Indien: Tote nach Dammbruch

Starkregen über Gletschersee verursacht Flutkatstrophe und Dammbruch in Indien

Starke Regenfälle haben gestern im indischen Sikkim, einen Dammbruch verursacht, der zu Überschwemmungen geführt hat, bei denen mindestens vierzehn Menschen ums Leben gekommen sind. 102 Personen gelten noch als vermisst und sind wahrscheinlich ebenfalls Opfer der Naturkatastrophe geworden. Unter den Vermissten befinden sich 22 Soldaten. Man vermutet, dass etwa 3000 Touristen in dem Gebiet feststecken. Das Unglück wurde durch starken Regen im Gebiet des Gletschersees Lhonka ausgelöst, der überlief und zu einer Sturzflut im Flusstal des Teesta führte. Entlang des Flusses gibt es mehrere Stauseen. Sie konnten die Wassermassen nicht bändigen, und einer der Dämme der Stauseen bei Chungthang brach anscheinend, was die Katastrophe verstärkte. Mehrere Städte, einschließlich Dikchu, Singtam und Rangpo, wurden von den Fluten betroffen. Es wurden neun Brücken und zahlreiche Gebäude zerstört, und Fahrzeuge wurden von den Fluten mitgerissen.
Wenn man sich die Bilder der Katastrophe anschaut, bleibt der Eindruck, dass man mit noch weit mehr Todesopfern rechnen muss, als bisher bekanntgegeben wurde. Die Katastrophe erinnert an die Ereignisse in Libyen, wo letzten Monat Tausende bei einer ähnlichen Katastrophe ums Leben kamen.

Der Fluss Teesta entspringt im Himalaya und fließt von Nepal in Richtung Bangladesch. Dieses Land wird auch regelmäßig von Flutkatastrophen während der Monsunzeit heimgesucht.

Die Regionalregierung von Sikkim und die Armee haben Rettungsaktionen eingeleitet, um die vermissten Personen zu finden und die betroffenen Gebiete zu unterstützen. Premierminister Narendra Modi sicherte Unterstützung zu und betete für die Sicherheit der Betroffenen.

Auch die Premierministerin von Westbengalen, Mamata Banerjee, bot Hilfe an und äußerte Besorgnis über die Situation. Sie rief ihre Regierungsbeamten auf, Vorbereitungen für die Hilfeleistung zu treffen.

Gab es ein Zusammenhang zwischen Erdbeben und Dammbruch?

Vorgestern gab es in Nepal ein Erdbeben der Stärke 5,7, das Schäden in der Region Bajhang verursachte. Elf Personen wurden verletzt, und der Erdstoß wurde auch in Neu Delhi wahrgenommen. Jetzt gibt es Spekulationen, ob das Erdbeben den geborstenen Damm vorher beschädigt haben könnte. Das Epizentrum und der Damm liegen jedoch gut 800 km voneinander entfernt, daher halte ich es für unwahrscheinlich, dass es hier einen Zusammenhang gibt.

Taifun Koinu verwüstet Taiwan

Starker Taifun verletzt 190 Menschen in Taiwan

Ein weiterer Sturm mit katastrophalen Wirkungen suchte den asiatischen Inselstaat Taiwan heim und richtete große Schäden an und verletzte mehr als 190 Menschen. Die Rede ist von Taifun Koinu, der gestern seinen Landfall hatte. Tatsächlich wurde nicht nur die Küstenregion von Koinu getroffen, sondern das gesamte Land. In mehr als 200.000 Haushalten fiel der Strom aus. Polizei und Rettungskräfte waren pausenlos im Einsatz: Straßen und Keller wurden überflutet, es gingen Schlammlawinen ab und es wurden 1700 Unfälle registriert. Vom Verkehrschaos betroffen war auch der internationale Flughafen des Landes: es fielen mehr als 200 Flüge aus.

Die Wetterstation auf der vorgelagerten Orichdeen-Insel Lan Yu registrierte rekordverdächtige Windböen mit 340 km/h Geschwindigkeit. Der Sturm knickte Bäume und Strommasten wie Streichhölzer um. Der bisherige Rekordhalter war ein Sturm, der Windböen mit Spitzengeschwindigkeiten von 320 km/h hervorbrachte. Das war im Jahr 1989.

