Merapi: 9 pyroklastische Ströme seit gestern

Merapi bleibt erhöht aktiv – mehrere pyroklastische Ströme binnen 24 Stunden

Der indonesische Vulkan Merapi auf Java hat in den vergangenen 24 Stunden eine Serie pyroklastischer Ströme ausgestoßen und damit seine anhaltend hohe Aktivität bestätigt. Zwischen Sonntag und Montagmorgen wurden laut Angaben des BPPTKG neun pyroklastische Ströme registriert, die sich in südwestlicher Richtung bis zu 2.500 Meter weit ausbreiteten. Begleitet wurden sie von Abgängen glühender Schuttlawinen, die denselben Weg entlang der Flusstäler von Bebeng, Krasak und Sat/Putih nahmen.




Das Phänomen ereignete sich in einer Phase zunehmender Regenfälle rund um den Merapi, wodurch sich die Gefahr von Sekundärereignissen wie Laharen zusätzlich erhöhte. Das BPPTKG wies die Bevölkerung in den gefährdeten Gebieten erneut zur Wachsamkeit an. Der Alarmstatus des Merapi bleibt weiterhin auf Stufe III, was die zweithöchste Warnstufe im indonesischen Vulkanüberwachungssystem darstellt.

Aktuelle Daten zum Volumen der beiden Lavadome im Krater des Merapi gibt es leider immer noch nicht. Die jüngsten Werte stammen vom 25. August und wurden im letzten BPPTKG-Wochenbericht vom 8. Oktober veröffentlicht: Der südwestliche Dom erreichte zu diesem Zeitpunkt ein Volumen von etwa 4,41 Millionen Kubikmetern, während der zentrale Dom auf rund 2,36 Millionen Kubikmeter geschätzt wurde. Eigene Beobachtungen durch den Vergleich von Fotos belegen aber, dass der Südwestdom deutlich gewachsen ist und kuppelartig bis an den Kraterrand hinabreicht, weshalb es nun vermehrt zu den Abgängen der pyroklastischen Ströme kommt.

Laut seismischen Daten wurden gestern 143 Schuttlawinenabgänge festgestellt. Sie erzeugten im Seismogramm Amplituden zwischen 1 und 26 Millimetern und Dauern von bis zu 194 Sekunden. Hinzu kamen zahlreiche Hybridbeben, die auf die Bewegung von Magma im Fördersystem hinweisen.

Der Leiter des BPPTKG, Agus Budi Santoso, mahnte am Montag erneut zur Vorsicht: „Die Menschen in den Flusstälern südlich und südwestlich des Merapi sollten bei Regen und erhöhter Aktivität besonders aufmerksam bleiben. Pyroklastische Ströme und Laharabgänge können jederzeit auftreten.“

Nach offiziellen Angaben umfasst die aktuelle Gefahrenzone bis zu 7 Kilometer im südwestlichen Sektor. Auch Aschefall wurde in mehreren Orten des Bezirks Sleman gemeldet.

Mauna Loa: Erhöhte Erdbebenaktivität Anfang November

Mauna Loa in der Bildmitte, Kilauea am unteren rechten Bildrand. © USGS

Steigende Erdbebenaktivität unter Mauna Loa auf Hawaii – stärkste Erschütterung Mb 3,6

Während derzeit alle Augen auf den Kilauea gerichtet sind, der sich langsam auf eine weitere eruptive Episode vorbereitet, bebte es in der vergangenen Nacht unter der Nordflanke des Mauna Loa. Insgesamt wurden an dieser Stelle drei Erschütterungen registriert, von denen die stärkste eine Magnitude von Mb 3,6 erreichte. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 8 Kilometern. Bereits Ende Oktober ereignete sich im Südosten des Vulkans ein kleiner Erdbebenschwarm.

