Lewotobi Lakilaki eruptiert auch am 12.01.24

Lewotobi erzeugte 11 Explosionen – Vulkanasche in 2400 m Höhe detektiert

Auf der indonesischen Insel Flores bleibt der Lewotobi Lakilaki weiterhin aktiv und stellte gestern einen Explosionsrekord auf, als im Tagesverlauf 11 Eruptionen registriert wurden. Auch heute ist der Feuerberg aktiv und fördert Vulkanasche bis auf eine Höhe von 2400 m. Pyroklastische Ströme wie Anfang der Woche traten bis jetzt aber nicht mehr auf. Dafür fließt aber ein 2 km langer Lavastrom. Als er zu fließen begann, sind wahrscheinlich die erwähnten pyroklastischen Ströme abgegangen.

Neben den Explosionen wurden heute starke Entgasungen registriert. Außerdem gab es seismische Signale, die auf Abgänge von Schuttlawinen hindeuteten. Zehn vulkanisch bedingte Erdbeben zeugten von unterirdischen Magmenbewegungen. Die Daten liefern keine Anzeigen für eine signifikante Verstärkung der Eruption, allerdings auch nicht für ein baldiges Ende des Vulkanausbruchs. Das wahrscheinlichste Szenario ist, dass die Aktivität noch eine Weile auf dem aktuellen Niveau anhält.

Ähnlich wie am Lewotobi verhält es sich mit dem Marapi auf Sumatra. Auch dieser Vulkan stößt Aschewolken aus. Hier gab es gestern zwei Explosionen, die Aschewolken mehrere Hundert Meter über dem Krater aufsteigen ließen. Die Seismizität ist leicht erhöht, ohne besorgniserregend zu sein.

Der berüchtigte Inselvulkan eruptiert augenblicklich nicht, dafür ist seine Seismizität deutlich erhöht und er scheint sich auf neue Eruptionen vorzubereiten. Gestern wurden 127 Niedrigfrequenzerdbeben und 8 Hybriderdbeben registriert. Sie deuten starke Magmenbewegungen im Untergrund an. Ein Vulkan also, der unter Darmgrummel leidet. Da kann der Durchfall nicht weit sein. Die Beben halten bereits seit dem Jahreswechsel an. Die letzten Eruptionen gab es Mitte Dezember.

Mehr als 80 Eruptionen am Semeru

Gestern gab es am Semeru einige spektakuläre Explosionen, die bei gutem Wetter sogar gefilmt werden konnten und kleinere Dichteströme erzeugten. Der Vulkan ist momentan einer der aktivsten Feuerberge des indonesischen Archipels und produziert täglich um 80 Explosionen. Gelegentlich gibt es vulkanischen Tremor, aber es gab keine oder nur wenige vulkanotektonische Erdbeben. Trotzdem scheint genug Magma aufzusteigen.

Indonesien liegt im sogenannten „Ring of Fire“, einer Region im Pazifischen Ozean, die für ihre seismische Aktivität und vulkanische Aktivität bekannt ist. Der Hauptgrund für den Vulkanismus in Indonesien ist das Zusammentreffen mehrerer tektonischer Platten.

Die Erde besteht aus mehreren großen Platten, die auf der Erdkruste schwimmen. In der Region um Indonesien gibt es mehrere tektonische Platten, darunter die Indo-Australische Platte, die Eurasische Platte und die Pazifische Platte. Diese Platten bewegen sich ständig, und ihre Bewegungen können zu tektonischen Aktivitäten führen, einschließlich Vulkanismus.

Die Hauptmechanismen, die den Vulkanismus in Indonesien antreiben, sind Subduktion und Plattentektonik. Die Indo-Australische Platte schiebt sich unter die Eurasische Platte, wodurch es zu Subduktion kommt. Durch diesen Prozess schmilzt Gestein in der Tiefe, bildet Magma und steigt dann durch Risse in der Erdkruste auf, was zu Vulkanaktivitäten führt. Diese subduktionsbedingten Vulkane bilden einen Großteil des indonesischen Vulkanbogens.

