Klyuchevskoy: Vulkanausbruch fördert große Aschewolke

Klyuchevskoy hoch aktiv – Vulkanasche in 13.000 m Höhe

Auf der russischen Halbinsel Kamtschatka bleibt der Klyuchevskoy hoch aktiv und fördert nicht nur einen langen Lavastrom, sondern vor allem Vulkanasche, die bis auf 13.000 m Höhe aufsteigt und weit gen Osten driftet. Dabei verursacht sie Ascheniederschlag, der in Abhängigkeit von der Windrichtung auch für Siedlungen zum Problem werden könnte. Darüber hinaus stellt sie eine ernstzunehmende Gefahr für den Flugverkehr dar.

Das VAAC Tokio veröffentlicht seine VONA-Warnungen zum Klyuchevskoy am laufenden Band: 13 Stück sind es seit gestern.

Anders sieht es mit dem Krasheninnikov aus, der nach dem Megabeben vom 29. Juli nach einem jahrhundertelangen Schlaf überraschend ausbrach. Die letzte VONA-Meldung von ihm stammt vom 5. August. Gestern wurde aber ein Sentinel-Satellitenfoto veröffentlicht, das die Thermalsignatur eines langen Lavastroms zeigt, wobei es sein kann, dass das Bild bereits einige Tage alt ist. Aktuell geht von diesem Vulkan noch eine moderate bis hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von bis zu 322 MW aus, was eher auf einen kleinen Lavastrom hindeutet.
Auch vom Klyuchevskoy geht eine Thermalstrahlung aus. Sie hat heute die enorme Leistung von fast 14.000 MW. Es sieht so aus, als wäre sehr viel Lava unterwegs. Auf dem Sentinel-Foto von gestern lässt sich der Lavastrom durch eine größtenteils dichte Bewölkung nur erahnen.

Der Klyuchevskoy war bereits vor dem Erdbeben Mw 8,8, das sich am 30. Juli ereignet hatte, aktiv. Die Aktivität beschränkte sich allerdings auf milde strombolianische Eruptionen, von denen nur die Kraterregion des höchsten aktiven Vulkans Eurasiens betroffen war. Wenige Stunden nach dem Megabeben änderte sich die Tätigkeit signifikant: Die Explosionen wurden deutlich stärker und der Lavastrom begann zu fließen. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass diese Aktivitätssteigerung von dem Beben verursacht wurde, genauso wie die Eruption des Kraschennikow. Wissenschaftlich ist das allerdings bislang nicht bewiesen.

Kamtschatka: Massive Bodenverschiebungen durch Erdbeben

Erdkruste im Süden Kamtschatkas verschob sich um 2 m – Klyuchevskoy weiterhin sehr aktiv

Auf Kamtschatka ist immer noch einiges los: Der Klyuchevskoy eruptiert Vulkanasche, die bis auf mehr als 12.000 m aufsteigt, und es gibt immer noch zahlreiche Nachbeben vor der Südostküste der Halbinsel, die Magnituden im Fünferbereich erreichen. Spektakulär ist die Erkenntnis, dass sich der Süden der Halbinsel infolge des Megabebens um 2 Meter verschoben hat. 

-Bodenverschiebung 2 m

Die horizontale Verschiebung in Richtung Südosten wurde von Geowissenschaftlern des Geophysikalischen Dienstes der Russischen Akademie der Wissenschaften (KGBGRAS) festgestellt. Die Verschiebung entspricht in etwa dem, was auch nach dem verheerenden Tohoku-Erdbeben im Jahr 2011 festgestellt wurde. Dieses Beben brachte es auf eine Magnitude von 9,1 und löste einen der folgenreichsten Tsunamis in historischen Zeiten aus. Damals wurde auch eine Verschiebung der Erdachse um 17 Zentimeter nachgewiesen. Zudem wurde die Rotationsgeschwindigkeit der Erde beschleunigt, so dass sich die Tageslänge um 1,8 Mikrosekunden verkürzte. Daten zum Kamtschatka-Erdbeben, das sich am 29. Juli ereignete und eine Magnitude von 8,8 hatte, stehen diesbezüglich noch aus.