Bodenhebung

Der größte Vulkan der Erde befindet sich in einer mehrjährigen Aufheizphase, die praktisch unmittelbar nach dem Ende der letzten Eruption im Dezember 2022 einsetzte. Die Erdbeben sind Ausdruck des steigenden Drucks im Magmaspeichersystem und des Aufstiegs von Schmelze entlang von Schwächezonen. Diese Magmenakkumulation zeigt sich auch in einer anhaltenden Bodenhebung, die sich seit Anfang August deutlich beschleunigt hat. Seitdem hob sich der Boden im Gipfelbereich des Vulkans um 50 mm. Die gesamte Hebung seit Dezember 2022 beträgt mittlerweile rund 350 mm, wobei die stärkste Zunahme in den Monaten unmittelbar nach der Eruption erfolgte. Die aktuelle Hebung übersteigt die Subsidenz während der Eruption deutlich, was darauf hindeutet, dass sich im Magmaspeicher inzwischen mehr Schmelze befindet als vor dem letzten Ausbruch.

Es bleibt abzuwarten, ob trotz des anhaltenden Shutdowns in den USA heute ein neues Monatsbulletin zum Mauna Loa veröffentlicht wird. Von den ausgesetzten Gehaltszahlungen des amerikanischen Staates dürften auch die Geologen und Vulkanologen des HVO betroffen sein, die inzwischen bereits im zweiten Monat des Shutdowns ohne Vergütung arbeiten. Im Bulletin für September bescheinigten die Vulkanologen dem Mauna Loa eine geringe seismische Aktivität mit nur 82 Beben im Monat sowie eine schwache Inflation – obwohl die Hebungsrate zu diesem Zeitpunkt bereits zugenommen hatte.

Kilauea. © USGS

Der Kilauea lädt sich derzeit langsamer auf als vor den letzten eruptiven Phasen. Dennoch steht das Magma hoch im Fördersystem, und an einzelnen Schloten kommt es zu schwachem Lavaspattering. Die Bodenhebung führte zu einer Versteilung der Gipfelflanke um 22 µrad. Bislang ist weniger frisches Magma in das flache Speichersystem aufgestiegen, als bei der letzten Eruption gefördert wurde. Obwohl jederzeit ein Ausbruch möglich wäre, rechne ich erst in einigen Tagen damit

Afghanistan: Starkes Erdbeben M 6,3 fordert Menschenleben

Erdbeben M 6,3 im Norden Afghanistans. © EMSC/Leaflet

Erdbeben erschüttert Nord von Afghanistan – mindestens 20 Tote, hunderte Verletzte

Datum: 02.11.2025 | Zeit: 20:29:01 UTC | Koordinaten 36.617 ; 67.539 | Tiefe: 25 km | Mw 6,3

Der Norden Afghanistans wurde in der Nacht zum 3. November 2025 von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,3 erschüttert. Nach Angaben der Erdbebendienste ereignete sich das Beben um 20:28 UTC (00:58 Ortszeit) in einer Tiefe von 25 Kilometern (Angaben der Herdtiefen variieren zwischen 10 und 28 Kilometern), rund 45 Kilometer östlich von Mazār-e Sharīf und 20 Kilometer südwestlich von Khulm. Das Epizentrum lag damit in einer dicht besiedelten Region an der Grenze der Provinzen Balkh und Samangan. 

Moschee

Erste Berichte sprechen von mindestens 20 Todesopfern und über 300 Verletzten. Zahlreiche Gebäude, darunter Wohnhäuser aus Lehmziegeln, stürzten ein oder wurden schwer beschädigt. Auch Teile der historischen Blauen Moschee in Mazār-e Sharīf wurden in Mitleidenschaft gezogen und bekamen Risse. Bilder zeigen zudem abgeplatztes Mauerwerk und Putz, die zu Füßen der Moschee liegen. In den umliegenden Bergregionen kam es zu Felsstürzen, die Straßen blockierten und Hilfseinsätze erschwerten. Da viele abgelegene Dörfer noch nicht erreicht werden konnten, rechnen Behörden mit steigenden Opferzahlen.

Das Beben manifestierte sich entlang einer lokalen Störungszone südlich der Herat-Verwerfung, einer bedeutenden, rechtsseitig versetzten Scherzone, die sich über den Westen und die Mitte Afghanistans erstreckt. Die betroffene Nebenstörung steht in tektonischem Zusammenhang mit der fortgesetzten Kollision der Indischen und Eurasischen Platte. Während sich die Indische Platte mit etwa vier Zentimetern pro Jahr nordwärts schiebt, wird die eurasische Kruste in dieser Region zusammengestaucht und lokal verschoben. Dabei entstehen zahlreiche Überschiebungen und Scherzonen, die regelmäßig schwere Erdbeben auslösen.

