Santorin: Noch ein Erdbeben Mw 5,0

Die Klippen von Santorin. © Marc Szeglat

Ein weiteres Beben Mw 5,0 erschütterte Erdbebenregion bei Santorin – Schulen bleiben geschlossen

Datum 09.02.25 | Zeit: 19:05:39 UTC | Koordinaten: 36.660 ; 25.607 | Tiefe: 15 km | Mw 5,0

Ein weiteres mittelstarkes Erdbeben der Magnitude Mw 5,0 manifestierte sich gestern Abend um 19:05 UTC im Erdbebengebiet nordöstlich von Santorin. Der Erdbebenherd soll in 41 Kilometern Tiefe gelegen haben. Das Beben war Auftakt zu einer erneuten Steigerung der Seismizität, nachdem es tagsüber nach einer leichten Entspannung der Situation aussah. Wie so oft gibt es von den verschiedenen Erdbebendiensten uneinheitliche Angaben zum Erdstoß. Die hier genannten Daten stammen vom GFZ Potsdam. Beim EMSC hat das Beben eine Magnitude von 5,2, wobei nicht klar ist, welche Magnituden-Skala verwendet wurde. Die Tiefe hier wird mit 15 Kilometern angegeben.

Im Laufe der Nacht ebbte der neuerliche Erdbebenschub wieder etwas ab, doch auch heute Morgen gab es weitere Erdstöße. Die Magnituden bewegten sich vornehmlich im Zweier- und Dreierbereich. Obwohl sich keine wissenschaftlichen Prognosen über den weiteren Verlauf des Erdbebenereignisses anstellen lassen, gewinne ich den Eindruck einer übergeordneten Abschwächung des seismischen Schwarms. Seine Ursache bleibt ungeklärt und die Fachwelt ist in zwei Lager gespalten. Während die meisten griechischen Seismologen eine rein tektonische Ursache hinter den Beben sehen und die Sequenz als mögliches Vorspiel für ein starkes Erdbeben interpretieren, sind es vor allem Geoforscher aus Deutschland, die einen magmatischen Trigger des Schwarmbebens für wahrscheinlich halten. Da es in der Fachwelt ein ungeschriebenes Gesetzt gibt, dass sich in Punkto Erdbeben und Vulkanausbrüchen immer nur das zuständige Observatorium gegenüber der Öffentlichkeit äußern soll, halten sich andere Forscher meistens mit ihrer Meinungsäußerung zurück.

Auf den ersten Blick scheint die Frage nach dem Auslöser der Erdbebenserie rein wissenschaftlicher Natur zu sein, doch bei genauerer Betrachtung macht es insbesondere für den Katastrophenschutz schon einen Unterschied, ob man mit einem starken Erdbeben oder mit einem (submarinen) Vulkanausbruch rechnen muss oder vielleicht sogar mit einer Kombination aus beiden, gepaart mit einem Tsunami. Doch je extremer die möglichen Folgen der Vorgänge werden, desto unwahrscheinlicher werden sie. Es bleibt natürlich die Frage, auf welche Eventualitäten man sich vorbereiten soll. Auf Santorin reagiert man u.a. mit dem Aufbau von Zeltunterkünften und Schulschließungen.

Die Kontroverse verdeutlicht einmal mehr, wie wenig die Prozesse im Detail verstanden sind, die letztendlich zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen führen. Trotz aller wissenschaftlichen Fortschritte sind insbesondere Erdbeben nicht vorhersagbar und Vulkanausbrüche lassen sich bestenfalls nur wenige Tage oder Stunden im Voraus prognostizieren. Mathematische Modelle, die uns eine konkrete Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Starkbebens bei Santorin geben könnten, gibt es nicht. Wir wissen de facto nicht, ob die Wahrscheinlichkeit für ein starkes Beben nun bei 0,1% oder 100% liegt. Genauso wenig weiß man, mit welcher Magnitude man rechnen muss.

Gibt es einen Zusammenhang von Erdbebenschwärmen in verschiedenen Vulkangebieten?

