Vulkan-News 25.11.22: Shiveluch

Shiveluch mit Vulkanasche in 4000 m Höhe

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65; 161.36 | Aktivität: Dom

Auf Kamtschatka ist der Shiveluch fleißig und eruptiert Vulkanasche. Sie steigt laut VAAC bis auf eine Höhe von 4000 m auf und driftet in Richtung Osten. KVERT attestiert dem Vulkan eine erhöhte Tätigkeit und weist darauf hin, dass der Dom weiter wächst. MIROVA detektiert eine moderate Wärmestrahlung. Nachts ist Rotglut zu sehen und es gehen glühende Schuttlawinen ab. Die Tätigkeit könnte sich weiter steigern, sodass pyroklastische Ströme entstehen. Das Foto stammt vom 19. November und wurde von Yu. Demyanchuk (KVERT) aufgenommen.


Fuego fördert glühende Tephra 400 m hoch

Staat: Guatemala | Koordinaten: 14.47, -90.88 | Aktivität: Vulcanianisch

Der Ausstoß glühender Tephra hat sich am guatemaltekischen Vulkan Fuego gesteigert. In der Stunde werden zwischen 6 und 10 Explosionen beobachtet, bei denen glühende Tephra bis zu 400 m über den Krater ausgestoßen wird. Vulkanasche erreicht eine Höhe von 4800 m. MIROVA detektierte gestern eine hohe Wärmestrahlung mit 105 MW Leistung.


Suwanose-jima eruptiert Asche bis zu 2400 m hoch

Staat: Japan | Koordinaten: 29.64, 129.72 | Aktivität: Strombolianisch

Der südjapanische Inselvulkan Suwanose-jima ist wieder aktiver geworden und stieß eine Reihe von Aschewolken aus, die bis auf einer Höhe von 2400 m über dem Meeresspiegel aufstiegen. Der Wind verfrachtet die Wolken in östlicher Richtung.


Villarrica mit Wärmestrahlung

Staat: Chile | Koordinaten: -39.42; -71.93 | Aktivität: Strombolianisch

In Chile ist der Villarrica weiter aktiv und emittiert eine moderate Wärmestrahlung, die von MIROVA detektiert wird. Sie hat eine Leistung von 12 MW. Die Seismizität ist erhöht. Am 19. November wurden 26 vulkanotektonische Erdbeben festgestellt. Außerdem gibt es viele langperiodische Erdbeben und Tremorphasen, die auf Magmabewegungen im Untergrund hindeuten. Es könnten strombolianische Eruptionen stattfinden, die aber keine Tephra über den Kraterrand hinauswerfen.

Vulkane Islands am 25.11.22

Im Moment eruptiert kein isländischer Vulkan, doch in den letzten Tagen gab es unter mehreren isländischen Feuerbergen Seismizität, was ich als Anlass nahm, die GPS-Daten zu kontrollieren. Tatsächlich gibt es an mehreren Vulkanen Bodenhebungen um mehrere Zentimeter. Doch der Reihe nach.

Askja mit 43 cm Bodenhebung

Der Vulkan Askja stand letzten Monat öfters in den Schlagzeilen, weil es unter ihm, aber vor allem am Herdubreid, der zum Askja-System gehört, ein starkes Schwarmbeben gab. Inzwischen hat die Seismizität deutlich nachgelassen, wenngleich es Erdbeben gibt. Dafür funktioniert die GPS-Datenübertragung wieder, die seit Anfang Oktober offline war. Man erkennt, dass an der Messstation OLAC die Bodenhebung unverändert anhielt und sich mittlerweile auf 43 cm summierte. Auch der horizontale Versatz ist beachtlich und beträgt an einigen Stationen ca. 10 cm. Da wächst also eine ordentliche Beule in der Caldera. Sollte die Bodenhebung von Magma verursacht werden, dann steht möglicherweise ein größerer Vulkanausbruch bevor. Es ist aber auch möglich, dass andere magmatische Fluide (Gas, Tiefenwasser) für die enorme Bodenhebung verantwortlich sind, ähnlich wie wir es an der Caldera Campi Flegrei erleben. Die nächsten Monate werden uns vielleicht Erleuchtung bringen.

