Vulkan-News 10.02.23: Askja

Staat: Island | Koordinaten: 65.03, -16.75 | Eruption:  Fumarolisch

Eisfreie Stellen im Calderasee der Askja

Seit September 2021 blickt man mit besonderer Sorge auf den isländischen Calderavulkan Askja. Damals setzte eine massive Bodenhebung ein, die mit Schwarmbeben einherging und der Alarmstatus des Vulkans wurde auf „gelb“ erhöht. Aber auch schon früher war die Askja unruhig und zeigte Anzeichen des Erwachens: immer wieder gab es Erdbeben, eine leichte Inflation und ein Anstieg der Fumarolentemperaturen wurde gemessen. Im Jahr 2014 kam es zu einem großen Erdrutsch. Jetzt berichteten Wissenschaftler der Universität Island von einem weiteren beunruhigenden Anzeichen, das für eine Beschleunigung des Aufheizprozesses des Vulkans spricht: Auf neuen Satellitenfotos der Askja erkennt man eine große eisfreie Stelle im Westen des Sees. Normalerweise ist der See zwischen Dezember und Juli zugefroren. Diese eisfreie Stelle zeugt von einer deutlich erhöhten Wassertemperatur in dem Bereich. Das Wasser wird vermutlich infolge erhöhter Geothermie aufgeheizt: Boden und Gase werden durch eine erhebliche Menge intrudierten Magma immer heißer. Von der Intrusion zeugt auch eine beachtliche Bodenhebung von 50 cm, die an der Messstation OLAC seit September 2021 gemessen wurde. Außerdem kommt es im Zuge der Bodendeformation ebenfalls zu einer horizontalen Verschiebung im Dezimeter-Bereich.

In den letzten Tagen nahm die Erdbebentätigkeit im Gebiet der Askja wieder zu. Es gab aber auch eine Zunahme der Seismizität in anderen Regionen der Insel. Hiervon besonders betroffen ist das Areal des Vatnajökulls, wo sich Anfang der Woche eine Erschütterung im 3-er-Bereich unter dem Bardarbunga ereignete.  Unter dem Gletscher Myrdalsjökull, der die Katla-Caldera bedeckt, gab es ebenfalls mehrere schwache Erdbeben. Heute sind vor allem die Regionen im Norden und Süden der Insel seismisch aktiv. So wurden entlang der TFZ 79 Beben innerhalb von 48 Stunden registriert. Im Süden der Insel einschließlich Reykjanes waren es mehr als 30 Erschütterungen.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf eine Diskussion im Forum der neuen Vnet-Community aufmerksam machen. Was glaubt ihr, wird der Askja-Vulkan bald ausbrechen?

Vulkan-News 09.02.23: Santiaguito

Santiaguito erzeugt Ascheeruptionen

Staat: Guatemala | Koordinaten: 14.76, -91.55 | Aktivität: Dom

Der guatemaltekische Vulkan Santiaguito ist weiterhin extrusiv und explosiv aktiv. Die extrusive Aktivität manifestiert sich in Form von Domwachstum an der Caliente-Kuppe. Es gehen Schuttlawinen ab und INSIVUMEH warnt vor größeren Blöcken und der Möglichkeit, dass pyroklastische Ströme entstehen können. Über Lavastromaktivität wurde nichts berichtet. Auf dem jüngsten Thermalbild vom Sentinel-Satellitenprogramm vom 8. Februar erkennt man an der Lavafront einen winzigen Hotspot. Eine kleine Glutspur zieht sich vom Dom ausgehend über den oberen Bereich der Südwestflanke. Es sieht also so aus, als wäre der Lavastrom weitestgehend zum Stillstand gekommen. Diese Form der effusiven Aktivität kann man getrost als gering bezeichnen. Ewas munterer geht es in Bezug auf die explosive Aktivität zu. Die Vulkanologen berichten von Ascheeruptionen. Sie stoßen feine Vulkanasche bis zu 800 m über Kraterhöhe. Gestern driftete die Asche über bewohntes Gebiet und hinterließ auf Fahrzeugen eine feine Ascheschicht. Außerdem gibt es Dampfemissionen, die bis zu 700 m hoch aufsteigen.

