Kamtschatka: 3 Vulkane auf Alarmstufe Orange

Ascheablagerungen am Karymsky. © Copernicus

Mehrere Vulkane Kamtschatkas sind gleichzeitig aktiv – 3 auf Alarmstufe „Orange“

Petropavlovsk, 31.05.2025Auf der sibirischen Halbinsel Kamtschatka erzeugten heute 2 Vulkane Aschewolken. Insgesamt sind aktuell 4 Vulkane in Eruption begriffen. Drei der Vulkane stehen auf Alarmstufe „Orange“, einer auf „Gelb“.

Hotspots an 2 Vulkanen. © Copernicus

Letztere Alarmstufe hat der Bezymianny inne, der zuletzt Ende April Aschewolken und pyroklastische Ströme generiert. Derzeit baut er weiter an seinem Lavadom und emittiert eine schwache Wärmestrahlung. Auf dem Sentinel-Satellitenbild links ist im Infrarotbereich ein kleiner Hotspot an diesem Vulkan zu erkennen.

Oberhalb vom Bezyimanny liegt der Klyuchevskoy, in dessen Krater man ebenfalls eine schwache thermische Anomalie erkennen kann. Diese steht im Zusammenhang mit strombolianischen Eruptionen, deren Intensität sich in den letzten Tagen steigerte. Bei den Eruptionen wird vermehrt nicht nur glühende Tephra gefördert, sondern auch Vulkanasche. Eine VONA-Meldung vom VAAC Tokio bestätigte heute, dass Vulkanasche bis auf eine Höhe von 4600 m aufstieg, was etwa 300 m über Kraterhöhe entspricht. Gestern wurde in den sozialen Medien ein Foto vom Klyuchevskoy gezeigt, das angeblich einen aktuell erzeugten pyroklastischen Strom zeigen sollte. Tatsächlich handelte es sich um ein älteres Foto, das eine Aschewolke zeigt, die aus einem Krater an der unteren Vulkanflanke entströmt.

Der zweite Vulkan Kamtschatkas mit einer Alarmstufe „Orange“ ist der Shiveluch. Er baut an zwei Domen gleichzeitig, doch auf den Satellitenaufnahmen sind keine Hotspots zu erkennen. KVERT berichtet aber von thermischen Anomalien, die per Messungen nachgewiesen werden können. Auch der Shiveluch eruptierte heute Aschewolken, die VONA-Warnungen auslösten. Hier stieg die Asche bis auf 4300 m Höhe.

Der Dritte im Bunde der „orangenen“ Vulkane ist der Karymsky. Hier verhält es sich ähnlich wie am Shiveluch, denn auf den Satellitenfotos ist auch im Infrarotspektrum kein Hotspot auszumachen. Im sichtbaren Lichtspektrum hingegen erkennt man Spuren von Ascheablagerungen im Schnee. Wer sich das Satellitenfoto oben  genau anguckt, der erkennt das blaue Auge eines Kratersees. Hierbei handelt es sich um den Kratersee des Maly Semjatschik.

Tatsächlich fällt mir zum Maly Semjatschik eine nette Anekdote ein, die mir Vulkanfreund Manfred erst am letzten Woche bei unserem Treffen der Vulkanologischen Gesellschaft erzählte: Auf der ersten Expedition nach Kamtschatka, an der Vereinsmitglieder beteiligt waren, ließ sich die Gruppe Abenteurer mit einem Hubschrauber am Gipfel des Maly Semjatschik absetzen. Nach der Besichtigung des Kratersees wanderte man Richtung Karymsky. Ein strapaziöser Marsch durch dichte Vegetation. Die Gruppe musste einen Fluss überqueren, fand im Dunkeln aber die Fußgängerbrücke nicht. So watete man hüfttief durch das eiskalte Wasser, nur um auf der anderen Flussseite zu bemerken, dass die Brücke knapp 50 m entfernt war.