Grimsvötn mit abstürzender Bodendeformation

Südlich der Askja liegt der Grimsvötn. Er befindet sich unter dem Eis von Europas größtem Gletscher, dem Vatnajökull. Die Erdbebentätigkeit ist leicht erhöht, ohne dass es zu einem Schwarmbeben kommt. Bis vorgestern wurde an der Messstation GFUM eine schnelle Bodenhebung von 9 cm gemessen , doch die letzten 2 Messungen zeigten einen ebenso schnellen Absturz der Bodenhebung an. Die nächsten Tage werden zeigen, ob es sich um Fehlmessungen handelt oder ob die scheinbare Bodenhebung einfach so verpuffte und in Subsidenz umgeschlagen ist. In den letzten Jahren gab es mehrere Bodenhebungsphasen und mehr als einmal rechnete man mit einer Eruption. Irgendwann wird sie auch kommen, vielleicht sogar in den nächsten Monaten. Erwähnenswert ist, dass es vorgestern zu einem Beben M 3,0 unter dem benachbarten Vulkan Öræfajökull kam. Hier hatte man bereits 2018 mit einer Eruption gerechnet, die dann aber doch ausblieb.

Katla mit Beben und Deformation

Bei der Katla handelt es sich ebenfalls um einen großen subglazialen Zentralvulkan, der zugleich das Schreckgespenst Islands ist, denn die Eruptionen dort können sich auf Siedlungen in Vulkannähe katastrophal auswirken. An der Messstation AUST wird inzwischen 15 cm Bodenhebung angezeigt. Die Hebungsphase begann erst am 17. November. Für einen so kurzen Zeitraum ist die Hebung beachtlich, vorausgesetzt, es handelt sich nicht um ein Phantom, ähnlich wie es unter Grimsvötn der Fall zu sein scheint.

Es ist auch nicht auszuschließen, dass andere Phänomene die Bodenhebungen unter Katla und Grimsvötn verursachen. So ist in einer Meldung des isländischen Katastrophenschutzes zu lesen, dass es in den letzten Wochen sehr viel regnete und die Böden mit Wasser gesättigt sind. Aktuell erwartet man eine Unwetterfront, die weiteren Starkregen mit sich bringt. In der Folge könnte es zu Hochwasser in den Flüssen kommen. Es ist nicht auszuschließen, dass es zu Wasseransammlungen in subglazialen Kavernen kommt, die die Gletscher anschwellen lassen.

Unauffällig hingegen sind die GPS-Daten von Hekla und den Vulkanen auf Reykjanes. Über das Jahr gerechnet gab es unter Thorbörn nahe der Blauen Lagune zwar eine Bodenhebung, die auch durch die Eruption am Fagradalsfjall nicht abgebaut wurde, doch seit Juni stagniert diese und zeigt einen leicht rückläufigen Trend.

Vulkan-News 24.11.22: Sangay

Sangay mit Asche in 7300 m Höhe

Staat: Ecuador | Koordinaten: -2.00, -78.34 | Aktivität: Vulcanianisch

In Ecuador ist es der Sangay, der Vulkanasche ausstößt. Laut VAAC erreicht sie eine Höhe von 7300 m und wird vom Wind in Richtung Westen verfrachtet. Auf Webcam-Bildern ist zu sehen, dass bei den Eruptionen glühende Tephra gefördert wird, die Schuttlawinen auf der Vulkanflanke verursachen. Außerdem fließt durch die Schlucht auf der Südostflanke ein kurzer Lavastrom. MIROVA detektiert eine Wärmestrahlung mit 159 MW Leistung. Apropos Schlucht: Neue Vermessungen ergaben, dass sie inzwischen bis zu 640 m breit ist und eine Fläche von 1,2 Quadratkilometern hat. Sie entstand infolge der Eruption, die im Jahr 2019 begann. Darüber hinaus entstanden durch den Regen der letzten Tage Laharen.


