Vulkane Italiens am 01.11.23

Gestern war Berichttag beim INGV und es gibt neue Bulletins zu den aktiven Vulkanen Italiens. Daher möchte ich Euch heute über die aktuellen Entwicklungen informieren.

Ätna mit strombolianischer Tätigkeit

Die letzte Woche war am Ätna von strombolianischer Tätigkeit aus dem neuen Südostkrater geprägt gewesen. Außerdem kam es zur Bildung von Dampfringen. Mit dem Aufleben der strombolianischen Tätigkeit ging die Infraschall-Tätigkeit aus der Bocca Nuova zurück. Interessant ist, dass der Schwefeldioxid-Ausstoß leicht gestiegen ist. Die Seismizität befindet sich auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Der Tremor ist moderat. Seine Quelle sitzt stationär in geringer Tiefe unter dem Neuen Südostkrater. Dort hat sich also Magma akkumuliert. Im Gegensatz zu früheren Monaten erkennt man aber keine aufstrebende Tremorsignatur aus größerer Tiefe.

Campi Flegrei mit ruhiger Woche

Eigentlich waren es gleich zwei recht ruhige Wochen in der Campi Flegrei. Im Gegensatz zum seismischen Schub Mitte September bis Mitte Oktober war es geradezu ruhig in der größten Aschestrom-Caldera Europas. In der vergangenen Woche wurden nur 22 Erdbeben detektiert und auch die Bodenhebung scheint rückläufig gewesen zu sein. Der Wert wird zwar noch mit 15 mm pro Monat angegeben, aber könnte sich deutlich abgeflacht zu haben.

Stromboli mit normaler Tätigkeit

Auch am Stromboli zeigt sich ein Aktivitätsrückgang und seit gut 3 Wochen gab es keinen Lavaüberlauf mehr. Die explosive Tätigkeit wird als normal beschrieben. Pro Stunde gibt es zwischen 8 und 12 Eruptionen. Die aus dem zentralen Kraterbereich können dabei stärkere Strombolianer erzeugen. Schaut man sich den Chart der Helium-3 Konzentration an, erkennt man einen weiterhin ansteigenden Trend mit einer nur leicht abflachenden Kurve. In größerer Tiefe zwischen Erdkruste und Erdmantel scheint sich eine größere Menge Magma anzusammeln.

Vulcano mit leicht steigender Schwefeldioxid-Emission

Auf der Insel Vulcano gibt es einen leichten Anstieg der Schwefeldioxid-Emission. Die Fumarolentemperaturen lagen letzte Woche weiterhin bei 344 Grad und scheinen auf diesem erhöhten Niveau stabil zu sein. Eine außergewöhnliche Seismizität oder Bodenhebung wurde nicht detektiert.

Ein als potenziell aktiv aufgeführter Vulkan Italiens fehlt hier in der Meldung und zwar der Vesuv. Er dominiert den Golf von Neapel und ist selbst Menschen bekannt, die sich nicht für den Vulkanismus interessieren. Am Vesuv gibt es auch immer wieder schwache Erdbeben, doch diese werden in den letzten Jahren als Anzeichen für eine Abkühlung des Vulkans angesehen. Dennoch könnte sich das schnell ändern.

Der Vesuv ist zweifellos einer der bekanntesten Vulkane der Welt, hauptsächlich aufgrund seines verheerenden Ausbruchs im Jahr 79 n. Chr., der eine der tragischsten Katastrophen der Antike verursachte. Dieser Ausbruch begrub die blühenden römischen Städte Pompeji, Herculaneum und mehrere nahegelegene Siedlungen unter einer dicken Schicht von Asche, Schlamm und Lava.

Der Vulkan Vesuv befindet sich in unmittelbarer Nähe zur modernen Stadt Neapel in der Region Kampanien. Mit einer Höhe von etwa 1.281 Metern ist er zwar nicht der höchste, aber einer der gefährlichsten Vulkane der Welt aufgrund seiner Nähe zu dicht besiedelten Gebieten. Seine Form ähnelt einem typischen Kegelvulkan.

Vor dem katastrophalen Ausbruch im Jahr 79 n. Chr. war der Vesuv über mehrere Jahrhunderte hinweg ruhig gewesen. Als der Vulkan jedoch plötzlich ausbrach, schleuderte er Asche, Gase und glühende Gesteinsbrocken kilometerweit in die Atmosphäre. Die Städte Pompeji und Herculaneum wurden von einer Wolke heißer Asche und Gesteinsmaterial bedeckt, gefolgt von einer pyroklastischen Strömung – einer raschen Lawine aus heißer Gaswolke, Asche und Gesteinsfragmenten – die die Städte verschüttete und die Bewohner überraschte.