Indonesien hat eine hohe Anzahl von Vulkanen, und einige davon sind sehr aktiv. Zu den bekanntesten Vulkanen in Indonesien gehören der Mount Merapi auf Java, der Mount Bromo auf Java, der Mount Rinjani auf Lombok und der Mount Agung auf Bali.

Island: Gletscherlauf am Grimsvötn bestätigt

Gletscherlauf am Grimsvötn – Eruptionsrisiko erhöht

Nach dem Erdbeben M 4,3, das sich gestern Morgen am subglazialen Vulkan Grimsvötn ereignete, begann ein Gletscherlauf und Schmelzwasser strömte aus einer Kaverne im Eis des Gletschers Vatnajökull hervor. Da die Größe des Gletscherlaufs zu Anfangs nicht genau abzuschätzen war, wurde vom Zivilschutz eine „Stufe der Unsicherheit“ deklariert. Inzwischen geht man aber davon aus, dass es sich eher um einen kleinen Gletscherlauf handelt und dass die maximale Durchflussrate im Fluss Gígjukvíslar kleiner als 1000 Kubikmeter pro Sekunde bleiben wird. Damit läge sie dann unter dem Schwellenwert, ab dem eine Gefahr für Brücken und Straßen besteht. Bei der Straße handelt es sich vornehmlich um die Ringstraße No. 1, die einmal ganz Island umrundet und die erste asphaltierte Fernstraße des Landes war. Im Bereich der großen Sander, über die die Gletscherläufe abgehen, verläuft die Ringstraße über Dämme. Brücken führen über Gletscherflüsse. Sollte ein Gletscherlauf diese Infrastruktur beschädigen, dann sind große Umwege für Reisende in Kauf zu nehmen, die Orte im Norden oder Osten des Landes besuchen möchten. Natürlich läuft über die No. 1 auch ein Teil des Güterverkehrs ab.

Das abfließende Wasser reduziert das Gewicht des Gletschers, der auf dem Grimsvötn lastet. Dadurch kommt es zu einer Druckentlastung. Da man davon ausgeht, dass sich unter dem Vulkan ein aktiver Magmenkörper befindet, in dem zur Zeit mehr Schmelze enthalten ist als vor der letzten Eruption, könnte es passieren, dass das im Magma gelöste Gas freigesetzt wird. Das erhöht die Gefahr eines Vulkanausbruchs signifikant. Bis jetzt kam es dreimal vor, dass ein Gletscherlauf vor einer Eruption stattfand und man daher davon ausgeht, dass diese Vulkanausbrüche durch den Gletscherlauf getriggert wurden. Das war in den Jahren 1922, 1934 und 2004. Es gab aber weitaus mehr Gletscherläufe, die in Bezug auf den Vulkan ohne erkennbare Folgen blieben. Meistens verhält es sich andersherum: Ein Vulkanausbruch löst einen Gletscherlauf aus, da durch die Hitze der Eruption unter dem Eis vermehrt Schmelzwasser entsteht.

Inzwischen wurde gemeldet, dass die Pegel des Flusses Gígjukvíslar heute Morgen wieder abnehmen, Obwohl der Höhepunkt der Flut erst für das Wochenende erwartet wird. Die erhöhte Eruptionsgefahr bleibt selbst nach dem Gletscherlauf für einige Tage bestehen.

Übrigens entspringt der Fluss Gígjukvíslar der Gletscherzunge Skeiðarárjökull, die westlich des beliebten Nationalparks Skaftafell liegt. Von Skaftafell aus kann man Gletschertouren auf den Vatajökull unternehmen oder durch die einzigartige Mooslandschaft vor dem Gletscher wandern. Dort liegt auch der Wasserfall Svartifoss, der wegen seiner Klippe aus Basaltsäulen bekannt ist.

