Nyamuragira mit Lavasee und Lavastrom

Lavasee am Nyamuragira – Lavastrom fließt über die Nordflanke

Goma, 11.06.2025In der Demokratischen Republik Kongo sieht es so aus, als würden gleich zwei Lavaseen aktiv sein, die sich in den Kratern der Vulkane Nyamuragira und Nyiragongo gebildet haben. Am erstgenannten Vulkan fließt auch ein Lavastrom über die Nordflanke.

Die beiden Virunga-Vulkane. © Copernicus

Besonders der Nyamuragira emittiert eine hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von mehr als 2700 MW. Auf dem jüngsten Sentinel-Bild vom 10. Juni erkennt man im Infrarotbereich eine ausgeprägte thermische Anomalie im Calderabereich. Sie hat eine langgestreckte Form und scheint in der Mitte unterbrochen zu sein. Im normalen Lichtspektrum sieht man aber auch an der unterbrochenen Stelle etwas Rotglut durch eine Dampfwolke durchschimmern, so dass es sich hier um einen gut 300 m großen Lavasee zu handeln scheint, der sich im Pitkrater des Vulkans gebildet hat. Im Süden der Caldera gibt es eine kleinere Wärmeanomalie. Zudem fließt im Nordwesten ein Lavastrom über den Calderrand und ergießt sich über die Flanke. Aufgrund der starken Dampfentwicklung lässt sich die Länge des Lavastroms nicht genau abschätzen. Fest steht, dass der Vulkan seit Monaten sehr aktiv ist.

Der weiter südlich gelegene Nyiragongo war lange Jahre der aktivere der beiden Vulkane bei Goma, doch nachdem der Lavasee im Jahr 2021 ausgelaufen war, brauchte der Vulkan ein paar Jahre, um neue Kraft zu schöpfen. Inzwischen scheint das Magmenreservoir wieder so weit aufgefüllt zu sein, dass die Schmelze hoch im Fördersystem steht und ebenfalls thermische Anomalien erzeugt. Leider hängt der Krater seit Wochen in den Wolken oder wird zumindest teilweise vom erzeugten Dampf verdeckt, doch das, was man erkennen kann, lässt darauf schließen, dass sich auch hier wieder ein permanenter Lavasee etabliert hat.




Leider ist die Gegend um den Kivusee weiterhin politisch instabil und unsicher, doch es gibt erste Anzeichen einer leichten Entspannung der Situation, so dass man vielleicht im nächsten Jahr wieder in die Gegend reisen kann. Sicher ist da allerdings noch nicht.

Nyamuragira und Nyiragongo sind die beiden aktiven Feuerberge der Virunga-Vulkankette, die aus 8 Vulkanen besteht, die im Grenzgebiet von Uganda, Ruanda und dem Kongo liegen. Die Flanken der Vulkane sind zudem Heimat der vom aussterben bedrohten Berggorillas.

Südafrika: Schneechaos und Überflutungen

Massiver Wintereinbruch sorgt in Südafrika für katastrophale Bedingungen – Mindesten 12 Personen tot

Kapstadt, 11.06.2025Mehrere südafrikanische Provinzen wurden von einer Kaltfront erwischt, die zu heftigen Niederschlägen führten, die teilweise als Schnee niedergingen. Vor allem in Höhenlagen kam zu einem schneebedingten Verkehrschaos mit stundenlangen Staus und zahlreichen Unfällen. In Niederungen und besonders entlang von Flussläufen kam es zu Überflutungen. Mindestens 12 Personen starben.

Schnee auf der N2

Von den extremen Wetterbedingungen waren die Provinzen Ostkap, KwaZulu-Natal und Freistaat besonders betroffen gewesen. Dabei kam die Wetterlage nicht unerwartet, denn der südafrikanische Wetterdienst hatte bereits vor Tagen vor einem starken Temperatursturz und den Niederschlägen gewarnt. Trotz der Warnung wurden die meisten Menschen von den Unwettern überrascht. Obwohl es im südafrikanischen Winter öfters mal zu Schneefällen kommen kann, sind Winterreife und Straßenräumdienste ehr die Ausnahme. In der Folge kam es zu zahlreichen Verkehrsunfällen, Straßensperrungen und langen Staus: betroffen war u.a. der wichtigen Highway N2 wo tausende Autofahrer im Schnee stecken blieben.

