Island: Weiterer Lavastrom überwindet Deich

Lavastrom überwindet bei Svartsengi die Befestigungsanlage – Feuerwehrleute löschen Lavafront

Heute Nacht überwand ein weiterer Lavastrom die Deiche der Befestigungsanlagen beim Geothermalkraftwerk Svartsengi. Der Lavastrom ist stärker als jener, der bereits am Dienstag den Damm überfloss. Bilder zeigen, wie Feuerwehr und Hilfskräfte mit vereinten Kräften und schwerem Gerät gegen den Lavastrom ankämpfen. Doch noch immer kommt das Wasser aus den Schläuchen der Feuerwehr. Bis eine Pipeline mit fester Verrohrung steht und starke Pumpen das Wasser der Blauen Lagune zur Lavafront transportieren können, wird wohl – selbst in isländischem Tempo – noch einige Zeit vergehen. Das Material muss erst einmal beschafft werden, und starke Pumpen wachsen auch nicht auf den Bäumen, mal davon abgesehen, dass es davon in Island nicht so viele gibt.

Dass ausgerechnet jetzt die Dämme von Lava überflutet werden, überrascht ein wenig, denn die sichtbare Aktivität am Krater auf der Sundhnukur-Spalte hat signifikant nachgelassen. Im Dämmerlicht der Mittsommernacht war noch rot illuminierter Dampf über dem Krater sichtbar, aber das Becken des Kanals ist offenbar komplett leergelaufen und Teile der Wände kollabierten weiter. Es gab nur ein kurzes Squeeze-Out von etwas Lava, die aus Richtung des Kraters kam. Der Tremor hat an der Messstation Litla-Skógfell, die am Nordende der Sundhnukur-Spalte steht, nachgelassen. Auf der Messstation Grindavik im Süden der Spalte fluktuiert er, ist aber noch erhöht.

Die Lava, die bei Svartsengi am Damm austritt, ist überwiegend unterirdisch unterwegs und fließt durch Tubes. Die Vermutung liegt nahe, dass die Schmelze aus dem Becken am Krater und natürlich auch ein guter Teil des Lavasees im Krater in den letzten Tagen nach Norden in Richtung Sýlingarfell abgeflossen ist und dort den Druck im sekundären Lavasee erhöht hat, bis auch dieser drainierte und den Lavastrom Richtung Svartsengi schickte. In ihrem letzten Update schrieben die IMO-Vulkanologen, dass das Lavafeld bei Sýlingarfell immer dicker wird und sich dort eine Röhre gebildet hat. Die Lavafront ist noch ein gutes Stück vom Kraftwerk entfernt, und ich denke nicht, dass der Nachschub an Lava so lange anhält, dass der Lavastrom das Kraftwerk erreichen wird.

Die Bodenhebung bei Svartsengi geht praktisch unverändert weiter und beschleunigte sich trotz Nachlassens der sichtbaren Aktivität am Krater bis jetzt nicht. Entweder gibt es noch einen verborgenen Förderschlot oder es steigt bei weitem nicht mehr so viel Magma aus dem tief gelegenen Reservoir in das flacher liegende auf wie zuvor. Sollte sich die Hebungsrate nicht beschleunigen, wird bis zum nächsten Ausbruch wahrscheinlich deutlich mehr Zeit vergehen, als wir es seit November gesehen haben. Wenn es an dieser Stelle überhaupt zu einem weiteren Ausbruch kommen sollte.

Island: Keine Lava mehr sichtbar

Eruption am Sundhnukur schwächelt – Keine glühende Lava mehr sichtbar

Seit heute Nachmittag sieht man keine rotglühende Lava mehr auf den Livecams, die den Sundhnukur-Krater im Fokus halten. Gestern ist der Pegel im Lavateich am Fuß des Kraterkegels stark gefallen. Den genauen Zeitpunkt habe ich nicht mitbekommen, doch gegen Morgen war noch Schmelze durch eine neu entstandene Bresche in der Wand des Lavakanals, in dem sich der Lavateich gebildet hatte, zu sehen gewesen. Am Nachmittag zog Nebel auf und es begann zu regnen, doch durch gelegentliche Lücken im Nebel konnte man Blicke auf den Krater erhaschen und es sah so aus, als wäre inzwischen auch die restliche Schmelze verschwunden.

