Klyuchevskoy eruptierte Asche auf 6500 m Höhe

Zentrale Vulkangruppe Kamtschatkas. Links der Klyucheskoy, rechts der Bezymianny. © KVERRT

Aschewolke vom Klyuchevskoy in 6500 m Höhe – Auch Nachbarvulkane sind aktiv

Petropawlowsk-Kamtschatski 29.05.2025Auf der russischen Halbinsel Kamtschatka sind aktuell vier Vulkane aktiv. Die jüngsten Schlagzeilen machte der höchste aktive Vulkan der Nordhalbkugel, der 4750 m hohe Klyuchevskoy: Er stieß gestern Abend gegen 22:35 UTC eine Aschewolke aus, die laut VAAC Tokio eine Höhe von über 6000 m erreichte und in Richtung Südwesten driftete. Die zugehörige VONA-Meldung wurde jedoch erst um 3 Uhr heute Nacht veröffentlicht – für Flugzeuge in der Region wohl etwas spät. Laut den Vulkanologen von KVERT erreichte die Asche sogar eine Höhe von 6500 m und driftete etwa 5 km weit.

Bereits gestern gab es eine VONA-Meldung, der zufolge die Asche eine Höhe von 6700 m erreichte. Da es jedoch keinen begleitenden Bericht von KVERT gab und sich der Vulkan auf der Livecam unauffällig zeigte, habe ich Euch diese Nachricht zunächst vorenthalten. Auch heute Morgen zeigt die Kamera lediglich drei schneebedeckte Vulkane bei schönstem Sonnenschein – ohne dass vom Klyuchevskoy (links im Bild) eine Eruptionswolke aufsteigen würde. KVERT berichtet zwar, dass der Vulkan weiterhin strombolianisch aktiv ist, doch offenbar reicht diese Tätigkeit derzeit nicht aus, um Material über den Kraterrand hinaus zu schleudern.

Auf dem Screenshot der Livecam erkennt man in der Mitte den inaktiven Kamen und rechts den kleineren Bezymianny, von dessen Dom eine Dampffahne aufsteigt. Zudem zeigt MIROVA thermische Anomalien an, was darauf hindeutet, dass der Dom deutlich wächst und bald wieder Explosionen oder Kollapsereignisse auslösen könnte.

Als dritter Vulkan ist der Shiveluch aktiv, der in Sichtweite der zentralen Vulkangruppe Kamtschatkas liegt. Auch heute erzeugte er wieder Aschewolken, die eine Höhe von 4600 m erreichten. Der Shiveluch ist derzeit der aktivste Vulkan der Halbinsel – zumindest, wenn man die Anzahl der VONA-Meldungen als Maßstab nimmt: In diesem Jahr wurden bereits 55 Warnungen für ihn herausgegeben, während es für den Klyuchevskoy nur sieben waren. Zum Vergleich: Für den Bezymianny gab es 30 Warnungen, für den Karymsky, den vierten aktiven Vulkan Kamtschatkas, 13.

Hier noch einmal in einer Rangliste der VONA-Warnungen der Reihenfolge nach geordnet:

  • Shiveluch 55
  • Bezymianny 30
  • Karymsky 13
  • Klyuchvskoy 7

Daraus wird ersichtlich, dass Klyuchevskoy in Bezug auf den Aschewolken-Ausstoß derzeit das Schlusslicht der Vulkane Kamtschatkas bildet. Doch Phasen mit strombolianischen Eruptionen gehen am Klyuchevskoy oft Paroxysmen voraus, es besteht also noch Grund zur Hoffnung, dass wir demnächst stärkere Eruptionen von diesem Vulkan sehen werden.