Unklar bleibt auch, ob es global betrachtet tatsächlich zu Zyklen erhöhter vulkanischer und seismischer Aktivität kommt oder ob vermeintliche Häufungen von Ereignissen reiner Zufall sind. In diesen Tagen werde ich oft angeschrieben, ob es einen Zusammenhang zwischen den Ereignissen in Griechenland (Santorin), Italien (Campi Flegrei) und Äthiopien (Awash) gibt. Rein wissenschaftlich betrachtet lassen sich keine direkten Zusammenhänge erklären. Indirekt sind die Erdbebensequenzen in diesen drei tektonisch aktiven Vulkanregionen über plattentektonische Prozesse gekoppelt.
Es gibt Thesen, nach denen Gezeitenkräfte, Sonnenaktivität und kosmische Hintergrundstrahlung die genannten irdischen Phänomene beeinflussen könnten. Diese Thesen sind bislang wissenschaftlich nicht schlüssig bewiesen und werden von den meisten Wissenschaftlern abgelehnt, da ihre Wirkungen (sofern überhaupt vorhanden) minimal wären. Letztendlich ist es dann eine Glaubensfrage, ob man sich solche außerirdischen Einflüsse auf irdische Gegebenheiten vorstellen möchte oder nicht. Den Weltuntergang werden sie wohl nicht auslösen.

Weiterführender Link: Erdbebenzyklen

Vesuv: Erdbeben erschüttern Gipfelregion

Zwei Erdbeben im Zweierbereich erschüttern Vesuv

Nachdem wir in den letzten Tagen eine erhöhte Seismizität in mehreren süditalienischen Vulkanregionen erlebten, darf natürlich der Vesuv nicht fehlen, denn der zog heute nach und erzeugte zwei Erdbeben mit den Magnituden 2,5 und 2,3. Die Hypozentren beider Beben lagen nahe des Meeresspiegels in nur 700 und 200 m Tiefe. Das Epizentrum des stärkeren Bebens wurde östlich des Kraterbereichs verortet, während die schwächere Erschütterung unter dem südlichen Kraterrand lag. Bereits am Freitag hat es ein Beben Mb 2,0 gegeben. Darüber hinaus wurden auch einige Mikrobeben aufgezeichnet. In diesem Jahr konnten bislang 56 Beben registriert werden.

Die Wissenschaftler vom INGV bringen die Seismizität nicht etwa mit Magmenaufstieg in Verbindung, sondern mit Schrumpfungsprozessen im Schlotbereich des Vulkans. Diese Schrumpfungsprozesse beschleunigten sich den Erdbebenstatistiken zufolge im Jahr 1999, als es zu einer deutlichen Zunahme der Seismizität kam. Seitdem liegt die Erdbebentätigkeit deutlich über dem Niveau des zuvor beobachteten Trends. Warum ausgerechnet seit 1999 die Schrumpfungsprozesse zugenommen haben, wo sich die letzte Eruption bereits 1944 ereignete und das Magma bereits reichlich Zeit zum Abkühlen hatte, blieb rätselhaft.

Im jüngst veröffentlichten Bulletin für den Januar schreiben die Vulkanologen, dass die mehrjährigen Trends des Aktivitätsrückgangs der geophysikalischen Parameter (mit Ausnahme der Seismik) weiter anhalten. Anzeichen für eine Trendwende infolge von Magmaaufstieg gibt es nicht. Schaut man sich die Diagramme aber genauer an, dann erkennt man seit 2022 eine leichte Zunahme der Fumarolen-Temperaturen von 45 auf gut 50 Grad. Außerdem stoppte die bis zum letzten Jahr anhaltende Bodensenkung einer klinometrischen Messstation im Ort Torr del Greco. Es gibt also doch leichte Abweichungen der bisherigen Trends.

In Sichtweite zum Vesuv liegt der Calderavulkan Campi Flegrei, der seine langjährigen Trends ebenfalls beibehält. Hier steigt die magmatisch bedingte Unruhe im Untergrund allerdings weiter an. Auch in den letzten Tagen gab es weitere Erdbeben und Bodenhebungen.

