Vulkan Ätna und der Lavastrom am 4. Juni

Asche-Eruption am Ätna stoppte

Auf Sizilien ist der Ätna weiter aktiv und eruptiert einen Lavastrom. Bis gestern Abend wurde auch noch eine Aschewolke ausgestoßen, die aus einem Krater im Norden des Neuen Südostkraterkegels gefördert wurde. Während des Nachmittags ließ diese Aktivität aber nach und ist heute Morgen nicht mehr vorhanden. Die letzte Meldung des VAACs Toulouse stammt von 16:51 UCT. Zu diesem Zeitpunkt lief die Eruption aus und Asche wurde noch in 1500 m Höhe detektiert, also etwa auf halber Höhe des Vulkans. Offenbar war es so windig, dass die Eruptionswolke runtergedrückt wurde, oder es wurde die letzte abregnende Asche detektiert.

Ein schönes Video von Salvatore di Marco zeigt, dass bei dem Vulkanausbruch nicht nur Asche gefördert wurde, sondern auch rotglühende Tephra. Die Aufnahme wurde vom Rand des Nordostkraters aus aufgenommen.

Lavastrom bleibt aktiv

Heute Morgen bewegt sich der Tremor am unteren Rand des roten Bereichs und ist weiter rückläufig. Der Tremor ist ein Spiegel der eruptiven Tätigkeit, dementsprechend fließt heute morgen weniger Lava. Zwar bewegt sich die Front des Lavastroms noch auf dem 2100 m Höhenniveau, ist aber weniger breit gefächert als in den letzten Tagen. Trotzdem liefert der Lavastrom nahe seiner Quelle noch ein spektakuläres Bild.

Zugang zur Lava gesperrt

In unserer Vulkangruppe kam öfters die Frage auf, wie weit man sich offiziell der Lava nähern darf. Die Antwort lautet: gar nicht! Der gesamte Gipfelbereich vom Monte Pizzillo im Süden, bis zur oberen Seilbahnstation im Norden liegt in der Sperrzone, die in ruhigen Zeiten nur mit Bergführern betreten werden darf. In eruptiven Zeiten sind auch Führungen nicht erlaubt, besonders nicht, wenn der Vulkan explosiv tätig ist. Ausnahmen gelten lediglich für 2 kleine Inselbereiche: Im Süden dürfen Führungen bis zum Observatorium am Pizzo Deneri durchgeführt werden, im Norden darf man von der Seilbahnstation aus bis auf 2750 Höhenmeter aufsteigen. Auf der Website der Vulkanführer Nord findet ihr eine schöne Übersichtskarte. Als Grund für die Sperrung wird die Instabilität des Neuen Südostkraterkegels aufgeführt. Man fürchtet Kollaps-Ereignisse und die Entstehung Pyroklastischer Ströme. Diese Gefahren sind nicht neu, wurden früher aber verkannt.

Stromboli mit gestiegenem Tremor am 03. Juni

  • Tremor und Kohlendioxid-Ausstoß sind gestiegen
  • Es könnte eine Aktivitätssteigerung bevorstehen
  • Ursache des Steppenbrandes hat sich bestätigt

Tremor und Kohlendioxid-Ausstoß sind wieder erhöht

Auf der italienischen Vulkaninsel Stromboli ist der Tremor wieder gestiegen und bewegt sich seit einigen Tagen im gelben Bereich. Zuvor war der Tremor für mehrere Wochen ungewöhnlich gering. Auffällig ist dieser Tage auch ein erhöhter Kohlendioxid-Ausstoß. Er betrug gestern 1796 Tonnen am Tag. Am 01. Juni wurden mehr als 2000 Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen. Diese hohen Werte signalisieren, dass aus der Tiefe wieder mehr Magma aufsteigt und wir in ein paar Tagen möglicherweise eine Aktivitätssteigerung am Stromboli sehen werden. Typisch für so eine Aktivitätssteigerung wäre kontinuierliches Lavaspattering. In solchen Phasen kommt es auch häufiger zu stärkeren Explosionen. Die restlichen geophysikalischen Parameter bewegen sich im Normbereich.