Schweiz: Gletscherbruch und Bergsturz im Lötschental

Gletscherbruch löst Bergsturz im Lötschental aus- Dorf Blatten teilweise verschüttet und zerstört

Blatten, 28.05.2025Im Schweizer Kanton Wallis ist bei Blatten im Lötschental eingetreten, wovor man sich seit letzter Woche fürchtete: Ein massiver Abbruch des Birchgletschers hat eine gewaltige Lawine aus Geröll, Eis und Schlamm ausgelöst, die große Teile des Dorfes verschüttet hat. Zuvor war es zu einer Vielzahl von Felsstürzen gekommen, bei denen Material vom Kleinen Nesthorn abbrach und sich auf dem Gletscher ansammelte. Der Bergsturz verursachte laut Medienberichten ein Erdbeben Mb 3,1.

Nun wurde der südliche Bereich des Lötschentals stark verwüstet: Zahlreiche Gebäude – darunter auch die Kirche – wurden zerstört. Laut Behörden gibt es derzeit keine Verletzten, allerdings wird eine Person vermisst. Die 300 Dorfbewohner waren bereits vor neun Tagen evakuiert worden.

Die Geröllmassen des Bergsturzes verschütteten auch den Fluss Lonza und bilden einen natürlichen Staudamm. Die Lonza führt momentan zwar nicht viel Wasser, trotzdem staut es sich hinter dem Damm auf und es könnte zu Überflutungen kommen.

Gemeindepräsident Matthias Bellwald sprach gegenüber den Medien von einem „unvorstellbaren Ereignis“, betonte aber, dass man den Mut nicht verliere: „Wir haben das Dorf verloren, aber nicht das Herz.“ Er kündigte an, alles Menschenmögliche zu tun, um Blatten wieder aufzubauen.

Auch die Walliser Kantonsregierung zeigte sich tief betroffen. Staatsrat Franz Ruppen sprach von einer „totalen Katastrophe“, die über alle bisherigen Befürchtungen hinausgehe.

Zur Unterstützung wurde die Armee angefordert. Ein Erkundungsteam wurde bereits aktiviert, um die Lage vor Ort zu beurteilen und mögliche Hilfseinsätze zu planen. Der Luftraum über Blatten wurde gesperrt.

Die Lage bleibt weiterhin angespannt: Der Gletscher bewegt sich noch und die Gefahr weiterer Murgänge besteht. Die Behörden warnen eindringlich davor, das evakuierte Gebiet zu betreten.

Die Felsstürze vom Kleinen Nesthorn und der Gletscherabbruch in Blatten sind das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels von geologischen Instabilitäten und klimatischen Veränderungen. Die fortschreitende Klimaerwärmung und der damit verbundene Permafrostverlust erhöhen das Risiko solcher Ereignisse in den Alpen und anderen Gebirgsregionen signifikant. Die Entwicklung kam nicht überraschend, denn bereits 1990 wurde das Kleine Nesthorn für instabil erklärt. Seitdem steht es unter besonderer Beobachtung.

In der Schweiz gibt es mindestens 3 weitere Berge, an denen Vergleichbares wie am Kleinen Nesthorn droht. Doch nicht nur hier taut der Permafrost, sondern auch in Österreich und Norwegen, wo es ebenfalls instabile Felswände gibt, die besonders überwacht werden.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 28.05.2025

Weitere Erdbeben auf Reykjanes und Snaefellsnes – Bodenhebung geht weiter

Während des starken Erdbebenschwarms, der sich am Wochenende westlich von Reykjanes ereignete – und immer noch nicht ganz vorbei ist –, war es auf der Halbinsel aus seismischer Sicht relativ ruhig, wobei es sein kann, dass bei der allgemeinen Unruhe schwache Erdbeben bei Svartsengi nicht aufgezeichnet wurden. In den letzten 24 Stunden wurden aber wieder einige Erschütterungen im südlichen Abschnitt des Svartsengi-Gebiets detektiert. Sie tangierten auch Grindavik.