Die vulkanische Aktivität des Vesuvs hat sich seitdem fortgesetzt, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Es gab mehrere kleinere Ausbrüche in den Jahrhunderten danach. Obwohl der Vesuv derzeit als ruhend gilt, wird er von Vulkanologen als potenziell gefährlich eingestuft, da er in einem dicht besiedelten Gebiet liegt und Millionen von Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung leben.

 

Starke Ascheeruption am Klyuchevskoy – News vom 01.11.23

Vulkanasche vom Klyuchevskoy in 14.000 m Höhe detektiert

Die eruptive Tätigkeit des russischen Vulkans Kamtschatka steigerte sich noch weiter. Heute Nacht detektierte das VAAC Tokio Vulkanasche in einer Höhe von mehr als 14.000 Metern. Die mächtige Aschewolke wurde in Richtung Südosten verdriftet und breitete sich bis in einer Entfernung von 1600 Kilometern über ein großes Areal aus. Es kam zu Ascheniederschlag. Das zuständige Observatorium unter Leitung von KVERT setzte die Warnstufe auf „Rot“ und berichtet von starken Explosionen, die Asche bis auf 12 km Höhe fördern. Diese Diskrepanz ist nicht ungewöhnlich, denn die Satelliten detektieren geringe Aschekonzentrationen in der Höhe, während die Wissenschaftler am Boden meistens die Höhe der sichtbaren Aschewolke kommunizieren.

KVERT warnt vor Explosionen, die Asche bis auf 15 km Höhe blasen könnten. Darüber hinaus hat sich auch die Lavastromtätigkeit verstärkt: MIROVA registrierte eine extreme Wärmestrahlung mit fast 15.000 MW Leistung. Das deutet auf mehrere große Lavaströme hin, die über die Vulkanflanken fließen. Auf einem aktuellen Sentinel-Satellitenfoto erkennt man, dass der junge Lavastrom im Nordwesten des Klyuchevskoys deutlich an Länge zugelegt hat.

Auf der polnischen Website „Wulkany świata“ wurde ein Sentinel-Foto geteilt (siehe oben), auf das ich noch keinen Zugriff habe. Es zeigt die mächtige Aschewolke des Vulkans, nebst den Infrarotspuren von 2 Lavaströmen in den Abflussrinnen im Nordwesten und im Südwesten. Der Lavastrom in der südöstlichen Rinne ist von der Aschewolke verdeckt. Dieser ist aber auf der Livecam sichtbar. (Foto wurde inzwischen entfernt)

Interessant ist auch, dass vorgestern eine VAAC-Meldung über eine vermeintliche Aschewolke am Vulkan Kamen ausgegeben wurde. Heute ist dann noch der Ebeko auf der Kurileninsel Paramushir aktiv geworden, von dem ebenfalls mehrere Aschewolken ausgingen. Die Kurilen liegen südlich von Kamtschatka und werden von den gleichen tektonischen Kräften geprägt.

Mount St. Helens mit erhöhter Seismizität

Erdbeben am Mount St Helens durch Magmenaufstieg

Lange Zeit war es still um den Mount St. Helens, jenem Vulkan, der 1980 eine der stärksten Vulkankatastrophen der USA erzeugte. Damals erzeugte der Vulkan eine seitwärtsgerichtete Explosion, die durch einen Hangrutsch getriggert wurde, der wiederum durch eine Flankeninstabilität aufgrund einer Magmenintrusion zustande kam und durch ein Erdbeben ausgelöst wurde. Jetzt berichtet das USGS von erneuten Erdbeben, die sich in den letzten 3 Monaten unter dem Vulkan zutrugen. Allerdings handelte es sich um sehr schwache Beben, die überwiegend Magnituden im Bereich der Mikroseismizität hatten und nicht von Menschen wahrgenommen werden konnten. Beben im Bereich der Mikroseismizität heißt, dass die Magnituden kleiner als 1 waren. Das stärkste Erdbeben brachte es auf eine Magnitude von 2,4. Dieses Beben ereignete sich am 27. August 2023. Die Herdtiefe der Beben liegt in einem Bereich von 4 bis 8 km.