Sakurajima: Vulkanische Blitze am 09. Februar

Erneutes vulkanisches Gewitter am Sakurajima – Zahlreiche Warnungen für den Flugverkehr

Der japanische Kirschblüteninselvulkan Sakurajima ist wieder in einer Eruptionsphase begriffen, in deren Folge mehrere vulkanianische Eruptionen ausgelöst wurden. Bei der jüngsten dieser explosiven Ausbrüche wurde nicht nur Vulkanasche bis auf eine Höhe von 3700 m gefördert, sondern es entstanden auch zahlreiche vulkanische Blitze in der Eruptionswolke, so dass man von einem vulkanischen Gewitter sprechen kann. Auf Neudeutsch werden diese Gewitter „Dirty Thunderstorm“ genannt.

Das VAAC Tokio veröffentlichte seit gestern 14 VONA-Warnungen, in denen Flugzeugbesatzungen vor der Vulkanasche gewarnt werden. Die Aschewolken stellen insbesondere eine Gefahr für Flugzeuge dar, die sich im Landeanflug auf den Flughafen von Kagoshima befinden. Ich selbst saß bereits einmal in einem Flugzeug, das durch die Ausläufer einer solchen Aschewolke vom Sakurajima geflogen ist, aber ohne dass es zu Folgen gekommen wäre, die ich bemerkt hätte. Im Extremfall kann Vulkanasche Triebwerke schädigen und Cockpitscheiben sandstrahlen.

Die Vulkanologen vom JMA brachten eine kurze Notiz zu den Eruptionen, nach denen die Vulkanasche 2000 m über Kraterhöhe aufsteigt, was sich in etwa mit den VONA-Meldungen deckt. Glühende Tephra flog bis zur 6. seismischen Messstation und landete in einer Entfernung von 1100 m zum Krater auf der Vulkanflanke. Die Eruptionswolke wird als voluminös beschrieben.




Im letzten ausführlichen Update für den Beobachtungszeitraum vom 3. Februar bis zum 7. Februar berichteten die Vulkanologen, dass sich am Sakurajima 3 explosive Eruptionen ereigneten, bei denen größere Lavabrocken bis zu einem Kilometer Entfernung zum Minimadake-Krater flogen. Der Showadake blieb ruhig. Auf den Livecams sieht man aber immer wieder Dampf aus diesem Krater aufsteigen.

In Bezug auf die geophysikalischen und geochemischen Parameter wird der Schwefeldioxid-Ausstoß weiterhin als hoch beschrieben. Die Vulkanologen weisen darauf hin, dass es in größerer Tiefe unter dem Vulkan Inflation gibt, was auf eine größere Magmaansammlung hindeutet. Mit weiteren Eruptionen muss gerechnet werden.

Der Sakurajima ist weiterhin Sperrgebiet und darf nicht bestiegen werden. Es drohen mehrere Gefahrenszenarien.

Ätna: Lavastrom auf der Südflanke

Subterminale Eruption erzeugt Lavastrom auf der Ätna-Südflanke

Der Ätna auf Sizilien ist gestern nach mehrmonatiger Pause ausgebrochen und generiert einen Lavastrom, der auf der Südflanke des Vulkans fließt. Dabei ist besonders hervorzuheben, dass es sich um eine der eher seltenen Subterminaleruptionen handelt: Der Lavastrom läuft nicht aus einem Schlot im Kraterbereich des Vulkans über, sondern stammt aus einer kurzen Eruptionsspalte, die sich an der südlichen Basis des zentralen Kraterkomplexes gebildet hat.

Der INGV-Vulkanologe Boris Behnke berichtete bei FB, dass die Eruption wahrscheinlich schon gestern Nachmittag begann, aber erst beim Einsetzen der Dunkelheit bemerkt wurde. Auch wenn niemand mit einer Eruption an dieser Stelle gerechnet hat, kam sie nicht völlig überraschend, denn seit Donnerstag stieg der vulkanische Tremor an. Das niedrigfrequente Zittern wird durch sich bewegendes Magma im Vulkan ausgelöst und zeigt, dass sich Schmelze einen Weg zur Oberfläche bahnt. Außerdem berichtet der Vulkanologe, dass es bereits am Donnerstag schwache strombolianische Eruptionen gegeben habe und am Freitag Ascheemissionen beobachtet worden seien.

