Erdbeben Türkei: Zwei lange Risse entdeckt

Im türkischen Erdbebengebiet laufen die Bergungsarbeiten in der Türkei auf Hochtouren, doch mittlerweile schwindet die Hoffnung noch Überlebende unter den Trümmern zu finden. Mittlerweile sind mehr als 35000 Menschen tot geborgen worden. Experten gehen davon aus, dass sich die Opferzahlen noch verdoppeln könnten. Manche befürchten sogar eine Verdreifachung der Zahlen. Mehr als 80.000 Menschen wurden verletzt. Hunderttausende sind obdachlos geworden. Zeitweise kommt es zu Unruhen, da die Versorgungslage nicht für alle Menschen gut ist. Das Militär muss die Hilfskräfte vor Übergriffen schützen. Es gibt Berichte über Plünderungen. Mittlerweile wurden auch zahlreiche Personen festgenommen, denen eine Mitschuld an der Katastrophe gegeben wird: Sie werden für Pfusch am Bau verantwortlich gemacht, wegen dem so viele Hochhäuser wie Kartenhäuser einstürzten. Einige Personen wurden an Flughäfen verhaftet, als sie das Land verlassen wollten.

Erdbeben verursacht lange Risse in der Erdkruste

Nicht nur die Rettungskräfte sind fleißig, sondern auch Geowissenschaftler, die die geologischen Folgen der Erdstöße dokumentieren. Forscher des britischen Observation & Modelling of Earthquakes, Volcanoes & Tectonics (COMET) entdeckten auf Sentinel-Satellitenfotos zwei lange Risse in der Erdoberfläche. Der Längere ist 300 km lang und entstand während des ersten Erdstoßes Mw 7,8. Er verläuft in Nordost-Südwestrichtung und folgt damit parallel zur Streichrichtung des Südarms der Ostanatolischen Verwerfung. An der Mittelmeerküste verliert sich seine Spur. Die zweite Fraktur ist gut 125 km lang und öffnete sich infolge des zweiten starken Erdbebens Mw 7,5. Diese Fraktur verläuft entlang des Nordarms der Ostanatolischen Verwerfung.

Laut Aussage von Professor Tim Wrigh, dem Leiter von COMET, bilden sich bei starken Erdbeben oft solche Risse, doch diese beiden zählen zu den längsten, die je beobachtet wurden. Das zeugt von der enormen Energie der Beben. Die Risse verlaufen nicht nur durch Ortschaften, sondern sogar direkt durch Gebäude. Die horizontale Verschiebung des längeren Risses beträgt bis zu 5 Metern. Die Verschiebung am kürzeren Riss ist noch größer und beläuft sich fast auf 8 Metern.

NASA-Wissenschaftler Eric Fielding vergleicht das Erdbeben mit jenem, das im Jahr 1906 San Francisco zerstörte.

Vulkan-News 12.02.23: Sakurajima

Sakurajima erzeugt Explosion mit sichtbarer Druckwelle

Staat: Japan | Koordinaten: 31.581, 130.659 | Aktivität: Explosiv

Der Sakurajima liegt in der japanischen Präfektur Kagoshima und ist weiterhin sehr aktiv. Seit gestern löste er beim VAAC sechs VONA-Warnungen aus, nach denen Vulkanasche bis auf einer Höhe von 4000 m aufstieg und in Richtung Osten driftete. Eine der Explosionen war so heftig, dass während der Initialphase der Eruption eine Druckwelle im Dampf zu sehen war. Die Eruptionen erfolgten aus dem Minamidake. Auf dem Video zur Eruption sieht man aber auch Dampf aus dem Showadake aufsteigen. Die Seismizität ist leicht erhöht.


Suwanose-jima mit Asche in 2100 m Höhe

Staat: Japan | Koordinaten: 29.64, 129.72 | Aktivität: Strombolianisch

Auch der Suwanose-jima eruptiert fleißig Vulkanasche. Hier erreicht sie eine Höhe von 2100 m und driftet ebenfalls in Richtung Osten. Tremor und Seismizität sind deutlich erhöht und es kann mit anhaltender Aktivität gerechnet werden.