Wie in den letzten Tagen enthüllt wurde, verursachte der Erdstoß vor Kamtschatka zwar relativ wenige Schäden an zivilen Gebäuden, aber es wurde offenbar ein russischer Marinestandort in Mitleidenschaft gezogen, an dem Atomuboote stationiert sind.

Luftaufnahmen enthüllten zudem massive Erdbewegungen bzw. Spaltenbildungen entlang der Küste. Massive Risse sparten dabei auf wundersame Weise Gebäude aus und wurden um Betonfundamente herum geführt. Das lässt vermuten, dass der Untergrund, in dem sich die Risse bildeten, sehr weich war.

Durch das Erdbeben wurde nicht nur die Aktivität des Klyuchevskoy verstärkt, der neben Aschewolken auch einen Lavastrom eruptiert, von dem eine sehr hohe Thermalstrahlung ausgeht, sondern es brach auch der Krasheninnikow aus, der 560 Jahre geruht hatte. Zu diesem Vulkan wurde vorgestern die letzte VONA-Meldung veröffentlicht und es hat den Anschein, dass er sich wieder schlafen legt.

Krascheninnikow: Vulkan der Halbinsel Kamtschatka

Krascheninnikow im fernen Osten Sibiriens – ein Schläfer ist erwacht

Nahe der Ostküste der russischen Halbinsel Kamtschatka erhebt sich der 1818 m hohe Vulkan Krascheninnikow – ein imposanter, weitgehend unbekannter Feuerberg, der im August 2025 nach fast 500 Jahren Ruhe wieder zum Leben erwacht ist. Seine abgelegene Lage im Kronozki-Naturreservat, umgeben von unberührter Taiga und vulkanisch geprägter Wildnis, macht ihn zu einem spektakulären, aber vergleichsweise wenig erforschten Vulkan.

Krasheninnikow vom Norden aus gesehen

Der Krasheninnikow ist kein einzelner Vulkankegel, sondern ein komplexes System: Zwei benachbarte Schichtvulkane überlagern sich innerhalb einer rund 9 × 11 Kilometer großen Caldera, die sich während eines explosiven Ausbruchs im Pleistozän gebildet hat. Entlang einer nordost-südwest verlaufenden Spalte haben sich in der Folgezeit zahlreiche Schlackenkegel gebildet, die sich bis weit über die Caldera hinaus erstrecken. Der südliche Kegel begann sich bereits vor über 13.000 Jahren zu formen, der nördliche folgte rund 5.000 Jahre später. Beide Vulkane weisen beeindruckende Krater mit Durchmessern von bis zu 800 Metern auf. Der nördliche Kegel hat in seinem oberen Bereich eine 2 Kilometer durchmessenden Depression die teilweise die Dimensionen und Charakteristika einer Caldera aufweist. In ihr bildete sich ein weiterer Schlackenkegel mit einem weitern Krater in dem sich wiederum ein kleiner Kegel befindet. Eine interessante Konstellation.

Während der Krasheninnikow seit dem 16. Jahrhundert ruhte, zeigen seine geologischen Archive eine lange Geschichte wiederholter Ausbrüche. Petrografische Analysen belegen eine Vielzahl unterschiedlicher Lava-Arten: Das Spektrum reicht von basaltischen bis zu dazitischen Zusammensetzungen und ist typisch für das komplexe Magmenspektrum Kamtschatkas.
Die vulkanische Aktivität auf Kamtschatka ist kein Zufall. Die Halbinsel liegt an einer der aktivsten Subduktionszonen der Welt, wo die pazifische Platte unter die nordwestwärts driftende Okhotsk-Platte abtaucht. Diese geodynamische Situation speist über 160 Vulkane, von denen gut 30 als aktiv gelten. Die dabei entstehenden Magmen sind reich an Gasen und mineralischen Einschlüssen, was die Vulkane der Region zu besonders explosiven Kandidaten macht. Der berühmte Kljutschewskoi, der höchste aktive Vulkan Eurasiens, ist nur rund 130 Kilometer vom Krasheninnikow entfernt. Der kleinere Karymsky liegt ca. 80 Kilometer südlich und erhebt sich ebenfalls aus einer Caldera.

In der Literatur gibt es unterschiedliche Angaben zum Jahr der letzten Eruption, bevor der Krascheninnikow am 3. August 2025 ausbrach. Die Spanne reicht von 1463 bis 1550.