Ursache des Feuers auf Stromboli war fahrlässige Brandstiftung

Was nicht der Norm entspricht, ist das Antlitz der Insel. Nachdem in der vergangenen Woche die Vegetation auf der Ostflanke des Vulkans abgefackelt ist, hat die Insel viel von ihrem Charme verloren. Wo es einst grünte, präsentiert sich nun eine verkohlte Einöde. Nicht nur die Anwohner sind über das Geschehen entsetzt, zumal sich nun bestätigt zu haben scheint, was von Anfang an befürchtet wurde: Das Feuer wurde durch grobe Fahrlässigkeit im Zuge von Dreharbeiten zu einer fiktiven TV-Serie über den Zivilschutz ausgelöst. Die Ermittlungen ergaben, dass ein technisches Team der Fernsehproduktion auf den Vulkanhang stieg und ein Feuer entfachte. Es sollte gefilmt werden, wie die Fernsehhelden (Schauspieler/Stuntleute) des Zivilschutzes das Feuer löschten. Doch das gelang nicht, stattdessen verteilten die starken Winde des Schirokkos die Flammen und das Feuer geriet außer Kontrolle. Ironischerweise wurde auch die Kaserne des Zivilschutzes Opfer der Flammen.

Der Bürgermeister Marco Giorgianni ärgert sich über diese Dummheit und meinte in einem Interview: „Wie konnten sie ein Feuer anzünden, wenn der Schirokko wehte. Wie kann jemand, der eine Fiktion über den Zivilschutz dreht, das nicht wissen?“ Das Feuer fraß mehr als sechs Hektar mediterrane Macchia. „Wir sprechen von etwa 50 % der Grünfläche der Insel, die zerstört wurde. Ein Wunder, dass niemand verletzt, oder getötet wurde.“ sagte ein Sprecher des echten Zivilschutzes. Außerdem wurde ein Restaurant Opfer der Flammen. Bei diesem könnte es sich um das bekannte Dall’Osservatorio handeln, dass inmitten des Schilfgürtels an der Aufstiegsroute zum Krater liegt. Bestätigt ist das aber nicht. Ein Trost bleibt: es wurden bereits wieder erste grüne Triebe des Schilfs gesichtet, das einen Großteil der Macchia ausmacht. Bei dem Schilf handelt es sich um eine Art aus Ägypten, die auf Stromboli eigentlich nicht heimisch ist. Einige Kommentatoren des Geschehens zeigen sich daher erfreut, dass das Schilf erst einmal verschwunden scheint und sind der Meinung, dass es ausgerottet gehört.

Update: Gerade informiert mit unser Vereinsmitglied Raffael, dass das l’Osservatorio noch steht. Die Macchia ringsherum ist abgebrannt.

Vulkan-News 02.06.22: Lewotolok

Dempo mit phreatischer Explosion

Staat: Indonesien | Koordinaten: -4.00; 103.10 | Eruption: Asche

Bereits am 31 Mai kam es zu einer phreatischen Eruption am indonesischen Vulkan Dempo. Bereits im Januar wurde die Alarmstufe auf „gelb“ erhöht, da es vulkanotektonische Beben unter de Vulkan gab. Auf Sumatra fürchtet man, dass sich der Dempo auf eine größere Eruption vorbereiten könnte.


Lewotolok mit Lavastrom

Staat: Indonesien | Lokation: -8.272, 123.505| Eruption: Strombolianisch

Der Vulkan auf der indonesischen Insel Lembata eruptiert weiter, änderte gestern seinen Eruptionscharakter. Anstatt nur strombolianische Eruptionen zu erzeugen, begann der Vulkan effusiv tätigt zu werden und stießt einen kurzen Lavastrom aus. Die Seismizität war erhöht. Neben zahlreichen Tremorphasen und vulkanotektonischen Erdbeben wurden 2 Tornillos registriert.


Manam mit Eruptionen

Staat: PNG | Koordinaten: -4.08; 145.04 | Eruption: Asche

In Papua Neuguinea gab es eine Ascheeruption am Inselvulkan Manam. Die Eruptionswolke erreichte eine Höhe von 3000 m und wurde vom Wind in Richtung Westen verfrachtet. Es könnte das Vorspiel zu einem Paroxysmus sein.


Ulawun mit Ascheeruptionen

Staat: Papua Neuguinea | Koordinaten: -5.05, 151.33 | Eruption: Ascheeruption

Noch eine Meldung aus PNG betrifft den Ulawun, der eine kleinere Aschewolke eruptierte. Sie stieg gestern Abend bis auf einer Höhe von 2400 m auf und driftete in Richtung Nordwesten. Es gab eine VONA-Warnung, die inzwischen aufgehoben wurde.