Für Taiwan ist Koinu der zweite Taifun in dieser Sturmsaison. In gesamt Südostasien ist es bereits Taifun Nr. 14. Er hält nun auf China zu, wo Koinu am Wochenende erwartet wird. Besonders Hong Kong ist bedroht. Hier bereitet man sich bereits auf den Landfall des Taifuns vor. Die Meteorologen rechnen zwar damit, dass sich die Windgeschwindigkeiten des Taifuns reduzieren, doch dafür könnte er besonders viel Niederschlag bringen, der in Bergregionen als Schnee niedergehen könnte. Am Wochenende endet das chinesische Mondfest und es beginnt eine Rückreisewelle, in der es viele Chinesen von den Städten aufs Land zieht. Die Behörden befürchten ein Verkehrschaos, von dem viele Menschen unvorbereitet getroffen werden könnten.

Erdbeben auf Island am 05.10.23

Erdbeben M 4,7 unter isländischem Gletschervulkan Bardarbunga

Datum 04.10.23 | Zeit: 16:11:57 UTC | Lokation: 64.626 ; -17.443 | Tiefe: 0,1 km | Mb 4,7

Gestern manifestierte sich unter dem isländischen Gletschervulkan Bardarbunga ein Erdbeben der Magnitude 4,7. Das Hypozentrum lag in nur 100 m Tiefe unter dem Meeresspiegel. Das Epizentrum wurde 4,3 km ost-südöstlich vom Bardarbunga lokalisiert. Es folgten mehrere schwache Erschütterungen. Erdbeben dieser Stärke kommen unter Bardarbunga immer wieder vor und könnten vom Wiederaufladen des Vulkans stammen. Seit der Eruption von 2014 hebt sich der Boden der Caldera wieder langsam an. Innerhalb eines Jahres hob sich der Boden um 30 mm. Es wird aber wahrscheinlich noch lange Zeit dauern, bis es am Bardarbunga wieder zu einem Ausbruch kommen wird.

Einige Erdbeben ereigneten sich auch im Bereich des Herdubreids. Hier wird ein Zusammenhang mit der Aktivität der Askja vermutet, an deren Tropf der Tafelvulkan hängt. Die Bodenhebung an der Askja ließ in den letzten Wochen signifikant nach und kam praktisch zum Stillstand. An der Messstation OLAC stagniert der Wert bei ca. 69 cm. Das heißt zwar nicht, dass die Gefahr eines Ausbruchs gebannt ist, aber die Wahrscheinlichkeit einer Eruption hat mit dem Stopp der Bodenhebung erst einmal abgenommen. Generell wurde hier innerhalb von 2 Jahren eine enorme Bodenhebung registriert, wie ich sie von keinem anderen Vulkan her kenne, sieht man einmal von der Beule am Mount St. Helens ab, die sich in den Wochen vor der Eruption auf der Vulkanflanke bildete. Man muss sich die Frage stellen, ob die Bodenhebung nicht durch Bradyseismos hervorgerufen wurde, so wie wir es von der Campi Flegrei und der Laguna del Maule her kennen.

Natürlich gab es auch weitere Erdbeben und der Reykjanes-Halbinsel. Hier gab es heute Morgen ein Erdbeben M 3,3 bei Krisuvik. M3.3 Insgesamt wurden im Bereich von Reykjanes innerhalb von 48 Stunden 60 Beben registriert. Einige auch unter dem Fagradalsfjall. Die Seismizität ist in den letzten Tagen aber deutlich niedriger, als es zuvor der Fall war. In der 39. Kalenderwoche wurden unter Island 1900 Erschütterungen detektiert, was der höchste Wert seit der letzten Eruption am Fagradalsfjall darstellt.

Stromboli mit Erdbeben-News vom 05.10.23

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Strombolianisch

Zwei schwache Erdbeben am Stromboli

Am Liparischen Inselvulkan Stromboli endete der Lavaüberlauf inzwischen, der am 3. Oktober begonnen hat. Erst heute sind auf der Erdbebenkarte des INGVs zwei schwache Erdbeben zu sehen, die sich ebenfalls am 3. Oktober im Bereich der Insel ereigneten. Das stärkere Erdbeben hatte eine Magnitude von 1,7 und manifestierte sich am oberen Rand von Stromboli Ort. Der Erdbebenherd lag in fast 5 km Tiefe. Offshore ereignete sich ein Mikrobeben in ca. 3 km Tiefe. An anderen Vulkanen wären diese Erschütterungen nicht erwähnenswert gewesen, doch am Stromboli verhält es sich anders, denn dort folgen solchen Beben oft größere eruptive Ereignisse und traten bereits einige Wochen von Paroxysmen auf.