Das aktuelle Ereignis unterstreicht die anhaltend hohe seismische Gefährdung Nordafghanistans, wo schwache Bauweisen, marode Infrastruktur und bergiges Gelände die Auswirkungen solcher Beben oft verstärken. Rettungsteams der Vereinten Nationen und der Taliban-Regierung sind im Einsatz.

Campi Flegrei: Erhöhte Erdbebenaktivität am 02.11.2025

Campi Flegrei mit fast 80 Erdbeben seit gestern – Mehrere Erschütterungen Md größer 2,0

Die Campi Flegrei bei Pozzuoli werden weiterhin von Schwarmbeben erschüttert. Seit gestern ereigneten sich fast 80 schwache Erdbeben, von denen drei Magnituden im Zweierbereich erreichten. Die Hypozentren lagen in Tiefen zwischen 2,7 und 3,2 Kilometern. Die Epizentren verteilten sich leicht: Zwei Erschütterungen wurden direkt unter Pozzuoli registriert, eine weitere nordwestlich der Stadt. Die meisten anderen Beben bewegten sich im Bereich der Mikroseismizität.




Die stärkeren Erschütterungen des Schwarms wurden von den Bewohnern der Caldera deutlich wahrgenommen. Viele Menschen sind mittlerweile für das Thema sensibilisiert, verfolgen die Seismogramme und diskutieren in den sozialen Medien über das Geschehen. Während der Hochphase des Schwarms bebte es zeitweise alle ein bis zwei Minuten. Das INGV und die Kommune gaben die üblichen Warnungen heraus – Warnungen, die allerdings kaum zur Beruhigung der Bevölkerung beitragen und ohne Schutzmaßnahmen sinnlos sind! Es handelt sich im Prinzip um ein durchgehender Erdbebenschwarm, der sich phasenweise verstärkt. Es gibt ein permanentes Risiko stärkerer Erdbeben, unabhängig davon, ob eine intensivere Phase stattfinden oder nicht.

Auch die jüngsten Forschungsergebnisse dürften wenig beruhigend wirken: Sie zeichnen zunehmend das Bild eines Vulkans, der sich auf eine Eruption vorbereitet. Offenbar existiert derzeit noch kein offenes Fördersystem – das Magma steckt in Tiefen unterhalb von fünf Kilometern fest. Doch der steigende Fluiddruck scheint den „Deckel“ der Caldera allmählich aufzubrechen und potenzielle Aufstiegswege zu schaffen. Ob und wann dies gelingt, ist offen. Studien deuten jedoch darauf hin, dass der Aufheizungsprozess länger andauert, als bislang angenommen. Die Bodenhebungsphasen des letzten Jahrhunderts waren demnach keine voneinander unabhängigen Ereignisse, sondern bereits kurzzeitige Episoden derselben thermischen Aktivität. Orientiert man sich an den Ereignissen vor der Monte-Nuovo-Eruption von 1538 – sofern diese korrekt überliefert und interpretiert sind – befindet sich das Gebiet derzeit vermutlich näher an einer möglichen Eruption, als noch vor Kurzem angenommen.

Kanlaon: Mehrere Ascheeruptionen Anfang November

Mehrere Ascheeruptionen am Kanlaon – Vulkanasche in 3000 m Höhe detektiert

Der Kanlaon auf den Philippinen eruptierte in den letzten Tagen mehrere Aschewolken, von denen die jüngste heute bis auf eine Höhe von 3000 m über dem Meeresspiegel aufstieg und nach Südwesten driftete. In den Ortschaften unter der Aschewolke kam es zu Ascheniederschlag. Außerdem wurden in den letzten 24 Stunden 8 vulkanotektonische Erdbeben registriert. Der Schwefeldioxid-Ausstoß hat sich deutlich gesteigert und betrug heute 2300 Tonnen – fast tausend Tonnen mehr als in den vorherigen 24 Stunden, als es auch nur 5 vulkanotektonische Beben gab.

