Poás: Eruption am 20. Oktober

Eruption am Poás fördert Aschewolke und glühende Tephra – Alarmstufe „Gelb“ wir aufrecht gehalten

In Costa Rica ist der Vulkan Poás erneut ausgebrochen. Das geht aus einer Meldung des zuständigen Observatoriums OVISCORI-UNA hervor. Demnach kam es am Abend des 20. Oktobers um 19:47 Uhr Lokalzeit zu einer Explosion, die glühende Tephra 100 m und Vulkanasche gut 500 m über den Schlot aufsteigen ließ. Eine Gefahr für die Bevölkerung bestand nicht, doch da die Besucherterrasse am Kraterrand wieder geöffnet ist, könnten Vulkanspotter durch überraschende Ausbrüche in Gefahr geraten.




Poás. © OVISCORI UNA

Der Poás begann vor gut einem Jahr, seine Aktivität zu steigern, und erreichte im Frühjahr einen Aktivitätshöhepunkt. Seit Mai ist die Aktivität deutlich zurückgegangen und im Sommer wurde die erwähnte Aussichtsplattform für Besucher des Nationalparks wieder geöffnet. Doch ganz beruhigt hatte sich der Poás noch nicht: Obwohl in der vergangenen Woche ein leichter Rückgang des vulkanischen Tremors verzeichnet wurde, bewegte er sich immer noch auf einem erhöhten Niveau. Gleichzeitig registrierten die Messstationen eine Zunahme langperiodischer seismischer Ereignisse sowie fünf vulkantektonische Beben.

Geodätische Messungen deuten auf eine leichte Kontraktion und Absenkung des Vulkangebäudes hin. Bei den Gasemissionen zeigten sich nur geringe Veränderungen: Das durchschnittliche Verhältnis von Schwefeldioxid zu Kohlendioxid (SO₂/CO₂) stieg leicht auf 2,3 ± 0,8, während das Verhältnis von Schwefelwasserstoff zu Schwefeldioxid (H₂S/SO₂) weiterhin sehr niedrig blieb. Die ExpoGAS-Station am Besucheraussichtspunkt erfasste mit maximal 4,1 ppm SO₂ eine moderate Schwefeldioxid-Konzentration, und die DOAS-Stationen meldeten einen Schwefeldioxidausstoß von 165 ± 131 Tonnen pro Tag. Es wurden ähnliche Werte wie in der Vorwoche registriert.

Satellitendaten bestätigten die anhaltende Aktivität: Sie zeigten atmosphärische SO₂-Mengen von meist über 100 Tonnen, mit einem Spitzenwert von 658 Tonnen am 14. Oktober. Der Wasserspiegel des Kratersees stieg infolge starker Regenfälle um rund 0,8 Meter an. Normalerweise ist der Poás bei einem niedrigen Seespiegel aktiver als bei einem hohen. Von daher ist die aktuelle Explosion besonders bemerkenswert.

Taftan: Studie zur Bodendeformation im letzten Jahr

Als erloschen geltender Vulkan im Iran regt sich – Bodenhebungsphase des Taftan genauer untersucht

Fast eine Dreiviertelmillion Jahre ruhte der Taftan im Südosten des Irans, bevor er sich im letzten Jahr zu regen begann. Eine Studie, die jüngst in den Geophysical Research Letters veröffentlicht wurde, beleuchtet nun die Hintergründe der Hebungsphase und liefert genauere Daten, als damals zum Zeitpunkt der aktuellen Berichterstattung zur Verfügung standen.

Zwischen Juli 2023 und Mai 2024 registrierten Geoforscher mithilfe von Satellitenradardaten eine anhaltende Bodenhebung von bis zu 11 Zentimetern im Gipfelbereich des Taftan. Mit der hochauflösenden InSAR-Technik konnten selbst minimale Bewegungen des Untergrunds erfasst werden. Ein neu entwickeltes Verfahren, das sogenannte Common-Mode-Filtering, half nun, am Computer atmosphärische Störsignale aus den Satellitendaten herauszufiltern und so die Hebung präzise zu bestimmen.