Der Ausbruch von 2025 war moderat und manifestierte sich infolge eines Megabebens der Magnitude 8,8, das sich 4 Tage vor der Eruption ereignete. Da in der abgelegenen Region direkte Messdaten rar sind, fehlen Hinweise darauf, ob sich der Vulkan bereits vor dem Erdbeben auflud und zu einer Eruption bereit war oder ob die Schmelze innerhalb weniger Tage aus größerer Tiefe aufstieg. Analysen von frischen Lavaproben könnten dieses Rätsel lösen, indem man die Kristalle der Lavamineralien genauer untersucht.

Die Rückkehr des Krasheninnikow erinnert daran, wie lebendig und zugleich unberechenbar das vulkanische Erbe Kamtschatkas ist – und wie viel es dort noch zu entdecken gibt.

Klyuchevskoy: Ascheausstoß und Lavastrom halten an

Klyuchevskoy weiterhin aktiv – Vulkanasche in fast 10 Kilometern Höhe

Der Vulkanausbruch des Klyuchevskoy auf Kamtschatka geht weiter. Gestern registrierte das VAAC Tokio Vulkanasche in fast 10 Kilometern Höhe, heute steigen die Aschwolken noch bis auf 7300 m Höhe auf. MIROVA registriert eine sehr hohe Wärmestrahlung mit Spitzenwerten von über 7000 MW Leistung. Auf der Südwestflanke des Vulkans ist ein Lavastrom unterwegs.

Lavastrom Klyuchevskoy

Dieser erreicht die Basis des Kraterkegels und könnte auch darüber hinaus weiterfließen, doch aufgrund von Bewölkung und eingeschränkter Sicht der Livecam lässt sich die Spur des Lavastroms nicht bis zu seiner Front verfolgen. Gestern rissen die Wolken aber am Berg temporär auf und man konnte sogar über die Livecam einen Blick auf den Lavastrom erhaschen.

Die Lava zeigte sich auch auf einem Sentinel-Satellitenbild. Mit Hilfe der Satellitenfernerkundung wird auch die Wärmestrahlung gemessen. Dabei wurde deutlich, dass auch der Nachbarvulkan des Klyuchevskoy – der Bezymianny – anfing, eine moderate Wärmeanomalie zu zeigen. Der Bezymianny baut seit Jahren an seinem Lavadom, doch eine Wärmestrahlung ist nicht immer nachweisbar, da der Dom an seiner Oberfläche relativ kalt ist. Stärkere Wärmeanomalien tauchen meistens nur in Phasen mit beschleunigtem Domwachstum auf, wenn es zu ersten Abbrüchen am Dom kommt und glühende Lava freigelegt wird. Für gewöhnlich steigert sich die Aktivität dann innerhalb weniger Tage oder Wochen so weit, dass es zu Explosionen und Abgängen pyroklastischer Ströme kommt. Ob die aktuelle Aktivitätssteigerung ebenfalls mit dem Megabeben von letztem Mittwoch zusammenhängt, ist spekulativ.




Dagegen scheint es sehr wahrscheinlich zu sein, dass der Ausbruch des Krascheninnikow von diesem Erdbeben getriggert wurde. Der Vulkan ist auch heute aktiv, stößt die Vulkanasche aber weniger hoch aus, als es in den letzten Tagen der Fall gewesen ist. Das VAAC Tokio registriert südostwärts driftende Aschewolken in gut 6000 m Höhe.

Kamtschatka: weitere Erdbeben vor der Südostküste

Erdbebenserie bei Kamtschatka reißt nicht ab – Weitere Verlagerung der Beben in Richtung Kurilen

Datum: 03.07.2025 | Zeit: 05:37:53 UTC | Koordinaten: 50.68157.71 | Tiefe: 20 km | Mw 6,7

Die starke Erdbebenserie vor der Südostküste Kamtschatkas reißt nicht ab: Gestern Morgen erschütterte ein Beben der Magnitude 6,7 das Gebiet der Südspitze Kamtschatkas. Das Hypozentrum lag wieder in 20 Kilometern Tiefe, dennoch wurde Tsunami-Alarm gegeben, der inzwischen aufgehoben wurde. Später manifestierte sich ein Beben Mw 6,0, das weiter nördlich lag. Zudem wurde eine Reihe von Beben im Fünfer- und Viererbereich festgestellt, die in südwestlicher Richtung entlang des Kurilen-Kamtschatka-Grabens wanderten.