Der Tremor sinkt leicht, ist aber immer noch erhöht. Von daher lässt sich im Augenblick nicht sagen, ob die Eruption abklingt oder ob nur die aufgestaute Lava aus dem Kanal abgelaufen ist. In diesem Fall könnte Lava noch in Tunneln unterwegs sein.

Die Bodenhebung bei Svartsengi geht mit unveränderter Rate weiter. Sollte die Eruption zu einem Ende kommen, kann man eine Zunahme der Hebungsrate erwarten, es sei denn, dass die Eruption längst nicht mehr aus dem Speicherreservoir unter Svartsengi gespeist wurde, wie der eine oder andere Vulkanologe vermutet hat, da chemische Analysen von Lavaproben, die in der letzten Woche veröffentlicht wurden, eine Änderung des Chemismus ergeben haben.

IMO brachte heute Nachmittag eine neue Gefahreneinschätzung heraus und sieht keine Änderung der Situation. Auf das Geschehen der letzten Stunden wird in diesem Bericht nicht eingegangen.

Die Seismizität im Bereich des Ausbruchsgebiets ist weiterhin niedrig bis nicht vorhanden. Dafür gab es einige Erdbeben am Fagradalsfjall und im Krysúvik-System. Auf ganz Reykjanes wurden in 48 Stunden 69 Erschütterungen registriert. Neben den Erdbeben an der Katla, über die ich bereits heute Morgen schrieb, ereigneten sich auch einige Beben an der Askja. Hier setzt sich die Bodenhebung fort und beträgt an der Station OLAC ca. 77 Zentimeter. Über den Zustand dieses Vulkans hat sich schon länger kein Forscher öffentlich geäußert. Prognosen scheinen sich auch hier schwierig zu gestalten.

Kilauea: Erdbeben und Bodenhebung am 20.06.24

Zunahme der inflationsbedingten Seismizität im Gipfelbereich des Vulkans Kilauea – Boden hebt sich

Am Kilauea auf Hawaii hat die Seismizität in den letzten beiden Tagen wieder deutlich zugenommen: Es wurden täglich mehr als 90 Erdbeben vom seismologischen Netzwerk detektiert. Ein deutlicher Sprung im Vergleich zu den Vortagen, als weniger als 40 Erdbeben pro Tag aufgezeichnet wurden. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 3,1 und ein Hypozentrum in 1800 m Tiefe. Das Epizentrum befand sich im Oberen Ostrift, genauer, zwischen der Caldera und dem Puu’O’o-Krater. Ansonsten gab es in dieser Region nur wenige Erststöße. Die meisten konzentrierten sich direkt südlich der Gipfelcaldera, in einem Bereich also, wo es bereits vor der letzten Eruption Anfang Juni gab. Diese sehr kurzlebige Eruption löste eine kurzfristige Deflation mit Bodensenkung aus, doch inzwischen gab es eine Trendumkehr und die Erdbeben werden von Magenbewegungen verursacht: Die Schmelze steigt in ein flaches Reservoir unter dem Gipfelbereich des Vulkans auf und akkumuliert sich, was eine deutlich messbare Bodenhebung verursacht.

Die Vulkanologen vom HVO schreiben in ihrem jüngsten Update, dass der Druck im Fördersystem steigt, aber bis jetzt ist nicht absehbar, wann und wo der nächste Ausbruch stattfinden wird.

Die kurzweilige Eruption vom 3. Juni hat nur wenig Druck aus dem Kessel genommen. Zuvor gab es mehrere Wochen lang zahlreiche Erdbeben in den oben beschriebenen Bereichen, wo auch heute wieder die Erdbeben stattfinden. So könnte es sein, dass sich eine weitere Eruption zeitnah entwickeln wird. Die Schwefeldioxid-Emissionen zeigen seit der Eruption im Spaltenbereich rückläufige Werte und liegen unter 350 Tonnen am Tag. In der Calderaregion wurden zuletzt nur 50 Tonnen Schwefeldioxid am Tag ausgestoßen.

