Santiaguito eruptiert Vulkanasche und Lavastrom

Vulkanasche am Santiaguito erreicht 3500 m Höhe über dem Meer – Lavastrom auf der Vulkanflanke unterwegs

Der Santiaguito in Guatemala eruptierte Vulkanasche, die bis auf eine Höhe von 3500 m über dem Meeresspiegel aufgestiegen ist und sich bis zu 40 Kilometer weit in Richtung Westen ausbreitete. Der guatemaltekische Zivilschutz CONRED warnt davor, dass es in bewohnten Gebieten zu Ascheniederschlägen kommen könnte, die eine erhöhte Feinstaubbelastung mit sich bringen. Menschen, die hierauf empfindlich reagieren, sollten Aufenthalte im Freien meiden oder sich mit Atemschutzmasken schützen.

Die Behörde empfiehlt zudem, eine gepackte Notfalltasche parat zu haben, falls es zu größeren Eruptionen kommen sollte. Die Tasche sollte so viel Inhalt haben, dass man 72 Stunden damit auskommt. Zudem soll man sich die Evakuierungsrouten einprägen, was insbesondere für Touristen empfehlenswert ist. Also, am besten Rucksack nicht auspacken!

Ein solcher Notfall könnte dann entstehen, wenn ein größerer Teil des aktiven Lavadoms kollabieren sollte und pyroklastische Ströme bewohntes Gebiet erreichen. Dass der Lavadom wächst und Nachschub frischen Magmas enthält, sieht man daran, dass über seine Südwestflanke ein zäher Lavastrom fließt. Letzte Nacht konnte man ihn via Livecam trotz Wolkendecke gut beobachten, da die Lavafront unterhalb der Bewölkungsschicht lag. Stärkere Explosionen erzeugten zudem glühende Schuttlawinen.

Der Santiaguito ist aktuell der aktivste Vulkan Guatemalas. Weder am Pacaya noch am Fuego gibt es eruptive Tätigkeit. Beide Vulkane entgasen nur und schicken kleine Dampfwolken in den Himmel. Am Fuego gesellen sich nicht Schuttlawinen hinzu, die vom Material stammen, das während der letzten größeren Eruption am 9. März abgelagert wurde. So eine lange Eruptionspause hat man am Fuego zuletzt nach der katastrophalen Eruption von 2018 gesehen. Den Vulkantourenanbietern in Antigua dürfte die Pause wohl nicht gefallen, insbesondere, da vollkommen offen ist, wie lange sie anhalten wird. Im Extremfall könnte der Fuego jahrelang schweigen. Ähnliches kennen wir vom Arenal in Costa Rica, der jahrzehntelang aktiv war und dann plötzlich einschlief.

Wer eine Vulkanreise nach Guatemala plant, sollte generell bis Oktober/November warten, denn dann werden die atmosphärischen Bedingungen wieder besser. Die Vulkan-Reisesaison in Guatemala endet Anfang April.

Sangay: Vulkanasche driftet in 7300 m Höhe westwärts

Vulkan Sangay eruptiert explosiv – Vulkanasche in 7300 m Höhe löst Warnung für den Flugverkehr aus

Im Osten der ecuadorianischen Anden ist der Vulkan Sangay erneut ausgebrochen. Bei explosiven Eruptionen wurde Vulkanasche bis in eine Höhe von 7300 m gefördert, wo sie in Richtung Westen driftet und Ascheregen in besiedelten Gebieten verursacht. Das VAAC Washington sah sich veranlasst, eine VONA-Warnung herauszugeben, um den Flugverkehr vor dem gefährlichen Phänomen zu warnen.

Der Sangay ist ein 5290 m hoher Stratovulkan im Osten der Anden, dessen Hänge in Richtung Amazonasbecken entwässern. Die aktuelle Eruptionsserie begann im Jahr 2019. Zeitweise wuchs in einem der beiden Krater ein Lavadom, von dem ein zäher Lavastrom ausging, der eine Bresche in die Vulkanflanke erodierte. Es kam zur Bildung pyroklastischer Ströme und Lahare, die in den vergangenen Jahren immer wieder vom Sangay ausgingen. Besonders letztere veränderten den Verlauf mehrerer Flüsse. Lahare sind Schlammströme, die durch starke Regenfälle entstehen, welche auf den Vulkanflanken abgelagerte Asche mobilisieren. Nicht zuletzt deshalb beginnen die Berichte der Vulkanologen des Instituto Geofísico (IG) stets mit einem kurzen Niederschlagsbericht.