Nevado del Ruiz eruptiert Aschewolken

Staat: Kolumbien | Koordinaten: 34.89, -75.32 | Eruption: Ascheeruptionen

In Kolumbien bleibt der Nevado del Ruiz aktiv. Gestern eruptierte er eine Aschewolke, die bis auf 7900 m aufstieg. Die örtlichen Vulkanologen berichteten, dass die Anzahl der Ereignisse in der letzten Woche zurückging, doch ihre freigesetzte Gesamtenergie blieb gleich. Die Aktivität wird als hoch eingestuft und der Vulkan als instabil beschrieben.

Neue Studie enthüllt Schmelzschicht

Unter der Erdkruste wurde eine Schicht aus Schmelze entdeckt

Eine neue Studie von Wissenschaftlern der Universität Texas enthüllt eine Schicht aus teilweise geschmolzenem Gestein unter der Erdkruste. Sie befindet sich in einer Tiefe von gut 150 Kilometern und liegt somit in der Asthenosphäre. Diese bildet die Grenzschicht zwischen Erdkruste und Erdmantel. Schon früher vermutete man so eine Schmelzschicht, doch bis jetzt waren nur begrenzte Schmelzzonen bekannt.

Schon relativ lange diskutiert die Wissenschaft über die Möglichkeit einer solchen Schicht und ihren Einfluss auf die Plattentektonik. Man stellt sich die Frage, ob die Erdkrustenplatten auf einer Schicht aus Schmelze treiben. Generell wird diskutiert, ob der Asthenosphäre diese Rolle zukommt, da sie eine geringere Dichte als Mantelmaterial hat.

Schmelzschicht in der Asthenosphäre. © Credit: Junlin Hua/UT Jackson School of Geosciences

Der Leiter der Studie Postdoktorand Junlin Hua von der Jackson School of Geosciences an der Universität Texas meint, dass der Einfluss des Schmelzanteils in der neuentdeckten Schicht auf die Plattentektonik nicht nachweisbar sei. Sie würde den Fluss des plastischen Mantelgesteins nicht wesentlich beeinflussen. Demnach bleiben die Konvektionsströme des Erdmantels Motor der Plattentektonik.

Ich kann mir dennoch vorstellen, dass die Schmelzschicht wie eine Art Schmiermittel zwischen Erdkruste und Erdmantel fungiert, selbst wenn die Schmelze eine relativ hohe Viskosität haben sollte und nur partiell vorhanden ist. Wie es zur Bildung der Schmelze in 150 km Tiefe kommt, ist noch unklar. Möglicherweise spielen Reibung und Wassereintrag eine Rolle.

Junlin Hua kam der neuen Schmelzschicht auf die Spur, als er Seismogramme der Türkei auswertete. Er entdeckte Laufzeitunterschiede von Erdbebenwellen, die auf die Schmelze hindeuteten und untersuchte daraufhin Seismogramme anderer Regionen, wo er die gleiche Anomalie entdeckte. Immer wenn eine Erdbebenwelle Material unterschiedlicher Dichte durchläuft, ändert die Welle ihre Geschwindigkeit. Schmelze ist deutlich weniger dicht als festes Gestein und daher verlangsamt sich eine Erdbebenwelle signifikant. der Fachmann spricht dann von einer „low-velocitiy-zone“ also einer Zone mit verringerter Geschwindigkeit.

Studien-Co-Autor Thorsten Becker sagte, dass man nicht ganz ausschließen könne, dass die lokale Schmelze keine Rolle bei der Plattentektonik spielt. Aber er meint: „Die Entdeckung bringt uns dazu, diese Beobachtungen von Schmelze als einen Marker für das zu sehen, was in der Erde vor sich geht, und nicht unbedingt als aktiven Beitrag zu irgendetwas.“

Worauf die Forscher in ihrer Arbeit nicht näher eingegangen sind, ist die Rolle der Schmelze auf den Vulkanismus. Ich stelle mir die Frage, ob nicht ein Teil des Magmas, das an Vulkanen eruptiert wird, aus dieser Schmelzschicht stammen könnte. In diesem Zusammenhang, habe ich schon öfters auf Erdbeben in ca. 170 km Tiefe verwiesen, die gehäuft im tyrrhenischen Meer auftreten, bevor es zu ungewöhnlichen Eruptionsphasen am Stromboli kommt. Ich kann mir vorstellen, dass sich Schmelze an tektonischen Fallen sammelt, die sich infolge von Subduktion im Untergrund bilden. (Quelle: nature.com, phys.org)