Ätna mit Asche-Emissionen am 02. Juni

  • Der Ätna stößt seit gestern eine Aschewolke aus
  • Der Lavastrom bleibt aktiv
  • Reisen zum Ätna deutlich teurer geworden

Ascheeruptionen am Ätna

Seit gestern Nachmittag hat der Ätna sein Eruptionsverhalten geändert und fördert nicht nur einen Lavastrom, sondern stößt auch permanent Asche aus. Die Asche wird aus dem Neun Südostkrater emittiert. Starker Wind drückt die Aschewolken gen Boden, so dass sie nicht so hoch aufsteigen kann, wie sie es ohne Wind machen würde. Das VAAC Toulouse brachte eine Reihe von VONA-Warnungen heraus, nach denen die Aschewolke bis auf einer Höhe von fast 4000 m aufsteigt.

Das INGV veröffentlichte eine Mitteilung, in der die Asche-Eruption thematisiert wird. Demnach begann sie gegen 17.00 Uhr. Seitdem nimmt der Tremor leicht ab, wird aber noch als hoch bezeichnet. Es wurden keine besondere Bodenverformungen gemessen, so dass die eruptierte Tephra aus fragmentierter Lava stammt, dessen Ausgangsmagma sich bereits im Magmenkörper akkumuliert hatte. Dieser wird vom Tremor lokalisiert, der sich nach wie vor unter dem Neuen Südostkrater manifestiert, genauer, in einer Höhe von 3000 m.

Der Lavastrom, der 2 Förderschloten im Nordosten des beschriebenen Kraterkegels entspringt fließt weiter. Die Lavafront stagniert bei 2100 m Höhe. Der untere Förderschlot befindet sich auf 2800 m Höhe und damit wahrscheinlich an der Basis des Magmenkörpers. Es besteht die Möglichkeit, dass die gesamte fließfähige Schmelze des Magmenkörper durch diesen Schlot abfließt. Es wird eine hohe Wärmestrahlung mit einer Leistung um 1500 MW emittiert.

Ascheeruption und der Lavastrom sind auf den LiveCams zu sehen. Darüber hinaus versorgen uns die Ortsansässigen Fotografen mit Bildmaterial, dass u.a. in unserer Vulkangruppe auf Facebook geteilt wird. Hier kann ich immer nur einen kleinen Teil des Materials widergeben.

Reisen zum Ätna deutlich teurer geworden

Wer eine Reise zum Ätna plant, um sich den Vulkanausbruch anzuschauen, muss aktuell ungewöhnlich tief in die Tasche greifen. Das gilt nicht nur für Benzinpreise und Lebensmittel, sondern insbesondere für Flugkosten und Mietwagen. Bei letzteren haben sich die Preise zum Teil verdreifacht und man muss mit mehr als 100 € pro Tag rechnen. Natürlich kosten Kurzfristflüge auch erheblich mehr, als vor der Pandemie. Die Gründe hierfür liegen auf die Hand: viele Anbieter haben ihre Kapazitäten abgebaut, bzw. sind Pleite gegangen, so dass die aktuell gestiegene Nachfrage nicht mehr bedient werden kann. Es stellt sich die Frage, wie sich die Situation langfristig entwickeln wird: Anhaltende Krisen wie der Ukraine-Krieg, Klimawandel und Lieferengpässe lassen mich nicht an eine baldige Besserung der Lage glauben.

Vulkan Ätna am 01. Juni: The Show goes on

  • Die Lavaströme am Ätna sind weiter aktiv
  • Sie emittieren eine sehr hohe Wärmestrahlung
  • Es wird eine höher differenzierte Schmelze gefördert
  • Die explosive Aktivität ist gering

Lavaströme emittieren am Ätna viel Wärme

Der Ätna auf Sizilien bleibt aktiv und eruptiert einen Lavastrom. Auf der Thermal-Livecam sieht es so aus, als würde die Lavafront auf knapp unter 2100 m stagnieren. Dafür sind mehrere Arme des Stroms aktiv und auf breiter Front aufgestellt. Entsprechend hoch ist die Thermalstrahlung: MIROVA registrierte gestern Abend eine Leistung von mehr als 1600 MW.