Ätna mit kleinem Schwarmbeben im Südwesten

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Seismik

Kleiner Erdbebenschwarm am Ätna

Von der Weltöffentlichkeit unbemerkt gab es am Wochenende einen kleinen Erdbebenschwarm im Südwesten des Ätnas. In der Nähe des Monte dei Santi am Refugio Ariel gab es 14 schwache Beben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 1,3 und ein Hypozentrum in 3,3 km Tiefe. Die meisten Beben hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Das Schwarmbeben könnte im Zusammenhang mit der Bewegung magmatischer Fluide stehen. Auch im Osten gab es einige schwache Erschütterungen, die wahrscheinlich tektonischer Natur waren.

Im Wochenbericht für die erste Januarwoche wurden keine besonderen Auffälligkeiten benannt. Es gab die übliche Entgasungsaktivität, die überwiegend aus der Bocca Nuova und dem Südostkrater stammte. Aus Richtung der Bocca Nuova kamen auch die meisten Infraschallsignale, die auf explosionsartige Entgasungen hindeuteten. Die Quelle des Tremors lag wieder unter dem Südostkrater und zeigte ein vertrauteres Bild als es in den letzten Wochen der Fall war. Der Tremor hatte moderate Amplituden, die in der Mitte des gelben Bereichs lagen und sich dort die ganze Woche über aufhielten. Das vulkanische Zittern begann auf 2000 Höhenmeter und reichte bis kurz unter den Krater. Es könnte sich also Magma im Fördersystem aufwärts bewegen und auf seine Eruption warten. Eine ungewöhnliche Bodendeformation gab es allerdings nicht.

Die Ausbruchsszenarien, die die Spezialisten vom INGV veröffentlichen, reichen von möglicherweise einsetzender strombolianischer Aktivität bis zu stärkeren Paroxysmen, die Tephra in einem großen Gebiet niedergehen lassen könnten. Erfahrungsgemäß lassen sich solche Paroxysmen kaum wissenschaftlich vorhersagen. Oft weiß man erst, dass ein Paroxysmus kommt, wenn er quasi schon angefangen hat und erste strombolianische Eruptionen stattfinden.

Bulusan mit Schwarmbeben am 11.01.24

Staat: Philippinen | Koordinaten: 12.77; 124.05 | Aktivität: Erdbeben

Erdbebenschwarm schürt Sorgen vor Ausbruch des Vulkans Bulusan

Der philippinische Vulkan Bulusan steht möglicherweise vor einem Vulkanausbruch. Die Soge wird von einem Schwarmbeben geschürt, das seit heute Morgen im Bereich des Vulkans stattfindet. Wie PHILVOLCS in einem Sonderbulletin berichtete, ereigneten sich innerhalb von 5 Stunden 71 vulkanotektonische Erdbeben. Sie hatten Magnituden zwischen 2,2 und 0,3 und breiteten sich in Tiefen zwischen 1 und 6 Kilometer unter der Südflanke aus. Außerdem stößt der Bulusan Dampfwolken aus.

Trotz der erhöhten seismischen Aktivität wurde die Warnstufe nicht erhöht und steht noch auf der geringsten Stufe. Sollte es zu einem Vulkanausbruch kommen, dann sind phreatische Explosionen am wahrscheinlichsten. Phreatische Explosionen entstehen, wenn geothermale Energie Grundwasser so stark aufheizt, dass es schlagartig verdampft. Der Wasserdampf entweicht dann explosionsartig und erzeugt die Eruptionen. Bei diesem Eruptionstyp ist unterirdisches Magma zwar die Quelle der Thermalenergie, es kommt aber weder zum direkten Kontakt zwischen Magma und Wasser, noch wird frische Lava eruptiert. Trotzdem können die entstehenden Eruptionswolken geringe Mengen Vulkanasche enthalten und auch Blöcke ausstoßen, doch dieses Material war bereits vorher abgelagert gewesen und stammt aus dem Schlotbereich des Vulkans.