Japan: Erdbeben Mw 6,1 östlich von Hokkaido

Starkes Erdbeben MW 6,1 vor der Küste von Hokkaido in Japan – Vulkane in der Nähe

Datum: 31.05.2025 | Zeit: 08:37:15 UTC | Koordinaten: 42.330 ; 144.580 | Tiefe: 10 km | Mw 6,1

Sapporo, 31.05.2025Heute Morgen ereignete sich vor der Südostküste der japanischen Insel Hokkaido ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,1. Der Erdstoß manifestierte sich um 08:37:15 UTC (17:37:15 Uhr Lokalzeit). Das Epizentrum befand sich 74 km süd-südöstlich von Kushiro. Zur Herdtiefe gibt es unterschiedliche Angaben: Während das EMSC die Tiefe mit 10 Kilometern angibt, wird beim GFZ eine Tiefe von 32 Kilometern angezeigt. Die Herdtiefe spielt eine entscheidende Rolle in Bezug auf die Tsunamigefahr und auch darauf, wie stark sich ein Beben an der Oberfläche auswirkt. Bei Tiefen von mehr als 10 Kilometern ist die Tsunamigefahr generell gering und auch das Schadensrisiko ist reduziert.

Erdbeben Hokaido. © GFZ

Beim EMSC gibt es bislang nur eine Wahrnehmungsmeldung, die aus einem Ort in 320 Kilometern Entfernung zum Epizentrum abgegeben wurde. Der Bebenzeuge beschreibt seine Wahrnehmung als stark: Möbel schwankten, Türen und Fenster schlugen und Wasserflaschen tanzten auf dem Tisch.

Aus tektonischer Sicht zeichnet sich die Subduktionszone des Japangrabens für das Beben verantwortlich. Hierbei handelt es sich um eine Subduktionszone, entlang der sich die Pazifische Platte in westlicher Richtung bewegt und unter die Okhotsk-Platte abtaucht Diese vergleichsweise kleine Platte wird von manchen Autoren manchmal als Teil der Nordamerikanischen Platte betrachtet. Im Jahr 2023 ereignete sich in der Region das Tokachi-Oki-Beben. Es hatte eine Magnitude von 8,3 und verursachte einen Tsunami von 4 Metern Höhe. Es entstanden große Schäden auf der Insel und es gab mindestens 800 Verletzte.

Die Subduktion ist auch die Hauptursache für den Vulkanismus auf Hokkaido. Zuletzt aktiv war der Meakan-dake, der im Akan-Massiv östlich von Kushiro liegt. Hier gab es einen Ausbruch im Jahr 2008. Der Tokachi-dake eruptierte 1989 und Tarumae-zan war 8 Jahre zuvor tätig. Es gibt also einige potenziell aktive Vulkane, deren Verhalten von starken Erdbeben beeinflusst werden könnte.

Liparische Inseln: Erdbeben zwischen den Inseln

Die Inseln Salina und Alicudi (Hintergrund) von Lipari aus gesehen. © Marc Szeglat

Mehrere Erdbeben zwischen den Liparischen Insel – Stärkste Erschütterung Mb 3,0

Lipari, 31.05.2025Das süditalienische Archipel der Liparischen Inseln wurde in den letzten Tagen von mehreren schwachen Erdbeben erschüttert. Das stärkste Beben ereignete sich am 29. Mai und hatte eine Magnitude von 3,0. Das Epizentrum wurde vom INGV 7.700 m westlich von Leni auf Salina verortet. Das Hypozentrum befand sich in rund 12 Kilometern Tiefe. Zwei weitere Beben brachten es auf Mb 1,9 und 1,8 und ereigneten sich zwischen den Inseln Salina und Alicudi.

Erdbeben ab M 2,0 im Mai. © EMSC

Im Verlauf des Monats wurden auf den Liparischen Inseln insgesamt 16 Erdbeben registriert, von denen sich 6 Beben im Bereich von Vulcano ereigneten. Diese Mikrobeben sind auf der Shakemap hier nicht eingezeichnet. Hingegen sind in den Statistiken des INGV die Beben ausgeschlossen, die sich zwischen dem Archipel und Kalabrien unter dem Tyrrhenischen Meer manifestierten und hier grün und gelb markiert sind. Gerade diese Beben lieferten in der Vergangenheit Hinweise auf eine bevorstehende Aktivitätssteigerung des Inselvulkans Stromboli. Wie man in der Monatsdarstellung auf der Shakemap sieht, gab es im Mai 7 dieser Beben. daher vermute ich, dass es auf Stromboli nicht lange ruhig bleiben wird.

