Philippinen: Erneuter Tropensturm verursachte Überflutungen

Tropensturm Bualoi verursacht Überflutungen auf den Philippinen – Lahar-Warnung am Vulkan Mayon

Nur 5 Tage nachdem Supertaifun Ragasa die Philippinen heimsuchte, wurde der Inselstaat gestern erneut von einem Tropensturm getroffen. Anders als Ragasa, der den Norden des Archipels streifte, zog Tropensturm Bualoi über das Zentrum der Hauptinsel Luzon hinweg und verursachte eine schwere Naturkatastrophe. Der 15. tropische Wirbelsturm des Jahres hat mindestens zehn Menschen das Leben gekostet und mehr als 400.000 zur Flucht gezwungen. 13 weitere Personen gelten nach Angaben der Katastrophenschutzbehörden als vermisst.





Philippinen unter Wasser

Bualoi traf am Donnerstagabend mit anhaltenden Windgeschwindigkeiten von rund 110 Kilometern pro Stunde in der Küstenstadt San Policarpo auf Land. Der Sturm brachte heftige Regenfälle und starke Böen, die Strommasten umstürzen ließen, Dächer abdeckten und zahlreiche Häuser zerstörten. In den besonders betroffenen Provinzen Bicol, Eastern Samar und Northern Samar wurden mehr als 73.000 Menschen in Notunterkünften untergebracht.

Claudio Yucot, Direktor des regionalen Zivilschutzes von Bicol, bestätigte, dass drei Menschen auf der Insel Masbate ums Leben kamen, darunter ein Dorfbewohner, der von einem umgestürzten Baum erschlagen wurde. Eine weitere Person wurde in der Provinz Camarines Norte vom Blitz getroffen. Viele der Vermissten sind Fischer, die sich vor Eintreffen des Sturms noch auf See befanden.

Die schweren Regenfälle lösten in mehreren Regionen Erdrutsche aus, unter anderem auf der Insel Panay, wo eine Nationalstraße blockiert wurde. In sozialen Medien kursieren Bilder von schlammverschmierten Fahrzeugen und Evakuierungsaktionen. Selbst in der Hauptstadt Manila kam es zu Überflutungen, sodass Schulen geschlossen wurden und das öffentliche Leben zum erliegen kam.

Lahar-Warnung am Vulkan Mayon

Besonders aufmerksam beobachten die Behörden die Situation am Vulkan Mayon. Das philippinische Institut für Vulkanologie und Seismologie (PHIVOLCS) warnte am Mittwoch vor möglichen Laharen. Die gefährlichen Schlammlawinen entstehen, wenn Regenfälle abgelagertes vulkanisches Material mobilisieren. Gemeinden in der Umgebung des Vulkans wurden aufgefordert, Flussläufe zu meiden und Notfallpläne bereitzuhalten.

Bualoi hat sich mittlerweile zu einem Taifun verstärkt und bewegt sich auf das Südchinesische Meer zu. Meteorologen rechnen damit, dass er am Montag die Küsten Vietnams erreichen und sintflutartige Regenfälle bringen wird.

Korruption beim Hochwasserschutz

Der Sturm trifft die Philippinen in einer politisch angespannten Phase. Tausende Menschen protestieren in Manila gegen einen Korruptionsskandal um gefälschte Hochwasserschutzprojekte, die den Staat Milliarden gekostet haben sollen. Mehrere Politiker, darunter Verbündete von Präsident Ferdinand Marcos Jr., stehen unter Verdacht, Schmiergelder angenommen zu haben. Marcos bezeichnete das Ausmaß der Korruption als „entsetzlich“ und versprach, dass niemand – auch nicht enge Vertraute – vor Ermittlungen verschont bleibe.

Die Philippinen gehören zu den weltweit am stärksten von Naturkatastrophen betroffenen Ländern. Experten warnen, dass der Klimawandel die Häufigkeit und Intensität tropischer Stürme weiter erhöhen könnte. Doch damit der Kampf gegen den Klimawandel und andere Umweltzerstörungen Erfolg haben kann, bedarf es einer geeinigten Welt, die an einem Strang zieht. Doch das aktuelle politische Geschehen sieht nach immer weiter um sich greifendem Protektionismus aus, nicht nach einvernehmlicher Kooperation.