Erdbeben Kamtschatka. © EMSC

Heute gab es dann in den frühen Morgenstunden einen Erdstoß Mw 6,2 in nur 8 Kilometern Tiefe, dessen Epizentrum 207 km süd-südöstlich von Severo-Kuril’sk auf Paramushir lokalisiert wurde. Damit lag es in einer Region des Kurilen-Kamtschatka-Grabens, die bislang nicht von Erdbeben heimgesucht wurde. Dieses Beben manifestierte sich gut 700 Kilometer vom Epizentrum des Megathrust-Erdbebens Mw 8,8, das sich am Mittwoch ereignet hatte, entfernt. Für mich ein Indiz, dass es sich bei den starken Beben nicht unbedingt um Nachbeben handelt, sondern dass es zum weiteren Spannungsabbau entlang des Grabenbruchs kommt.

Die Vulkane im Süden der sibirischen Halbinsel und auch am vulkanischen Inselbogen der Kurilen zeigen bis jetzt offenbar keine ungewöhnliche Aktivität. Im Süden Kamtschatkas liegen Feuerberge wie Mutnovsky und Gorely, die latent aktiv sind. Auf Paramushir ist der Ebeko, von dem man eigentlich erwarten würde, dass er von den starken Erschütterungen angeregt wird. Dass ausgerechnet die Vulkane in der Zentralregion Kamtschatkas vermehrt aktiv geworden sind, war nicht ganz so naheliegend.

Neben dem Krascheninnikow, über den ich bereits heute Morgen ausführlich schrieb, ist auch der Klyuchevskoy erhöht aktiv und eruptiert nicht nur Aschewolken, die bis auf 10 Kilometer Höhe aufsteigen, sondern auch einen Lavastrom, der über die Südwestflanke des Vulkans fließt und fast seine Basis erreicht.

Krascheninnikow: Vulkanausbruch im Naturreservat

Aschewolken am Krascheninnikow. © Elizaveta Sandalova

Krascheninnikow ist weiterhin aktiv und fördert Aschewolken bis auf 6000 m Höhe – Vulkanausbruch lockt Touristen an.

Der Krascheninnikow, der gestern überraschend aus seiner 560 Jahre währenden Ruhe erwachte und einen mittelstarken Vulkanausbruch erzeugte, bleibt auch heute aktiv und fördert Vulkanasche bis auf eine Höhe von 6000 m. Laut dem VAAC Tokio wurde die Aschewolke in südöstlicher Richtung geweht und zieht über das Meer, weshalb es nur in der unbewohnten Küstenregion zu Ascheregen kommt.

Eruptionsspalte auf der Nordflanke. © Natalia Akbirova

Der Vulkanausbruch mauserte sich schnell zur Touristenattraktion, denn der Krascheninnikow liegt in einem der bedeutendsten Naturschutzgebiete Kamtschatkas, das zudem als UNESCO-Weltnaturerbe anerkannt ist: dem Kronozki-Naturschutzgebiet. Die Region umfasst nicht nur den großen See Kronozkoje, sondern ist auch für ihre beeindruckende Natur mit Tundralandschaften, Lärchenwäldern, Flusstälern und einer ausgeprägten Vulkanlandschaft bekannt, deren dominierendes Element der Kronozki-Vulkan ist. Er wird aufgrund seiner symmetrischen Kegelform gerne mit dem Fuji in Japan verglichen. In den letzten Jahren erfreut sich das Gebiet wachsender Beliebtheit bei Naturtouristen.

Der Ausbruch wurde von Wissenschaftlern des Naturparks beobachtet und dokumentiert, die sich zu Forschungszwecken in der Nähe des Vulkans aufhielten. Trotz Ascheregens in der Kronozki-Bogatschewskaja-Tundra blieb der Betrieb im Schutzgebiet unbeeinträchtigt und der Park bleibt geöffnet. Besucher können den Ausbruch aus sicherer Entfernung beobachten und dabei die unberührte Natur des Schutzgebiets erleben. Laut Behörden besteht derzeit keine Gefahr für Mensch oder Tier.