Aufgrund möglicher plötzlicher und gefährlicher phreatischer Ausbrüche verbietet PHIVOLCS der Öffentlichkeit das Betreten der permanenten Gefahrenzone im Umkreis von vier Kilometern und rät ihr, innerhalb der erweiterten Gefahrenzone im Südostsektor mit einem Radius von zwei Kilometern wachsam zu sein.

Diejenigen, die in Tälern und entlang von Fluss- und Bachläufen leben, sollten bei starken und anhaltenden Regenfällen im Falle eines phreatischen Ausbruchs auf der Hut vor sedimentbeladenen Bachläufen und Laharen sein, hieß es in der PHILVOLCS Meldung weiter.

Taal mit VOG am 10.01.24

Warnung vor VOG am Taal – Tragen von Masken empfohlen

Staat: Philippinen | Lokation: 14.002; 120.99 | Aktivität: Fumarolisch

Der philippinische Taal-Vulkan liegt in der Provinz Batangas unweit von Manila und zeigte nach einem alarmierend hohen Ausstoß von Schwefeldioxid in der letzten Woche nun eine leichte Abnahme der Emissionen. Das geht aus einem Bericht von PHILVOLCS hervor. Gestern wurden innerhalb von 24 Stunden ein Schwefeldioxid-Ausstoß von 10.933 Tonnen gemessen. Verglichen mit dem Höchstwert von 12.685 Tonnen Anfang Januar und 11.499 Tonnen im November des letzten Jahres, ist das zwar weniger, aber immer noch sehr viel. Darüber hinaus stieß der Vulkan eine Dampfwolke aus, die bis auf eine Höhe von 1200 m aufgestiegen war. Im Kratersee auf Volcano Island gab es weiterhin Wasserturbulenzen, die durch den Gasausstoß hervorgerufen wurden und werden. Zudem verfärbten Gas und aufgewühlte Sedimente das Wasser.

Während auf Volcano Island eine lokale Bodenhebung detektiert wird, senkt sich der Boden in anderen Bereichen der Caldera, die im Vorfeld der Eruption von 2020 angehoben wurden.

Hohe Schwefeldioxid-Emissionen und Dampffreisetzung haben zu „VOG“ geführt – einem schädlichen Dunst aus vulkanischem Gas – der Orte in der Nähe des Vulkans mit Beschlag belegte, insbesondere auf Seeuferstädte in Batangas und Tagaytay City in der Provinz Cavite. Regierungsbeamte haben die Bewohner angewiesen, N-95-Gesichtsmasken (die bei Gas nichts bringen) zu tragen, um sich vor VOG zu schützen, da dieser SO2-Gas enthält und Augen, Nase und Rachen reizen kann, insbesondere für Menschen mit Atemwegserkrankungen und schwangere Frauen.

Der Vulkan bleibt auf Alarmstufe 1 für geringe vulkanische Unruhe, was bedeutet, dass phreatische Ausbrüche, vulkanische Erdbeben, Ascheniederschlag und gefährliche Gasemissionen möglich sind. PHILVOLCS betonte, dass der Vulkan weiterhin in einem anormalen Zustand sei und keine Anzeichen für das Ende der Unruhen oder die Einstellung der möglichen Eruptionsaktivität bestünden.

Mayon stößt ebenfalls Schwefeldioxid aus

Neben dem Taal-Vulkan ist auf den Philippinen auch noch der Mayon unruhig. Zwar hat seine Aktivität in den letzten Wochen nachgelassen, doch noch immer ist der Schwefeldioxid-Ausstoß hoch. Gestern wurde mehr als 1500 Tonnen des Gases emittiert. Die Lavaströme sind allerdings Geschichte. In Bezug auf mögliches Domwachstum gab es keine Aktualisierungen bei PHILVOLCS. Wahrscheinlich stagniert es erst einmal. Allerdings könnte diese Stagnation nur kurz anhalten, denn der Vulkan bläht sich weiter auf.