Im Wochenbericht des INGVs steht, dass die eruptive Spalte ein weiter entwickeltes Magma fördert, als man es während der letzten Paroxysmen im Januar 2022 gefunden hatte. Daraus schließt man, dass es bereits länger im Magmen-Reservoir verweilte, bevor es nun eruptiert wird und nicht direkt aus größerer Tiefe aufsteigt. Diese Beobachtung geht einher mit der leichten Deflation, die seit Eruptionsbeginn gemessen wird. Es gibt keine signifikanten Änderungen in der Bodendeformation, die auf den Aufstieg größerer Mengen an Schmelze hindeutet.

Die Infraschalldetektoren registrierten in der letzten Woche eine hohe Anzahl an Ereignissen, die von strombolianische Eruptionen verursacht wurden. Besonders hoch war die Aktivität zwischen dem 23-25. Mai. Sporadisch stiegen kleinere Aschewolken auf. Zum Teil wurden die Signale auch von starken Entgasungen erzeugt. Die Hauptquelle der Signale war der Neue Südostkrater, aber auch im Bereich des Zentralkraters gab es Aktivität. Seit der neuen Spaltenöffnung am Sonntag ist die Anzahl der Explosionen stark zurückgegangen. Das LGS registrierte heute nur eine Handvoll Infraschall-Ereignisse.

Die Ortsansässigen Vulkanführer und Fotografen posteten in den Sozialen Medien zahlreiche Fotos. Für die Spezialisten scheint es kein Problem zu sein, bis zu den Förderschloten vorzudringen. Generell ist das Gelände allerdings unwegsam und die Pfade führen über erkaltete Blocklavaströme. Besonders bei Nebel kann man sich hier schnell verlaufen und es ist schon so manch Wanderer versehentlich in den Steilhang des Valle del Bove abgestiegen, anstatt den Rückweg zur Seilbahnstation anzutreten. Oft wurden dann ein Rettungseinsatz nötig.

Vulkan-News 31.05.22: Sangay

Ätna weiter effusiv aktiv

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Staat: Italien |EruptionLavastrom

Der Ätna auf Sizilien stößt weiterhin einen Lavastrom aus. Blickt man auf die Thermal-Livecam, dann scheint die Lavafront auf 2100 m Höhe zu stagnieren. Auf Videoaufnahmen sieht man aber, dass sie den Boden des Valle del Bove erreicht hat und auf eine respektable Mächtigkeit kommt. MIROVA detektiert eine hohe Thermalstrahlung mit 683 MW Leistung. Der Tremor ist stabil und bewegt sich im unteren Drittel des roten Bereichs seitwärts. Auffällig ist, dass er praktisch nicht fluktuiert, so wie es in den ersten 2 Eruptionswochen der Fall war. Berichte über explosive Aktivität liegen nicht vor.


Sangay mit hoher Wärmestrahlung

Staat: Ecuador | Koordinaten: -2.00, -78.34 | Eruption: Strombolianisch

Gestern registrierte MIROVA eine sehr hohe Thermalstrahlung, die vom ecuadorianischen Vulkan Sangay ausging. Sie hatte eine Leistung von 1281 MW und stammt von zwei Lavaströmen, die auf der Nordflanke des Vulkans unterwegs sind. Im Bericht vom IGEPN werden sie nicht explizit erwähnt, sind aber auf Sentinel-Satellitenaufnahmen sichtbar, wobei zu bemerken gilt, dass das letzte wolkenfreie Foto eine Woche alt ist. Für gewöhnlich sind Lavaströme am Sangay sehr zäh und gehen von einem Dom aus, der im Vulkankrater wächst. Es besteht die Gefahr, dass Pyroklastische Ströme abgehen. Starke Regenfälle können zudem Lahare generieren. Darüber hinaus ist der Sangay explosiv tätig und fördert Vulkanasche, die bis zu 1000 m über Gipfelhöhe aufsteigt.


Villarrica mit rot illuminierten Himmel

Staat: Chile | Koordinaten: -39.42, -71.93 | Eruption: Lavapond

Im Krater des chilenischen Vulkans Villarrica könnte wieder ein Lavapond brodeln. Diese Schlussfolgerung geht aus LiveCam Beobachtungen hervor, anhand derer man nachts einen rot illuminierten Himmel über den Krater beobachten konnte. Die Vulkanologen vom IGEPN berichten über einen offenen Förderkanal und der Möglichkeit, dass strombolianische Eruptionen entstehen könnten. Aktuelle Sentinel-Aufnahmen bleiben aber ein entsprechendes thermisches Signal schuldig. Die Seismizität des Vulkans ist erhöht.

