Campi Flegrei: Schwarmbeben am 13.04.2025

Der Solfatara-Krater der Campi Flegrei ist eigentlich ein Maar. © Marc Szeglat

Datum: 12.04.2025 | Zeit: 21:29:15 UTC | Koordinaten: 40.825 ; 14.1355 | Tiefe: 2,2 km | Md 2,9

Weiteres Schwarmbeben erschüttert Campi Flegrei – Stärkste Magnitude 2,9

In Süditalien steht die Caldera Campi Flegrei weiterhin im Zeichen einer erhöhten Erdbebentätigkeit. Seit gestern manifestierten sich fast 60 Erdbeben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,9 und ein Hypozentrum in Kilometern Tiefe. Das Epizentrum befand sich am äußeren Südwestrand des Solfatara-Kraters. Einige Hundert Meter südwestlich bildete sich bei der Bebentätigkeit der letzten Tage ein Erdbebencluster. Generell streuten die Erschütterungen über einen größeren Bereich der zentralen Caldera.

In den letzten Tagen steigerte sich die Seismizität wieder deutlich und es steht zu befürchten, dass sie einem neuen intensiven Erdbebenschwarm entgegenstrebt, bei dem dann auch wieder mehrere Erdbeben mit mittelstarken Magnituden größer 3 entstehen werden. Vielleicht sogar auch wieder Beben im Viererbereich. Erst im März wurde vom INGV enthüllt, dass man eine Methode entdeckt hätte, mit der sich diese starken Schwarmbeben vorhersagen lassen, denn einige Tage vor solchen Ereignissen soll es zu einem erhöhten Wärmeflux kommen, den man mit satellitengestützten Sensoren nachweisen könne. Ich bin mal gespannt, ob es zu einer entsprechenden Warnung kommen wird. Mein Optimismus hält sich in Grenzen.

Der Optimismus hält sich auch bei den Anwohnern der Campi Flegrei in Grenzen, wo man auf jedes neue Erdbeben aufs Empfindlichste reagiert: Die sozialen Medien sind voll mit Wahrnehmungsmeldungen und Schicksalsberichten: Immer mehr baufällige Häuser, die von den Erdbeben zerrüttet wurden, wurden inzwischen von Zivilschutz und Feuerwehr inspiziert und evakuiert. Die Bewohner sind oft finanziell nicht gut aufgestellte Bürger, die vorläufig in Hotels unterkommen, aber langfristig betrachtet schlechte Aussichten auf eine neue Wohnung haben. Durch die sich summierenden Erdbebenschäden an den Gebäuden werden immer mehr Häuser unbewohnbar und da Neubauten fehlen, steht immer weniger Wohnraum zur Verfügung. Die Folge ist, dass die Mieten steigen und gerade Arbeitslose und Rentner immer öfter wohnungslos sind. Langfristig betrachtet werden wohl zig Tausende umgesiedelt werden müssen.

Campi Flegrei: Dokumentation der jüngsten Erdbebenschäden

Blick über Pozzuoli und dem Hafen Darsena. © Marc Szeglat

Erdbebenschäden und Bodenhebung der Campi Flegrei in Fotos dokumentiert – viele Probleme hausgemacht

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei sorgt seit Monaten für Schlagzeilen, weil er immer wieder Schwarmbeben erzeugt, die sich über die Zeit hinweg in ihrer Intensität steigerten. So manifestierte sich am 13. März der bislang stärkste Erdbebenschwarm, der in den Campi Flegrei in den letzten Jahrzehnten mit modernen Messmethoden erfasst wurde. Das stärkste Einzelbeben dieses Schwarms brachte es auf eine Magnitude von 4,6 und stellte somit ein weiteres Superlativ als das stärkste Beben auf, das je in den Campi Flegrei gemessen wurde. Anfänglich wurde die Magnitude des Bebens mit 4,4 angegeben, zwei Tage später wurde der Wert korrigiert.

Das Beben verursachte einige Schäden an Gebäuden in Pozzuoli und anderen Gemeinden und es gab sogar eine verletzte Person, die in ihrem Bett von herabfallenden Deckenteilen getroffen wurde. Die Menschen gerieten in Panik und stürmten ein leerstehendes NATO-Gelände, in der Hoffnung, sich dort auf sicherem Boden zu befinden. Der Erdbebenschwarm ging mit einer Beschleunigung der Bodenhebung auf eine Rate von 30 Millimetern im Monat einher, was die schnellste Hebungsrate in der aktuellen Phase des als Bradyseismos bezeichneten Phänomens darstellt. Die Hebungsphase begann im Jahr 2005 und beschleunigte sich seit 2011 signifikant. Mit einer Dauer von nun 20 Jahren ist es zudem die längste Hebungsphase seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Die vorherigen Phasen dauerten 2 bis 3 Jahre. Zwischen den Hebungsphasen gab es Senkungsphasen des Bodens, doch netto blieb über die Jahrzehnte hinweg immer eine Hebung vorhanden. Dennoch gab es in der Antike noch stärkere Bodendeformationen als heute, denn es gibt noch Ruinen aus der Römerzeit, die vor der Küste unter Wasser liegen. Seit der Antike muss es also zu einer Bodensenkung gekommen sein, die stärker als die Hebungen bis heute war.

