Iran: Erdbeben Mb 5,1 im Norden

Erdbeben in Zeiten des Krieges: Mittelstarkes Erdbeben Mb 5,1 erschüttert den Norden Irans

Datum: 20.06.2025 | Zeit: 17:49:16 UTC | Koordinaten: 35.441 ; 53.032 | Tiefe: 10 km | Mb 5,1

Teheran, 21.06.2025Ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,1 erschütterte gestern Nachmittag um 17:49:16 Uhr UTC den Iran. Das Epizentrum lag im Norden des Landes, südlich des Kaspischen Meers und ca. 180 Kilometer östlich der Landeshauptstadt Teheran. Der Epizentralpunkt, also jener Punkt, der an der Erdoberfläche oberhalb des Erdbebenherds liegt, wurde 36 km südwestlich von Semnan verortet. Der Erdbebenherd lag in einer Tiefe von 10 Kilometern. 

Erdbeben Iran. © EMSC

Das Beben traf den Iran in Kriegszeiten, in denen das Internet stark gedrosselt ist, wodurch der Informationsfluss stark verlangsamt wurde. Dem EMSC liegt eine einzige Erdbebenmeldung ohne weiteren Text vor. Andere Erdbebendienste erhielten Wahrnehmungsmeldungen aus einem 250 Kilometer Umkreis. Berichte über etwaige Schäden liegen nicht vor, wobei Erdbeben dieser Magnitude Schäden verursachen können.

Natürlich fragt man sich, ob das Erdbeben im Zusammenhang mit den Kriegshandlungen stehen könnte. Obwohl starke Explosionen seismische Erschütterungen verursachen können, liegt die Magnitude weit über dem, was man von konventionellen Sprengköpfen vermuten würde. Selbst die amerikanischen bunkerbrechenden Bomben GBU-57 werden nicht solch starke Erdbebensignale erzeugen. Zoomt man in das Satellitenbild beim EMSC hinein, erkennt man, dass die Gegend des Erdbebengebiets wüstenhaft ist und sich am Rand eines auslaufenden Elbrus-Gebirges befindet. Das Epizentrum liegt neben einem Flusslauf, unweit des ersten Grüns und landwirtschaftlicher Nutzflächen. Unweit des Epizentrums sind geometrische Muster unbekannten Ursprungs zu entdecken, aber keine größeren Industriekomplexe, so dass man hier nicht unbedingt eine Atomanlage vermuten würde, die Ziel von Angriffen hätte sein können.




Tektonisch betrachtet wird die Gegend südlich des Kaspischen Meeres – dem größten Binnensee der Erde – vom Alborz-Khazar-Störungssystem dominiert. Die Hauptstörungszone hat den Charakter einer linkssinnigen Transformstörung, die im Raum Teheran in eine Abschiebung übergeht. Eine der Störungen des Systems wird sich für das Erdbeben verantwortlich zeigen.

Campi Flegrei: Erdbeben Md 3,2 am 21. Juni

Großraum Napoli: Links Campi Flegrei mit Pozzuoli, mittig Neapel und der Hafen, rechts der Vesuv. Entfernung CF-Vesuv ca. 25 Kilometer Luftlinie. © EMSC

Spürbares Erdbeben Md 3,2 erschütterte Campi Flegrei – Epizentrum nahe der Tangenziale

Pozzuoli, 21.06.2025Pozzuoli und die Campi Flegrei wurden heute Nacht wieder von einem Schwarmbeben erschüttert, das stärkste Einzelbeben hatte eine Magnitude von 3,2. Das Hypozentrum befand sich in 2700 m Tiefe und damit in der Deckschicht unterhalb des Hydrothermalsystems.

Shakemap © INGV

Zwei weitere Erschütterungen brachten es auf Md 2,2 und 2,0. Letzteres Beben manifestierte sich nur wenige Sekunden nach dem stärksten Beben, das andere knapp 5 Minuten zuvor. Alle drei Beben lagen nahe der Tangenziale nordöstlich der Solfatara. Bei der Tangentiale handelt es sich um eine Art Stadtautobahn, die Pozzuoli mit Neapel verbindet und quer durch den Ballungsraum am Golf von Neapel zieht. Sie ist die Haupt-Evakuierungsroute aus dem Kessel der Campi Flegrei und wird auch durch Tunnel geleitet, die unter die vulkanisch geprägten Hügel der Caldera hindurchführen. Die aktuellen Epizentren zeigen, dass es auch im Randbereich des Haupthebungsgebietes zu stärkeren Erdbeben kommen kann. Sollte es hier zu Erdbeben mit Magnituden größer 5 kommen, ist eine Beschädigung der Tangentiale durchaus möglich – schlecht, wenn der wichtigste Weg aus der gefährdeten Stadt heraus so exponiert ist. Im Falle starker Erdbeben oder eines Vulkanausbruchs sehe ich pessimistisch einer Evakuierung in letzter Minute entgegen. Meiner Meinung nach führt die sicherste Evakuierungsroute über See. Entsprechende Kapazitäten sollte man aufbauen.

Der aktuelle Erdstoß konnte wieder von den Anwohnern der Gegend gespürt werden. In den sozialen Medien wurden entsprechende Kommentare gepostet. Ein Bebenzeuge hoffte, dass sich der Erdstoß nicht wieder negativ auf die Ruinen von Pompeji ausgewirkt hat. Bei einem vergleichbaren Beben im letzten Monat war hier eine Mauer eingestürzt. Pompeji liegt östlich des Vesuvs, den man im oben eingebundenen Satelliten-Panorama am rechten Bildrand sieht, dort, wo zwei kleine Wolken zu erkennen sind. Die Lage der Campi Flegrei sieht man gut an den Markierungen der drei stärksten Beben des Schwarms, der übrigens aus gut 30 Einzelbeben bestand und um 23:00 Uhr UTC begann.




Gestern schrieb ich noch, dass in Pozzuoli wieder die Hoffnung aufkeimte, dass sich die Aktivität generell abschwächen würde, nur weil es einige Tage weniger Erdbeben als zuletzt gab. Solche Hoffnungen sind bis jetzt nur unbegründetes Wunschdenken, denn tatsächlich folgt auf jede vermeintlich ruhigere Phase eine intensivere. Die Krise wird umso stärker, je länger die Periode mit der geringeren Aktivität andauerte. Solange die Bodenhebung weitergeht, wird es auch immer weiteren Spannungsaufbau und Erdbeben geben. Und wie wir seit 2018 gesehen haben, kann es auch zu einer mehrmonatigen Abschwächung der Hebegeschwindigkeit auf unter 10 mm im Monat kommen, ohne dass das Ende der Unruhephase erreicht wäre.