Bereits im letzten Monat stieg die Anzahl der Erdbeben unter dem Ätna, was auf einen Magmaaufstieg aus der Tiefe hindeutete. Ob dieses Magma nun bereits die Oberfläche erreichte, ist fraglich, dafür scheint es mir wahrscheinlich, dass der Magmenaufstieg den Druck in einem flachen Speicherreservoir auf Höhe der Kraterkegelbasis erhöhte und die dort befindliche Schmelze herauspresste. Der Gasdruck dieser Schmelze ist nicht groß genug, als dass sie explosiv aus den Hauptkratern gefördert werden könnte. Doch sobald das frische Magma in größeren Quantitäten höhere Regionen des Fördersystems erreicht, ist mit paroxysmalen Eruptionen zu rechnen.

Unklar bleibt, wie sich die aktuelle effusive Eruption weiterentwickeln wird. Ist es nur ein kurzes Aufflackern, oder muss man sich auf eine länger dauernde Eruption einstellen? Oder ist es sogar bereits ein Vorspiel zu einem Paroxysmus? Vielleicht liefern die Vulkanologen des INGVs eine Antwort auf die Fragen. Eins ist sicher: Es wird wieder spannender am Ätna.

Karibik: Starkes Erdbeben Mw 7,6

Starkes Erdbeben in der Karibik zwischen Honduras und Jamaika – Tsunamialarm ausgerufen

Datum 08.02.25 | Zeit: 23:23:16 UTC | Koordinaten: 17.689 ; -82.438 | Tiefe: 20 km | Mw 7,6

Seit Tagen wartet man auf Santorin auf ein Starkbeben, doch es ereignete sich gestern Nacht in der Karibik: Zwischen den Staaten Honduras und Jamaika bebte die Erde mit einer Magnitude von 7,6. Obwohl das Hypozentrum in 20 Kilometern Tiefe lag, wurde Tsunamialarm ausgelöst, der inzwischen aber wieder aufgehoben wurde. Die dem Epizentrum nächstgelegene menschliche Besiedlung befand sich in George Town auf den Kaimaninseln. Die Stadt liegt 210 Kilometer nordnordöstlich des Epizentrums.

Der Erdstoß war zwar in der ganzen Karibik sowie in weiten Teilen Mittelamerikas und des nördlichen Südamerikas deutlich zu spüren, doch katastrophale Schäden blieben aus. Dies dürfte zum einen der großen Entfernung zum Siedlungsraum und zum anderen der Tiefe des Hypozentrums geschuldet sein.

Dem EMSC liegen mehrere Wahrnehmungsmeldungen vor. Bebenzeugen, die sich in einer Entfernung von 210 bis 670 Kilometern vom Epizentrum befanden, beschreiben ihre Wahrnehmungen ähnlich: als leichte Vibrationen und mäßig starkes Schütteln.




Tektonisches Setting im Erdbebengebiet der Karibik

Tektonisch betrachtet manifestierte sich das Erdbeben an der Walton Fault, die einen Teil der südlichen Begrenzung des Kaimangrabens darstellt und als Transformstörung angelegt ist. Insofern ähnelt die Walton-Störung der bekannteren San-Andreas-Verwerfung an der US-Westküste.

Die nördliche Begrenzung des Kaimangrabens bildet die Oriente-Störung, an der sich in den letzten Jahren mehrere starke Erdbeben ereigneten. Die beiden großen Störungen, die über lange Strecken parallel verlaufen, vereinigen sich wenige Kilometer östlich des Epizentrums zu einer gemeinsamen Störung.

Die Störungen des divergenten Kaimangrabens markieren die kontinentale Naht zwischen Nordamerika und der Karibik. Die beiden Erdkrustenplatten gleiten entlang der Transformstörung aneinander vorbei. Zugleich kommt es im Kaimangraben an einem mittelozeanischen Rücken zu einer Krustenausdünnung, in deren Folge sich die Platten voneinander entfernen – ähnlich wie es am Mittelatlantischen Rücken bei Island der Fall ist. Der Kaimangraben ist bis zu 7.686 Meter tief.