Laut russischen Medienberichten hielt sich die Forschergruppe um Inspektor W. N. Wlasenko bereits seit mehreren Tagen in der Region auf. Sie sagten, dass sich der Krascheninnikow ruhig verhielt und keine erkennbaren Anzeichen einer bevorstehenden Eruption zeigte. Dennoch ist es möglich, dass sich der Vulkan bereits in einem Aufheizstadium befand, bevor das starke Erdbeben vom Mittwoch die Eruption vermutlich triggerte. Es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass es zu einem extrem schnellen Magmenaufstieg aus der Tiefe kam.




Beim Krascheninnikow handelt es sich um ein Doppelvulkansystem, das sich aus einer Caldera erhebt. Der nördliche dieser Vulkane ist ausgebrochen. Der Krater dieses Kegels ist ein gutes Stück tiefer gelegen als der des Südkegel und erhebt sich seinerseits aus einem calderaartigen Krater, aus dem der Hauptteil der Eruption stattfindet. Außerdem bildete sich an der Nordflanke des Kegels ein Riss, aus dem ebenfalls Asche ausgestoßen wurde.

In der Region liegt auch der Vulkan Kizimen, der zwischen 2011 und 2013 aktiv war. Damals versuchte ich den Feuerberg während einer meiner Kamtschatka-Expeditionen zu erreichen, scheiterte aber an einer extrem tiefen Furt kurz vor dem Vulkan.

Klyuchevskoy mit stärkerem Vulkanausbruch am 2. August

Klyuchevskoy Archivbild. © Marc Szeglat

Klyuchevskoy erzeugt hoch aufsteigende Aschewolke und Lavastrom – möglicherweise paroxysmal tätig

Auf der russischen Halbinsel Kamtschatka ist der Vulkan möglicherweise paroxysmal tätig und wechselt zwischen Phasen hoher und geringerer Aktivität, so wie es für den Feuerberg der zentralen Vulkangruppe Kamtschatkas typisch ist. Es gibt aber auch Hinweise auf eine Flankeneruption.

Das VAAC Tokio veröffentlichte in seinen VONA-Warnungen eine Meldung, nach der Vulkanasche bis auf 10.000 m Höhe aufgestiegen ist. Zudem registriert MIROVA eine sehr hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von über 3300 MW. Diese Daten deuten darauf hin, dass es zu einem Paroxysmus gekommen ist. Paroxysmen fördern für gewöhnlich neben der Aschewolke eine Lavafontäne, die dann einen Lavastrom speist, der aus dem Kraterbereich überläuft. Visuelle Bestätigungen gibt es bis jetzt nicht. Da die Website der Vulkanologen von KVERT weiter nicht aufgerufen werden kann, fehlen entsprechende Informationen.

Während wir weiterhin überwiegend auf Daten der Satellitenfernerkundung angewiesen sind, gibt es in russischen Medien Berichte über die Vorgänge am Klyuchevskoy. Laut einem Statement von Andrej Lukaschow, Professor für Geomorphologie und Paläogeographie an der Geographischen Fakultät der Moskauer Lomonossow-Universität, wurde kürzlich eine Bruchbildung am Westhang des Vulkans registriert. Es soll sich um eine tiefe Formation handeln, durch die zum Zeitpunkt der Beobachtung des Vorgangs noch keine Lava strömte. Es könnte natürlich sein, dass dieser Riss in der Vulkanflanke aktiv geworden ist und einen größeren Lavastrom entlässt.

Eine Gefahr für den ca. 50 Kilometer vom Klyuchevskoy entfernt gelegenen Ort Klyutschi gibt es zurzeit nicht. Doch die russischen Experten weisen darauf hin, dass es infolge der Eruption zur Schneeschmelze am Gipfel des Vulkans kommen könnte. In der Folge besteht das Risiko, dass Lahare entstehen, die auch weite Strecken zurücklegen können. Zudem besteht die Möglichkeit von Schmelzwasserfluten, die in den nahen Kamtschatkafluss strömen und dort für hohe Wasserstände sorgen und Überschwemmungen verursachen.