Popocatepetl eruptierte glühende Tephra

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Emissionen

Nahe der mexikanischen Hauptstadt ist der Popocatepetl weiter aktiv und eruptiert Vulkanasche. Laut VAAC erreicht sie eine Höhe von 6700 m und driftet in Richtung Norden. CENAPRED berichtete gestern von 104 Asche-Dampf-Exhalationen, 19 Minuten Tremor und einem vulkanotektonischen Erdbeben. Auf Sentinel-Bildern erkennt man eine thermische Anomalie. Das Bild stammt von einer Webcam und wurde vorgestern aufgenommen. Zu sehen ist, dass bei einer Eruption glühende Tephra ausgestoßen wurde, die auf der Flanke des Vulkans landete.


Nyamuragira ist heiß

Staat: DRK | Koordinaten: -1.41, 29.20 | Aktivität: Lavadom

Der Virunga-Vulkan Nyamuragira bleibt aktiv und emittierte eine moderate Wärmestrahlung mit 188 MW Leistung, die gestern bei MIROVA angezeigt wurde. Auf Sentinel-Aufnahmen erkennt man zwischen den Wolken mehrere kleine Hotspots, die sich in der Caldera verteilen. Es könnte zu mehreren kurzen Lavaströmen gekommen sein.


Santiaguito mit 600 m hohen Aschewolken

Staat: Guatemala | Koordinaten: 14.76, -91.55 | Aktivität: Dom

In Guatemala berichtet INSIVUMEH, dass es am Santiaguito zu mehreren schwachen bis moderaten Ascheeruptionen gekommen ist. Asche stieg dabei bis zu 600 m über die Kraterhöhe auf. Das VAAC detektierte die Aschewolken offenbar nicht. Außerdem extrudiert weiterhin Lava am Dom, die über einen extrem zähen Lavastrom abfließt. Es entstehen Schuttlawinen.

Erdbeben-News 24.11.22: Jan Mayen

Erdbeben Mw 5,1 am Mittelatlantischen Rücken östlich von Jan Mayen

Datum: 23.11.22 | Zeit: 17:04:27 UTC | 72.63 N ; 3.45 E | Tiefe: 2 km | Mw 5,1

Heute blieben bis jetzt die ganz starken Erdbeben aus, wie wir sie in den letzten Tagen zum Neumond erlebten. Dennoch gab es einige bemerkenswerte Erschütterungen am Mittelatlantischen Rücken im Bereich der Norwegischen See. Das stärkste Beben hatte hier gestern Abend eine Magnitude von 5,1. Das Hypozentrum befand sich in nur 2 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 587 km westlich von Andenes in Norwegen verortet. Während diese Beben noch ein gutes Stück von der Vulkaninsel Jan Mayen entfernt lagen, gab es 2 Beben Mb 4,9 und Mb 4,7, die sich in 120 km Entfernung zur Nordostküste von Jan Mayen manifestierten. Die Hypozentren lagen 11 und 10 km tief.

Wenn ich hier so lapidar schreibe, dass sich die Erdbeben am Mittelatlantischen Rücken ereigneten, dann ist das nicht so ganz richtig. Genaugenommen handelt es sich bei diesem Teil des Mittelozeanischen Rückens um den Mohn-Rücken, der ausgehend von Jan Mayen Richtung Nordosten nach Nordnorwegen verläuft, um dann in nördlicher Richtung abzudrehen. In der Kurve ändert der Mohn-Rücken abermals seinen Namen und heißt nun Knipovich-Rücken. Er verläuft parallel zu Spitzbergen.