Auf diesem Panorama erkennt man links das Maar des Lago d’Averno sowie rechts der Mitte den Schlackenkegel des Monte Nuovo. © Marc Szeglat

So viele Bodendeformationen und Erdbeben gehen natürlich nicht spurlos an den Bauten in den Campi Flegrei vorbei. So stattete ich der Region einen Kurzbesuch ab, um die Schäden an den Gebäuden zu dokumentieren und ein paar Aufnahmen der vulkanischen Manifestationen zu machen. Da ich hier als Jugendlicher meinen Erstkontakt zu aktiven Vulkanen hatte, fühle ich mich der Gegend besonders verbunden und besuchte sie auch als Erwachsener immer wieder gerne, wobei ich am liebsten auf dem Campingplatz im Solfatara-Krater campierte. Leider wurden der Platz und die Solfatara nach einem tragischen Unfall im Jahr 2018 gesperrt und es sieht auch nicht so aus, als würde sich daran wieder etwas ändern. Umso erstaunlicher finde ich es, dass man die (touristische) Infrastruktur im Krater nicht zurückbaut, sondern einfach vor sich her gammeln lässt. Ein Phänomen, das leider in ganz Süditalien weit verbreitet ist und sich nicht nur auf Bänke und Zaunpfähle beschränkt, sondern auch Hotels, Sportstadien und Fabrikgebäude umfasst, einmal ganz abgesehen von normalen Wohnhäusern, die von ihren Besitzern aufgegeben wurden. Solch aufgegebene und verwahrloste Infrastruktur nimmt nicht nur Platz weg und verschandelt die Gegend, sondern stellt auch eine zusätzliche Gefahrenquelle in Bezug auf Naturkatastrophen dar: Die nicht gepflegten und damit in ihrer Substanz geschwächten Gebäude reagieren natürlich besonders empfindlich auf Erdbeben und Bodenverformungen und könnten im schlimmsten Fall bei mittelstarken Erdbeben kollabieren, bei denen es in gesünderen Gebäuden bestenfalls ein paar Risse geben würde. Aber offenbar sind italienische Kommunen und der Staat so pleite, dass Gelder für Abriss und Sanierungen fehlen. Natürlich verschwinden entsprechende Gelder auch in mafiosen Strukturen. Davon betroffen sind auch Gelder in Millionenhöhe (vielleicht sogar in Milliardenhöhe) die von der EU für Infrastrukturprojekte zur Verfügung gestellt werden!

Spaziergang durch Pozzuoli

Bei meinem Spaziergang durch Pozzuoli, den ich 2 Wochen nach dem Beben machte, stieß ich noch auf zahlreiche Spuren der Erschütterung. Vor allem handelte es sich hierbei um abgeplatzten Putz von Hauswänden, aber auch um festere Trümmerstücke, die von Fassaden und Dachgiebeln abbrachen. Es gab auch geplatzte Leitungen und Erdfälle und ich sah mehrere Teams, die Gasleitungen auf ihre Dichtigkeit überprüften.

Bei genauerer Betrachtung der abgeplatzten Putzflächen an den Häusern fiel mir auf, dass man hier teilweise nachträglich unter dem Putz Kabel und Rohre verlegt hatte, was natürlich den Putz schwächte. Zudem können andere Materialien in einer Hauswand durch unterschiedliches Schwingungsverhalten während eines Erdbebens diese destabilisieren. Darüber hinaus sah ich aber auch genügend tiefgehende Risse und Balkone in einem desolaten Zustand, wo rostige Metallarmierung sichtbar war. Selbst ohne Erdbeben sind diese Balkone einsturzgefährdet, und bei einem Erdbeben im Fünferbereich wird die eine oder andere dieser baufälligen Konstruktionen einstürzen. Auch hier sehe ich die Probleme hausgemacht, indem man seit Jahrzehnten nichts in Sanierungsarbeiten investiert hat oder diese stümperhaft ausführte. Patina ist ja schön und gut, aber wenn es an die Substanz geht, wird es halt lebensgefährlich und schäbig. Von wegen Dolce Vita! Und wo bitte ist mein Helm?