Die russischen Wissenschaftler sehen keinen direkten Zusammenhang zwischen den starken Erdbeben vor der Südostküste der sibirischen Halbinsel und der verstärkten Aktivität. Dennoch gibt es die Möglichkeit, dass die Erschütterungen zu einer verstärkten Entgasung des Magmas unter dem Klyuchevskoy führten, was die bereits bestehenden Ausbrüche verstärkt haben könnte.

Die Erdbebenaktivität hält nach dem Megabeben Mw 8,8 weiter an und es gibt viele Nachbeben mit Magnituden im Fünferbereich, die sich entlang der 500 Kilometer langen Bruchzone ereignen, aber nicht weiter entlang des Kurilen-Kamtschatka-Grabens migrieren, wie es in den ersten Stunden nach dem Megathrust-Beben der Fall gewesen war.

Kamtschatka: Klyuchevskoy und Shiveluch nach Erdbeben aktiv

Megabeben könnte für Verstärkung der Eruptionen von 2 Vulkanen verantwortlich sein

Das VAAC Tokio veröffentlichte heute drei VONA-Warnungen zu zwei Vulkanen auf Kamtschatka, die ihre Tätigkeit nach dem Erdbeben gesteigert haben. Über den Klyuchevskoy, der Vulkanasche bis auf 6000 m Höhe fördert und zudem effusiv tätig ist, berichtete ich bereits gestern. Seine Aktivität hält auch heute an. Gestern Abend stimmte der Shiveluch in die Eruptionen mit ein und spie Asche bis auf 3700 m Höhe aus. Die Eruptionswolken driften nach Südosten.

Lavastrom am Klyuchevskoy

Beide Vulkane waren allerdings bereits seit längerem aktiv. Während der Shiveluch als daueraktiv eingestuft werden kann und permanent an seinen beiden Lavadomen arbeitet und dabei auch phasenweise Asche eruptiert, ist der Klyuchevskoy sporadisch aktiv. Seine Eruptionsphasen dauern oft mehrere Monate und waren zuletzt von strombolianischen Eruptionen dominiert. Nicht so häufig kommen Paroxysmen vor, die Lavaströme speisen, wobei es letztere auch ohne Paroxysmen geben kann. Ich bin mir relativ sicher, dass die Aktivitätssteigerung am Klyuchevskoy mit dem Erdbeben zusammenhängt. Am Shiveluch kann es hingegen ein Zufall sein, dass es hier zu Ascheeruptionen kam, denn die Aktivität unterscheidet sich nicht von dem, was wir auch einige Tage vor dem Erdbeben an diesem Vulkan bereits sehen konnten.

Wie ich heute Morgen schrieb, wanderten die Erdbeben in den letzten 24 Stunden entlang des Kurilen-Kamtschatka-Graben nach Südwesten und zogen bis auf Höhe der Kurileninsel Paramushir, wo der hier recht häufig erwähnte Vulkan Ebeko liegt. Dieser war in den letzten Monaten ungewöhnlich ruhig – zuletzt berichtete ich Mitte Januar von ihm. Mich würde es nicht wundern, wenn er in den nächsten Tagen noch im Eruptionsgeschehen mitmischen wird. Sollte das nicht der Fall sein, dann hat er sich wahrscheinlich längerfristig ausgepowert.

Erdbeben und Vulkanismus infolge der Subduktion

Bei den Kurilen handelt es sich um einen vulkanischen Inselbogen entlang einer Subduktionszone, der viele interessante und kaum erforschte Vulkane beherbergt. Vielleicht erwacht ja auch südlich von Paramushir und dem Ebeko noch ein Feuerberg.

Am Kurilen-Kamtschatka-Graben taucht die Pazifische Platte mit einer Geschwindigkeit von ca. 80 mm pro Jahr unter die Ochotsk-Platte ab, die dem Eurasischen Kontinent vorgelagert ist. Das verursacht zum einen Spannungen, die in Erdbeben abgebaut werden, und zum anderen gelangt mit den Gesteinen der Ozeankruste Wasser in den oberen Erdmantel, das die Schmelztemperatur der Gesteine herabsetzt, was wiederum zum partiellen Schmelzen des Mantelgesteins und teilweise auch der subduzierten Kruste führt. Das so entstandene Magma steigt hinter der Subduktionszone auf und wird an den Vulkanen eruptiert.