Bodenhebung bei Svartsengi. © IMO

Obwohl die Seismizität bei Svartsengi und Sundhnukur wenig spektakulär ist, sieht es mit der Bodenhebung anders aus. Zwar würde ich nicht unbedingt so weit gehen, sie als spektakulär zu bezeichnen, doch die Hebegeschwindigkeit des Bodens entspricht jener vom Sommer letzten Jahres und ist somit höher, als es vor der letzten Eruption der Fall gewesen ist. Anzeichen, dass sich die Aktivität kurz- und mittelfristig abschwächt, so wie es von einigen Vulkanologen prognostiziert wird, kann ich momentan nicht erkennen. An der Messstation SENG hob sich der Boden in den letzten 7 Wochen um 200 mm. Die Hebung dürfte – bei gleichbleibender Geschwindigkeit – Mitte Juni auf dem Niveau wie vor der Eruption Anfang Mai ankommen. Ab diesem Zeitpunkt steigt die Eruptionswahrscheinlichkeit deutlich an. Signifikant erhöht ist sie dann etwa einen Monat später, also zur Hauptreisezeit auf Island. Die Ausbrüche störten bis jetzt zumindest nicht den Flugverkehr in Keflavik und auch der Highway nach Reykjavik blieb bis jetzt von den Auswirkungen der Eruptionen verschont, so dass Touristen wahrscheinlich auch im Falle eines Vulkanausbruchs entlang der Sundhnukur-Kraterreihe unbehelligt bleiben dürften.

Die Seismizität im Bereich des Grjotarvatn auf der Snaefellsnes-Halbinsel bleibt deutlich erhöht: Innerhalb von 24 Stunden manifestierten sich dort gut 25 Erschütterungen, die überwiegend Magnituden im Bereich der Mikroseismizität hatten. Stärkste Erschütterung brachte es auf Mb 1,8 in 17 Kilometern Tiefe. Aufgrund des tiefen Hypozentrums ist es wahrscheinlich, dass das Beben einen Bezug zu Fluidbewegungen hatte. Obgleich die Vulkanologen das Areal genau im Blick haben, lässt sich bis jetzt nicht vorhersagen, ob und wann es zu einem Vulkanausbruch in dem Gebiet bei Borganes kommen wird.

Mexiko: Erdbebenserie bei Revilla Gigedo Inseln

Erdbebenserie erschüttert mexikanisches Inselparadies Revilla Gigedo – Stärkstes Beben Mw 5,9

Datum: 28.05.2025 | Zeit: 01:30:39 UTC | Koordinaten: 19.770 ; -109.060 | Tiefe: 4 km | Mw 5,9

Cabo San Lucas, 28.05.2025Vor der Westküste Mexikos ereignete sich eine Erdbebenserie, die bis jetzt aus 12 Einzelbeben besteht. Die beiden stärksten Erschütterungen hatten die Magnituden 5,9 und 5,8. Die Hypozentren lagen in 4 und 13 Kilometern Tiefe. Das schwächste Beben brachte es auf Mb 3,9.

Erdbeben bei Revilla-Gigedo. © EMSC

Die Epizentren wurden dem Revilla-Gigedo-Archipel zugeordnet, das 380 Kilometer südwestlich der Baja California liegt. Nächstgelegener Ort an der Südspitze von Baja ist Cabo San Lucas in 358 Kilometern Entfernung.

Wahrnehmungsmeldungen liegen nicht vor, doch aus vulkanotektonischer Sicht sind die Erdbeben von Interesse: Das Revilla-Gigedo-Archipel ist vulkanischen Ursprungs und liegt westlich der Rivera-Mikroplatte, die von einigen Transformstörungen und dem Mittelamerika-Graben begrenzt wird. Die Erdbeben manifestierten sich an der Rivera-Fracture-Zone (RFZ), bei der es sich um eine rechtsinnige Blattverschiebung handelt. In dieser Beziehung gleicht die Störung dem San-Andreas-Fault, in dessen Verlängerung sich die RFZ befindet.