Vereinzelt gab es auch wieder schwache Erdbeben unter dem benachbarten Vulkan Mauna Loa. Es wird eine leichte Bodenhebung infolge von Magmenaufstieg festgestellt, doch von einer neuen Eruption dürften wir hier noch ein Stück entfernt sein. Der Alarmstatus steht auf „Grün“.

Island: Erdbeben M 3,3 unter Katla

Erdbeben Mb 3,3 erschüttert isländischen Gletschervulkan Katla – Ein Mikrobeben unter Hekla

Einer der gefährlichsten Vulkane auf Island wurde gestern Abend von mehreren Erdbeben erschüttert. Das seismische Netzwerk von IMO registrierte 9 Erschütterungen im Bereich des Gletschers Myrdalsjökull, der die Katla-Caldera bedeckt. Der stärkste Erdstoß brachte es auf eine Magnitude von 3,3 und lag somit in dem Magnitudenbereich, in dem Erdbeben gespürt werden können, insbesondere wenn die Erdbebenherde so flach liegen, wie es gestern unter Katla der Fall war: Das Hypozentrum wurde in 100 m Tiefe ausgemacht. Die Höhen- bzw. Tiefenangaben von Erdbeben beziehen sich normalerweise auf das Niveau des Meeresspiegels und nicht auf die tatsächliche Oberfläche der Lokation. Somit befand sich der Erdbebenherd tatsächlich fast 1500 m unter der Oberfläche, denn der Gletscher über dem Vulkan hat eine Gipfelhöhe von 1376 m. Drei weitere Beben hatten Magnituden im Zweierbereich. Zwei brachten es auf Mb 2,8 und eins auf Mb 2,3. Es war die stärkste Erdbebenserie unter Katla seit vielen Monaten. Statistisch gesehen ist ein Ausbruch hier überfällig, und daher werden Erdbeben und andere Änderungen der Katla immer besonders argwöhnisch betrachtet. Das Gefahrenpotenzial einer subglazialen Eruption ist immer besonders groß, da Schmelzwasser vom Gletscher in Interaktion mit der Lava tritt, was Explosionen verstärken kann und Gletscherläufe und Lahars auszulösen vermag. So könnten große Aschewolken entstehen, die den Flugverkehr beeinträchtigen und nahegelegene Siedlungen von Schmelzwassermassen bedroht werden. Doch die aktuellen Erdbeben sind nicht als Vorzeichen eines unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruchs zu sehen, sondern zeigen nur, dass Katla unruhig schläft und sich evtl. langfristig auf eine neue Eruption vorbereitet.

Statistisch überfällig sind auch andere Vulkane auf Island, etwa die Hekla, die in Sichtweite der Katla liegt und die gestern ebenfalls von 3 schwachen Erdbeben heimgesucht wurde. Die Erschütterung hier hatte eine Magnitude von 0,1 und war extrem schwach. Die GPS-Messdaten einiger Stationen der Region zeigen im Verlauf von einem Jahr eine leichte Bodenhebung von 1 bis 2 Zentimetern an. Hekla hat die Eigenschaft, mit nur wenigen Vorzeichen und geringer Vorwarnzeit auszubrechen, doch ich gehe auch hier davon aus, dass das jetzt nicht der Fall sein wird.