Kanlaon

Die Warnstufe „2“ wird aufrecht erhalten. Damit verbunden ist die Definition einer permanenten Gefahrenzone mit einem Radius von 4 Kilometern um den Krater, die weder betreten noch überflogen werden darf.

Der Kanlaon ist derzeit der einzige Vulkan der Philippinen auf Alarmstufe „2“. Es stehen aber 3 weitere Vulkane unter besonderer Beobachtung der Vulkanologen, die auf Alarmstufe „1“ stehen. Hierbei handelt es sich um Bulusan, Mayon und Taal. Letzterer eruptierte vor einer Woche phreatomagmatisch und war in den folgenden Tagen relativ ruhig. Inzwischen sieht es aber wieder so aus, als würde sich erneute höherer Druck im Fördersystem aufbauen: Der Schwefeldioxid-Ausstoß reduzierte sich bereits Ende Oktober auf bescheidene 318 Tonnen am Tag. In den letzten 24 Stunden bauten sich Tremorphasen auf, die bis zu 2 Minuten lang andauerten. Es sieht so aus, als würde sich der Vulkan auf eine weitere phreatische/phreatomagmatische Eruption vorbereiten, die in den nächsten Tagen stattfinden könnte. Ort des Geschehens dieser Eruptionen ist der Kratersee auf Volcano Island. Die Vulkaninsel im großen Taal-See darf nicht betreten werden. Unter der Insel akkumuliert sich Magma, was Bodenhebungen verursacht. Tatsächlich könnte es auch zu magmatischen Eruptionen kommen.

Merapi: Vier pyroklastische Ströme am 02.11.2025

Vier pyroklastische Ströme am Merapi abgegangen – Glutwolken waren bis zu 5 Minuten lang unterwegs

Am indonesischen Vulkan Merapi traten heute vier pyroklastische Ströme auf. Dies geht aus Notizen des FPMKI hervor, die über den Messengerdienst X veröffentlicht wurden. Auch das VSI berichtete darüber. Die Dichteströme ereigneten sich zwischen 11:04 und 15:00 Uhr WIB und erzeugten seismische Signale mit Amplituden von 51 bis 59 mm. Ihre Dauer lag zwischen 142 und 280 Sekunden, die Gleitstrecken betrugen 1.500 bis 2.500 Meter. Schäden wurden jedoch keine festgestellt.

Merapi

Auf Webcambildern ist erkennbar, dass die beiden stärksten Dichteströme fast den Fuß des Merapi erreichten.

Neben den Dichteströmen treten auch teilweise glühende Schuttlawinen auf, die vom wachsenden Lavadom im Südwesten des Vulkans abgehen. Gestern wurden 105 dieser Abgänge registriert. Auch diese Schuttlawinen legten vergleichsweise lange Strecken zurück und dauerten bis zu vier Minuten an. Zusätzlich wurden 85 Hybriderdbeben festgestellt, die durch Bewegungen magmatischer Fluide im Untergrund verursacht wurden.

Der Mount Merapi auf Java, Indonesien, zeigt weiterhin hohe vulkanische Aktivität. Die Alarmstufe steht auf „3“ und es gibt eine asymmetrische Sperrzone mit einem Radius von 5-7 Kilometern um den Gipfel. Durch pyroklastische Ströme und Lahare besonders gefährdet sind im süd-südwestlichen Bereich die Täler der Flüsse Boyong (bis zu 5 km) sowie Bedog, Krasak und Bebeng (bis zu 7 km).. Im südöstlichen Sektor betreffen die Gefahren die Flusstäler Woro (bis zu 3 km) und Gendol (bis zu 5 km). Explosive Ausbrüche können vulkanisches Material bis zu drei Kilometer um den Gipfel verteilen.

Überwachungsdaten zeigen, dass Magma weiterhin aufsteigt. Die Bevölkerung wird dringend aufgefordert, Aktivitäten in den Gefahrenzonen zu unterlassen und sich der Risiken durch Lavaströme, Aschefall und Schlammströme bei Regen bewusst zu sein. Beeinträchtigungen durch Vulkanasche sind zu erwarten. Bei signifikanten Veränderungen wird die Warnstufe umgehend neu bewertet.