Der vulkanische Inselbogen des Revilla-Gigedo-Archipels liegt ca. 230 Kilometer von den Epizentren entfernt und besteht aus 4 größeren und mehreren kleinen Inseln, die allesamt unbewohnt sind, sieht man einmal von einer kleinen Marinebasis auf der größten Insel Socorro ab. Auf Soccoro liegt der 1050 m hohe Schildvulkan Mount Evermann, der zuletzt 1951 sowie von 1993 bis 1994 eruptierte. Über den Aktivitätsstatus des wenig erforschten und nicht weiter überwachten Vulkans ist mir nichts bekannt, doch es ist nicht ausgeschlossen, dass sich die Erdbeben an der RFZ auf die Aktivität des Vulkans auswirken könnten.

Die letzte Meldung zum Mount Evermann, die beim GPV einzusehen ist, stammt aus dem Jahr 1995. Damals wurde beschrieben, dass es 7 Fumarolen und einige heiße Quellen gibt, die von den Nachwirkungen der schwachen Eruptionen ein Jahr zuvor zeugen.

Campi Flegrei: Fluchtrouten werden zugebaut

Vom Marcellum aus sieht man die eng zusammenstehenden Wohnkomplexe von Pozzuoli. © Marc Szeglat

Baumaßnahmen versperren Evakuierungsroten in Pozzuoli – Weitere Erdbeben in den Campi Flegrei

In der süditalienischen Caldera Campi Flegrei bleibt die Situation angespannt: Seit gestern gab es 19 weitere Erdbeben, die zwar alle nur von geringer Magnitude im Bereich der Mikroseismizität waren, aber von der weiteren Druckbeaufschlagung des Vulkansystems zeugen. Nach wie vor ist es nicht hundertprozentig klar, ob nur das oberflächennahe Hydrothermalsystem zusehends unter Druck gerät oder ob auch das magmatische Fördersystem als Ganzes eine Drucksteigerung erfährt. Ich bin der Meinung, dass eine Druckzunahme im Hydrothermalsystem tiefere Prozesse widerspiegelt. Möglich, dass der Druck im Hydrothermalsystem schneller steigt als im darunter liegenden magmatischen System, doch irgendwoher müssen ja die Fluide kommen, die das Hydrothermalsystem zusehends unter Druck setzen.

Die Fortsetzung des allgemeinen Trends zur Druckbeaufschlagung des Systems bestätigen die ING-Forscher in ihrem jüngsten Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 19. – 25. Mai. In dieser Woche gab es 23 schwache Erdbeben und die Bodenhebung setzte sich mit einer Geschwindigkeit von 15 mm pro Monat fort. Seit Beginn der Hebungsphase im Jahr 2005 sind so gut 1465 mm Bodenhebung zusammengekommen, wobei sich die Hebegeschwindigkeit in den letzten Jahren immer weiter steigerte. Es ist die dritte Hebungsphase der letzten 100 Jahre und sie unterscheidet sich in ihrer Dauer signifikant von den Vorgängern, die nur 2 Jahre dauerten. Die aktuelle Phase dauert also bereits 10 Mal zu lange, verläuft im Ganzen aber langsamer ab als die vorherigen.

Anstieg der Kohlendioxid-Emissionen. © INGV

Bemerkenswert ist der hohe Kohlendioxid-Ausstoß, der im Rahmen des letzten starken Erdbebenschwarms in die Höhe schoss, um anschließend wieder auf das vorherige Niveau zurückzukehren. Besonders auffällig ist das an der Pisciarelli-Messstation Station V07 zu beobachten gewesen, wo sich der Wert von 11.000 g/m²/tag mehr als verdoppelte und Höchstwerte angenommen hatte.

Die Aktivitätssteigerung des Calderavulkans wird auch klar, wenn man sich die Anzahl der Erdbeben anschaut, die im Jahresverlauf registriert wurden: Im letzten Jahr wurden 4900 Beben lokalisiert. In den ersten 5 Monaten dieses Jahres waren es bereits 3450.

Fluchtrouten werden zugebaut

In der letzten Woche gab es eine weitere Konferenz im Senat, bei der der Präsident des Zivilschutzes gehört wurde. Präfekt Fabio Ciciliano stellte klar, dass die im Evakuierungsplan festgelegten Fluchtrouten in Pozzuoli und anderen Gemeinden der Campi Flegrei an Bedeutung verlieren, da um sie herum neue Baumaßnahmen durchgeführt werden, die die Fluchtrouten beeinträchtigen.