Island: Lavastrom mit Wasser gekühlt

Lavastrom überwand Schutzdeich bei Svartsengi – Lava wurde mit Wasser gekühlt

Gestern drohte ein Lavastrom den Schutzdeich in der Nähe von Svartsengi zu überwinden und es begann ein neues Kapitel im Kampf Mensch gegen Lava: Die Feuerwehr von Grindavik rückte zunächst mit Löschwagen an, um die Lava abzukühlen. Abends verlegte man dann in Zusammenarbeit mit anderen Hilfskräften Schläuche und Rohre von einem Hydranten beim Geothermalkraftwerk zum Schutzdamm und begann gegen 20:30 Uhr, den zähen Aa-Lavastrom in größerem Umfang mit Wasser zu kühlen. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Lava tatsächlich die Krone des Damms überwunden und begann auf der anderen Seite hinabzufließen. Zur gleichen Zeit schütteten Bagger weiteres Schottermaterial zur Verstärkung des Damms auf. Offenbar gelang es den Kräften dann, ein weiteres Vordringen der Lavamassen zu verhindern, wobei nicht ganz klar ist, ob das der Verdienst der Menschen war oder ob der Lavanachschub nachließ. Die Feuerwehr war mit ihrer Arbeit nicht ganz zu frienden, denn es gelang nicht, die Lava in ausreichendem Maße abzukühlen, da über die improvisierte Leitung nicht genug Wasser geleitet werden konnte. Jetzt plant man den Bau richtiger Pipelines und den Einsatz starker Pumpen, um größere Wassermassen an die Lavafront bringen zu können, wenn die Lava einen weiteren Anlauf nehmen sollte, die Dämme zu überwinden. Die Einsatzleitung der Feuerwehr ist sich sicher, dass das Geothermalkraftwerk zerstört wird. Sollen die Dämme nachhaltig von Lava überwunden werden.

Das Löschen von Lava hat man auf Island zuletzt 1973 bei der Eruption auf der Westmännerinsel Heimaey erfolgreich durchgeführt.

Was nicht kommuniziert wurde (oder mir vielleicht entgangen ist), war, woher die Lava kam, die den Deich bei Svartsengi überwunden hat. Vermutlich lief wieder der sekundäre Lavasee beim Sylingafell über, wo sich der größte Teil der eruptierten Schmelze ansammelt. Berichte darüber, dass der Grindavikurvegur erneut überflossen wurde, gab es aber nicht. Möglicherweise floss die Lava durch einen unterirdischen Tunnel, was eine weitere Gefahreneinschätzung schwierig macht.

Ein Ende der Eruption ist nicht in Sicht und man weiß auch nicht, ob es nach der aktuellen Eruption an dieser Stelle weitere geben wird. Die Bodenhebung hält auf jeden Fall weiter an und es gibt nur relativ leichte Fluktuationen. Die IMO-Wissenschaftler teilten gestern mit, dass 1 bis 2 Kubikmeter Magma pro Sekunde in dem Reservoire unter Svartsengi gespeichert werden und so die Bodenhebung verursachen. Die Förderrate der Lava am Krater wird mit 10 Kubikmeter pro Sekunde angegeben, so dass insgesamt 12 Kubikmeter Magma aus größerer Tiefe aufsteigen müssen.

Vulcano: Erhöhte Erdbebentätigkeit im Juni

Weitere Erdbeben im Bereich von Vulcano

In den letzten Tagen gab es wieder einige schwache Erdbeben im Bereich der Liparischen Insel Vulcano. Wie man auf der Shakemap des INGVs einsehen kann, ereigneten sich 5 Erschütterungen. Das stärkste Beben brachte es auf Mb 1,2 und hatte ein Hypozentrum in 16 Kilometern Tiefe. Es könnte von aufsteigenden magmatischen Fluiden verursacht worden sein, die in die Erdkruste eingedrungen sind. Dieses Beben manifestierte sich vor der Ostküste von Vulcano. Westlich ereigneten sich 4 schwache Beben mit Magnituden zwischen 1,1 und 0,9. Drei der Beben hatten Erdbebenherde in weniger als 10 Kilometern Tiefe, die anderen beiden lagen darunter. Im Monatsbulletin für den Mai wurde darüber berichtet, dass die Seismizität generell etwas zugenommen hatte. Dieser Trend hält offenbar an. Unklar bleibt, wie es sich mit den zu Letzt deutlich gestiegenen Fumarolentemperaturen am Kraterrand verhält, denn ein Wochenbulletin gibt es immer noch nicht.

