Island: Erhöhung der Gefahrenstufe ab morgen

Forscher deklarieren Erhöhung der Gefahrenstufe bei Svartsengi – Schwellenwert der Magmenansammlung erreicht

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel wächst erneut die Sorge vor einem Vulkanausbruch. Die Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet setzt sich fort, und nach Einschätzung des Isländischen Wetteramts (IMO) ist am 27. September der kritische Schwellenwert der Magmaansammlung erreicht, ab dem es in den vergangenen Monaten regelmäßig zu Eruptionen oder Magmaintrusionen kam.

Im Svartsengi-Gebiet auf Island hält die Bodenhebung weiterhin an. In den letzten zwei Tagen zeigten die GNSS-Messungen allerdings sprunghafte Ausschläge, die nach meinen Einschätzung wahrscheinlich auf Messungenauigkeiten zurückzuführen sind. Die Seismizität bei Svartsengi ist weiterhin niedrig, allerdings gibt es aufgrund des schlechten Wetters auch in Bezug auf die Seismik Messungenauigeiten.
Wie das Isländische Wetteramt (IMO) mitteilte, gilt ab dem 27. September erneut eine erhöhte Alarmstufe. Grund dafür ist das Erreichen des Schwellenwerts der Magmaansammlung, ab dem es seit Dezember 2023 zu Eruptionen oder Intrusionen im Svartsengi-Gebiet gekommen ist. Dieser Schwellenwert liegt bei rund 11 Millionen Kubikmetern.

Die größte Magmaansammlung, bei der es zu einem Ausbruch kam, wird von den Geowissenschaftlern mit 23 Millionen Kubikmetern angegeben. Dieser obere Schwellenwert könnte bei gleichbleibender Aufstiegsrate in etwa drei Monaten – also um den 18. Dezember – erreicht werden. Damit besteht noch in diesem Jahr eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit für einen Vulkanausbruch oder eine größere Intrusion. Eine Garantie dafür gibt es jedoch nicht.

Als wahrscheinlichster Ausbruchsort gilt weiterhin die Sundhnúk-Kraterreihe in Höhe von Stóra-Skógfell.

Die Vulkanologen gehen davon aus, dass sich ein Ausbruch durch mehrere Anzeichen ankündigen wird:

  • zunehmende seismische Aktivität im Svartsengi-Gebiet
  • deutliche Deformationsänderungen, messbar per GNSS und Glasfaserkabeln
  • Veränderungen des Drucks in den Bohrlöchern des Geothermalkraftwerks Svartsengi

Trotz dieser Signale wird nur mit einer sehr kurzen Vorwarnzeit gerechnet – zwischen 20 Minuten und vier Stunden. Das lässt nur wenig Zeit, um beispielsweise die Gäste der Blauen Lagune oder das Personal des Geothermalkraftwerks zu evakuieren. Der Eruptionsort dürfte daher nicht wesentlich näher an dieser Infrastruktur liegen als bei den bisherigen Ereignissen.

Das Isländische Wetteramt hat die Alarmstufe für Reykjanes-Svartsengi von VALS = 1 auf VALS = 2 angehoben. Gleichzeitig wurde die Gefahrenbewertung für das Gebiet aktualisiert und eine neue Gefahrenkarte veröffentlicht.

Tschechien: Erdbeben Mb 2,5 bei Luby im Vogtland

Erdbeben Mb 2,5 erschütterte Luby im Vogtland – 84 Beben auf Monatssicht

Datum: 25.09.2025 | Zeit: 02:16:39 UTC | Koordinaten:  50.265 ; 12.494 | Tiefe: 2 km | Mb 2,5

In der Nacht zum Donnerstag wurde die tschechische Seite des bis nach Deutschland reichenden Vogtlands von einem schwachen Erdbeben der Magnitude 2,5 erschüttert. Das Epizentrum wurde vom EMSC 14 km westlich von Sokolov verortet. Das deutsche Chemnitz liegt 71 Kilometer entfernt. Näher befindet sich die Ortschaft Luby, vor deren Toren sich der Erdstoß ereignete. Das Hypozentrum lag nur 2 Kilometer tief, weshalb der Erdstoß von zahlreichen Bewohnern der Region wahrgenommen wurde.

Bebenzeugen berichteten von grollenden Geräuschen und spürbaren Erschütterungen, die so stark waren, dass einige Menschen aus dem Schlaf gerissen wurden.