Lewotobi Lakilaki mit pyroklastischen Strömen

Staat: Indonesien | Koordinaten: -8.53122.77 | Aktivität: Ascheeruption

Lewotobi generiert pyroklastische Ströme – Warnstufe erhöht

Auf der indonesischen Insel Flores steigerte der Vulkan Lewotobi Lakilaki seine Aktivität. Es wurde eine stärkere Explosion gemeldet, die Vulkanasche bis auf eine Höhe von 4300 m aufsteigen ließ. Die Eruptionswolke driftete in Richtung Nordosten. Die Explosion erzeugte ein seismisches Signal von 227 Sekunden Dauer und einer Maximalamplitude von 37 mm. Das Interessanteste ist allerdings, dass auch zwei pyroklastische Dichteströme entstanden, deren Signale recht lange dauerten, was auf eine vergleichsweise große Gleitstrecke schließen lässt. Die Zeiten werden mit 398 und 418 Sekunden angegeben. Die Amplituden des seismischen Signals betrugen 47 mm, was für Dichteströme schon viel ist.

Die Frage ist, wie die Dichteströme entstanden? Sie könnten sich aus einer Eruptionswolke gebildet haben, insbesondere wenn es sich um eine seitwärtsgerichtete Explosion handelte. Allerdings wurde nur eine Explosion gemeldet und die Aschewolke stieg senkrecht auf. Aber es gibt ja noch einen anderen Prozess, der Dichteströme entstehen lassen kann. Hierbei handelt es sich um Kollapsereignisse heißen Materials, das entweder von einem Lavadom abgeht, oder von der Front eines zähen Lavastroms – oft, wenn er sich anfängt, seinen Weg zu Bahnen. Am Ätna und Stromboli entstehen Dichteströme meistens, wenn ein Lavastrom einen Teil einer Kraterwand zum Kollabieren bringt, oder wenn sich Spalten im Zuge einer Lavastrommigration bilden. Doch von solchen Prozessen am Lewotobi liegen keine Berichte vor, daher ist die erste Version die Wahrscheinlichste. Betrachtet man das Livecamfoto zur explosiven Eruption genauer, erkennt man, dass eine Vulkanflanke in einen dünnen Ascheschleier gehüllt ist, die von wenigstens einem der Dichteströme zeugt. Wahrscheinlich wurden größere Lavablöcke auf den Kraterrand geschleudert, die beim Aufprall fragmentierten, das Gas freisetzten und bereits am Kraterrand abgelagertes Material mobilisierten, das dann hangabwärts rauschte. Somit hätten wir einen weiteren Prozess der Dichtestromgenerierung gefunden. Dieser bringt normalerweise aber nur Dichteströme geringer Reichweite hervor.

Die Warnstufe wurde übrigens auf „Rot“ erhöht.

Island: Magmaansammlung unter Krýsuvík vermutet

Isländischer Geoforscher vermutet Sill unter Krýsuvík – Ausbruchswahrscheinlichkeit bei Svartsengi weiter hoch

Nach der Bebenserie bei Krýsuvík auf der Reykjaneshalbinsel, die sich Ende letzter Woche ereignete, spekuliert der isländische Vulkanologe Haraldur Sigurðsson darüber, dass sich unter dem Gebiet östlich von Fagradalsfjall und dem Magmatischen Gang bei Svartsengi ebenfalls eine Magmenakkumulation gebildet hat. Solche Vermutungen sind nicht neu und wurden bereits im Herbst letzten Jahres geäußert. Das neuerliche Schwarmbeben lieferte Nährstoff für diese Vermutungen. Hinzu kam die Erdbebenkarte des Naturgefahrenexerten Einar Hjörleifsson, der die Lage der Erdbeben im Dezember in Bezug auf die Hypozentren untersuchte. Haraldur Sigurðsson nahm die Karte und erstellte mit ihren Daten ein Histogramm und diskutierte es in seinem Blog. Ihm fiel auf, dass es nicht nur im Bereich des Magmatischen Gangs einen seismischen Schatten gab, sondern auch unter dem Areal von Krýsuvík. Unter dem Fagradalsfjall fehlte er. Ein seismischer Schatten entsteht, wenn Erdbebenwellen einen Magmenkörper passieren und sich somit die Dichte des Mediums ändert. Dann kommt es zu Laufzeitunterschieden oder sogar dem Ausbleiben bestimmter Wellenarten.