Ähnlich verhält es sich mit Informationen zum Ätna, den man an klaren Tagen vom Kraterrand auf Vulcano aus sehen kann. Hier setzte am Freitag letzter Woche eine schwache Aktivität an der Voragine ein, die aus Lavaspattering und schwachen strombolianischen Eruptionen besteht. Das INGV brachte nur eine kurze Notiz, in der die Aktivität bestätigt wird. Es geht aber nicht auf Details ein. Irgendwie scheint man dort schon im Urlaubsmodus zu sein oder leidet unter Personalmangel, um eine vernünftige Kommunikation aufrecht zu erhalten. Aber zum Glück gibt es ja die Bergführer, die den Krater regelmäßig besteigen und neue Aufnahmen des Geschehens mitbringen. Auf einem Video von gestern (das ich hier leider nicht einbetten kann) ist zu erkennen, dass sich die Eruptionsstelle weiter ausgedehnt hat und mehrere Stellen entlang eines kurzen Risses aktiv sind. Der Druck des Spatterings ist so stark, dass der Boden entlang des Risses zu Atmen scheint und sich auf und ab bewegt. Tremor und Seismizität sind relativ unauffällig.

Vom Ätna springe ich in meinem heutigen Update zu den Vulkanen Siziliens wieder zurück zu den Liparischen Inseln, wo sich neben dem Vulcano der aktivere Inselvulkan Stromboli befindet. Er ist weiterhin strombolianisch aktiv. Laut unseres Vereinsmitglieds Wolfgang Künker, der den Stromboli via Livecam beobachtete, entstand vor 2 Tagen vermutlich ein neuer Förderschlot im nordöstlichen Kratersektor, aus dem der Vulkan seine Eruptionen abfeuerte. Möglicherweise gab es diesen Schlot schon früher, trat aber in den letzten Wochen nicht eruptiv in Erscheinung. Das LGS bescheinigt dem Vulkan einen hohen Aktivitätsindex: Insbesondere die Anzahl von thermischen Durchgängen ist sehr hoch und lag gestern bei 604 Ereignissen. Einige der Explosionen erzeugten einen hohen akustischen Druck von mehr als 2 Bar. Die Anzahl der VLP-Erbeben war ebenfalls überdurchschnittlich hoch.

Mount St. Helens: Erhöhte Seismizität festgestellt

Erhöhte Erdbebentätigkeit am Mount St. Helens – Andere Parameter unauffällig

Der Mount St. Helens ist einer der bekanntesten Vulkane der USA und zugleich einer der gefährlichsten, wie er im Jahr 1980 bewies, als er in einer großen Eruption ein Drittel seiner Höhe einbüßte und große Zerstörungen verursachte. Der letzte Ausbruch dieses Vulkans ereignete sich im Jahr 2008, als ein Lavadom im Krater wuchs. Phasen erhöhter Seismizität sind aus den Jahren 1988-1992, 1995-1996 und 1997-1999 bekannt. Sie wurden wahrscheinlich von Magmenbewegungen ausgelöst, doch sie gipfelten nicht in Eruptionen.

Im vergangenen Jahr begann die Erdbebentätigkeit erneut zu steigen. Anfang 2024 nahm die Seismizität erst wieder etwas ab, bevor sie seit Februar wieder anstieg. Wie das USGS in einem Bulletin mitteilte, registrierte das Pacific Northwest Seismic Network seit dem 1. Februar etwa 350 Erdbeben. Über 95 % dieser Erdbeben hatten eine Stärke von weniger als 1,0 und lagen somit im Bereich der Mikroseismizität. Anfang Juni erreichte die wöchentliche Erdbebenanzahl mit 38 Ereignissen ihren Höhepunkt. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 2,0 und ereignete sich am 31. Mai. Die Erdbeben manifestierten sich durchschnittlich in 5,7 km Tiefe unter dem Meeresspiegel, was etwa 7,4 km unter dem Kraterboden entspricht.

