Vulkan-News 10.02.23: Askja

Staat: Island | Koordinaten: 65.03, -16.75 | Eruption:  Fumarolisch

Eisfreie Stellen im Calderasee der Askja

Seit September 2021 blickt man mit besonderer Sorge auf den isländischen Calderavulkan Askja. Damals setzte eine massive Bodenhebung ein, die mit Schwarmbeben einherging und der Alarmstatus des Vulkans wurde auf „gelb“ erhöht. Aber auch schon früher war die Askja unruhig und zeigte Anzeichen des Erwachens: immer wieder gab es Erdbeben, eine leichte Inflation und ein Anstieg der Fumarolentemperaturen wurde gemessen. Im Jahr 2014 kam es zu einem großen Erdrutsch. Jetzt berichteten Wissenschaftler der Universität Island von einem weiteren beunruhigenden Anzeichen, das für eine Beschleunigung des Aufheizprozesses des Vulkans spricht: Auf neuen Satellitenfotos der Askja erkennt man eine große eisfreie Stelle im Westen des Sees. Normalerweise ist der See zwischen Dezember und Juli zugefroren. Diese eisfreie Stelle zeugt von einer deutlich erhöhten Wassertemperatur in dem Bereich. Das Wasser wird vermutlich infolge erhöhter Geothermie aufgeheizt: Boden und Gase werden durch eine erhebliche Menge intrudierten Magma immer heißer. Von der Intrusion zeugt auch eine beachtliche Bodenhebung von 50 cm, die an der Messstation OLAC seit September 2021 gemessen wurde. Außerdem kommt es im Zuge der Bodendeformation ebenfalls zu einer horizontalen Verschiebung im Dezimeter-Bereich.

In den letzten Tagen nahm die Erdbebentätigkeit im Gebiet der Askja wieder zu. Es gab aber auch eine Zunahme der Seismizität in anderen Regionen der Insel. Hiervon besonders betroffen ist das Areal des Vatnajökulls, wo sich Anfang der Woche eine Erschütterung im 3-er-Bereich unter dem Bardarbunga ereignete.  Unter dem Gletscher Myrdalsjökull, der die Katla-Caldera bedeckt, gab es ebenfalls mehrere schwache Erdbeben. Heute sind vor allem die Regionen im Norden und Süden der Insel seismisch aktiv. So wurden entlang der TFZ 79 Beben innerhalb von 48 Stunden registriert. Im Süden der Insel einschließlich Reykjanes waren es mehr als 30 Erschütterungen.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf eine Diskussion im Forum der neuen Vnet-Community aufmerksam machen. Was glaubt ihr, wird der Askja-Vulkan bald ausbrechen?

Vulkan-News 09.02.23: Santiaguito

Santiaguito erzeugt Ascheeruptionen

Staat: Guatemala | Koordinaten: 14.76, -91.55 | Aktivität: Dom

Der guatemaltekische Vulkan Santiaguito ist weiterhin extrusiv und explosiv aktiv. Die extrusive Aktivität manifestiert sich in Form von Domwachstum an der Caliente-Kuppe. Es gehen Schuttlawinen ab und INSIVUMEH warnt vor größeren Blöcken und der Möglichkeit, dass pyroklastische Ströme entstehen können. Über Lavastromaktivität wurde nichts berichtet. Auf dem jüngsten Thermalbild vom Sentinel-Satellitenprogramm vom 8. Februar erkennt man an der Lavafront einen winzigen Hotspot. Eine kleine Glutspur zieht sich vom Dom ausgehend über den oberen Bereich der Südwestflanke. Es sieht also so aus, als wäre der Lavastrom weitestgehend zum Stillstand gekommen. Diese Form der effusiven Aktivität kann man getrost als gering bezeichnen. Ewas munterer geht es in Bezug auf die explosive Aktivität zu. Die Vulkanologen berichten von Ascheeruptionen. Sie stoßen feine Vulkanasche bis zu 800 m über Kraterhöhe. Gestern driftete die Asche über bewohntes Gebiet und hinterließ auf Fahrzeugen eine feine Ascheschicht. Außerdem gibt es Dampfemissionen, die bis zu 700 m hoch aufsteigen.

