Campi Flegrei: Erdbebenaktivität weiterhin erhöht

Seismizität der Campi Flegrei bleibt hoch – Erdbeben Mb 2,4 südöstlich der Solfatara

Die Erdbebenaktivität unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei bleibt auch in der zweiten Augusthälfte hoch, allerdings ohne die Spitzenwerte des Frühjahrs zu erreichen. So gab es seit gestern 20 schwache Erschütterungen, von denen das stärkste Beben eine Magnitude von 2,4 erreichte. Es manifestierte sich in 2100 m Tiefe süd-südöstlich der Solfatara unweit des alten Lavadoms vom Monte Olibano. In dieser Gegend nahe der Küste konzentrierten sich in der letzten Zeit viele Erdbeben. Graviationsmessungen detektierten hier im tieferen Untergrund zudem eine Schwereanomalie und es besteht die Möglichkeit einer flach liegenden Magmaansammlung.

In Bezug auf die vor gut 2 Wochen erschienene Studie zu den VLP-Erdbeben, die direkt Bewegungen magmatischer Fluide in Spaltensystemen der Caldera nachgewiesen hat, wurde in einem MDR-Medienbericht der GFZ-Geophysiker Torsten Dahm zitiert, der meinte, dass die VLP-Erdbeben eine Übergangszone zwischen Magmenkörper und dem Hydrothermalsystem markieren. Der Forscher hält es für wahrscheinlich, dass es sich bei den Erdbeben auslösenden Fluiden um heißes Kohlendioxid handelt, das einem wachsenden Magmenreservoir in 4 Kilometern Tiefe entströmt, und sieht hierin ein Vorzeichen einer sich zusammenbrauenden Eruption, die nach jetzigem Stand die Dimension der Monte-Nuovo-Eruption von 1538 erreichen könnte – zwar nicht das Ende der Welt, aber dramatisch für die Bewohner der Caldera. Doch wann mit einer Eruption zu rechnen ist, bleibt weiterhin ungewiss. Bedenkt man, dass die aktuelle Bodenhebungsphase bereits seit 2 Jahrzehnten im Gang ist, in denen sich der Boden um gut 150 Zentimeter hob, könnte der finale Magmenaufstieg relativ kurzfristig einsetzen.

Apropos Bodenhebung: Diese hält wie die Erdbeben weiterhin an und betrug auch in der letzten Woche 15 mm. Schaut man sich die nicht korrigierten Rohdaten an, die im letzten INGV-Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 11. bis 17. August 2025 veröffentlicht wurden, erahnt man eine Zunahme der Hebegeschwindigkeit. In dieser Woche ereigneten sich 52 Erdbeben. Der Kohlendioxid-Ausstoß ist weiter angestiegen und erreichte wieder die hohen Werte wie vor dem Emissionsrückgang, der sich Anfang des Sommers ereignete.

Eine weitere Nachricht sorgt bei den Bewohnern der Roten Zone der Campi Flegrei für Unmut: Das lokale Unternehmen Prysmian hat die Genehmigung einer Explorationsbohrung für die Geothermie-Nutzung im geringen Umfang erhalten. Demnach soll in den nächsten Wochen damit begonnen werden, eine Bohrung abzuteufen, um warmes Wasser des Hydrothermalsystems zu nutzen. Das Wasser darf dann in die örtliche Kanalisation abgeleitet werden.

Campi Flegrei zum Monatsende weiter seismisch aktiv

Weitere Erdbebenschwärme in den Campi Flegrei – Kohlendioxid-Ausstoß steigerte sich

Die Situation in den süditalienischen Campi Flegrei hat sich nach wie vor nicht entspannt, auch wenn in den letzten Tagen weniger Newsberichte veröffentlicht wurden, was daran lag, dass es keine starken Erdbeben gab und man sich an die schwächeren Beben inzwischen gewöhnt hat. Doch dieser Gewöhnungsprozess birgt die Gefahr, dass man vor Ort weniger alarmiert und im Falle starker Erdbeben die Gefahr nicht schnell genug realisiert, um entsprechend zu reagieren.