PNG: Hydrothermalfeld speit Gold und Lebensbausteine aus

Neuentdecktes Hydrothermalfeld vor Papua-Neuguinea verwundert Forscher: Es förderte Gold und die Bausteine des Lebens

Vor der Küste Papua-Neuguineas haben internationale Forschende unter Leitung von GEOMAR ein Hydrothermalfeld entdeckt, das die Art und Weise, wie wir die Geologie der Tiefsee und sogar die Entstehung des Lebens auf der Erde verstehen, verändern könnte. Das sogenannte „Karambusel-Feld“ liegt an der Westflanke des Conical Seamount, eines vermutlich erloschenen Vulkans in der Tabar-Lihir-Tanga-Feni-Inselkette (TLTF). Diese Inselkette ist das Produkt einer Subduktionszone, in der die Pazifische Platte unter die Bismarck-Platte abtaucht. Hier, in 1200 Metern Tiefe, stoßen zwei Welten aufeinander: magmatisch erhitzte Hydrothermalflüssigkeiten und kühle Kohlenwasserstoff-Sickersysteme, die hauptsächlich Methan fördern.



Subduktion als Motor

Karambusel-Hydrothermalfeld

Die Entdeckung von Karambusel ist nicht nur eine geologische Kuriosität, sondern auch ein Lehrbuchbeispiel dafür, wie Subduktionsprozesse das Antlitz des Meeresbodens prägen. Wenn die ozeanische Platte unter die benachbarte Platte gezogen wird, schmilzt ein Teil des abtauchenden Materials im Erdmantel auf. Das erzeugte Magma steigt auf und bildet Vulkane, wie sie auf der TLTF-Kette zu finden sind.

Der Conical Seamount ist ein solcher Vulkan. Radiometrische Altersdatierungen zeigen, dass er vor rund 88.500 Jahren aktiv war. Seitdem ist sein Magmasystem abgekühlt, aber nicht völlig erloschen. Genügend Restwärme bleibt, um Meerwasser, dass durch Risse und Spalten in den Meeresboden eindringt zu erwärmen und zirkulieren zu lassen. In mehreren Kilometern Tiefe wird dieses Wasser erhitzt, mit Mineralen angereichert und tritt schließlich an der Flanke des Seamounts wieder aus.

Das macht Karambusel zu einem sogenannten postvulkanischen Hydrothermalsystem. Es ist der „Nachglüher“ eines erloschenen Vulkans. Besonders spannend: Die tektonischen Störungen, die durch dieselben Subduktionsprozesse entstehen, fungieren auch als Aufstiegsrouten für Kohlenwasserstoffe aus den umliegenden Sedimenten. So entsteht ein einzigartiges hybrides System, das bislang weltweit ohne Beispiel ist.

Schatzkammer der Tiefsee

Die geochemischen Analysen zeigen, dass Karambusel eine Schatzkammer an Edelmetallen beherbergt. Gesteinsproben enthalten Gold- und Silberminerale, die auf frühere Hochtemperaturphasen hinweisen. Heute treten dort vor allem warme Fluide von bis zu 51 °C aus, die reich an Lithium, Silizium, Arsen, Antimon und anderen Elementen sind. Solche hydrothermalen Systeme gelten als natürliche „Raffinerien“ für die Entstehung von Erzvorkommen.

Für die Rohstoffindustrie ist das von großem Interesse. Die benachbarte Lihir-Insel beherbergt eines der größten Goldbergwerke der Welt – ebenfalls ein Produkt eines hydrothermalen Systems in einem subduktionsbezogenen Vulkanbogen. Karambusel bietet daher ein modernes Analogon für die Bildung solcher Lagerstätten.

Bei all dem Rohstoffreichtum stellt sich die Frage, ob dieser von Menschen abgebaut werden sollte. Tiefseebergbau ist umstritten, denn er stellt einen massiven Eingriff in die sensiblen Ökosysteme dar und verursacht oft irreversible Schäden. Die Fauna am Karambusel-Feld – darunter Muscheln, Röhrenwürmer und Bakterienmatten – ist hochspezialisiert und endemisch. Forschende warnen, dass jede kommerzielle Aktivität hier nicht nur geologische, sondern auch biologische Archive zerstören könnte.