Inzwischen wurde vom INGV auch der Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 25.09.23 bis 01.10.23 veröffentlicht. Er attestiert dem Vulkan eine leichte Aktivitätszunahme, was ja auch schon aus den aktuellen Meldungen hier hervorging. Während des Beobachtungszeitraums kam es zu einem Lavaüberlauf. Die strombolianische Tätigkeit schwankte zwischen moderaten und hohen Werten, was konkret heißt, dass pro Stunde zwischen 13 und 20 Explosionen beobachtet wurden. Die beiden Schlote im nördlichen Kratersektor förderten Tephra unterschiedlich hoch. Zeitweise betrug die Auswurfshöhe weniger als 80 m, manchmal reichte sie aber auch an die 150 m-Marke heran. Außerdem gab es Lavaspattering. Diese Aktivität fiel mit der Eruption des Lavastroms zusammen. Lavaspattering wurde aber auch aus einem der drei aktiven Schlote im südlichen Kratersektor beobachtet. Dort gab es die größten Explosionen, bei denen glühende Tephra über 150 m hoch ausgeworfen wurde.

Der Kohlendioxid-Ausstoß stieg auf einen hohen Wert und auch die Schwefeldioxidemissionen stiegen an. Ebenfalls steigende Tendenzen zeigt das Verhältnis der Heliumisotope, die im Thermalwasser eines Brunnens gemessen werden. All diese Werte legen nahe, dass vermehrt Magma aus größeren Tiefen aufsteigt, was meine Erdbebenthese stützt.

Bis jetzt sind die beiden Aussichtspunkte auf Quota 290 m und 400 m noch zugänglich, wobei der höhergelegene Aussichtspunkt nur in geführten Gruppen angesteuert werden darf. Der Gipfelbereich bleibt gesperrt und wird wohl auch nicht mehr freigegeben werden.

Apropos Erdbeben: Ende September gab es unter der Fossa auf Vulcano 5 Mikrobeben, die auf der Karte oben ebenfalls sichtbar sind.

Shishaldin mit 12. Paroxysmus

Vulkan in Alaska erzeugt 12. Paroxysmus und fördert Vulkanasche 12 km hoch

Gestern erzeugte der Aleuten-Vulkan Shishaldin seinen 12. Paroxysmus seit Beginn der Tätigkeitsphase im Juli. Der Vulkanausbruch förderte Vulkanasche bis auf einer Höhe von 12 km. In der Aschewolke gab es vulkanische Blitze. Es entstand eine Lavafontäne, die einen Lavastrom speiste. Davon zeugte eine sehr starke thermische Anomalie mit einer Leistung von fast 7500 MW. Es wurden auch kleinere pyroklastische Dichteströme beobachtet. Explosionen deckten die oberen Vulkanhänge mit glühender Tephra ein. Die paroxysmale Hauptphase dauerte gut zweieinhalb Stunden. Der Alarmstatus für den Flugverkehr wurde auf „rot“ erhöht, befindet sich aktuell aber wieder auf „orange“. Es wurde eine VONA-Warnung herausgegeben und es lagen Berichte von Ascheregen vor, von dem die Gegend der Cold Bay betroffen war. Zudem wurde für ein größeres Areal auf Unimak Island eine entsprechende Warnung ausgegeben.

Das AVO erkannte bereits 9 Stunden vor der Eruption, dass sich ein weiterer Ausbruch anbahnt, denn Seismizität und Tremor nahmen kontinuierlich zu.

Es ist nicht bekannt, wie lange der Zeitraum der laufenden Aktivität dauern wird. Frühere Ausbrüche des Shishaldin-Vulkans dauerten jedoch Wochen bis Monate mit wiederholten Zyklen eruptiver Aktivität, wie sie seit Juli zu beobachten waren. Lokale seismische und Infraschallsensoren, Webkameras und ein geodätisches Netzwerk überwachen den Vulkan Shishaldin. Zusätzlich zum lokalen Überwachungsnetzwerk nutzt AVO nahegelegene geophysikalische Netzwerke, regionale Infraschall- und Beleuchtungsdaten sowie Satellitenbilder, um Ausbrüche zu erkennen.