Weiteres Schwarmbeben. © INGV

Die Gewöhnung verharmlost auch die Gesamtsituation, in der man sich in der Caldera befindet: Es besteht eine latente Gefahr mittelstarker bis starker Erdbeben, die zu Schäden bis hin zum Kollaps maroder Häuser führen können. Außerdem können sich im Bereich der Solfatara jederzeit phreatische Eruptionen ereignen. Mittelfristig ist es auch möglich, dass sich ein magmatischer Ausbruch aufbaut.

In den letzten drei Tagen kam es zu 35 Erdbeben. Das stärkste hatte gestern eine Magnitude von 1,8 und lag in einer Tiefe von 1200 m. Das Epizentrum befand sich südwestlich der Solfatara unweit der alten Luftwaffenakademie. Die meisten Erschütterungen der letzten Tage ereigneten sich in diesem Areal, das für seinen alten Lavadom bekannt ist. Hier deuten Schwereanomalien darauf hin, dass sich Magma in geringer Tiefe befinden könnte.

Laut dem neuesten INGV-Wochenbericht kam es in der vergangenen Woche zwischen dem 21. und 27. Juli 2025 zu 43 Erdbeben mit einer maximalen Magnitude von 1,5. Die Geschwindigkeit der Bodenhebung blieb konstant bei 15 mm pro Monat. Unverändert war auch die Gastemperatur bei Pisciarelli, die in 5 m Entfernung zur Bocce bei 94 Grad lag. Der Kohlendioxid-Ausstoß hat sich weiter gesteigert und wieder die hohen Werte angenommen, die vor der kurzzeitigen Reduzierung des Gasausstoßes im Frühsommer gemessen wurden.




In Internetforen wird aktuell darüber diskutiert, ob die Entwässerung des Agano-Kraters, in dem sich bis zum Jahr 1870 ein 6,5 Kilometer großer See ähnlich dem Laacher See befand, das Gleichgewicht des Hydrothermalsystems gestört hat und somit zum Bradyseismos beigetragen haben könnte. Auf diese Möglichkeit wies bereits eine Studie im Jahr 2023 hin.

Stromboli: Erdbeben Mb 3,1 vor der Südküste

Erdbeben Mb 3,1 vor der Südküste von Stromboli – Kohledioxid-Ausstoß hoch

Datum: 28.07.2025 | Zeit: 02:36:40 UTC | Koordinaten: 38.714 ; 15.217 | Tiefe: 258 km | Mb 3,1

In den letzten Wochen war es um die liparische Insel Stromboli still bestellt und sie machte höchstens aufgrund von Sturzfluten infolge von Unwettern von sich reden, doch das könnte sich bald ändern: Ca. 10 Kilometer vor der Südküste der Vulkaninsel manifestierte sich ein Erdbeben der Magnitude 3,1. Das Hypozentrum befand sich in 258 Kilometern Tiefe. Damit lag es zwar zu tief, um gespürt zu werden oder direkt etwas mit dem Inselvulkan zu tun zu haben, doch es könnte sich dennoch auf die Aktivität des Vulkans auswirken.

Der Tiefe nach zu folgen, stand das Beben mit der Subduktion der Ionischen Platte unter der Tyrrhenischen in Verbindung. Der Prozess ist letztendlich für die Magmenentstehung mitverantwortlich.

Der Stromboli befindet sich in einer Phase normaler Aktivität. Der Aktivitätsindex des LGS steht auf „medium“. Im Großen und Ganzen werden geophysikalische Durchschnittswerte registriert und der Vulkan geht seinem gewohnten Tagesgeschäft nach. Doch zwei Werte fallen heraus: die hohe Steinschlagaktivität und ein deutlich erhöhter Kohlendioxid-Ausstoß. Dieser liegt bei 1457 Tonnen am Tag, während nur vergleichsweise mickrige 69 Tonnen Schwefeldioxid ausgestoßen wurden. Der CO₂-Ausstoß war auch bereits in den letzten Tagen vergleichbar hoch und deutet an, dass sich in der Tiefe ein größerer Magmenkörper befindet. So könnte sich die Aktivität des Dauerbrenners bald wieder steigern.
Die erhöhte Steinschlagaktivität deutet auf eine hohe Frequenz der strombolianischen Eruptionen hin. Möglicherweise gibt es auch Instabilitäten im Kraterbereich, was früher oder später zu Kollapsereignissen führen würde.