Der Mount Merapi ist mit 2.968 Metern der aktivste Vulkan Indonesiens und liegt nahe der Stadt Yogyakarta. Er ist bekannt für häufige, oft explosive Ausbrüche, die erhebliche Gefahren für die dicht besiedelte Umgebung darstellen. Die Behörden mahnen zur Vorsicht und empfehlen Schutzmaßnahmen wie das Tragen von Atemmasken bei Aschefall. Besonders bei Regen besteht eine erhöhte Gefahr durch gefährliche Schlammströme.

Vietnam: Starke Überflutungen im Zentrum des Landes

Katastrophale Überschwemmungen in Vietnam fordern 35 Todesopfer – Hoi An und Huế besonders betroffen

Nach tagelangen Rekordregenfällen kämpfen weite Teile Zentralvietnams mit den schwersten Überschwemmungen seit Jahrzehnten. Nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde sind mindestens 35 Menschen ums Leben gekommen, fünf weitere gelten als vermisst. Besonders betroffen sind die Küstenprovinzen Quang Nam und Thua Thien-Huế, in denen sich die UNESCO-Welterbestätten Hoi An und Huế befinden.

Vietnam

Innerhalb von nur 24 Stunden fielen stellenweise bis zu 170 Zentimeter Niederschlag – eine Menge, die sonst in mehreren Monaten zusammenkommt. Die sintflutartigen Regenfälle ließen Flüsse wie den Thu Bon bei Hoi An und den Huong-Fluss bei Huế über die Ufer treten. Ganze Stadtviertel, Straßen und Felder wurden überflutet, vielerorts fiel der Strom aus. Nach Behördenangaben stehen mehr als 116.000 Häuser und 5.000 Hektar Ackerland unter Wasser, über 40.000 Stück Vieh wurden fortgespült.

In der historischen Altstadt von Hoi An erreichte das Wasser Hüfthöhe – der höchste Pegelstand seit 60 Jahren. Bewohner bewegten sich mit Holzbooten durch die überfluteten Gassen. „Ich habe schon viele Überschwemmungen erlebt, aber diese ist die schlimmste, die ich je gesehen habe“, sagte der 60-jährige Einwohner Tran Van Tien gegenüber der Presse. Viele Hotels mussten schließen, Touristen stornierten ihre Buchungen.

Die Ursachen für die schweren Fluten liegen nicht nur in den extremen Regenfällen, sondern auch in der Topografie Zentralvietnams. Zwischen der Annamitischen Kordillere im Westen und der schmalen Küstenebene im Osten liegen nur wenige Dutzend Kilometer. Die steilen Gebirgshänge leiten enorme Wassermengen in kurzer Zeit zu den Küstenflüssen, die bei Starkregen rasant anschwellen. Da die Deltas um Huế und Hoi An kaum über dem Meeresspiegel liegen, kann das Wasser nur langsam abfließen – vor allem, wenn gleichzeitig hohe Gezeiten herrschen.

Meteorologen führen die extremen Niederschläge auf eine Kombination aus einem tropischen Tiefdrucksystem und feuchten Monsunströmungen zurück, die große Mengen warmer Luft vom Südchinesischen Meer ins Landesinnere drückten. Wissenschaftler warnen, dass der Klimawandel solche Wetterereignisse in der Region künftig häufiger und intensiver machen dürfte.

Die Behörden rechnen mit anhaltendem Regen. In einigen Gebieten könnten die Niederschlagsmengen bis Sonntag nochmals bis zu 500 Millimeter erreichen.

Campi Flegrei: Studie weist neue Bruchzone nach

Neue Studie weist vulkanotektonische Bruchzone anhand von Erdbebenanalysen nach – Belastungsprobe fürs Calderadach der Campi Flegrei

Die besorgniserregende Unruhe unter der Campi-Flegrei-Caldera bei Neapel hat eine neue Dimension erreicht. Forschende der Universität Rom und des italienischen Geoforschungsinstituts INGV berichten in Communications Earth & Environment (Nature, 2025), dass sich unter der dicht besiedelten Region offenbar eine dehnungsorientierte vulkanotektonische Verwerfung bildet. Die Analyse markiert einen Wendepunkt im Verständnis der jüngsten seismischen Aktivität und könnte entscheidend sein für die Bewertung künftiger Gefahren.