Stromausfällen. Der staatliche Energieversorger Eskom meldete eine hohe Zahl wetterbedingter Ausfälle. Da die wenigsten Gebäude über Heizungen verfügen wurden Notunterkünfte in öffentlichen Gebäuden und Hallen eingerichtet.

In der Ostkap-Provinz wurden sechs Menschen in der Stadt Mthatha durch Überschwemmungen getötet, als Wohnhäuser und Fahrzeuge überflutet wurden. Eine weitere Leiche wurde nahe der Stadt Tsolo gefunden. Ein besonders tragisches Unglück ereignete sich als ein Schulbus mit Kindern von den Fluten mitgerissen wurde. Drei Schüler konnten sich an Bäumen festhalten und wurden gerettet. Die Suche nach weiteren Insassen dauert an. Angaben zur genauen Zahl der Vermissten lagen zunächst nicht vor.

Hinzu kommt ein weiterer tödlicher Verkehrsunfall: Fünf Menschen starben, als ein Minibus in der Ostkap-Provinz verunglückte. Der Fahrer hatte laut Polizei versucht, einem umgestürzten Baum auszuweichen und verlor dabei die Kontrolle über das Fahrzeug.

In Südafrika sind Schneefälle im Winter – von Juni bis August – nicht ungewöhnlich. Die Kombination aus extremen Wetter, unzureichender Infrastruktur und eingeschränkter Katastrophenhilfe hat die Lage jedoch deutlich verschärft.

Der Wetterdienst warnt, dass die Unwetterlage in den kommenden Tagen anhalten wird.

Bulusan: Signifikanter Anstieg der Seismizität

Starker Anstieg der Erdbebentätigkeit am Vulkan Bulusan – Vulkanausbruch könnte folgen

Manila, 11.06.2025Der auf der philippinischen Insel Luzon liegende Vulkan Bulusan zeigt deutliche Anzeichen einer möglicherweise bevorstehenden explosiven Eruption: Die Anzahl der vulkanischen Erdbeben sprang von 14 auf 167, was auf eine deutliche Drucksteigerung im Fördersystem des Vulkans hindeutet. Vulkanotektonische Erdbeben entstehen durch Gesteinsbruch infolge von Magmenaufstieg.

Erdbeben am Bulusan.

Die Vulkanologen von PHILVOLCS beobachteten zudem starke Dampfemissionen und einen Schwefeldioxid-Ausstoß von 117 Tonnen am Tag.  Das ist ein vergleichsweise geringer Wert, der andeutet, dass das Fördersystem des Vulkans verstopft sein könnte, weswegen sich ein zunehmender Druck aufbaut. Das Vulkangebäude des Bulusan gilt als aufgebläht, was bedeutet, dass sich seine Flanken infolge einer Magmenintrusion versteilt haben – weitere Indizien, die eine weitere Eruption als wahrscheinlich gelten lassen.

Die letzte stärkere Eruption des Bulusan manifestierte sich am 29. April, als Vulkanasche bis auf 5500 m Höhe ausgestoßen wurde.

Der Alarmstatus des Vulkans stehe auf „1“. Trotz des niedrigen Werts richtete der Zivilschutz der Philippinen eine Sperrzone mit einem Radius von 4 Kilometern um den Krater ein. Für Flugzeuge gilt ein Überflugverbot.