Der Stromboli ist nicht der einzige aktive Vulkan Süditaliens: Wie Dr. Boris Behncke gestern berichtete, gab es am Südostkrater des Ätnas schwache Ascheexhalationen. Der Tremor bewegt sich seit Tagen im grünen Bereich.

Italien: Waldbrand auf Sardinien bedrohte 200 Badegäste

Waldbrand auf Sardinien richtete Beinahe-Katastrophe an – gut 200 Badegäste fliehen vor Feuerinferno

Während bei uns der Sommer buchstäblich ins Wasser fällt, leidet der Süden Europas unter Hitze und Trockenheit. Eine ungute Mischung, die immer wieder zu Waldbränden führt. So geschehen gestern auf Sardinien, wo ein starker Waldbrand am Küstenabschnitt Punta Molentis auf den Strand zuhielt. Dort wurden etwa 200 Badegäste am Strand durch ein Flammenmeer von ihren geparkten Fahrzeugen und Fluchtwegen abgeschnitten, wodurch sie am Strand in Bedrängnis kamen. Eine kleine Flottille rettete die Menschen.

Schiffe der Küstenwache und der Finanzpolizei sowie private Boote eilten zum Strand bei Villasimius im Süden Sardiniens zur Rettung der Badegäste heran. Die Menschen konnten in Sicherheit gebracht werden, was allerdings nicht für ihre Fahrzeuge galt: Rund 40 Autos brannten komplett aus, wodurch ein hoher Sachschaden entstand.

Das Feuer war am Nachmittag ausgebrochen und breitete sich dank starker Mistralwinde rasend schnell aus und griff auf den Parkplatz über. Starke Rauchentwicklung trieb dichte Schwaden über die Bucht und stellte eine zusätzliche Gefahr für Badegäste und Anwohner der Region dar.

Es spielten sich teils dramatische Szenen ab, als die Badegäste zunächst noch versuchten, zu ihren Fahrzeugen zu gelangen, um mit ihnen die Flucht zu versuchen. Tote oder ernsthaft Verletzte gab es aber offenbar nicht.

Nach Angaben der Feuerwehr brannten rund 40 Autos vollständig aus. Insgesamt steckten etwa 200 Fahrzeuge auf dem Gelände fest. Ein Kiosk wurde komplett zerstört. Einsatzkräfte der Feuerwehr, des Forstkorps und des Zivilschutzes kämpften mit Löschflugzeugen, Hubschraubern und Bodenmannschaften gegen die Flammen. Auch ein Flugzeug der italienischen Luftwaffe kam zum Einsatz.

Obwohl keine Menschen körperlich zu Schaden kamen, sprechen Umweltorganisationen von einer Naturkatastrophe: Die Wälder von Punta Molentis galten als ein Naturparadies, das jetzt nicht mehr existiert. Der Küstenabschnitt ist bislang insbesondere bei Touristen aus Deutschland sehr beliebt gewesen.

Nicht nur entlang von Punta Molentis brannte es: Am Sonntag wurden auf Sardinien 26 Brände registriert. Auch in anderen Regionen Süditaliens gab und gibt es Waldbrände, darunter auch auf Sizilien.

Die Hitze im Süden und das regnerische Wetter in Deutschland sind zwei Seiten der gleichen Wetterlage: Hochdruckgebiete im Norden und Süden haben ein Tiefdrucksystem eingekesselt, das sich über Deutschland befindet. Die Wettersysteme blockieren sich gegenseitig und sind somit ortstabil.