Die Spuren der Bodenhebung werden am deutlichsten am kleinen Bootshafen Darsena sichtbar, der direkt an die historischen Gebäude von Rione Terra grenzt. Dort ist auch die Messstation RITE installiert, die die höchste Bodenhebung von nun mehr als 142 Zentimetern registriert. Rione Terra und Darsena liegen nahe des geografischen Zentrums der Caldera und parallel zur Bodenhebung senkte sich relativ betrachtet der Meeresspiegel, weshalb der Hafen fast trockengefallen ist.




Trocken präsentierte sich auch das Schlammbecken in der Solfatara, das ich tatsächlich zum ersten Mal seit 30 Jahren komplett trockengefallen sah. Mit Hilfe einer kleinen Thermalkamera, die man via USB an einem Smartphone andocken kann, machte ich einige Thermalbilder vom Südhang der Caldera und musste feststellen, dass es fast überall heiße Gasaustritte zu geben scheint. Wenigstens deutete das der hohe Wärmefluss in einem Großteil des Hangs an. Irgendwo müssen ja die fast 5000 Tonnen Kohlendioxid ausströmen, die hier täglich emittiert werden.

Doch nicht nur der Kohlendioxid-Ausstoß ist erhöht, sondern auch die Emissionen an Schwefeldioxid und Schwefelwasserstoff. Letzteres Gas mit der Formel H₂S ist für den prägnanten Geruch nach faulen Eiern verantwortlich, der im Allgemeinen als Schwefelgeruch bekannt ist. Noch nie habe ich diesen im Bereich der Solfatara so stark wahrgenommen wie dieses Mal. Besonders während meiner letzten Nacht in der Region, in der es stark regnete, drang der Gestank bis in mein Zimmer ein. Am Abend zuvor, als ich auf meinem Bett saß, merkte ich ein leichtes Erzittern der Matratze, das wie ein schwacher Windhauch gerade so zu spüren gewesen war. Da ich keine Blähungen hatte, dachte ich mir: Nanu, ein Erdbeben! Als ich die Erdbebendaten beim INGV checkte, stellte ich fest, dass sich ca. 400 m von meinem Hotel entfernt, inmitten der Solfatara, ein schwacher Erdstoß der Magnitude 1,2 ereignet hatte, dessen Erdbebenherd in knapp 1000 m Tiefe lag. Dass man so schwache Erdstöße tatsächlich spüren kann, war neu für mich.

Fazit

Obgleich die Bewohner von Pozzuoli nichts dafür können, dass sie von den Naturgewalten in besonderem Maße heimgesucht werden, tragen sie eine gewisse Mitschuld an dem Zustand ihrer Gebäude. Viele der betagten Gemäuer, die ursprünglich wohl ziemlich robust waren, wurden im letzten Jahrhundert auf dilettantische Art und Weise und unter Missachtung jeglicher Bauvorschriften mit Stromleitungen und Gas- und Wasseranschlüssen nachgerüstet. Von außen wurden Halterungen für Klimaanlagen angebracht und Metallmatten zwischen Putz und Hauswand eingearbeitet. Durch feinste Risse im Putz dringt Wasser ein, das aufgrund des Salzgehaltes der Seeluft und der Schwefelaerosole aus der Solfatara besonders korrosiv wirkt. Dadurch rostet das Metall, dehnt sich aus und schafft Schwachstellen im Putz, durch die weiteres korrosives Wasser eindringt. Das destabilisiert die Außenverkleidung der Gebäude in einem Maße, dass sie bei den moderaten Erdbeben en masse abplatzt. Stellt sich die Frage, wie stabil oder instabil das darunter liegende Mauerwerk noch ist. Spätestens wenn es zu Erdbeben ab 5,4 kommen sollte, sehe ich einige Gebäude zumindest teilweise kollabieren.

Campi Flegrei: Erdbeben während der Nacht

Erneut steigende Erdbebentätigkeit in den Campi Flegrei – Geophysikprofesser verunsichert durch Meinung zu Studien

Unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei ist erneut eine Steigerung der Erdbebenaktivität zu beobachten. Seit gestern ereigneten sich gut 30 Erschütterungen, wobei es besonders heute Nacht zu vermehrten Erdbeben kam. Die Magnituden und Tiefen waren gering und die Erschütterungen spielten sich im Hydrothermalsystem ab. Das stärkste Beben heute Morgen hatte eine Magnitude von 1,2 und ein Hypozentrum in 2900 m Tiefe. Das Epizentrum lag nordwestlich der Solfatara.