Mayon mit 6-Kilometer-Sperrzone

Auf Luzon gibt es weitere als aktiv eingestufte Vulkane. Quasi in Sichtweite zum Bulusan liegt der deutlich bekanntere Mayon. Auch dieser Vulkan steht auf Warnstufe „1“. Auch hier wurde eine permanente Gefahrenzone etabliert, die einen Radius von 6 Kilometern hat. Ähnlich wie am Mayon deutet eine Flankenversteilung darauf hin, dass der Vulkan mit Magma geladen ist. Erdbeben blieben zuletzt aus, doch dafür wurden 3 Steinschläge festgestellt. Der Schwefeldioxidausstoß lag im April bei 337 Tonnen am Tag.

Extrem niedriger Schwefeldioxid-Ausstoß am Taal

Der Taal ist der dritte Vulkan auf Luzon, über den ich heute kurz berichten möchte. Hier fiel der ansonsten hohe Schwefeldioxid-Ausstoß von vierstelligen Werten auf nur 55 Tonnen am Tag, die am 9. Juni gemessen wurden. Die Erdbebenaktivität ist niedrig. Entweder gibt es hier wieder einen verstopften Förderschlot, oder die Aktivität des Calderavulkans hat deutlich nachgelassen.

Ätna: Erdbeben und interessante Tremorverlagerung

Leicht erhöhte Erdbebenaktivität am Ätna – Verlagerung der Tremorquellen Richtung Osten

Catania,10.06.2025Eine Woche nach dem Paroxysmus und dem Abgang eines pyroklastischen Stroms ist eine leichte Zunahme der Seismizität zu beobachten. Vor allem im Osten des Vulkans kam es zu einer Häufung flache liegender Erdbeben geringer Magnituden. Interessant ist auch eine Verlagerung der Tremorquellen östlich der Krater.

Letzteres geht aus dem jüngsten Wochenbericht des INGV zum Ätna hervor, der heute für die Beobachtungsperiode 02. – 06. Juni veröffentlicht wurde. Der beigefügten Grafik ist zu entnehmen, dass sich der Tremor von einem Bereich am Ostrand der Bocca Nuova bis östlich der Basis des Südostkraterkegels und somit bereits im Randgebiet des Valle del Bove reicht. Dort interessanterweise nahe der Oberfläche auftrat. Leider ist die Grafik zeitlich nicht gut aufgelöst, sodass es sein kann, dass dieser Tremor zeitgleich mit dem Paroxysmus vom 2. Juni auftrat. Sollte er sich erst danach verlagert haben, ist es möglich, dass wir in Kürze Lavaströme im Valle del Bove oder weitere Paroxysmen sehen werden. Dafür, dass sich aktuell Magma unter dem Ätna bewegt, sprechen die erwähnten Erdbeben in Tiefen weniger als 5 Kilometer, wie sie in den letzten Tagen vom seismischen Netzwerk des INGV registriert wurden. Besonders die Erschütterungen unter den Gipfelkratern und im Valle del Bove lassen vermuten, dass Magma Spannungen erzeugt, die auf lokale Störungszonen wirken.

Daten zum pyroklastischen Strom am 2. Juni

Natürlich gingen die Vulkanologen auch genauer auf den erwähnten Paroxysmus ein und lieferten konkrete Daten: Wie bereits von mir vermutet entstand er infolge einer Frakturbildung im oberen Bereich der Nordflanke des Südostkraterkegels, an der heiße Lava beteiligt war. Der pyroklastische Strom erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von 140 km/h und glitt gut 3 Kilometer weit. Er stoppte am Monte Simone im Osten des Valle del Bove. Der pyroklastische Strom wurde durch 2 phreatische Explosionen verstärkt, als er unterhalb der Südostkraterbasis über ein Eisfeld floss, dass mit Lapilli bedeckt war. Im Zuge des Paroxysmus hatte es nur eine geringe Bodendeformation gegeben.

Die aktuellen geophysikalischen Parameter lassen ansonsten keine konkreten Vorhersagen zu unmittelbar bevorstehenden Ereignissen treffen.




