Lava-Spines am Dom des Mayon treiben Steinschläge in die Höhe – Bis zu 16 Steinschlägen am Tag
Der philippinische Vulkan Mayon zeigt weiterhin Anzeichen vulkanischer Unruhe, wie die neuesten PHILVOLCS-Beobachtungen vom 20. Dezember 2025 bestätigen. Die Behörde meldet sechs Felssturzereignisse innerhalb der letzten 24 Stunden, begleitet von einer anhaltenden Aufblähung des Vulkankörpers infolge von Inflation. Obwohl die Sicht auf den im Krater wachsenden Dom durch Wolken momentan beeinträchtigt ist, zeigten wolkenfreie Momente in den letzten Tagen die Lava-Spines, die sich Anfang des Monats bildeten. Die Schwefeldioxid-Emissionen wurden zuletzt mit rund 307 Tonnen pro Tag gemessen, ein Wert, der auf eine moderate Aktivität hinweist.
Lava-Spine
Den Lava-Spines am Gipfeldom gilt besondere Aufmerksamkeit. Einige der instabilen Lavatürme scheinen weiter gewachsen zu sein. Diese steinernen Auswüchse aus andesitischer bis rhyolithischer Lava sind ein sichtbares Zeichen für Magma, das in den Dom eindringt und die Lavatürme hervorbringt. Ihre Ausbildung geht oft mit Kollapsereignissen am Dom einher und löst häufig Felsstürze aus.
Im Verlauf des Dezembers hat sich die Zahl der Steinschläge erhöht. Während zu Monatsbeginn nur wenige Felsstürze pro Tag verzeichnet wurden, kletterte die Anzahl bis zur zweiten Dezemberwoche auf bis zu 16 Steinschläge täglich. Diese Zunahme steht in direktem Zusammenhang mit dem Wachstum der Lava-Spines, die durch ihr Gewicht und ihre brüchige Struktur immer wieder Material abbrechen lassen.
Trotz der erhöhten Instabilität am Dom und dem damit verbundenen erhöhten Risiko von Abgängen pyroklastischer Ströme lässt PHILVOLCS die Warnstufe auf 1 (niedriges Unruheniveau) und weist darauf hin, dass die permanente Gefahrenzone von 6 Kilometern um den Vulkan strikt zu meiden ist. Gefahren durch plötzliche phreatische Eruptionen, Erdrutsche und Schlammströme bei starkem Regen bleiben bestehen. Explizit vor pyroklastischen Strömen – die im Extremfall auch über die Grenzen des Sperrgebiets hinaus gleiten können – warnt PHILVOLCS seltsamerweise nicht.
Die Entwicklungen am Mayon sind ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie ein Vulkan trotz geringer Aktivität dynamische Veränderungen an seiner Oberfläche zeigt. Beobachter und Anwohner werden weiterhin dringend zur Vorsicht aufgerufen, während die Vulkanologen die Situation aufmerksam verfolgen.
Erdbeben Mb 3,3 erschüttert Islands Hochland bei Hrafntinnusker – geologisch sensible Region in der Torfajökull-Caldera
In der Nacht zum 20. Dezember registrierten seismische Messstationen im südlichen Hochland Islands ein Erdbeben der Magnitude 3,3 mit einer Herdtiefe von nur 100 Metern. Das Epizentrum lag bei Hrafntinnusker, etwa acht Kilometer südwestlich von Landmannalaugar, innerhalb der Torfajökull-Caldera. Nach Angaben der isländischen Meteorologiebehörde folgten mehrere kleinere Nachbeben. Meldungen über spürbare Erschütterungen in bewohnten Gebieten liegen nicht vor.
Erdbeben dieser Stärke kommen in der Region immer wieder vor, sind aber nicht an der Tagesordnung. Zuletzt ereignete sich dort im Juli 2023 ein vergleichbarer Erdstoß. Die Beben spiegeln die komplexe geologische Struktur der Gegend wider, die ich für eine der faszinierendsten Islands halte.