Die schwachen Erdbeben am Mount St. Helens in größeren Tiefen sind meist auf Druckänderungen im Magmatransportsystem zurückzuführen, ein Prozess, der als Wiederaufladung bezeichnet wird. Das Magma stammt aus etwa 25 km Tiefe und steigt langsam auf, bis es sich in einem Reservoir in 4 bis 10 km Tiefe sammelt. Das Eindringen von Magma in dieses Reservoir kann Spannungen erzeugen, die Erdbeben auslösen.

Hohe seismische Aktivität, die als Wiederaufladung interpretiert wird, kann über viele Jahre hinweg ohne einen Ausbruch auftreten. Andere Überwachungsparameter wie Bodenverformung, vulkanische Gas- oder Wärmeemissionen haben sich nicht signifikant verändert, und es gibt aktuell noch keine erhöhte Ausbruchsgefahr am Mount St. Helens aufgrund dieser Seismizität. Langfristig betrachtet könnte es aber wieder zu Domwachstum kommen.

Von Erdbeben und Bodenhebung auf Island

Eruption auf Island geht unverändert weiter – Erdbebenaktivität zieht an mehrere Lokalitäten an

Auf Island geht der Vulkanausbruch an der Sundhnukur-Spalte ohne großartige Veränderungen weiter. Der aktive Krater wächst weiter und hat inzwischen eine beachtliche Größe erreicht. Gestern näherten sich einige Personen dem Krater und bildeten einen schönen Größenvergleich. Nachts war die Gegend wolkenfrei, und man konnte das Lavaspattering sehr gut beobachten. Dieses fand nicht nur aus dem Krater statt, sondern auch aus dem mit Lava gefüllten Becken an seiner Basis. Die Lava floss überwiegend in Richtung Norden, aber auch im Süden bildete sich ein kurzer Strom, der dann einen Bogen schlug und am Krater vorbeifloss. Die Bodenhebung unter Svartsengi hält an, wodurch die Spannungen an den verschiedenen Risssystemen auf Reykjanes wieder ansteigen. Das führt zu einer Zunahme der Seismizität, von der allerdings die aktive Spalte ausgeschlossen ist.

Erdbeben und Bodenhebung in der Askja-Caldera

Die Seismizität hat nicht nur auf Reykjanes zugenommen, sondern auch an anderen vulkanischen Hotspots, insbesondere im Bereich der Askja, wo sich in den letzten Stunden mehr als 20 Erschütterungen ereigneten. Interessant ist, dass die meisten Beben diesmal nicht am assoziierten Herdubreid stattfanden, sondern einige Kilometer südöstlich davon und vor allem in der Askja-Caldera selbst. Hier kam es östlich des Öskjuvatn zu einem Schwarmbeben. Darüber hinaus setzte auch wieder eine deutliche Inflation ein, die den Boden in der Caldera schnell anhebt. Ob und wann die Inflation in einer Eruption enden wird, ist unklar, doch früher oder später könnte es durchaus zu einer Eruption kommen.

Erdbebenhäufigkeit am Hofsjökull hat zugenommen

In diesem Zusammenhang ist ein Artikel interessant, der in der Zeitschrift Iceland Review erschienen ist. Darin wird beleuchtet, dass in den letzten 10 Jahren die Seismizität unter dem Gletschervulkan Hofsjökull deutlich zugenommen hat: Es ist von einer Verzehnfachung der Aktivität die Rede, was auf eine erhöhte vulkanische Aktivität hindeutet. Auffällig ist ein signifikanter Anstieg seit 2020. Trotz dieser Entwicklungen ist unklar, was das konkret bedeutet, da es seit der Besiedelung Islands keine Ausbrüche des Hofsjökull gegeben hat und davor nur fünf kleinere Ausbrüche innerhalb von 10.000 Jahren.