Erdbeben-News 12.02.23: Indonesien

Indonesische Talaud-Insel von Beben Mw 6,0 erschüttert

Datum: 11.02.23 | Zeit: 08:55:08 UTC |  3.65 N ; 126.67 E | Tiefe: 54 km | Mw 6.0

Starke Erdbeben gibt es weiterhin auch jenseits der Türkei, obwohl diese in der Berichterstattung etwas zurückgedrängt wurden. Gestern ereignete sich ein Erdstoß der Magnitude 6,0 vor der Südküste der indonesischen Insel Talaud, die nördlich von Sulawesi und südlich der Philippinen liegt. Das Hypozentrum lag mit 54 km relativ tief, sodass die Auswirkungen des Bebens an der Erdoberfläche geringer ausfielen, als man alleine anhand der Magnitude vermuten würde. Medienberichten zufolge wurde der Erdstoß zwar in einem großen Umkreis um das Epizentrum wahrgenommen, größere Schäden sollen aber nicht entstanden sein. Es gab mehrere Nachbeben, die auf der Shakemap einen schönen Cluster bilden.

Das Epizentrum wurde mit zwei Lokationen verortet, wobei der nächste größere Ort auf den Philippinen liegt und mit 236 km südöstlich von Sarangan angegeben wird. Das indonesische Manado liegt 315 km südlich des Epizentrums.

Aktivität des Vulkans Karangetang könnte von Erdbeben beeinflusst werden

Wesentlich näher liegt die Vulkaninsel Api Siau mit dem Karangetang, der aktuell eruptiert. Der Vulkan könnte von der hohen Bebentätigkeit im Bereich der Molukken wachgerüttelt worden sein. Allerdings hat es sich in den letzten 3 Tagen wieder etwas beruhigt und es gibt keine vulkanischen Beben mehr. Auch Berichte über die Abgänge von Schuttlawinen blieben aus. So ganz durchstarten will er also nicht, doch manchmal dauert es halt etwas länger, bis sich eine stabile Eruption einstellt. Auf Fotos des Vulkans erkennt man eine Dampfwolke, die vom Krater ausgeht. Heute Nacht wurde eine hohe thermische Strahlung mit 108 MW Leistung registriert. Vor zwei Tagen betrug der Wert 308 MW. Man kann davon ausgehen, dass der Lavadom weiter wächst.

Natürlich können starke Erdbeben auch Eruptionen abwürgen. Leider sind solche Prozesse wissenschaftlich nur bedingt zu beweisen und daher sind solche Erkenntnisse zwar interessant, nutzen dem Wissenschaftler aber nichts, um Prognosen zu erstellen.

Erdbeben-News 11.02.23: Reykjanes

Neuer Erdbebenschwarm vor der Südwestspitze der Reykjanes-Halbinsel

Datum: 10.02.23 | Zeit: 19:45:23 UTC | 63.805 ; -22.816 | Tiefe: 7 km | Md 3,7

Zum ersten Mal seit Wochen gab es wieder einen nennenswerten Erdbebenschwarm vor der Südwestspitze der isländischen Reykjanes-Halbinsel. Er begann gestern Abend und erzeugte in kurzer Zeit mehr als 80 Erschütterungen. Vier Beben hatten Magnituden im 3-er-Bereich und das Stärkste brachte es auf M 3,7. Das Hypozentrum lag in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 7,3 km westlich von Reykjanestá verortet. Neunundzwanzig beben hatten Magnituden zwischen 2,0 und 2,9. Vielleicht läutet das Beben ja eine neue Phase erhöhter Seismizität in dem Bereich ein? Die nächsten Wochen werden es zeigen. Stay tuned!

Unter ganz Island gab es übrigens 188 Beben innerhalb von 48 Stunden. Ein Beben M 3,1 manifestierte sich auch an der TFZ. Die Seismizität zog insgesamt wieder etwas an.

 

Vulkanausbruch im türkischen Erdbebengebiet?