Das Beben war zwar die stärkste Erschütterung der letzten Wochen in der von Schwarmbeben geplagten Region, aber bei weitem nicht das einzige. Innerhalb von vier Wochen wurden 84 Erschütterungen registriert, die sich in zwei Clustern häuften. Auffällig ist, dass die stärksten Beben mit Magnituden im Zweierbereich südlich dieser Bebenhaufen liegen. Meine Vermutung ist, dass die in den Clustern angesammelten Mikrobeben vom Aufstieg magmatischer Fluide zeugen, während sich die stärkeren Beben an Störungszonen manifestieren, die von den aufsteigenden Fluiden aktiviert werden.

In der Region um Luby im Egerbecken gibt es Mofetten, aus denen viel Kohlendioxid entweicht. Das Helium-Isotopenverhältnis zeigt, dass sich an der Grenze zur Erdkruste Magma ansammelt, das weiter aufsteigt.




Ähnlich wie zuletzt in der Vulkaneifel installiert ein internationales Team von Forschenden des GFZ und anderer Einrichtungen im Egerbecken seit einigen Monaten ein umfassendes seismisches Netzwerk, das aus mehr als 300 Geophonen besteht. Ziel ist es, den „Puls der Erde“ zu messen und herauszufinden, ob tatsächlich magmatische Fluide im Untergrund vorhanden sind. Das Projekt mit dem Namen ELISE (Eger Large Seismic Experiment) läuft voraussichtlich bis Ende 2026. Im Folgejahr sollen dann entsprechende Studien veröffentlicht werden, die das Rätsel um die Erdbeben im Egerbecken lüften könnten.

2 schwache Erdbeben im Bereich der Osteifel und des Laacher Sees

Apropos Eifel: In den letzten beiden Tagen hat es im Bereich der Osteifel und des Laacher-See-Vulkans 2 Mikrobeben gegeben. Deutschland scheint magmatisch aktiver zu sein als bislang gedacht.

El Chichón: Erhöhte Erdbebenaktivität am mexikanischen Vulkan

Erdbeben am El Chichón in Mexiko wandern Richtung Krater. Karte zeigt Beben ab Mb 3,0 seit Juni. © EMSC

Erhöhte Seismizität am Vulkan El Chichón hält an – Experten beobachten Entwicklung genau

Der Vulkan El Chichón (auch Chichonal genannt) liegt im Nordwesten des mexikanischen Bundesstaats Chiapas und steht weiterhin im Fokus der Geowissenschaftler. Seit Anfang Juni registriert der Servicio Sismológico Nacional (SSN) in einem Umkreis von 25 Kilometern rund um den Krater mehr als 1.500 Erdbeben. Die stärksten Erdbeben können von den Anwohnern gespürt werden. Das bislang stärkste Erdbeben manifestierte sich am 27. August und hatte eine Magnitude von 3,6, bei einer Herdtiefe von 7 Kilometern. 10 Tage später folgte ein Erdstoß Mb 3,3 in nur 3 Kilometern Tiefe. Beide Erststöße lagen unter der Südflanke des Vulkans. Obwohl die seismische Krise bereits im Juni begann, ist auffällig, dass die stärkeren Erdbeben zunächst nördlich des Vulkans registriert wurden, sich zuletzt aber in Kraternähe häuften.

Ein Sprecher des wissenschaftlichen Beirates äußerte sich in lokalen Medien dahingehend, dass zwar noch keine Hinweise auf eine unmittelbar bevorstehende Eruption zu erkennen seien, die Beben aber auf magmatische oder hydrothermale Aktivität im Untergrund des Vulkans hinwiesen. Die Alarmstufe steht auf „Gelb“ und es gibt Zugangsbeschränkungen für den Kraterbereich des El Chichón. Vorsorglich richteten die Behörden in Chapultenango einen Kommandoposten ein, von dem aus Präventivmaßnahmen und wissenschaftliche Überwachung koordiniert und verstärkt werden sollen.

Die Forscher entwerfen drei kurzfristige Szenarien: eine Rückkehr zu niedriger seismischer Aktivität, ein Fortbestehen mäßiger Erdbeben mit gelegentlich höheren Magnituden oder das Auftreten kleiner bis mittelstarker phreatischer Explosionen im Kratersee.