Hofsjökull ist etwa 1800 Meter hoch, mit einem Durchmesser von 35 bis 40 Kilometern, und speist vier Gletscherflüsse. Bei den bisherigen fünf Ausbrüchen war der Gletscher viel kleiner als heute. Erst 1970 wurde entdeckt, dass sich unter der bis zu 700 Meter dicken Eisschicht ein Vulkan mit großem Krater befindet. Vulkanologe Páll Einarsson zeigt sich gelassen und bezeichnet Hofsjökull als einen der „faulsten“ Vulkane in Island, da er nur während der letzten Eiszeit kleinere Lavafelder produzierte.

USA: Hitzewelle und Waldbrände im Juni

Frühe Hitzewelle in den USA verursacht Waldbrand bei Los Angeles – Temperaturen steigen auch im Osten

Für mehrere Regionen der USA hat der Nationale Wetterdienst Hitzewarnungen herausgegeben. Diese gelten nicht länger nur für den Westen des Landes, sondern auch für Teile des Ostens: In New York sollen die Temperaturen auf 34 Grad steigen, in Washington auf 37 Grad. Die Hitzewelle könnte in ihrem weiteren Verlauf auch andere Teile der USA erfassen, zunächst den Mittleren Westen und anschließend den Nordosten. Zahlreiche Temperaturrekorde könnten gebrochen werden. Der Wetterdienst prognostiziert vielerorts Temperaturen von weit über 32 Grad Celsius. Auch nachts kühlt es sich kaum ab – in manchen Regionen sinkt die Temperatur lediglich auf 24 Grad.

Die Hitzewelle hat bereits erste Folgen, denn in der 70 Kilometer von Los Angeles entfernt sind erste Waldbrände ausgebrochen, die bereits erheblichen Schaden verursachen. Ein großer Waldbrand, das sogenannte „Post Fire“, wütet derzeit in der Region und wurde durch starke Winde sowie trockene und heiße Luft angefacht. Laut Berichten der „New York Times“ sind innerhalb von 12 Stunden fast 5000 Hektar Land verbrannt.

Seit dem Ausbruch am Samstag mussten bereits mehr als 1200 Anwohner evakuiert werden. Kenichi Ballew-Haskett, Feuerwehr-Abteilungsleiter, erklärte gegenüber CNN: „Wir machen die Leute darauf aufmerksam, dass sie gehen müssen, wenn wir einen obligatorischen Evakuierungsbefehl erlassen. Wenn Sheriffs oder Polizisten kommen und zur Evakuierung auffordern, bedeutet das, dass Gefahr unmittelbar bevorsteht.“ Er riet den Bewohnern, gepackte Taschen, ein vollgetanktes Auto und einsatzbereite Handys bereitzuhalten.

Die nationale Koordinierungsbehörde für Brandbekämpfung hat vor einem „extremen Brandverhalten“ gewarnt. Das „Post Fire“ ist nicht der einzige Waldbrand in der Gegen von LA und dem Ventura-Valley: Neben diesem großen Feuer wüten etwa ein Dutzend weiterer kleinerer Brände in der Region.

Ein Klimawissenschaftler der University of California in Los Angeles warnt: „Das ist erst ein Vorgeschmack auf das, was noch kommt.“

Da Feuer brach in der Nähe des Sees Pyramid Lake aus. Seine Ufer wurden bereits am Sonntag gesperrt.  Auch ein Freizeitparks wurde evakuiert. Die Ursache des Feuers ist noch unklar. Oft gehen Wald- und Steppenbrände auf Brandstiftung zurück. Entweder werden die Brände durch Fahrlässigkeit ausgelöst, oder aber absichtlich, etwa durch Grundstückspekulanten, die das verbrannte Land günstig kaufen wollen.

Waldbrand in New Mexiko

Nicht nur im US Bundesstaat Kalifornien brennt es lichterloh, sondern auch in New Mexiko. Dort brach gestern nach einem schweren Gewitter ein Waldbrand in der Region South Folk aus, der sich schnell ausbreitet und die Stadt Ruidoso bedroht. Die mehr als 7.000 Einwohner wurden bereits evakuiert. Starke Winde beschleunigen die Ausbreitung des Waldbrandes.