Generell wird angezweifelt, dass im Notfall eine schnelle Evakuierung des Gebiets möglich ist, insbesondere wenn erst evakuiert wird, nachdem es zu einem starken Erdbeben oder Vulkanausbruch gekommen ist. Trümmer oder Ascheablagerungen könnten die teils schmalen Straßen in Pozzuoli blockieren und unpassierbar machen. Das Foto oben zeigt, die eng beieinander stehenden Wohnhäuser von Pozzuoli. Brücken und Rampen sind Schwachstellen der Infrastruktur. Noch schlimmer sieht es mit den Gemeinden östlich von Pozzuoli aus: Wichtige Zugangsstraßen verlaufen durch Tunnel unter die Schlackenkegel hindurch, die nicht nur Nadelöhre darstellen, sondern besonders schnell blockiert werden könnten.

Riftvalley: Studie liefert Indizien für Superplume-Theorie

Lavasee im Nyiragongo-Krater im Riftvalley. © Marc Szeglat

Ein Kontinent zerreißt – Das Ostafrikanische Rift und die Superplume-Theorie

Der Osten des afrikanischen Kontinents wird von einem tiefen Graben durchzogen, der von Mosambik bis zum Roten Meer reicht und seine Finger sogar bis in den Libanon ausstreckt. An diesem über 6.000 Kilometer langen Graben droht Afrika zu zerbrechen – und er könnte die Geburtsstätte eines neuen Ozeans sein, dessen Verlauf von einer Reihe von Sodaseen an seinem Boden markiert wird. Entlang des Ostafrikanischen Grabenbruchs, der kurz Riftvalley genannt wird, erstrecken sich nicht nur Seen, sondern auch Vulkane. Diese einzigartige Landschaft ist sichtbarer Ausdruck eines Prozesses, der tief im Erdinneren beginnt: der Plattentektonik.

Riftvalley- Karte. © WIKIPEDIA CC

Geografisch besteht das Rift aus zwei Hauptästen. Der östliche Riftarm verläuft durch Äthiopien, Kenia und Tansania, während der westliche Arm entlang der großen Seen Ostafrikas – wie dem Tanganjikasee oder dem Malawisee – verläuft. Gemeinsam bilden die beiden Arme eine Zone, in der sich die Afrikanische Kontinentalplatte langsam, aber unaufhaltsam in zwei Teile aufspaltet: die Nubische und die Somalische Platte. In einigen Millionen Jahren könnten sich die beiden Platten so weit voneinander entfernt haben, dass sich zwischen ihnen ein Ozean befindet und die Somalische Platte eine große Insel bildet.

Die Bewegung dieser Platten ist langsam und beträgt nur wenige Millimeter pro Jahr. Wo sich die Erdkruste dehnt und auseinanderzieht, entstehen tiefe Störungen und der Boden senkt sich ab. Magma steigt auf und formt Vulkane wie den Nyiragongo, den Erta Ale und den exotischen Ol Doinyo Lengai.

Plattentektonik oder Superplume als Motor der Erddynamik unter dem Riftvalley?

Brodelnde Lava. © Marc Szeglat

Doch was treibt diesen gewaltigen Prozess an? Neben den bekannten Spannungen durch Plattenbewegungen gerät seit Jahren eine andere Erklärung in den Fokus: die Superplume-Theorie. Diese besagt, dass unter Ostafrika ein riesiger, heißer Aufstrom von Magma aus dem tiefen Erdmantel – eine sogenannte Mantelplume – die Lithosphäre von unten aufwölbt, erwärmt und schwächt. In der Folge wird das Auseinanderbrechen der Kontinentalplatte erleichtert. Hinweise auf die Existenz eines Superplumes lieferten Modelle des Untergrunds, die mithilfe der seismischen Tomografie erstellt wurden. Die Modelle deuten auf ungewöhnlich hohe Temperaturen und eine geringere Dichte im unteren Mantel unter Ostafrika hin. Diese thermische Anomalie könnte erklären, warum genau hier ein vom Vulkanismus begleiteter Rifting-Prozess stattfindet.