Mikrobeben am Stromboli

Bemerkenswert ist, dass es auch unter dem Stromboli ein Mikrobeben gegeben hat. Am Stromboli liefern selbst vereinzelt auftretende Erdbeben Hinweise darauf, dass eine Aktivitätssteigerung bevorstehen könnte. Solche Phasen fangen für gewöhnlich mit Lavaspattering an.

Nördlich vom Stromboli und östlich vom Marsili Seamount ereignete sich zudem ein Erdbeben Mb 3,5. Das Hypozentrum lag in fast 300 Kilometern Tiefe.

Home Reef: Eruption und Kollaps

Ascheeruptionen und Kollapsereignisse am Inselvulkan Home Reef in Tonga

Mittenimnirgendwo, 10.06.2025Der Inselvulkan Home Reef im Zentralbereich des Tonga-Archipels ist weiterhin explosiv aktiv und erzeugt Aschewolken unbekannter Höhe, die aber auf Satellitenaufnahmen zu erkennen sind. Zudem emittierte der Vulkan bis zum 27. Mai eine moderate Wärmestrahlung.

Home Reef mit Aschewolke. © Copernicus

Der 27. Mai scheint ein Stichtag zu sein, denn wie der Geologische Dienst Tonga in einem Bulletin vom 7.Juni mitteilt, gab es an diesem Tag nicht nur starke Explosionen, die eine größere Aschewolke erzeugten, sondern auch Kollapsereignisse an 3 Stellen der Vulkanflanke, die möglicherweise von diesen Explosionen ausgelöst wurden. Die Hangrutschmassen erreichten die Küste, doch sie waren zu klein um einen Tsunami auszulösen.

Die Ereignisse vom 27. Mai vergrößerten auch den Krater, der nun 245 x 110 Meter misst. Seit der stärkeren Explosion veränderte sich der Eruptionscharakter und es wurden keine thermischen Signale mehr registriert. Die Geowissenschaftler vermuten nun, dass die effusive Tätigkeit, die bis zu diesem Zeitpunkt auftrat, stoppte.

Unser Vereinsmitglied Manfred Meyer war gestern auf den Sentinel-Seiten von Copernicus unterwegs und entdeckte auf einem Satellitenfoto vom 5. Juni das erneute Auftreten von Aschewolken, die in Richtung Südwesten drifteten. Außerdem ist eine intensive Wasserverfärbung um die Insel zu erkennen. Solche Wasserverfärbungen entstehen für gewöhnlich durch den Eintrag vulkanischer Gase oder sogar durch Lavaströme. Im Infrarot-Spektrum ist allerdings keine entsprechende Wärmestrahlung auszumachen.

Zufällig entdeckte ich auf besagter Seite gerade auch schwache Wasserverfärbungen, die von einem Punkt bei den Koordinaten -19.178908, -174.850022 südlich von Home Reef ausgehen. Hier lag bis vor kurzem noch Metis Shoal, auch als Lateiki Island bekannt. Während man auf Google Maps hier noch eine kleine Insel entdecken kann, ist auf dem aktuellen Sentinel-Foto kein Land auszumachen. Bei Metis Shoal handelt es sich um einen submarinen Vulkan, der temporäre Vulkaninseln hervorbringt. Die zuletzt gebildete aus dem Jahr 2019 ist nun wieder im Meer versunken bzw. bis unter die Meeresoberfläche erodiert. Die Wasserverfärbungen zeigen aber, dass es zumindest Entgasungen am Vulkan gibt.

Sangay mit starker thermischer Anomalie

Thermische Anomalie und Aschewolke am Sangay deuten Aktivitätssteigerung an – Reventador ebenfalls aktiv

Quito, 10.06.2025Der Sangay in Ecuador emittiert heute eine sehr hohe Wärmestrahlung mit 1131 MW Leistung. Zudem registrierte das VAAC Washington Vulkanasche in 6700 m Höhe, die 80 Kilometer weit in Richtung Westen driftete und Ascheregen verursachte.

