Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Aktivität: Hawaiianisch
Lava-Vortex durch Wärmekonvektion am Lavasee des Kilaueas
Was man sonst nur in dramatisierter Form in billigen (und oft schlecht gemachten) Katastrophenfilmen zu sehen bekommt, ist am Kilauea auf Hawaii zur Realität geworden: dort filmten Vulkanologen vom HVO einen kleinen Lava-Tornado. Durch die große Hitze bildete sich ein Vortex (Wirbel) aus superheißer Luft, die es tatsächlich schaffte rotglühende Lavafetzen aus dem Lavasee zu lösen und umherzuwirbeln. Dabei entstand er nicht etwa über einen Förderschlot, sondern über der normalen Lavaseefläche. Der Wirbelwind zerfetzte sogar die dünner Erstarrungskruste, die sich auf der Schmelze gebildet hatte. Das Video entstand bereits am ersten Eruptionstag, als praktisch der gesamte Boden des Halemaʻumaʻu-Kraters mit Lava gefüllt war. Sie hatte eine Temperatur von 1150 Grad Celsius.
Der Vortex driftete über die Lavaseeoberfläche in Richtung Kraterrand. Als er diesen erreichte wirbelte er abgelagerte Vulkanasche auf und sah wie ein klassischer Staubteufel aus. Am Pico do Fogo bin ich selbst einmal in so einen Minitornado geraten und es war eine wenig erbauliche Erfahrung: Es wirbelte nicht nur heiße Luft nebst Vulkanasche durch die Gegend- was schon recht unangenehm war- sondern der Minitornado riss ein Dachblech von einem zerstörten Haus los und ließ ihn gut 2 m über meinen Kopf hinwegzischen. Ein Treffer hätte mehr verursacht, als das berühmte Brett vorm Kopf. Außerdem riss der Wind noch ein Kamerastativ mit montierter Kamera um. Damals stammt die Hitze von frischen Lavaströmen, die in einem Ort in der Caldera einmarschierten und diesen einebneten. Doch zurück zum Kilauea.
Auf einem aktuellen Livecambild erkennt man inzwischen ganz gut den primären Lavasee, der etwas rechts der Bildmitte liegt. Er befindet sich in einer leicht abgesenkten Depression. Am rechten Bildrand sieht man den Förderschlot im Kraterrand. Er speist einen Lavastrom, der noch von weiteren Quellen im Kraterboden gespeist wird. Die Thermalstrahlung hat deutlich abgenommen, da nicht mehr der gesamte Kraterboden mit frischer Schmelze überflutet wird. MIROVA registriert eine Wärmestrahlung mit 3031 MW Leistung.
Apropos Wärmestrahlung: vom Mayon geht mittlerweile eine moderate Wärmestrahlung mit 99 MW Leistung aus. Der Dom heizt weiter auf.
Neue Studie attestiert dem süditalienischen Caldera-Vulkan Campi Flegrei ein erhöhtes Ausbruchsrisiko
Seit einigen Tagen geistert eine neue Studie italienischer Forscher durchs Netz, die den Calderavulkan Campi Flegrei unter die Lupe nahm. Mit Hilfe der natürlich auftretenden Erdbeben wurde das Verhalten der Gesteinsschichten untersucht, die bislang eine undurchdringliche Barriere für das Magma bildeten.
Der Vulkan bildet eine 15×12 Kilometer durchmessende Caldera, die einen großen Teil des Golfs von Pozzuoli einnimmt und sich auch an Land ausbreitet. Während der eigentliche Calderarand nur für Experten sichtbar ist, verdeutlichen mehrere Schlackenkegel und Kraterseen auch dem Laien, dass man sich in einem Vulkangebiet aufhält. Auf Deutsch wird das Areal Phlegräische Felder genannt, was verdeutlich, dass sich die Namensgeber zwar des vulkanischen Charakters des Gebiets bewusst waren, aber nicht unbedingt, dass man sich im Inneren einen großen Vulkans befindet. In direktem Umkreis des Vulkans leben mehr als 360.000 Menschen; viele von ihnen leben mitten im Vulkan. Vor gut 38.000 Jahre brach er in einer gigantischen Eruption aus, die heute sehr wahrscheinlich jeden der Anwohner töten würde und auch über die Todeszone hinaus das Leben in weiten Teilen Europas massiv beeinflussen würde. Seitdem gab es mehrere normalgroße Vulkanausbrüche. Der letzte ereignete sich 1538. Damals entstand der Schlackenkegel Monte Nuovo. Der bekanntere Solfatara-Krater eruptierte im Jahr 1158. Heute finden sich in seinem Gebiet die beeindruckendsten postvulkanischen Erscheinungen.