Die Analysen zeigen, dass die Quelle der Deformation in nur etwa 500 bis 600 Metern Tiefe unter dem Gipfel liegt und somit deutlich oberhalb der alten Magmareservoire, die in drei bis neun Kilometern Tiefe vermutet werden. Erdbeben oder außergewöhnlicher Wassereintrag in Form von Niederschlägen als mögliche Ursachen konnten ausgeschlossen werden. Stattdessen deuten die Modelle auf eine Druckbeaufschlagung im flachen Untergrund hin, möglicherweise verursacht durch eingeschlossene Gase oder aufsteigende hydrothermale Fluide.

Parallel zur Bodenhebung wurde eine verstärkte fumarolische Aktivität festgestellt: Schwefelhaltige Dämpfe traten aus Rissen am Gipfel des Vulkans aus. Sogar in 50 Kilometer entfernten Ortschaften beschwerte sich Anwohner über übelriechende Gase. Diese Kombination aus Gasfreisetzung und Bodenhebung spricht laut den Forschenden für eine Reorganisation des hydrothermalen Systems oder sogar für eine kleinere magmatische Intrusion in größerer Tiefe.

Ein unmittelbarer Ausbruch ist nach Meinung der Forscher zwar unwahrscheinlich, doch der Befund zeigt, dass der Taftan keineswegs erloschen ist. Vielmehr scheint er in eine neue Aktivitätsphase einzutreten, deren Verlauf derzeit unvorhersehbar ist.

Die Studie ist ein Weckruf für die Region: Die Forschenden empfehlen, den Taftan künftig regelmäßig zu überwachen und als „potenziell aktiven Vulkan“ zu klassifizieren.

Die Studie verdeutlicht auch, dass die bis dato gültige Klassifizierung erloschener Vulkane nicht länger haltbar ist. Bis jetzt gilt ein Vulkan als erloschen, wenn er länger als 10.000 Jahre lang nicht ausbrach. Und nein, es ist kein Zombievulkan!

(Quelle: https://doi.org/10.1029/2025GL114853. Hauptautor der Studie: Mohammadhossein Mohammadnia (Universität Hongkong))

Island: Erdbeben Mb 4,4 rockt Katla

Katla auf Island von starkem Erdbebenschwarm erschüttert  -Stärkste Magnitude Mb 4,4

Die subglaziale Caldera Katla, die unter dem Gletscher Mýrdalsjökull auf Island liegt, wird seit heute Vormittag, 10:27:49 Uhr UTC, von einem Schwarmbeben erschüttert. Das Initialbeben hatte eine Magnitude von 3,3. Wenig später ereignete sich ein Beben Mb 3,4. Das stärkste Beben manifestierte sich um 10:51:22 UTC und hatte eine Magnitude 4,4. Die Herdtiefe wird mit 100 m unter dem Meeresspiegel angegeben. Insgesamt besteht der Schwarm bis jetzt aus über 30 Beben.




Es ist einer der stärksten Schwärme der letzten Monate unter Katla. Ähnlich hohe Magnituden wurden zuletzt im Mai und Juni 2023 erreicht. Damals rechnete man bereits mit einem bevorstehenden Ausbruch, auf den wir bekanntermaßen immer noch warten. Dennoch könnten sich seitdem kleinere Ausbrüche unter dem Eis ereignet haben, die Gletscherläufe verursachten. Auch dieses Mal ist es nicht ausgeschlossen, dass sich ein kleiner Ausbruch ereignet, obwohl ich vor einer Eruption deutlich stärkere Erdbebenschwärme erwarten würde.

Eine erhöhte elektrische Leitfähigkeit im Wasser der Flüsse am Mýrdalsjökull wurde bis jetzt nicht gemessen, von daher ist es unwahrscheinlich, dass die Beben mit einem sich anbahnenden Gletscherlauf in Verbindung stehen.

Da der Vulkan vom mächtigen Eispanzer des Myrdalsjökull bedeckt ist, ist es schwierig, die genaue Höhe der Caldera unter dem Eis zu bestimmen. Der Myrdalsjökull ist ca. 1500 m hoch, der Eispanzer im Zentrum des Gletschers soll ca. 750 m mächtig sein. Demnach liegt der Calderaboden auf etwa 750 m über dem Meeresspiegel. Die große Eisbedeckung verhindert direkte Beobachtungen des vulkanischen Geschehens und erschwert Messungen. Daher ist vieles, was wir vom Zustand dieses Vulkans zu wissen glauben, Spekulation.