Die seismische Aktivität wurde vom Pacific Northwest Seismic Network registriert. Seit dem 15. Juli 2023 gab es mehr als 400 Erdbeben. Ende August bis Anfang September war die Aktivität am stärksten und es wurden etwa 40–50 Erdbeben pro Woche geortet. Seitdem lag die Zahl bei ca. 30 Erdbeben pro Woche. Zum Vergleich: Seit 2008 -dem Ende der letzten eruptiven Phase- wurden am Mount St. Helens durchschnittlich etwa 11 Erdbeben pro Monat dokumentiert.

Die Vulkanologen vom USGS gehen davon aus, dass die Erdbeben durch eine Druckerhöhung im Fördersystem des Vulkans verursacht werden. Sehr wahrscheinlich steigen aus größerer Tiefe magmatische Fluide auf und sammeln sich in einem Magmenkörper, der sich in 4-10 km unter dem Vulkan befindet. Es handelt sich also um einen langsamen Wiederaufladungsprozess des Vulkans. Es gibt aber keine Anzeichen für einen bevorstehenden Ausbruch. Es wurde weder eine Bodenhebung festgestellt, noch eine Veränderung der Gaszusammensetzung oder eine Temperaturänderung der Gase. Es wurde keine Alarmstufe ausgerufen.

Iwo Jima mit Unterwassereruption am 31.10.23

Geburt von neuem Land vor der Küste von Iwo Jima

Wenige Hundert Meter vor der Südküste der japanischen Insel Iwo Jima wird gerade neues Land geboren: gestern meldeten lokale Medien eine submarine Eruption im flachen Wasser, die zum größten Teil explosiv abläuft, aber auch eine effusive Komponente beinhalten könnte. Luftaufnahmen der Küstenwache dokumentierten kleine surtseyanische Explosionen, die ein Gemisch aus Tephra und Wasser eruptieren. Dabei werden auch größere Blöcke ausgespien. Neben dem aktiven Schlot beginnt sich eine kleine Insel aufzubauen, die sich wie eine Sandbank knapp über der Wasseroberfläche erhebt. Hier könnte eine effusive Komponente ins Spiel kommen, denn rings um das kleine Eiland steigt Dampf auf und es sieht so aus, als wäre das Inselchen extrusiv entstanden.

Auf den Aufnahmen der Küstenwache erkennt man auch starke Wasserverfärbungen und schwimmende Bimssteine.

Die Insel Iwo Jima gehört zum Ogasawara-Archipel und liegt gut 1200 Kilometer südlich von Tokio. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges war Iwo Jima Schauplatz einer erbitterten Schlacht zwischen Japanern und Amerikanern. Für beide Parteien war die nur 24 Quadratkilometer große Insel von strategischer Bedeutung, denn sie diente den Japanern als vorgelagerter Aufklärungsstützpunkt, von dem aus amerikanische Bomberflotten, die auf Tokio zuhielten, früh ausgespäht werden konnten.

Iwo Jima heißt ins Deutsche übersetzt „Schwefelinsel“ und bildete sich in einer Caldera, die vor ca. 3000 Jahren entstand. Höchste Erhebung ist der 170 m hohe Schlackenkegel Suribachi. In den letzten 40 Jahren gab es 6 phreatische Eruptionen. Im September 2001 gab es bereits eine kleine submarine Eruption in dem Gebiet des aktuellen Vulkanausbruchs.

Interessant ist, dass es Anfang des Monats im Ogasawara-Archipel ein Erdbeben Mw 6,1 gab. Es folgte eine Erdbebenserie in der Nähe des Inselvulkans Torishima, bei der auch ein kleiner Tsunami entstand. Es gab Spekulationen, dass die Erdbebenserie und der Tsunami von einem submarinen Vulkanausbruch verursacht worden sein könnten. Torishima liegt ungefähr 600 km nördlich von Iwo Jima. Das erste Erdbeben war so stark, dass es sich auch auf die vulkanische Aktivität bei Torishima und Iwo Jima ausgewirkt haben könnte.

Diese Jahr gibt es auffällig viele submarine Eruptionen, aber praktisch keine ernstzunehmenden permanenten Lavasee!

