Weiterer Druckaufbau unter dem Teide auf Teneriffa löste langperiodisches Erdbeben der Magnitude 2,2 aus
Das Kanarische Archipel besteht aus insgesamt 13 Inseln vulkanischen Ursprungs, von denen die sieben Hauptinseln beliebte Touristenziele sind. Vulkanausbrüche sind hier zwar nicht an der Tagesordnung, kommen aber noch alle paar Jahrzehnte vor: So ereignete sich im Jahr 2011 ein submariner Ausbruch vor der Küste von El Hierro, und rund zehn Jahre später kam es zur Katastrophe auf La Palma, bei der Tausende Gebäude durch Lavaströme und massive Lapilliablagerungen zerstört wurden.
Seit 2016 zeigt der Pico del Teide auf Teneriffa Anzeichen eines langsamen Erwachens. Das Hydrothermalsystem unter dem Vulkan gelangt zunehmend unter Druck – ein Prozess, der sich bislang vor allem in einer Zunahme seismischer Aktivität, leichten Bodenhebungen und erhöhten Kohlendioxid-Emissionen bemerkbar macht. Ein Ausbruch schien bislang jedoch noch einige Jahre entfernt zu sein.

Gestern jedoch trat ein beunruhigendes Signal auf, das darauf hindeutet, dass der Aufheizungsprozess des Vulkans weiter fortgeschritten sein könnte als bisher angenommen: Am 7. November 2025 wurde im südwestlichen Sektor der Las-Cañadas-Caldera in rund elf Kilometern Tiefe ein langperiodisches Erdbeben registriert. Mit einer geschätzten Magnitude von 2,2 gilt es als das stärkste LP-Signal, das jemals auf Teneriffa aufgezeichnet wurde. Langperiodische Erdbeben unterscheiden sich von herkömmlichen vulkanotektonischen Beben: Sie entstehen nicht durch Gesteinsbruch infolge von Magmenaufstieg, sondern durch Schwingungen, die von der Bewegung heißer Fluide – etwa Magma oder Gase oder Flüssigkeiten in einem überkritischen Zustand – in Hohlräumen des Vulkans verursacht werden. Die dabei auftretenden niederfrequenten Signale weisen abgeschwächte P-Wellen auf und gelten als Indikatoren für Veränderungen im hydrothermalen System.
Eng verwandt mit diesen LP-Ereignissen sind sogenannte Hybriderdbeben. Sie vereinen Merkmale sowohl vulkanotektonischer als auch langperiodischer Beben: Zunächst zeigt sich ein kurzer, hochfrequenter Impuls, der auf das Aufreißen von Gestein hinweist, gefolgt von einem langperiodischen Nachschwingen, das auf die Bewegung von Fluiden schließen lässt. Diese Signatur deutet auf komplexe Prozesse hin, bei denen aufsteigende Fluide neues Gestein durchbrechen und in vorhandene Klüfte eindringen. Solche Hybridschwärme wurden in den vergangenen Jahren mehrfach nahe des aktuellen Ereignisortes festgestellt und stehen im Zusammenhang mit dem fortschreitenden Druckaufbau unter dem Teide.
Auch sonst war es eine unruhige Woche auf den Kanaren: Zwischen dem 31. Oktober und dem 7. November 2025 registrierte das kanarische seismische Netzwerk insgesamt 81 schwache Erdbeben, mit einem Maximalwert von M 2,0 westlich von Fuerteventura. Die Seismizität konzentrierte sich auf Teneriffa, Gran Canaria, El Hierro und La Palma, wo nach dem Ausbruch von 2021 weiterhin geringe, aber anhaltende Aktivität beobachtet wird. Auf La Palma bleibt die Vulkanwarnampel auf „Gelb“. Trotz der Zunahme einzelner Ereignisse steht die vulkanische Ampel auf Teneriffa weiterhin auf „Grün“ – ein Zeichen, dass die Vulkanologen von INVOLCAN die aktuellen Geschehnisse als Teil der normalen inneren Dynamik des Vulkansystems einstufen.