Jan Mayen ist seinerseits ein Kreuzungspunkt, indem der Kolbeinsey-Rücken und der Jan Mayen Rücken münden. Während der Kolbeinsey-Rücken von Island ausgeht und eine Weiterführung des Reykjanes-Rückens darstellt, beginnt der Jan Mayen-Rücken erst nordöstlich von Island. Hinzu kommt noch die Jan-Mayen-Fracture-Zone, die ebenfalls das Erdbebengeschehen der Region beeinflusst. Zwischen den ganzen Spreizungszonen der Mittelozeanischen Rücken entstanden mehrere Becken. Der Mohn-Rücken trennt das Grönland-Becken vom Lofot-Becken, während der Jan Mayen-Rücken das Norwegen-Becken vom Island-Plateau trennt. Tatsächlich geht man heute davon aus, dass Jan Mayen auf einer eigenen Mikroplatte liegt. Eigentlich verwunderlich, dass es hier nicht öfters bebt und dass der Beerenberg-Vulkan auf Jan Mayen seit 1971 ruhig ist.

Ol Doinyo Lengai: Neuer Bericht und thermische Anomalie

Der Krater des Vulkans Ol Doinyo Lengai. © Nico Bernd

Es ist gut ein Dreivierteljahr her, als mich ein Bericht von einer Besteigung des entlegenen Vulkans Ol Doinyo Lengai in Tansania erreichte, doch nun waren wieder ein paar Leute dort und brachten Augenzeugenberichte der Aktivität mit.

Aktivität am Ol Doinyo Lengai hält an

Die Bedingungen im Riftvalley scheinen stabil zu sein, auch wenn die Dürre in Kenia und Tansania weiter anhält. Nico Bernd erwähnte in seinem Bericht allerdings leichten Nieselregen, der ausgerechnet während des Aufstiegs anfing und es könnte ein Zeichen dafür sein, dass nun doch bald die Regenzeit beginnt. Während der Regenzeit verwandeln sich die Pisten zum Vulkan in Schlammbahnen und sind entweder nicht passierbar oder nur unter großen Strapazen für Mensch und Material. Doch Nico und seine Begleitung hatten Glück und schafften den steilen Aufstieg, der mitten in der Nacht begann und mehr als 4 Stunden dauerte. Gegen 4 Uhr standen sie dann auch auf dem Kraterrand und hörten das Brodeln der Lava und einen kleinen Lavajet. Seine extrem schwache Rotglut ließ sich nur erahnen. Als es hell wurde, sah man keine Lava-Aktivität mehr im Krater, konnte aber weiterhin brodelnde Lava hören, die aus den fast geschlossenen Hornitos an die Ohrenzeugen drang.

Auf den Fotos von Nico erkennt man, dass es erst vor kurzem einen größeren Lavaüberlauf gegeben haben muss, denn fast der ganze Kraterboden ist von recht frischer Lava bedeckt. Im Zentrum des Kraters befindet sich ein großer Cluster aus niedrigen Hornitos. Die Hornitos an den Rändern des Clusters sehen inaktiv aus. In der Mitte befinden sich 4 frische Hornitos. Sie müssen sich nach dem letzten großen Lavaüberlauf gebildet haben. Der Überlauf entstand, als es zum Kollaps der zentralen Struktur kam, an dessen Stelle nun die neuen Hornitos gewachsen sind. Der rechte Hornito hat mehrere Risse und wird bald kollabieren.

Die kleine Gruppe machte sich eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang wieder auf den Abstieg und um 9 Uhr waren sie wieder am Jeep. Eine echt harte Sonnenaufgangstour, die natürlich nur eine geringe Chance bot, Eruptionen zu sehen.

Thermalaufnahmen von Sentinel zeigen, dass der Vulkan wieder aktiver geworden ist. Anfang des Monats war kein thermisches Signal zu sehen gewesen, aber in den letzten Tagen zeigten sich vergleichsweise ausgeprägte Anomalien.