Ein Hinweis auf die Ursprünge des Lebens

Lebendige Vielfalt. © GEOMAR

Viele Hypothesen zur Entstehung des Lebens sehen Hydrothermalquellen als Geburtsort der ersten Stoffwechselkreisläufe. Die Mischung aus Wärme, mineralischen Ausscheidungen und chemischen Prozessen bietet ideale Bedingungen für die Synthese komplexer organischer Moleküle als Voraussetzung für die Entstehung von Leben.

Karambusel liefert dafür ein besonders spannendes Umfeld: Die dort austretenden Kohlenwasserstoffe bestehen zu über 85 Prozent aus Methan, ergänzt durch Ethan, Propan und andere leichte Kohlenwasserstoffe. Diese stammen nicht aus rein abiotischer Synthese, sondern sind thermogen und sind aus erhitztem organischen Material entstanden. Damit zeigt Karambusel, dass frühe Hydrothermalsysteme nicht nur anorganische Chemie, sondern auch reichlich organische Moleküle bereitgestellt haben könnten.

Hinzu kommt, dass die Temperaturen am Austritt vergleichsweise moderat sind. Während die berühmten „Schwarzen Raucher“ Temperaturen von über 350 °C erreichen, bietet Karambusel ein milderes, geradezu „lebensfreundliches“ Milieu. Das könnte für empfindliche Moleküle wie RNA oder frühe Zellstrukturen von Vorteil gewesen sein.

Die Entdeckung des Karambusel-Feldes zeigt, wie wenig wir über die Tiefsee wissen. Sie ist ein Ort, an dem geologische Prozesse, Ökosysteme und sogar die Bausteine des Lebens auf einzigartige Weise zusammenwirken. Gleichzeitig erinnert sie uns daran, wie verletzlich solche Systeme sind.

Die Wissenschaft hat hier ein Labor unter natürlichen Bedingungen gefunden, das uns nicht nur etwas über Erzbildung und Vulkanismus lehrt, sondern auch über unsere eigene Entstehungsgeschichte. Die Frage, ob solche Felder eines Tages wirtschaftlich genutzt werden dürfen, wird sich die Gesellschaft stellen müssen. (Quellen: sciencedirect.com, Pressemeldung GEOMAR)

Island: Erhöhung der Gefahrenstufe ab morgen

Forscher deklarieren Erhöhung der Gefahrenstufe bei Svartsengi – Schwellenwert der Magmenansammlung erreicht

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel wächst erneut die Sorge vor einem Vulkanausbruch. Die Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet setzt sich fort, und nach Einschätzung des Isländischen Wetteramts (IMO) ist am 27. September der kritische Schwellenwert der Magmaansammlung erreicht, ab dem es in den vergangenen Monaten regelmäßig zu Eruptionen oder Magmaintrusionen kam.




Im Svartsengi-Gebiet auf Island hält die Bodenhebung weiterhin an. In den letzten zwei Tagen zeigten die GNSS-Messungen allerdings sprunghafte Ausschläge, die nach meinen Einschätzung wahrscheinlich auf Messungenauigkeiten zurückzuführen sind. Die Seismizität bei Svartsengi ist weiterhin niedrig, allerdings gibt es aufgrund des schlechten Wetters auch in Bezug auf die Seismik Messungenauigeiten.
Wie das Isländische Wetteramt (IMO) mitteilte, gilt ab dem 27. September erneut eine erhöhte Alarmstufe. Grund dafür ist das Erreichen des Schwellenwerts der Magmaansammlung, ab dem es seit Dezember 2023 zu Eruptionen oder Intrusionen im Svartsengi-Gebiet gekommen ist. Dieser Schwellenwert liegt bei rund 11 Millionen Kubikmetern.

Die größte Magmaansammlung, bei der es zu einem Ausbruch kam, wird von den Geowissenschaftlern mit 23 Millionen Kubikmetern angegeben. Dieser obere Schwellenwert könnte bei gleichbleibender Aufstiegsrate in etwa drei Monaten – also um den 18. Dezember – erreicht werden. Damit besteht noch in diesem Jahr eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit für einen Vulkanausbruch oder eine größere Intrusion. Eine Garantie dafür gibt es jedoch nicht.

Als wahrscheinlichster Ausbruchsort gilt weiterhin die Sundhnúk-Kraterreihe in Höhe von Stóra-Skógfell.

