Ol Doinyo Lengai: Lavaüberlauf im Krater

Lengai-Krater im Jahr 2008. Im Hintergrund der Lake Natron. © Marc Szeglat

Thermische Anomalie im Krater vom Ol Doinyo Lengai – Lavaüberlauf wahrscheinlich

Arusha, 09.06.2025 – Der Ol Doinyo Lengai in Tansania ist ein wahrer Exot unter den Vulkanen, denn nur er fördert aktuelle die kälteste Lava der Welt, die auf Natrium und Karbon basiert anstatt auf metallischen Elementen und Siliziumdioxid, wobei die erstgenannten Komponenten den geringeren Anteil haben und an „normalen“ Vulkanen deutlich variieren können. Während die auf Siliziumdioxid basierende Schmelze normalerweise zwischen 800 und 1250 Grad heiß ist, schafft es die Lava vom Ol Doinyo Lengai gerade mal auf die Hälfte diese Temperaturbereichs. Daher erkennt man tagsüber keine Rotglut am Vulkan und die Schmelze sieht aus wie silbrig glänzender Schlamm.

Thermische Anomalie. © Copernicus

Dennoch ist die Lava des Ol Doinyo Lengai heiß genug um im Infrarotspektrum ein deutliches thermisches Signal zu erzeugen. Während solche thermischen Anomalien, die vom Krater des Exoten ausgehen, normalerweise nur wenige Pixel groß sind und davon zeugen, dass es aktive Hornitos gibt, scheint es am 27. Mai zu einem Überlauf der natriumkarbonatitischen Lava gekommen zu sein, denn auf eine Sentinel-Satellitenfoto im Infrarotbereich zeigt eine große thermische Anomalie, die den gesamten Kraterbereich ausfüllt. Möglicherweise kam es zum Kollaps eines Hornitos woraufhin sich der Lava-Pond in dem Hornito über den Kraterboden ergoss.

Auf den Satellitenbildern der Folgetage erkennt man ebenfalls thermische Anomalien, die größer als normal sind. Offenbar ist der Vulkan unruhiger als er es in den letzten Monaten war. Aus der Ferne lassen sich natürlich nur spekulative Diagnosen anstellen. Beobachtungen aus der Nähe können solche Ferndiagnosen nicht ersetzten. Expeditionen in die Gegend des tansanischen Riftvalley werden in der Nachcoronazeit aufgrund der teils extremen Preissteigerung für Safaris und Fernreisen deutlich weniger durchgeführt, von daher sind Augenzeugenberichte vom Lengaigipfel inzwischen eine Rarität.




Noch seltener sind nur Berichte vom Nyamuragira im kongolesischen Teil des Riftvalley. Hier spielen nicht nur Kostengründe eine Rolle, sondern vor allem das Rebellentum und die desolate Sicherheitslage bei Goma. Dieser Vulkan ist aber äußerst aktiv und emittiert eine hohe Wärmestrahlung mit 1980 MW-Leistung. Am Lengai werden bestenfalls Wärmeanomalien mit Leistungen im einstelligen Bereich gemessen.

Rincón de la Vieja: Anhaltende phreatische Aktivität

Weitere phreatische Eruptionen am Rincón de la Vieja – Schraubenförmige Erdbebensignale registriert

Liberia, 09.06.2025In Costa Rica ist der Vulkan Rincón de la Vieja weiterhin aktiv und erzeugte in den vergangenen Tagen drei schwache phreatische Eruptionen. Dampfwolken stiegen dabei mehrere Hundert Meter über den Krater auf. Zudem kam es zu drei starken Gasexhalationen. Ascheeruptionen blieben aber aus.

Wie das Vulkanologische und Seismologische Observatorium Costa Ricas (OVSICORI) mitteilte, wird der Vulkan genaustens überwacht. Dabei wurde festgestellt, dass es eine erhöhte Seismizität gibt. Besonders das Auftreten schraubenförmiger Erdbebensignale – der sogenannten Tornillos – bereitet Sorgen. Diese deuten auf Fluidbewegungen im hydrothermalen System des Vulkans hin und könnten von einem starken Druckanstieg im Fördersystem erzeugt werden. Am Galeras in Kolumbien ereigneten sie sich Monate vor dem verheerenden Ausbruch von 1993. Damals konnte man die Signale noch nicht richtig interpretieren.