Mögliche phreatische Eruption im türkischen Erdbebengebiet. © Twitter/ Prof. Dr. Övgün Ahmet Ercan

Die Erdbeben in der Türkei triggerten möglicherweise einen kleinen phreatischen Ausbruch

Nach den beiden verheerenden Erdbeben im Südwesten der Türkei, die am 6. Februar für große Zerstörungen mit Tausenden Todesopfern sorgten, wächst nun die Sorge vor einer weiteren Naturkatstrophe, denn in der Region gibt es viele Vulkane, die während des Holozäns eruptierten und teilweise als aktiv eingestuft werden. Tatsächlich geht auf Twitter ein Video viral, dass Spuren einer Eruption zeigt. Bei dem betroffenen Berg handelt es sich um den Kuşkayası Mountain, der nahe des Dorfes Büyükkızılcık (Gemeinde Göksun) in der Region Kahramanmaraş liegt. Zu sehen ist ein dampfender Bereich unter dem Berggipfel und ein dunkelgrauer Schuttfächer auf der unteren Flanke des Berges. Es sieht so aus, als wäre es hier zu einer kleinen seitwärts-gerichteten Eruption gekommen, wobei das ausgestoßene Material des Schuttfächers für mich nach Schlamm aussieht.

Es ist denkbar, dass es zu einer phreatischen Eruption gekommen ist und ein schlammartiges Gemisch aus Tephra und Wasser ausgestoßen wurde, das praktisch einen Lahar bildete. Durch die massiven Verschiebungen entlang der Ostanatolischen Verwerfungen könnten magmatische Fluide aus dem Boden gepresst worden sein, ähnlich als wenn man eine Zahnpastatube ausquetscht. Natürlich ist es auch möglich, dass es zu einem schnellen Aufstieg eines Magmenkörpers gekommen ist. Dann könnten weitere Eruptionen folgen. Die Frage ist, ob der Kuşkayası Mountain vulkanischen Ursprungs ist? Eruptionen abseits von bekannten Vulkanen sind mir in meiner Laufbahn noch nicht untergekommen. Ich bleibe an dem Thema dran!

Erdbeben können Vulkanausbrüche auslösen

Es ist bekannt, dass starke Erdbeben ab einer Magnitude von 6,0 Vulkanausbrüche triggern können. Doch normalerweise heißt es, dass der Vulkan dafür „geladen“ sein muss. Da es bislang keine Anzeichen für sich aufheizende Vulkane in der Türkei gab, habe ich diesmal auf entsprechende Hinweise in meinen Berichten zu den tragischen Ereignissen in der Türkei verzichtet. Wobei, ganz richtig ist diese Aussage auch nicht, denn nach einem der letzten stärkeren Erdbeben im Südwesten der Türkei wurden ähnliche Vorgänge beobachtet und man fürchtete ebenfalls einen bevorstehenden Vulkanausbruch, der dann aber ausblieb.

Das Video halte ich nicht für einen Fake, denn es wurde vom türkischen Geowissenschaftler Prof. Dr. Övgün Ahmet Ercan gepostet. Türkische Medien griffen die Meldung bereits auf und lieferten weitere Details, anhand derer ich die Lokation des betroffenen Berges als orangenen Marker in der Karte einzeichnen konnte. An dieser Stelle gab es bis jetzt keinen bekannten Vulkan. Diese haben grüne Vulkansymbole. Offensichtlich ist es aber, dass sich in der Region der auslaufenden und sich teilenden Ostanatolischen Verwerfungszone mehrere Vulkangebiete befinden, die laut Definition als aktiv eingestuft werden können. So liegt es im Bereich des möglichen, dass wir in der Region eines Tages einen Vulkanausbruch sehen werden. 

Update: Der unten ursprünglich zitierte Tweet von Professor Dr. Övgün Ahmet Ercan wurde inzwischen gelöscht! Ich habe ihn durch das entsprechende Youtube Video ersetzt. Eine andere Quelle schrieb mir, dass es sich bei dem Berg um den Büyük Kızılcık handelt. Weitere Recherchen ergaben, dass es sich dabei um ein Dorf handelt, das von Bergen umgeben ist. Bilder aus der Region zeigen schlammbeschmierte Kinder. Offenbar gibt es dort Schlammquellen. So könnte es sich bei dem eruptierten Fluid auch direkt um Schlamm handeln! Unklar ist, ob das Material unter Einwirkung von geothermaler Hitze eruptiert wurde oder ob es sich um ein rein tektonisch/seismologisches Phänomen handelt. Ich halte Letzteres mittlerweile für das wahrscheinlichere Szenario. Ich habe den Titel der Meldung daher mit einem Fragezeichen versehen. Hinweise, dass es sich bei den infrage kommenden Bergen um holozäne Vulkane handeln könnte, habe ich nicht gefunden.