Die Torfajökull-Caldera unterscheidet sich deutlich von den meisten isländischen Vulkansystemen. Während Island überwiegend von basaltischem Vulkanismus geprägt ist, dominiert hier rhyolithisches, stark kieselsäurereiches Gestein. Diese Magmen sind zähflüssiger und potenziell explosiver. Gleichzeitig beherbergt die Caldera eines der aktivsten Hochtemperatur-Geothermiegebiete des Landes. Die Wechselwirkung von unterirdischen Magmaakkumulationen, zirkulierendem Grundwasser und stark zerklüftetem Gestein führt regelmäßig zu Spannungsumlagerungen, was ein häufiger Auslöser lokaler Erdbeben ist.
Tektonisch liegt das Gebiet entlang des Ostarms der isländischen Hauptstörungszone, die den Mittelatlantischen Rücken an Land fortsetzt. Hier driften die nordamerikanische und die eurasische Platte auseinander, begleitet von Dehnung, Bruchbildung und magmatischer Intrusion. Diese Struktur macht das südliche Hochland besonders anfällig für seismische Aktivität.
Zusätzliche Aufmerksamkeit erhält das Beben durch die relative Nähe zum Katla-Vulkansystem, einem der aktivsten und potenziell gefährlichsten Vulkane Islands. Zwar besteht nach Einschätzung der Vulkanologen kein direkter Zusammenhang zwischen dem aktuellen Erdbeben und einer möglichen Aktivitätszunahme der Katla, doch verdeutlicht das Ereignis die enge Verzahnung tektonischer und vulkanischer Prozesse in dieser Region.
Das markanteste Merkmal von Hrafntinnusker ist der kleine Gletscher, der teilweise ein Geothermalfeld bedeckt. Das Zusammenspiel von Erdwärme und Eis hat faszinierende Eishöhlen geschaffen, aus denen dampfende Fumarolen austreten. Hrafntinnusker ist nur über einen ganztägigen Fußmarsch von Landmannalaugar aus erreichbar. Der Weg führt durch die bunte Rhyolith-Landschaft von Brennisteinsalda durch die Torfajökull-Caldera und eröffnet an klaren Tagen beeindruckende Blicke auf den Mýrdalsjökull mit der Katla.
Unwetter mit Starkregen verursachte Flutkatastrophe auf Elba – ein Todesopfer geborgen
Die Unwetterserie im Mittelmeerraum reißt nicht ab: Gestern traf es die beliebte italienische Urlaubsinsel Elba, die z.B. von der Toskana aus per Fähre zu erreichen ist. Innerhalb weniger Stunden fiel so viel Niederschlag wie sonst in einem Monat. In der Folge traten zahlreiche kleine Bäche über die Ufer und legten das öffentliche Leben der Insel lahm. Eine 81-jährige Frau stürzte in ihrer überfluteten Wohnung und starb. Mehrere Personen erlitten Verletzungen.
Elba
Besonders betroffen waren die Orte Marina di Campo und Portoferraio, wo sintflutartige Regenfälle zu Überschwemmungen und kleineren Erdrutschen führten, die starke Schäden an der Infrastruktur verursachten. Schäden führten. Straßen verwandelten sich in reißende Bäche, Keller und Erdgeschosse liefen voll Wasser, Verkehrsverbindungen brachen zeitweise zusammen.
Meteorologisch war das Unwetter kein isoliertes Inselphänomen. Elba lag im Einflussbereich eines ausgedehnten Tiefdrucksystems über dem westlichen Mittelmeer. Feuchte, relativ warme Luftmassen strömten vom Tyrrhenischen Meer – wo die Liparischen Inseln vulkanischen Ursprungs liegen – gegen die Küste der Toskana. Aufgrund einer blockierenden Wetterlage durch ein Hochdruckgebiet im Osten konnte das Tief nicht abziehen und verharrte lange über Elba. Das Ergebnis waren lang anhaltende, teils stationäre Starkregenfälle. Innerhalb weniger Stunden fielen lokal Regenmengen, die sonst einem Großteil des Monatsdurchschnitts entsprechen. Die Regenfälle beschränkten sich nicht nur auf Elba, sondern griffen auch auf die Südtoskana über. Dort blieben katastrophale Zustände aber aus.