Campi Flegrei: Erdbebenschwarm hält am 19. Juli an

Weitere Erdbeben unter Campi Flegrei – Randbereich der Hebungszone besonders betroffen

Pozzuoli, 19.07.2025Unter der Caldera in Süditalien gab und gibt es weitere Erdbeben. Nachdem am späten Abend der Schwarm für beendet erklärt wurde, der mit dem Erdbeben Md 4,0 zusammenhing, begann nach kurzer Pause nachts ein weiterer Schwarm. Die Epizentren liegen einerseits in dem Gebiet des 4-er Erdbebens, andererseits aber im Nordwesten der Hebungszone am Monte Gauro. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 1,9.

Sicherlich ist es Definitionssache, ob es sich um ein neues Schwarmbeben handelt oder ob sich das von gestern fortsetzt. Meiner Meinung nach handelt es sich bei den Beben in der Nähe von Bagnoli im Südosten der Hebungszone um eine Fortsetzung des Schwarmes von gestern, während die Beben im Nordwesten einen neuen Schwarm bilden. Verwendet man die Definition des USGS für Schwarmbeben, dann handelt es sich bei der Tätigkeit der letzten Jahre um einen ununterbrochenen Erdbebenschwarm, der infolge der Bodenhebung auftritt. Im Endeffekt ist das aber nur von akademischer Bedeutung. Viel wichtiger ist, was die Schwarmbeben verursacht und welche Folgen sich daraus für die Bewohner der Caldera entwickeln könnten.

Die Zunahme in der Randzone der Hebungsphase ist in meinen Augen alarmierend, denn sie könnte darauf hindeuten, dass es vermehrten Spannungsaufbau entlang von Störungen dort gibt, weil sich entweder die Hebungszone weiter ausbreitet oder dass der Boden in der Haupthebungszone an seine Elastizitätsgrenze gerät. In der Folge entstehen mehr Risse und immer stärkere Erdbeben. Die Risse könnten es magmatische Fluide und letztendlich dem Magma selbst erlauben final aufzusteigen.

Obwohl die Vulkanologen überwiegend beschwichtigen und sagen, es gebe keine Anzeichen eines unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruchs, wächst in der Bevölkerung langsam aber sicher die Sorge vor genau so einem Ereignis. Gestern Abend war der Notfallversammlungsplatz auf dem alten NATO-Gelände gesperrt, weil dort eine Veranstaltung stattfand. Besorgte Bürger fragten in den sozialen Medien, wie sie denn im Notfall flüchten sollen, wenn die Fluchtrouten blockiert sind. Ein Kommentator meinte: „Wovor soll man im Falle eines Erdbebens flüchten? Dazu würde es reichen, sich ins Freie zu begeben.“

Campi Flegrei: Erdbeben und Anstieg des Gasausstoßes

Der Krater des Monte Nuovo. © Marc Szeglat

Erdbeben Md 2,1 am Monte Nuovo – Gasausstoß wieder auf vorheriges Niveau angestiegen

Pozzuoli, 16.07.2025Unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei kam es gestern Nachmittag erneut zu einem erwähnenswerten Erdbeben. Es hatte die Magnitude 2,1 und eine Herdtiefe von 2700 m. Das Besondere: Das Epizentrum befand sich an der südwestlichen Basis des Monte Nuovo. Hierbei handelt es sich um den jüngsten Schlackenkegel in der Caldera. Dort mündet eine Störungszone, die in der Mitte des golfs von Pozzuoli beginnt.

Der Erdstoß am Monte Nuovo war im näheren Umkreis des Epizentrums zu spüren gewesen, obwohl die Magnitude unter der offiziell gültigen Wahrnehmbarkeitsschwelle von M 3,0 lag. In den Campi Flegrei ist es aber nicht unüblich, dass auch schwächere Erdbeben von der Bevölkerung wahrgenommen werden, was zum einen an der dichten Besiedlung der Region liegt und zum anderen an den geringen Herdtiefen. Zudem scheint der Kessel der Caldera Erdbebenwellen zu reflektieren, so dass die Beben in der Caldera verstärkt wahrgenommen werden.