Verständlicherweise fürchtet man in der Bevölkerung stärkere magmatische Eruptionen, denn El Chichón hat eine bewegte Vergangenheit: Der letzte große Ausbruch im Jahr 1982 zählt zu den folgenschwersten Naturkatastrophen in Mexiko. Nach ersten Eruptionen Ende März kam es am 3. und 4. April zu zwei gewaltigen Explosionen, die gigantische Aschewolken bis in die Stratosphäre schleuderten. Pyroklastische Ströme und Lahare verwüsteten die umliegenden Gemeinden, etwa 1.900 Menschen verloren ihr Leben, zehntausende wurden vertrieben. Die Eruption hinterließ eine fast ein Kilometer breite Caldera mit einem sauren Kratersee und reduzierte die Höhe des Vulkans um rund 200 Meter.

Planet Erde: Siebte von 9 planetare Belastungsgrenzen gekippt

Erde schlittert auf Katastrophe zu – Ozeanversauerung im Gefahrenbereich

-Seven of Nine-

Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht über Naturkatastrophen berichtet wird. Der Trend zeigt deutlich, dass diese Ereignisse immer drastischer verlaufen. Häufig wird der Klimawandel als Hauptursache für die Verstärkung solcher Katastrophen genannt. Dabei ist das Klima nur einer von neun Faktoren, die für die Stabilität des Erdsystems entscheidend sind. Je mehr dieser Faktoren – auch als planetare Belastungsgrenzen bezeichnet – aus dem Gleichgewicht geraten, desto stärker leidet die Funktionsfähigkeit des Gesamtsystems.

Die Theorie der planetaren Grenzen beschreibt ein Netzwerk lebenswichtiger Prozesse, die innerhalb bestimmter Schwellenwerte bleiben müssen, um stabile Umweltbedingungen zu sichern. Unter dem Erdsystem verstehen Forschende nicht nur die Ökosphäre, sondern auch die Lithosphäre, die ebenfalls auf die Ökosphäre wirkt, sowie die Anthroposphäre, also den Einfluss des Menschen auf die Erde.

Laut einem neuen Bericht des Planetary Boundaries Science Lab am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) sind inzwischen sieben der neun planetaren Belastungsgrenzen überschritten. Neu hinzugekommen ist in diesem Jahr die Überschreitung der Grenze zur Ozeanversauerung. Damit befindet sich das Erdsystem noch weiter außerhalb seines sicheren Handlungsraums als im Vorjahr, als sechs Grenzen als kritisch galten. Nur die Belastung durch Aerosole und der Zustand der Ozonschicht liegen derzeit noch beziehungsweise wieder innerhalb des sicheren Bereichs.

Das Ungleichgewicht des Erdsystems führt zu seiner Instabilität. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Kipppunkte überschritten werden, deren Folgen katastrophal sein können und die die Lebensgrundlagen der Menschheit bedrohen.

Bereits überschritten sind die Grenzen für Klimawandel, Integrität der Biosphäre, Landnutzungsänderungen, den globalen Süßwasserkreislauf, biogeochemische Kreisläufe, den Eintrag menschengemachter Substanzen und – neu seit 2025 – die Ozeanversauerung. Alle diese Entwicklungen zeigen eine besorgniserregende Dynamik.

Die Versauerung der Meere gilt als deutliches Warnsignal. Zusammen mit steigenden Meerestemperaturen und sinkenden Sauerstoffgehalten erhöht sie den Druck auf das marine System. Diese Entwicklungen gefährden die Stabilität von Küsten- und Hochseeökosystemen und haben weitreichende Folgen für Ernährungssicherheit, Klimaregulation und das menschliche Wohlergehen. Man sollte nicht vergessen, dass die Ozeane Zweidrittel der Erdoberfläche bedecken und das größte Ökosystem unseres Planeten darstellen. Die Gesundheit der Weltmeere ist daher von besonderer Bedeutung. (Quelle: Pressemeldung PIK)