Das Unwetter allein erklärt das Ausmaß der Schäden nicht: Die Morphologie Elbas wirkte als Verstärker. Die Insel ist stark reliefiert: Zwischen den über 1.000 Meter hohen Gipfeln des Monte-Capanne-Massivs und der Küste liegen oft nur wenige Kilometer. Regenwasser fließt daher extrem schnell talwärts. Statt großer Flüsse gibt es zahlreiche kurze Bäche, sogenannte Torrenti, die bei Starkregen in kürzester Zeit anschwellen und Sturzfluten verursachen.
Besonders kritisch sind die flachen Küstenebenen an den Bachmündungen, auf denen viele Ortschaften entstanden sind. In Marina di Campo trat der Bach Alzi über die Ufer, während in Portoferraio mehrere kleine Einzugsgebiete zusammenwirkten. Verbaute, eingeengte Bachläufe, Brücken und versiegelte Flächen verschärften die Lage zusätzlich, da dem Wasser kaum Raum zur Ausbreitung blieb.
Erneuter Erdbebenschwarm im Nordwesten des Ätnas – Aktivität im Nordostkrater dokumentiert
Auf Sizilien bereitet sich der Ätna offenbar auf seine nächste eruptive Phase vor. Darauf deuten erneute Erdbeben an verschiedenen Lokalitäten und in unterschiedlichen Tiefenniveaus hin, ebenso wie tief im Schlot stattfindende Explosionen im Nordostkrater. Der Südostkrater hingegen besticht derzeit durch seine ungewöhnliche Ruhe. Das stärkste Beben im Nordwesten erreichte eine Magnitude von 2,1 und hatte ein Hypozentrum in 23 Kilometern Tiefe.
Ätnabeben
Die Erdbeben unter der nordwestlichen Basis des Ätnas manifestierten sich in der Nacht vom 17. auf den 18. Dezember und wiesen Epizentren südlich von Randazzo sowie östlich von Maletto auf. Die Herdtiefen lagen sämtlich jenseits der 20-Kilometer-Marke und damit im untersten Stockwerk der Erdkruste. Obwohl es in dieser Tiefe mehrere Hundert Grad heiß ist, ist das Gestein noch nicht so plastisch, dass es nicht zu tektonisch bedingtem Sprödbruch kommen könnte – eine Möglichkeit, die einige Forscher auch für den Ätna postulieren. Ich halte es hingegen für unwahrscheinlich, dass es sich hierbei um rein tektonische Beben handelt, und gehe davon aus, dass sie in erster Linie auf Magmenaufstieg zurückzuführen sind.
Zeitgleich ereignete sich ein kleiner Erdbebenschwarm im Nordosten des Ätnas, unweit von Piedimonte Etneo. Die Hypozentren lagen in etwa sieben Kilometern Tiefe. Hier ist bekannt, dass Fluidaufstieg lokale Störungszonen aktivieren kann.
Intrakrateraktivität im Nordostkrater
Bereits am vergangenen Wochenende dokumentierte Michele Mammino tief im Schlot stattfindende Aktivität im Nordostkrater. In seinem Video ist zu sehen, wie der rotglühende, offene Schlot stoßweise Dampf ausstößt, was auf explosive Aktivität hindeutet. Tatsächlich wurde etwas rotglühende Schlacke ausgeworfen, die auf dem Kraterboden zurückfiel. Es gibt also schwache Intrakrateraktivität. Diese Beobachtungen decken sich mit dem Vorhandensein einer thermischen Anomalie im Nordostkrater, die auf Sentinel-Satellitenaufnahmen der vergangenen Wochen zu erkennen ist. Auf dem jüngsten Bild erschienen die Schlote im Zentralkrater wieder relativ kalt, Gleiches gilt für den Südostkrater.