Interessant ist, dass aktuell 2 internationale Forschungseinrichtungen neue Messgeräte am Santiaguito installierten. Hierbei handelt es sich um die MTU (US-Bundesstaat Michigan) und die Universität Durham. Es wurden seismische Anlagen und zwei Dopplerradare installiert, die die Ascheemissionen beobachten sollen. Eventuell können die Geräte eingesetzt werden, um vor pyroklastischen Strömen zu warnen. Es ist wohl die größte Installationskampagne seit der Katastrophe von 2018, bei der viele Messinstrumente zerstört wurden. Inwieweit die Daten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, ist mir nicht bekannt.

Unsere Vulkanologische Gesellschaft e.V. steht ebenfalls in Kontakt mit INSIVUMEH und wir eruieren die Möglichkeit, am Santiaguito eine Livecam zu installieren. Allerdings gestaltet sich das Unterfangen als relativ aufwendig. Ein Problem besteht darin, einen geeigneten Installationsplatz mit vorhandener Stromversorgung und Internetverbindung zu finden. Eine Insellösung ist zu kostspielig und wartungsintensiv.


Weitere Kurz-Meldungen:

Popocatepetl mit Vulkanasche in 6400 m Höhe

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

Der mexikanische Vulkan Popocatepetl bleibt aktiv und erzeugt Aschewolken, die heute bis auf einer Höhe von 6.400 m aufgestiegen sind und vom Wind in Richtung Osten verdriftet wurden. CENAPRED berichtet außerdem von 132 Asche-Dampf-Exhalationen, 70 Minuten Tremor und einem vulkanotektonischen Erdbeben.


Bromo mit Dampfwolke

Staat: Indonesien | Lokation: -7.95112.95 | Aktivität: Dampf-Emissionen

Der javanesische Vulkan Bromo emittiert immer noch vermehrt Dampf. Laut einem MAGMA-Update steigt die Dampfwolke bis zu 500 m hoch auf. Gestern wurden 2 vulkanotektonische Erdbeben registriert.

Erdbeben Türkei: Küstenabschnitte überflutet

Eine um gut 3 m versetzte Straße im Zentrum von Kahramanmaraş. © CNN Turkey

Bodenabsenkung und horizontaler Versatz nach Erdbebensequenz

Im türkisch-syrischen Erdbebengebiet schnellen die Opferzahlen weiter in die Höhe und haben sich gegenüber gestern verdoppelt: bis jetzt wurden mehr als 16.000 Todesopfer bestätigt. Die Zahlen werden weiter ansteigen. Angestiegen ist auch der Meeresspiegel an der Küste im Südwesten der Türkei, zumindest relativ: Da das Land infolge des Erdbebens abgesackt ist, wurden mehrere Küstengemeinden im Bezirk Iskenderun in der Provinz Hatay überflutet. In den Medienberichten ist die Rede davon, dass das Wasser bis zu 200 m weit ins Landesinnere vorgedrungen ist. Der Boden soll sich um bis zu 1 m abgesenkt haben. Auf einem Video sieht man Autos, die eine überflutete Straße passieren. Das Wasser reicht ihnen fast bis zu der Stoßstange, steht also ca. 20 cm hoch in den Straßen. Anders als bei einer Flut wird das Wasser nicht mehr zurückweichen, da sich ja der Boden dauerhaft abgesenkt hat.

Es gibt weitere Bilder, auf denen zu erkennen ist, dass Straßen und Schienen um gut 3 Meter horizontal versetzt wurden. Dieser Wert wurde von örtlichen Seismologen als Versatz infolge des Erdbebens bestätigt. Die Verwerfung brach auf einer Linie von Gölbaşıbis nach Türkoğlu. In den nächsten Tagen sollten weitere wissenschaftlich bestätigte Daten zu den geologischen und geografischen Auswirkungen der Erdbebensequenz veröffentlicht werden.