Die Vulkanologen gehen davon aus, dass sich ein Ausbruch durch mehrere Anzeichen ankündigen wird:

  • zunehmende seismische Aktivität im Svartsengi-Gebiet
  • deutliche Deformationsänderungen, messbar per GNSS und Glasfaserkabeln
  • Veränderungen des Drucks in den Bohrlöchern des Geothermalkraftwerks Svartsengi

Trotz dieser Signale wird nur mit einer sehr kurzen Vorwarnzeit gerechnet – zwischen 20 Minuten und vier Stunden. Das lässt nur wenig Zeit, um beispielsweise die Gäste der Blauen Lagune oder das Personal des Geothermalkraftwerks zu evakuieren. Der Eruptionsort dürfte daher nicht wesentlich näher an dieser Infrastruktur liegen als bei den bisherigen Ereignissen.

Das Isländische Wetteramt hat die Alarmstufe für Reykjanes-Svartsengi von VALS = 1 auf VALS = 2 angehoben. Gleichzeitig wurde die Gefahrenbewertung für das Gebiet aktualisiert und eine neue Gefahrenkarte veröffentlicht.

Tschechien: Erdbeben Mb 2,5 bei Luby im Vogtland

Erdbeben Mb 2,5 erschütterte Luby im Vogtland – 84 Beben auf Monatssicht

Datum: 25.09.2025 | Zeit: 02:16:39 UTC | Koordinaten:  50.265 ; 12.494 | Tiefe: 2 km | Mb 2,5

In der Nacht zum Donnerstag wurde die tschechische Seite des bis nach Deutschland reichenden Vogtlands von einem schwachen Erdbeben der Magnitude 2,5 erschüttert. Das Epizentrum wurde vom EMSC 14 km westlich von Sokolov verortet. Das deutsche Chemnitz liegt 71 Kilometer entfernt. Näher befindet sich die Ortschaft Luby, vor deren Toren sich der Erdstoß ereignete. Das Hypozentrum lag nur 2 Kilometer tief, weshalb der Erdstoß von zahlreichen Bewohnern der Region wahrgenommen wurde.

Bebenzeugen berichteten von grollenden Geräuschen und spürbaren Erschütterungen, die so stark waren, dass einige Menschen aus dem Schlaf gerissen wurden.

Das Beben war zwar die stärkste Erschütterung der letzten Wochen in der von Schwarmbeben geplagten Region, aber bei weitem nicht das einzige. Innerhalb von vier Wochen wurden 84 Erschütterungen registriert, die sich in zwei Clustern häuften. Auffällig ist, dass die stärksten Beben mit Magnituden im Zweierbereich südlich dieser Bebenhaufen liegen. Meine Vermutung ist, dass die in den Clustern angesammelten Mikrobeben vom Aufstieg magmatischer Fluide zeugen, während sich die stärkeren Beben an Störungszonen manifestieren, die von den aufsteigenden Fluiden aktiviert werden.

In der Region um Luby im Egerbecken gibt es Mofetten, aus denen viel Kohlendioxid entweicht. Das Helium-Isotopenverhältnis zeigt, dass sich an der Grenze zur Erdkruste Magma ansammelt, das weiter aufsteigt.




Ähnlich wie zuletzt in der Vulkaneifel installiert ein internationales Team von Forschenden des GFZ und anderer Einrichtungen im Egerbecken seit einigen Monaten ein umfassendes seismisches Netzwerk, das aus mehr als 300 Geophonen besteht. Ziel ist es, den „Puls der Erde“ zu messen und herauszufinden, ob tatsächlich magmatische Fluide im Untergrund vorhanden sind. Das Projekt mit dem Namen ELISE (Eger Large Seismic Experiment) läuft voraussichtlich bis Ende 2026. Im Folgejahr sollen dann entsprechende Studien veröffentlicht werden, die das Rätsel um die Erdbeben im Egerbecken lüften könnten.

2 schwache Erdbeben im Bereich der Osteifel und des Laacher Sees

Apropos Eifel: In den letzten beiden Tagen hat es im Bereich der Osteifel und des Laacher-See-Vulkans 2 Mikrobeben gegeben. Deutschland scheint magmatisch aktiver zu sein als bislang gedacht.