Bei einem Erdbeben entstehen Primärwellen (P-Wellen) und Sekundärwellen (S-Wellen). Die P-Wellen können sich durch Gestein und Magma bewegen, während die S-Wellen nur Gestein passieren können. Sie werden vom Magma quasi geschluckt. Beben es nun unter einem Magmenkörper, werden an Epizentrum -also dem Punkt an der Erdoberfläche oberhalb des Erdbebenherds nur die P-Wellen empfangen. Wenn man genug Erdbeben analysiert, lässt sich so die Lage eine Magmenkörpers kartieren. In unserem konkreten Fall ereigneten sich viele Erdbeben in mehr als 6 Kilometer Tiefe, von denen in den beiden beschriebenen Arealen nur die P-Wellen am Epizentrum ankamen. Daher vermutet Haraldur Sigurðsson zwei linsenförmige Magmenkörper auf Reykjanes: Einer bei Svartsengi und ein Zweiter im Areal von Krýsuvík. Laut Haraldur könnte dieser Magmenkörper zwischen 50 und 100 Quadratkilometer groß sein. Er sieht die nächste Eruption ehr in diesem Spaltensystem. Eine messbare Bodenhebung war bei Krýsuvík in den letzten Monaten aber praktisch nicht vorhanden, von daher glaube ich weniger an das beschriebene Ausbruchsszenario.

Die IMO-Vulkanologen bestätigten heute Nachmittag noch einmal die Bodenhebung bei Svartsengi und gaben die Rate mit 5 mm am Tag an. Im neuen Interferogramm für den Zeitraum 28.12.23 – 8.01.24 sieht man eine Bodenhebung von insgesamt 6 cm. Inzwischen habe sich wieder ein vergleichbares Schmelzvolumen wie vor der letzten Eruption akkumuliert, was eine baldige Eruption wahrscheinlich macht.

Übrigens sieht man auf dem Interferogramm am rechten Bildrand auch Krýsuvík, allerdings ohne die typischen Farbringe die Bodendeformation signalisieren.

Lewotobi Lakilaki mit Eruptionen am 08.01.24

Staat: Indonesien | Koordinaten: -8.53122.77 | Aktivität: Ascheeruption

Lewotobi speit weiter Asche – Bevölkerung zum Tragen von Masken aufgerufen

Der Lewotobi Lakilaki liegt auf der indonesischen Insel Flores und ist kurz vor Weihnachten aktiv geworden. Seitdem wurde der Alarmstatus zwei Mal erhöht: Zunächst von „Grün“ auf „Gelb“ und am 1. Januar auf „Orange“.  Grund hierfür sind sporadische Ascheeruptionen, die am Samstag eine Höhe von 1500 m über dem Krater erreichten. Das VAAC Darwin detektierte heute sogar Asche in 4300 m Höhe. Da der Vulkan 1703 m hoch ist, entspricht das einer Höhe von gut 2600 m über dem Krater. Der Wind verfrachtet die Asche in südwestlicher Richtung. Interessanterweise zeigt die Statistik auf MAGMA/VSI nur sehr wenige Eruptionen an. Die letzten seismischen Eruptionssignale wurden demnach am Samstag detektiert. Am Freitag vor der größeren Explosion gab es zahlreiche Erdbeben. Es wurden gut 80 vulkanotektonische Erdbeben festgestellt. Gestern reduzierte sich die Zahl auf 15.