Die Campi-Flegrei ist überdies für ein Phänomen bekannt, das Bradyseismos genannt wird: es kommt zu mehrjährigen Phasen, während derer sich der Boden um mehrere hebt und anschließend wieder langsam absinkt. Die Bodendeformationen gehen einher mit einer starken Seismizität. Es kommt zu Tausenden schwachen Erdbeben, die meistens im Bereich der Mikroseismizität liegen, aber auch die Wahrnehmbarkeitsschwelle überschreiten können und Magnituden im 3er-Bereich haben. Die Bodenhebungen werden von magmatischen Fluiden (Gas und Wasser) verursacht, die sich im Untergrund ansammeln und teilweise an der Oberfläche austreten. Um sich in den oberflächennahen Gesteinsschichten ansammeln zu können oder an der Oberfläche zu entweichen, müssen die Fluide fast undurchdringliche Sedimentschichten durchqueren. Die stabilste dieser Schichten liegt in 2,5 km Tiefe. Die Schichten dichten die Caldera nach oben ab, so dass Magma nicht aufsteigen kann, sondern sich in ca. 8 km Tiefe unter den Sedimentschichten ansammelt. Dadurch steigt der Druck im Magmenkörper und die Gesteinsschichten geraten unter Spannungen. Auf diese Spannungen kann Gestein auf zwei Arten reagieren: durch Verformung und Bruch. Meistens verhält es sich so, dass auch das härteste Gestein eine gewisse Elastizität besitzt und sich unter Spannungen erst einmal verformt. Diese Verformung kann sich an der Erdoberfläche in einer Anhebung des Bodens manifestieren, besonders, wenn ein großes Areal betroffen ist, dass under Spannungen gerät. Gesteine, auch mehrere Kilometer mächtige Gesteinsschichten, sind bis zu einem gewissen Punkt verformbar, aber sobald ein Schwellenwert überschritten ist, kommt es zum Bruch des Gesteins. Als erstes brechen Zonen, die bereits geschwächt sind und wo die Spannung am stärksten einwirkt. Es bilden sich Risse, die nicht nur für Gas und Wasser durchlässig sind, sondern auch für Magma.
Die besagte Studie untersuchte nun die Spannungsverhältnisse der Campi Flegrei und kam zu dem Schluss, dass die Deckelschichten der Caldera bis zum Sommer 2020 auf steigende Spannungen verformbar -der Fachmann spricht von duktil- reagierten. Seitdem kommt es vermehrt zum Bruch der Gesteine, was sich in stärkeren Erdbeben in Tiefen unterhalb von 2 km äußert. Es bilden sich Frakturen, durch die Magma aufsteigen könnte. Allerdings sind die Risse noch zu fein, als dass kurzfristig mit einer Eruption zu rechnen ist. Die Forscher stellten drei Szenarien auf, was ihrer Meinung nach passieren könne:
a) Es entsteht ein neues Gleichgewicht der Spannungen im Untergrund infolge eines erhöhten Fluidstrom in der Kruste und der Boden senkt sich wieder ab.
b) Der Strom magmatischer Fluide fluktuiert in der Kruste und es bilden sich Risse, die durch Mineralisation aus den Fluiden wieder verschlossen werden. Es kommt zu einer Abfolge langsamer Hebungs- und Absenkungsphasen. Als Beispiel für dieses Szenario werden die Vorgänge der Yellowstone-Caldera herangezogen, doch Meiner Meinung nach treffen sie ja genau auch auf die Ereignisse der Campi-Flegrei zu, denn wir befinden uns in der 4. Hebungsphase seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Zwischen den Hebungsphasen gab es bis jetzt 3 Phasen der Bodenabsenkung.
c) Die Hebung hält an und die Deckelschichten brechen vollständig- eine unmittelbare Folge wären phreatische Eruptionen, wenn die akkumulierten Fluide durchbrechen. Dieses Szenario könnte dann auch in einem magmatischen Vulkanausbruch gipfeln. Das Kluftsystem bei Sofatara-Pisciarelli ist ein bevorzugter Ort für einen Bruch, so die Forscher.