Vulkan Ätna mit neuem Lavastrom am 30.Mai

  • Lava fließt aus 2 Schloten auf der Ostseite des Ätnas
  • Die Lavafront liegt im Valle del Bove, auf 2100 m Höhe
  • Die Explosivität der Eruption hat abgenommen

Der Lavastrom, der gestern am Ätna zu fließen begann, ist weiterhin aktiv. Das INGV brachte eine Mitteilung heraus, nach der eine Inspektion des Vulkans ergab, dass sich nicht nur ein neuer Förderschlot geöffnet hatte, sondern 2. Ein Schlot lag auf 3250 m Höhe am Neuen Südostkrater, der zweite Schlot auf 2800 m Höhe. Er öffnete sich unterhalb der Basis des Kraterkegels und liegt bereits im oberen Bereich des Valle del Bove. Die Lavafront hatte gestern Nachmittag die 2100 m Höhenmarke erreich und hielt auf den Monte Simone zu. Seitdem ist sie nur wenig vorangeschritten, sondern geht in die Breit. Die Förderrate wird als gering beschrieben. Videos aus den ersten Stunden der Eruption zeigen allerdings, dass schon einiges an Lava in Bewegung war. MIROVA registrierte heute eine hohe Thermalstrahlung mit 826 MW Leistung. Gestern Vormittag wurde ein Spitzenwert von 1880 MW erreicht. Er deutet an, dass kurz nach der Spaltöffnung am meisten Lava unterwegs war, bzw. diese besonders heiß war.

Die Vulkanologen berichten weiterhin, dass die Infraschallsensoren vom starken Wind gestört waren. LiveCam-Beobachtungen enthüllen allerdings, dass die strombolianische Aktivität gering ist, was einher geht mit dem Tremor, der zich zwar noch im roten Bereich bewegt, aber niedriger ist, als in der letzten Woche, als es noch stärkere Explosionen gab. Der Ursprung des Tremors ist konstant geblieben und findet sich auf 3000 m Höhe unter dem Südostkraterkegel. Das VAAC meldete zuletzt am 23. Mai größere Aschewolken. Die Schlotöffnung gestern lief vergleichsweise ruhig ab, es entstanden keine Aschewolken, sondern es wurde nur Dampf ausgestoßen. Auch Pyroklastische Ströme gab es nicht.

Die Inklinometer und das GPS-Netzwerk registrieren keinen signifikanten Veränderungen in der Hangneigung. Magmenaufstieg und Abfluss scheinen ausgeglichen zu sein.

Vulkan Ätna am 29.05.22: Neue Spaltenöffnung

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Staat: Italien |EruptionLavastrom

  • Am Ätna öffnete sich eine weitere Spalte
  • Sie befindet sich im Osten, an der Basis des Südostkraterkegels
  • Der Tremor hat nachgelassen
  • Es gibt eine übergeordnete Bodenhebung von 2 cm im Jahr

Ätna mit neuer Eruptionsspalte

Der Ätna auf Sizilien kommt nicht zur Ruhe, obwohl gestern Abend der Tremor deutlich runter gegangen ist. Aktuell bewegt er sich an der Basis des roten Bereichs und zeigt einen leichten Aufwärtstrend. Für die relativ moderate Aktivität, die uns der Vulkan in den letzten 2 Wochen zeigte, ist der Tremor ungewöhnlich hoch gewesen. Zuletzt befand sich die Lavafront außerhalb des Erfassungsbereichs der LiveCams und bewegte sich an der Basis des Neuen Südostkraters. Es scheint sich heute Morgen ein neuer Schlot/Spalte geöffnet zu haben. Die Kollegen von EtNative veröffentlichten ein Video, auf dem man Dampfentwicklung sieht und gingen von einer Spaltenöffnung aus. Auf der ThermalCam erkennt man eine längliche Wärmesignatur, die von frischer Lava zu stammen scheint. Da eine Bestätigung von offizieller Seite der Vulkanologen aussteht, bin ich mit meinen Formulierungen vorsichtig.