El Chichón: Erhöhte Erdbebenaktivität am mexikanischen Vulkan

Erdbeben am El Chichón in Mexiko wandern Richtung Krater. Karte zeigt Beben ab Mb 3,0 seit Juni. © EMSC

Erhöhte Seismizität am Vulkan El Chichón hält an – Experten beobachten Entwicklung genau

Der Vulkan El Chichón (auch Chichonal genannt) liegt im Nordwesten des mexikanischen Bundesstaats Chiapas und steht weiterhin im Fokus der Geowissenschaftler. Seit Anfang Juni registriert der Servicio Sismológico Nacional (SSN) in einem Umkreis von 25 Kilometern rund um den Krater mehr als 1.500 Erdbeben. Die stärksten Erdbeben können von den Anwohnern gespürt werden. Das bislang stärkste Erdbeben manifestierte sich am 27. August und hatte eine Magnitude von 3,6, bei einer Herdtiefe von 7 Kilometern. 10 Tage später folgte ein Erdstoß Mb 3,3 in nur 3 Kilometern Tiefe. Beide Erststöße lagen unter der Südflanke des Vulkans. Obwohl die seismische Krise bereits im Juni begann, ist auffällig, dass die stärkeren Erdbeben zunächst nördlich des Vulkans registriert wurden, sich zuletzt aber in Kraternähe häuften.

Ein Sprecher des wissenschaftlichen Beirates äußerte sich in lokalen Medien dahingehend, dass zwar noch keine Hinweise auf eine unmittelbar bevorstehende Eruption zu erkennen seien, die Beben aber auf magmatische oder hydrothermale Aktivität im Untergrund des Vulkans hinwiesen. Die Alarmstufe steht auf „Gelb“ und es gibt Zugangsbeschränkungen für den Kraterbereich des El Chichón. Vorsorglich richteten die Behörden in Chapultenango einen Kommandoposten ein, von dem aus Präventivmaßnahmen und wissenschaftliche Überwachung koordiniert und verstärkt werden sollen.

Die Forscher entwerfen drei kurzfristige Szenarien: eine Rückkehr zu niedriger seismischer Aktivität, ein Fortbestehen mäßiger Erdbeben mit gelegentlich höheren Magnituden oder das Auftreten kleiner bis mittelstarker phreatischer Explosionen im Kratersee.

Verständlicherweise fürchtet man in der Bevölkerung stärkere magmatische Eruptionen, denn El Chichón hat eine bewegte Vergangenheit: Der letzte große Ausbruch im Jahr 1982 zählt zu den folgenschwersten Naturkatastrophen in Mexiko. Nach ersten Eruptionen Ende März kam es am 3. und 4. April zu zwei gewaltigen Explosionen, die gigantische Aschewolken bis in die Stratosphäre schleuderten. Pyroklastische Ströme und Lahare verwüsteten die umliegenden Gemeinden, etwa 1.900 Menschen verloren ihr Leben, zehntausende wurden vertrieben. Die Eruption hinterließ eine fast ein Kilometer breite Caldera mit einem sauren Kratersee und reduzierte die Höhe des Vulkans um rund 200 Meter.

Planet Erde: Siebte von 9 planetare Belastungsgrenzen gekippt

Erde schlittert auf Katastrophe zu – Ozeanversauerung im Gefahrenbereich

-Seven of Nine-

Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht über Naturkatastrophen berichtet wird. Der Trend zeigt deutlich, dass diese Ereignisse immer drastischer verlaufen. Häufig wird der Klimawandel als Hauptursache für die Verstärkung solcher Katastrophen genannt. Dabei ist das Klima nur einer von neun Faktoren, die für die Stabilität des Erdsystems entscheidend sind. Je mehr dieser Faktoren – auch als planetare Belastungsgrenzen bezeichnet – aus dem Gleichgewicht geraten, desto stärker leidet die Funktionsfähigkeit des Gesamtsystems.

Die Theorie der planetaren Grenzen beschreibt ein Netzwerk lebenswichtiger Prozesse, die innerhalb bestimmter Schwellenwerte bleiben müssen, um stabile Umweltbedingungen zu sichern. Unter dem Erdsystem verstehen Forschende nicht nur die Ökosphäre, sondern auch die Lithosphäre, die ebenfalls auf die Ökosphäre wirkt, sowie die Anthroposphäre, also den Einfluss des Menschen auf die Erde.

