Grindavik: der langsame Niedergang einer isländischen Stadt

Sind die Schäden in Grindavik so groß, dass der Kampf vergebens scheint?

Grindavik war vor den jüngsten Eruptionen auf Island ein kleiner Fischerort, der nur eingefleischten Islandreisenden bekannt gewesen sein dürfte. Nun wird die Stadt immer mehr zum Synonym einer schleichenden Vulkankatastrophe, die, anders als in Pompeji, nicht über Nacht alles in Schutt und Asche legt, aber dafür unablässig an die Infrastruktur des Ortes nagt. Solange, bis wohl keine andere Wahl bleibt, als den Ort aufzugeben. Heute erschien in der Onlineausgabe des isländischen Senders RUV ein Artikel, der enthüllt, dass die Schäden durch den letzten Ausbruch vor einer Woche größer sind, als zunächst bekannt wurde. So wurde nicht nur die Warmwasserleitung gekappt, was sich auf den größten Teil der Reykjaneshalbinsel auswirkte, sondern auch die Trinkwasserversorgung von Grindavik. Zudem wurde ein wichtiges Stromkabel gekappt, das vom Geothermalkraftwerk Svartsengi nach Grindavik führt. Der RUV-Artikel enthüllt auch, dass viele Abwasserrohre der Kanalisation in Grindavik beschädigt sind. Bevor die Stadt wieder bezogen werden kann, wären umfangreiche Sanierungsmaßnahmen nötig.

In einem anderen Bericht von MBL heißt es, dass einer große Firme in Grindavik die 22 Angestellten offenbar dauerhaft beurlaubt hat und sie nun Arbeitslosengeld beziehen müssen. Der Chef der Firma verlangt von Seiten der Regierung Klarheit, wie es in Grindavik weitergehen soll. Auch andere Chefs von mehr als 100 Betrieben in Grindavik schließen sich dieser Forderung an.

Die Prognosen für die Region sind nicht gut. Es ist kein Ende der magmatischen Aktivität im Untergrund sichtbar. Im Gegenteil: In isländischen FB-Gruppen gibt es Berichte, nach denen kurz vor der letzten Eruption ein deutlicher Anstieg der Inflation festgestellt worden war, der bis jetzt nicht abgeflacht ist. Ich kann diesen Anstieg anhand der GPS-Messdaten allerdings nur bedingt nachvollziehen. Für mich sieht der Verlauf des Grafen ähnlich aus wie nach der Intrusion am 10. November. Die tägliche Hebungsrate liegt demnach bei etwas mehr als 10 mm pro Tag, und je weiter die Bodenerhebung fortschreitet, desto größer wird der Gegendruck im Fördersystem, so dass die Kurve langsam abflachen wird, bis es wahrscheinlich zu einer weiteren Eruption kommt. Sollten die Berichte in den FB-Gruppen stimmen, kann das aktuelle Pausenintervall kürzer ausfallen und es droht wieder eine Eruption mit erhöhtem Lavaausstoß. Ansonsten werden wir Vulkanspotter wohl noch 2 bis 4 Wochen auf den nächsten Vulkanausbruch warten müssen.

Übrigens, die GPS-Messstation GOHN (Fagradalsfjall) ist wieder online und deutet eine schwache Bodenhebung an.

Popocatepetl mit Aschewolken am 15.02.23

Aschewolke vom Popocatepetl verursacht Ascheniederschlag

Der mexikanische Feuerberg Popocatepetl ist weiterhin aktiv und erzeugte eine Ascheeruption, die Vulkanasche bis auf eine Höhe von 5800 m aufsteigen ließ. Starker Wind verfrachtete die Asche weit in Richtung Nordosten. Bereits am Vortag gab es stärkere Eruptionen, die die Asche bis auf 6100 m Höhe transportierten. CENAPRED berichtete von leichtem Ascheniederschlag in den Gemeinden, über die die Aschewolke hinwegzog, und sprach entsprechende Warnungen in Bezug auf Gesundheitsgefährdungen durch die Asche aus.

Tatsächlich wurde gestern Vormittag aufgrund des Ascheniederschlags auch der Flughafen Hermanos Serdán, der sich in der Gemeinde Huejotzingo im Bundesstaat Puebla befindet, geschlossen.

Die Vulkanologen registrieren zudem lang anhaltende Tremorphasen. Aktuell sind sie zwar kürzer als früher im Monat, doch immerhin hielt er gestern 560 Minuten an. Am Dienstag waren es 1087 Minuten. Gestern wurden zudem 62 Asche-Dampf-Exhalationen beobachtet.

Das gezeigte Satellitenfoto von Copernicus wurde am 10. Februar aufgenommen und zeigt eine vergleichsweise große Aschewolke, die in die gleiche Richtung wie die aktuellen Eruptionswolken zieht. Die Aschewolke verdeckt den Krater, so dass ein evtl. Infrarotsignal verborgen bleibt. Auf früheren Bildern, die vom Anfang des Jahres stammten, kann man aber eine thermische Anomalie im Förderschlot entdecken. Auf dem Foto seht man nicht nur den Popocatepetl, sondern auch den Nachbarvulkan Iztaccíhuatl.

Die Popocatépetl-Vulkanalarm-Ampel befindet sich in Gelb, Phase 2.