Den Menschen in Vulkannähe wurde vom PVMBG empfohlen, im Freien Atemschutzmasken zu tragen. Als Grund hierfür wurde nicht etwa die Vulkanasche aufgeführt, sondern das vom Vulkan freigesetzte Schwefelgas. Dummerweise können normale Atemschutzmasken, wie wir sie etwa aus der Coronazeit kennen, nur Partikel filtern und keine schädlichen Gase zurückhalten. Aber ich denke, den Menschen ist schon gut geholfen, wenn sie den Vulkanstaub nicht einatmen. Außerdem wurde auch das Tragen von Schutzbrillen vorgeschlagen.

Die Empfehlungen stammen laut einem lokalen Pressebericht von Zakarias Ghele Raja, dem Leiter des PVMBG. Raja stellte fest, dass die Ausbrüche von einem mäßigen bis starken Schwefelgeruch begleitet wurden, der in der vergangenen Woche anhielt. Zum Schutz der Bevölkerung wurden auch Notunterkünfte und Evakuierungszentren ausgewiesen.

Der Behördenleiter berichtete von verstärkten tiefen und flachen vulkanischen Erschütterungen in der vergangenen Woche, was auf einen erhöhten Magmadruck im Vulkan hindeutet.

Erdbeben gibt es nicht nur am Lewotobi, sondern nach wie vor auch am Anak Krakatau. Nach dem Erdbebenpeak am 3. Januar reduzierte sich die Tätigkeit, doch auch gestern wurden fast 100 vulkanisch bedingte Erschütterungen detektiert.

Island: Grindavik baut Schutzanlagen

Bodenhebung bei Svartsengi geht weiter – Grindavik bekommt Schutzwall

Auch am 8. Januar hält die Bodenhebung in der Region von Svartsengi an. Das bestätigen neue Messdaten vom Morgen. Demnach beläuft sich die Bodenhebung seit dem 12. November – als der Tiefstand der Bodensenkung infolge des Riftings 2 Tage zuvor erreicht war – auf fast 39 cm. Ein beachtlicher Wert für diesen Zeitraum. Vor der Eruption am 18 Dezember gab es Diskussionen, ob noch genug eruptionsfähige Schmelze im Magmatischen Gang enthalten sei. Diese Frage stellt sich augenblicklich eigentlich nicht, denn man kann davon ausgehen, dass die aktuelle Bodenhebung in erster Linie durch Akkumulation in einem größeren Magmenkörper mit Zentrum Svartsengi zustande kommt, der sich in ca. 5–6 km Tiefe befinden dürfte. Unklar ist, ob die weiter entfernt stattfindende Bodenhebung entlang des Magmatischen Gangs dadurch zustande kommt, dass Schmelze von dem Magmenkörper ständig in den Gang fließt, oder ob sich der Magmenkörper unter Svartsengi bis unter den Gang ausdehnt und dadurch die Bodenhebung verursacht wird. Ich vermute die 2. Option ist der Fall, denn wir sehen Bodenhebung auch außerhalb des Gangs, etwa bei Eldvörp im Westen von Svartsengi oder an der Südküste beim Fagradalsfjall.

Die Erdbebenaktivität war in den letzten beiden Tagen vergleichsweise gering: gestern meldete IMO 50 Erschütterungen, die sich seit dem Vortag ereigneten, bis heute Morgen wurden nur 10 Beben registriert. Dabei gab es gestern Abend eine Reihe von Erdbeben, die bis zur Küste streuten. Diese Bebensequenz erweckte in mir die Erwartung, dass ein Schwarmbeben als Vorbote einer Eruption begonnen hat, doch dem war nicht so. Die aktuelle Erdbebenflaute könnte dem starken Wind geschuldet sein, so dass man nicht alle Beben registrieren kann.

Schaut man sich den Tremor an, dann scheint dieser seit einigen Tagen erhöht zu sein. Diese Erhöhung ist aber aller Wahrscheinlichkeit nach menschengemacht und wird von den Bauarbeiten zum Schutzwall um Grindavik verursacht, mit dessen Bau man am 2. Januar angefangen hat. Die Schutzanlagen um das Geothermalkraftwerk Svartsengi waren bereits zu Weihnachten so gut wie abgeschlossen gewesen.