Piton Fournaise mit Erdbeben und Inflation am 31.10.23

Seismische Krise durch schnellen Magmenaufstieg am Piton Fournaise auf La Reúnion

Achtung! Ich konnte diesen Bericht nicht durch andere Quellen verifizieren. Es könnte sich um eine Fehlinformation handeln

Am Piton de la Fournaise auf La Réunion könnte sich der zweite Vulkanausbruch in diesem Jahr anbahnen. Wie die lokale Nachrichtenseite „Reunion by Sat“ auf FB berichtet, wurde heute Vormittag (Ortszeit) die Alarmstufe „1“ über den Schildvulkan verhängt und der Zugang zur Caldera Enclose geschlossen. Grund hierfür ist eine seismische Krise, bei der zahlreiche schwache Erdbeben registriert werden. Es wird eine schnelle aufsteigende Inflation von Magma registriert, welche die Erdbeben auslöst. Innerhalb kurzer Zeit könnte es zu einer Eruption kommen, doch es besteht auch die Möglichkeit, dass die Schmelze in Form eines magmatischen Gangs im Erdboden stecken bleibt. In den letzten Jahren kam es häufiger vor, dass der Vulkan erst nach 2-3 Anläufen ausbrach.

Interessanterweise hatte das OVPF erst gestern Mittag ein neues Bulletin veröffentlicht, nachdem es keine besonderen Anzeichen für einen sich zusammenbrauenden Vulkanausbruch gab. Das zeigt, wie schnell sich die Situation an einem Feuerberg ändern kann und wie schwer es trotz all der Forschung ist, Vulkanausbrüche längerfristig (oder auch nur Tage im Voraus) vorherzusagen. Gleichzeitig verdeutlicht das die Gefahren, in die man sich als Vulkanwanderer begeben kann, wenn man z. B. auf einer mehrtägigen Wanderung in einem aktiven Vulkangebiet ist. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit immer noch recht gering, dass man tatsächlich von einer überraschenden Eruption erwischt wird.

Am Fournaise gibt es mehrere Livecams, auf denen man etwaige Eruptionen beobachten kann. Leider hüllt sich der Vulkan aber oft in Wolken, sodass auch etwas Glück vonnöten ist, um wirklich was zu sehen.

Klyuchevskoy mit intensiver Tätigkeit am 30.10.23

Staat: Russland | Koordinaten: 56.055, 160.643 | Aktivität: Strombolianisch

Vulkan auf Kamtschatka steigerte explosive und effusive Tätigkeit

Der Klyuchevskoy auf Kamtschatka ist weiterhin aktiv und steigerte seine Tätigkeit noch. Das VAAC Tokio bringt täglich mehrere VONA-Warnungen heraus, nach denen Vulkanasche in einer Höhe von 10.000 m detektiert wird. Bei nur schwachen Wind breitet sich die Eruptionswolke bis zu 32 Kilometer nach Norden aus, wird dann aber in der Breite Richtung Westen und Osten verdriftet. Wahrscheinlich regnet Asche in der Siedlung Kljutschi ab. Dort leben mehr als 5700 Menschen in einem Flusstal zwischen den beiden Vulkanen Klyuchevskoy und Shiveluch. Als letzterer Feuerberg im Frühjahr groß ausbrach, war die Gemeinde stark von den Ascheablagerungen betroffen gewesen.

Die Aschewolken werden vor dem Hintergrund starker strombolianischer Eruptionen gefördert, die laut KVERT bis zu 500 m hoch ausgestoßen werden und praktisch so schnell aufeinander folgen, dass sie eine Lavafontäne bilden. Mich erinnert das Geschehen an einen Paroxysmus. Nicht kommuniziert wurde, ob die Eruptionen phasenweise erfolgen oder fluktuieren, wie es für Paroxysmen typisch ist.

MIROVA detektiert eine sehr hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von mehr als 3888 MW. Das ist der höchste Wert der aktuellen Eruptionsphase. Woher die starke Thermalstrahlung stammt, wird klar, wenn man sich auf Sentinel-hub die Sattelitenfotos anschaut und einen Infrarotfilter anwendet: dann sieht man die Thermalspur des Lavastroms in der Apakhonchichi-Abflussrinne, die im Südosten des Vulkans liegt. Der Lavastrom hat deutlich an Länge zugelegt und erreichte zwischenzeitlich fast die Basis des Vulkankegels. Von der Front des Stroms gehen glühende Schuttlawinen ab, die eine Gefahr für potenzielle Vulkanbeobachter darstellen. Zudem beginnt in einer Abflussrinne im Nordwesten ebenfalls ein Lavastrom zu fließen. Schaut man einen etwas größeren Ausschnitt des Satellitenbildes an, dann sieht man im Süden den glühenden Dom des Bezymiannys. Von diesem Vulkan werden wir in den nächsten Tagen bestimmt auch wieder mehr lesen.