Laut einem neuen Bericht des Planetary Boundaries Science Lab am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) sind inzwischen sieben der neun planetaren Belastungsgrenzen überschritten. Neu hinzugekommen ist in diesem Jahr die Überschreitung der Grenze zur Ozeanversauerung. Damit befindet sich das Erdsystem noch weiter außerhalb seines sicheren Handlungsraums als im Vorjahr, als sechs Grenzen als kritisch galten. Nur die Belastung durch Aerosole und der Zustand der Ozonschicht liegen derzeit noch beziehungsweise wieder innerhalb des sicheren Bereichs.

Das Ungleichgewicht des Erdsystems führt zu seiner Instabilität. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Kipppunkte überschritten werden, deren Folgen katastrophal sein können und die die Lebensgrundlagen der Menschheit bedrohen.

Bereits überschritten sind die Grenzen für Klimawandel, Integrität der Biosphäre, Landnutzungsänderungen, den globalen Süßwasserkreislauf, biogeochemische Kreisläufe, den Eintrag menschengemachter Substanzen und – neu seit 2025 – die Ozeanversauerung. Alle diese Entwicklungen zeigen eine besorgniserregende Dynamik.

Die Versauerung der Meere gilt als deutliches Warnsignal. Zusammen mit steigenden Meerestemperaturen und sinkenden Sauerstoffgehalten erhöht sie den Druck auf das marine System. Diese Entwicklungen gefährden die Stabilität von Küsten- und Hochseeökosystemen und haben weitreichende Folgen für Ernährungssicherheit, Klimaregulation und das menschliche Wohlergehen. Man sollte nicht vergessen, dass die Ozeane Zweidrittel der Erdoberfläche bedecken und das größte Ökosystem unseres Planeten darstellen. Die Gesundheit der Weltmeere ist daher von besonderer Bedeutung. (Quelle: Pressemeldung PIK)

Die Autoren des PIK-Berichts sehen einen Hoffnungsschimmer, dass die Menschheit das Ruder noch rumreißen könnte, da man mit internationalen Bemühungen es geschafft hat, das Ozonloch schrumpfen zu lassen, so dass diese Belastungsgrenze wieder im grünen Bereich liegt. Doch ob diese Hoffnung begründet ist, bezweifle ich alleine im Angesicht der immer weiter steigenden Weltbevölkerung. Zu Jesu Geburt betrug die Weltbevölkerung 0,3 Milliarden Menschen. 1950 waren es ca. 2,5 Milliarden. Heute bevölkern über 8 Milliarden Menschen den Planeten. Die Weltbevölkerung wird bis 2080 auf über 10 Milliarden steigen, bevor sie den Prognosen nach langsam schrumpft. Zudem nehmen aktuell in den bevölkerungsreichsten Staaten Indien und China Industrialisierung und Wohlstand für die Massen massiv zu, was natürlich den Raubbau an der Natur beschleunigt. Selbst wenn es uns gelingen würde, klimaschädliche Faktoren zu minimieren, steht es um die meisten anderen planetaren Grenzen schlecht bestellt. Davon abgesehen veröffentlichte die Deutsche Meteorologische Gesellschaft eine neue Zahl zum Klimawandel: Sie rechnet mit einem Temperaturanstieg von 3 Grad bis zum Jahr 2050.

Mein Optimismus für eine positive Entwicklung der Ökosphäre hält sich stark in Grenzen, denn wir befinden uns bereits in Zeiten des Massenaussterbens. Während die meisten Massenaussterbeereignisse in der Erdgeschichte vergleichsweise lange Prozesse waren, die sich über mehrere Tausend oder sogar hunderttausend Jahre hinzogen, vollzieht sich das von uns ausgelöste Ereignis in einem atemberaubenden Tempo – aber keine Sorge, der Mensch macht sich selbst dank KI und Robotik obsolet und wird von der Bühne des Lebens verschwinden oder zumindest nur noch eine untergeordnete Rolle spielen.