Interessant ist, dass aktuell 2 internationale Forschungseinrichtungen neue Messgeräte am Santiaguito installierten. Hierbei handelt es sich um die MTU (US-Bundesstaat Michigan) und die Universität Durham. Es wurden seismische Anlagen und zwei Dopplerradare installiert, die die Ascheemissionen beobachten sollen. Eventuell können die Geräte eingesetzt werden, um vor pyroklastischen Strömen zu warnen. Es ist wohl die größte Installationskampagne seit der Katastrophe von 2018, bei der viele Messinstrumente zerstört wurden. Inwieweit die Daten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, ist mir nicht bekannt.

Unsere Vulkanologische Gesellschaft e.V. steht ebenfalls in Kontakt mit INSIVUMEH und wir eruieren die Möglichkeit, am Santiaguito eine Livecam zu installieren. Allerdings gestaltet sich das Unterfangen als relativ aufwendig. Ein Problem besteht darin, einen geeigneten Installationsplatz mit vorhandener Stromversorgung und Internetverbindung zu finden. Eine Insellösung ist zu kostspielig und wartungsintensiv.


Weitere Kurz-Meldungen:

Popocatepetl mit Vulkanasche in 6400 m Höhe

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

Der mexikanische Vulkan Popocatepetl bleibt aktiv und erzeugt Aschewolken, die heute bis auf einer Höhe von 6.400 m aufgestiegen sind und vom Wind in Richtung Osten verdriftet wurden. CENAPRED berichtet außerdem von 132 Asche-Dampf-Exhalationen, 70 Minuten Tremor und einem vulkanotektonischen Erdbeben.


Bromo mit Dampfwolke

Staat: Indonesien | Lokation: -7.95112.95 | Aktivität: Dampf-Emissionen

Der javanesische Vulkan Bromo emittiert immer noch vermehrt Dampf. Laut einem MAGMA-Update steigt die Dampfwolke bis zu 500 m hoch auf. Gestern wurden 2 vulkanotektonische Erdbeben registriert.

Vulkan Karangetang heizt auf am 08.02.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: 2,78, 125.40 | Eruption: Dom, strombolianisch

Vulkan der Molukken heizt nach Erdbebenserie auf

Der indonesische Vulkan Karangetang liegt auf der Insel Api Siau in der Molukkensee und zeigt Anzeichen einer Aktivitätssteigerung. Das geht aus Medienberichten und Updates der Vulkanologen des örtlichen Observatoriums hervor. Daher erhöhte das den Alarmstatus des Vulkans von Stufe „2“ auf „3“. Indonesien benutzt ein vierstufiges Alarmsystem und Stufe „3“ wird für gewöhnlich nur ausgerufen, wenn der Vulkan bereits in Eruption ist. Und genau das ist der Karangetang: Der amtierende Leiter des BPPTKG, Muhammad Wafid, berichtete von der Emission einer dichten Dampfwolke, strombolianischer Aktivität und Domwachstum. Somit steigt das Risiko für die Abgänge von Schuttlawinen und pyroklastischen Strömen. Tatsächlich gingen in den letzten beiden Tagen viele glühende Schuttlawinen ab. Gestern wurden 62 Abgänge gezählt. Darüber hinaus wurden mehrere Hybriderdbeben detektiert. Es bewegen sich also magmatische Fluide im Untergrund.

Mit der Erhöhung der Alarmstufe ging eine Ausweitung der Sperrzone einher. Sie hat einen Radius von 2,5 Kilometern um die beiden Krater des Karangetangs. In seinem Süden und Südwesten gilt eine erweiterte Sperrzone mit einem Radius von 3,5 km.

Im letzten Monat erschütterte eine Erdbebenserie die Molukkensee. Die beiden stärksten Erdstöße hatten die Magnituden Mw 7,0 und Mw 6,0. Außerdem gab es viele Beben im 5-er-Bereich. Damals mutmaßte ich bereits, dass die Erdbeben einen der nahegelegenen Vulkane wachrütteln könnten und hielt den Karangetang für einen wahrscheinlichen Kandidaten. Aber auch ohne Erdbeben bricht der Vulkan alle paar Jahre aus. Typisch ist die Bildung eines Lavadoms, von dem gerne zähflüssige Lavaströme abgehen. Von ihren Fronten gehen Steinschläge und Schuttlawinen ab und es kann zur Entstehung pyroklastischer Ströme kommen. Tatsächlich sieht es so aus, als würde der Karangetang auf sein typisches Ausbruchsverhalten zusteuern. Eine spannende Entwicklung, von der sich die meisten Bewohner der Insel weniger begeistert zeigen dürften.