Tornillos traten im Verlauf des Jahres wiederholt auf. Zwar blieb ihre Häufigkeit insgesamt stabil, doch wurde in den letzten Tagen ein leichter Anstieg der Amplitude beobachtet. Auch das vulkanische Hintergrundbeben zeigt sich weiterhin stabil, mit nur geringen Schwankungen in der Frequenzamplitude zwischen 2 und 6 Hertz. Am 4. Juni wurde zusätzlich eine etwa einstündige Phase schwachen Tremors aufgezeichnet.

Am 31. Mai um 15:47 Uhr kam es zur bislang energiereichsten Eruption des Jahres. Die Eruptionswolke stieg dabei bis zu 3.000 Meter über den Krater auf. Die nachfolgenden Ausbrüche fielen schwächer aus, belegen aber die anhaltende Aktivität des Vulkans.

Parallel dazu verzeichneten die Experten einen deutlichen Anstieg der Schwefeldioxidemissionen. Der geschätzte Tagesdurchschnitt liegt aktuell bei 231 Tonnen, verglichen mit 83 Tonnen in der Vorwoche. Eine kleine Gaswolke wurde am 2. Juni auch vom Sentinel-Satelliten erfasst.

Außerdem wurde eine leichte Kontraktion an der Basis des Vulkans festgestellt, die mit inneren Anpassungsprozessen infolge der jüngsten Eruptionen in Zusammenhang stehen könnte.

Der Vulkan befindet sich weiterhin auf einem erhöhten Aktivitätsniveau. Zwar gibt es derzeit keine Hinweise auf einen unmittelbar bevorstehenden größeren Ausbruch, das komplexe und dynamische Verhalten des Systems erfordert jedoch kontinuierliche Überwachung.

Neben dem Rincón de la Vieja ist in Costa Rica noch der Poás aktiv. Seine Tätigkeit hat in der letzten Wochen aber stark nachgelassen.

USA: Starke Unwetter in Texas vorausgesagt

Extreme Unwetter droht weiten Teilen von Texas – Gefahr durch Orkanböen, Hagel, Starkregen und möglicherweise Tornados

Panhandle, 08.06.2025Weite Teile des US-amerikanischen Bundesstaates Texas bereiten sich auf eine der schwersten Unwetterlagen des Jahres vor. Besonders betroffen sind Nordtexas sowie der Süden von Oklahoma. Meteorologen warnen vor zerstörerischen Winden, Hagel von Baseballgröße und vereinzelten Tornados, die bereits am Nachmittag auftreten könnten.

Das Storm Prediction Center rief die zweithöchste Warnstufe (4 von 5) für Unwetterrisiken aus. Sie gilt für große Teile des südöstlichen Texas Panhandles sowie des Ballungsraums Dallas-Fort Worth. Eine derart hohe Gefahreneinschätzung wurde zuletzt vor über zwei Jahren ausgegeben.

Laut der Unwetterprognose für den 8. Juni 2025 liegt die größte Gefahr in extremen, sich geradlinig ausbreitenden Windböen mit Geschwindigkeiten von 128 bis 160 km/h. Diese Winde könnten von einem Derecho ausgehen. Hierunter versteht man die Bildung einer langen Gewitterfront aus einzelnen Unwetterzellen, die sich vereinigen, wodurch eine langanhaltende, rasch ziehende Linie schwerer Gewitter entsteht, die großflächige Schäden verursachen kann. Im Anfangsstadium der Frontbildung könnten Superzellen entstehen, von denen Tornados ausgehen. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit für Tornados insgesamt niedrig, dennoch sind kurzlebige Tornados möglich. Die Superzellen könnten in der Anfangsphase der Sturmgenese zudem sehr großen Hagel produzieren. Die Wetterexperten gehen davon aus, dass Hagelkörner so groß wie Baseballs entstehen könnten.