Großbrand im Hafen von Iskenderun

Neben den allgemeinen Zerstörungen und den Überflutungen gab es in Iskenderun ein weiteres Problem: Im Containerhafen war ein Großbrand ausgebrochen, der mit Hilfe von Löschflugzeugen bekämpft werden musste. Außerdem gab es mehrere kleine Brände zu bekämpfen. Aufgrund der verschütteten und blockierten Straßen haben Feuerwehren und Einsatzkräfte Probleme bis zu den Feuern vorzudringen. Das gleiche gilt auch für viele entlegene Orte jenseits des Ballungsraums. Viele Menschen stehen in den Trümmern ihrer Orte und suchen ohne Hilfe von außen nach Verschütteten. Viele Menschen sind obdachlos und müssen in Autos übernachten, da nicht einmal genug Notunterkünfte zur Verfügung stehen.

Mangelhafter Katastrophenschutz

Wie immer war man auf so eine große Katastrophe nicht vorbereitet, obwohl das Erdbeben vorprogrammiert war genauso wie es vergleichbare (oder schlimmere) Ereignisse auch in Zukunft geben wird! Das ist jetzt nicht einmal Kritik an amtierende Politiker, sondern eine Kritik am menschlichen Verhalten generell, dass solche existenziellen Gefahren ausblendet, nur weil sie vermeintlich in ferner Zukunft liegen. Wir in Deutschland wären auf Katastrophen vergleichbaren Ausmaßes nicht im geringsten vorbereitet. Als Beispiel kann man auf die Ahrtal-Katastrophe verweisen, die im Vergleich zu den Geschehnissen in der Türkei ein sehr begrenztes Gebiet erfasste! Katastrophenschutz und unbürokratische Hilfe sind auch hierzulande Fremdwörter.

Vulkan Karangetang heizt auf am 08.02.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: 2,78, 125.40 | Eruption: Dom, strombolianisch

Vulkan der Molukken heizt nach Erdbebenserie auf

Der indonesische Vulkan Karangetang liegt auf der Insel Api Siau in der Molukkensee und zeigt Anzeichen einer Aktivitätssteigerung. Das geht aus Medienberichten und Updates der Vulkanologen des örtlichen Observatoriums hervor. Daher erhöhte das den Alarmstatus des Vulkans von Stufe „2“ auf „3“. Indonesien benutzt ein vierstufiges Alarmsystem und Stufe „3“ wird für gewöhnlich nur ausgerufen, wenn der Vulkan bereits in Eruption ist. Und genau das ist der Karangetang: Der amtierende Leiter des BPPTKG, Muhammad Wafid, berichtete von der Emission einer dichten Dampfwolke, strombolianischer Aktivität und Domwachstum. Somit steigt das Risiko für die Abgänge von Schuttlawinen und pyroklastischen Strömen. Tatsächlich gingen in den letzten beiden Tagen viele glühende Schuttlawinen ab. Gestern wurden 62 Abgänge gezählt. Darüber hinaus wurden mehrere Hybriderdbeben detektiert. Es bewegen sich also magmatische Fluide im Untergrund.

Mit der Erhöhung der Alarmstufe ging eine Ausweitung der Sperrzone einher. Sie hat einen Radius von 2,5 Kilometern um die beiden Krater des Karangetangs. In seinem Süden und Südwesten gilt eine erweiterte Sperrzone mit einem Radius von 3,5 km.