Ich weiß von mehreren Vulkanspottern, die ihre Weihnachtsferien am Ätna verbringen – nicht zuletzt in der Hoffnung, ein ätneisches Silvesterfeuerwerk geboten zu bekommen. Nun verhält es sich mit der Vorhersage von Eruptionen ähnlich wie mit der Prognose weißer Weihnachten: Ein Vulkanfeuerwerk liegt im Bereich des Möglichen, wobei ich die Wahrscheinlichkeit derzeit nicht sehr hoch einschätze. Zwar zeigt sich der Ätna zunehmend seismisch aktiv, doch ist man noch weit von einer seismischen Krise entfernt, die neue Eruptionen ankündigen würde. Strombolianische Explosionen sind am Ätna aber jederzeit möglich und vielleicht steigert sich die Explosivität des Nordostkraters noch.
Gipfelstürmer sollten sich jedenfalls gut ausrüsten, denn es ist Winter am Ätna und im Gipfelbereich kann es besonders nachts sehr ungemütlich werden. Außerdem sollte man sich erkundigen, ob Zugangsbeschränkungen gelten. Generell darf der Kraterbereich nur mit Vulkanführer betreten werden.
Wintereinbruch auf der Nordhalbkugel: Blizzard in USA und Eistsunami in Russland
Der aktuelle Wintereinbruch auf Teilen der Nordhalbkugel zeigt eindrucksvoll, wie eng Blizzards, Eisbildung und seltene Naturphänomene wie Eistsunamis miteinander verknüpft sein können – auch wenn sie in sehr unterschiedlichen Regionen der Welt auftreten. Aber da die USA und Russland auch politisch immer weiter zusammenzurücken scheinen bringe ich sie hier auch meteorologisch zusammen.
Eistsunami
Im US-Bundesstaat Minnesota führten arktische Luftmassen zuletzt zu ausgeprägten Blizzard-Bedingungen: Starker Wind, Schnee und aufgewirbelte Verwehungen sorgten für Whiteout-Situationen, insbesondere im Nordwesten des Bundesstaates nahe East Grand Forks, wo es zu starken Verkehrsbeeinträchtigungen kam. Solche Ereignisse sind weniger durch extreme Schneemengen geprägt, sondern durch die Kombination aus Wind und lockerem Schnee. Sie markieren oft den Beginn einer intensiven Kältephase, die weitreichende Folgen für Seen und Flüsse haben kann.
Ein direkter Effekt zeigt sich an den Großen Seen im Grenzgebiet zu Kanada. Während sich auf den offenen Wasserflächen zunächst kaum Eis bildet, frieren Uferzonen, Buchten und flache Bereiche relativ schnell zu. Dort können sich bei starkem Wind besondere Phänomene entwickeln: sogenannte Ice Shoves oder Eistsunamis. Dabei schiebt starker Winddruck große Eisfelder plötzlich an Land, wo sie sich stauen und übereinander türmen. Besonders bekannt ist das vom Lake Erie oder Lake Superior. Die entstehenden Eiswälle können mehrere Meter hoch werden und Schäden an Infrastruktur verursachen. Hier demonstriert die Natur ein eindrucksvolles Zusammenspiel aus Meteorologie und Physik.
Ein ähnliches, aber dynamischeres Bild liefert aktuell Sibirien, konkret der Turka-Fluss in der Republik Burjatien. Dort filmten Einheimische einen spektakulären „Eistsunami“, bei dem große Eisblöcke schlagartig flussabwärts gedrückt wurden und eine Eiswelle bildeten. Ursache ist hier meist ein Eisstau, der sich löst: Wasser staut sich unter dem Eis, der Druck steigt, bis sich die Eismassen abrupt lösen und flussabwärts rasen. Anders als an Seen wirkt hier zusätzlich die Strömung des Flusses als antreibende Kraft.