Auch gestern wurde Vulkanasche bis zu 2100 m über der Kraterhöhe gefördert. Die Gemeinde Cebadas meldete leichten Ascheniederschlag. Das seismische Netzwerk registrierte 144 seismische Signale, die mit explosiver Tätigkeit in Zusammenhang standen. In der Nacht wurden rotglühende Schuttlawinen beobachtet, die rund 1100 Höhenmeter unterhalb des Kraters abstiegen. Zudem kam es zu starken Entgasungen mit deutlichen Schwefeldioxid-Emissionen. MIROVA detektierte eine thermische Anomalie mit einer Leistung von 32 MW. Sie deutet auf die Präsenz heißer Lava im Krater hin und könnte mit den Schuttlawinen in Verbindung stehen. Möglicherweise wächst auch wieder ein Lavadom im Krater.

Wärmestrahlung vom Fernandina auf den Galápagos-Inseln

Apropos Wärmeanomalien: Auch von einem anderen ecuadorianischen Vulkan wird derzeit eine solche gemeldet. Satellitendaten zeigen am Inselvulkan Fernandina auf den Galápagos-Inseln eine Wärmestrahlung mit einer Leistung von 15 MW. Sollte die Messung korrekt sein, könnte dies ein Anzeichen dafür sein, dass sich der Vulkan auf eine Eruption vorbereitet. Auf Fernandina öffnen sich immer wieder große Eruptionsspalten am Calderarand, die große Mengen Lava fördern.

Bardarbunga: Calderaboden hebt sich schnell

Mobile Radaranlage mit Blick auf den Bardarbunga im Jahr 2014. © Marc Szeglat

Schnelle Inflation am Bardarbunga: Neue Messungen sollen Klarheit bringen

Gestern berichtete ich über das Erdbeben M 4,8, das den Bardarbunga am Abend des 5. Mai erschütterte. Die Magnitude des Bebens wurde nach einer manuellen Überprüfung auf M 5,3 hochgestuft, womit es sich in den Reigen der starken Erdbeben unter der Caldera einreiht. Dem Hauptbeben folgen gut 20 schwächere Erdstöße. 

Wie es der Zufall so will, hielt sich der Geophysikprofessor Magnús Tumi Guðmundsson von der Universität Island zur Zeit des Erdbebens am Bardarbunga auf und führte am Vulkan Schwerkraftmessungen durch. Magnús geht der Fragestellung nach, wie schnell sich das Magma unter dem Vulkan akkumuliert, und will die Heberate des Calderabodens genau ermitteln. Da sich der Vulkan unter dem Gletscher Vatnajökull befindet, sind direkte Messungen der Hebegeschwindigkeit schwierig, da man eine mehrere Hundert Meter mächtige Eisschicht zwischen sich und der Caldera hat. Da das Eis eine Eigendynamik hat, kann man aus der Hebung des Eises die Hebung des Calderabodens mit Messungen an der Oberfläche nicht exakt bestimmen.

Bisherige Messungen ergaben, dass sich der Calderaboden mit einer Rate von 2–3 Metern pro Jahr hebt, was eine sehr imposante Heberate darstellt. Bei der großen Holuhraun-Eruption in den Jahren 2014–15 kam es zu einer Subsidenz des Bodens von mehr als 60 Metern. Gut ein Drittel der Senkung wurde durch die Hebung, die kurz nach der Eruption einsetzte, bereits wieder kompensiert. Damals traten nördlich des Gletschers 1,1 Kubikkilometer Lava aus und kreierten das größte Lavafeld auf Island seit der Laki-Eruption 1783.