Aus der Steigerung der Aktivität lässt sich nicht zwingend ableiten, dass sich in kürze wieder ein starkes Schwarmbeben mit beschleunigter Bodenhebung ereignen wird, so wie wir es Mitte des Monats sahen, aber die Erfahrung der vergangenen 2 Jahre zeigt, dass diese Schwärme zeitlich recht dicht aufeinander folgen können und in Phasen erhöhter Aktivität auftreten. Das entspricht auch der allgemeinen Druckzunahme im System der Campi Flegrei.




In den sozialen Medien wird nun auch die Bedeutung der jüngst veröffentlichten Studie zu den „Seismic Bursts“ diskutiert, deren Kernaussage nach Lektüre der Studie nicht jedem klar zu sein scheint. Die Studie handelte von ungewöhnlich schnellen aufeinanderfolgenden Erdbeben im Bereich der Thermalgebiete der Solfatara und Pisciarelli. Zwischen den beiden Bereichen liegt am Rand der Solfatara der Monte Olibano, unter dem eine Schweranomalie detektiert wurde. Die Autoren der Studie schließen, dass eine von drei möglichen Ursachen für die Schwereanomalie die Akkumulation von Magma ist. Die Seismic Bursts könnten demnach von magmatischen Fluiden herrühren, die in das Hydrothermalsystem einschießen und die Gefahr phreatischer Eruptionen erhöhen.

An der Diskussion der Studienergebnisse beteiligte sich der INGV-Geophysikprofessor Giuseppe De Natale. Er trug zwar nicht zur Erklärung der Studie bei, erläuterte aber, dass Studien nichts anderes sind als Versuche, eine Hypothese zu beweisen, was seiner Meinung nach allerdings selten schlüssig gelingt. Auch wenn in dieser Erklärung Wahrheit steckt, sendet sie natürlich ein fatales Signal an die Bewohner der Caldera aus. Der Geophysiker wollte die Anwohner sicherlich beruhigen, doch im Kern sagte er ja damit, dass man alle Versuche, die unterirdischen Phänomene und Vorgänge in den Campi Flegrei zu erklären, vergessen kann. Im Endeffekt bedeutet das, dass behördliche Entscheidungsträger über keine Basis verfügen, die Situation richtig einzuschätzen und ggf. Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung einzuleiten.

Tatsache ist natürlich, wenn man die Studienergebnisse ernst nimmt und von einem erhöhten Risiko phreatischer Eruptionen im Bereich der beiden oben genannten Thermalgebiete ausgeht, dann müsste man einen Umkreis von 1 Kilometer um die Gebiete zumindest dann evakuieren, wenn es zu starken Schwarmbeben kommt. Natürlich bedeutet ein erhöhtes Risiko für etwas zu haben nicht, dass das Ereignis auch eintritt. Vor Ort steht man also vor einem echten Dilemma. Nur, wenn man nicht bereit ist, Maßnahmen zu ergreifen, oder wenn man nicht weiß, ab wann es gegeben ist, tätig zu werden, kann man die Vorgänge ja gleich ignorieren und darauf hoffen das alles gut geht. Zurück zum Beten und Gottvertrauen.

Campi Flegrei: 25 Beben in 12 Stunden

Erdbebenschwarm in den Campi Flegrei geht auf verringertem Niveau weiter – 25 Beben in der ersten Tageshälfte

Das Schwarmbeben, dass den süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei in den letzten Tagen in Atem gehalten hat und für große Besorgnis bei der Bevölkerung sorgte, hat sich weiter abgeschwächt, geht aber noch auf dem Niveau eines der üblichen Schwarmbeben weiter. In der ersten Tageshälfte haben sich 25 Beben ereignet. Die meisten Beben hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Die stärkste Erschütterung brachte es auf Mb 2,3 in 1,7 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum befand sich unter dem Ostrand der Solfatara.

Die Mikrobeben stehen mit Fluidbewegungen im Zusammenhang, die sich im Hydrothermalsystems der Caldera ereignen. Das INGV veröffentlichte heute eine neue Studie zu Fluidchemie des Hydrothermalsystems, mit dessen Hilfe man sich eine bessere Vorhersehbarkeit eines möglicherweise bevorstehenden Vulkanausbruchs erhofft. Im wesentlichen identifizierte man 4 verschiedene Grundwasserarten die im Hydrothermalsystem interagieren und von aufsteigenden Gasen magmatischen Ursprungs beeinflusst werden. In erster Linie handelt es sich bei den Gasen um Kohlendioxid und Schwefeldioxid, wobei letzteres großen Einfluss auf die Wasserchemie nimmt. Die magmatischen Gase steigen überwiegend im Bereich von Solfatara und Pisciarelli auf.