Die Autoren des PIK-Berichts sehen einen Hoffnungsschimmer, dass die Menschheit das Ruder noch rumreißen könnte, da man mit internationalen Bemühungen es geschafft hat, das Ozonloch schrumpfen zu lassen, so dass diese Belastungsgrenze wieder im grünen Bereich liegt. Doch ob diese Hoffnung begründet ist, bezweifle ich alleine im Angesicht der immer weiter steigenden Weltbevölkerung. Zu Jesu Geburt betrug die Weltbevölkerung 0,3 Milliarden Menschen. 1950 waren es ca. 2,5 Milliarden. Heute bevölkern über 8 Milliarden Menschen den Planeten. Die Weltbevölkerung wird bis 2080 auf über 10 Milliarden steigen, bevor sie den Prognosen nach langsam schrumpft. Zudem nehmen aktuell in den bevölkerungsreichsten Staaten Indien und China Industrialisierung und Wohlstand für die Massen massiv zu, was natürlich den Raubbau an der Natur beschleunigt. Selbst wenn es uns gelingen würde, klimaschädliche Faktoren zu minimieren, steht es um die meisten anderen planetaren Grenzen schlecht bestellt. Davon abgesehen veröffentlichte die Deutsche Meteorologische Gesellschaft eine neue Zahl zum Klimawandel: Sie rechnet mit einem Temperaturanstieg von 3 Grad bis zum Jahr 2050.

Mein Optimismus für eine positive Entwicklung der Ökosphäre hält sich stark in Grenzen, denn wir befinden uns bereits in Zeiten des Massenaussterbens. Während die meisten Massenaussterbeereignisse in der Erdgeschichte vergleichsweise lange Prozesse waren, die sich über mehrere Tausend oder sogar hunderttausend Jahre hinzogen, vollzieht sich das von uns ausgelöste Ereignis in einem atemberaubenden Tempo – aber keine Sorge, der Mensch macht sich selbst dank KI und Robotik obsolet und wird von der Bühne des Lebens verschwinden oder zumindest nur noch eine untergeordnete Rolle spielen.

Stromboli eruptierte mittags Vulkanasche

Aschewolke am Stromboli fotografiert – Tremor zuvor abgestürzt

Am Stromboli kam es heute Mittag offenbar zu einer Ascheeruption, die etwas stärker war als die alltäglichen strombolianischen Ausbrüche und von Ginostra aus fotografiert wurde. Ein besonderes seismisches Signal konnte ich auf dem Seismogramm allerdings nicht entdecken. Interessant ist jedoch, dass der Tremor im Wochenverlauf drei stärkere Peaks bis in den orangenen Bereich aufwies, die jeweils sehr schnell wieder abfielen. Der letzte Peak begann seinen Anstieg am 22. September und fiel in der letzten Nacht wieder ab. Es sieht so aus, als würde Magma versuchen aufzusteigen. Möglicherweise kommt es auch zu starkem Druckaufbau infolge einer Schlotverstopfung mit anschließender Freisprengung.

Stromboli. © Raffa Bazine

Das INGV berichtete in seinem jüngsten Wochenbulletin für den Beobachtungszeitraum 15. bis 21. September 2025 von einer variablen Explosionshäufigkeit, die zwischen niedrigen und mittelhohen Werten schwankte. Konkret bedeutet das, dass es Stunden mit nur zwei Explosionen gab, aber auch solche, in denen es bis zu zwölfmal knallte. Dabei ereigneten sich auch Eruptionen, die als mittelstark beschrieben wurden. Die geochemischen und geophysikalischen Parameter zeigten ansonsten keine Auffälligkeiten, wobei keine neuen Daten über den CO₂-Ausstoß vorlagen. Auffällig ist jedoch, dass es seit dem Frühsommer zu keinen starken Schwankungen im Kohlendioxid-Ausstoß mehr gekommen ist. In den Vormonaten war das anders, als es immer wieder Phasen mit sehr hohem Ausstoß gab.

Der Stromboli befindet sich seit Monaten in einem vergleichsweise ruhigen Aktivitätsstadium, das durch strombolianische Eruptionen gekennzeichnet ist, wie sie für den Vulkan jahrzehntelang typisch waren. Das Risiko von Paroxysmen stufe ich derzeit als relativ gering ein, auch wenn es nicht gleich null ist. Eigentlich eine ideale Zeit, den Vulkan zu beobachten, ohne Gefahr zu laufen, sich in einer Katastrophe wiederzufinden.

Campi Flegrei: Mehr als 30 Erdbeben seit gestern

Campi Flegrei mit langsamen Anstieg der Seismizität – 31 Erschütterungen seit gestern

Nachdem es in der letzten Woche 35 Erdbeben unter der Caldera Campi Flegrei gegeben hatte und es zwischendurch einige Tage verhältnismäßig ruhig war, steigt die Seismizität nun wieder an und könnte einem weiteren Höhepunkt entgegensteuern. Seit gestern wurden 31 Beben detektiert, die sich sowohl an der Küste zwischen Monte Nuovo und Solfatara als auch südöstlich des bekannten Kraters zugetragen haben. Dort konzentrierten sich die Beben auf das Gebiet der Luftwaffenakademie auf dem Monte Olibano, wo es Anfang des Monats die bislang jüngste Bebenserie mit mittelstarken Erdbeben gegeben hatte.