Die Wetterdienste empfehlen, sich auf die Unwetter vorzubereiten und bewegliche Güter zu sichern. Sie weisen darauf hin, dass selbst an stabil gebauten Gebäuden Schäden entstehen könnten. Zudem drohen Windschäden durch entwurzelte Bäume, Stromausfälle, Überflutungen und Blitzschlag.

In unserer FB-Gruppe zu den Naturkatastrophen wurden bereits Bilder aus Texas geteilt, die starke Unwetter und ihre Schäden dokumentieren. Die Gewitter manifestierten sich in der als „Texas Panhandle“ bekannten Region im Norden des Bundesstaates. Besonders hart traf es den Ort Rotan. Zu sehen sind Starkregenereignisse und Hagel, die Überflutungen verursachten. Meteorologen wiesen aber darauf hin, dass es sich bei diesen Unwettern noch nicht um das Hauptsturmsystem handelt, das heute Nachmittag erwartet wird. Es kommt also noch viel schlimmer!

Kolumbien: Starkes Erdbeben Mw 6,3 richtete Schäden an

Starkes Erdbeben richtete in Kolumbien moderate Schäden an

Datum: 08.06.2025 | Zeit: 13:08:06 UTC | Koordinaten: 4.487; -73.147 | Tiefe: 9 km | Mw 6,3

Bogota, 08.06.2025In Kolumbien kam es heute Nachmittag um 13:08:06 UTC (08:08:06 Uhr Lokalzeit) zu einem starken Erdbeben der Magnitude 6,3. Das Epizentrum wurde vom EMSC 23 km östlich von Medina verortet.

Die Hauptstadt Bogotá liegt ca. 100 Kilometer westlich des Epizentrums. Das Hypozentrum befand sich in nur 9 Kilometern Tiefe. Dementsprechend stark wirkte sich der Erdstoß an der Oberfläche aus: Er richtete moderate Schäden an, wobei es auch zum Einsturz einiger Gebäude in der Nähe des Epizentrums kam.

Bilder, die in den sozialen Medien kursieren, zeigen einige eingestürzte Häuser, herabgestürzte Fassadenteile und Risse in Straßen und Gebäuden. Anhand der Bilder lässt sich das Ausmaß der Schäden nur schwer abschätzen, doch ich würde sie zum jetzigen Zeitpunkt als moderat bezeichnen. Berichte über mögliche Todesopfer liegen nicht vor. Dafür soll es aber zu Panikreaktionen gekommen sein.




Tektonische Einordnung des Bebens in Kolumbien

Die tektonische Situation Kolumbiens ist komplex: Vor der Küste des lateinamerikanischen Staates treffen mehrere ozeanische Platten auf die Südamerikas, wodurch es zahlreiche Störungszonen gibt. Maßgeblich sind an dieser Kollision die Nazca-Platte und die Karibikplatte beteiligt, die auf den Teil Südamerikas treffen, der als North-Andes-Block bezeichnet wird. Dieser Block wird im Hinterland Kolumbiens, auf der Rückseite der Anden, von der East-Andean-Fault-Zone begrenzt. Bei dieser Störung handelt es sich zumindest streckenweise um eine rechtsinnige Blattverschiebung. An dieser Störung manifestierte sich der aktuelle Erdstoß. Es blieb auch nicht bei diesem einen Beben, sondern es folgten einige Nachbeben.

In Kolumbien gibt es 14 holozäne Vulkane, die als potenziell aktiv eingestuft werden können. In den letzten Jahren waren z.B. der Galeras, Nevado del Hui und der Nevado del Ruiz aktiv. Letztgenannter Feuerberg ist nur ca. 250 Kilometer vom Epizentrum entfernt und in Eruption begriffen. Das VAAC meldete heute Vulkanasche in 6100 m Höhe. Möglich, dass der Feuerberg durch das Erdbeben angeregt wird und demnächst stärker ausbrechen wird.

Kanlaon: Lahare in mehreren Flüssen

Lahar am Vulkan Kanlaon – Schlammlawinen nach Starkregenfällen

La Castellana, 8.06.2025Nach intensiven Regenfällen am Vulkan Kanlaon kam es gestern zum Abgang mehrerer Lahare (vulkanische Schlammlawinen), die vor allem die Süd- und Südwesthänge des Vulkans betrafen. Die Ströme wurden in mehreren Gemeinden beobachtet und stellen eine ernsthafte Gefahr für Anwohner in Flussnähe dar.