Bei den 4 interagierenden Grundwasserarten handelt es sich um:

  • Kalte Wässer meteorischen Ursprungs – stammen aus Niederschlägen und versickern ins Grundwasser.
  • Thermale Bikarbonatwässer – entstehen durch die Wechselwirkung von Grundwasser mit vulkanischen Gasen in den Randbereichen des hydrothermalen Systems.
  • Chloridhaltige Wässer – kommen aus hochtemperierten Salzlösungen und sind tiefen Ursprungs.
  • Unterirdische Wässer aus dem Solfatara-Pisciarelli-Gebiet – bilden sich durch die Kondensation schwefelhaltiger Dämpfe und dominieren in dieser stark hydrothermal aktiven Zone.

Diese Wasserarten zeigen eine große Variabilität in der chemischen Zusammensetzung, da sie von verschiedenen Prozessen innerhalb des Vulkansystems beeinflusst werden.

Fischer berichten von schwefligen Gerüchen, Wasserverfärbungen und Fischsterben

Darüber hinaus gibt es eine neue -nicht unbedingt wissenschaftliche fundierte- Beobachtung von Fischern, die in einem Artikel des Online-Magazins Pozzuoli da vivere publiziert wurden. Demnach beobachteten Fischer im Golf von Pozzuoli in den letzten Tagen vermehrt Wasserverfärbungen und sahen schweflige Fladen auf der Wasseroberfläche treiben. zudem berichten sie von einem starken Geruch nach Schwefelwasserstoff. Zudem soll das Wasser an einigen Stellen ungewöhnlich warm sein und es wurden zahlreiche tote Fische gesichtet. möglicherweise sind vermehrt schwefelhaltige Fluides am Meeresboden ausgetreten. Eine wissenschaftliche Bestätigung der Phänomenologie fehlt.

Campi Flegrei: Der Erdbebenschwarm am 20. Februar

Schwarmbeben in den Campi Flegrei schwächte sich ab, hält aber dennoch weiter an

Es ist heute nun bereits der dritte Artikel, in dem ich von nachlassender Aktivität berichten muss oder darf, je nach Standpunkt. Außer am Ätna und Santorin lässt die Aktivität auch bei den Campi Flegrei nach, doch hier ist der Rückgang weniger stark als an den beiden anderen Vulkanen. Heute wurden noch ca. 50 schwache Erschütterungen im Bereich der Caldera festgestellt. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,3 und manifestierte sich in 2400 m Tiefe im Bereich der Pisciarelli-Fumarole. Hier und im östlichen Bereich des Solfatara-Kraters, an dem die Pisciarelli-Fumarole angrenzt, gab es die meisten stärkeren Erdbeben der seismischen Krise. In dem Areal scheint die Gefahr für eine phreatische Eruption auch am größten zu sein.




Die Schwereanomalie vom Monte Olibano liegt zwischen Fumarole und Solfatara. Die Anomalie befindet sich in 3,8 Kilometern Tiefe und ist meiner Meinung nach ein Magmenkörper. An seinem Randbereich im Osten und Westen befinden sich die Entgasungsschote von Pisciarelli und der Grand Fumarole in der Solfatara. Ob es Lobbyisten passt oder nicht, dass sich in einem vulkanisch aktiven Gebiet komplexe tektonische Strukturen oder schwammartige Gesteine, deren Poren mit Fluiden gefüllt sind, bilden, ist zwar nicht unmöglich, doch weitaus weniger wahrscheinlich als eine Magmaintrusion.

Sorgen um stärkeres Erdbeben

In Pozzuoli macht man sich allerdings ehr Sorgen um ein Erdbeben M größer 5,0 als um einen Vulkanausbruch oder phreatische Eruptionen. Kurzfristig betrachtet mag das sogar richtig sein. In den Medien wurde darüber diskutiert, wie viele Gebäude bei einem stärkeren Erdbeben ab 5 einstürzen könnten. Im gefährdeten Bereich stehen 12.700 Gebäude. Bei 9000 davon handelt es sich um Wohnhäuser. Erdbebensicher sind die wohl alle nicht gebaut. 10 % der Gebäude gelten als Hochrisikogebäude, die bei einem Erdbeben im Fünferbereich entweder einstürzen oder schwer beschädigt werden würden. Nur für 50 % der Gebäude besteht kein Risiko größerer Schäden durch einen Erdstoß M 5,0. Also schon bei einem als mittelstark einzustufenden Beben könnten im Extremfall hunderte Gebäude einstürzen, was zahlreiche Todesopfer bedingen würde, wenn sich die Bewohner während des Bebens in ihren Häusern befinden. Tatsächlich kann so ein Erdbeben in der aktuellen Hebungsphase jederzeit und ohne Vorwarnung stattfinden. Eine Naturkatastrophe mit Ansage, in die man sehenden Auges hineinschliddert. Wenn diese Gebäude in den nächsten Wochen nicht geräumt werden, können sich die Gerichte schon einmal warmlaufen.