Die stärksten Erschütterungen des aktuellen Schwarmbebens brachten es auf eine Magnitude von 1,7, mit Herdtiefen von etwas über einem Kilometer. Mich würde es nicht wundern, wenn sich die Beben in den nächsten Tagen weiter zu einer größeren seismischen Krise kumulieren würden, bei der es dann auch wieder Erdbeben größer 3,6 geben wird. Zuletzt gab es ca. alle 8 Wochen einen stärkeren Erdbebenschwarm, bei dem es zu Erdbeben mit Magnituden im 4er-Bereich kam. Bei genauer Betrachtung verkürzten sich die Pausenintervalle immer weiter. Für mich ein Anzeichen, dass die Situation immer weiter auf einen Vulkanausbruch zusteuert.

Die Geschwindigkeit der Bodenhebung belief sich auch in der letzten Woche auf 15 mm pro Monat und folgt damit dem Trend, der seit April vorherrscht. Ähnlich verhält es sich mit den restlichen Messgrößen, die anzeigen, dass die Druckbeaufschlagung des Vulkansystems weitergeht.

Das INGV veröffentlichte einen interessanten Artikel über das Monitoring der Campi Flegrei. Alleine für die Erdbebenüberwachung stehen 27 Messstationen zur Verfügung. Einige Multiparameterstationen sind auch auf dem Meeresboden verankert. Sie enthalten nicht nur Geophone, sondern auch Geräte, um Bodenverformungen aufzuspüren. Die Campi Flegrei zählen in der Tat zu den am besten überwachten Vulkanen der Welt. Die Frage, die ich mir stelle, ist, wie viel Vorwarnzeit tatsächlich vor einer möglichen Eruption bleibt, denn die Messwerte sind bereits jetzt alarmierend. Ich hege zwei Befürchtungen, die eine rechtzeitige Evakuierung des Gebiets vor einer Eruption vereiteln könnten: a) Die Forscher gehen davon aus, dass es ähnliche drastische Anzeichen vor einer Eruption geben wird wie vor der Monte-Nuovo-Eruption, was sein kann, aber nicht sein muss, und b) die Politik will, dass die Bälle flach gehalten werden, und beeinflusst Bevölkerung, Wissenschaftler und Katastrophenschutz.

Venezuela: Erdbeben Mw 6,3

Zwei starke Erdbeben im Norden von Venezuela – Menschen flüchteten ins Freie

Datum: 25.09.2025 | Zeit: 03:51:39 UTC | Koordinaten: 9.927 ; -70.692 | Tiefe: 14 km | Mw 6,3

Nahe des Ostufers des venezolanischen Lake Maracaibo gab es heute gleich 2 starke Erdbeben mit den Magnituden 6,2 und 6,3. Ein drittes Beben brachte es auf Mb 4,8. Das stärkste Beben hatte einen Erdbebenherd in 14 Kilometern Tiefe und ein Epizentrum, das 27 km östlich von Mene Grande im Bundesstaat Trujillo verortet wurde. Der Erdstoß ereignete sich um 23:51:39 Uhr Ortszeit (03:51:39 UTC) und schreckte zahlreiche Anwohner aus dem Schlaf. Diese flüchteten ins Freie. Aufnahmen in den sozialen Medien zeigen zudem Straßenrisse und umgekippte Möbel. In Geschäften stürzen die Waren aus den Regalen. Katastrophale Schäden gab es nicht.

Zeugenberichte aus dem direkten Umfeld des Bebens liegen dem EMSC nicht vor. Berichte aus mehr als 120 Kilometer Entfernung zum Epizentrum beschrieben den Erdstoß als „stärker als sonst“. Er dauerte bis zu 30 Sekunden und brachte Möbelstücke zum Schwanken. Selbst aus dem fast 800 Kilometer entfernten Kolumbien liegen Wahrnehmungsmeldungen vor.