Laut der philippinischen Wetterbehörde PAGASA war die Insel Negros in den vergangenen Tagen von einem Tiefdruckgebiet sowie dem Südwestmonsun beeinflusst, was verbreitet zu starken Niederschlägen führte. Die Wetterstation des Kanlaon-Observatoriums in La Carlota City registrierte innerhalb von nur 3,5 Stunden eine Regenmenge von 45 Millimetern.

Das Regenwasser vermischte sich mit am Vulkanhang abgelagerter Vulkanasche und verwandelte sich in Schlamm, der auch große Lavabrocken und Baumstämme enthielt. Die Folge waren mehrere Lahare, die sich kanalisiert entlang von Flussläufen ins Tal ergossen. Besonders betroffen waren der Buhangin-Fluss sowie die Bereiche unterhalb von zwei Brücken. Auch der Ibid Creek in La Castellana war von einem Lahar betroffen gewesen.

Die lokalen Katastrophenschutzbehörden stehen in Alarmbereitschaft. Schulen und öffentliche Einrichtungen in gefährdeten Zonen wurden aufgerufen, Notfallpläne zu aktivieren. Auch wenn derzeit keine erhöhte vulkanische Aktivität am Kanlaon verzeichnet wird, stellen die Lahare ein Risiko dar.

„Starker Regen ist oft der einzige Hinweis darauf, dass ein Lahar bevorsteht“, betont PHIVOLCS. Daher sei es entscheidend, die Wetterlage kontinuierlich zu beobachten und bei drohendem Starkregen schnell zu handeln.

Auch in den kommenden Tagen ist keine Entspannung in Sicht. Die aktuelle Unwetterwarnung der PAGASA für Negros Occidental weist auf anhaltende Überschwemmungsgefahr hin. Verantwortlich dafür ist ein weiterhin aktives Tiefdruckgebiet östlich von Luzon sowie der feuchte Südwestmonsun, der regelmäßig schwere Regenfälle nach Visayas bringt. Für den 9. bis 11. Juni werden weitere Gewitter und starke Regenfälle erwartet.

Hohe Schwefeldioxid-Emissionen am Kanlaon

Der Kanlaon bleibt auch abseits der Lahare aktiv und könnte jederzeit weitere Ascheerupti­onen verursachen. Dafür spricht eine anhaltende Magmeninflation, die Bodendeformationen und Erdbeben verursacht. Zudem stößt der Vulkan große Mengen Schwefeldioxid aus. Die geförderten Tagesmengen haben sich in den letzten Tagen fast verdoppelt und beliefen sich vorgestern auf mehr als 5200 Tonnen am Tag. Gestern waren es fast 3600 Tonnen.

Am 6. Juni wurden 26 vulkanotektonische Erdbeben festgestellt. Gestern wurden 5 Beben registriert. Möglicherweise konnten aufgrund des schlechten Wetters nicht alle Erdbeben detektiert werden.

Schiveluch eruptiert Vulkanasche auf 8000 m Höhe

Größerer Ausbruch am Shiveluch – Vulkanasche breitete sich in 8000 m Höhe über dem Meeresspiegel aus

Petropavlovsk, 08.06.2025Der russische Vulkan Shiveluch stieß erneut Vulkanasche aus, die in einer Höhe von 8000 m in Richtung Nordosten geweht wurde. Dabei dehnte sich die Aschewolke über einen breiten Meeresstreifen aus. 

Abgang einer Schuttlawine (Archiv)

Das VAAC Tokio brachte seit gestern 7 VONA-Warnungen für den Flugverkehr heraus, nach denen Vulkanasche Flugzeuge gefährden könnte, nachdem es zu mehreren explosiven Eruptionen gekommen war. Die letzte Meldung wurde kurz vor Mitternacht veröffentlicht. Zu diesem Zeitpunkt wurde Vulkanasche noch in 4200 m Höhe festgestellt.

