Klyuchevskoy mit Verstärkung der Eruption – möglicherweise ist ein Lavastrom unterwegs
Der Klyuchevskoy auf Kamtschatka antwortete auf das starke Erdbeben Mw 8,8, das sich gestern Abend vor der Ostküste der sibirischen Halbinsel ereignete, mit einer signifikanten Verstärkung seiner eruptiven Tätigkeit. In den letzten Wochen war der Vulkan strombolianisch aktiv, ohne dass es zur Auslösung von VONA-Warnungen gekommen wäre, die infolge stärkerer Ascheeruptionen ausgegeben werden. Doch das änderte sich nach dem Erdbeben, als um 02:30 Uhr UTC Vulkanasche in 6000 m Höhe detektiert wurde. Die Vorhersagemodelle zur Ausbreitung der Aschewolke errechneten eine Ausbreitung der Asche in Richtung Osten.
Klyuchevskoy vor der Steigerung
Dem nicht genug, detektierte MIROVA heute um 10:30 UTC eine starke Wärmeanomalie mit einer Leistung von mehr als 7800 MW. Solche hohe Wärmestrahlung wird normalerweise nur von einer größeren Menge Schmelze an der Erdoberfläche verursacht. Tatsächlich erkennt man auf dem neusten Sentinel-Satellitenfoto eine langgestreckte Wärmesignatur entlang der Ostflanke des Klyuchevskoy, die von einem Lavastrom stammen wird. Den vermeintlichen Lavastrom selbst kann man aber nur schwer erkennen.
Leider ist die Website der Vulkangruppe, die für die Observation der Vulkane Kamtschatkas zuständig ist, weiterhin nicht erreichbar, daher fehlen fundierte Beobachtungen von Leuten vor Ort.
Die Aktivität am Klyuchevskoy steigerte sich gut zweieinhalb Stunden nach dem Megabeben, das zudem eine wahre Flut starker Nachbeben mit Magnituden im Sechserbereich auslöste. Theoretisch betrachtet wäre jedes dieser Beben in der Lage gewesen, die Aktivität von Vulkanen in einem Umkreis von 1000 Kilometern zu beeinflussen. Andere Vulkane der Region lieferten bis jetzt keine erkennbaren Reaktionen auf die Seismizität. Allerdings zeigte eine Studie, dass solche Beben auch noch nach einem Jahr die Vulkane beeinflussen können.
Eruption Nr. 9 bei Svartsengi in Island geht weiter – IMO bestätigt Bodenhebung
Reykjavik, 30.07.2025 – Es ist Tag 14 des neunten Vulkanausbruchs im Svartsengigebiet auf Reykjanes und die Eruption am neu gebildeten Kegel auf der Sundhnúkur-Kraterreihe geht weiter. Gegenüber gestern hat sich die Aktivität kaum verändert und der Ausbruch kann als stabil betrachtet werden. Die gestern kollabierte Spitze des Kraterkegels hat sich neu gebildet und sogar weiter geschlossen. Über den Kraterrand hinaus sieht man regelmäßig Lavaspritzen. Dieses Spattering ist für den schnellen Aufbau des Kegels verantwortlich.
Die Forscher von IMO schrieben gestern, dass sich innerhalb des Kraterkegels ein zweiter Schlackenkegel gebildet hätte. Auf den Livecamaufnahmen ist das nicht schwer zu erkennen. In dem Update wird nun auch von Seiten der Wissenschaftler anerkannt, dass es bereits wieder eine leichte Bodenhebung im Bereich von Svartsengi gibt. Zuletzt hatte man das noch dementiert. Die Geschwindigkeit der Hebung beläuft sich auf ca. 20 mm pro Woche. Die neuesten Messungen zeigen eine Hebung von insgesamt 30 mm an. Die erneute Hebung ist ein Indiz dafür, dass die aktuelle Eruption den Magmenaufstieg aus der Tiefe nicht beeinflusst hat. Das eröffnet zwei Szenarien: Die aktuelle Eruption könnte mehrere Wochen lang anhalten und sich ggf. wieder verstärken. Sollte der Ausbruch bald enden, bereitet sich die nächste Eruption bereits wieder vor.
Die Mächtigkeit des Lavafelds nimmt weiter zu, auch dort, wo an der Oberfläche keine glühende Lava fließt. Das zeigt, dass die Lava unterirdisch fließt. Das erhöht die Gefahr spontaner Lavadurchbrüche an Orten, die man möglicherweise als sicher ansieht. Die Vulkanologen warnen explizit davor, das neue Lavafeld zu betreten, da die Gefahr groß ist, mit frischer Lava in Kontakt zu kommen.
Die Gasverschmutzung bleibt hoch. Schwefeldioxid aus dem aktiven Krater gelangt weiterhin in Siedlungen im Südwesten Islands. Laut Wettervorhersage könnte das Gas heute und morgen nicht nur Reykjanesbær und Umgebung, sondern auch die Hauptstadtregion erreichen. SO₂ kann besonders bei Menschen mit Atemwegserkrankungen Reizungen hervorrufen.
Starkbeben der Magnitude Mw 8,8 vor Kamtschatka löste Tsunmais aus – Starkbebenserie folgte
-Tsunamis im Pazifikraum unterwegs-
Datum: 30.07.2025 | Zeit: 23:24:51 UTC | Koordinaten: 52.598 ; 160.067 | Tiefe: 20 km | Mw 8,8
Petropawlowsk-Kamtschatski, 30.07.2025 – Ein Megabeben der Magnitude 8,8 erschütterte gestern Abend um 23:25 Uhr UTC die Ostküste der sibirischen Halbinsel Kamtschatka. Das Epizentrum befand sich 136 Kilometer östlich von Petropawlowsk-Kamtschatski. Das Hypozentrum wurde in 20 Kilometern Tiefe lokalisiert. Der extrem starke Erdstoß löste nicht nur eine Serie von Starkbeben aus, sondern auch Tsunamis, die zunächst gegen die Küsten Kamtschatkas und der Kurilen brandeten und nun über dem Pazifik unterwegs sind, wo in vielen Staaten Tsunamialarm gegeben wurde.