Tektonisch betrachtet ist die Erdbebenregion besonders komplex: Der Lake Maracaibo und die angrenzenden Bereiche befinden sich zwischen zwei Ausläufern der Anden auf einem großen dreieckigen Gesteinsblock, der den Namen des Bundesstaates trägt. Der Trujillo-Block ist also von mehreren Störungszonen umgeben, die sich auch noch in mehreren Reihen gliedern. Der Block bildet einen Zwickel zwischen der nach Osten driftenden Karibikplatte und der nach Westen wandernden Südamerikaplatte und nimmt die Scherbewegungen der entgegengesetzten Bewegungen auf.

Die aktuellen Erdbeben manifestierten sich an einer kleineren Nord-Süd-streichenden Blattverschiebung, die parallel zum Ostufer des Lake Maracaibo verläuft und im Süden des Sees auf die bekanntere Boconó-Störung trifft.

Venezuela steht in den letzten Tagen aber weniger wegen Erdbeben in den Schlagzeilen, sondern wegen seiner desolaten Wirtschaftslage. Missmanagement und Korruption haben eine seit Jahren anhaltende Wirtschaftskrise verursacht, obwohl das Land über große Ölreserven verfügt. Die Wirtschaftskrise bedingte eine Migrationswelle in Richtung USA, wo Trump nun rigoros gegen illegale Einwanderer aus Venezuela vorgeht. Umstritten ist auch die Zerstörung mehrerer vermeidlicher Drogenschmuggler-Boote durch die USA, die in der Karibik von Venezuela kommend unterwegs waren.

Santorin: Erdbebenserie durch große Magmenintrusion verursacht

Blick von der Vulkaninsel Nea Kameni zum Calderarand von Santorin. © Marc Szeglat

Erdbebenserie bei Santorin: Neue Studie enthüllt massiven Magma-Aufstieg unter dem Meeresboden

Die Vulkan-Community hat lange auf neue Studien zu der starken Erdbebenserie gewartet, die sich zwischen Januar und März 2025 nordöstlich von Santorin zutrug und nicht nur zahlreiche Inselbewohner in die Flucht trieb, sondern auch eine wissenschaftliche Kontroverse auslöste. Strittig war insbesondere die Ursache der Beben: Während eine Gruppe rein tektonische Prozesse hinter den Erdbeben vermutete, sah die andere Fraktion ihren Ursprung in einer Magmenintrusion. Eine neue Studie internationaler Forschender unter Leitung des GFZ liefert nun Belege für letztere Hypothese.

Kernaussagen der Studie:

  • Im Juni 2024 begann sich Magma unter Santorin anzusammeln und die Insel hob sich leicht.
  • Im Januar 2025 startete die Intrusion eines 13 Kilometer langen magmatischen Gangs, der aus einem mitteltiefen Reservoir unter Kolumbos gespeist wurde.
  • Die Intrusion stoppte in 2–4 Kilometern Tiefe, ihr Volumen betrug 0,31 Kubikkilometer.
  • Intrusion aktivierte regionale Störungszonen und verursachte die Erdbebenkrise.
  • Höhepunkt der Seismizität zwischen Januar und März mit mehr als 28.000 Erdbeben, die teils mittels KI-Auswertung analysiert wurden.
  • Das Ereignis betraf die magmatischen Systeme von Santorin und Kolumbos, die miteinander gekoppelt sind, so dass Magma zwischen ihnen ausgetauscht werden kann.

 

Blick auf Nea Kameni

Die Inseln des Santorin-Archipels markieren den Rand einer Caldera, die ihre heutige Form vor rund 3.600 Jahren durch die gewaltige Minoische Eruption erhielt. Zwei kleinere Inseln innerhalb der Caldera sind die Gipfel jüngerer Vulkankegel. In unmittelbarer Nähe von Santorin befindet sich der aktive Unterwasservulkan Kolumbos. Die Vulkane der Ägäis gehören zum Hellenischen Vulkanbogen, der seine Existenz der Kollision von Afrika mit Europa verdankt. Die Region ist von mehreren Bruchzonen durchzogen, die im Zusammenhang mit der Plattenkollision stehen. Historisch kam es auf Santorini mehrfach zu Vulkanausbrüchen, zuletzt 1950. 1956 ereigneten sich in der südlichen Ägäis zwei schwere Erdbeben, die einen Tsunami auslösten.