Gestern erschien auch der INGV-Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 7. bis 13. Juli 2025. In dieser Periode wurden 32 Beben festgestellt. In der Vorwoche waren es 56. Die Seismizität war also relativ niedrig. Die Bodenhebung blieb aber bei einer Geschwindigkeit von 15 mm im Monat, was davon zeugt, dass es trotz der vergleichsweise geringen Seismizität keine nachhaltige Entspannung der Situation gibt. Im Gegenteil: Je weniger schwache Erdbeben es gibt, die die Spannungen im Boden abbauen, die durch die Hebung entstehen, desto größer ist die Gefahr für stärkere Erdbeben.

Der Gasausstoß erhöhte sich wieder auf das Niveau, wie es vor dem Rückgang im Juni gemessen wurde. Der Kohlendioxidausstoß dürfte somit wieder bei ca. 5000 Tonnen am Tag gelegen haben, was ein beachtlicher Wert ist. Er zeugt davon, dass sich in der Tiefe ein großer Magmenkörper befindet, von dem das Gas ausgeht. Ein signifikanter Anstieg der Schwefeldioxidemissionen würde anzeigen, dass das Magma weiter aufsteigt, wodurch sich die Eruptionsgefahr deutlich erhöhen würde.

Die maximale Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole lag bei 95 Grad. Das Minimum von 92 Grad wurde während eines Regenschauers gemessen.

Italien: Heftige Unwetter im Norden verursachten ein Todesopfer

Unwetter in Norditalien und Österreich – eine Frau vom Baum erschlagen

Mailand, 07.07.2025Am Wochenende wurden durch starke Unwetter in Norditalien und Teilen Österreichs Schäden angerichtet. Besonders hart traf es Mailand, wo am Sonntagnachmittag eine 63-jährige Frau ums Leben kam, als sie von einem umstürzenden Baum getroffen wurde. Sie war mit zwei Freunden auf dem Heimweg, als das Unwetter über die Stadt hereinbrach. Die Begleiter erlitten Verletzungen.

Das Unwetter in Form von starken Gewittern zog gegen 17 Uhr auf und brachte heftigen Wind, Starkregen und grobkörnigen Hagel mit sich. Italienischen Medien zufolge fielen am frühen Abend innerhalb kurzer Zeit bis zu 45 Millimeter Regen. Infolge des Unwetters kam es in Mailand zu Überschwemmungen, umgestürzten Bäumen und starken Sturmschäden. Die Feuerwehr verzeichnete über 150 Notrufe, vor allem wegen überfluteter Unterführungen, vollgelaufener Keller und beschädigter Infrastruktur. Ein Zug zwischen Mailand und Rom wurde von einem Blitz getroffen, die Strecke wurde vorübergehend gesperrt.

Auch andere Regionen in Norditalien waren betroffen: In Como trat der See über die Ufer und in Bergamo wurden Flüge umgeleitet. Der Zivilschutz rief für mehrere Provinzen die Alarmstufe Orange aus. Bürgermeister Giuseppe Sala warnte vor weiteren Unwettern und bat die Bevölkerung, Vorsicht walten zu lassen.

Die Unwetter zogen heute in Richtung Süden weiter und trafen auch den Großraum Neapel. Entlang der Amalfiküste gerieten kleinere Boote in Seenot. Auf der Insel Procida, die zwischen Pozzuoli und Ischia liegt, verwandelten sich Straßen in Bäche. Natürlich gingen auch starke Niederschläge im Bereich der Campi Flegrei nieder. Hier könnte das viele Wasser die hydrothermale Aktivität verstärken.

In Tarquinia manifestierte sich eine Wasserhose – ein kleiner Tornado, der über dem Meer tanzte, ohne Schäden anzurichten.

In Österreich sorgten heftige Regenfälle ebenfalls für Chaos. Im Tiroler Stubaital rissen Muren zwei Fußgängerbrücken mit sich und transportierten große Mengen Geröll und Treibholz. Besonders betroffen war die Gemeinde Fulpmes. Verletzt wurde niemand, doch die Feuerwehr war im Dauereinsatz.