Ob Blizzard in Minnesota, Eisbewegungen an den Großen Seen oder Eis-Tsunamis in Sibirien: Allen Phänomenen gemeinsam ist ein instabiles Gleichgewicht zwischen Kälte, Wasser und Wind. Sie zeigen, dass Winter nicht nur Stillstand bedeutet, sondern hochdynamische Prozesse hervorbringt, die oft spektakulär, manchmal gefährlich sein können und immer ein Hinweis auf die enorme Energie liefern, die im gefrorenen System Erde steckt.
Eifelvulkane unter der Lupe: Neue Messungen bringen überraschende Einblicke
Die Eifel zählt zu den faszinierendsten Vulkanregionen Europas, doch was macht dieses Vulkanfeld so besonders? Und was verraten die neuesten Forschungen über das Risiko künftiger Ausbrüche? Eine großangelegte wissenschaftliche Messkampagne bringt erstmals hochauflösende Einblicke in das magmatische System unter der Eifel und liefert wichtige Grundlagen für die Gefahrenbewertung. Das GFZ Potsdam veröffentlichte nun weitere Erkenntnisse aus der Kampagne, die sich in einem frühen Auswertungsstadium befindet. Das magmatische System unter der Eifel ist aktiver als bislang gedacht.
Das besondere Phänomen verteilter Vulkanfelder
Die Eifel gehört zu den sogenannten „verteilten Vulkanfeldern“, einer Vulkanform, die sich über große Flächen mit vielen einzelnen Vulkanen oder Maaren erstreckt. Die meisten Vulkane sind monogenetisch und brechen nur einmal aus, bevor die Aktivität an anderer Stelle neu beginnt. Neben der Eifel finden sich solche Felder beispielsweise im französischen Massif Central, in Neuseeland und sogar in China, wo das – mir bis dato unbekannte – Wudalianchi-Vulkanfeld liegt. Diese Vulkanfelder sind geologisch besonders komplex und Ausbrüche schwer vorherzusagen.
Das Large-N-Experiment: mehr als 500 Messstationen und ein kilometerlanges Glasfaserkabel
Messstrecke
Um das Innere der Eifelvulkane besser zu verstehen, unternahmen Forscher des GFZ Helmholtz-Zentrums für Geoforschung und Partnerinstitutionen von September 2022 bis August 2023 eine der größten seismologischen Kampagnen Deutschlands. Die „Large-N“-Messkampagne setzte auf über 500 seismische Messstationen – eine bislang nie dagewesene Dichte eines seismischen Netzwerkes in Deutschland. Ergänzt wurde das Experiment durch eine innovative Technologie: ein 64 Kilometer langes Glasfaserkabel, das bereits zur Telekommunikation verlegt, aber bislang nicht genutzt wurde, diente während des Experiments als akustischer Sensor.
Dieses Verfahren, bekannt als Distributed Acoustic Sensing (DAS), nutzt Lichtpulse, die in das Glasfaserkabel geschickt werden. Kleinste Bewegungen und Spannungen im Untergrund verändern die Eigenschaften des Lichtsignals, das reflektiert und ausgewertet wird. So entsteht entlang der Glasfaser eine dichte „Sensorlinie“ mit tausenden Messpunkten. Das erlaubt es, selbst Mikrobeben und winzige Veränderungen im Untergrund hochauflösend zu erfassen – kostengünstig und ohne aufwendige Stationen vor Ort.
Die Daten offenbaren erstmals – wie bereits berichtet – die genaue Lage und Ausrichtung des Magmareservoirs, das vor etwa 12.900 Jahren den gewaltigen Ausbruch des Laacher Sees auslöste. Überraschend liegt dieses Reservoir bis zu zehn Kilometer tief und verläuft schräg in Richtung Neuwieder Becken, einem Bereich mit hoher Mikroerdbebentätigkeit.