Laharschäden auf Stromboli

Die Aktivität des Strombolis bewegt sich aktuell auf normalem Niveau, dennoch bleibt der Zugang zum Gipfel weiterhin gesperrt. Sorgen bereiten die immer wieder auftretenden Lahare, die zuletzt in der letzten Woche abgingen und Schäden im Ort Stromboli verursachten. Die Deutsche Welle veröffentlichte jüngst eine Videoreportage, die nicht nur die Auswirkungen der Lahare dokumentierte, sondern auch Aufnahmen der Schlammströme beinhaltete.




Die Lahare treten vermehrt seit dem Vegetationsbrand im Frühjahr 2022 auf. Wir erinnern uns: Das Feuer wurde für Filmaufnahmen eines Films über den Zivilschutz absichtlich gelegt, geriet aber schnell außer Kontrolle. In der Folge brannte ein Großteil des Macchia- und Schilfgürtels ab, der die Vulkanhänge bis dato vor Erosion schützte. Aus der DW-Dokumentation geht hervor, dass die oberen 2 Zentimeter der Bodenschicht fest verbacken sind und praktisch kein Wasser durchlassen, weswegen es bei starken Regenfällen abläuft und sich mit Geröll und Vulkanasche, die auf dem Hang abgelagert sind, vermischt. Zudem sind die 5 Bachläufe, die das Wasser normalerweise durch Stromboli Ort ableiten, nicht gepflegt worden und verstopft, wodurch die Schlammmassen unkontrolliert durch die Gassen der Stadt strömen. Die Probleme auf Stromboli sind also teilweise menschengemacht. Inzwischen wurden von der Regierung 16 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um die Infrastruktur auf Stromboli zu schützen und instand zu setzen. Doch die Arbeiten verzögerten sich aufgrund der Bürokratie. Vermutlich stehen auf der Insel auch nicht genug Fachkräfte zur Verfügung.

Merapi: Domwachstum und Schuttlawinenabgänge

Aschewolke vom Merapi im Jahr 2010. © Marc Szeglat

Domwachstum und Schuttlawinenabgänge am Merapi – Seismizität erhöht

Yogyakarta, 31.05.2025Am indonesischen Vulkan Merapi setzen sich Domwachstum und Steinschlagaktivität weiter fort. Wie aus aktuellen Beobachtungen des vulkanologischen Beobachtungspostens Babadan hervorgeht, wurden gestern 62 Schuttlawinenabgänge beobachtet. Vor einigen Monaten waren doppelt so viele Abgänge üblich. Einer der Abgänge gestern war allerdings besonders spektakulär und hätte beinahe einen pyroklastischen Strom verursacht. Die Geröllmassen legten eine Entfernung von gut 1500 m zurück.

Schuttlawine am Merapi. © VSI

Auf Livecamaufnahmen sieht es so aus, als wäre der Lavadom weiterhin deutlich gewachsen. Laut den zuletzt veröffentlichten Daten aus der Analyse von Luftbildern vom 26. April betrug das Volumen des südwestlichen Doms zu diesem Zeitpunkt 3,93 Millionen Kubikmeter. Ein deutlicher Zuwachs von rund 300.000 Kubikmetern gegenüber dem Vormonat. Die zentrale Kuppel zeigte hingegen weiterhin keine Veränderungen und umfasste Ende April ein Volumen von rund 2,37 Millionen Kubikmetern.

Die Seismizität bewegt sich seit Monaten auf hohem Niveau, mit durchschnittlich 120 Hybriderdbeben pro Tag. Die Verformungen des Vulkangebäudes hielten sich in Grenzen und die Vulkanologen vom VSI bezeichnen die Lage als stabil. Dennoch sieht es so aus, als würde weiterhin Magma aufsteigen, das den Südwestdom wachsen lässt. Daher wird vor einer anhaltend bekannten Aktivität gewarnt. Es besteht eine erhöhte Gefahr von Kollapsereignissen, bei denen heißes Material in Form pyroklastischer Ströme talwärts stürzt. „Die südwestliche Kuppel bleibt durch die wiederkehrenden Lavaabgänge in Bewegung – die Instabilität steigt mit jeder Schicht frischer Lava“, erklärt ein Sprecher des geologischen Instituts.