Das seismische Netzwerk der Region registrierte während der Erdbebenkrise Anfang 2025 Zehntausende Erschütterungen. Die stärksten hatten Magnituden über 5,0. Viele der Beben waren in und um Santorin deutlich zu spüren gewesen und verursachten Steinschläge und Risse in Hauswänden. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des GFZ Helmholtz-Zentrums für Geowissenschaften und des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel haben gemeinsam mit Forschenden aus Griechenland und anderen Ländern eine umfassende geologische Analyse dieser seismischen Krise durchgeführt. Die Ergebnisse erschienen heute in der Fachzeitschrift „Nature“.




Für die Untersuchung wurden seismische Daten aus einem dichten Netzwerk von Erdbebenstationen mit Deformationsmessungen von Ozeanbodeninstrumenten und satellitengestützten Systemen kombiniert, die am Unterwasservulkan Kolumbo installiert waren, der sich nur sieben Kilometer von Santorin entfernt befindet. Zusätzlich kam eine neu entwickelte KI-basierte Methode zur Lokalisierung von Beben zum Einsatz, die große Datenmengen automatisch auswertet und die Positionen der Herdzonen mit hoher Genauigkeit bestimmt. Mithilfe der KI konnten aus den Seismogrammen über 28.000 Erschütterungen identifiziert werden.

Die neuen Analysen der Studie zeigen, dass es zur Bildung eines magmatischen Gangs mit einem Volumen von rund 300 Millionen Kubikmetern kam, der aus einem mitteltiefen Reservoir unter Kolumbo aufgestiegen ist und etwa vier Kilometer unter dem Meeresboden stoppte. Auf seinem Weg durch die Kruste aktivierte das Magma regionale Störungszonen und erzeugte Tausende von Erdbeben sowie Tremorphasen, die die Region in Atem hielten.

Um die Dimension der Intrusion zu veranschaulichen: Bei den aktuellen Ausbrüchen auf Island werden im Durchschnitt 30 Millionen Kubikmeter Lava gefördert, wobei das größte Lavafeld ein Volumen von über 60 Millionen Kubikmetern erreichte. Bei der Cumbre-Vieja-Eruption auf La Palma im Jahr 2021 traten 200 bis 300 Millionen Kubikmeter Lava aus – in etwa die Menge, die sich nun unter dem Meeresboden nordöstlich von Santorin und Kolumbo befindet und auf ihre Eruption wartet.

Tatsächlich begann die seismische Krise bereits im Juli 2024, als Magma in ein flaches Reservoir unter Santorin aufstieg. Zunächst führte dies nur zu minimalen Hebungen der Insel um wenige Zentimeter. Ab Januar 2025 verstärkte sich die Erdbebenaktivität. Ende Januar begann der Aufstieg von Magma aus größerer Tiefe. Die Herdbewegungen der Beben verlagerten sich über eine Strecke von mehr als zehn Kilometern nordöstlich der Insel und erfolgten in mehreren Pulsen, wobei sie von 18 Kilometern Tiefe bis auf drei Kilometer unter dem Meeresboden aufsteigen. Durch die Kombination von seismischen Daten, GPS-Bodenstationen, Satelliten-Radarinterferometrie und Meeresbodeninstrumenten konnte die Bewegung des Magmas mit bisher unerreichter Detailgenauigkeit modelliert werden.

Die Analyse zeigt zudem eine zuvor unbekannte hydraulische Verbindung zwischen Santorin und Kolumbos. Die Absenkung der Insel während des Magmaaufstiegs deutet darauf hin, dass die beiden Vulkane im Untergrund miteinander interagieren. Diese Erkenntnisse sind für die Überwachung der Vulkane und die Gefahrenabschätzung in der Region von großer Bedeutung. Die Überwachung der Region wird im Rahmen des MULTI-MAREX Programms, an dem auch das GFZ beteiligt ist, fortgeführt.

Die Ergebnisse der aktuellen Studie liefern erstmals ein vollständiges Bild der Dynamik unter Santorin und Kolumbos. Sie zeigen, wie der Aufstieg von Magma tief im Untergrund zu massiver seismischer Aktivität führen kann und verdeutlichen die Bedeutung kontinuierlicher Überwachung in dieser geologisch hochexponierten Region.

