Island: Vulkanausbruch hat stark nachgelassen

Vulkanausbruch schwächelt – Heißwasserleitung zerstört

Der Vulkanausbruch auf Island, der erst heute Morgen gegen 6 Uhr UTC begonnen hat, verlor am frühen Abend bereits wieder ordentlich an Kraft. Aktuell sieht man auf den Livecams nur noch wenige Stellen entlang der gut 3 km langen Spalte, an der es Lavaspattering gibt. An diesen Stellen haben sich bereits kleine Wälle um die Förderschlote gebildet. So erfreulich die Nachricht der Abschwächung der Eruption für die Bewohner von Reykjanes auch sein mag: Völlig folgenlos blieb sie nicht, denn kurz bevor sich der Lavaausstoß signifikant abschwächte, erreichte der Lavastrom die Heißwasserleitung und zerstörte sie. Doch wenigstens war es den Arbeitern zuvor noch gelungen, eine ca. 600 Meter lange Behelfsleitung im Boden zu vergraben. Aktuell arbeitet man daran, diese an den Warmwasserkreislauf anzuschließen, was noch bis morgen dauern könnte. Solange haben viele Bewohner der Reykjaneshalbinsel kein Warmwasser, was gleichbedeutend mit dem Ausfall der Fernwärmeheizungen ist.

An diesem Beispiel kann man sehen, dass auch die Geothermie nicht ganz ohne Nachteil ist, denn wenn man in vulkanisch aktiven Gegenden lebt, muss man ständig mit dem Verlust der Anlagen rechnen. Zugegebenermaßen ist es jetzt Jahrzehnte gut gegangen, aber was sind schon ein paar Jahrzehnte auf der Zeitskala eines Vulkans?

Der Lavastrom legte nach der Zerstörung der Leitung noch ein paar zehner Meter zurück, bevor er 500 m nordnordöstlich der Blauen Lagune stoppte. Auf Satellitenbildern erkennt man, dass er gut 4,5 km lang ist und teilweise das Lavafeld der Eruption vom 18. Dezember querte. Bei diesem Lavastrom handelt es sich um den südwestlichen Arm des Stroms, der grob in westlicher Richtung von der Eruptionsspalte abging und sich bei der Erhebung Stóra-Skógfell in zwei Arme teilte. Der andere floss von der Erhebung aus in nordöstlicher Richtung weiter und legte dort gut 1200 m zurück. Es gab auch einen kurzen Lavastrom im Süden der Eruptionsspalte, aber dieser war nicht ganz so lang wie der Strom vom 18. Dezember.

Alles in allem war/ist es eine kurze aber heftige Ausbruchsepisode, deren bemerkenswertestes Merkmal die schnellfließende und sehr dünnflüssige Lava war, die Vulkanologen jetzt bestimmt so schnell wie möglich analysieren. Vielleicht ergeben sich ja neue Erkenntnisse über die Vorgänge im Untergrund, die uns möglicherweise noch eine Wiele beschäftigen werden.

Die Eruption ist zwar noch nicht ganz zu Ende, doch die Seismizität und der Tremor haben deutlich nachgelassen. Berücksichtigt man, wie kurzlebig auch die vorangegangen Ausbrüche in dem Areal waren, ist es eher unwahrscheinlich, dass sich der Ausbruch wieder verstärken wird, obwohl man es nicht völlig ausschließen kann.

Das verlängerte Karnevalwochende widme ich den Vulkanen Campi Flegrei und Vesuv, wenn es der morgige Generalstreik in Italien denn zulässt!

Island: Lava fließt Richtung Geothermalkraftwerk

Lavastrom Auf Reykjanes schneller als zunächst gedacht – Blaue Lagune und Geothermalkraftwerk gefährdet

Der Vulkanausbruch auf Island ist voll im Gange und die Lava fließt sehr viel schneller, als man vor Ort heute Morgen angenommen hatte. Zunächst floss die Lava senkrecht zur Eruptionsspalte ab, die grob in Nord-Südrichtung verläuft, um dann ihre Richtung zu ändern. Inzwischen hat der Lavastrom die Hauptstraße Grindavíkurveg überquert und hält auf das Gebiet von Geothermalkraftwerk und Blauer Lagune zu. In weniger als drei Stunden könnte der Lavastrom die Heißwasserbohrungen und Leitungen erreichen, die Suðurnes (Großteil von Reykjanes mit Ausnahme der Hauptstadt) mit warmem Wasser versorgen. In weiten Teilen von Reykjanes könnte somit die Warmwasserversorgung gefährdet sein, und das mitten im Winter!