Im Endeffekt bestätigt diese Studie was man bereits ahnte: der Vulkan könnte langfristig betrachtet wieder ausbrechen. Wie groß eine Eruption werden wird ist noch nicht abzuschätzen. Genausogut kann es aber noch Jahrzehnte, oder Jahrhunderte mit dem Bradyseismos weitergehen, ohne dass es zu einem Vulkanausbruch kommt. Aufgrund der beobachteten Rissbildungen scheint das Ausbruchsrisiko höher zu sein, als es von vielen Fachleuten bislang angenommen wurde.
Zusammenfassung:
Zunahme von Erdbeben in Tiefen unterhalb von 2,5 km deuten auf Rissbildungen im Gesteinsdecke hin.
Die Risse könnten sich zu größeren Brüchen erweitern.
Was ist der Unterschied zwischen duktil und spröde?
Der Geologe unterscheidet zwischen sprödem und duktilem Verhalten von Gesteinen. Der Begriff „duktil“ bezieht sich auf die Fähigkeit eines Gesteins, sich unter Druck oder Zug zu verformen, ohne zu brechen. Es bezeichnet die plastische Verformbarkeit eines Gesteins oder Minerals. Wenn ein belastetes Gestein nicht weiter verformbar ist verhält es sich spröde und es kommt zum Bruch. Verschiedene Gesteinsarten unterscheiden sich in ihrer Verformbarkeit und brechen bei unterschiedlichen Druck- und Zugbedingungen.
Der Fuego scheint sich nach seiner kurzen Pause wieder warmzulaufen und eruptierte heute eine Aschewolke, die bis auf einer Höhe von 5800 m aufstieg und nach Westen driftete. Damit stieg die Aschewolke gut 1000 Meter höher auf, als es bei den alltäglichen Eruptionen der Fall ist. Leider ist das Wetter gerade schlecht und der Vulkan hüllt sich in Wolken, sodass es keine visuellen Beobachtungen des Geschehens gibt.
Gestern berichteten die Vulkanologen von INSIVUMEH von Eruptionswolken, die bis auf 4800 m ü.N.N. aufstiegen und Asche in 10 bis 15 km Entfernung zum Vulkan niederregnen ließen. Feiner Aschefall wurde aus den Ortschaften Panimaché I, Morelia, Santa Sofía, Ceilán, San Andrés Osuna gemeldet. In den Orten hörte man auch lokomotivartige Geräusche von bis zu 2 Minuten Dauer, die die Eruptionen begleiteten. Allerdings gab es eine laute Detonationen zu hören. Stündlich ereigneten sich zwischen 6 und 8 Explosionen.
Die Vulkanologen warnten davor, dass Niederschläge Lahare auslösen könnten, die bei solchen Gelegenheiten durch die Schluchten und Flussbetten am Vulkan abgehen. Von den Schlammströmen geht ein hohes Gefahrenpotenzial aus, dass nur noch von pyroklastischen Strömen getoppt wird.
Im Jahr 2018 kam es während eines Paroxysmus zu Abgängen pyroklastischer Ströme, die bewohntes Gebiet erreichten und mehr als 300 Menschen töteten und zahlreichen Menschen starke Verbrennungen zufügten. Damals war das Wetter ebenfalls schlecht und die pyroklastischen Ströme wurden erst gesehen, als sie die tief hängende Wolkendecke durchbrachten. Vorwarnzeit blieb den Menschen praktisch keine.
Wenn der Vulkan kein Angst und Schrecken verbreitet, ist er ein beliebtes Trekkingziel von Vulkanbegeisterten oder Menschen, die einfach mal einen aktiven Vulkan aus der Nähe betrachten wollen. In Antigua treffen sich viele Twens aus den USA, aber auch aus anderen Staaten, um dort Spanischkurse zu belegen. Von daher trifft man auf den geführten Vulkantouren viele junge Menschen.