Insgesamt konnten über tausend Mikrobeben lokalisiert werden, vor allem entlang einer schmalen, vertikalen Zone zwischen Ochtendung und Laacher See. Zudem deuten starke seismische Reflexionen in der Erdkruste auf Ansammlungen von Fluiden hin, die möglicherweise magmatischer Natur sind. Dies gibt neue Hinweise auf aktive Prozesse tief im Erdinneren.
Weitere Erkenntnisse und Bedeutung für die Gefahrenbewertung
Neben den bereits bekannten Ergebnissen zeigt die neue Analyse auch ungewöhnliche Cluster von Erdbeben an den Rändern der magmatischen Anomalien, was auf variable Temperatur- und Spannungsverhältnisse hindeutet. Die Kombination aus Mikrobebenaktivität und Fluidsignaturen lässt vermuten, dass das magmatische System in der Eifel dynamischer ist als bislang gedacht.
Ob die Vulkane der Eifel in den kommenden Jahrzehnten ausbrechen könnten, bleibt schwer zu prognostizieren. Die aktuell vorliegenden Daten sprechen dafür, dass das System noch aktiv ist, aber ein unmittelbar bevorstehender Ausbruch ist nicht gesichert. Die hohe Dichte an Mikrobeben und die Fluidsignale könnten jedoch darauf hindeuten, dass magmatische Prozesse schneller ablaufen können als bisher angenommen.
Fazit
Die Eifel zeigt sich als komplexes, lebendiges Vulkanfeld, das durch innovative Messmethoden nun besser verstanden wird als je zuvor. Die Large-N-Messkampagne und das Glasfaserkabel eröffnen neue Wege, vulkanische Gefahren präziser zu erkennen und langfristig besser abzuschätzen. Für die Region bedeutet das eine wichtige Grundlage, um Risiken frühzeitig zu erkennen und Schutzmaßnahmen zu optimieren.
Quellenangabe: Dahm, T., Isken, M., Milkereit, C., Sens-Schönfelder, C., et al. (2025). A seismological large-N multisensor experiment to study the magma transfer of intracontinental volcanic fields: The example of the Eifel, Germany. Seismica, 4(2). https://doi.org/10.26443/seismica.v4i2.1492, Lizenz der CC, Pressemeldung GFZ-Potsdam
Strombolianische Eruptionen am Barren-Island-Vulkan – Lavastrom weiterhin aktiv
Lange Zeit waren Bilder des entlegenen indischen Inselvulkans Barren Island eine Rarität, was zum einen seiner abgelegenen Lage in der Andamanensee zu verdanken ist, zum anderen dem strikten Betretungsverbot der unter Naturschutz stehenden Insel. Dennoch sind in den letzten Wochen vermehrt Fotos der Aktivität aufgetaucht, die von Bootsfahrern gemacht wurden, die Barren Island passierten. Das jüngste Bild zeigt, dass nicht nur Lava ins Meer fließt, sondern gleichzeitig auch strombolianische Eruptionen aus dem Krater stattfinden.