Neben dem Vulkan ist Api Siau für den Gewürzanbau bekannt. Hier werden vor allem Muskat und Gewürznelken angebaut.

Weiterführender Link: Bildergalerie Karangetang 

Vulkan Ätna am 07.02.23: Schwarmbeben

Schwarmbeben im Westen des Ätnas

Dass am Ätna aktuell keine Lavaströme mehr fließen, habe ich schon in meinem letzten Update von heute gepostet. Doch was ich euch bis jetzt vorenthalten habe (und tatsächlich gerade erst selbst feststellte) ist, dass es gestern ein Schwarmbeben im Westen des Vulkans gab. Es begann bereits am 05. Februar um 17:18:57 UTC und dauerte bis um 14:21:31 UTC am 06. Februar. Der Höhepunkt des Schwarms wurde von einem Erdstoß Ml 3,6 markiert, der sich am Abend des 05. Februars ereignete. Der Erdbebenherd lag in einer Tiefe von 17,1 km und wurde 7,9 km südwestlich von Bronte verortet. Zwei weitere Beben hatten eine Magnitude im 2-er-Bereich, die restlichen Magnituden waren kleiner als 2. Das tiefste Hypozentrum lag in gut 27 km Tiefe. Aufgrund der Tiefe des Schwarms vermute ich, dass hier ein aufsteigender Magmenkörper die Ursache war. Er bahnte sich einen Weg durch die Asthenosphäre und wird nun gegen die tieferen Schichten der Erdkruste drücken bzw. dort eindringen. Also, auch wenn der Ätna ein wenig pausieren mag, ist die nächste Eruption bereits in Vorbereitung.

Es ist schon ein Weilchen her, dass wir unter der Ätna-Westflanke ein vergleichbares Schwarmbeben sahen. Oft beginnen hier neue Aufstiegssequenzen. Der Pfad des Magmas, den die Schmelze unter dem Vulkan nimmt, scheint nicht senkrecht zu verlaufen. Verfolgt man regelmäßig die Schwarmbeben unter dem Ätna, dann stellt man fest, dass sie vom Westen häufig in den Süden und dann in den Osten des Vulkans migrieren und auf diesem Halbkreis immer weiter aufsteigen. Im Norden des Vulkans sind vulkanisch-bedingte Schwarmbeben seltener, doch wenn sie öfters auftauchen, dann bahnt sich für gewöhnlich eine größere Eruption an. Wohlbemerkt sind das meine eigenen Beobachtungen der letzten Jahre und keine wissenschaftlich belegten Fakten auf Basis von Studien.

Vulkan-News 07.02.23: Sakurajima

Staat: Japan | Koordinaten: 31.581, 130.659 | Aktivität: Explosiv

Sakurajima mit Explosionen und Asche in 2400 m Höhe

Auch vom Sakurajima in Japan gehen Explosionen aus, die bis auf einer Höhe von 2400 m aufsteigen und in Richtung Südosten verfrachtet werden. Heute wurden 3 Aschewolken gemeldet. Die letzten Eruptionen gab es am 3. Februar. Bei einer dieser Explosionen wurden größere Tephra-Fragmente bis zu 1200 m  hoch und 500 m weit geschleudert. Es wurde vor der Generierung kleiner pyroklastischer Ströme gewarnt. Die Eruptionen finden weiterhin aus dem Minamidake statt, während der Krater Showa ruhig bleibt.

Da der Sakurajima oft in Schüben eruptiert, kann man mit weiteren Ausbrüchen rechnen.

Die Vulkanologen vom JMA schreiben in ihrem letzten Update zum Sakurajima, dass es weiterhin eine Akkumulation von frischem Magma unter dem Vulkan gibt. Diese äußert sich in einer leichten Bodenhebung und damit in einer Versteilung der Vulkanflanke im µrad-Bereich. Zwischendurch kommt es immer wieder zu Phasen der Kontraktion, während derer die Inflation in Deflation wechselt. Außerdem deutet die Emission von Schwefelgasen die Akkumulation von frischem Magma an.