(Quellen: nature.com: Isken, M.P., Karstens, J., Nomikou, P. et al. Volcanic crisis reveals coupled magma system at Santorini and Kolumbo. Nature 645, 939–945 (2025). Lizenz der CC. Pressemeldung GFZ)

Laacher-See-Vulkan: Forscher spürten Magmakammer auf

Laacher See Vulkan in der Osteifel. © Marc Szeglat

Neues 3D-Bild des Eifel-Magmasystems: Forscher kartieren das Reservoir unter dem Laacher-See-Vulkan und wiesen Schmelze nach

Obwohl in der Eifel seit mehr als 11.000 Jahren kein Vulkan mehr ausgebrochen ist, gilt die Region in Rheinland-Pfalz als schlafendes, aber nicht erloschenes Vulkangebiet. Die letzte Eruption des Laacher-See-Vulkans manifestierte sich sogar vor mehr als 13.000 Jahren. Dennoch legen Mofetten am Ufer des Sees nahe, dass es einen aktiven Magmenkörper unter dem Maar gibt, das eigentlich eine Caldera ist. Eine neue Studie deutscher Geowissenschaftler wirft nun einen bislang einzigartigen Blick in die Tiefe: Mit Hilfe der seismischen Tomografie konnte das Magmareservoir unter dem Laacher See hochauflösend visualisiert werden – und es wurde bestätigt, dass sich unter der Ost-Eifel weiterhin Magma ansammelt.

Das Forscherteam um Hao Zhang vom Deutschen Geo-Forschungs-Zentrum (GFZ) in Potsdam nutzte dafür ein beispielloses Messnetz: Zwischen September 2022 und August 2023 wurden mehr als 490 seismische Stationen in der Eifel betrieben. Dieses sogenannte Large-N-Experiment erfasste die Wellen von lokalen Erdbeben, die anschließend mithilfe der Tomographie in ein dreidimensionales Modell der oberen Erdkruste umgerechnet wurden.

Die Ergebnisse sind spektakulär: Unter dem Laacher See, Schauplatz einer gewaltigen Plinianischen Eruption vor nur 13.000 Jahren, fanden die Forscher eine zylindrische Anomalie in 2 bis 10 Kilometern Tiefe. Diese Zone weist eine ungewöhnliche Kombination aus niedriger P-Wellen-Geschwindigkeit und hohem VP/VS-Verhältnis auf, was ein typisches Signal für teilweise aufgeschmolzene Zonen in einem Magmenkörper darstellt. Das Volumen dieser Struktur wird auf rund 75 Kubikkilometer geschätzt. Die Anomalie ist um 40 Grad nach Südosten geneigt und schneidet in etwa zehn Kilometern Tiefe die Siegener Hauptüberschiebung, eine der wichtigsten geologischen Störungen der Region.

Laacher-See-Anomalie magmatischen Ursprungs. &ccpy; AGU/ GFZ/Hao Zhang

Besonders interessant ist, dass eine Konzentration von Mikrobeben an den Rändern dieser Zone festgestellt wurde, was auf hohen Fluiddruck oder erhöhte Temperaturen hindeutet. „Wir sehen damit erstmals, wo die aktiven Zonen liegen und wo Spannungen abgebaut werden“, erklärt Studienleiter Zhang.

Die Forscher konnten außerdem einen Zusammenhang zu tieferliegenden Prozessen herstellen. Unterhalb des Reservoirs verläuft ein seismisch aktiver „Kanal“ in der unteren Kruste, in dem seit 2013 immer wieder tieffrequente vulkanische Erdbeben registriert werden – ein Hinweis darauf, dass Magma und Fluide aus dem oberen Mantel aufsteigen.

Auch wenn ein Vulkanausbruch nicht unmittelbar bevorsteht, betonen die Autoren die Bedeutung ihrer Ergebnisse für die Gefahreneinschätzung. „Das Magmareservoir unter dem Laacher See ist noch da, und es wird offenbar immer wieder mit Material aus der Tiefe versorgt“, sagt Co-Autor Torsten Dahm. Damit wird klar: Das Eruptionsrisiko in der Osteifel ist höher als bislang vielfach vermutet.




Neben dem Laacher See wurden auch kleinere Anomalien unter anderen Vulkanen wie Rieden und Korretsberg identifiziert. Letzterer liegt wenige Kilometer südöstlich des Laacher-See-Vulkans und war in den letzten Monaten öfter Austragungsort von Mikrobeben. Damit liefert die Studie nicht nur neue Einblicke in die vulkanische Vergangenheit der Eifel, sondern auch in ihre mögliche Zukunft. (Quelle: Preprint-Studie-AGU)