Campi Flegrei: Neue Studie belegt erhöhtes Ausbruchsrisiko

Ausbruchsgefahr der Campi Flegrei größer als bisher angenommen – Daten alter Studien widerlegt

Eine aktuelle Studie italienischer Vulkanologen stellt die bisherige Interpretation der Hebungs- und Senkungsphasen im Gebiet der Campi-Flegrei-Caldera bei Neapel grundlegend infrage – und lässt den Schluss zu, dass die derzeitige vulkanische Unruhe stärker mit magmatischen Prozessen verknüpft ist, als bislang angenommen.




Marcellum. © Marc Szeglat

Das internationale Forscherteam um Mauro Rosi und Flora Giudicepietro vom Istituto Nazionale di Geofisica e Vulcanologia (INGV) veröffentlichte seine Ergebnisse im Fachjournal Geology. Sie zeigen, dass frühere Radiokarbondatierungen fossiler Meeresbewohner – vor allem von Bohrmuscheln und Röhrenwürmern, die am römischen Macellum von Pozzuoli (Serapeo) gefunden wurden – stark verfälscht waren. Jahrzehntelang galten diese Messungen als Beweis für mehrere „nicht-eruptive“ Hebungs- und Senkungsphasen der Küste im Mittelalter. Bei diesen Phasen soll das Marcellum mehrmals so weit abgesenkt worden sein, dass es unter Wasser geriet und sich die Meeresbewohner dort ansiedelten. Das Argument mehrerer nicht-eruptiver Hebungsphasen diente oft zur Beruhigung: Wenn sich die Caldera damals mehrfach hob und senkte, ohne auszubrechen, müsse das heutige Bodenbeben nicht gefährlich sein. Doch genau diese Annahme fällt nun in sich zusammen.

Die neuen Analysen belegen, dass die Radiokarbon-Daten durch CO₂ aus der nahegelegenen Thermalquelle Cantarello, verfälscht wurden. Dieses Gas stammt aus großer Tiefe, enthält kein ¹⁴C und täuschte dadurch ein viel höheres Alter der organischen Proben vor. Bei den neuen Analysen wurden Fossilien von Meeresbewohnern mit jenen des Marcellums verglichen, die in einer Grotte bei Rione Terra gefunden wurden, jenem Ort, der im Zentrum der heutigen Hebungsphase liegt und sich nur einige hundert Meter vom Marcellum entfernt befindet.  Das bedeutet: Die vermeintlich alten Hebungsphasen hat es nie gegeben. Stattdessen gab es in den vergangenen zwei Jahrtausenden nur eine dokumentierte großräumige Hebung – jene, die der Eruption des Monte Nuovo im Jahr 1538 vorausging.

Damit rückt die aktuelle Aktivität der Campi Flegrei in ein neues Licht. Seit 1950 hob sich der Boden der Caldera in mehreren Phasen um insgesamt rund vier Meter. Begleitet wird dies von zunehmender Seismizität und ansteigenden Gasemissionen. Bislang wurde diese Entwicklung teilweise als „Bradyseismus“ ohne unmittelbare Eruptionsgefahr gedeutet. Die neue Studie legt jedoch nahe, dass die gegenwärtige Hebung – ähnlich wie im 15. Jahrhundert – durch aufsteigendes Magma verursacht wird. Andere Studien zeigten in den letzten Wochen bereits, dass ältere Hebungsphasen entweder nicht stattgefunden hatten oder bereits zur Hebungsphase gehörten, die in der Monte-Nuovo-Eruption gipfelte.

Die Forscher warnen, dass die Wahrscheinlichkeit eines künftigen Ausbruchs damit höher einzuschätzen ist als bisher angenommen. Zwar lasse sich kein Zeitpunkt vorhersagen, doch alle geochemischen und geophysikalischen Indikatoren sprächen für eine erneute Magmazufuhr in das flache Fördersystem. „Unsere Ergebnisse sind ein Weckruf“, so Giudicepietro. „Die Campi Flegrei befinden sich in einer kritischen Phase, die größte Aufmerksamkeit verdient.“

Ich persönlich vertrete schon seit einigen Jahren den Standpunkt, dass wir es in den Campi Flegrei mit einem wachsenden Eruptionsrisiko zu tun haben, und halte die alten Modelle zum Phänomen des Bradyseismus für wissenschaftlich überholt. Die Anhänger dieser These ergehen sich in komplizierten Konstrukten hinter dem Phänomen, anstatt zu akzeptieren, was man in der Caldera und besonders in der Solfatara überall sieht: Die Spuren der Kräfte des Vulkanismus sind allgegenwärtig, und was sonst als Magma sollte der Motor hinter der Bodenhebung sein?