Schwache Erdbeben am Pacaya
Der Fuego ist nicht der einzige Vulkan in Guatemala. Während der Santiaguito weiterhin an seinem Lavadom arbeitet und gelegentlich Aschewolken aufsteigen lässt, ist der Pacaya äußerlich ruhig und dampft nur ein wenig. Seit einigen Tagen werden aber wieder schwache Erdbeben mit niedrigen Frequenzen detektiert, die auf Bewegungen magmatischer Fluide hindeuten, INSIVUMEH warnt, dass es bald wieder zu einem Vulkanausbruch kommen könnte. Seit der letzten großen Eruption im Jahr 2021, bei der Lavaströme fast Ortschaften erreichten, pausiert der Vulkan.
Gewaltiger Bergsturz am Südlichen Fluchthorn löst Erdbeben und Katastrophenstimmung aus
Am Südlichen Fluchthorn bei Galtür in Tirol kam es gestern zu einem gewaltigen Bergsturz, bei dem der Berg einen Teil seines Gipfels verlor. Das Ereignis manifestierte sich gegen 15.30 Uhr und wurde auf Video festgehalten. Bei dem Bergrutsch scherte ein Teil der oberen Nordwestflanke des Südlichen Fluchthorns ab; sogar das Gipfelkreuz wurde mitgerissen und stürzte zu Tal. Der Bergsturz verursachte eine 2 km lange Gerölllawinen und einen Sturzbach, der Richtung Tal floss.
Obwohl es sich um ein gewaltiges Ereignis handelte, gab es keine Schäden an Infrastruktur, noch scheinen Personen betroffen gewesen zu sein. Von daher handelt es sich eher um ein Naturphänomen als um eine Naturkatastrophe. Bergstürze und Hangrutschungen gibt es schon seit Anbeginn der Gebirgsbildung und zählen zu normalen geologischen Prozessen. Dennoch wird angenommen, dass der Bergrutsch im Zusammenhang mit dem anthropogen verursachten Klimawandel steht, denn die Gipfel des betroffenen Bergmassivs sind fast 4000 m hoch und liegen damit in der Permafrostzone der Alpen, die oberhalb von 3000 m liegt. Normalerweise ist hier der Boden das ganze Jahr gefroren. Dies gilt auch für das Wasser in Felsklüften. Durch die globale Erwärmung verschiebt sich die Höhe der Permafrostregion und das Tauen der Böden und Gesteinsklüfte kann Berghänge destabilisieren und zu Bergstürzen führen.
Erst im letzten Monat wurde in den Schweizer Alpen der Ort Brienz bei Graubünden evakuiert, weil sich hier ebenfalls ein massiver Bergsturz anbahnt.
Erschütterungen vom Bergsturz als Erdbeben registriert
Natürlich können auch andere Ereignisse Bergstürze auslösen. Hierzu zählen Erdbeben. Dass veranlasste mich einmal dazu, beim EMSC zu checken, ob es in den Alpen ein Erdbeben gab. Tatsächlich war es so, denn zeitgleich mit dem Bergsturz wurde ein Erbeben der Magnitude 2,2 am Fluchthorn registriert. Es hat eine negative Tiefenangabe und manifestierte sich in 2 km Höhe, also im Bergmassiv. Ich vermute, dass nicht das Erdbeben den Bergsturz auslöste, sondern dass die Erschütterungen die vom Bergsturz stammten, als Erdbeben registriert wurden.
Auf der Shakemap erkennt man auch, dass es vorher ein schwaches Erdbeben südlich des Fluchthorns gab, aber ob diese Erschütterung den Bergsturz triggerte ist unwahrscheinlich.