Die Vulkanologen von KVERRT haben die Ereignisse offenbar verschlafen und brachten bis jetzt keine Sondermeldung zu den Ereignissen heraus. Auf ihrer Website wird bestätigt, dass die beiden Lavadome weiterhin aktiv sind und von ihnen Explosionen ausgehen könnten, die bis zu 8 Kilometer aufsteigen.

Der Alarmstatus des Shiveluch steht auf „Orange“.

Den gleichen Alarmstatus haben auf Kamtschatka noch die Vulkane Karymsky und Klyuchevskoy inne. Dieser Vulkan ist gelegentlich strombolianisch tätig und besticht ansonsten durch starke Gasemissionen, in denen auch etwas Vulkanasche enthalten sein kann.

Der Karymsky zeigt eine moderate Tätigkeit, wobei es zu letzte Eruptionsmeldungen am 1. Mai gab, als der Vulkan Aschewolken ausstieß. Meiner Meinung nach würde hier aktuell der Alarmstatus „Gelb“ reichen.

Auf „Gelb“ steht auch der Bezymianny, der generell allerdings ein größeres gefahrenpotenzial als der Karymsky aufweist. Insbesondere geht diese Gefahr von seinem aktiven Lavadom aus. Kollapsereignisse und Explosionen können nicht nur hoch aufsteigende Aschewolken hervorbringen, sondern auch pyroklastische Ströme. Da der Vulkan in einer entlegenen Region Zentralkamtschatkas befindet, gefährden die Eruptionen vom Bezymianny normalerweise keine Ortschaften, doch Wanderer und Jäger sind in der Gegend schon unterwegs, die diesen Ausbrüchen nahekommen könnten.

An den Vulkanen Kamtschatkas gibt es normalerweise keine Restriktionen und Vulkanwanderer können sich auf eigene Gefahr frei bewegen. Ein Umstand, der in Europa immer utopischer wird.

Campi Flegrei: Starkes Schwarmbeben am Abend

Trockengefallener Hafen Darsena und das Stadtzentrum Pozzuoli. © Marc Szeglat

Ein weiterer seismisch unruhiger Tag in den Campi Flegrei – Mehr als 70 Beben innerhalb von 24 Stunden

Pozzuoli, 08.06.2025In den Campi Flegrei durchlebten die Menschen wieder einige unruhige Stunden voller Ängste vor stärkeren Erschütterungen. Diese blieben zwar aus, doch unter den mehr als 70 registrierten Beben innerhalb von 24 Stunden mischten sich auch einige Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich, die von sensiblen Seelen wahrgenommen werden konnten.

Erdbeben Campi Flegrei. © INGV

Die Mehrzahl der Beben manifestierte sich südlich der Solfatara, im Gebiet der ehemaligen Marinebasis, wo sich auch ein alter Lavadom befindet. Die Ebben zogen dabei bis unter den pozzoulanischen Stadtteil Rione Terra, wo das Zentrum der Bodenhebung liegt und sich der Boden am schnellsten hebt. Meldungen über neue Schäden liegen nicht vor, aber jeder Erdbebenschwarm trägt zur Schwächung der Bausubstanz bei, so dass bereits mittelstarke Erdbeben immer größer werdende Schäden verursachen können.

INGV und die Kommune Pozzuoli warnten die Bevölkerung vor den Erdbeben und gaben Telefonnummern bekannt, unter denen Bürger neue Schäden melden können.

Im jüngst erschienenen Monatsbulletin für den Mai ist zu lesen, dass es 495 Beben gab. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 4,4. Schaut man sich die Diagramme zu den Erdbebenstatistiken an, dann erkennt man eine steil nach oben verlaufende Kurve in Bezug auf die Zunahme von Erdbebenanzahl, deren Magnituden und der kumulierten Energie. Besonders letzterer Parameter steigt seit 2022 sprunghaft an. Seit 2023 kommt es zu einer sprunghaften Zunahme von Erdbeben mit Magnituden ab 3. In diesem Jahr traten auch erstmalig Erdbeben mit Magnituden im Viererbereich auf. Auffällig ist, dass sich die Beben ab Md 3,0 überwiegend in 2 bis 3 Kilometern Tiefe ereignen. Dort befindet sich eine Schwächeschicht in den Gesteinen, die den Bereich einer möglichen Magmenakkumulation nach oben hin abdichtet. Offenbar gerät diese Schicht immer mehr unter Druck und droht zu versagen.