Weiterführender Link: 

Vulkane und Erdbebenzonen der Türkei

Vulkan-News 10.02.23: Sakurajima

Staat: Japan | Koordinaten: 31.581, 130.659 | Aktivität: Explosiv

Sakurajima mit weiteren Asche-Eruptionen

In Südjapan eruptiert der Sakurajima weiterhin Aschewolken. Laut VAAC erreichen sie eine Höhe von bis zu 3700 m und driften in Richtung Norden. Bei einer der Eruptionen entstand gestern eine schnellaufsteigende, dichte Aschewolke, die auch rotglühende Tephra förderte, die zum Teil auf der Außenflanke des Vulkans niederging. Diese Vulkanausbrüche manifestierten sich im Krater Minamidake. Bei ihm handelt es sich um den aktiven Krater am Gipfel des Vulkans. Wie das JMA berichtete, stieg die Asche dieser Eruptionen bis zu 2000 m über Gipfelhöhe auf. Größere Tephrafragmente landeten in 900 m Entfernung zum Krater. Doch es kommt noch besser!

Der Showa-Krater ist dreimal ausgebrochen. Die höchste Vulkanfahne befindet sich 1.500 m über dem Kraterrand. Ein großer Vulkanblock, der sich bis zu 10 m erhebt und in einer Flugbahn verstreut ist, ist der größte an der 6. Station (Showa-Krater). Es reichte von 300 m bis 500 m). Außerdem beobachteten wir am selben Krater nachts mit einer hochempfindlichen Überwachungskamera den Schein des Feuers.

Erster Ausbruch des Showadake seit fast 5 Jahren

Spektakulärer ist die News, dass es vorgestern Eruptionen aus dem Showadake gab. Es war das erste Lebenszeichen dieses Kraters seit April 2018. Der Showadake liegt südöstlich des Gipfels und ist ein wenig unterhalb des Minamidake angeordnet. Als sich der Krater freisprengte, entstanden dichte Aschewolken, die vom Wind allerdings schnell niedergedrückt wurden. Im Bericht der Vulkanologen heißt es, dass ein großer Lavablock ausgestoßen wurde, der an der 6. Messstation niederging und somit in einer Entfernung von ca. 500 m vom Showadake landete. Insgesamt eruptierte dieser Krater drei Mal.

Auf den Livecam-Aufnahmen konnte ich keine Blitze entdecken, doch es besteht Hoffnung, dass es bald weitere Ausbrüche mit Blitzen gibt. Auf dem Bild von gestern sieht man weißen Dampf aus dem Showadake aufsteigen, während der Minamidake eruptiert.

Seit dem 14. Januar registrierten die Messinstrumente eine Inflation, in deren Folge sich der Boden verformte.

Naturkatastrophen am 10.02.23: Waldbrände in Chile

Waldbrände in Chile lösen Katastrophenalarm aus

Im Zentrum Chiles lodern seit Wochen Waldbrände, die sich immer weiter ausbreiten und bisher 26 Menschenleben forderten. Die Feuer wüten auf einer Fläche von mehr als 350.000 Hektar. Ungefähr 1200 Gebäude wurden zerstört. Nun wurde in den betroffenen Regionen Katastrophenalarm gegeben und Ausgangssperren verhängt. Sie gelten in den 3 Provinzen Araukanien, Bío Bío und Ñuble. Die Sperrstunde beginnt um Mitternacht. Ab 5 Uhr morgens dürfen die Menschen wieder ihre Wohnungen verlassen.