Drei Erdbeben M größer 3 unter isländischer Katla

3 Erdbeben mit Magnituden größer als 3 erschüttern auf Island Gletschervulkan Katla

Datum: 22.11.22 | Zeit: 19:55:15 UTC | 63.65 ; -19.14 | Tiefe: 0.1 km | Mb 3,9

Gestern Abend gab es einen kleinen Erdbebenschwarm unter dem südisländischen Gletschervulkan Katla. Insgesamt wurden 14 Beben registriert. Drei davon hatten Magnituden im 3er-Bereich. Das stärkste Beben brachte es auf Mb 3,9 und hatte ein Hypozentrum in nur 100 m Tiefe. Das Epizentrum wurde 5.6 km ost-nordöstlich von Goðabunga verortet und lag im Nordteil der subglazialen Caldera. Zwei weitere Erdstöße hatten die Magnituden 3,8 und 3,5. Insgesamt 5 Erdstöße hatten Magnituden im 2er-Bereich. Die Erdbeben lagen alle in geringen Tiefen. Als Auslöser kommen Fluidbewegungen infrage, aber auch Boden- bzw. Eissetzungen. Tatsächlich werden an 2 GPS-Messstationen Bodenhebungen angezeigt, was auf Inflation magmatischer Fluide hindeutet. An der Station AUST, die sich in der Nähe der Epizentren befindet, hob sich der Boden seit der letzten Woche um 7 Zentimeter. Seit Mai waren es gut 13 cm Bodenhebung. Ein weiteres Indiz dafür, dass sich unter der Caldera Magma sammelt. Statistisch gesehen ist Katla seit einigen Jahren überfällig und man wartet vor Ort besorgt auf einen Vulkanausbruch. Der letzte manifestierte sich im Jahr 1918 und brachte es auf einen VEI 4. Der Vulkan ist auch in der Lage noch stärkere Eruptionen zu erzeugen. So soll der Ausbruch von 1755 einen VEI 5 gehabt haben. Natürlich wurden Gehöfte und Siedlungen in Vulkannähe damals stark in Mitleidenschaft gezogen. Heute fürchtet man zudem um den Flugverkehr, denn der Nachbarvulkan Eyjafjallajökull hatte bei seinem Ausbruch 2010 den Flugverkehr über weite Teile Europas lahmgelegt, da er eine besonders feinkörnige Asche erzeugte, die sich mit dem Wind weit verbreitete. aber spätestens seit der Pandemie sollten Flugverbote ein wenig an Schrecken verloren haben, denn wir haben ja gelernt, dass es auch ohne das Fliegen geht.

Auch im Norden von Island gab es 4 Erdbeben mit Magnituden ab 3 Das Stärkste brachte es auf Mb 3,2. Sie ereigneten sich an der Tjörnes-Fracture-Zone. Dort gab es insgesamt 41 Beben innerhalb von 48 Stunden.

Erdbeben löst in Türkei Panik aus

Erdbeben Mw 6,0 bei Istanbul

Datum: 23.11.22 | Zeit: 01:08:14 UTC | 40.83 N ; 31.00 E | Tiefe: 07 km | Mw 6.0

Heute Nacht kam es in der Region um Istanbul zu einem starken Erdbeben der Moment-Magnitude 6,0. Das Epizentrum wurde 14 km west-südwestlich von Düzce verortet. Istanbul liegt gut 100 km westlich des Epizentrums. Das Hypozentrum lag in nur 7 km Tiefe. Daher war das Erdbeben an der Erdoberfläche besonders stark zu spüren gewesen. Zahlreiche Anwohner gerieten in Panik, sprangen nachts aus den Betten und weiter aus den Fenstern, oder rannten auf die Straßen. Infolge der Panik verletzten sich mindestens 35 Personen. In den Medien ist von einem Schwerverletzten die Rede. Todesopfer gab es bislang nicht. Der Bürgermeister der Provinzhauptstadt Düzce, Faruk Özlü teilte via Twitter mit, dass es nur leichte Gebäudeschäden gab. Der Erdstoß manifestierte sich um 04:08 Uhr Ortszeit und war nicht nur in der gesamten Region Istanbul deutlich zu spüren gewesen, sondern auch in der türkischen Hauptstadt Ankara.