Die Livecam gibt heute mal einen Blick auf das Geschehen frei. Der Lavastrom wird vom Vulkan Kamen, den man im Vordergrund der Aufnahmen sieht, verdeckt. Allerdings zaubert er eine schöne Coma um den Kamen und illuminiert den Nachthimmel.

KVERT warnt weiterhin davor, dass die Aschewolken eine Gefahr für den Flugverkehr darstellen können und lässt den Alarmstatus auf „Orange“.

Ätna-News am 28.10.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Strombolianisch

Strombolianische Eruptionen und merkwürdiger Temor-Abfall in der Nacht

Der Ätna auf Sizilien ist weiterhin unruhig und erzeugt strombolianische Eruptionen aus dem Neuen Südostkrater. Darüber hinaus wurden weitere Dampfringe dokumentiert. Die meisten kommen aus der Bocca Nuova, doch auch der Neue Südostkrater scheint in ihre Produktion eingestiegen zu sein. Aus den Schloten beider Krater entweicht Wärme. MIROVA detektiert eine moderate Thermalstrahlung mit 15 MW Leistung. Sie ist auf Satellitenbildern im Infrarotbereich sichtbar. Auf einem aktuellen Sentinel-Foto erkennt man den ausgeprägtesten Hotspot im Neuen Südostkrater seit Monaten.

Die Seismizität des Ätnas ist hingegen auffällig unauffällig, wenigstens was die Aktivität bis vor 2 Tagen anbelangt. Jünger Beben werden auf der Shakemap des INGV nicht erfasst. Der Tremor bewegt sich in der Mitte des gelben Bereichs, zeigte heute Nacht aber einen merkwürdigen Tremor-Abfall an, von dem sich der Graph aber schnell wieder erholte. Einige Kommentatoren in den sozialen Medien meinten, dass das, was tief fällt, umso höher steigt. Tatsächlich sahen wir vor einigen Paroxysmen einen plötzlichen Tremor-Abfall, bevor er dann in die Höhe schoss, doch dem war diesmal nicht so. Dennoch halte ich es für gut möglich, dass die aktuelle strombolianische Tätigkeit ein Anzeichen dafür ist, dass sich ein Paroxysmus in Vorbereitung befindet. Wann es soweit ist, lässt sich nicht prognostizieren. Es könnte in Kürze ein neuer Ausbruch beginnen, oder auch noch einige Tage dauern. Bis es soweit ist, können sich Vulkanbeobachter an den strombolianischen Eruptionen erfreuen. Das Wetter soll erst einmal mitspielen, doch Nachts kann es in der Gipfelregion bereits empfindlich kalt werden und man muss sich auf Nachtfrost einstellen. Also, Mütze, Schal und Handschuhe nicht vergessen!

Bodenhebung unter Reykjanes detektiert – News vom 28.10.23

Erdbeben und Bodenhebung von 20 mm nahe Fagradalsfjall auf Reykjanes festgestellt

Das Schwarmbeben nördlich von Grindavik auf der Reykjanes-Halbinsel hält an, auch wenn die Intensität des Schwarms mittlerweile deutlich fluktuiert und sich ruhigere Phasen mit stärkeren abwechseln. Auf der Website von IMO ist zu lesen, dass sich bis heute Nacht um 2 Uhr ca. 6500 Beben ereignet hatten. Im Laufe des Tages dürfte dann um die 7000 Beben erreicht werden. Schon ein beachtlicher Schwarm, wenn auch nicht der Stärkste, den wir in den letzten Jahren auf Island beobachten durften. Bis jetzt wurde spekuliert, dass die Beben im Zusammenhang mit Magmenaufstieg stehen und dass sich Schmelze in einem tief liegenden Magmenkörper unter dem Fagradalsfjall ansammelt. Gestern wurden diese Spekulationen dann in einem deutlichen Anstieg der Bodenhebung bestätigt, als man an der Messstation FEFC, die südlich vom Fagradalsfjall liegt, einen deutlichen Anstieg der Bodenhebung um 20 mm feststellen konnte. Insgesamt hob sich der Boden seit dem Ende der letzten Eruption um 60 mm. An der Messstation GOHN, die im Zentrum des Fagradalsfjall-Hügelkomplexes steht, beträgt die Hebungsrate 42 mm. Die neuerliche Bodenhebung konnte in einer InSAR-Karte mit Daten zwischen dem 26. und 27. Oktober noch nicht abgebildet werden.