Untersuchungen von Proben vulkanischer Gesteine, die von den Vulkanen des Rifts stammen, zeigten jedoch eine ungewöhnliche Heterogenität der Vulkanite, weswegen einige Forscher der Meinung sind, dass man es mit zwei einzelnen Mantelplumes zu tun hat, die nur an der Basis im tiefen Erdmantel miteinander verbunden sind. Einer dieser Plumes soll sein Zentrum unter Äthiopien haben, der andere unter Kenia und Tansania liegen.

Kritiker der Theorie sehen in der Superplume eine überflüssige Erklärung. Sie argumentieren, dass die beobachteten Phänomene auch durch oberflächennahe tektonische Prozesse erklärbar sind – etwa durch Spannungen im Zusammenhang mit der Bewegung der Afrikanischen Platte und benachbarten Mikroplatten.

Edelgas-Isotopen-Analyse belegt eine gemeinsam Quelle im tiefen Erdmantel

Nun hat eine neue Studie Indizien gefunden, dass doch etwas an der Superplume-Theorie dran sein könnte: Die Forscher um Fin Stuart und Biying Chen von der University of Glasgow untersuchten magmatische Gase des neu erschlossenen Menengai-Geothermalfelds in Kenia. Sie konzentrierten sich in ihren Analysen auf Spuren der Edelgase Helium und Neon und schlossen auch Kohlendioxid-Analysen mit ein. Die Gase und Fluide aus den Bohrungen des Geothermalfelds sind bei ihrer Entnahme noch nicht der Atmosphäre ausgesetzt gewesen, weswegen sie reiner sind als etwa Gasproben, die man an Fumarolen gewonnen hat. Ihre Analyse zeigte, dass die Isotope der Edelgase aus dem tiefen Erdmantel stammen. Darüber hinaus wurden sie mit den Neon- und Helium-Isotopen verglichen, die aus Fluideinschlüssen in Vulkaniten unterschiedlicher Riftvulkane stammten. Die Analyse bestätigte, dass die Isotopen-Signaturen identisch sind – was als Beweis angesehen werden kann, dass sie von einer gemeinsamen Quelle stammen. Bei dieser Quelle könnte es sich um den Superplume handeln.

(Quelle: Forschungsarbeit „Neon Isotopes in Geothermal Gases From the Kenya Rift Reveal a Common Deep Mantle Source Beneath East Africa“ | AGU)

Indonesien: Erdbeben nahe Anak Krakatau

Erdbeben Mb 4,0 erschüttert Sunda-Strait bei Anak Krakatau – Vulkan noch ruhig

Datum: 27.05.2025 | Zeit: 10:18:51 UTC | Koordinaten: -6.230 ; 105.350 | Tiefe: 74 km | Mb 4,0

Jakarta, 27.05.2025Heute Vormittag ereignete sich im indonesischen Sunda-Strait ein Erdbeben der Magnitude 4,0, dessen Erdbebenherd in 74 Kilometern Tiefe lag. Das Epizentrum wurde vom EMSC 56 km westlich von Labuan verortet.

Erdbeben nahe Krakatau. © EMSC

Aufgrund der Tiefe des Hypozentrums wirkte sich der Erdstoß an der Oberfläche kaum aus und hätte auch nicht Einzug in die News bei Vnet gehalten, wenn da nicht der Umstand wäre, dass sich der Erdstoß nur 15 Kilometer südwestlich des Vulkans Anak Krakatau ereignet hat. Der Vulkan selbst ist bislang ruhig und zeigt seit gut 3 Monaten nur eine geringe Seismizität und auch sonst keine Anzeichen für eine bevorstehende Aktivitätsphase. In der Vergangenheit gab es aber Korrelationen zwischen der Seismizität im Sunda-Strait, die oft einhergingen mit einer Verstärkung der Vulkantätigkeit. Allerdings gab es dann in einem kurzen Zeitraum mehrere mittelstarke Erdbeben hintereinander.