Muscheln und Würmer in den Tiefen des Kurilen-Kamtschatka-Grabens entdeckt

Heute läuft noch eine andere Meldung über die Newsticker: Ein Forscherteam entdeckte in gut 10.000 m Wassertiefe am Kurilen-Kamtschatka-Graben eine Kolonie aus Muscheln und Tiefseewürmern. Es ist der erste Nachweis höher entwickelten Lebens in solch einer Tiefe. Die Tiere können nur durch den Prozess der Chemosynthese überleben, die mit geothermischen Gasen funktioniert, die mit den magmatischen Prozessen im Untergrund der Subduktionszone zusammenhängen dürften.

Kamtschatka: Starke Erdbeben wandern Richtung Südwesten

Erdbeben bei Kamtschatka. Die Map zeigt auch die am Kurilen-Kamtschatka-Graben anschließenden Tiefseegräben nebst 2 seismischen Lücken. © EMSC

Serie starker Erdbeben bei Kamtschatka hält an – Epizentren wandern entlang des Kamtschatka-Grabens

Nach dem Megabeben der Magnitude 8,8, das sich am späten Abend des 29. Juli bei Kamtschatka zutrug und kleine bis mittelstarke Tsunamis auslöste, kommt die Erde in der betroffenen Seeregion vor der Ostküste der sibirischen Halbinsel nicht zur Ruhe: Es gibt immer noch starke Erdbeben mit Magnituden im Sechserbereich, deren Epizentren sich weiter nach Südwesten verlagerten. Inzwischen ist ein gut 500 Kilometer langer Abschnitt des Kurilen-Kamtschatka-Grabens betroffen. Das entspricht in etwa der Strecke zwischen Köln und München.

Diese Verlagerung zeigt, dass ein sehr langer Abschnitt der Störungszone gebrochen ist und dass das Hauptbeben eine Kaskade auslöste, die zum Spannungsabbau in anderen Bereichen der gleichen Störung führte. Man kann davon ausgehen, dass weite Teile des gut 2500 Kilometer langen und bis zu 10.542 m tiefen Kurilen-Kamtschatka-Grabens unter Spannungen stehen, die früher oder später zu starken Erdbeben führen werden.

Der Kurilen-Kamtschatka-Graben (KKG) ist Teil des pazifischen Feuerrings, der die Plattengrenze des Pazifiks und den vorgelagerten Mikroplatten markiert. Nördlich des Grabens macht die Plattengrenze einen Knick in Richtung Südosten, wo sie in den Aleutengraben übergeht. Im Süden des KKG gibt es ebenfalls einen Knick und er geht bei Hokkaido in den Japangraben über. An allen diesen Plattengrenzen kommt es immer wieder zu starken Erdbeben und so wird es auch bleiben.

Die Shakemap oben zeigt die Beben entlang der beschriebenen Tiefseegräben im Wochenverlauf, wobei die gelb markierten Beben die ältesten sind. Man sieht, dass es bereits vor den Ereignissen bei Kamtschatka mehrere mittelstarke Erdbeben entlang der pazifischen Plattengrenze gab. Genau genommen war auch nicht das Megabeben Auslöser der Bebenserie bei Kamtschatka, sondern bereits das Erdbeben Mw 7,3 vom 20. Juli.

Auf der Map erkennt man zwei Gebiete entlang der Tiefseegräben des nordwestlichen Pazifiks wo es in den letzten Tagen keine Erdbeben gab. Hier könnten seismische Lücken existieren, die für Starkbeben besonders anfällig sind.




Die Tsunamis, die gestern durch den Pazifik liefen, wirkten sich am stärksten auf Kamtschatka und Paramushir aus, wo die Wellen 3 m hoch wurden, wobei manche Medien auch von bis zu 5 m hohen Wellen sprechen. Im Norden Japans und in Kalifornien sollen die Tsunamis, die in mehreren Schüben kamen, bis zu 1,3 m hoch gewesen sein. Größere Schäden entstanden hier nicht. Dennoch legte der Tsunamialarm stundenlang das öffentliche Leben entlang der Küsten lahm.