Tektonischer Hintergrund des Erdbebens

Die Angst vor starken Erdbeben ist in der Region Istanbul besonders groß, denn hier befindet sich ein Bebenspot, an dem es bereits besonders oft zu Starkbeben mit Magnituden im 7er Bereich kam, bei denen Hunderte oder sogar Tausende Menschen starben. Dabei erscheinen die Erdbeben in Serien, worauf ich bereits Anfang November hinwies, als es bei Izmir zu einem Erdbeben M 4,9 kam. Im Jahr 1999 ereignete sich dort eine Katastrophe mit 18.373 Todesopfern. Im gleichen Jahr bebte es auch in dem heute betroffenen Düzce mit Mw 7,2. Damals starben fast 900 Menschen. Die Zerstörungen aus früheren Jahren könnten ein Grund sein, warum das aktuelle Erdbeben nur geringe Schäden verursachte: die neuen Gebäude sind deutlich robuster gebaut und halten den Erdstößen besser stand. Große Gebäude wurden erdbebensicher gebaut. Trotzdem fürchtet man sich gerade in Istanbul vor einem Starkbeben, da es dort eine seismische Lücke gibt.

Die Erdbeben in der Region Istanbul stehen im Zusammenhang mit der großen nordanatolischen Verwerfung. Sie grenzt die Anatolische Mikroplatte im Zentrum der Türkei gegen die Eurasische Platte ab. Die Grenze im Süden wird von der südanatolischen Verwerfung gebildet. Sie trennt die anatolische Platte von der arabischen Platte.

Antikorrelative Interaktion zwischen Mauna Loa und Kilauea

Poland, M. P., Miklius, A. & Montgomery-Brown, E. Magma supply, storage, and transport at shield-stage Hawaiian volcanoes. Charact. Hawaii. Volcanoes 179, 179–234 (2015).
Karte von Mauna Loa und Kilauea. © Poland, M. P., Miklius, A. & Montgomery-Brown, E.

Studie weist Wechselwirkung zwischen Mauna Loa und Kilauea nach

Eine weitere Studie zum Thema Vulkanismus ist in diesen Tagen erschienen. Sie wurde von Forschern von INVOLCAN und CNR-IREA durchgeführt und hatte die beiden hawaiianischen Vulkane Mauna Loa und Kilauea zum Forschungsobjekt. Obwohl beide Vulkane als eigenständig gelten, wurde schon lange vermutet, dass sich die Vulkane gegenseitig beeinflussen, doch einen Nachweis dafür gab es bis jetzt nicht. Statistiken zeigen, dass es eine Wechselwirkung zwischen den beiden Vulkanen geben könnte, denn wenn der eine Feuerberg aktiv ist, ruht der andere meistens. In der Studie mit dem Titel „Elastische Wechselwirkung zwischen Mauna Loa und Kilauea, nachgewiesen durch unabhängige Komponentenanalyse“ verwendeten die Wissenschaftler Daten der Satelliteninterferometrie des Zeitraums 2003-2010 und untersuchten sie mit einer mathematischen Methode, die als Analyse der unabhängigen Komponenten bekannt ist. Das so entstandene mathematische Modell der Vulkanaktivität zeigt, dass es eine Antikorrelation der Aktivität gibt: Meistens verhält es sich so, dass sich der Boden des einen Vulkans senkt, während sich der Untergrund am anderen Vulkan hebt. Es sieht so aus, als würden die beiden Vulkane miteinander kommunizieren. Diese Kommunikation ist ein Effekt der elastischen Verformung der Erdkruste. Im Untergrund beider Vulkane sitzen mehrere vertikal angeordnete Magmenkörper. Immer wenn sich der flach-liegende Magmenkörper unter einem der beiden Vulkane füllt, dehnt sich auch das umliegende Krustengestein aus und verengt den Aufstiegskanal des Magmas unter dem anderen Vulkan und würgt ihn praktisch ab.