Es gibt 2 mögliche Ursachen für das Erdbeben: Die wahrscheinlichste ist, dass ein Stück subduzierte Platte Australiens, die entlang des Sunda-Grabens bis in die Asthenosphäre abgetaucht ist, unter Spannungen geraten ist und das Erdbeben verursachte. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass der Erdstoß durch Prozesse ausgelöst wurde, die Magma entstehen lassen. In diesem Fall könnte das Erdbeben durch aufsteigendes Magma verursacht worden sein, das sich seinen Weg von seinem Entstehungsort Richtung Erdkruste bahnt.

Ähnliche tiefe Erdbeben unter dem Meeresboden kennen wir noch von einer anderen Lokation: dem Stromboli. Wenn es östlich des Inselvulkans vermehrt zu tiefen Erdbeben unter dem Tyrrhenischen Meer kommt, so wie es in den letzten Tagen wieder der Fall ist, steigert der Vulkan mit einigen Wochen Verzögerung meistens seine Tätigkeit.

Es bleibt abzuwarten, ob sich die Seismizität im Sunda-Strait weiter steigert. Wenn ja, ist es sehr gut möglich, dass es in einigen Wochen Anak Krakatau dem gleichtun wird.

Griechenland: Erdbeben Mw 5,0 bei Patras

Erdbeben Mw 5,0 erschütterte Region um Patras in Griechenland – Menschen aus dem Schlaf gerissen

Datum: 27.05.2025 | Zeit: 00:06:32 UTC | Koordinaten: 38.290 ; 22.490 | Tiefe: 10 km | Mw 5,0

Patras, 27.05.25In Griechenland ereignete sich ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,0. Das Epizentrum wurde vom EMSC 17 km südlich von Itéa verortet, einem Ort mit rund 4700 Einwohnern. Das größere Patras liegt 66 Kilometer vom Epizentrum entfernt. Der Erdbebenherd lag in 10 Kilometern Tiefe.

Das Erdbeben manifestierte sich nachts um 00:06:32 UTC (03:06:32 Uhr Lokalzeit) und riss zahlreiche Bewohner der Gegend am Golf von Korinth aus dem Schlaf. Es wurden zwar keine größeren Schäden gemeldet, dennoch meldeten sich zahlreiche besorgte Bürger bei den Erdbebendiensten und schilderten ihre Erfahrungen. Ein Bebenzeuge beschrieb, dass Möbel wackelten und Fenster und Türen schlugen. Ein Zeuge zeigte sich wegen Tiefenbohrungen auf Kreta und Zypern besorgt und fürchtet, dass diese Starkbeben im Mittelmeerraum auslösen könnten – eine eher unbegründete Angst.

Das Beben war in einem Umkreis von fast 500 Kilometern zu spüren gewesen, u.a. auch in der Landeshauptstadt Athen.

Tektonische Einordnung des Erdbebens bei Patras

Der Erdstoß ereignete sich im Golf von Korinth, jener Meerenge, die das griechische Festland von der Halbinsel Peloponnes trennt. Der Golf liegt in einem marinen Becken, das durch Divergenz entstand. Genaugenommen handelt es sich beim Golf von Korinth um ein Rift. Der Graben begann sich im späten Miozän zu öffnen und ist etwa 105 km lang und 30 km breit. Seine tiefste Stelle liegt 3 Kilometer unter der Meeresoberfläche. Die Öffnung des Grabens ist bis heute nicht abgeschlossen – im Gegenteil: Das Rift öffnet sich mit einer Geschwindigkeit von 10 bis 15 mm pro Jahr.