Im letzten Monat erschütterte eine Erdbebenserie die Molukkensee. Die beiden stärksten Erdstöße hatten die Magnituden Mw 7,0 und Mw 6,0. Außerdem gab es viele Beben im 5-er-Bereich. Damals mutmaßte ich bereits, dass die Erdbeben einen der nahegelegenen Vulkane wachrütteln könnten und hielt den Karangetang für einen wahrscheinlichen Kandidaten. Aber auch ohne Erdbeben bricht der Vulkan alle paar Jahre aus. Typisch ist die Bildung eines Lavadoms, von dem gerne zähflüssige Lavaströme abgehen. Von ihren Fronten gehen Steinschläge und Schuttlawinen ab und es kann zur Entstehung pyroklastischer Ströme kommen. Tatsächlich sieht es so aus, als würde der Karangetang auf sein typisches Ausbruchsverhalten zusteuern. Eine spannende Entwicklung, von der sich die meisten Bewohner der Insel weniger begeistert zeigen dürften.

Neben dem Vulkan ist Api Siau für den Gewürzanbau bekannt. Hier werden vor allem Muskat und Gewürznelken angebaut.

Weiterführender Link: Bildergalerie Karangetang 

Erdbeben in der Türkei: Opferzahlen steigen weiter

Mehr als 8600 Todesopfer wurden im Erdbebengebiet bestätigt

Am 2. Tag nach der verheerenden Erdbebensequenz im Südwesten der Türkei steigen die Opferzahlen weiter an und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Bis jetzt wurden insgesamt 8600 Todesfälle bestätigt. Davon fallen mehr als 6200 auf die Türkei. Fast 40.000 Verletzte wurden registriert. Die Opferzahlen werden weiter stark steigen. Tausende Menschen gelten noch als Vermisst. Man steht noch am Anfang der Bergungsarbeiten, die in den entlegeneren Regionen Der Türkei und besonders in Syrien noch nicht einmal voll angelaufen sind: Winterwetter, zerstörte Verkehrswege und mangelnde Ausrüstung sind nur drei der Gründe, warum viele Menschen weiter auf Unterstützung warten müssen. Doch in den zentralen Gebieten der Erdbebenregion sind nach türkischen Angaben mehr als 16.000 Rettungsteams unterwegs. Insgesamt sollen 60.000 Helfer im Einsatz sein. Doch alleine in der Türkei wurde in 10 Provinzen der Notstand ausgerufen. Im gesamten Erdbebengebiet leben mehr als 13,5 Millionen Menschen. Viele von ihnen sich von der Strom, Wasser und Gasversorgung abgeschnitten und das bei strengem Frost. Lebensmittel und Benzin werden ebenfalls knapp. Am Rande Europas droht die nächste humanitäre Katastrophe.

Die starke Erdbebensequenz wirkte sich nicht nur auf Mensch und Infrastruktur aus, sondern versetzte beide beteiligten tektonischen Platten um mehrere Meter. Genaue Werte stehen noch aus, doch es gibt erste Gerüchte, dass der Versatz gut 4 m betragen soll. Auf Bildern einer zerstörten Straße sieht man auch einen vertikalen Versatz von mehreren Metern. Allerdings könnte es sich hier auch um ein lokales Phänomen handeln, da ein Berghang ein Stück abgerutscht sein könnte. Ebenso wissenschaftlich unbestätigt sind Aufnahmen, die überflutete Straßen an der Küste zeigen. Hier soll die Anatolische Platte abgesunken sein, sodass das Meer das Land überflutete. Doch da es sich bei der Ostanatolischen Verwerfung um eine Blattverschiebung handelt, die überwiegend horizontal versetzt, sind so große Höhenunterschiede eher unwahrscheinlich.

Vorprogrammierte Naturkatstrophe durch unsichere Bauten entlang einer Hauptstörungszone