Stromboli eruptierte mittags Vulkanasche

Aschewolke am Stromboli fotografiert – Tremor zuvor abgestürzt

Am Stromboli kam es heute Mittag offenbar zu einer Ascheeruption, die etwas stärker war als die alltäglichen strombolianischen Ausbrüche und von Ginostra aus fotografiert wurde. Ein besonderes seismisches Signal konnte ich auf dem Seismogramm allerdings nicht entdecken. Interessant ist jedoch, dass der Tremor im Wochenverlauf drei stärkere Peaks bis in den orangenen Bereich aufwies, die jeweils sehr schnell wieder abfielen. Der letzte Peak begann seinen Anstieg am 22. September und fiel in der letzten Nacht wieder ab. Es sieht so aus, als würde Magma versuchen aufzusteigen. Möglicherweise kommt es auch zu starkem Druckaufbau infolge einer Schlotverstopfung mit anschließender Freisprengung.

Stromboli. © Raffa Bazine

Das INGV berichtete in seinem jüngsten Wochenbulletin für den Beobachtungszeitraum 15. bis 21. September 2025 von einer variablen Explosionshäufigkeit, die zwischen niedrigen und mittelhohen Werten schwankte. Konkret bedeutet das, dass es Stunden mit nur zwei Explosionen gab, aber auch solche, in denen es bis zu zwölfmal knallte. Dabei ereigneten sich auch Eruptionen, die als mittelstark beschrieben wurden. Die geochemischen und geophysikalischen Parameter zeigten ansonsten keine Auffälligkeiten, wobei keine neuen Daten über den CO₂-Ausstoß vorlagen. Auffällig ist jedoch, dass es seit dem Frühsommer zu keinen starken Schwankungen im Kohlendioxid-Ausstoß mehr gekommen ist. In den Vormonaten war das anders, als es immer wieder Phasen mit sehr hohem Ausstoß gab.

Der Stromboli befindet sich seit Monaten in einem vergleichsweise ruhigen Aktivitätsstadium, das durch strombolianische Eruptionen gekennzeichnet ist, wie sie für den Vulkan jahrzehntelang typisch waren. Das Risiko von Paroxysmen stufe ich derzeit als relativ gering ein, auch wenn es nicht gleich null ist. Eigentlich eine ideale Zeit, den Vulkan zu beobachten, ohne Gefahr zu laufen, sich in einer Katastrophe wiederzufinden.

Campi Flegrei: Mehr als 30 Erdbeben seit gestern

Campi Flegrei mit langsamen Anstieg der Seismizität – 31 Erschütterungen seit gestern

Nachdem es in der letzten Woche 35 Erdbeben unter der Caldera Campi Flegrei gegeben hatte und es zwischendurch einige Tage verhältnismäßig ruhig war, steigt die Seismizität nun wieder an und könnte einem weiteren Höhepunkt entgegensteuern. Seit gestern wurden 31 Beben detektiert, die sich sowohl an der Küste zwischen Monte Nuovo und Solfatara als auch südöstlich des bekannten Kraters zugetragen haben. Dort konzentrierten sich die Beben auf das Gebiet der Luftwaffenakademie auf dem Monte Olibano, wo es Anfang des Monats die bislang jüngste Bebenserie mit mittelstarken Erdbeben gegeben hatte.




Die stärksten Erschütterungen des aktuellen Schwarmbebens brachten es auf eine Magnitude von 1,7, mit Herdtiefen von etwas über einem Kilometer. Mich würde es nicht wundern, wenn sich die Beben in den nächsten Tagen weiter zu einer größeren seismischen Krise kumulieren würden, bei der es dann auch wieder Erdbeben größer 3,6 geben wird. Zuletzt gab es ca. alle 8 Wochen einen stärkeren Erdbebenschwarm, bei dem es zu Erdbeben mit Magnituden im 4er-Bereich kam. Bei genauer Betrachtung verkürzten sich die Pausenintervalle immer weiter. Für mich ein Anzeichen, dass die Situation immer weiter auf einen Vulkanausbruch zusteuert.

Die Geschwindigkeit der Bodenhebung belief sich auch in der letzten Woche auf 15 mm pro Monat und folgt damit dem Trend, der seit April vorherrscht. Ähnlich verhält es sich mit den restlichen Messgrößen, die anzeigen, dass die Druckbeaufschlagung des Vulkansystems weitergeht.