Campi Flegrei: Anzeichen beschleunigter Bodenhebung

Seismische Krise in den Campi Flegrei spitzt sich zu – Beschleunigung der Bodenhebung detektiert

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei kommt nicht zur Ruhe. Im Gegenteil, die seismische Aktivität verstärkte sich in den letzten 2 Tagen weiter, zumindest was die Anzahl der Beben betrifft. Bereits gestern wurden seit dem Nachmittag des 15. Februar mehr als 550 Beben gezählt und ich denke, das dürfte das intensivste Schwarmbeben seit Beginn der Hebungsphase im Jahr 2005 sein.

Vor Ort werden die Behörden langsam unruhig und es wurden für die teils verängstigt reagierenden Anwohner Treffpunkte organisiert, die eigentlich als Fluchtpunkte ausgewiesen sind. Hier stehen Seelsorger bereit, um sich mit den Leuten zu unterhalten, und es werden Speisen angeboten. Außerdem wurde für heute Abend eine Gesprächsrunde mit Wissenschaftlern und Vertretern des Zivilschutzes anberaumt. Geophysiker Giuseppe De Natale äußerte sich in einem Fernsehinterview dahingehend, dass er eine weitere Intensivierung der Bebentätigkeit befürchtet, und wies darauf hin, dass im Falle stärkerer Erdbeben einige Gebäude als einsturzgefährdet gelten.

Im heute veröffentlichten INGV-Wochenbulletin für den Zeitraum vom 10. bis 16. Februar wird der Anfang des Schwarmbebens analysiert. Während der ersten zwei Tage des Schwarms wurden 335 Beben verortet, darunter die beiden stärksten Erschütterungen mit der Magnitude 3,9. Von besonderem Interesse ist, dass sich bereits in den ersten beiden Tagen der seismischen Krise die Bodenhebung beschleunigte. Es wurde ein vorläufiger Wert von 0,5 bis 1 cm ermittelt. Also hob sich der Boden in 2 Tagen so viel wie sonst in einem ganzen Monat.

Die Fumarolentemperatur von Pisciarelli lag bei 97 Grad und der Kohlendioxid-Ausstoß nähert sich den sporadisch aufgetretenen Spitzenwerten an, mit dem Unterschied, dass sie nun dauerhaft hoch sind.

Generell nimmt der Druck im Hydrothermalsystem des Vulkans zu, ein Prozess, der zum Teil in Schüben abläuft. Besonders in solchen Phasen wie jetzt sehe ich eine erhöhte Gefahr im Auftreten phreatischer Eruptionen. In den allermeisten Vulkangebieten der Welt würde man einen 1 Kilometer durchmessenden Bereich um die gefährdetsten Gebiete (Pisciarelli, Solfatara) evakuieren. In den Campi Flegrei verzichtet man darauf offensichtlich, weil es zu viele unterschiedliche Theorien zur Ursache der Beben gibt. Doch letztendlich haben sie alle eins gemein: einen Magmenkörper in größeren Tiefen, der das Hydrothermalsystem aufheizt. Diese Aufheizung alleine reicht im Prinzip schon, um phreatische (hydrothermale) Explosionen zu verursachen. Diese können Gesteinsbrocken aus dem Explosionsbereich ziemlich weit schleudern.

Übrigens, gestern geistere eine falsche Erdbebenmeldung durch die sozialen Netzwerke, nach der eine bei Pozzuoli ein Erdbeben der Magnitude 9,0 gegeben hätte. Dabei handelte es sich um einen Zahlendreher, denn das Beben hatte die Magnitude 0,9.