Ende Mai erreichte die maximale Bodenhebung 1465 mm – gemessen seit 2005 an der Station RITE. Die Hebegeschwindigkeit lag im Durchschnitt bei 15 mm im Monat. Durch die Hebung dehnt sich der Boden auch vertikal aus. Dieser Versatz betrug in den letzten 2 Jahren bis zu 150 mm. Diese Bodendeformationen schwächen die Bausubstanz zusätzlich zu den Erdbeben und machen sie für Erdbebenschäden anfällig.

CO₂/H₂O-Verhältnis. © INGV

Besonders bemerkenswert finde ich in dem Bericht das Chronogramm des CO₂/H₂O-Verhältnisses für die Gase der BG-Fumarole. Das Verhältnis gilt als Indikator für den Anteil an magmatischem Kohlendioxid in den Gasen, der in den letzten Monaten parallel zur Zunahme stärkerer Erdbeben sprunghaft angestiegen ist. Ein Indiz dafür, dass Magma in geringere Tiefen intrudiert.

Offenbar hält der Trend der Druckbeaufschlagung des Systems weiter an. Wie groß der Gasdruck inzwischen ist, zeigen auch Bilder, die in den sozialen Medien geteilt wurden. Sie zeigen, wie ein neuer Gasaustritt unter dem Asphalt einer Straße durchbrach. Die Gefahr phreatischer Eruptionen steigt unaufhörlich und verstärkt sich mit jedem starken Erdbebenereignis sprunghaft. Mittel- bis langfristig betrachtet steigt auch die magmatisch bedingte Eruptionsgefahr.

Griechenland: Erdbeben Mw 5,3 erschüttert Urlaubsregion

Mittelstarkes Erdbeben Mw 5,3 erschüttert Urlaubsregion Chalkidiki in Griechenland – Schäden möglich

Datum: 07.06.2025 | Zeit: 12:46:20 UTC | Koordinaten: 40.305; 24.127 | Tiefe: 8 km | Mw 5,3

Thessaloniki, 07.06.2025Im Süden von Athos, der nordöstlichsten Halbinsel von Chalkidiki, kam es heute Mittag um 12:46:20 UTC (15:46:20 Uhr Lokalzeit) zu einem mittelstarken Erdbeben der Magnitude 5,3. Das Hypozentrum wurde in 8 Kilometern Tiefe ausgemacht. Das Epizentrum befand sich 19 km östlich von Néa Róda, einem kleinen Ort mit ca. 1100 Einwohnern. Das bekanntere Thessaloniki liegt 108 Kilometer entfernt.

Erdbeben Chalkidike. © EMSC

Das Erdbeben erschütterte eine beliebte Urlaubsregion in Griechenland und versetzte die Menschen in Schrecken. Innerhalb kurzer Zeit gab es 11 Nachbeben. Das stärkste hatte eine Magnitude von 3,8 und einen Erdbebenherd in 7 km Tiefe.

Erdbeben dieser Magnitude können bereits leichte bis moderate Schäden verursachen. Hierzu zählen Risse in Gebäuden und Straßen, geplatzte Fensterscheiben und herabgestürzte Fassadenteile. Seltener kollabieren Hauswände. Zudem können Leitungen bersten und Stromausfälle auftreten. Oft kommt es auch zu Einschränkungen im Zugverkehr. Entsprechende Meldungen aus Chalkidiki liegen bis jetzt aber nicht vor.

Das Erdbeben war in einem Radius von 500 Kilometern um das Epizentrum deutlich zu spüren gewesen. Wahrnehmungsmeldungen liegen auch aus Bulgarien und der Türkei vor. Den Bebenzeugen nach dauerte der Erdstoß ca. 15 Sekunden und brachte Lampen und Möbelstücke zum Schwanken. Die Erdbebenwellen wurden von einem dumpfen Grollen begleitet. Ein Bebenzeuge amüsierte sich über die Reaktion der Touristen an einem Strand, die offenbar sehr verschreckt reagierten.