Das INGV veröffentlichte einen interessanten Artikel über das Monitoring der Campi Flegrei. Alleine für die Erdbebenüberwachung stehen 27 Messstationen zur Verfügung. Einige Multiparameterstationen sind auch auf dem Meeresboden verankert. Sie enthalten nicht nur Geophone, sondern auch Geräte, um Bodenverformungen aufzuspüren. Die Campi Flegrei zählen in der Tat zu den am besten überwachten Vulkanen der Welt. Die Frage, die ich mir stelle, ist, wie viel Vorwarnzeit tatsächlich vor einer möglichen Eruption bleibt, denn die Messwerte sind bereits jetzt alarmierend. Ich hege zwei Befürchtungen, die eine rechtzeitige Evakuierung des Gebiets vor einer Eruption vereiteln könnten: a) Die Forscher gehen davon aus, dass es ähnliche drastische Anzeichen vor einer Eruption geben wird wie vor der Monte-Nuovo-Eruption, was sein kann, aber nicht sein muss, und b) die Politik will, dass die Bälle flach gehalten werden, und beeinflusst Bevölkerung, Wissenschaftler und Katastrophenschutz.

Venezuela: Erdbeben Mw 6,3

Zwei starke Erdbeben im Norden von Venezuela – Menschen flüchteten ins Freie

Datum: 25.09.2025 | Zeit: 03:51:39 UTC | Koordinaten: 9.927 ; -70.692 | Tiefe: 14 km | Mw 6,3

Nahe des Ostufers des venezolanischen Lake Maracaibo gab es heute gleich 2 starke Erdbeben mit den Magnituden 6,2 und 6,3. Ein drittes Beben brachte es auf Mb 4,8. Das stärkste Beben hatte einen Erdbebenherd in 14 Kilometern Tiefe und ein Epizentrum, das 27 km östlich von Mene Grande im Bundesstaat Trujillo verortet wurde. Der Erdstoß ereignete sich um 23:51:39 Uhr Ortszeit (03:51:39 UTC) und schreckte zahlreiche Anwohner aus dem Schlaf. Diese flüchteten ins Freie. Aufnahmen in den sozialen Medien zeigen zudem Straßenrisse und umgekippte Möbel. In Geschäften stürzen die Waren aus den Regalen. Katastrophale Schäden gab es nicht.

Zeugenberichte aus dem direkten Umfeld des Bebens liegen dem EMSC nicht vor. Berichte aus mehr als 120 Kilometer Entfernung zum Epizentrum beschrieben den Erdstoß als „stärker als sonst“. Er dauerte bis zu 30 Sekunden und brachte Möbelstücke zum Schwanken. Selbst aus dem fast 800 Kilometer entfernten Kolumbien liegen Wahrnehmungsmeldungen vor.

Tektonisch betrachtet ist die Erdbebenregion besonders komplex: Der Lake Maracaibo und die angrenzenden Bereiche befinden sich zwischen zwei Ausläufern der Anden auf einem großen dreieckigen Gesteinsblock, der den Namen des Bundesstaates trägt. Der Trujillo-Block ist also von mehreren Störungszonen umgeben, die sich auch noch in mehreren Reihen gliedern. Der Block bildet einen Zwickel zwischen der nach Osten driftenden Karibikplatte und der nach Westen wandernden Südamerikaplatte und nimmt die Scherbewegungen der entgegengesetzten Bewegungen auf.

Die aktuellen Erdbeben manifestierten sich an einer kleineren Nord-Süd-streichenden Blattverschiebung, die parallel zum Ostufer des Lake Maracaibo verläuft und im Süden des Sees auf die bekanntere Boconó-Störung trifft.

Venezuela steht in den letzten Tagen aber weniger wegen Erdbeben in den Schlagzeilen, sondern wegen seiner desolaten Wirtschaftslage. Missmanagement und Korruption haben eine seit Jahren anhaltende Wirtschaftskrise verursacht, obwohl das Land über große Ölreserven verfügt. Die Wirtschaftskrise bedingte eine Migrationswelle in Richtung USA, wo Trump nun rigoros gegen illegale Einwanderer aus Venezuela vorgeht. Umstritten ist auch die Zerstörung mehrerer vermeidlicher Drogenschmuggler-Boote durch die USA, die in der Karibik von Venezuela kommend unterwegs waren.