VONA-Warnung zum Sangay. © VAAC

Die Daten sprechen für eine signifikante Aktivitätssteigerung des entlegenen Vulkans am Rand der Anden. Aus dem letzten IGN-Update von heute geht hervor, dass es in den letzten 24 Stunden 75 Explosionen gab, die mit Hilfe des seismischen Netzwerks registriert wurden. In seltenen wolkenfreien Augenblicken wurden Vulkanaschewolken gesichtet, die bis zu 1000 m über Kraterhöhe aufstiegen. Die Vulkanologen teilten auch mit, dass laut VAAC-Angaben Asche in 1200 m über Kraterhöhe detektiert wurde. Berichte über Lavaströme oder den permanenten Abgang glühender Schuttlawinen stehen aus, doch diese sind die wahrscheinlichste Ursache hinter der starken thermischen Anomalie, die bei MIROVA angezeigt wird. Denkbar ist auch, dass die Hitzestrahlung von einem pyroklastischen Strom verursacht wurde.

Ergiebiger sind die IGN-Berichte zum Reventador, dem zweiten aktiven Vulkan Ecuadors. Obwohl das Wetter auch hier nicht besonders gut ist, gibt es doch öfters wolkenfreie Perioden, in denen die Aktivität des Vulkans beobachtet werden kann. Hier wurden innerhalb eines Tage 61 explosive Eruptionen festgestellt, zudem gibt es eine moderate Erdbebentätigkeit, die daraufhin deutet, das sich im Untergrund magmatische Fluide bewegen. Gas- und Aschewolken steigen bis zu 700 m über Kraterhöhe auf. Glühendes vulkanisches Material fließt über die Vulkanflanke und steigt bis zu 1000 m unterhalb des Kraters ab. Aus den Beschreibungen geht nicht eindeutig hervor, ob es sich um Schuttlawinen oder Lavaströme handelt. Am Reventador ist beides möglich.

Die Vulkanologen warnen davor, dass es wetterbedingt sowohl am Sangay als auch am Reventador zu Lahar-Abgängen kommen kann. Die Schlammströme stellen eine große Gefahr für Vulkanbeobachter in Vulkannähe dar. Besonders gefährlich ist es in Schluchten und Flussbetten, die man unbedingt meiden sollte.

Island: Erdbeben beim Grjótárvatn am 10. Juni

Schwarmbeben erschüttern Grjótárvatn und auf Island – Bodenhebung bei Svartsengi hält an

Reykjavik, 10.06.2025Auf Island gab es gestern ein Erdbeben der Magnitude 3,0 bei der Felseninsel Eldey, die westlich von Reykjanestá liegt. Das Hypozentrum befand sich in fast 12 Kilometern Tiefe. Näher in Richtung Küste manifestierte sich zudem ein kleines Schwarmbeben.

Erdbeben Island. © IMO

Im Bereich der Reykjanes-Halbinsel hat die Anzahl der registrierten Erdbeben in der vergangenen Woche deutlich abgenommen gehabt, was aber auch teilweise dem schlechten Wetter geschuldet gewesen sein kann: Es ist bekannt, dass starker Wind und Regen die Seismometer stören, so dass nicht alle schwachen Erdbeben aufgezeichnet werden. Aktuell beruhigt sich das Wetter wieder und das seismische Netzwerk sollte wieder in der Lage sein, auch schwache Erdbeben aufzuzeichnen. In den letzten 48 Stunden gelang das 44 Mal. Einige der Beben manifestierten sich bei Grindavik und im Kysúvik-System. Entlang der Sundhunkur-Kraterreihe gibt es nur vereinzelt Beben.

Die Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet hält an, schwächte sich in der letzten Woche minimal ab. Dennoch ist die Parität zur Bodenhebung vor der letzten Eruption Anfang April fast erreicht. Es fehlen noch 10 bis 20 mm, die im Laufe der Woche geschafft werden sollten. Das Ausbruchsrisiko steigt somit signifikant. Dennoch rechne ich eher in Richtung Ende Juli mit einem neuen Ausbruch, vorausgesetzt, die Bodenhebungsgeschwindigkeit verlangsamt sich nicht deutlich.