Übrigens gab es mehrere Nachbeben. Das stärkste hatte eine Magnitude von 4,8.

Ätna: Eruption an der Basis des Zentralkraters

Vulkanausbruch am Ätna hat begonnen – Neuer Förderschlot an der Basis des Zentralkraters

Eruption am Ätna. © David Gentile

Der Ätna auf Sizilien kann es also doch noch und begann heute Abend gegen 18:15 UTC mit einer sogenannten Subterminaleruption: An der Basis im Süden des Zentralkraterkegels haben sich kleinere Schlote geöffnet, aus denen etwas Lava austritt. Der Tremor stieg etwas, bleibt bis jetzt aber im gelben Bereich. Bereits vor 2 Tagen wurde der Vulkan unruhig und viele Vulkanbeobachter haben eine Eruption erwartet.

Unerwartet sind allerdings Ort und Art der Eruption. In den letzten Jahren spielte sich die Aktivität ausschließlich im Bereich der Gipfelkrater ab, und wenn es Subterminaleruptionen gab, waren sie mit der Aktivität des Nordostkraters assoziiert. Eine kleine Spaltenöffnung gab es am basalen Bereich zwischen Südostkrater und dem Zentralkrater in den Nuller Jahren. Diese ereignete sich nicht weit vom aktuellen Ausbruchsort entfernt und manifestierte sich zu einer Zeit als der Ätna deutlich aktiver war als jetzt.

Bis jetzt sind es nur einzelne Förderschlote, die auf einer Linie liegen, doch es könnte gut sein, dass sich ein Riss gebildet hat bzw. dabei ist, zu bilden. Die nächsten Stunden könnten interessant werden. Letztendlich könnte die Aktivität auch ein außergewöhnliches Vorspiel zu einem Paroxysmus sein.

Das INGV hat den Alarmstatus für den Flugverkehr auf „Gelb“ erhöht und bestätigt bis jetzt nur eine Aktivität über Hintergrundniveau, ohne auf Details einzugehen. Wahrscheinlich müssen sich die Vulkanologen erst ein wenig sammeln, bevor sie weitere Details bekannt geben.

MIROVA registrierte bereits heute Mittag eine Thermalstrahlung mit 20 MW Leistung. Möglich, dass der Ausbruch bereits zu diesem Zeitpunkt begann und erst mit Einsetzen der Dunkelheit auf den Livecams sichtbar wurde.

Update 20:45 Uhr: Das INGV bestätigte einen Lavastrom und erhöhte den Alarmcode auf „Orange“!

Mount Spurr steigert Seismizität

Seismizität am Mount Spurr seit längerem Erhöht – AVO warnt vor möglichem Vulkanausbruch

Die vulkanische Aktivität am Mount Spurr im US-Bundesstaat Alaska hält weiterhin an. Die anhaltende Unruhe, die sich über einen Zeitraum von zehn Monaten erstreckt, deutet darauf hin, dass neues Magma unter dem Vulkan aufsteigt und ein Ausbruch möglich ist.

Seit April 2024 wird eine zunehmende seismische Aktivität unter dem Vulkan beobachtet, die bis heute anhält. Die wöchentliche Erdbebenrate stieg von durchschnittlich 30 in den Monaten April bis Anfang Oktober auf etwa 125 seit Oktober. Insgesamt hat das Alaska Volcano Observatory während dieser seismischen Phase mehr als 2700 Erdbeben registriert. Das bislang stärkste Ereignis erreichte eine Magnitude von 2,9 und trat am 2. Januar 2025 auf. Parallel zur Steigerung der Erdbebentätigkeit wurde eine Bodenhebung von bis zu 6 Zentimetern festgestellt.

Beim Mount Spurr handelt es sich um einen einem mit Eis und Schnee bedeckten Stratovulkan an der Westseite der Cook Inlet, rund 120 km westlich von Anchorage entfernt. Das Cook Inlet ist eine Bucht im Golf von Alaska, die die Kenai-Halbinsel vom Festland Alaskas trennt.