Das JMA schreibt: „Es wird angenommen, dass die Eruptionsaktivität auch in Zukunft anhalten wird. Bitte beachten Sie die bevorstehenden Vulkaninformationen. Im Bereich von etwa 2 km vom Minamidake-Gipfelkrater muss man mit einschlagenden Vulkanbomben rechnen. Hüten Sie sich vor großen Vulkanblöcken und pyroklastischen Strömen. Auf der Leeseite wurden nicht nur Vulkanasche, sondern auch kleine Vulkanblöcke vom Wind in die Ferne getragen. Bitte seien Sie vorsichtig. Es besteht die Gefahr, dass Fensterglas durch den großen Luftstoß, der die Explosion begleitet, zerbricht. Je nach zukünftiger Aschefallsituation kann es bei Regen zu Murgängen kommen.“

Sakurajima gehört zu den best bewachten Vulkanen der Erde, da er nahe am Ballungsraum Kagoshima liegt. während wir in den letzten Jahren ehr kleinere Eruptionen beobachten konnten, ist der Vulkan durchaus in der Lage stärker zu eruptieren und Zerstörungen anzurichten.


Chikurachki mit Asche in 3700 m Höhe

Der Inselvulkan der Kurilen ist weiterhin aktiv und eruptiert mehrmals am Tag Vulkanasche. Sie steigt bis auf einer Höhe von 3700 m auf und driftet in Richtung Osten. Dabei zieht sich die Aschewolke bis zu 74 km in die Länge. Das VAAC brachte seit gestern 8-VONA-Meldungen heraus und warnte damit den Flugverkehr vor der Vulkanasche. KVERT beschreibt die Eruptionen als moderat.


Kerinci mit Asche-Eruption

Der indonesische Vulkan Kerinci liegt auf Sumatra und eruptiert ebenfalls Aschewolken. Sie werden vom VAAC Darwin in 4.000 m Höhe festgestellt. Laut MAGAM/VSI erreichen sie eine Höhe von 150 m über dem Gipfel.


Ätna ist kalt

Seit gestern wird keine Lava mehr am Ätna festgestellt. Die Eruption pausiert oder ist zu Ende. Auf einem Thermalbild des Sentinel-Satelliten von gestern ist keine Wärmestrahlung mehr sichtbar. Einzig im Schlot der Bocca Nuova erkennt man eine kleine thermische Anomalie. Es sieht nicht so aus, als würden wir kurzfristig eine Show aus dem Neuen Südostkrater geboten bekommen.

Vulkan-News 05.02.23: Ecuador

Die drei aktiven Vulkan Ecuadors -Cotopaxi, Sangay und Reventador- bleiben recht munter, wobei es die interessantesten Meldungen aktuelle vom Reventador gibt. Daher sortiere ich die Meldungen in reverser alphabetischer Anordnung.

Das VAAC registriert nordwestlich driftende Vulkanasche in 4600 m Höhe. Das IGEPN berichtet von Ascheeruptionen, die das Material bis zu 1000 m über die Kraterhöhe aufsteigen lassen. Bei den explosiven Eruptionen wird auch glühende Tephra ausgeworfen. Bei einigen Explosionen wird der obere Bereich des Schlackenkegels mit glühender Tephra eingedeckt. Sie reicht bis zu 700 m unterhalb des Kraterrandes hinab. Am 03. Februar wurden 15 Explosionen registriert. Dazu gesellten sich 39 langperiodische Erdbeben und mehrere Tremorphasen.

Der Sangay emittiert heute wieder eine hohe Thermalstrahlung mit 155 MW Leistung. Laut IGEPN steigt Tephra bis zu 800 m über Kraterhöhe auf. Am Freitag wurden 65 seismische Explosionssignale gemeldet. Zudem gab es 5 langperiodische Erdbeben.

Am Cotopaxi steigt die Vulkanasche bis auf einer Höhe von 7300 m auf und driftet in Richtung Südosten. Die Vulkanologen des Nationalen Instituts meldeten Vulkanasche in 1500 m Höhe über dem Krater. Außerdem gab es 15 langperiodische Erdbeben.