(Quelle: https://doi.org/10.1130/G53578.1)

Vulkaneifel: Schwaches Erdbeben nahe Laacher-See-Vulkan

Schwaches Erdbeben Mb 0,9 nordöstlich des Laacher-See-Vulkans bei Niederzissen in der Vulkaneifel

Heute Nacht um 02:41:47 Uhr Lokalzeit ereignete sich in der Vulkaneifel ein weiteres Erdbeben. Es hatte eine Magnitude von 0,9 und ein Hypozentrum in nur 3 Kilometern Tiefe. Das EMSC verortete den schwachen Erdstoß 14 km westlich von Andernach. Tatsächlich lag er 1500 m nördlich von Niederzissen und in unmittelbarer Nähe zum Bausenberg. Auch das kleine Rodder Maar liegt in der Nähe. Der bekanntere Laacher-See-Vulkan liegt knapp 7 Kilometer entfernt.




Erdbeben Mb 0,9. © EMSC

Beim Bausenberg handelt es sich um einen Schlackenkegel, dessen Gipfelhöhe sich auf 340 m Höhe befindet. Der Vulkan brach vor gut 140.000 Jahren aus. Bei der Eruption wurde relativ dünnflüssige Basaltlava gefördert, die nach einer explosiven Initialphase Lavafontänen hervorbrachte. Diese speisten einen Lavastrom, der in das Brohtal abfloss. Ich habe eine besondere Verbindung zu diesem Lavastrom, der heute von Sedimenten bedeckt ist: Vor gut 35 Jahren habe ich ihn mit einigen Kommilitonen zusammen mit Hilfe geoelektrischer Methoden kartiert. Abends saßen wir in unserem Zeltlager am Laacher-See-Vulkan am Lagerfeuer und sinnierten darüber, ob die Vulkane der Eifel jemals wieder ausbrechen werden. Heute mehren sich die Indizien, dass der Eifelvulkanismus tatsächlich wieder aufleben könnte.

Das Erdbeben stand nicht in direktem Zusammenhang mit dem Schwarmbeben am Südwestufer des Laacher-See-Vulkans von vor 2 Wochen. Es ereignete sich auf der verlängerten Linie der Swistal-Störung, die bei Meckenheim endet, wo es vor wenigen Wochen ebenfalls eine schwache Erschütterung gab.  Von daher könnte es sich um ein tektonisches Beben gehandelt haben. Andererseits gibt es im Unteren Brohtal einen kohlendioxidreichen Sauerbrunnen, der darauf hinweist, dass im Untergrund Fluide magmatischen Ursprungs unterwegs sind, die ebenfalls für das Beben mitverantwortlich sein könnten.

Diskussionsstoff bot auch das Beben vom 15. Oktober, das südöstlich des Laacher-See-Vulkans detektiert wurde. Es hatte eine Magnitude von 1,5 und manifestierte sich in gut 25 Kilometern Tiefe. Während Erdbebenexperte Jens Skapski davon ausging, dass das Beben ein Frequenzmuster eines DLF-Bebens aufwies, veröffentlichte das GFZ letzte Woche ein Statement, dass man eher nicht davon ausgeht, dass es sich um eines jener tiefen Erdbeben handelte, die durch Fluidbewegungen entstehen. Allerdings hatte man die Frequenzanalysen noch nicht komplett abgeschlossen.

Dass dieses Erdbeben eine Kontroverse verursacht hat, hat seine Gründe: Bislang traten DLF-Erdbeben in Tiefen von mehr als 30 Kilometern auf. Sollte das Beben in 25 Kilometern Tiefe eines jener DLF-Beben gewesen sein, würde es anzeigen, dass die Fluide weiter Richtung Oberfläche migrieren.