Update 05.10.23: Die Aktivität am Shishaldin hat inzwischen deutlich nachgelassen, doch gestern stiegen noch mehrere kleinere Aschewolken auf und es gab weitere pyroklastische Dichteströme. Auf Satellitenfotos erkennt man im Infrarotbereich ausgedehnte Wärmeanomalien und MIRVOA registriert eine hohe Wärmestrahlung mit 174 MW Leistung. Die Seismizität ist leicht erhöht und es sieht nicht so aus, als hätte der Vulkan vor sich länger auszuruhen. Wie es für Paroxysmen typisch ist, ereignen sie sich in Serie, bei denen das Pausenintervall stark variieren kann. Manchmal erfolgen sie in nur wenigen Stunden/Tagen abstand.

Erdbeben M 6,1 in Japan am 03.10.23

Starkes Erdbeben M 6,1 erschüttert Archipel südlich von Japan

Datum 03.10.23 | Zeit: 11:38:06UTC | Lokation: 29.930 ; 140.068 | Tiefe: 10 km | Mw 6,1

Heute Mittag wurde das japanische Izu-Archipel von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,1 erschüttert. Die Tiefe des Hypozentrums wird mit 10 km angegeben, es handelte sich also um eine relativ flach liegende Erschütterung. Das Epizentrum wurde 538 km süd-südöstlich von Shimoda.

Die Inselgruppe bildet einen vulkanischen Inselbogen entlang des Izu-Bonin-Grabens südlich der Insel Honshu. Weiter südlich befindet sich der aktive Inselvulkan Nishinoshima. Er liegt im Ogaswara-Archipel, das sich südlich des Izu-Archipels anschließt und zum gleichen Inselbogen gehört.

Das Erdbeben dürfte im Zusammenhang mit den tektonischen Bewegungen vor dem Tiefseegraben gestanden haben, an dem die Pazifische Platte und die Philippinenplatte zusammentreffen. Der Bereich des Epizentrums liegt an einem Beckenrand mit einem Riftingsystem und es ist unklar, welcher tektonischer Prozess genau für das Beben verantwortlich war.

Wie sich mittlerweile herausstellte, war das oben beschriebene Erdbeben nur das erste einer Serie, denn es folgten bis jetzt 38 weitere moderate bis starke Erdbeben. Viele der Erschütterungen hatten Magnituden im hohen 5er-Bereich. Ein weiteres Beben brachte es auf M 6,1 und hatte ein Hypozentrum in 9 km Tiefe. Die meisten Erdbebenherde lagen in 10 km Tiefe, nur wenige wurden in größeren Tiefen ausgemacht.

Auf der EMSC-Shakemap sieht man, dass die Erdbeben 2 Cluster gebildet haben und unterschiedlichen Ursprungs sind. Der rechte Cluster steht mit Erdbeben am Izu-Bonin-Graben in Verbindung. Der zweite Cluster im Bereich des ersten Erdbebens manifestiert sich in der Nähe der Vulkaninsel Torishima. Übersetzt heißt Torishima Vogelinsel, da sie ein bedeutendes Brutgebiet für Seevögel darstellt. Die letzten größeren Eruptionen gab es hier im Jahr 2002. Eine kleinere Eruption könnte es 2023 gegeben haben. Es ist spannend zu beobachten, ob der Vulkan auf die Erdbeben reagieren wird.

Stromboli mit Lavastrom am 03.10.23

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Lavastrom

Am Stromboli begann heute Morgen ein neuer Lavaüberlauf

Heute Morgen begann gegen 06:33 UTC ein neuer Lavastrom zu fließen, der seinen Ursprung wieder im nördlichsten Schlot des Kraters findet. Er bewegt sich aktuell im oberen Bereich der Sciara del Fuoco.  Von der Lavafront gehen glühende Schuttlawinen ab, die z.T. das Meer erreichen. Während der Initialphase der Aktivität ist es zu einem kleineren pyroklastischen Dichtestrom gekommen. Sehr wahrscheinlich kollabierte ein Stück des Kraterrands, als sich der neue Lavastrom aus dem Schlot zu schieben begann. Da INGV berichtete über das Ereignis und teilte mit, dass sich die Tremoramplitude von mittelhohen auf hohe Werte verstärkte. Auch die Anzahl der VLP-Erdbeben ist erhöht. Parallel zu der effusiven Eruption gibt es strombolianische Explosionen. Diese Art der Aktivität bewegt sich seit Tagen auf relativ hohem Niveau.