Seit 2005 hebt sich der Boden in der Caldera wieder, zuletzt um bis zu anderthalb Meter. Gleichzeitig nahmen Erdbeben und Gasemissionen deutlich zu: Anzeichen, dass sich aufgrund steigenden Fluiddrucks Spannungen im Untergrund aufbauen. Bisher verteilten sich die kleinen Beben diffus unter dem Gebiet, ohne klare Struktur. Doch ab 2023 änderte sich das Muster: Mehr als die Hälfte aller Erdbeben konzentriert sich seither entlang einer klar definierten, schräg verlaufenden Ebene im Zentrum der Caldera. Sie verläuft



Störungszone. © Giordano, G. et al.

Das internationale Forschungsteam nutzte präzise Erdbebendaten aus den Jahren 2019 bis 2024 und kombinierte statistische Verfahren mit einer Monte-Carlo-Analyse, um die räumliche Verteilung der Hypozentren zu rekonstruieren. Bei einer Monte-Carlo-Analyse handelt es sich um ein statistisch-mathematisches Simulationsverfahren, bei dem Variablen nach dem Zufallsprinzip verändert werden – solange, bis ein wahrscheinliches Modell entsteht. Das Ergebnis: eine rund 53 Grad geneigte Struktur mit Nordwest-Südost-Ausrichtung – ein deutlicher Hinweis auf die Entstehung oder Reaktivierung einer Bruchzone. Die geneigte Fläche verläuft etwas nordöstlich der Haupthebungszone bei Rione Terra und streicht das Gelände des Monte Olibano und das Gebiet von Solfatara und Pisciarelli. Die Tiefe der entstehenden Bruchebene reicht von 0,1 bis 5,6 km.

„Wir beobachten hier die Geburt oder Reaktivierung einer Verwerfung in Echtzeit“, schreiben die Forscher. Der Übergang von verstreuter Mikroseismizität zu einer konzentrierten Aktivität zeige, dass das Gestein unter Pozzuoli an seine Belastungsgrenze gelangt sei. Der Untergrund beginne, sich spröde zu verformen – ein Stadium, in dem Risse sich rasch ausweiten und in einem späteren Unruhestadium als Aufstiegswege für Fluide oder Magma dienen könnten.

Als Motor hinter der Aktivität sehen die Forschenden einen Magmenkörper in 8 bis 5 Kilometer Tiefe, der ein Hydrothermalsystem in Tiefen von weniger als 4 Kilometer anheizt. Sie schreiben, dass es unklar ist, ob die beobachteten Phänomene bereits Anzeichen für das Endstadium des Versagens des Caldera-Magmenleitungssystems sind oder ob es sich noch in diese Richtung entwickelt. Sollten die Gesteine um das Magmaleitungssystem versagen und mit Bruch reagieren, könnten stärkere Erdbeben resultieren und der Weg frei für den finalen Magmenaufstieg sein.
Für die Bevölkerung in der Region bedeutet das nicht zwangsläufig einen unmittelbar bevorstehenden Ausbruch, wohl aber eine wachsende seismische Gefahr. Eine stabile, zusammenhängende Verwerfung könnte stärkere Erdbeben ermöglichen, als bislang angenommen. Zudem verändert sich die Art der Deformation in der Caldera, was auf eine neue Phase der magmatischen Aktivität hindeutet.