Campi Flegrei: Aufregung nach Erdbeben

Marcellum von Pozzuoli zeugt von der Bodendeformation der Caldera Campi Flegrei. © Marc Szeglat

Weitere spürbare Erdbeben erschütterten Campi Flegrei – Aufregung während der Nacht

Die letzten 24 Stunden waren im süditalienischen Pozzuoli von Sorgen geprägt, die durch einen starken seismischen Schwarm ausgelöst wurden. Im Laufe der letzten 24 Stunden manifestierten sich weit über 100 Erdbeben, von denen einige in der Caldera Campi Flegrei gespürt werden konnten. Die zwei stärksten Beben hatten eine Magnitude von 3,9. Während sich der erste dieser Erdstöße um 14:30 Uhr ereignete und ein Epizentrum hatte, das sich offshore im Golf von Pozzuoli befand, lag das zweite Beben mitten im bewohnten Gebiet nordöstlich der Solfatara und in unmittelbarer Nähe zur Pisciarelli-Fumarole. Dieser Erdstoß ereignete sich um 23:19:52 UTC (00:19 Uhr Ortszeit) und riss zahlreiche Anwohner aus dem Schlaf. Viele verließen aus Sorge vor einem stärkeren Erdbeben ihre Wohnungen und flüchteten ins Freie, wo sie sich auf Plätzen versammelten und sogar Feuer entfachten, um sich zu wärmen. In den sozialen Medien wurde kritisiert, dass die Behörden untätig blieben und keine Zelte bereitgestellt wurden, obgleich Polizei und Feuerwehr unterwegs waren, um die Menschen zu beruhigen und Infrastruktur auf Schäden zu inspizieren. Doch es wurden wohl keine entdeckt.

Die beiden beschriebenen Beben waren aber nicht die einzigen Erschütterungen mit Magnituden im Dreierbereich, denn es gab noch 3 Beben mit M 3,2 und 3,0 mit Epizentren in oder nahe bei der Solfatara.

Das Schwarmbeben hält bereits seit mehreren Tagen an, doch bereits seit Anfang des Monats steigerte sich die Seismizität kontinuierlich. Die Bebentätigkeit fluktuiert und ist nicht die ganze Zeit über gleich stark. In den Stunden mit weniger Erdbeben postulieren die Forscher vom INGV immer wieder das Ende des Schwarms, obwohl es absolut keinen Sinn macht, bei jeder Verstärkung der Tätigkeit ein neues Schwarmbeben zu postulieren.

Die Bebentätigkeit geht zur Stunde weiter und es ist einer der stärksten Schwärme der aktuellen Hebungsphase, die bereits 2005 begann. Die nun seit 20 Jahren anhaltende Phase begann sich ab 2011 signifikant zu beschleunigen und strebt offenbar einem neuen Höhepunkt entgegen, nachdem einige Wissenschaftler noch vor wenigen Wochen meinten, die Aktivität würde sich abschwächen, nur weil wir nach der Hochphase letzten Sommer ein paar ruhigere Wochen erlebten.

Ich gehe davon aus, dass die Erdbeben Ausdruck einer Beschleunigung der Bodenhebung sind. Zuletzt lag der Wert bei 10 mm pro Monat. Im letzten Sommer erreichte er den doppelten Wert, wobei es während vergleichbar starker Schwarmbeben wie jetzt kurzzeitig noch höhere Werte annahm. Die gleichen Leute, die noch vor wenigen Wochen eine generelle Abnahme der Tätigkeit sahen, sprechen immer noch vom Bradyseismos. Nach dieser Theorie soll sich der Boden infolge von Fluidzufluss in das Hydrothermalsystem heben. Doch die Theorie ignoriert die Quelle der Fluide, die nachgewiesenermaßen magmatischen Ursprungs ist. Man muss sich langsam die Frage stellen, ob sich die Hebung im oberflächennahen Hydrothermalsystem abspielt oder ob sie nicht doch zum Teil direkt auf Magma zurückzuführen ist, das sich in größeren Tiefen unterhalb des Hydrothermalsystems akkumuliert. Ich tippe auf Letzteres, denn wenn nur Fluide im Hydrothermalsystem die Bodenhebung verursachen würden, sollte man meinen, dass sich der Boden zwischendurch auch wieder senkt, wenn die Fluide und vor allem das Gas in ruhigeren Phasen mit weniger Aufstieg entweichen.

Campi Flegrei: Erdbebenaktivität am 14. Februar

Schlammpool in der morgendlichen Solfatara. © Marc Szeglat

Schwarmbeben unter Campi Flegrei geht weiter – ungewöhnlich lang anhaltende Aktivität

Die Erde kommt unter den Phlegräischen Feldern nicht zur Ruhe und das Schwarmbeben, das am 10. Februar begann, setzt sich auch heute noch fort. Seit gestern manifestierten sich ca. 100 Erschütterungen. Auch wenn alle Beben Magnituden unter 3 haben, ist es in Bezug auf Dauer und Anzahl der Beben ein ungewöhnlich intensiver Schwarm. Er ist auch insofern auffällig, als dass so starke Schwärme meistens in Zusammenhang mit stärkeren Erdbeben stehen, die es bislang aber nicht gab. Dennoch ereigneten sich mehrere Beben mit Magnituden im Zweierbereich.