Heute ist auch ein Schwarmbeben im Areal nordöstlich des Grjótárvatn aktiv. In den letzten 48 Stunden wurden hier 35 Beben festgestellt. Das stärkste hatte eine Magnitude von 1,9. Das Hypozentrum lag in 15.600 m Tiefe und stand vermutlich mit Magmabewegungen in Verbindung. Es würde mich nicht wundern, wenn sich der Schwarm in den nächsten Stunden verstärken würde, wobei ich auch Beben mit Magnituden im Dreierbereich für möglich halte. Im Prinzip sehen wir an der Basis der Snæfellsnes-Halbinsel ähnliche Prozesse, wie sie seit 2018 auf Reykjanes stattfanden, bevor es zu den Magmenintrusionen in geringen Tiefen kam.

In anderen Gebieten von Island gab es ebenfalls Erdbeben: Auffällig ist ein Schwarm aus 14 Beben im Bereich der Caldera und dem Gletscher Langjökull sowie Erschütterungen unter Eyjafjallajökull, Myrdalsjökull und dem Vatnajökull. Insgesamt wurden unter Island 136 Beben registriert.

Türkei: Intensives Schwarmbeben bei Simav

Schwarmbeben bei Simav in der Türkei – Ca. 70 Erdbeben innerhalb weniger Stunden

Datum: 09.06.2025 | Zeit: 10:21:25 UTC | Koordinaten:  39.223 ; 28.970 | Tiefe: 9 km | Mb 3,8

Simav, 09.06.2025Innerhalb weniger Stunden manifestierte sich im Westen der Türkei ein Schwarmbeben, das bis jetzt aus ca. 70 Einzelerschütterungen besteht. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 3,2 und einen Erdbebenherd in 9 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 15 km nordnordwestlich von Simav ausgemacht. In dem Ort leben gut 34.900 Menschen.

Erdbeben bei Simav © EMSC

Obwohl keine Wahrnehmungsmeldungen vorliegen und die Beben wahrscheinlich wenig Aufmerksamkeit auf sich zogen, sind sie vom tektonischen Aspekt und insbesondere im Zusammenhang mit den Vulkanen interessant, denn Simav ist aufgrund seiner Thermalquellen bekannt. Zudem gibt es Hinweise auf quartären Vulkanismus, der bereits während des Miozäns begonnen hat. Die Region liegt in einem Rift und stand hier zuletzt am 25. April im Fokus der Berichterstattung, da sich ein Erdbeben Mb 4,6 ereignet hatte, dem ein starker Nachbebenschwarm folgte, der tagelang anhielt.

Die aktuellen Beben sind bis jetzt noch schwächer als damals, sehen aber sehr wahrscheinlich in einem Zusammenhang. Dieser könnte tektonischer Natur sein oder aber auch mit der Bewegung magmatischer Fluide im Untergrund zusammenhängen. Nicht auszuschließen ist, dass die Erschütterungen menschengemacht sind, denn ca. 7 Kilometer südöstlich der Erdbebenzone befindet sich ein kleines Geothermalkraftwerk, wo es auch Thermalbäder gibt. Allerdings spricht die Tiefe der Erdbebenherd dagegen, dass die Beben durch Wasserinjektion in den Untergrund entstanden sind. Unmöglich ist es allerdings nicht.

Tektonisch betrachtet befindet sich Simav im südlichen Bereich des gleichnamigen Grabens und die Erdbeben lagen nur wenige Kilometer von der Simav-Fault-Zone entfernt. Der Graben gehört zu einem System ähnlicher Rifts, die im Zusammenhang mit der Krustendehnung im Westen des anatolischen Blocks stehen. Die Dehnung ist eine Reaktion auf die Westwärtsbewegung des Blocks, dessen Ostteil komprimiert wird. Durch die Dehnung und die damit einhergehende Ausdünnung der Erdkruste kann entlang der tektonischen Bruchzonen Magma aufsteigen, was den Miozänen und frühquartären Vulkanismus der Region bedingte.