Der wahrscheinlichste Eruptionsort ist der Crater Peak-Schlot, der zuletzt 1992 und 1953 aktiv war. Der eigentliche Gipfel des Mount Spurr, der vor mehreren tausend Jahren ausbrach, gilt als weniger wahrscheinlich für eine neue Eruption. Frühere Ausbrüche am Crater Peak waren oft explosiv, sodass bei einer erneuten Eruption mit großflächigen Aschewolken und Ascheregen zu rechnen wäre.

Vor einem möglichen Ausbruch erwarten Wissenschaftler verstärkte seismische Aktivitäten, erhöhte Gasemissionen, Oberflächenerhitzung und messbare Bodenverformungen. Diese Anzeichen könnten Tage bis Wochen vor einer Eruption auftreten und frühzeitige Warnungen ermöglichen, allerdings ist dies nicht garantiert.

Das AVO führt derzeit Wartungsarbeiten am Überwachungsnetzwerk durch, um die Datenerfassung zu optimieren. Trotz der laufenden Reparaturen bleibt die aktuelle Überwachung funktionsfähig und erlaubt es, vulkanische Veränderungen zu erkennen. Für die nächsten Tagen ist zudem ein Beobachtungs- und Gasmessflug geplant, von dem sich die Vulkanologen weitere Daten erhoffen, die ein genaueres Bild der Aktivität ermöglichen.

Santorin: Weiteres Erdbeben Mw 5,0

Blick über die Caldera von Santorin. © Marc Szeglat

Erneutes Erdbeben Mw 5,0 im Erdbebengebiet nordöstlich von Santorin

Datum 08.02.25 | Zeit: 09:00:42 UTC | Koordinaten:   36.545 ; 25.597 | Tiefe: 8 km | Mw 5,0
Im nordöstlich von Santorin gelegenen Erdbebengebiet kommt die Erde bzw. der Meeresboden nicht zur Ruhe, denn er wird immer noch von zahlreichen Erdbeben erschüttert. Nachdem es nachts ruhiger geworden war und die Aktivität einen rückläufigen Trend aufwies, kam es morgens dann wieder zu einem stärkeren Erdbeben der Magnitude 5,0. Das Hypozentrum lag in nur 8 Kilometern Tiefe. Laut dem EMSC manifestierte sich der Erdstoß um 09:00:42 UTC bei den Koordinaten Geo-URI 36.545 ; 25.597. Damit lag das Beben ein wenig südlich des Hauptclusters und näher an dem submarinen Vulkan Kolumbos, den ich auf der Shakemap oben mit einem weiß gestrichelten Ellipsoid gekennzeichnet habe. Die eigentliche Kolumbo-Caldera kann man am südwestlichen Ende der Markierung erkennen. Das Ellipsoid schließt die gesamte Vulkankette ein, die in Richtung Nordosten verläuft und einige Bebenmarkierungen mit einschließt, die sich direkt unter der Vulkankette ereigneten.

Inzwischen gibt es von den verschiedenen geophysikalischen Instituten und organisationellen Webseiten Statements zu den Vorgängen im Erdbebengebiet und immer mehr Forscher und Beobachter vertreten die These, dass sich die Mehrzahl der Beben zwar an einer tektonischen Störungszone ereignet, aber dass der Aufstieg bzw. die Migration magmatischer Fluide die treibende Kraft hinter den Erdbeben ist. Sollte sich diese Hypothese bewahrheiten, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Starkbeben mit einer Magnitude größer als 7 ereignen wird, geringer, als wenn es sich um ein rein tektonisches Bebenereignis handeln würde. Doch wenn sich die These überhaupt wissenschaftlich beweisen lassen sollte, dann erst, wenn man eindeutig eine Hebung des Meeresbodens nachweisen kann. Solange kann es natürlich nicht schaden, dass sich der Katastrophenschutz vor Ort auf ein Worst-Case-Szenario vorbereitet. Selbst im Falle eines bestätigten magmatischen Einflusses auf das Bebengeschehen lassen sich Starkbeben nicht ausschließen. Letztendlich besteht sogar ein gewisses Tsunamirisiko.

