Island: Droht ein submariner Vulkanausbruch?

Erdbebenserie bei Eldey – Vulkanologe befürchtet bevorstehende submarine Eruption

Die Erdbebentätigkeit im Bereich der isländischen Reykjaneshalbinsel hat sich seit gestern etwas abgeschwächt, dennoch wurden weitere Erdbeben detektiert. Insgesamt wurden in den letzten 48 Stunden 80 Beben registriert, die in den Tabellen des Icelandic Meteorological Office (IMO) aufgeführt sind. Die Beben verteilten sich entlang der verschiedenen Spaltensysteme, wobei der Schwerpunkt auf Krysuvik, Fagradalsfjall und Svartsengi lag. An den submarinen Fortsetzungen des Reykjanes-Systems bei Eldey wurden heute keine neuen Beben registriert, dennoch steht dieses System heute erneut im Fokus des Berichts. Grund dafür ist ein Interview des MBL mit dem uns mittlerweile gut bekannten Vulkanologen Þorvaldur Þórðarson, das gestern veröffentlicht wurde und sich mit den Geschehnissen bei Eldey befasste.

Der Vulkanologe geht davon aus, dass das Erdbeben bei Eldey ein Vorzeichen eines Ausbruchs in den kommenden Monaten sein könnte. Þorvaldur befürchtet sogar, dass es zu einem surtseyanischen Ausbruch kommen könnte, da er eine explosiv verlaufende Eruption erwartet.

Eldey liegt gut fünfzehn Kilometer südwestlich von Reykjanes, und seit dem letzten Ausbruch bei Svartsengi am 8. Februar hat es zahlreiche Erdbeben in der Region gegeben. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 3,2. Der Vulkanologe erklärt, dass die Erdbeben in einer Tiefe von zehn Kilometern begonnen haben, inzwischen aber viel näher an die Oberfläche gelangt sind und sich zuletzt in einer Tiefe von vier Kilometern ereignet haben.

Erdbeben könnten auch tektonischer Natur sein

„Diese seismische Aktivität könnte darauf hindeuten, dass sich Magma angesammelt hat und begonnen hat, ziemlich tief einzudringen, bevor es sich in eine flachere Tiefe bewegt“, sagt Þorvaldur. „Magmenaufstieg ist eine Interpretation dafür, aber die andere ist, dass es sich um Erdbeben an der Plattengrenze handelt, und ich denke, wir müssen einfach abwarten, was tatsächlich passiert.“

Wenn es zu einem Unterwasser-Vulkanausbruch vor Eldey kommen würde, wäre es ein explosiver Ausbruch mit etwas Aschefall. Die Stärke des Ausbruchs würde den Ausbrüchen der letzten Jahre in Reykjanes ähneln.

„Es wird nie etwas besonders Großes sein. Es handelt sich um einen eher begrenzten Ausbruch, der im westlichen Teil von Suðurnes vielleicht ein oder zwei Tage lang zu Störungen führen kann. Dann würde es wie jede andere Eruption einfach abklingen, und wir würden weitermachen“, sagt Þorvaldur.

Es gibt jedoch auch andere Vulkanologen, wie den ebenfalls bekannten Haraldur Sigurðsson, die der Meinung sind, dass eine surtseyanische Eruption in dem genannten Bereich zu längeren Schließungen des Flughafens Keflavík führen könnte.

„Eldey ist ein Ergebnis der dortigen Ausbrüche. Viele glauben, dass die Insel bei einem Ausbruch im 13. Jahrhundert entstanden ist. Es ist also durchaus möglich, dass wir eine neue Insel bekommen“, sagt Þorvaldur gegenüber MBL.

Bisher keine Anzeichen für Bodenhebung bei Eldey

Ich finde, dass die Aussagen sehr spekulativ sind. Erst vorgestern hatte der IMO-Spezialist Gunnar Ófeigsson in einem Interview erklärt, dass es keine Anzeichen für Bodenhebung im Bereich von Eldey gebe. Zwar lässt sich nicht mit Sicherheit ausschließen, dass es am Meeresboden keine Bodendeformationen gibt, aber die Seismik ist noch weit schwächer als das, was wir in den Anfangsstadien von Magmenintrusionen auf Reykjanes bisher gesehen haben. Auch an der TFZ waren die durch Magmen verursachten Schwarmbeben bei Grimsey wesentlich stärker. Sicherlich kann es im Zuge der neuen Aktivität auf Reykjanes auch wieder zu einer submarinen Eruption bei Eldey kommen, doch ich rechne mittelfristig nicht damit.

Übrigens, die Bodenhebung geht bei Svartsengi auch ohne starke Erdbeben weiter, was darauf hindeutet, dass sich ein stabiler Magmenkanal gebildet hat, entlang dem die Schmelze aus größerer Tiefe aufsteigt. Die Hebungsrate liegt zwischen 5 und 10 mm am Tag. Es dauert nur noch wenige Tage, bis das Bodenhebungsniveau wie vor dem letzten Ausbruch erreicht ist. Inzwischen gibt es auch klare Anzeichen für eine neue Bodenhebung am Fagradalsfjall. Sie liegt bei 30 mm seit der letzten Januarwoche.

