als dextrale Blattverschiebung angelegt ist und deren Spur sich im Bereich der Erdbebenregion am Meeresboden verliert. So könnten sich die aktuellen Erdbeben am Ende der Medina-Fault ereignen oder an einer Störung, die mit der Riftzone assoziiert ist. Großtektonisch betrachtet ist die Kollision Afrikas mit Eurasien die treibende Kraft hinter den tektonischen Prozessen der Mittelmeerregion.

Erdbeben News 29.01.23: Iran

Erdbeben Mw 5,9 fordert Todesopfer im Iran

Datum: 28.01.23 | Zeit: 18:14:47 UTC | 38.49 N ; 44.91 E | Tiefe: 15 km | Mw 5,9

Gestern Abend erschütterte ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,9 den Nordwesten des Irans. Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von 15 km. Das Epizentrum wurde 8 km süd-südwestlich von Khoy verortet. Die Stadt liegt nahe der Grenze zur Türkei. Es wurden Schäden angerichtet und es starben mindestens 3 Personen. Mehr als 300 Verletzte wurden in Krankenhäusern behandelt. Es kam zu Stromausfällen und das bei strengem Nachtfrost. Es gab mehrere moderate-starke Nachbeben.

Erst am 18. Januar hatte es in der gleichen Region ein Erdbeben gegeben, das eine Magnitude von 5,8 hatte. Offenbar sind die Spannungen im Untergrund noch nicht abgebaut gewesen. Weitere Erdbeben sind möglich. Sie könnten sich auch entlang der gleichen Störungszone einige Kilometer entfernt ereignen. Auch im Vorjahr ereignete sich ein starkes Erdbeben. Schon bei den früheren Erdbeben waren Gebäudeschäden entstanden und es gab Verletzte. Die Schäden summieren sich auf, sodass die Folgen immer schlimmer werden.

Die Erdbebenregion grenzt nicht nur an die Türkei, sondern auch an Aserbaidschan, wo es auch immer wieder zu Erdbeben kommt. Aserbaidschan und auch der Iran sind als Erdöl- und Gasförderländer bekannt. Solche Lagerstätten bilden sich in sedimentären Becken, die über entsprechende tektonische Störungen verfügen, die als Fallen für die fossilen Rohstoffe dienen. Außerdem muss es tektonische Prozesse geben, die das organische Ausgangsmaterial in Tiefen bringt, in denen es warm genug für die Umwandlung des Materials in Öl und Gas ist. Oft sind diese Regionen erdbebengefährdet.

Der Iran befindet sich zusammen mit Teilen Pakistans und Afghanistans auf der Iranischen Mikroplatte, die ihrerseits von der Arabischen und Eurasischen Platte eingekeilt ist. Kohy liegt an der dextralen Tabriz-Blattverschiebung, die für die Erdbeben verantwortlich ist.