Der Graben bildete sich durch Dehnungstektonik im Backarc-Bereich der Hellenischen Subduktionszone und den damit einhergehenden vulkanischen Inselbogen, zu dem auch Santorin gehört. Entlang der Längsterstreckung des Rifts verlaufen im Norden und Süden des Grabens Störungszonen, die als Abschiebungen angelegt sind. An einer dieser Störungen manifestierte sich der aktuelle Erdstoß.

Entlang des Golfes von Korinth können auch durchaus starke Erdbeben auftreten. Einer der stärksten Erdstöße hier ereignete sich im Jahr 1981 und brachte es auf eine Magnitude von 6,7. Das Beben war Teil eines Starkbebenschwarms, in dessen Folge ca. 8000 Gebäude zerstört wurden. Über 20 Menschen starben infolge der Bebentätigkeit.

El Salvador: Gefährliche Brandung verletzte 50 Personen

Extrem starker Wellengang an El Salvadors Küste – Strand El Majahual vorübergehend geschlossen

El Majahual, 27. Mai 2025Am Sonntag kam es im lateinamerikanischen Staat El Salvador zu einem Naturereignis, bei dem fast 50 Personen verletzt wurden, weswegen der Vorfall in die Kategorie Naturkatastrophen passt: Am Strand El Majahual im Departement La Libertad brandeten ungewöhnlich starke Wellen gegen die Küste und drangen über Strand und Promenade hinaus in bewohntes Gebiet vor und sorgten für Überflutungen.

Gefährliche Brandung in El Salvador

Menschen, Möbel und Unrat wurden von den Wellen und der starken Rückströmung um- und mitgerissen, was zu zahlreichen Verletzungen führte. Fast 50 Menschen mussten medizinisch behandelt werden. Unter den Verletzten befanden sich auch mehrere Kinder, die zum Baden an den beliebten Strand gekommen waren. Die Polizei sperrte daraufhin den Zugang zur Küste, um weitere Vorfälle zu verhindern.

Das Ereignis reiht sich in eine Serie vergleichbarer Naturphänomene ein, die in den vergangenen Jahren immer wieder Teile der pazifischen Küste El Salvadors heimsuchten. Bereits im Mai 2023 war der nahegelegene Strand El Tunco von einem ähnlichen Ereignis betroffen. Auch damals kam es zu Überschwemmungen und Schäden an der lokalen Infrastruktur. Ein Jahr zuvor mussten in mehreren Gemeinden entlang der Küste wegen gefährlicher Rückströmungen temporäre Zugangssperren verhängt werden. Insbesondere die Strände von El Obispo und Conchalío meldeten wiederholt Vorfälle dieser Art.

Verantwortlich für die aktuellen Flutwellen sind außertropische Sturmsysteme auf der Südhalbkugel, deren Energie sich in Form großräumiger Dünungen über tausende Kilometer hinweg aufbaut und schließlich mit hoher Wucht auf die Küste Mittelamerikas trifft. Diese sogenannten Mar-de-Fondo-Ereignisse führen zu einem plötzlichen Anstieg des Meeresspiegels, verstärkten Rückströmungen sowie Überschwemmungen bis in die oberen Strandzonen. Hinzu kommt der Umstand, dass die Wellen zusammen mit einem starken Tidenhub von 160 Zentimetern auftraten, was zu einer Springflut führte.

Natürlich habe ich auch kontrolliert, ob es vielleicht einen kleinen Tsunami gegeben haben könnte: Am Sonntag ereignete sich bei Tonga ein Erdbeben M 6,0, doch da das Hypozentrum in 50 Kilometern Tiefe lag, ist ein Zusammenhang mit den Wellen in El Salvador ausgeschlossen.

Wie das Ministerium für Umwelt und natürliche Ressourcen prognostiziert, werden die Springfluten voraussichtlich bis zum 27. Mai anhalten. Besonders in den frühen Morgenstunden und am späten Nachmittag ist mit erhöhtem Flutrisiko zu rechnen. Die Behörden warnen vor gefährlichen Strömungen und raten, Strandbereiche bei Flut zu meiden.