An allen drei Vulkanen deuten die langperiodischen Erdbeben auf Fluidbewegungen im Untergrund hin. Bei den Fluiden wird es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Magma und vulkanische Gase handeln, die sich im Fördersystem bewegen. Der registrierte Tremor ist typisch für Vulkane im Eruptionsstadium und steht oft in Verbindung mit starken Entgasungen bei explosiven Eruptionen. Dass an keinem der drei Vulkane Signale vulkanotektonischer Erdbeben aufgefangen wurden, lässt den Schluss zu, dass aus größerer Tiefe entweder keine neue Schmelze aufsteigt oder dass die Aufstiegswege frei sind und sich das Magma keine neuen Wege bahnen muss. Die VT-Erdbeben entstehen für gewöhnlich durch Gesteinsbruch infolge von Fluidbewegungen. Am Reventador ist die Seismizität aktuell am höchsten, was darauf hindeutet, dass sich die Aktivität in den nächsten Tagen weiter steigern könnte. An den beiden anderen Vulkanen schaut es derzeit nicht so aus, als würden großartige Änderungen anstehen. Diese Betrachtungen stellen allerdings nur eine Momentaufnahme dar, morgen kann sich schon wieder ein völlig anderes Bild bieten.

Vulkan Bromo heizt auf am 04.02.23

Bromo auf Java steht möglicherweise kurz vor einer Eruption

Der indonesische Vulkan Bromo liegt in der javanesischen Tengger-Caldera und steht offenbar kurz vor einem Vulkanausbruch oder hat mit diesem bereits begonnen. Das PVMGB brachte heute eine entsprechende Warnung heraus, nachdem Mitarbeiter des örtlichen Feldobservatoriums eine starke Dampfentwicklung gemeldet hatten. Demnach steigt der Dampf bis zu 900 m hoch auf und riecht stark nach schwefligen Gasen. In dem Bericht ist von „Feuer“ die Rede, das im Krater lodern soll. Also vermute ich, dass bereits Lava im Schlot steht oder dass sogar bereits geringe Mengen rotglühende Tephra gefördert wurden.

Laut dem Erdbeben-Histogram beim VSI/MAGMA wurden in den letzten zwei Wochen drei vulkanotektonische Erdbeben registriert, anhand derer man allerdings nicht an einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch denken würde. In einem Newsartikel heißt es hingegen, dass Tremor mit einer Amplitude zwischen 0,5 und 1 mm registriert wird, dazu kommen tiefe vulkanotektonische Erdbeben. Das wirft natürlich die Frage auf, wie genau der Bromo tatsächlich beobachtet wird. Bei meinem letzten Besuch im Feldobservatorium, das in einer Hütte am Calderarand untergebracht war, verfügte man lediglich über einen alten mobilen Trommelseismograf. Das ist aber nun auch wieder fast 13 Jahre her und die Zeit ist dort auch nicht stehen geblieben.

Weitere Recherchen zeigten, dass es tatsächlich bereits zu kleinen Eruptionen mit Lavaspattering gekommen ist. Auf einem Bild erkennt man einzelne glühende Schlacken, die über dem Kraterrand aufgestiegen sind. Satellitenfotos geben nicht viel her, da es in den letzten Tagen bewölkt war. Auf Aufnahmen des letzten Monats kann man aber eine kleine thermische Anomalie im Krater erkennen.

Es ist nicht komplett auszuschließen, dass die beginnende Eruption durch Erdbeben ausgelöst wurde, die sich im Dezember (Mw 5,9) und Januar (Mw 5,3) vor der Südküste Javas ereigneten. Da sich vergleichbare Erdbeben aber recht oft ind er Region zutragen, ist ein Zusammenhang praktisch nicht zu beweisen.

Vulkan Campi Flegrei: Neueröffnung der Solfatara?

Solfatara-Krater wird trotz anhaltender Seismizität scheinbar wieder zugänglich gemacht

Seit gestern ist die Erdbebentätigkeit im Bereich der Solfatara wieder etwas erhöht. Die Seismometer des INGV registrierten seit gestern 15 Erdbeben geringer Magnituden. Die beiden Stärksten brachten es auf M 1,1 und lagen in Tiefen von 3,7 und 1,4 km. Während das tiefere Beben im Golf von Pozzuoli lag, manifestierte sich das flacher liegende Erdbeben unter dem Solfatara-Krater. Dort befanden sich auch die meisten anderen Beben des Schwarms.