Dukono auf Halmahera eruptiert fluide Vulkanasche

Drohne filmt: Vulkan Dukono eruptiert „fluide Vulkanasche“

Der Dukono auf Halmahera ist einer der aktivsten Vulkane des indonesischen Archipels und als wahre Dreckschleuder bekannt: Wer den Vulkan besteigt, kommt schon früh mit der Asche in Kontakt, denn sie bedeckt die Blätter des dichten Buschwerks, das den schmalen Pfad säumt. Der Vulkanwanderer streift die Asche unweigerlich ab und sie vermischt sich mit dem Schweiß, der in dem feuchtwarmen Klima aus jeder Pore quillt. Das Resultat ist selten ästhetisch. 

Fluide Vulkanasche. © André Müller

So dürfte es auch Vnet-Leser André gegangen sein, als er sich vor wenigen Tagen zum Krater des gut 1230 m hohen Dukono durchgekämpft hat. Dort ließ er seine Drohne aufsteigen, um die Eruptionen zu dokumentieren. Doch anstelle sporadischer Explosionen, für die der daueraktive Vulkan bekannt ist, sah er durch das fliegende Auge eine ständig in Wallung befindliche Aschewolke aus dem Schlot aufsteigen, von der André mir schrieb, dass sie ihn an ein brodelndes Fluid erinnere. Im Schnitt wallte die Asche 20 bis 30 m hoch, stärkere Explosionen erreichten die doppelte Höhe.

Mit dieser Analogie liegt der erfahrene Vulkanbeobachter nicht falsch, denn tatsächlich kann sich ein heißes Asche-Gas-Gemisch wie ein Fluid verhalten und weist entsprechende physikalische Eigenschaften auf. Das gilt insbesondere für pyroklastische Dichteströme. Wohlmöglich hat sich die durch kleine Explosionen ständig in Wallung gehaltene Asche im Krater des Dukono in ein Gas-Feststoff-Fluid verwandelt. Infolge sehr hoher Gastemperaturen von mehreren Hundert Grad und einer sehr feinen Fragmentierung der Asche, die immer wieder in den Schlot zurückfällt, ist das zumindest ein denkbarer Prozess.

Heute gab es am Dukono wieder stärkere Explosionen, die zuletzt Vulkanasche bis auf 2700 m Höhe förderten und VONA-Warnungen auslösten. Schaut man sich allerdings das Histogramm der Erdbebentätigkeit beim VSI an, staunt man über den starken Aktivitätsrückgang in Bezug auf die Anzahl der täglichen Eruptionen, der in der zweiten Augusthälfte einsetzte. Möglicherweise kündigt das von André dokumentierte Phänomen eine neue Verstärkung der Aktivität an.

Himmelsereignis über Deutschland: Nordlichter treffen Kometen

Spektakuläres Himmelsereignis über Deutschland: Nordlichter trafen Komet Lemmon

In der Nacht vom 16. auf den 17. Oktober 2025 erlebten Teile von Deutschland ein seltenes Naturschauspiel: Polarlichter tanzten am Himmel, während auf langzeitbelichteten Fotos der Komet Lemmon sichtbar wurde. Die Nordlichter waren auch in Regionen zu sehen, die normalerweise zu weit südlich für diese Erscheinung liegen. Neben Nord- und Ostsee gibt es auch Meldungen aus Potsdam und anderen Orten im Osten der Republik.

Komet meets Nordlicht. © KI

Das seltene Phänomen war eine Folge eines geomagnetischen Dreifachsturms der Stärke G2, ausgelöst durch mehrere koronale Massenauswürfe (CMEs) der Sonne. Die geladenen Teilchenwolken trafen auf das Erdmagnetfeld und brachten die oberen Atmosphärenschichten zum Leuchten – ein Schauspiel in Grün, Pink und Violett. Die aufeinanderfolgenden Sonnenstürme verstärkten die Effekte und machten die Polarlichter auch für Menschen in mittleren Breiten sichtbar. Ein seltenes Erlebnis, das selbst erfahrene Himmelsbeobachter als besonders eindrucksvoll beschrieben.

Das außergewöhnliche Ereignis fällt in eine Phase des 25. Sonnenzyklus, in der die Sonnenaktivität eigentlich abschwächen sollte: Das Maximum des Sonnenzyklus wurde vor gut einem Jahr erreicht. Dennoch zeigt sich die Sonne ungewöhnlich aktiv und produziert weiterhin zahlreiche Sonnenstürme, die im Extremfall zu Stromausfällen führen und Satelliten stören könnten und dann Navigation und Kommunikation beeinträchtigen. Vor dem Dreifachen Massenauswurf der Sonne hatte die NOAA gewarnt.