Die Forschenden betonen, dass die Campi-Flegrei weiterhin intensiv überwacht werden müssen. Ihre neue Analysemethode könne auch auf andere Vulkansysteme angewendet werden, besonders dort, wo Unruhephasen bisher schwer zu deuten waren. Die Studie liefert damit nicht nur ein Warnsignal für Pozzuoli, sondern auch ein Werkzeug, um künftige vulkanische Krisen besser zu verstehen und rechtzeitig zu erkennen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Studie die Entwicklung einer Bruchzone nachweist, die sich in Tiefen zwischen 0,1 und 5,6 Kilometern erstreckt und vom Küstenbereich bei Monte Olibano bis unter die Solfatara-Pisciarelli-Zone und darüber hinaus verläuft. Motor des Prozesses ist eine Magmaansammlung in 5 bis 8 Kilometern Tiefe, die durch die Freisetzung vulkanischer Fluide das oberflächennahe hydrothermale System unter Druck setzt. Entlang der Bruchzone droht das Gestein des Calderadachs zu versagen bzw. zu brechen, was zu stärkeren Erdbeben und im Extremfall auch zu einem Vulkanausbruch führen könnte. Noch ist unklar, in welchem Entwicklungsstadium sich diese Struktur befindet, doch die Anzeichen deuten auf ein bereits fortgeschrittenes Stadium der mechanischen Destabilisierung hin.

(Quellennachweis: Giordano, G. et al. (2025): Birth and growth of a volcanotectonic fault during the current volcanic unrest at Campi Flegrei caldera (Italy). In: Communications Earth & Environment, 6, Artikel 28803. DOI: 10.1038/s43247-025-02803-2. Lizenz: Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0).)

Teneriffa: 22 Erdbeben innerhalb einer Woche

Erdbebenaktivität auf Teneriffa und Kanarische Inseln – Bericht vom 31. Oktober 2025

Die Erdbebenaktivität auf Teneriffa ist weiterhin erhöht, hat in der Woche vom 24. bis 31. Oktober aber nicht ganz das hohe Niveau wie in den Vorwochen erreicht. Dafür gab es aber stärkere Kohlendioxid-Emissionen als zuvor. Auf Gran Canaria ereignete sich ein Erdbebenschwarm, über den ich bereits gestern berichtet habe.




Erdbeben auf Teneriffa. © INVOLCAN

In der vergangenen Woche registrierte das kanarische seismische Netzwerk von INVOLCAN insgesamt 59 schwache Erdbeben, deren stärkstes eine Magnitude von 2,8 erreichte. Dieses ereignete sich am Donnerstag, 30. Oktober 2025, an der Nordwestküste von Gran Canaria und war Teil des erwähnten Schwarmbebens. Dieses setzte sich aus mehr als 20 Beben zusammen, die in der Shakemap und der Statistik des Guayota-Berichts nicht alle vorkommen.

Auf Teneriffa und in der Meerenge zwischen der Insel und Gran Canaria wurden 22 Erschütterungen registriert. Die stärkste Erschütterung brachte es hier auf Mb 1,8. Von diesen 22 Beben manifestierten sich 8 unter der Caldera am Gipfel des Teide und 3 weitere in deren Randbereich.

Die Kohlendioxid-Emissionen waren höher als in der Vorwoche, ohne dass nähere Werte bekannt geworden wären. Seit 2016 steigert sich der Druck im vulkanisch-hydrothermalen System des Teide. Dieser Prozess gilt als normal für aktive Vulkansysteme – genauso wie es für einen Vulkan normal ist, ab und an auszubrechen.

Die Vulkanwarnampeln auf Teneriffa, El Hierro, Lanzarote und Gran Canaria stehen weiter auf Grün. Bewohner und Besucher dieser Inseln können ihren Aktivitäten somit uneingeschränkt nachgehen.

Auf La Palma hingegen ist die vulkanische Ampel weiterhin auf Gelb gestellt. Es gab zwar nur 2 Erdbeben, die Kohlendioxid-Emissionen liegen aber weiterhin weit über der Norm. Mehr als drei Jahre nach dem Ende des Ausbruchs sind die geophysikalischen und geochemischen Parameter dort noch nicht vollständig normalisiert. Daher wird empfohlen, die Mitteilungen der Katastrophenschutzbehörden aufmerksam zu verfolgen.

Die Kanarischen Inseln weisen zudem eine moderate tektonische Aktivität auf; einige der registrierten Beben stehen mit aktiven Verwerfungszonen, etwa zwischen Teneriffa und Gran Canaria, in Zusammenhang.