Im Halema’uma’u-Krater des Kilauea hat sich ein neuer Lavasee gebildet
Der Kilauea auf Hawaii ist weiterhin aktiv und eruptiert innerhalb des Halema’uma’u-Kraters. Nachdem wir in den ersten Eruptionstagen einen sekundären Lavasee bewundern konnten, der aus sich überlappenden Lavaströmen bestand, hat sich inzwischen im Westteil des Kraters wieder ein echter Lavasee mit eigenständiger Zirkulation gebildet. Auf den LiveCam-Aufnahmen sieht es so aus, als würde er wieder an der gleichen Stelle sitzen, wie es in den vorangegangenen Eruptionsphasen der Fall war. Darüber hinaus sind aber noch weitere Förderschlote aktiv, die sich vor allem im südwestlichen Bereich des Kraterbodens befinden. Der Schlot in der Kraterwand des gleichen Sektors ist ebenfalls noch aktiv. Die ausströmende Lava sammelt sich am Kraterboden und bildet eine hufeisenförmige Struktur.
Seitdem der Kraterboden während der Leilani-Eruption kollabierte und um mehrere Hundert Meter abgesackt war, haben die Eruptionen innerhalb des Kraters diesen mit einer 395 m mächtigen Füllung aus Lava versehen.
Das HVO schreibt in seinen täglichen Updates, dass es noch zur Bildung von Lavafontänen kommt, die eine Höhe von bis zu 9 m erreichen. Die Schwefeldioxid-Emissionen wurden zum letzten Mal am 10. Juni gemessen und beliefen sich auf 8900 Tonnen am Tag.
Die Seismizität hat nach dem Einsetzen der Eruption stark abgenommen und es werden täglich um die 20 vulkanisch-bedingten Erdbeben registriert. Auf dem Seismogramm erkennt man einen schwachen Tremor, der von den Bewegungen der Magma im Untergrund verursacht wird. Es findet eine mäßige Subsidenz statt: es wird also mehr Lava gefördert, als an Magma im Untergrund aufsteigt.
Die Aktivität an den beiden Rifts im Osten und Südwesten des Vulkans beleibt gering. Vereinzelte Erdbeben manifestieren sich am unteren Südwestrift bei Pahala und weiter östlich an der Küste. Sie stehen sehr wahrscheinlich mit Magmenaufstieg in Verbindung. Hier steigt die Schmelze auf, die sich in Magmenköpern unter den beiden Vulkanen Kilauea und Mauna Loa akkumuliert. Am Mauna Loa gibt es Mikroseismizität und eine Bodenhebung, die vom HVO als schwach beschrieben wird. Leider werden nur noch die Tagescharts der Bodenhebung aktualisiert, so das der längerfristige Trend nicht klar ersichtlich ist.
Staat: Philippinen | Koordinaten: 13.25, 123.68 | Aktivität: Dom
Auf der philippinischen Insel Luzon ist der Mayon weiter effusiv aktiv und baut an seinem Lavadom. Mittlerweile ist es so groß, dass er über den Kraterrand hinauswächst und einen kurzen zähflüssigen Lavastrom generiert. Von seiner Front gehen ständig glühende Schuttlawinen ab. Auf lange belichteten Aufnahmen sieht es dadurch aus, als wäre der Lavastrom deutlich länger als er tatsächlich ist. Sobald sich größere Blöcke von der Lavafront lösen, können sie fragmentieren und pyroklastische Ströme entstehen lassen. In den letzten 24 Stunden passierte dies dreimal. Bis jetzt sind die pyroklastischen Ströme noch vergleichsweise klein gewesen, doch mit fortschreitendem Domwachstum könnte sich das bald ändern. Dann reicht auch die 6 km Sperrzone nicht mehr aus, die um den Krater verhängt wurde. Aus der unmittelbaren Gefahrenzone wurden mehr als 10.000 Menschen evakuiert. Sie siedeln dort, obwohl es generell verboten ist. Doch Armut und Bevölkerungsdruck lassen ihnen keine andere Wahl.
Richtig gefährlich wird es, wenn sich der Charakter der Eruption ändern sollte und es zu Explosionen kommen sollte. Diese entstehen oft, wenn Wasser ins Spiel kommt. Beim letzten Ausbruch 2018 kam es in einem späteren Eruptionsstadium zu Paroxysmen.
Die Vulkanologen von PHILVOLCS meldeten neben den drei erwähnten Dichteströmen 260 Steinschlag-Ereignisse innerhalb von 24 Stunden. Außerdem zog auch die Seismizität an und es wurden 21 vulkanotektonische Erdbeben festgestellt. Der Schwefeldioxid-Ausstoß zog an und betrug 642 Tonnen am Tag.