Zeitgleich sorgte der Komet C/2025 A6 (Lemmon) für Aufmerksamkeit am Nachthimmel. Bereits auf Fotografien deutlich zu erkennen, nähert sich der Komet der Erde auf rund 90 Millionen Kilometer. Astronomen gehen davon aus, dass er in den kommenden Tagen bei klaren Bedingungen sogar mit bloßem Auge sichtbar sein könnte. Auch Komet C/2025 R2 wird noch heller, doch er bleibt für das unbewaffnete Auge wohl unsichtbar. Besonders in dunklen, ländlichen Gebieten im Norden und Osten Deutschlands stehen die Chancen gut, sowohl die Polarlichter als auch die Kometen zu beobachten.

Campi Flegrei: Intensive Erdbebentätigkeit am 19. Oktober

Seismizität der Campi Flegrei bleibt hoch – Nerven der Anwohner liegen blank

In den Campi Flegrei ist die Erdbebenaktivität in den letzten Tagen besonders hoch: Innerhalb von 48 Stunden registrierte das seismische Netzwerk des INGV über 70 Erdbeben unter – oder vielmehr in – der Caldera. Die Anwohner reagieren zunehmend besorgt. Viele wollen einfach nur noch weg.




Campi Flegrei, © EMSC

Das stärkste Beben der letzten 2 Tage hatte eine Magnitude von 2,5. Die Herdtiefe belief sich auf 3000 m. Das Epizentrum wurde nordöstlich des Monte Nuovo lokalisiert. Auf Wochensicht hatten 7 Erdbeben Magnituden ab 2,0. Stärkere Erdbeben über M 3,0 traten in den letzten Tagen nicht auf, aber die schiere Anzahl der Erschütterungen rüttelt nicht nur an der Bausubstanz, sondern auch an den Nerven ihrer Bewohner, die vermehrt fordern, dass die Alarmstufe des Vulkans von „Gelb“ auf „Orange“ angehoben wird, was erste Evakuierungsmaßnahmen erlauben würde.

In den sozialen Medien werden die Kommentare der Bürger, die eine dauerhafte Umsiedlung auf Staatskosten fordern, immer lauter. So kommentierte auf Facebook eine Anwohnerin von Pozzuoli einen Post des INGV, der dazu auffordert, Wahrnehmungsmeldungen der Beben zu machen, folgendermaßen: „Wozu soll das gut sein? Wir hören sie (die Beben) Tag und Nacht, wir wollen doch nur Hilfe.“ Ein anderer Kommentator meinte: „All die verschiedenen Experten aus anderen Ländern warnen vor einer großen Gefahr – nur das INGV scheint mir, gemeinsam mit dem Zivilschutz, die Gefahr herunterzuspielen. Und wenn man die Erklärungen des Bürgermeisters hört, dass beim Anheben der Alarmstufe auf Orange die neapolitanische Wirtschaft zusammenbrechen würde, sieht man, dass sie sich mehr um ihre Geldbörsen kümmern als um das Risiko für ihre Bürger, die fliehen müssten.“ Tatsächlich wird den kommunalen Beamten und besonders dem Bürgermeister auch Korruption vorgeworfen, damit die Alarmstufe nicht angehoben wird.

Sicherlich wäre die Anhebung der Alarmstufe eine folgenschwere Entscheidung, die hohe Kosten mit sich bringt, das soziale Gefüge von Pozzuoli auseinanderreißt und die Wirtschaft noch weiter runterzieht. Und es wollen sicherlich nicht alle Anwohner die Region verlassen. Vor allem Alteingesessene und Hausbesitzer würden im Falle von Zwangsevakuierungen bestimmt nicht mitziehen wollen, insbesondere da nicht klar ist, wie lange eine Evakuierung dauern würde und ob sie Entschädigungen bekommen würden, was ich mir ehrlich gesagt kaum vorstellen kann. Am Ätna wartet man noch heute vergeblich auf Entschädigungen, die vor über 40 Jahren vom Staat versprochen wurden, als es darum ging, vor einem Lavastrom zu fliehen.