In Severo-Kurilsk auf Paramushir Island überfluteten die gefürchteten Hafenwellen tatsächlich den Hafen und Teile der Stadt. Bilder zeigen, wie ein vergleichsweise schmaler Küstenabschnitt unter Wasser steht. Die Anwohner wurden laut offiziellen Behördenangaben vorher evakuiert, obwohl eigentlich nur wenig Zeit dafür geblieben sein dürfte.
Auf der japanischen Nordinsel Hokkaido wurden Tsunamis bis zu 3 m Höhe erwartet. Sirenen heulten und forderten die Bevölkerung auf, sich in höher gelegenes Areal zu evakuieren. Tatsächlich erreichten die gefürchteten Hafenwellen in Japan nur eine Höhe von 50 Zentimetern.
Auch im weiter südlich gelegenen Fukushima, wo das Atomkraftwerk im Jahr 2011 von einem noch stärkeren Erdbeben als heute und von einem Tsunami beschädigt wurde, bereitete man sich auf einen Tsunami vor und evakuierte die Arbeiter.
Tsunamialarm wurde auch für Taiwan, die Philippinen, Indonesien, die Inselwelt Ozeaniens und Hawaii ausgegeben. Auch in vielen Orten an der US-Westküste heulten die Sirenen, darunter San Francisco, wo ich nächste Woche hinreisen werde.
In Petropawlowsk-Kamtschatski selbst wurden nur leichte bis moderate Schäden gemeldet. So stürzte das Dach eines Kindergartens ein. Es gab mehrere verletzte Personen: Meldungen über Todesfälle liegen nicht vor.
Live Ticker Erdbeben und Tsunami:
Nur moderate Schäden in Petropawlowsk-Kamtschatka. Einige Häuser beschädigt, Möbel wackelten. Verletzte aber keine Todesopfer.
Das Erdbeben Mw 8,8 war das stärkste seit dem Sendai-Beben 2011 als Fukushima havarierte.
Erbeben unter den Top Ten der weltweit stärksten Erschütterungen seit Aufzeichnung der Erdbebentätigkeit.
Mehrere Wellenzyklen ziehen durch den Nordpazifik. Jeder Zyklus dauert bis zu einer Stunde und umfasst mehrere Tsunami-Wellen.
Höchste Wellenhöhe in Severo-Kurilsk auf Paramushir (Kurilen) betrug 3 m. Stadt teilweise überflutet, Schiffe auf Land gespült.
In Japan gab es 4 Wellenzyklen. Maximale Wellenhöhe betrug bis jetzt 1,30 m.
In San Franzisco kam es zu straken tidalen Schwankungen bei denen während Niedrigwasser der Wasserstand innerhalb weniger Minuten um 61 cm stieg.
In Kalifornien sollen Wellenhöhen von bis zu 1.3 m aufgetreten sein
In den meisten Regionen wurde der Tsunamialarm wieder aufgehoben
Tektonisches Setting der Erdbebengebiets bei Kamtschatka
Das Erdbeben manifestierte sich am Kamtschtka-Kurilen-Graben nur 45 km südöstlich des Epizentrums des ähnlich starken Megabebens von 1952 mit einer Magnitude von 9,0. Dieses Beben lag in geringerer Tiefe und verursachte einen Tsunami, der auf Hawaii bis zu 3 m hoch auflief.
In der gleichen Region hatte es erst vor 10 Tagen ein starkes Erdbeben Mw 7,3 gegeben, dem zahlreiche Beben mit Magnituden im Sechserbereich folgten. Diese Bebenserie könnte man als Vorbeben ansehen. Das Beben lag in gleicher Tiefe etwas weiter nördlich, so dass hier Spannungen entlang der gleichen Bruchzone abgebaut wurden und werden. Weitere Starkbeben könnten folgen.
Gestern Abend schrieb ich in Bezug auf ein starkes Erdbeben bei den Nikobaren, dass es entlang der Störungszonen des westlichen Feuerrings auffallend viele Erdbeben gab, die aber keinen gemeinsamen Ursprung hätten. Doch nun ist mir der Gedanke gekommen, dass diese Erdbebenhäufung entlang des Pazifiks auf das Megabeben hingedeutet haben könnte.
Klyuchevskoy intensivierte Eruptionen nach dem Erdbeben
Tatsächlich sieht es danach aus, als ob sich das starke Erdbeben auf die Aktivität des Vulkans Klyuchevskoy ausgewirkt haben könnte. Der Vulkan der Zentralgruppe Kamtschatkas war zwar bereits in den letzten Tagen strombolianisch aktiv, doch nach dem Beben wurden Aschewolken vom VAAC Tokio registriert, die bis auf eine Höhe von 6000 m über dem Meeresspiegel aufstiegen und nach Osten drifteten.
Auf der vom Tsunami überfluteten Insel Paramushir, die südlich von Kamtschatka liegt, gibt es den Vulkan Ebeko. Er war bis vor wenigen Monaten immer wieder aktiv, ruht seit dem Winter aber. Vielleicht erwacht ja auch dieser Feuerberg.
Generell gibt es auf Kamtschatka eine hohe Anzahl potenziell aktiver Vulkane, deren Aktivität von den starken Erdbeben beeinflusst werden könnten.