Der regelmäßige vulkane.net Leser weiß aber auch, dass in den letzten Monaten sowohl am Kilauea als auch am Mauna Loa Bodenhebungen detektiert werden. Laut der Analyse der Wissenschaftler dürfte das eigentlich nicht geschehen, oder doch? In ihrer Arbeit weisen die Forscher darauf hin, dass es auch Magmen-Aufstiegswege am Kilauea zu geben scheint, die nicht von der beschriebenen Wechselwirkung betroffen sind. Die Förderkanäle unter dem Kilauea sind komplexer aufgebaut als unter dem Mauna Loa, obwohl das der ältere und größere Feuerberg ist. So ist es durchaus möglich, dass beide Vulkane zugleich ausbrechen könnten. Wir können gespannt sein, ob der Kilauea seine Aktivität nicht doch einstellt, sobald der Mauna Loa wieder aktiv werden wird.

Subsidenz am Kilauea

Interessant ist, dass die Erdbebenaktivität und die Bodendeformation am Kilauea in den letzten Tagen deutlich nachgelassen haben. Tatsächlich zeigen die Tiltmeter eine Subsidenz an, obwohl der Lava-Ausstoß im Halema’uma’u-Krater nicht größer geworden ist. Am Mauna Loa hingegen ist der aktuelle Trend antikorrelativ und Seismizität und Bodenhebung bleiben erhöht. (Quelle: nature.com)

Vulkan-News 22.11.22: Takawangha

Aleuten-Vulkan Takawangha auf Alarmstufe Gelb

Staat: USA | Koordinaten: 51.87, -178.01 | Aktivität: Seismsich

Das AVO erhöhte für den Takawangha die Alarmstufe auf „gelb“. Grund hierfür ist ein Schwarmbeben, das am 17. November begann. In einer Tiefe zwischen 3 und 6 km wurden zahlreiche vulkanotektonische Erdbeben detektiert. Einige hatte Magnituden zwischen 2 und 3 und wurden wahrscheinlich durch aufsteigendes Magma verursacht. Die anderen Geophysikalischen Parameter blieben unauffällig.

Takawangha ist ein 1449 m hoher Komplexvulkan auf der entlegenen Aleuten-Insel Tanaga. Es gibt 4 Krater, aus denen es in den letzten 1000 Jahren Ascheeruptionen gab. Zudem wurden Lavaströme eruptiert. Das AVO weist darauf hin, dass das Vulkangebäude aufgrund hydrothermaler Aktivität instabil sein könnte. Bei größeren Eruptionen besteht also eine besondere Gefahr von Kollaps-Ereignissen, die Tsunamis auslösen könnten.


Santiaguito eruptiert Lavastrom

Staat: Guatemala | Koordinaten: 14.76, -91.55 | Aktivität: Dom

In Guatemala bleibt der Domvulkan Santiaguito aktiv und extrudiert Lava am Dom. Dampfwolken steigen bis zu 600 m hoch auf und es gibt schwache bis mäßig-starke Ascheeruptionen. Die am Dom extrudierte Lava füttert einen zähen Lavastrom, der in den letzten Monaten bis in bewaldete Gebiete am Fuß des Vulkans vorgedrungen ist. Am Lavastrom kommt es zu Kollaps-Ereignissen, die Lawinen auslösen. Außerdem wird vor heißen Dampfaustritten gewarnt, die sich zu kleinen Explosionen steigern könnten.


Ätna mit Erdbeben

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Fumarolisch

Am Ätna auf Sizilien steigerte sich die Seismizität etwas. Auffällig sind 7 schwache Beben, die sich in den letzten Tagen unter der Pinetta Ragabo auf der Ätna-Nordflanke ereigneten. Die Erdbebenherde lagen sehr flach. In der Gegend verläuft die Pernicana-Störungszone, die empfindlich auf Magmenintrusionen reagiert. Auf der Shakemap sieht man auch noch das Schwarmbeben, das vor der Magmenintrusion letzter Woche auftrat. In diesem Monat wurden insgesamt 121 Erdbeben unter dem Ätna registriert. Der seismisch aktivste Monat in diesem Jahr war der Januar, mit 167 Erschütterungen.