Im letzten Wochenbericht des zuständigen Observatoriums in Neapel hieß es, dass sich die Bodenhebung weiter auf hohem Niveau befindet. Zwar konnte kein exakter Wert ermittelt werden, da sich die Bodenhebung nach einer Flaute im Dezember wieder beschleunigte, doch man geht davon aus, dass sie wieder im Bereich von 15 mm im Monat liegt. Seit 2011 hob sich der Boden um ca. 97.5 cm und wenn es so weitergeht, wird bald die 1-m-Marke geknackt werden. Die Gastemperatur an der Fumarole von Pisciarelli war ebenfalls hoch und lag im Durchschnitt bei 92 Grad Celsius.

Solfatara soll wiedereröffnet werden

Trotz der weiterhin hohen hydrothermalen Aktivität und der Gefahr, dass sich phreatische Eruptionen ereignen könnten, arbeitet man gerade daran, den Solfatara-Krater wieder für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Für mich kommt das einer kleinen Sensation gleich, denn ich finde diesen Platz im Herzen Südeuropas geradezu magisch: ein Kleinod für alle Vulkanspotter und eine vergleichsweise ruhige Oase in der Nähe des quirligen Neapels. Mir ist zwar noch kein offizieller Eröffnungstermin bekannt geworden, doch in unserer FB-Gruppe wurde ein Beitrag gepostet von jemandem, der dort gerade an den Aufräumarbeiten beteiligt ist. Und so wie es aussieht, wird auch der Campingplatz wieder hergestellt. Vielleicht kann man also dort bald wieder übernachten, was die Sache noch interessanter machen würde.

Die Anlage wurde im Jahr 2017 geschlossen, nachdem mehrere Mitglieder einer Familie in eine fumarolisch aktive Grube gestiegen sind und erstickten. Sie versuchten ein Kind ihrer Familie zu retten, das offenbar in einem abgesperrten Bereich unterwegs war und dort durch die dünne Kruste gebrochen ist.

Vulkan Ätna mit neuem 3d Bild am 03.02.23

Neues 3d Bild zeigt Lavastrom am Ätna

Der Lavastrom am Ätna ist weiterhin aktiv und emittiert eine Wärmestrahlung mit 312 MW Leistung. Damit liegt sie ein gutes Stück hinter den bisherigen Spitzenwerten der Eruption, als im Januar zweimal mehr als 1000 MW Leistung registriert wurde. Damals wurden die Werte als sehr hoch eingestuft, heute liegen sie im moderaten hohen Bereich. Da die Leistung proportional zur emittierenden Wärmefläche ist, kann man davon ausgehen, dass der Lavastrom deutlich weniger Fläche einnimmt als es Anfang Januar der Fall war. Zur Stunde fließt die Lava entlang des Valle del Leone und man kann den Lavastrom auf der Thermalcam nur angeschnitten sehen. Es ergießt sich keine frische Lava ins Valle del Bove. Anders verhielt es sich am 1. Februar, als die oben gezeigte Satellitenaufnahme erstellt wurde. Auf der räumlich wirkenden 3D-Visualisierung, die aus mehreren Satellitenfotos am Rechner erstellt wurde, erkennt man den Lavastrom, wie er ins Valle del Bove fließt. Der Lavastrom wurde auf der Tagesaufnahme sichtbar, indem man das Licht im SWIR-Band filterte.

Auf der Visualisierung erkennt man sehr schön das zweigeteilte Lavafeld, das im Zuge der Eruption erzeugt wurde. Der Ausbruch begann am 27. November 2022. Zuerst wurde der nördlichere (rechte) Teil des Lavafelds erzeugt. Nach einer kurzen Pause verlagerte sich die Aktivität südwärts. Aus dieser Beschreibung geht hervor, dass man auf dem Bild vom Osten aus in Richtung Westen guckt und das Bild nicht wie üblich eingenordet ist. Grund hierfür ist, dass man gut das Valle del Bove erkennen kann, das von 2 steilen Rändern eingefasst wird. Im Laufe der Eruption erreichte die Lava den Fuß der Steilwand des Tals. Gut zu erkennen ist auch der frische Lavastrom, der im Mai/Juni floss und ein Stück auf der Talsohle des Valle del Bove unterwegs war.

Die Visualisierung visualisiert auch schön, dass der Lavastrom nicht ganz so einfach zu erreichen ist und an einem recht unzugänglichen Ort liegt. In den letzten 10 Jahren hat sich der Südostkrater soweit vergrößert, dass sein Osthang praktisch ins Valle del Bove übergeht. Früher konnte man da noch prima drumherum laufen.