Im Augenblich ist die Sicht auf den Vulkan in den Morgenstunden noch recht gut, doch im Juni beginnt die Regenzeit auf den Philippinen, so dass sich die Sichtbarkeit des Vulkans bald ändern kann. Wenn es zu starken Regenfällen kommen sollte, dann muss man mit phreatischen Eruptionen und Lahars rechnen.
Mit dem Taal-Vulkan steht ein weiterer Feuerberg der Philippinen in den News. Der Schwefeldioxid-Ausstoß ist deutlich erhöht und betrug gestern 6.884 Tonnen am Tag. Im Kratersee von Volcano Island wurden starke Turbulenzen beobachtet. Dampf stieg bis zu 1200 m hoch auf. Es wurden 11 vulkanotektonische Erdbeben registriert. Im Westen der Insel gibt es Inflation infolge von Magmenintrusion.
Zum ersten Mal seit Monaten gibt es vom kongolesischen Vulkan Nyiragongo ein starkes thermisches Signal, dass auf eine größere Menge Schmelze im Krater hindeutet. Es könnte sich gerade wieder ein Lavasee etablieren, der recht weit unten im Förderschlot steht. Die von MIROVA registrierte Wärmestrahlung hat eine Leistung von 610 MW. Ein deutlich schwächeres Signal geht vom Nachbarvulkan Nyamuragira aus. Dort ist der Flankenausbruch vom letzten Monat wieder vorbei.
Datum 11.06.23 | Zeit: 08:56:52 UTC | 37.87 N ; 36.21 E | Tiefe: 10 km | Mb 5,0
In der türkischen Erdbebenregion an der Ostanatolischen Verwerfung gab es heute das stärkste Nachbeben seit langem. Es hatte eine Magnitude von 5,0 und einen Erdbebenherd in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 17 km südöstlich von Saimbeyli verortet. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor. Es gab weitere schwache Beben mit Magnituden im 3er Bereich.
Die beiden Hauptbeben, die am 6. Februar 2023 die Ostanatolische Verwerfung bei den Orten Gaziantep und Ekinözü erschütterten, hatten Magnituden im 7er Bereich und richteten verheerende Zerstörungen an. Es starben fast 57.000 Menschen. Mehr als 2 Millionen Personen wurden obdachlos und mußten in Notunterkünften untergebracht werden. Jetzt, mehr als 4 Monate nach der Katastrophe, hat sich die mediale Aufmerksamkeit, die die Katastrophe zunächst erhielt auf nahezu Null reduziert. Dennoch kämpfen die Menschen in den betroffenen Regionen mit den Spätfolgen der Ereignisse. Vor einem Monat wurde berichtet, dass inzwischen die ersten Containerdörfer errichtet worden sind, doch die Mehrzahl der Obdachlosen lebten noch in Zeltstätten oder sind bei Freunden und Verwandten untergekommen und haben die Region verlassen.
Die zurückgebliebenen leiden nicht nur unter dem Verlust von Angehörigen und ihren zerstörten Wohnungen, sondern sind auch massiv von Armut betroffen, da ja nicht nur die Wohnhäuser zerstört wurden, sondern auch Arbeitsstätten. Viele kleine Geschäfte und Werkstätten lagen in zerstörten Gebäuden, aber auch größere Supermärkte und Fabriken waren betroffen gewesen. Bis die gesamte Infrastruktur wieder hergestellt ist, wird es Jahre dauern. So kann ein Erdbeben in einer dich besiedelten Region fatale soziale Auswirkungen mit sich bringen.
Erdbeben gibt es nicht nur in der Türkei, heute gab es auch noch einige andere Erdstöße, die vom tektonischen Interesse sind, bei denen aber keine Personen zu Schaden kamen.