Die Situation in den Campi Flegrei ist komplex. Eine zuverlässige Vorhersage – ob und wann es zu stärkeren Erdbeben oder gar einem Vulkanausbruch kommen wird – ist unmöglich zu treffen. Theoretisch kann sich jederzeit ein stärkeres Erdbeben mit einer Magnitude größer 5,0 ereignen, das erste Häuser einstürzen lassen würde. Genauso spontan könnte es zu phreatischen Eruptionen kommen. Ein mittelstarker Ausbruch kann sich innerhalb von Tagen aufbauen, ein starker Vulkanausbruch in wenigen Monaten. Es kann aber auch einfach so weitergehen oder die Aktivität endet.

Ein Kompromiss könnte sein, zunächst Menschen mit Handicap umzusiedeln, die aus eigener Kraft nicht innerhalb kurzer Zeit flüchten können, wozu auch die Verlegung von Altenheimen gehört. Altersschwache und bereits geschädigte Gebäude gehören evakuiert und es müssten erdbebensichere Schutzräume mit Betondächern geschaffen werden, in denen man sich vor einem Vulkanausbruch in Sicherheit bringen kann. Zudem braucht es einen Landungssteg, der weit ins Meer hinausführt, an dem Fähren anlegen können, wenn der Meeresboden weiter ansteigt.

Teneriffa: Vulkanotektonische Erdbeben halten an

Vulkanotektonische Erdbeben an der Küste von Teneriffa – Vulkanologin beruhigt Bevölkerung

Die Erdbebenserie an der Südostküste der Kanarischen Insel Teneriffa hält weiter an. Seit Donnerstagabend wurden mehr als 40 Erschütterungen registriert, von denen 16 stark genug waren, um lokalisiert zu werden. Auf den ShakeMaps erscheinen ebenfalls nur diese Ereignisse. Die Magnituden der Beben lagen zwischen M 0,2 und 2,6, die Herdtiefen zwischen 20 und 30 Kilometern. Das stärkste und tiefste Beben ereignete sich erst in der vergangenen Nacht und wird in den bisherigen Kommentaren zum Erdbebenschwarm noch nicht erwähnt. Außerdem gab es gestern Abend ein Beben der Magnitude 3,4 in fast 30 Kilometern Tiefe, das abseits des Schwarms zwischen Teneriffa und Gran Canaria lag. Aufgrund seiner Tiefe könnte es jedoch zur gleichen Phänomenologie gehören – den sogenannten vulkanotektonischen Erdbeben. Sie entstehen durch Gesteinsbruch infolge von Magmaaufstieg.

Teneriffa. © EMSC

Die seismische Aktivität sorgt auf Teneriffa für Unruhe und Besorgnis. Obwohl die Beben aufgrund ihrer Tiefe von den Bewohnern der Küstenregion bei Fasnia nicht verspürt werden, befürchten einige Menschen einen bevorstehenden Vulkanausbruch. Die Lokalpresse griff das Thema auf und veröffentlichte ein Statement von Itahiza Domínguez, Direktorin des IGN auf den Kanarischen Inseln. Sie bestätigte, dass es sich um vulkanotektonische Erdbeben handelt, und betonte zugleich, dass diese nichts am aktuellen Aktivitätszustand des Vulkans Teide änderten. Dazu wären langperiodische Erdbeben erforderlich, die durch Fluidbewegungen im Untergrund verursacht werden – solche wurden bislang jedoch nicht registriert. Es bestehe daher kein Grund zur Beunruhigung.

Kurzfristig betrachtet hat Itahiza Domínguez damit sicherlich recht. Langfristig gesehen sind tiefe vulkanotektonische Erdbeben jedoch ein Hinweis auf aufsteigendes Magma, das in die Erdkruste eindringt, dort ein Reservoir unter dem Vulkan bildet und ihn so allmählich auf seinen nächsten Ausbruch vorbereitet. Auszubrechen liegt im Wesen eines jeden aktiven Vulkans – und solange er nicht erloschen ist, wird er dies früher oder später tun. Im Fall von Teneriffa, wo sich die Seismizität in den vergangenen Monaten deutlich verstärkt hat, stehen die Chancen auf einen Ausbruch innerhalb der kommenden Jahre nicht schlecht.

Bis Freitag, 12:00 Uhr, wurden innerhalb einer Woche insgesamt 42 Erdbeben im Bereich von Teneriffa registriert. Das stärkste erreichte eine Magnitude von 2,8.