Das geophysikalische Messnetzwerk hat im Vorfeld der Lavastromaktivität keine nennenswerten Veränderungen detektiert. Insbesondere blieb die Versteilung des Vulkans aus und es gab keine außerordentliche Bodendeformation, die auf den Aufstieg eines größeren Magmenkörpers hingedeutet hätte.

In den letzten Tagen gab es aber wieder mehrere Erdbeben im Bereich des nördlichen Siziliens und des Tyrrhenischen Meeres, von denen ich vermute, dass die tiefer gelegenen Erdstöße zum Teil mit der Entstehung des Magmas zusammenhängen, das am Stromboli eruptiert wird.

Der neue INGV-Wochenbericht steht noch aus und wird später nachgereicht.

Beim Stromboli handelt es sich um einen 924 m hohen Stratovulkan, der eine Vulkaninsel im tyrrhenischen Meer nördlich von Sizilien bildet. Seine Basis liegt in gut 2000 m Tiefe, sodass der Vulkan tatsächlich fast 3000 m hoch ist. Die Krater liegt nicht am Gipfel des Vulkans, sondern gut 200 m unterhalb des Pizzos. Früher konnte man den Gipfel besteigen und in den aktiven Krater hinabblicken.

Campi Flegrei: Und noch ein Erdbeben M 4,0

Ein weiteres Erdbeben im Bereich von 4 erschüttert Calderavulkan Campi Flegrei

Datum 02.10.23 | Zeit: 20:08:26 UTC | Lokation: 40.8302 ; 14.1495 | Tiefe: 2,6 km | Md 4,0

Gestern Abend bebte es um 20:06:26 UTC erneut unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei: Das Erdbeben hatte eine Magnitude von 4,0 und ein Hypozentrum in 2,6 km Tiefe. Damit war es das zweitstärkste Erdbeben seit beginn der aktuellen Hebungsphase. Das Epizentrum befand sich etwas nordöstlich des Solfatara-Kraters und nicht weit entfernt von der Pisciarelli-Fumarole, die als besonders heiß und aktiv gilt. Natürlich war der moderate Erdstoß von den Anwohnern der Caldera zu spüren gewesen: Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen in einem Umkreis von ca. 18 km um das Epizentrum vor. Das Beben erntete dementsprechend viel Aufmerksamkeit in den sozialen Medien und wie immer fürchtet man einen baldigen Ausbruch des Vulkans. Allerdings gibt es auch gegenteilige Stimmen, die sagen, dass bei den letzten Hebungsphasen vergleichbar starke Erdbeben kurz vor Ende der Bodenhebungen auftraten. Die Zeit wird zeigen, was sich als nächstes tut, seriöse Vorhersagen lassen sich nicht treffen. Auffällig ist aber die Häufung moderater Erdbeben mit Magnituden ab 3, die für den Calderavulkan bereits relativ stark sind. Ein Indiz dafür, dass sich im Untergrund etwas verändert, und normalerweise hängen stärkere Erdbeben mit größeren Spannungen im Untergrund zusammen.

Natürlich kam der beschriebene Erdstoß nicht alleine. Er reiht sich in einem Schwarm schwächerer Erdbeben ein, der seit dem letzten stärkeren Erdbeben nicht komplett nachgelassen hatte. Laut seismologischer Begrifflichkeit müsste man hier wieder in Hauptbeben und Nachbeben unterscheiden, doch ich denke, dass man all diese Beben getrost weiterhin als Schwarmbeben bezeichnen kann.

Heute wird der neue Wochenbericht des INGV erwartet. Sobald er erscheint, gibt es ein kleines Update mit der Zusammenfassung der Ereignisse, die ja bereits in der letzten Woche spannend waren. Gespannt darf man insbesondere darauf sein, ob es eine Änderung in der Bodenhebung gab, die bis jetzt immer noch mit 15 mm im Monat angegeben wird.

Update: Inzwischen wurde der Wochenbericht veröffentlicht. Im Beobachtungszeitraum 25. September bis 1. Oktober 2023, wurden 270 Erdbeben lokalisiert. Das dürfte mit der höchste Wochenwert sein. Die Bodenhebung beträgt weiterhin 15 mm im Monate, es wurde aber eine Beschleunigung der Hebung festgestellt, so dass der tatsächliche Wert höher liegen dürfte. Erst nächste Woche soll der neue Wert ermittelt werden. Die Temperatur der Pisciarelli-Fumarole liegt weiter bei ca. 95 Grad. Das Schlammbecken der Fumarole ist weitestgehend trocken und es fehlt Kondensat.