In der Steiermark hinterließ ein kurzes, aber intensives Hagelgewitter in Turnau winterliche Verhältnisse. Umgestürzte Bäume blockierten Straßen, Fahrzeuge blieben stecken. Auch in Thondorf bei Graz mussten Bäume entfernt werden.

Laut den Wetterdiensten bleibt die Lage angespannt. Es wird mit weiteren starken Regenfällen, Überschwemmungen und Erdrutschen gerechnet – insbesondere entlang der Alpensüdseite, wo bis Mittwoch bis zu 360 Millimeter Niederschlag erwartet werden. Eine enorme Regenmenge, die in Abhängigkeit von dem Zeitraum, in dem sie niedergeht, großes Katastrophenpotenzial mit sich bringt. In Texas, wo es zur Katastrophe am Fluss Guadalupe kam, fielen innerhalb weniger Stunden bis zu 300 mm Niederschlag. In der Folge stieg der Flusspegel rasant an. Bis jetzt wurden 82 Todesopfer bestätigt.

Die Serie extremer Wetterereignisse scheint kein Ende mehr zu nehmen und ist Teil der neuen Realität, mit der wir uns aufgrund der immer schneller voranschreitenden Klimaerwärmung konfrontiert sehen. Dabei stehen wir noch ziemlich am Anfang des Disasters, dessen Folgen noch nicht wirklich absehbar sind.

Ätna: Weiterer Vulkanausbruch am 19.Juni

Hoher Tremor und massive Dampfwolke am Ätna – paroxysmaler Vulkanausbruch am Morgen

Catania, 19.06.2025Der Ätna macht es wieder und erzeugt einen paroxysmalen Vulkanausbruch. Wie das INGV mitteilte, begann der Tremor gegen 21:00 UTC langsam zu steigen. Zuvor befand er sich wieder auf einem Tiefpunkt im grünen Bereich, was mittlerweile ein Indikator dafür ist, dass sich ein Paroxysmus anbahnt.

Dampfwolke Ätna. © INGV

Um 23:25 UTC setzten dann am Südostkrater strombolianische Eruptionen ein und gegen 02:00 UTC beschleunigte sich der Anstieg der Tremoramplitude signifikant. Innerhalb einer Stunde schoss sie auf den aktuellen Wert weit im roten Bereich, wo sie sich seitdem seitwärts bewegt.

Die Tremorquelle wurde zunächst unter dem Südostkrater lokalisiert, inzwischen gibt es aber technische Schwierigkeiten, so dass eine genaue Lokalisierung unmöglich ist. Das Gleiche gilt für die Auszeichnung der Infraschalltätigkeit.

Da es bewölkt ist, geben die Livecams und visuelle Observierungen wenig her. Allerdings konnte ich während einer kurzen Wolkenlücke ein thermisches Signal erkennen, das auf Lava im Bereich des Südostkraters hindeutet. Eine andere Cam zeigt in der Totalen eine massive Dampfwolke, die mehrere Kilometer hoch aufsteigt, aber wenig bis keine Asche enthält.

Die Seismizität des Vulkans steigerte sich in den vergangenen ein wenig Tagen, wobei es im Westen und Nordosten einige tiefe Beben gab. Die Beben im Osten lagen deutlich flacher und konzentrierten sich am Nordrand des Valle del Bove. Einen kleinen Bebencluster gab es auch im Südwesten beim Refugio di Milia.

Alles in allem sieht es so aus, als ob es wieder einen jener abgeschwächten Paroxysmen geben würde, die wir zwischen März und Mai sahen. Zu bedenken gilt, dass sich die Situation äußerst dynamisch entwickeln und sich schnell verstärken kann, bis hin zum Abgang eines pyroklastischen Stroms, wie wir ihn am 2. Juni sahen.

Update: Das INGV aktualisierte seine Eruptionswarnung und Stufe den VONA-Alarmstatus auf „rot“ hoch. Es heißt nun, dass es zu Ascheemissionen kommt. Das VAAC detektiere Vulkanasche in einer Höhe on 6700 m. Aufgrund der Bewölkung sieht man aktuell auf den LiveCams nichts.