Die Wissenschaftler vom IMO gehen weiterhin davon aus, dass die Beben, deren Epizentren gut 5 km nordwestlich des Vulkans liegen, durch Spannungen im Untergrund ausgelöst werden. Dennoch lässt sich eine seitwärts gerichtete Migration des Magmas nicht ausschließen.

Ari Trausti, ein Geowissenschaftler von IMO twitterte (oder muss man Xte sagen? Schon erstaunlich, wie ein geldgeiler „Visionär“ eine etablierte Medienplattform verhunzen kann), dass man damit rechnet, dass es zu einer Eruption im Bereich des Fagradalsfjall kommen wird, sollte die Schmelze weiter aufsteigen. Dabei hält man es zumindest für möglich, dass die Lava weiter im Westen oder Süden austreten wird, als es bei den bisherigen Eruptionen der Fall gewesen war. Noch vor wenigen Wochen gab es die Spekulation, dass sich eine potenzielle Eruption weiter in östliche Richtung verlagern könnte. Ich denke, dass man bisher nicht sagen kann, wo genau es zu einem Ausbruch kommen wird. Dazu steckt das Magma noch zu tief im Boden und es steigt selten einfach nur senkrecht auf, sondern migriert entlang von schräg verlaufenden Schwächezonen im Gestein.

Natürlich wollen wir alle wissen, wann es zur nächsten Eruption kommt. Ich denke, mit einer Deformation von 60 mm haben wir schon ein gutes Stück Bodenhebung erreicht. Wenn sich der Wert verdoppelt kommen wir in den kritischen Bereich.

Klyuchevskoy mit anhaltender Aktivität am 27.10.23

Staat: Russland | Koordinaten: 56.055, 160.643 | Aktivität: Strombolianisch

Explosive Aktivität fördert Asche bis auf 5500 m Höhe

Die explosive und effusive Eruption am russischen Vulkan Klyuchevskoy hält an. Das VAAC Tokio warnt vor Aschewolken, die eine Höhe von bis zu 5500 m erreichen und vom Wind in Richtung Süden verfrachtet werden. Dabei legen die Aschewolke Strecken von bis zu 280 km zurück. KVERT weiß in seinem Statement darauf hin, dass sich die explosiven Eruptionen jederzeit verstärken könnten und dann eine Gefahr für den Flugverkehr darstellen.

Der Vulkan ist seit einigen Tagen sehr aktiv. Obwohl in den Berichten der Vulkanologen meistens von strombolianischen Eruptionen die Rede ist, könnte sich die Aktivität periodisch verstärken und dann Paroxysmen erzeugen. So ein eruptives Verhalten konnte ich 2013 selbst am Klyuchevskoy dokumentieren.

Für paroxysmale Tätigkeit spricht auch der effusive Anteil der Eruption, bei dem Lavaströme gefördert werden, die aus einem Förderschlot in der Gipfelregion stammen.

Lavastrom am Klyuchevskoy ändert Richtung

Die Lavaströme fließen überwiegend entlang von 2 Abflussrinnen, die sich auf der südwestlichen und der südöstlichen Vulkanflanke befinden. Während die Lava in den letzten Tagen durch die Rinne im Südwesten abfloss, wechselte der Lavastrom gestern seine Richtung und fließt jetzt wieder in Richtung der südöstlichen Rinne, die den Namen Apakhonchichi trägt. Am Fuß des Vulkans unweit der Rinne liegt die gleichnamige Berghütte, in der ich bei meinem ersten Besuch auf Kamtschatka übernachtete. Das war im Jahr 2012.

In einem aktuellen Newsbericht der Lokalzeitung Kam24 heißt es, dass der Lavastrom vor dem Hintergrund einer bis zu 500 m hohen Lavafontäne fließt. Das bestätigt im Prinzip meine These, dass der Vulkan paroxysmal aktiv ist. MIROVA registriert eine sehr hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von mehr als 1700 MW.

Der benachbarte Vulkan Bezymianny taucht aktuell nicht mehr in den VONA-Meldungen auf. Sein Dom ist aber noch aktiv, allerdings ohne Explosionen und Kollaps-Ereignisse zu erzeugen.