Das Foto von Shiv Kumar zeigt zwar nicht den Lavastrom an der Küste von Barren-Island, dafür aber eine kleine Aschewolke, wie sie typisch für strombolianische Eruptionen ist. Dass der Lavastrom weiterhin aktiv ist, wissen wir von Sentinel-Satellitenfotos, die im Infrarotspektrum eine entsprechende Wärmeanomalie aufzeichnen. Ein weiteres Indiz liefern die Messungen von MIROVA/MODIS, die eine Wärmeanomalie mit einer Leistung von bis zu 30 MW registrieren. Diese wird als moderat eingestuft und ist für einen offen fließenden Lavastrom – der allerdings im oberen Bereich gedeckelt sein wird – nicht besonders viel. Frühere Bilder bestätigten, dass der Lavastrom auch schmal ist und nur vergleichsweise wenig Schmelze in den indischen Ozean fließt. Dafür ist der Ocean Entry nun schon mehrere Wochen aktiv, was bei einem Vulkan wie Barren Island nicht oft vorkommt. Barren Island lässt sich durchaus mit Anak Krakatau vergleichen: Beides sind junge Vulkaninseln, die sich aus einer Caldera erheben. Barren Island ist aber älter und daher etwas größer als Anak Krakatau vor seinem Kollaps im Jahr 2018. Beide Feuerberge fördern basaltische bis basaltisch-andesitische Lava, die zäher ist als rein basaltische Lava, weshalb Lavaströme aus Aa-Lava entstehen, die nicht so fließfähig sind wie etwa die Lava vom Kīlauea auf Hawaii. Beide Vulkane können aber auch explosiv eruptieren. Will man weiterer Inselvulkane zum Vergleich heranziehen, fallen mir Home-Reef in Tonga und Batu Tara in Indonesien ein. Letzterer Vulkan ist größer als die zuvor genannten Feuerberge, weist aber ähnliche Eruptionsmechanismen auf. Barren Island findet seinen Platz zwischen Anak Krakatau und Batu Tara. während Home-Reef das jüngste überseeische Stadium in der Entwicklung von Vulkaninsel repräsentiert.
Schwarmbeben im Bereich des submarinen Kanarenvulkans Enmedio zwischen Teneriffa und Gran Canaria
In der Meerenge zwischen den Kanareninseln Teneriffa und Gran Canaria wurden in den letzten 3 Tagen 15 Beben registriert. Das stärkste hatte eine Magnitude von 2,0 und einen Erdbebenherd in 11 Kilometern Tiefe. Viele der Beben lagen noch tiefer und somit im Grenzbereich der unteren Erdkruste zur Asthenosphäre. Die Epizentren wurden größtenteils wenige Kilometer westlich des Unterwasservulkans Enmedio verortet. Die Erdbeben manifestieren sich aber an einer bekannten Störungszone, die vermutlich auch als Aufstiegsweg magmatischer Fluide dient. So könnten die Beben durch Spannungsänderungen infolge von Fluidbewegungen ausgelöst werden. Dass es auf absehbare Zeit zu einem submarinen Vulkanausbruch kommt, ist eher unwahrscheinlich.
Enmedio
Bevor der Enmedio ausbricht, könnte es am Pico del Teide zu einer Eruption kommen, doch auch hier muss man langfristig denken. Bis jetzt steht die Vulkanwarnampel weiterhin auf „Grün“, obgleich es Anzeichen für einen langsamen Aufheizungsprozess des als aktiv eingestuften Vulkans gibt. Diese Anzeichen manifestieren sich in schwachen Erdbeben und CO₂-Emissionen sowie in einer leichten Inflation (Aufblähung) des Vulkangebäudes, die momentan aber zu stagnieren scheint.
Aus dem wöchentlichen INVOLCAN-Bericht geht hervor, dass sich im Bereich von Teneriffa in der letzten Woche 25 Erdbeben ereigneten. Dazu zählen auch Beben zwischen den beiden Inseln Teneriffa und Gran Canaria. Gegenüber den Vorwochen ging die Anzahl der Beben zurück. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 2,0.
Die übrigen Inseln des Archipels zeigen ein ruhiges Bild. Die vulkanischen Ampeln von El Hierro, Lanzarote und Gran Canaria stehen ebenfalls auf Grün, sodass dort normale Aktivitäten ohne Einschränkungen möglich sind. Eine Ausnahme bleibt weiterhin La Palma: Mehr als drei Jahre nach dem Ende der Eruption von 2021 haben sich die geophysikalischen und geochemischen Parameter noch nicht vollständig normalisiert. Entsprechend verbleibt die Insel auf der gelben Warnstufe, was eine erhöhte Aufmerksamkeit und die kontinuierliche Beobachtung der offiziellen Mitteilungen des Katastrophenschutzes erforderlich macht.