Der Bardarbunga zählt zu den aktivsten und mächtigsten Vulkanzentren des Landes. Gemeinsam mit Katla, Hekla und Grímsvötn ist er für rund 80 Prozent aller Ausbrüche in Island in den letzten Jahrhunderten verantwortlich. Die Eruptionen am Bardarbunga finden für gewöhnlich nicht im Bereich der Caldera statt, sondern aus Eruptionsspalten, die sich in einiger Entfernung zum Gletscher öffnen. Das Magma bahnt sich seinen Weg durch unterirdisch verlaufende magmatische Gänge, so wie wir es in den letzten Monaten auch von der Reykjaneshalbinsel her kennen.




Mit ersten Ergebnissen der aktuellen Schwerkraftmessungen wird innerhalb der nächsten zwei Wochen gerechnet. Die Vulkanologen blicken gespannt auf die Daten – und auf das, was sie über die Zukunft des Bardarbunga verraten könnten. Allerdings werden sich keine genauen Prognosen zum Zeitpunkt der nächsten Eruption anstellen lassen. Bislang ist unklar, ob sie wieder so viel Magma wie vor der Eruption 2014 ansammeln muss, damit es zu einem weiteren Ausbruch kommt, oder ob dieser auch bei einem geringeren Druck starten kann.

Kilauea: Eruptive Episode No 20 in Progress

Die 20. eruptive Episode am Kilauea startete durch – 150 m hohe Lavafontäne steigt auf

Auf Big Island Hawaii begann heute Morgen gegen 03:28 UTC (17:28 Uhr Hawaii-Zeit) die 20. eruptive Episode des Kilauea durchzustarten und Lavafontänen zu erzeugen. Wie bei den 19 Episoden zuvor speist die Lavafontäne einen Lavastrom, der einen guten Teil des Halema’uma’u-Kraterbodens überflutet. Die höchste Lavafontäne erreicht eine Höhe von ca. 150 m und wird vom nördlichen Förderschlot eruptiert. Mit gut 90 Minuten Verspätung stimmte auch der Südschlot mit ein und fing an, eine kleinere Fontäne zu fördern, die bis zu 20 m Höhe erreicht.

Mit Beginn der Lavafontänen-Tätigkeit setzte eine Subsidenz der Hangneigung ein und es wird starke Deflation beobachtet. In den Tagen zwischen den Ausbrüchen blähte sich der Gipfel infolge von Magmeninflation auf, wobei sich der Hang um 6,5 ​​Mikroradian versteilte.

Das Vorspiel zur Lavafontänen-Tätigkeit dauerte relativ lange, bereits vor 2 Tagen konnte ich via Livecam Rotglut am südlichen Förderschlot erkennen. Gestern kam es den ganzen Tag über zu Pulsen, in denen die Lava bereits aus dem Förderschlot floss. Diese Tätigkeit ging mit stoßartigen Entgasungen einher, die von den HVO-Vulkanologen als Gaskolben (Gas-Pistons) bezeichnet werden. Von diesen Gas-Pistons wurden alleine am 5. Mai 30 Zyklen registriert. In der Vorläuferphase der 19. Episode wurden 26 Gaspiston-Phasen festgestellt, die in regelmäßigeren Intervallen auftraten, als es vor der aktuellen Eruptionsepisode der Fall war.

Während der Eruptionspause stieß der Kilauea gut 1700 Tonnen Schwefeldioxid am Tag aus. Stränge vulkanischen Glases, bekannt als Peles Haare, aus früheren Episoden sind im gesamten Gipfelbereich des Hawaii Volcanoes National Park und den umliegenden Gemeinden noch vorhanden und können durch Wind wieder aufgewirbelt werden. Natürlich stellt das Haar der Vulkangöttin auch während der Eruptionen ein Problem dar und wird im großen Stil erzeugt.

Die On-off-Eruption begann am 23. Dezember 2024 und wird als eine intervallische Eruption betrachtet, die zwischendurch pausiert. Eine ähnliche Betrachtungsweise des Geschehens wurde auch vom INGV in Bezug auf die Ätna-Paroxysmen vorgeschlagen: Die Paroxysmen sollen Ausdruck einer einzigen Eruption sein, die zwischendurch pausiert.

Der Kilauea ist ein 1247 m hoher Schildvulkan, der im Schatten des größten Vulkans der Welt – des Mauna Loa – liegt. Beide Feuerberge werden vom gleichen Hotspot gespeist. Der Kilauea dürfe derzeit der aktivste Vulkan der Welt sein.