Campi Flegrei mit Erdbeben Mb 3,0 am 17.02.24

Erdbeben Mb 3,0 in der Campi Flegrei – Stärkster Erdstoß in diesem Jahr

Datum 17.02.2024 | Zeit: 19:22:09 UTC | Lokation: 40.8377 ; 14.1147 | Tiefe: 3,0 km | Mb 3,0

Gestern manifestierte sich in der süditalienischen Caldera Campi Flegrei eine weitere Erdbebenserie. Sie bestand aus 17 Erschütterungen, von denen sich einige erst nach Mitternacht ereigneten. Die beiden stärksten Erdstöße hatten die Magnituden 3, 0 und 2,7. Die Herdtiefen wurden vom INGV mit 3,0 und 2,8 Kilometer angegeben. Die Epizentren lagen allerdings weiter auseinander: Während das Beben M 2,7 im Golf von Pozzuoli lokalisiert wurde, befand sich das andere Epizentrum in der Nähe des Friedhofs der Stadt und damit gut 2000 Meter nordwestlich der Solfatara. Die beiden Beben lagen von der Tiefe her im Grenzbereich der stabileren Gesteinsschichten, die die Schmelze zurückhalten, zu den weicheren Ablagerungen mit dem Hydrothermalsystem. Sie könnten demnach mit Rissbildungen entlang von Störungszonen einhergehen, die durch den steigenden Druck von unten induziert werden. Warum der Druck steigt, wird nur selten klar ausgesprochen, denn im Allgemeinen spricht das INGV vom Bradyseismos. Dieser erklärt aber bestenfalls die Vorgänge im Hydrothermalsystem des Vulkans und nicht die Prozesse in Tiefen jenseits von 4-5 Kilometer. Meiner Meinung nach steckt letztendlich hinter dem Phänomen in der Campi Flegrei ein sich aufheizender Magmenkörper. Unklar bleibt, ob sich Schmelze in Tiefen jenseits von 10 km sammelt, oder ob es in 4-5 Kilometern Tiefe ebenfalls Schmelzansammlungen gibt, die sich vergrößern. In diesem Fall würde das Eruptionsrisiko proportional zur Bodenhebung steigen. Selbst wenn die Bodenhebung nicht nur durch Magma verursacht wird, sind es halt magmatische Fluide, die den Boden nach oben drücken. Das Risiko phreatischer Eruptionen im Bereich der Pisciarelli-Fumarole und vielleicht auch in der Solfatara ist vorhanden und wird mit weiterem Druckanstieg im System höher.

Die beiden beschriebenen Erdstöße waren die stärksten Erdbeben in diesem Jahr. Das stärkste Erdbeben der aktuellen Hebungsphase, die im Jahr 2005 begann und seit 2011 an Fahrt zulegte, ereignete sich am 27. September 2023 und brachte es auf Mb 4,2. Dieses Beben war Teil der bekannten Herbstserie, die den Höhepunkt der lokalen seismischen Aktivität in den letzten Jahrzehnten darstellte. Damit einher ging eine beschleunigte Bodenhebung. Nach Abklingen der Serie Ende Oktober waren die Spannungen im Untergrund deutlich verringert, bis sie sich im Januar wieder einem kritischen Wert näherten, ab dem die Erdbeben wieder losgingen.

Was tun im Fall der Fälle?

Sollte es in der Caldera oder am Vesuv tatsächlich zu einem größeren Vulkanausbruch kommen -was aller Wahrscheinlichkeit irgendwann der Fall sein wird- ist das Chaos vorprogrammiert! Mein Besuch der Gegend in der vergangenen Woche führte mir einmal mehr deutlich vor Augen, dass es praktisch unmöglich ist, Hunderttausende, ja sogar Millionen Menschen durch dieses Straßenwirrwarr in kurzer Zeit zu evakuieren. Dort herrscht ja bereits zur normalen Rushhour Verkehrsinfarkt. Eine Möglichkeit, die mir einfällt, wären Landungsstege entlang der Küste zu bauen und hunderte Landungsboote parat zu haben, die die Menschen in Küstennähe über das Meer evakuieren könnten.

Auch die marode Infrastruktur aus bröckelndem Beton und Autobahnzubringerbrücken auf unterdimensionierten Pfeilern wecken nicht mein Vertrauen in die Erdbebensicherheit. Alleine die zu erwartenden starken Erdbeben im Vorfeld einer größeren Eruption der Campi Flegrei könnten zusätzliche Probleme schaffen, wenn eingestürzte Altbauten die Straßen blockieren. Schutz vor pyroklastischen Strömen bietet hier praktisch kein Gebäude. Am ehesten könnte man die alten Festungen, Kirchen und Katakomben von Neapel zu Schutzräumen umfunktionieren. Aber das kostet Geld, was man für den Katastrophenschutz im Allgemeinen nicht hat.

Das Bild aus dem startenden Flugzeug in Richtung Westen zeigt das neapolitanische Areal in der Nähe der Campi Flegrei.

Update: In einer italienischen FB-Gruppe zur CF schrieb heute ein Kommentator, dass man zum ersten mal den Geruch nach Schwefel (wahrscheinlich Schwefelwasserstoff) in einem Wohngebiet außerhalb der Solfatara wahrnehmen könnte.