Víðir Reynisson, Direktor der Katastrophenschutzabteilung, gab gegenüber den isländischen Medien zu, dass man praktisch machtlos ist und nichts gegen die sich anbahnende Katastrophe unternehmen könne. Zwar gibt es Versuche, eine überirdisch verlaufende Warmwasserleitung noch schnell mit Erdreich zu bedecken, aber ob die verbleibende Zeit ausreicht, um die Leitung wirksam zu schützen, ist ungewiss. „Im Moment sieht es nicht gut aus, aber es wird alles getan, um einen Ernstfall zu verhindern,“ meinte Víðir Reynisson.

Der Direktor forderte die Menschen auf, Wasser zu sparen und kündigte an, dass industrielle Großverbrauche von der Wasserversorgung getrennt werden, damit wenigstens Privathäuser noch etwas geheizt werden können. Sollte die Warmwasserleitung zerstört werden, kann es bis zu drei Tage dauern, bis die Warmwasserbereitung wiederhergestellt ist.

Doch ganz hoffnungslos ist die Lage nicht, denn wenn man sich die Livestreams anguckt, erkennt man, dass der Lavaausstoß an der Spalte bereits etwas nachgelassen hat. Mittlerweile beginnen erste Teile der Spalte inaktiv zu werden und es gibt Unterbrechungen in der langen Reihe der Lavafontänen. Doch ob die Aktivität schnell genug nachlässt, um die Wasserleitungen und das Bohrloch zu retten, ist eine andere Frage.

Island: Neuer Vulkanausbruch auf Reykjanes am 08.02.24

Neue Eruption auf Reykjanes hat begonnen – Vorwarnzeit war kurz

Heute morgen begann um kurz nach 6 Uhr UTC der erwartete Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjaneshalbinsel. Nach einer kurzen seismischen Krise von ca. 30 Minuten Dauer, die sich bei Sýlingarfell manifestierte, öffnete sich eine gut 3 Kilometer lange Eruptionsspalte in dem Gebiet der Eruption vom 18. Dezember 2023. Die Spalte streicht grob in Nord-Südrichtung und verläuft von Sundhnúk im Süden bis zum östlichen Ende von Stóra-Scógfel. Die Lava strömt zu den Seiten von der Spalte fort, also in Ost-West-Richtung. Obwohl Lavafontänen entlang der Spalte aufsteigen, scheint die Förderrate geringer zu sein, als bei der Eruption vom 18. Dezember. Vielleicht hält sie im Gegenzug ja auch länger an!

Die Bodenhebung begann bereits gestern Abend wieder leicht anzusteigen, nachdem es in den 36 Stunden zuvor kaum noch Hebung gab. Ich spekulierte darüber, dass die Elastizitätsgrenze des Gesteins über dem Magmenkörper erreicht worden sein könnte und dass der Gegendruck im Fördersystem zu groß war, damit weiters Magma ungehindert aufsteigen konnte. Das könnte in der Tat der Fall gewesen sein. Jetzt heißt es die nächsten Messungen abzuwarten, um zu sehen, ob und um wieviel der Boden abgefallen ist.

Der Vulkanausbruch ist sehr schön über die verschiedenen Webcams auf den Erhöhungen um Grindavik zu sehen. Aktuell gibt es wohl keine unmittelbare Bedrohung für den Ort, da die Eruption wieder nördlich der Wasserscheide stattfinden dürfte. Sollte der Ausbruch mehrere Tage andauern, dann ist aber die Hauptstraße, die nach Grindavik hineinführt, gefährdet.

Das aktuelle Geschehen zeigt, wie schnell sich eine Eruption entwickeln kann und wie wenig Vorwarnzeit bleibt, um evtl. Evakuierungen durchzuführen. Ich denke da speziell an den Badebetrieb der Blauen Lagune, die nicht weit von der Spalte entfernt liegt. Die Verantwortlichen dort sind bis jetzt immer davon ausgegangen, dass ihnen mindestens 90 Minuten Vorwarnzeit zwischen Einsetzten der Schwarmbeben und dem Beginn der Eruption bleiben. Weit gefehlt!