Waldbrände sind in Chile nichts Ungewöhnliches und praktisch in jedem Sommer lodern sie mit unterschiedlicher Intensität. Obwohl Faktoren wie Hitzewellen, Dürren und Winde eine große Rolle bei der Entstehung und Ausbreitung der Feuer spielen und diese Faktoren vom anthropogenen Klimawandel beeinflusst werden, gibt es einen weiteren wichtigen Grund, warum sich die Waldbrände rasch ausbreiten: Seit über 100 Jahren setzt man in der chilenischen Landwirtschaft auf die Pflanzung von schnellwachsenden Eukalyptus-Bäumen, die ursprünglich aus Australien kommen. Von dort kennt man ja auch verheerende Brandkatastrophen. Eukalyptusbäume sind sehr ölhaltig und explodieren regelrecht, wenn sie in Brand geraten. Durch diese Sprengwirkung werden glühende Holzsplitter weit verteilt, wodurch sich das Feuer enorm schnell ausbreitet. Außerdem speichern Eukalyptuswälder weniger Wasser als einheimische Gehölze, was ebenfalls ein ungünstiger Faktor ist. Neben Klimaschutzmaßnahmen würde es Chile gut tun, das profitorientierte Forstmanagement zu überdenken.

Leider brennen aber nicht nur Eukalyptuspflanzungen. Besonders in der Provinz Araukanien wachsen die namensgebenden Araukarien-Bäume. Die endmischen Bäume wachsen nur langsam und zählen zu den stark gefährdeten Pflanzenarten. Große Araukarien in natürlichen Wäldern sind oft zwischen 1000 und 2000 Jahren alt. Selbst Bäume, die gefällt werden, haben oft ein Alter von mehr als 500 Jahren. Mit ihren hohen kahlen Stämmen und messerartigen Blättern  an den peitschenähnlichen Ästen die die Kronen bilden, verfügen die Bäume über einen gewissen Schutz vor Waldbränden, aber wenn solche Wälder verloren gehen, sind sie praktisch unersetzbar.

Die Waldbrände sieht man auf Satellitenfotos, die ich auch immer für die Vulkanbeobachtung benutze. Die Rauchschwaden ziehen in nord-nordwestlicher Richtung und sollen sogar die Landeshauptstadt erreichen.

Vulkan-News 10.02.23: Askja

Staat: Island | Koordinaten: 65.03, -16.75 | Eruption:  Fumarolisch

Eisfreie Stellen im Calderasee der Askja

Seit September 2021 blickt man mit besonderer Sorge auf den isländischen Calderavulkan Askja. Damals setzte eine massive Bodenhebung ein, die mit Schwarmbeben einherging und der Alarmstatus des Vulkans wurde auf „gelb“ erhöht. Aber auch schon früher war die Askja unruhig und zeigte Anzeichen des Erwachens: immer wieder gab es Erdbeben, eine leichte Inflation und ein Anstieg der Fumarolentemperaturen wurde gemessen. Im Jahr 2014 kam es zu einem großen Erdrutsch. Jetzt berichteten Wissenschaftler der Universität Island von einem weiteren beunruhigenden Anzeichen, das für eine Beschleunigung des Aufheizprozesses des Vulkans spricht: Auf neuen Satellitenfotos der Askja erkennt man eine große eisfreie Stelle im Westen des Sees. Normalerweise ist der See zwischen Dezember und Juli zugefroren. Diese eisfreie Stelle zeugt von einer deutlich erhöhten Wassertemperatur in dem Bereich. Das Wasser wird vermutlich infolge erhöhter Geothermie aufgeheizt: Boden und Gase werden durch eine erhebliche Menge intrudierten Magma immer heißer. Von der Intrusion zeugt auch eine beachtliche Bodenhebung von 50 cm, die an der Messstation OLAC seit September 2021 gemessen wurde. Außerdem kommt es im Zuge der Bodendeformation ebenfalls zu einer horizontalen Verschiebung im Dezimeter-Bereich.

In den letzten Tagen nahm die Erdbebentätigkeit im Gebiet der Askja wieder zu. Es gab aber auch eine Zunahme der Seismizität in anderen Regionen der Insel. Hiervon besonders betroffen ist das Areal des Vatnajökulls, wo sich Anfang der Woche eine Erschütterung im 3-er-Bereich unter dem Bardarbunga ereignete.  Unter dem Gletscher Myrdalsjökull, der die Katla-Caldera bedeckt, gab es ebenfalls mehrere schwache Erdbeben. Heute sind vor allem die Regionen im Norden und Süden der Insel seismisch aktiv. So wurden entlang der TFZ 79 Beben innerhalb von 48 Stunden registriert. Im Süden der Insel einschließlich Reykjanes waren es mehr als 30 Erschütterungen.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf eine Diskussion im Forum der neuen Vnet-Community aufmerksam machen. Was glaubt ihr, wird der Askja-Vulkan bald ausbrechen?