Die Erdbebenkatstrophe macht den Menschen auf einmal bewusst, wie vergänglich sie sind und dass es vielleicht doch nicht klug ist, Megacitys direkt am Rand großer Störungszonen zu bauen! Im Falle des aktuellen Erdbebengebiets baute man Großstädte mit Hochhäusern, die alles andere als erdbebensicher sind, auch noch an einem Kreuzungspunkt wo sich die Ostanatolische Verwerfung in 2 Arme teilt. Sicher gründete man die Städte bereits vor langer Zeit, noch bevor der Verlauf von Störungszonen wissenschaftlich erforscht wurde. Und die Topografie der Landschaft war günstig, weil sich entlang der Störungszone ein langgestrecktes Tal auftut. Doch seit mindestens 50 Jahre weiß man um die realen Gefahren und trotzdem wurde in Sparbauweise gebaut: eine vorprogrammierte Katastrophe. Und sie wird sich widerholen! An der gleichen Stelle wahrscheinlich erst in ein paar Jahrhunderten, doch an anderer Stelle vielleicht schon morgen. Nicht nur hier, im Südwesten der Türkei, sondern auch an der Nordanatolischen Verwerfung, an der gegenüberliegenden Grenze der Anatolischen Platte, dort, wo der Europäische Kontinent beginnt und die Metropole Istanbul liegt. ein Damoklesschwert, dass den Menschen jetzt wieder bewusst wird- trotzdem gelingt es den Menschen immer wieder die Bedrohung zu verdrängen, obwohl sich nicht die Frage stellt, ob es zur Katastrophe kommen wird, sondern nur wann?

Doch nicht nur Megacitys in der Türkei sind bedroht. Davon gibt es leider viele. Die prominentesten Beispiele sind Tokio und San Francisco. Neue Gebäude in den gut entwickelten Metropolen sind zwar nach erdbebensicheren Standards gebaut, doch auch sie haben Grenzen. Außerdem gibt es in den Ballungsräumen noch mehr als genug Häuser, die eben nicht sicher sind. Bleibt zu hoffen, dass man aus der jüngsten Katastrophe Lehren zieht! Am erdbebensichersten wohnt man übrigens in einem Zelt oder Caravan.

Und nein, die Erde geht nicht unter, auch wenn es sich um eine schlimme Naturkatastrophe handelt! Die Erde ist ein dynamischer Planet und Erdbeben und Vulkanausbrüche sind notwendige Manifestationen der Erddynamik. Diese ist auch für unseren Schutzschirm, das Erdmagnetfeld verantwortlich, ohne das es kein Leben auf der Erde geben würde.

In unserer FB-Gruppe „Naturkatastrophen  und Naturphänomene“ wurden viele Medien zum Erdbeben in der Türkei geteilt. Ich kann hier immer nur einen Bruchteil einbinden.

Weiterführende Links bei Vnet:

Erdbeben und Seismik: Was Du schon immer darüber wissen wolltest

Vulkane und Erdbeben in der Türkei

Moment-Magnitude Mw

Erdbeben für Schüler

Vulkan Ätna am 07.02.23: Schwarmbeben

Schwarmbeben im Westen des Ätnas

Dass am Ätna aktuell keine Lavaströme mehr fließen, habe ich schon in meinem letzten Update von heute gepostet. Doch was ich euch bis jetzt vorenthalten habe (und tatsächlich gerade erst selbst feststellte) ist, dass es gestern ein Schwarmbeben im Westen des Vulkans gab. Es begann bereits am 05. Februar um 17:18:57 UTC und dauerte bis um 14:21:31 UTC am 06. Februar. Der Höhepunkt des Schwarms wurde von einem Erdstoß Ml 3,6 markiert, der sich am Abend des 05. Februars ereignete. Der Erdbebenherd lag in einer Tiefe von 17,1 km und wurde 7,9 km südwestlich von Bronte verortet. Zwei weitere Beben hatten eine Magnitude im 2-er-Bereich, die restlichen Magnituden waren kleiner als 2. Das tiefste Hypozentrum lag in gut 27 km Tiefe. Aufgrund der Tiefe des Schwarms vermute ich, dass hier ein aufsteigender Magmenkörper die Ursache war. Er bahnte sich einen Weg durch die Asthenosphäre und wird nun gegen die tieferen Schichten der Erdkruste drücken bzw. dort eindringen. Also, auch wenn der Ätna ein wenig pausieren mag, ist die nächste Eruption bereits in Vorbereitung.