Pyroklastische Ströme könnten bis zu 7 Kilometer weit in die Täler der Flüsse Bebeng, Krasak und Bedog vordringen. Auch im südöstlichen Sektor sind Gefahrenbereiche entlang der Flüsse Woro (3 km) und Gendol (5 km) ausgewiesen. Explosive Ausbrüche mit Materialauswurf bis in 3 Kilometer Entfernung um den Gipfel gelten ebenfalls als möglich.

Der Alarmstatus „3“ (von 4) bleibt aufrechterhalten. Die Behörden rufen dazu auf, sich nicht in den ausgewiesenen Gefahrenzonen aufzuhalten.

Kreta: Mittelstarkes Erdbeben Mb 4,4

Mittelstarkes Erdbeben im Zentrum von Kreta – Bodensenkungsgebiet in der Nähe

Datum: 3005.2025 | Zeit: 12:40:15 UTC | Koordinaten: 35.070 ; 25.207 | Tiefe: 6 km | Mb 4,4

Heraklion, 31.05.2025Die griechische Insel Kreta wurde gestern Nachmittag erneut von einem Erdbeben durchgerüttelt. Diesmal lag das Epizentrum der Erschütterung nicht an einer der großen Störungszonen vor der Küste, sondern im Zentrum der Insel und wurde 19 km süd-südöstlich von Ano Arhane verortet. Die Inselhauptstadt Heraklion liegt 29 Kilometer nördlich. Das Hypozentrum wurde vom EMSC in nur 6 Kilometern Tiefe ausgemacht, wobei es von anderen Erdbebendiensten deutliche Abweichungen gibt. Beim GFZ wird die Tiefe mit 10 Kilometern angegeben, der Erdbebendienst Griechenlands gab sie sogar mit 12 Kilometern an. Es gab 10 Nachbeben.

Erdbeben auf Kreta. © EMSC

Es gab vergleichsweise viele Wahrnehmungsmeldungen. Die Bebenzeugen beschreiben, dass der Erdstoß bis zu 10 Sekunden dauerte. Die am weitesten vom Epizentrum entfernte Meldung kam aus einer Entfernung von 55 Kilometern. Obwohl es sich nur um ein mittelstarkes Erdbeben handelte, dürften viele Menschen erschrocken gewesen sein und sich an das starke Erdbeben vom September 2021 erinnert haben, das die gleiche Region mit einer Magnitude Mw 5,8 erschütterte. Damals wurden 5000 Gebäude zerstört oder beschädigt. Eine Person kam um und 36 Menschen erlitten Verletzungen. Professor Efthymios Lekkas äußerte sich gegenüber lokalen Medien, dass es sich bei dem aktuellen Erdbeben auch um ein Nachbeben des starken Bebens handeln könnte. Vergleicht man allerdings die Shakemap von damals mit der heutigen, stellt man fest, dass das Beben von 2021 zwar an der gleichen Störungszone stattfand, aber weiter nördlich lag. So könnte es auch sein, dass der aktuelle Erdstoß ein eigenständiges Beben war und weitere stärkere Beben folgen könnten.

Um welche Störungszone es sich genau handelt, ist unklar, denn auf den tektonischen Karten Kretas sind genau an dieser Lokation keine eingezeichnet. Das Gebiet liegt auf einer Ebene zwischen zwei Gebirgen im Westen und Osten, entlang deren die Störungszonen von Psiloritis und Kastelli verlaufen. In der Ebene ist eine kurze Störung namens Giouchtas bekannt, die aber westlich des Epizentrums liegt. So wird es hier eine lokale Abschiebung geben, die noch nicht kartiert wurde. Die Ebene ist Teil des ost-west-verlaufenden Dehnungsregimes, an dem sich die Erdkruste Kretas ausdünnt.




Interessant sind in diesem Zusammenhang die Bodensenkungen im westlichen Gebirge nahe der Psiloritis-fault-zone, die im letzten Monat zu Gebäudeschäden in mehreren Dörfern führten. Im Zentrum Kretas scheinen größere tektonisch bedingte Erdbewegungen im Gang zu sein, die zu Erdrutschen und/oder starken Erdbeben führen könnten.