Betrachtet man einen größeren Ausschnitt der EMSC-Shakemap für die Türkei und den Mittelmeerraum, dann erkennt man, dass es auch entlang der Ostanatolischen Verwerfung zahlreiche schwache Erdbeben gab. Aus tektonischer Sicht ist auch im Ägäisraum viel los, wo es vor allem bei Kreta bebte. In Norditalien kam es zu einem kleinen Erdbebenschwarm östlich von Genua. Er bestand aus 7 schwachen Erschütterungen, die sogar Einzug in die Mainstreammedien gefunden haben.

Ol Doinyo Lengai: Lavaüberlauf im Krater

Lengai-Krater im Jahr 2008. Im Hintergrund der Lake Natron. © Marc Szeglat

Thermische Anomalie im Krater vom Ol Doinyo Lengai – Lavaüberlauf wahrscheinlich

Arusha, 09.06.2025 – Der Ol Doinyo Lengai in Tansania ist ein wahrer Exot unter den Vulkanen, denn nur er fördert aktuelle die kälteste Lava der Welt, die auf Natrium und Karbon basiert anstatt auf metallischen Elementen und Siliziumdioxid, wobei die erstgenannten Komponenten den geringeren Anteil haben und an „normalen“ Vulkanen deutlich variieren können. Während die auf Siliziumdioxid basierende Schmelze normalerweise zwischen 800 und 1250 Grad heiß ist, schafft es die Lava vom Ol Doinyo Lengai gerade mal auf die Hälfte diese Temperaturbereichs. Daher erkennt man tagsüber keine Rotglut am Vulkan und die Schmelze sieht aus wie silbrig glänzender Schlamm.

Thermische Anomalie. © Copernicus

Dennoch ist die Lava des Ol Doinyo Lengai heiß genug um im Infrarotspektrum ein deutliches thermisches Signal zu erzeugen. Während solche thermischen Anomalien, die vom Krater des Exoten ausgehen, normalerweise nur wenige Pixel groß sind und davon zeugen, dass es aktive Hornitos gibt, scheint es am 27. Mai zu einem Überlauf der natriumkarbonatitischen Lava gekommen zu sein, denn auf eine Sentinel-Satellitenfoto im Infrarotbereich zeigt eine große thermische Anomalie, die den gesamten Kraterbereich ausfüllt. Möglicherweise kam es zum Kollaps eines Hornitos woraufhin sich der Lava-Pond in dem Hornito über den Kraterboden ergoss.

Auf den Satellitenbildern der Folgetage erkennt man ebenfalls thermische Anomalien, die größer als normal sind. Offenbar ist der Vulkan unruhiger als er es in den letzten Monaten war. Aus der Ferne lassen sich natürlich nur spekulative Diagnosen anstellen. Beobachtungen aus der Nähe können solche Ferndiagnosen nicht ersetzten. Expeditionen in die Gegend des tansanischen Riftvalley werden in der Nachcoronazeit aufgrund der teils extremen Preissteigerung für Safaris und Fernreisen deutlich weniger durchgeführt, von daher sind Augenzeugenberichte vom Lengaigipfel inzwischen eine Rarität.




Noch seltener sind nur Berichte vom Nyamuragira im kongolesischen Teil des Riftvalley. Hier spielen nicht nur Kostengründe eine Rolle, sondern vor allem das Rebellentum und die desolate Sicherheitslage bei Goma. Dieser Vulkan ist aber äußerst aktiv und emittiert eine hohe Wärmestrahlung mit 1980 MW-Leistung. Am Lengai werden bestenfalls Wärmeanomalien mit Leistungen im einstelligen Bereich gemessen.