Es ist schon ein Weilchen her, dass wir unter der Ätna-Westflanke ein vergleichbares Schwarmbeben sahen. Oft beginnen hier neue Aufstiegssequenzen. Der Pfad des Magmas, den die Schmelze unter dem Vulkan nimmt, scheint nicht senkrecht zu verlaufen. Verfolgt man regelmäßig die Schwarmbeben unter dem Ätna, dann stellt man fest, dass sie vom Westen häufig in den Süden und dann in den Osten des Vulkans migrieren und auf diesem Halbkreis immer weiter aufsteigen. Im Norden des Vulkans sind vulkanisch-bedingte Schwarmbeben seltener, doch wenn sie öfters auftauchen, dann bahnt sich für gewöhnlich eine größere Eruption an. Wohlbemerkt sind das meine eigenen Beobachtungen der letzten Jahre und keine wissenschaftlich belegten Fakten auf Basis von Studien.

Vulkan-News 07.02.23: Sakurajima

Staat: Japan | Koordinaten: 31.581, 130.659 | Aktivität: Explosiv

Sakurajima mit Explosionen und Asche in 2400 m Höhe

Auch vom Sakurajima in Japan gehen Explosionen aus, die bis auf einer Höhe von 2400 m aufsteigen und in Richtung Südosten verfrachtet werden. Heute wurden 3 Aschewolken gemeldet. Die letzten Eruptionen gab es am 3. Februar. Bei einer dieser Explosionen wurden größere Tephra-Fragmente bis zu 1200 m  hoch und 500 m weit geschleudert. Es wurde vor der Generierung kleiner pyroklastischer Ströme gewarnt. Die Eruptionen finden weiterhin aus dem Minamidake statt, während der Krater Showa ruhig bleibt.

Da der Sakurajima oft in Schüben eruptiert, kann man mit weiteren Ausbrüchen rechnen.

Die Vulkanologen vom JMA schreiben in ihrem letzten Update zum Sakurajima, dass es weiterhin eine Akkumulation von frischem Magma unter dem Vulkan gibt. Diese äußert sich in einer leichten Bodenhebung und damit in einer Versteilung der Vulkanflanke im µrad-Bereich. Zwischendurch kommt es immer wieder zu Phasen der Kontraktion, während derer die Inflation in Deflation wechselt. Außerdem deutet die Emission von Schwefelgasen die Akkumulation von frischem Magma an.

Das JMA schreibt: „Es wird angenommen, dass die Eruptionsaktivität auch in Zukunft anhalten wird. Bitte beachten Sie die bevorstehenden Vulkaninformationen. Im Bereich von etwa 2 km vom Minamidake-Gipfelkrater muss man mit einschlagenden Vulkanbomben rechnen. Hüten Sie sich vor großen Vulkanblöcken und pyroklastischen Strömen. Auf der Leeseite wurden nicht nur Vulkanasche, sondern auch kleine Vulkanblöcke vom Wind in die Ferne getragen. Bitte seien Sie vorsichtig. Es besteht die Gefahr, dass Fensterglas durch den großen Luftstoß, der die Explosion begleitet, zerbricht. Je nach zukünftiger Aschefallsituation kann es bei Regen zu Murgängen kommen.“

Sakurajima gehört zu den best bewachten Vulkanen der Erde, da er nahe am Ballungsraum Kagoshima liegt. während wir in den letzten Jahren ehr kleinere Eruptionen beobachten konnten, ist der Vulkan durchaus in der Lage stärker zu eruptieren und Zerstörungen anzurichten.


Chikurachki mit Asche in 3700 m Höhe

Der Inselvulkan der Kurilen ist weiterhin aktiv und eruptiert mehrmals am Tag Vulkanasche. Sie steigt bis auf einer Höhe von 3700 m auf und driftet in Richtung Osten. Dabei zieht sich die Aschewolke bis zu 74 km in die Länge. Das VAAC brachte seit gestern 8-VONA-Meldungen heraus und warnte damit den Flugverkehr vor der Vulkanasche. KVERT beschreibt die Eruptionen als moderat.