Insgesamt registrierte das kanarische Messnetz in der vergangenen Woche 35 schwache Erdbeben. Das stärkste erreichte eine Magnitude von 2,7 und ereignete sich am 5. Dezember rund 60 Kilometer westlich von Fuerteventura. Insgesamt wurde im Archipel eine seismische Energie von 0,09 Gigajoule freigesetzt. Die meisten Erschütterungen traten auf Teneriffa, Gran Canaria und La Palma auf, wobei die Seismizität auf La Palma weiterhin deutlich unter den während des Ausbruchs im Jahr 2021 beobachteten Werten liegt.
Riesige Dinosaurier-Fährtenfunde: Vom jungen Alpengebirge bis zu Boliviens Urzeitstrand
Im Dezember 2025 sorgten gleich zwei paläontologische Entdeckungen für weltweites Aufsehen: Im Nationalpark Stilfserjoch wurden an einem fast senkrechten Felsabhang Hunderte Meter von Dinosaurier-Fußabdrücken aus der späten Trias freigelegt. Entdeckt vom Naturfotografen Elio Della Ferrera im September 2025, zeigen die Spuren Prosauropoden, frühe langhalsige Pflanzenfresser, die vor etwa 210 Millionen Jahren in einer tropischen Küstenlandschaft lebten. Nur wenige Wochen zuvor wurde ein ähnlicher Fund vom Ostrand der bolivianischen Anden bekannt.
Dinotracks
Was diese Fundstätte in den Alpen besonders faszinierend macht, ist nicht nur die außergewöhnliche Menge der Spuren, sondern auch die Lage – heute sind sie in den hochalpinen Dolomiten zu finden, nahe einer schräg aufragenden Bergspitze. Dieser spektakuläre Umstand ist das Ergebnis jahrmillionenlanger tektonischer Prozesse. Die einst flachen Küstenregionen, in denen die Dinosaurier ihre Spuren hinterließen, wurden im Zuge der Alpenfaltung, die vor rund 30 Millionen Jahren begann, emporgehoben und gefaltet. So sind heute die uralten Abdrücke an fast senkrechten Felswänden sichtbar – ein beeindruckendes Fenster in die frühe Dinosaurierzeit.
Nur wenige Tage vor dieser Meldung wurde eine weitere außergewöhnliche Fundstätte bekannt: Im Torotoro-Nationalpark in Bolivien entdeckten Wissenschaftler eine der größten zusammenhängenden Ansammlungen von Dinosaurier-Fußabdrücken weltweit – rund 16.600 Abdruckstellen aus der Oberkreide, also vor etwa 70 Millionen Jahren. Diese Spuren stammen damit aus der Endzeit der Dinosaurier, kurz vor ihrem Aussterben. Die Fundstelle zeugt von einer Küsten- und Seeuferlandschaft, in der hauptsächlich Theropoden, zweibeinige Raubsaurier, unterwegs waren. Besonders beeindruckend sind die zahlreichen Schwimm- und Schleifspuren, die Einblicke in das Verhalten und die Lebensweise dieser Tiere geben.
Während beide Entdeckungen gigantische Dimensionen haben und durch ihre Vielzahl an Abdruckstellen einen tiefen Einblick in das Verhalten von Dinosauriern ermöglichen, trennen sie Welten in zeitlicher und biologischer Hinsicht. Die italienischen Spuren repräsentieren eine frühe Entwicklungsphase der Dinosaurier, als Prosauropoden die Landschaften dominierten und die ersten Schritte auf zwei Beinen machten. Die bolivianischen Spuren hingegen stammen aus der Blütezeit der Theropoden, jener Gruppen, aus denen die berühmten Raubsaurier wie Tyrannosaurus rex hervorgingen.
Geologisch spiegeln die Funde auch die wechselvolle Erdgeschichte wider: Die Alpen sind ein junges Faltengebirge, dessen Entstehung die uralten Spuren an steilen Bergflanken konserviert hat. Boliviens Fundort hingegen liegt in einer stabileren, tropischen Region Südamerikas, wo Sedimente aus der späten Kreidezeit gut erhalten sind.