Aussterben der Dinosaurier durch vulkanische Aktivität?

Neues Computermodel zeigt, dass Dinosaurier durch die Eruption des Dekkan-Trapp ausgestorben sein könnten

Die Dinosaurier starben vor gut 66 Millionen Jahren aus und lange Zeit galt es als ziemlich sicher, dass sie vom Einschlag eines Asteroiden ausgelöscht wurden, der im Gebiet der heutigen Yukatan-Halbinsel in Mexiko einschlug. Der Impakt hinterließ den 180 km durchmessenden Chicxulub-Krater, den man nur durch geologische Spurensuche entdeckte. Zeitgleich gab es im Gebiet des heutigen Indiens eine mehrere Jahrtausende andauernde Eruption, bei der die ursprünglich 1,5 Millionen Quadratkilometer bedeckende Dekkan-Trapp-Flutbasaltprovinz entstanden ist. Es wurde diskutiert, dass diese Eruption mitverantwortlich für das Aussterben der Dinosaurier sein könnte. Einige Forscher vermuteten sogar, dass der Vulkanausbruch der eigentliche Dinosaurierkiller war. Das Wort „Vulkanausbruch“ steht eigentlich nur als Synonym für die damaligen Prozesse, die zur Bildung der Flutbasaltprovinz verantwortlich waren, denn ihre Entstehung zog sich mindestens über mehrere Hunderttausend Jahre hin. Manche Autoren gehen sogar davon aus, dass der Basalt innerhalb von 9 Millionen Jahren zutage trat. Es wurden 500.000 Kubikkilometer Schmelze gefördert, die möglicherweise durch einen gigantischen Mantelplume aufstiegen.

Die Forscher Alexander Cox und Brenhin Keller vom amerikanischen Dartmouth College waren der Spekulationen überdrüssig und fütterten einen „Supercomputer“ mit allen vorhandenen Daten aus der Zeit der Katastrophe, die die Grenze zwischen den Epochen Kreide und Tertiär markiert. Bei der Katastrophe starben nicht nur die Dinosaurier aus, sondern rund 70% aller Arten. Zugleich machte sie den Weg frei für die Herrschaft der Säugetiere. Sowohl Asteroideneinschlag, als auch Vulkanausbruch setzen so viele Gase und Aschepartikel frei, dass sich das Weltklima dramatisch änderte. Es kam zu mehreren aufeinanderfolgenden Wärme- und Kältephasen und somit zu vermindertem Pflanzenwuchs, so dass die Nahrungsketten auf Jahrtausende unterbrochen wurden. Zwar starben auch zahlreiche Dinosaurier aufgrund der explosiven Wirkung des Asteroideneinschlags, die Massen der Tiere verhungerten allerdings.

In der Studie wurde per Computeranalyse errechnet, welches Ereignis, wie viel klimaverändernde Stoffe in die Atmosphäre eintrug und wie diese im Verhältnis zur atmosphärischen Selbstreinigung standen. So war das Computermodell in der Lage, den Kohlenkreislauf von den heutigen Ausgangswerten zurückzurechnen. Eine Fähigkeit, die künftigen Modellrechnungen zum anthropogenen Klimawandel zugutekommen könnten.

Das Modell kam zu dem Schluss, dass sowohl der Asteroid als auch die Vulkane zum Aussterben der Dinosaurier beigetragen haben, wobei die vulkanische Aktivität allein ausgereicht hätte, um ein globales Massensterben auszulösen.

Der Chicxulub-Asteroideneinschlag beschleunigte laut dem Modell das ohnehin vom Dekkan-Trapp ausgehende Massenaussterben. Die Auswirkungen des Einschlags waren jedoch schwächer und kurzlebiger als bisher angenommen und führten wahrscheinlich nur zu einem kurzen globalen Einschlagswinter.

Ähnlich kontrovers wird übrigens die Frage diskutiert, wie das Wasser auf die Erde kam: Kosmologieanhänger postulieren, dass das Wasser in der Frühzeit der Erde über eishaltige Asteroiden und Kometen zu uns kam, während Terraner glauben, dass es von Vulkanen ausgeschwitzt wurde. (Quelle: https://www.science.org/doi/10.1126/science.adh3875)

Übrigens, kennt ihr schon meine neue Schülerseite über Dinosaurier?