Kerinci mit Asche-Eruption

Der indonesische Vulkan Kerinci liegt auf Sumatra und eruptiert ebenfalls Aschewolken. Sie werden vom VAAC Darwin in 4.000 m Höhe festgestellt. Laut MAGAM/VSI erreichen sie eine Höhe von 150 m über dem Gipfel.


Ätna ist kalt

Seit gestern wird keine Lava mehr am Ätna festgestellt. Die Eruption pausiert oder ist zu Ende. Auf einem Thermalbild des Sentinel-Satelliten von gestern ist keine Wärmestrahlung mehr sichtbar. Einzig im Schlot der Bocca Nuova erkennt man eine kleine thermische Anomalie. Es sieht nicht so aus, als würden wir kurzfristig eine Show aus dem Neuen Südostkrater geboten bekommen.

Erdbeben Türkei: News am 07.02.23

Mehr als 4900 Tote in der Türkei und Syrien

Nach der starken Erdbebenserie gestern wird langsam das ganze Ausmaß der Katastrophe sichtbar, wobei von Anfang an klar war, dass die Region von einer der schlimmsten Erdbebenkatastrophen der letzten Jahrzehnte heimgesucht wurde. Bis jetzt wurden in der Türkei und in Syrien mehr als 4900 Todesopfer bestätigt. Hinzu wurden über 20.000 Verletzte gemeldet. Es ist davon auszugehen, dass die Todeszahlen weiter steigen werden: unter den Trümmern der zahlreichen eingestürzten Hochhäuser werden noch viele Opfer verschüttet sein. Noch ist es das Ziel, nach Verschütteten zu suchen, die noch unter den Trümmern am Leben sein könnten, doch die Chance sie zu retten sinkt von Stunde zu Stunde.

Inzwischen sind großangelegte Hilfsaktionen angelaufen. Die Türkei hatte kurz nach der Katastrophe um internationale Hilfe gebeten. Wer helfen möchte, kann bei einer der vielen Organisationen spenden.

Was war geschehen? Gestern um 01:17:36 UTC begann eine Serie starker Erdbeben. Das Initialbeben hatte eine Momentmagnitude von 7,8. Das Epizentrum lag 30 km west-nordwestlich der Millionenstadt Gaziantep. Nur wenige Minuten später folgte ein weiter starker Erdstoß Mw 6,7. Er manifestierte sich ca. 11 Minuten nach dem ersten Beben. Das Epizentrum lag in der gleichen Region. Während sich das Hypozentrum des ersten Bebens in 10 km Tiefe befand, lag das zweite Beben 40 km tief. Aufgrund der geringeren Magnitude und der größeren Tiefe war es an der Erdoberfläche weniger stark zu spüren gewesen. Trotzdem versetzte es vielen bereits beschädigten Gebäuden den Todesstoß. Dem nicht genug, ereignete sich um 10:24:49 UTC ein weiteres starkes Erdbeben der Magnitude Mw 7,5. Es wurde in den Medien als Nachbeben bezeichnet, doch dieser Meinung bin ich nicht. Hierbei handelte es sich um ein weiteres Starkbeben, das vom EMSC in gut 90 km Entfernung von den anderen Beben lokalisiert wurde. Demnach befand es sich nordwestlich des eigentlichen Bebenclusters. Sein Epizentrum wurde 11 km süd-südöstlich von Elbistan ausgemacht. Der Erdbebenherd lag auch hier 10 km tief. Der Erdstoß wirkte sich natürlich auch auf die Erdbebenzone aus und verursachte weitere Schäden. Insofern war der Appell der Behörden, der nach dem ersten Erdstoß ausgegeben wurde, die Häuser nicht mehr zu betreten, das Gebot der Stunde!