So ein Tsunami könnte durch eine plötzlich eintretende Fraktur des Meeresbodens verursacht werden, bei der es einen vertikalen Versatz um mehrere Meter gibt. Im Fall eine submarinen Vulkanausbruches könnte es zu einen Hangrutsch kommen. Die Erdbebenregion liegt in einer Host-und Grabenstruktur, die offenbar auch die Spreizungszone eines Rifts enthält. Tatsächlich eine sehr komplexe vulkanotektonische Situation, die viele Szenarien einschließt.

Liparische Inseln: Erdbeben Mw 4,9

Blick über den Krater von Vulcano in Richtung Lipari und Salina. Bild: Marc Szeglat

Mittelstarkes Erdbeben erschüttert Liparischen Inseln nördlich von Sizilien

Gestern Nachmittag bebte es bei den Liparischen Inseln nördlich von Sizilien mit einer Magnitude von Mw 4,9. Das Hypozentrum lag in etwa 10 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde vom GFZ zwischen den Inseln Filicudi und Alicudi im Westen des Archipels verortet. Die Daten, die von den verschiedenen Erdbebendiensten veröffentlicht wurden, weichen teilweise deutlich voneinander ab. So verortete das EMSC das Epizentrum wenige Kilometer westlich von Stromboli und gab eine Magnitude von 5,0 an. Das INGV hingegen berichtet von einer Magnitude ML 4,7, einem Erdbebenherd in 17 Kilometern Tiefe und einem Epizentrum südlich der Inseln Alicudi und Filicudi. Wahrscheinlich sind diese Angaben die genauesten, da in der gleichen Region mehrere Nachbeben registriert wurden, die beim EMSC als eigenständiger Cluster abseits des Hauptbebens erscheinen.

Der Erdstoß war nicht nur auf den Liparischen Inseln deutlich zu spüren, sondern auch entlang der Nordküste Siziliens. Selbst im fast 160 Kilometer entfernten Palermo wurden spürbare Vibrationen gemeldet. Zeugen berichteten darüber beim EMSC.

Eine weitere messbare Auswirkung gab es am Ätna: Das Beben erzeugte auf der Tremorgrafik einen hohen Peak. Danach sackte der bereits zuvor erhöhte Tremor ab und bewegt sich nun etwas oberhalb der Mitte des gelben Bereichs seitwärts. Zuvor sah es so aus, als würde sich der Vulkan auf eine Eruption vorbereiten. War dies möglicherweise einer der Fälle, in denen ein Erdbeben eine Eruption verhindert? Naheliegend ist, dass sich der Erdstoß möglicherweise auf die deutlich näher gelegenen Vulkane Vulcano (43 km) und Stromboli (73 km) auswirken wird. Zuletzt hatte die magmatisch bedingte seismische Aktivität auf Vulcano nachgelassen, nachdem es im vergangenen Frühjahr dort noch Anzeichen für Fluidaufstieg gegeben hatte. Stromboli zeigte zuletzt im Herbst 2024 eine Phase erhöhter Aktivität, ist seitdem aber – abgesehen von sporadischen Lavaüberläufen – ruhiger geworden.

Das aktuelle Beben war tektonisch bedingt und stand mit einer bei Lipari beginnenden Störungszone in Verbindung, die zwischen den Inseln Filicudi und Alicudi verläuft. Das Störungssystem der Liparischen Inseln hat eine Y-Form: Der untere Arm kommt aus Richtung Ätna, verläuft durch die Inseln Vulcano und Lipari und endet vor der Ostküste von Salina. Vor der Küste Liparis zweigen zwei Seitenarme ab: Der östliche verläuft durch Panarea und Stromboli, der westliche – wie beschrieben – in Richtung Filicudi und Alicudi. Zudem gibt es noch kürzere, parallel zu den Hauptarmen verlaufende Störungen.

In den Medien ist zu lesen, dass die italienische Ministerpräsidentin über der Erdbeben informiert wurde. Generell gibt es derzeit im Mittelmeerraum ungewöhnlich viele Erdbeben.