CENAPRED besteht darauf, dass sich Vulkanwanderer fern halten und nicht versuchen, den Vulkan zu besteigen , da es zu Explosionen kommt, die glühende Fragmente auswerfen, wie kürzlich beobachtet wurde. Die Sperrzone hat einen Radius von 12 Kilometern um den Krater, da der Aufenthalt in diesem Bereich nicht sicher ist. Bei starkem Regen soll man sich vom Grund der Schluchten fernhalten, da die Gefahr von Schlamm- und Murgängen besteht.

Aber nicht jeder hält sich an das Aufstiegsverbot. Erst am Wochenende wurde in unserer Vulkangruppe das Foto eines Gipfelstürmers in Siegerpose gepostet. Tatsächlich verfolgen die mexikanischen Behörden solche Gipfelstürmer strafrechtlich.

Droht der Atlantische Golfstrom zu kippen?

Gigantische Warmwasserblase im Atlantischen Ozean – Meeresströmungen könnten Kipppunkt fast erreicht haben

Der nordatlantische Golfstrom ist Teil einer großen Meeresströmung, die von den Ozeanografen AMOC (Atlantische Meridionalen Umwälzströmung) genannt wird. Dieses Strömungssystem entsteht im Wesentlichen dadurch, dass kaltes Meereswasser in den Polarregionen in tiefere Wasserschichten absackt, wobei es soviel an Fahrt gewinnt, dass es in der Tiefe bis weit in den Süden der irdischen Nordhalbkugel vordringt. So entsteht ein gigantischer unterseeischer Fluss, der unvorstellbare Wassermassen transportiert und sich langsam erwärmt. Nahe des Äquators steigt das erwärmte Tiefenwasser aus dem Norden auf und bildet an der Oberfläche eine warme Gegenströmung, die von Süden in den Norden fließt. Dieser Gegenströmung haben wir es in Mittel- und Nordeuropa, das warmgemäßigte Klima zu verdanken. Ohne dieses Wärmetransportsystem würden bei uns sibirische Verhältnisse herrschen. Doch die AMOC ist massiv gefährdet, denn die schmelzenden Eismassen in der Polarregion bringen sehr viel Süßwasser in den Ozean ein. Das Süßwasser ist weniger dicht als das Salzwasser und sackt deshalb nicht in die Tiefe, was die gesamte Umwälzströmung gefährdet. Soviel erkannten Wissenschaftler schon vor Jahrzehnten und dieses Szenario lieferte den Stoff für den Spielfilm „The Day After Tomorrow“, in dem ausgerechnet ein Symptom der globalen Klimaerwärmung eine neue Eiszeit auf der Nordhemisphäre auslöste. Doch ist das Science Fiction, oder Science?

Eine neue Studie niederländischer Wissenschaftler kommt nun zu dem Schluss, dass das Szenario des Films mehr Wissenschaft als Fiktion ist, denn sie enthüllte Anzeichen dafür, dass das Versagen der AMOC kurz bevorstehen könnte. Und kurz heißt hier tatsächlich innerhalb fassbarer Zeiträume von wenigen Jahren. Das stärkste Indiz liefert eine große Warmwasserblase im Atlantik, die sich dort seit Monaten hält und für die Temperaturrekorde der letzten Zeit verantwortlich gemacht wird. Auch ein Teil der heftigen Niederschläge könnte dadurch bedingt sein. Die oberflächliche Wärmeanomalie der Warmwasserblase soll durch eine sehr starke Abschwächung der AMOC zustande kommen und ein Anzeichen dafür sein, dass die Kaltwasserströmung in der Tiefe nicht mehr richtig funktioniert, wodurch auch der warme Rückstrom an der Oberfläche stagniert. Die Folgen könnten verheerend sein: Zunächst beschleunigt sich die Erwärmung der nördlichen Breiten weiter, was auch eine Beschleunigung der Eisschmelze und damit eine Steigerung des Süßwassereintrags durch die Eisschmelze mit sich bringt. Dann könnte in wenigen Jahren die AMOC komplett kollabieren, was zur Folge hat, dass der Warmwasserstrom von Süd nach Nord ausbleibt. Wir würden einen massiven Temperaturstrom erleben, der so schnell kommt, dass sich die Zivilisation aber auch die Natur nicht anpassen kann. Modellrechnungen ergaben, dass dann die Winter um bis zu 30 Grad kälter werden könnten als sie es jetzt sind. Skandinavien, aber auch die Britischen Inseln wären quasi innerhalb weniger Jahre unbewohnbar.

Obwohl der genaue Zeitpunkt des Kipppunktes noch unklar ist, betonen die Forscher die Dringlichkeit, den Klimawandel ernst zu nehmen. Andere Experten begrüßen die Forschungsergebnisse als wichtigen Fortschritt, weisen jedoch darauf hin, dass es weiterhin Unsicherheiten gibt, insbesondere aufgrund der Komplexität des Modells und der begrenzten Auflösung in einigen Bereichen der Strömungen. Studienleiter René van Westen, Meeresforscher in Utrecht, meinte sinngemäß, dass man bis jetzt immer annahm, dass vorherige Modelle zum Versagen der AMOC zu ungenau waren und dass das Versagen der Meereszirkulation ein Rechenfehler sei, doch inzwischen gäbe es auch Indizien, dass es bereits in früheren Epochen zum Versagen der AMOC kam. Nach Überschreitung des Kipppunktes änderte sich das Weltklima in weniger als 100 Jahren radikal.