Inzwischen liegt ein Bericht des INGVs vor: Das Institut bestätigt eine Spaltenöffnung im oberen Bereich des Valle del Bove. Die Spalte öffnete sich auf 2800 m Höhe. Die Quelle des Tremors liegt oberhalb, genauer auf 3000 m Höhe.

Die explosive Aktivität hielt auch gestern an. Es kam zu sporadischen strombolianischen Eruptionen aus dem Neuen Südostkrater. Außerdem registrierte das EMSC zwei Erdbeben südlich des Vulkans und westlich des Flughafens von Catania. Das stärkere hatte eine Magnitude von 2,4 und ein Hypozentrum in 9 km Tiefe.

Bodenhebung ist an der Ostküste am größten

Im letzten Wochenbericht des INGVs war die Rede davon, dass im Gipfelbereich eine leichte Bodensenkung registriert wurde, die kurz nach der Eruption begann. INSAR-Aufnahmen zeigen, dass es eine übergeordnete Bodenhebung gibt, die innerhalb von einem Jahr gut 2 cm betrug. Besonders stark ist die Bodenhebung entlang der Ostküste. Auf der Aufnahme des European Ground Motion Service (EGMS) wird der Gipfelbereich bewusst ausgelassen sein. Das Geschehen hier ist dem IGVN überlassen. Auf jeden Fall sieht es nicht so aus, als hätte der Magmen-Zufluss ins Reservoire unter dem Vulkan aufgehört. Es bleibt spannend am Ätna!

Vulkan Bezymianny ist am 28.05.22 ausgebrochen


Staat: Russland | Koordinaten: 55.98; 160.58 | Eruption: Vulcanianisch

Die Aktivität am Bezymianny auf Kamtschatka geht weiter und lässt sich schön per LiveCam beobachten, auch wenn es nur alle 30 Minuten ein neues Bild gibt. Vom Vulkan gehen permanent Pyroklastische Ströme ab und Vulkanasche steigt bis zu 8300 m hoch auf. Der VONA-Alarmstatus steht auf „rot“. Die Eruptionen gehen vom Lavadom aus, der den Vulkankrater auffüllt. MIROVA detektiert eine moderate Wärmestrahlung mit einer Leistung von bis zu 33 MW.

Update: Neusten VONA-Meldungen zufolge stieg die Asche bis zu 15600m hoch auf. Im Tagesverlauf wurden vom VAAC Tokio 8 Meldungen herausgebracht.

Der Bezymianny liegt in Zentralkamtschatka

Der Bezymianny ist einer der aktivsten Vulkane Russlands und gehört zur zentralen Vulkangruppe in Kamtschatka. Der Vulkan ist seit Jahren aktiv, wobei es zu Phasen erhöhter Aktivität kommt, wenn der Dom eine kritische Größe erreicht hat. Der Lavadom wächst auch nicht mit einer konstanten Förderrate, sondern in Schüben. Das aktuelle Verhalten ist typisch und kündigt sich meistens einige Tage vorher an, denn bevor pyroklastische Ströme abgehen wird meistens eine moderate Wärmestrahlung registriert. Dann gehen auch vermehrt Schuttlawinen ab und die Seismizität nimmt zu.

Für gewöhnlich werden durch die Eruptionen keine Menschen gefährdet, da die Gegend nicht besiedelt ist. Der nächste Ort befindet sich gut 50 km vom Bezymianny entfernt. In der Nähe es Vulkans gibt es eine Berghütte, in der nicht nur Vulkanbeobachter absteigen, sondern auch Jäger, die in den Wäldern nördlich der zentralen Vulkangruppe umherschweifen. Ein einsames Naturparadies, wie man es in Europa kaum finden wird.

Bedauerlich, dass durch den Ukraine-Krieg Reisen nach Kamtschatka wieder in die Ferne gerückt sind, obwohl nach 2 Corona-Jahren das Fernweh groß ist. Ich persönlich nehme Abstand von Reisen nach Russland, da der Aggressor Putin auch von Teilen der russischen Bevölkerung unterstützt wird. Selbst in oben beschriebener Berghütte hing bei meinem Besuch im Jahr 2013 ein Portrait des Diktators, was mich bereits damals ziemlich verblüffte. Für mich ist diese Art der Politiker-Verehrung schwer nachvollziehbar, besonders, wenn die Politik gegen demokratische Prinzipien verstößt.