Neben diesen 3 Beben, die ich als Bebenserie bezeichnen würde, gab es Hunderte Nachbeben entlang des unteren Bereichs der Ostanatolischen Verwerfung. In dem betroffenen Bereich teilt sie sich in 2 Arme auf, deren Verlauf sehr gut anhand des geteilten Bebenclusters auf der Shakemap zu sehen ist. Die meisten Erschütterungen gab es entlang des südlichen Arms, der nahe der Grenze zu Syrien verläuft. Das dritte Beben Mw 7,5 lag am Nordarm der Störung und verursachte dort die Nachbeben. Das EMSC registrierte 25 Nachbeben mit Magnituden ab 5. Alleine diese Beben hatten schon ein moderates Zerstörungspotenzial. Aktuell nehmen Häufigkeit und Intensität der Nachbeben ab.

Sehr starkes Erdbeben erschüttert Türkei am 06.02.23

Erdbeben MW 7,8 erschüttert Südwesten der Türkei

Datum: 06.02.23 | Zeit: 01:17:32 UTC | 37.23 N ; 37.02 E | Tiefe: 10 km | Mw 7,8

Im Südwesten der Türkei hat es ein sehr starkes Erdbeben der Moment-Magnitude 7,8 gegeben. Das Hypozentrum lag in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 26 km ost-nordöstlich von Nurdağı verortet. In dem Ort leben 12.800 Menschen. Die Großstadt Gaziantep mit mehr als 1 Millionen Bewohnern liegt nur 37 km vom Epizentrum entfernt. Es hat große Schäden und zahlreiche Tote und Verletzte gegeben. Bilder zeigen, dass die Häuser ganzer Straßenzüge eingestürzt sind. Das Hauptbeben manifestierte sich zu nachtschlafender Zeit und riss viele Menschen aus dem Schlaf, die es nicht mehr schafften, ihre Häuser zu verlassen. Das Beben ereignete sich um 04:17:32 Lokalzeit bzw. um 01:17:32 UTC.

Medienberichten zufolge gab es im Mittelmeer einen kleinen Tsunami, obwohl das Epizentrum nicht an der Küste lag, sondern gut

Das Erdbeben ereignete sich in der Grenzregion zu Syrien. Die bekannte Stadt Aleppo, die im Syrienkrieg zum großen Teil zerstört wurde, liegt ebenfalls im Wirkungskreis des Erdbebens. Nach vorläufigen Zahlen sind in der Türkei mindestens 280 Personen ums Leben gekommen. In Syrien wurden bis jetzt mehr als 300 Todesfälle bestätigt. Außerdem gab es Hunderte Verletzte. Die Opferzahlen werden weiter steigen, denn man befindet sich noch ganz am Anfang der Bergungsarbeiten.

Es gibt sehr viele starke Nachbeben, die über ein großes Gebiet entlang der Störungszone streuen. Das stärkste Nachbeben hatte eine Magnitude von 6,7. Die Menschen wurden aufgefordert im Freien zu bleiben, denn viele der Gebäude, die vielleicht nur leicht beschädigt wurden, könnten durch ein starkes Nachbeben zum Einsturz gebracht werden.

Das Erdbeben ereignete sich an der Ostanatolischen Verwerfung. Bei ihr handelt es sich um eine große Blattverschiebung, an der die Anatolische Platte und die Arabische Platte aneinander vorbeigleiten. Steht man auf der Arabischen Platte und blickt nach Norden, dann bewegt sich die Anatolische Platte relativ gesehen nach links und die Arabische Platte nach rechts. Daher spricht man auch von einer sinistralen (linkshändigen) Verschiebung. Da ein großes Segment der Ostanatolischen Verschiebung derzeit bebt, sind weitere starke Erdbeben in anderen Regionen entlang der Störung nicht auszuschließen.

Update 12:00: Uhr: Es gab ein weiteres starkes Erdbeben mit der Magnitude 7,5. Das Hypozentrum lag wieder in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 6 km östlich von Ekinözü verortet.