Weitere Meldungen:
Erdbeben Mw 6,5 auf Hokkaido in Japan
Datum 11.06.23 | Zeit: 09:54:44 UTC | 42.61 N ; 141.90 E | Tiefe: 112 km | Mw 6,2
An der Südküste der japanischen Nordinsel Hokkaido gab es ein starkes Erdbeben Mw 6,2. Der Erdbebenherd lag in 112 km Tiefe, daher manifestierte sich das Beben an der Oberfläche nicht so stark, wie man es anhand der Magnitude erwarten könnte. Dem EMSC liegen dennoch Wahrnehmungsmeldungen vor, die den Erdstoß als stark bezeichneten. er dauerte länger als eine halbe Minute. Das Epizentrum wurde 24 km östlich von Tomakomai festgestellt.
Macquire-Inseln: Erdbeben Mw 5,8
Datum 11.06.23 | Zeit: 13:08:46 UTC | 56.98 S ; 147.48 E | Tiefe: 2 km | Mw 5,8
Heute gab es bei den neuseeländischen Macquire Inseln ein Erbeben Mw 5,8. Es hatte ein Hypozentrum in nur 2 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich 1538 km süd-südöstlich von Cygne in Australien.
Erdbeben ML 3,6 erschüttert italienischen Caldera-Vulkan Campi Flegrei
Datum 11.06.23 | Zeit: 06:44:25 UTC | 40.831; 14.111 | Tiefe: 11 km | ML 3,6
Heute Morgen erschütterte ein Erdbeben der Magnitude 3,6 den italienischen Calderavulkan Campi Flegrei. Das Hypozentrum befand sich in 2600 m Tiefe. Das Epizentrum lag an der Küste östlich des Monte Nuovo und westlich des Solfatara-Kraters. Der Erdstoß ereignete sich um 06:44:25 UTC (08:44:25 Uhr Lokalzeit) und konnte von den Anwohnern deutlich wahrgenommen werden. Dem EMSC liegen entsprechende Meldungen vor. Demnach war der Erdstoß 4 bis 5 Sekunden zu spüren gewesen. Zusammen mit einem anderen Erdbeben M 3,6, dass sich im März letzten Jahres ereignet hatte, zählt der Erdstoß zu den stärksten der aktuellen Hebungsphase.
Die Erdbebentätigkeit ist seit einigen Wochen im Bereich der Campi Flegrei recht hoch. Es ist praktisch ein kontinuierliches Schwarmbeben in Gange, bei dem es täglich zu mehreren schwachen Erschütterungen kommt. Im INGV-Monatsbericht für den Mai heißt es, dass 661 Erschütterungen registriert wurden. Ein Wert, der nahe am Spitzenwert vom April liegt, als es zu 685 Beben kam. Die Werte dieses Jahr führen die Spitze der Histogramme der aktuellen Hebungsphase an und zeigen, dass die Seismizität deutlich zugenommen hat. Dennoch wurden bei der Hebungsphase in den 1980igern in Spitzenzeiten doppelt so viele Erdbeben registriert.
Die Bodenhebung blieb auch im Mai mit 15 mm pro Monat hoch. Dieser Wert wurde an der Messstation RITE gemessen. Betrachtet man die Messwerte genauer, dann erkennt man für die letzten Wochen im Mai eine leichte Subsidenz. Es sieht so aus, als würde die Bodenhebung in Phasen erfolgen, während deren sie stark zunimmt um dann einige Wochen zu stagnieren oder leicht abzunehmen. Im Wochenbericht für die erste Juniwoche sieht man, dass es aktuell wieder zu einer Hebungsphase kommt. Die Hebung wird vom INGV weiterhin mit 15 mm/Monat angegeben.
Die Gastemperaturen der Hauptfumarole von Pisciarelli liegen weiterhin bei durchschnittlich 96 Grad.
Die Vulkanologen kommen zu dem Schluss, dass sich der allgemeine Trend fortsetzt, der schon seit Monaten beschrieben wird und sehen keine besorgniserregenden Änderungen im Verhalten des Calderavulkans. Für die Anwohner der Region ist die Entwicklung natürlich besorgniserregend, umso mehr, wenn es zu spürbaren Erdbeben kommt, wie es heute der Fall war. Dann wird den Menschen bewusst, dass sie auf einem Pulverfass leben. Eine neuen Studie zufolge ist das Ausbruchsrisiko größer als von vielen Spezialisten angenommen.