Das stärkste Beben der letzten Stunden hatte eine Magnitude von 2,6. Sein Hypozentrum lag in 2100 m Tiefe. Das Epizentrum wurde nördlich des Thermalgebiets von Pisciarelli festgestellt, wo sich mehrere Beben im genannten Magnitudenbereich ereigneten. Hier baut sich Druck auf, der letztendlich zu einer phreatischen Eruption führen könnte.




Die Beben verteilen sich zwar über einen Großteil der Caldera, konzentrieren sich aber in einer Zone zwischen Pisciarelli im Osten und einem Gebiet nahe der Küste südlich vom Monte Guaro.

Auffällig ist, dass die meisten stärkeren Erschütterungen im Zweierbereich auch in Tiefen von mehr als 2 Kilometern liegen, während sich die schwächeren Beben deutlich flacher im Hydrothermalsystem befinden. Die tieferen Beben könnten vulkanotektonischen Ursprungs sein und mit Rissbildungen infolge von Fluidaufstieg stehen, während die schwächeren Erdbeben durch Fluidbewegungen im Hydrothermalsystem ausgelöst werden.

Mich würde es nicht wundern, wenn sich die Bodenhebung infolge des Zustroms an Fluiden wieder beschleunigen würde. Zuletzt lag sie bei 10 mm im Monat, nachdem sie im Sommer letzten Jahres kurzzeitig doppelt so hoch war. Im letzten Jahr hob sich der Boden um 20 Zentimeter. Seit Beginn der Hebungsphase im Jahr 2005 kamen ca. 140 Zentimeter Hebung zusammen. Gemessen an der Station RITE. Ein Teil der Hebung wird aller Wahrscheinlichkeit nach Magma zu verdanken sein, das sich in 4–5 Kilometern Tiefe akkumuliert. Ansonsten werden hydrothermale Fluide für Hebung und Druckbeaufschlagung verantwortlich gemacht.

Campi Flegrei: 60 Beben in 24 Stunden

Calderavulkan Campi Flegrei bebt weiter – ca. 60 Beben in 24 Stunden

Seit meinem letzten Post zu den Campi Flegrei in Süditalien sind gerade einmal 24 Stunden vergangen, während denen das gestern gemeldete Schwarmbeben weiterging. Seitdem sind gut 60 Beben hinzugekommen. Insgesamt haben sich in den letzten 3 Tagen also ca. 120 Erschütterungen ereignet. Zwischendurch gab es mal eine etwas ruhigere Phase und das INGV postulierte einen neuen Erdbebenschwarm, wobei man die Aktivität aber auch getrost zusammenfassen kann. Einige Autoren sind auch der Meinung, dass die Unterteilung in einzelne Schwärme sinnlos ist, da die Erdbebenaktivität auch in ruhigeren Zeiten nie ganz aufhört. Man kann eigentlich von einem großen Schwarmbeben reden, das die gesamte Zeit über anhält, oder neu zu zählen anfangen, wenn es mal an einem Tag zu keiner Erschütterung kommen sollte.




Wie auch immer, das stärkste Beben der letzten Stunden hatte eine Magnitude von 2,5 mit einem Hypozentrum in 2100 m Tiefe. Das Epizentrum lagin unmittelbarer Nähe zum Thermalgebiet von Pisciarelli. Das zweitstärkste Beben kam auf M 2,4 in 2800 m Tiefe und lag nordwestlich der Solfatara. Der überwiegende Teil der Beben hatte Magnituden im Bereich der Mikroseismizität und spielte sich im Hydrothermalsystem der Caldera ab. Auffällig ist, dass einige der schwächeren Beben über ein großes Gebiet verstreut liegen, das bis hinter Ischia reicht. Aber vielleicht ist hier auch nur die automatische Verortung inkorrekt.

Begann das Jahr noch mit einer vergleichsweise niedrigen seismischen Aktivität, sehen wir in den letzten Wochen wieder eine signifikante Steigerung, die all jene Fachmänner Lügen straft, die die ruhigere Phase als Anzeichen eines Abklingens der Aktivitätsphase ansahen. Bereits damals schrieb ich, dass sich die Aktivität in der ruhigeren Phase eigentlich noch genau auf dem Niveau befand, das dem langjährigen Mittel entsprach. Grund zur Entwarnung gibt es also nicht. Ich vermute, die Aktivitätssteigerung geht einher mit der Ankunft einer weiteren Magmablase in 4–5 Kilometern Tiefe, und es würde mich nicht wundern, wenn wir bald eine erneute Beschleunigung der Bodenhebung sehen würden.