Chalkidik liegt südöstlich von Thessaloniki und besteht aus drei Halbinseln. Diese heißen von West nach Ost Kassandra, Sithonia und Athos, wo sich der autonome Mönchsberg Agion Oros (Heiliger Berg Athos) befindet.

Die Tektonik der Region ist komplex und wird vom Thessaloniki–Rentina Fault System im Nordwesten sowie den Störungen des Strymonikos-Golfs dominiert. Der aktuelle Erdstoß manifestierte sich aber an der kleineren Amoliani Fault, die in der Mitte von Athos verläuft.

Fuego zeigt frequente strombolianische Tätigkeit

Anhaltende strombolianische Tätigkeit zeigt weiterhin hohe Aktivität des Fuego – Abgänge von Laharen beobachtet

Antigua, 06-06.2025Nach dem starken Paroxysmus vom 5. Juni ist der Fuego in Guatemala weiterhin sehr aktiv und erzeugt starke strombolianische Eruptionen, bei denen glühende Tephra schätzungsweise bis zu 300 m hoch ausgeworfen wird. Außerdem meldet das VAAC Vulkanaschewolken, die in 4600 m Höhe westwärts driften. In Orten unter den Aschewolken kommt es zu leichtem Ascheniederschlag.

Eruption am Fuego. ©, AFAR TV-Webcam

Der guatemaltekische Zivilschutz CONRED erklärte gestern Morgen den Paroxysmus für beendet, der gut 30 Stunden dauerte und neben Lavafontänen und einem Lavastrom auch pyroklastische Dichteströme hervorbrachte. Hierbei handelt es sich um die größte Vulkangefahr, denn pyroklastische Ströme bestehen nicht nur aus Vulkanasche, sondern auch aus bis zu 1000 Grad heißen Gasen. Sie bilden ein Kissen an der Basis des Dichtestroms, das feste Partikel vom Boden entkoppelt und somit die Reibung zum Untergrund minimiert. Dadurch gleiten pyroklastische Ströme mit hohen Geschwindigkeiten talabwärts, wobei sie sich fast geräuschlos fortbewegen. Eine tückische Gefahr, denn nachts oder im Falle starker Bewölkung am Vulkan bemerkt man die herannahende Gefahr erst, wenn es für eine Flucht zu spät ist. Darum sperrte der Zivilschutz Straßen am Fuß des Fuego und leitete auch die Evakuierung von 500 Personen in unmittelbarer Vulkannähe ein.

Auch jetzt noch sind die Ablagerungen der pyroklastischen Ströme, die sich vor allem in Schluchten und Flusstälern befinden, glühend heiß. Im Jahr 2010 versuchte ich am Soufrière Hills auf Montserrat, wenige Tage alte Ablagerungen eines Dichtestroms zu begehen, mit dem Resultat, dass ich nach wenigen Schritten knietief in das pulverartige Material einsank und es unangenehm heiß wurde. Ein Kollege, der den gleichen Versuch einen Tag früher unternahm, verbrannte sich hierbei leicht den Fuß. Lehrgeld, das unter Umständen hoch ausfallen kann, auf der anderen Seite aber auch wertvolle Erfahrungen liefert.




Die Ascheablagerungen am Fuego bergen noch eine andere Gefahr: Im Falle starker Regenfälle können Lahare entstehen, die ihrerseits ein großes Zerstörungspotenzial haben. Gestern traten dann auch schon einige Schlammströme auf, die allerdings keine Schäden anrichteten.

Momentan sieht es so aus, als hätte der Fuego seine mehrmonatige Ruhephase hinter sich gelassen. CONRED warnt auch vor der Möglichkeit weiterer Paroxysmen, da diese oft in Serien auftreten.  Vulkantouristen dürften sich hierüber freuen. Nur selten gibt es Zugangsbeschränkungen zu den Aussichtsterrassen am Acatenango, da man hier normalerweise nicht direkt von den Eruptionen bedroht ist. Bei ungünstigen Windbedingungen kann es aber zu starkem Ascheniederschlag kommen. Wer sich auf eine Tour begibt, sollte unbedingt warme Kleidung einpacken, denn in der Höhe kann es Nachtfrost geben.