Erkenntnisse des neusten INGV-Wochenberichts zum Ätna

Im Wochenbericht des INGV für den Beobachtungszeitraum 09. – 15. Juni ist zu lesen, dass die geophysikalischen Parameter unauffällig waren. Aus ihnen ließ sich der heutige Ausbruch nicht ableiten.

Die Lage der Tremorquellen zeigt, dass sich Magma überwiegend unter dem Südostkrater akkumulierte, der Magmenkörper aber eine NW-SO-Längserstreckung einnahm und bis in den Bereich zwischen Bocca Nuova und Nordostkrater reichte.

Interessant ist auch eine Reliefkarte aus Drohnenaufnahmen vom 4. Juni. Sie zeigt die neuen Depressionen des Ausbruchs vom 2. Juni auf der Nordostflanke des Südostkraterkegels sowie mehrere relativ neue Schlote auf der Nordwestflanke. Hier bildet sich wohl eine neue Schwächezone im Kegels.

Übrigens könnte heute oder morgen auch der Kilauea mit einer weiteren eruptiven Episode durchstarten, geladen ist er!

Italien: Großer Bergrutsch in den Belluneser Dolomiten

Großer Bergrutsch an der Croda Marcora – Staubwolke erreicht Staatsstraße nach Cortina

San Vito di Cadore, 14. Juni 2025Am Samstagnachmittag ereignete sich in den Belluneser Dolomiten ein gewaltiger Felssturz bzw. Bergrutsch, der von der Südflanke des 3.154 m hohen Berges Croda Marcora abging. Große Mengen an Gestein und Erdmaterial lösten sich aus dem Massiv der Sorapiss-Gruppe oberhalb von San Vito di Cadore. Die dabei entstandene massive Staubwolke war kilometerweit sichtbar und erreichte sogar die Staatsstraße 51 von Alemagna, die Cortina d’Ampezzo mit dem Süden verbindet.

Die Bergrettung Venetien (CNSAS) ist mit mehreren Teams im Einsatz. Bislang liegen keine Meldungen über mögliche Opfer des Naturereignisses vor. Die Umgebung der Bergsturzstelle wird weiterhin nach Wanderern oder Kletterern abgesucht, die in Schwierigkeiten geraten sein könnten. In dem betroffenen Gebiet verlaufen mehrere beliebte Wanderwege und Klettersteige.

Aufnahmen dokumentieren das Ereignis: Eine staubaufwirbelnde Hangrutschlawine raste mit hoher Geschwindigkeit durch ein Tal und erinnert in ihrer Dynamik an einen pyroklastischen Strom. Dabei verfehlte sie eine nahe gelegene Siedlung offenbar nur um wenige Hundert Meter. Es handelte sich somit zumindest um eine Beinahe-Katastrophe.

Über die Ursache des Felssturzes gibt es bislang keine offiziellen Angaben. In den Dolomiten gelten jedoch häufige Niederschläge, Tauwetter und tektonischer Druck als typische Auslöser für Massenbewegungen. Hinzu kommt, dass der Klimawandel durch das Abschmelzen des Permafrosts Hangrutsche und Bergstürze zunehmend begünstigt. Fachleute des geologischen Dienstes der Region Venetien werden das Gebiet in den kommenden Tagen untersuchen.

Parallele zum Felssturz von Blatten in der Schweiz

Der Felsabgang an der Croda Marcora weckt Erinnerungen an den großen Bergrutsch von Blatten (VS) im Mai 2025, bei dem rund drei Millionen Kubikmeter Fels in Bewegung gerieten. Auch dort blieb die Bevölkerung nur knapp von größeren Folgen verschont, allerdings nur dank frühzeitiger Evakuierung. Während in Blatten ganze Hangabschnitte kollabierten und Evakuierungen notwendig waren, scheint das Ereignis in den Dolomiten bislang glimpflicher abgelaufen zu sein. Warnungen vor dem Ereignis gab es allerdings nicht.

Die Croda Marcora gehört zu den weniger begangenen Gipfeln der Sorapiss-Gruppe, liegt jedoch in Sichtweite stark frequentierter Dolomitenrouten.