Mauna Loa: Zunahme der Bodenhebung seit Juni

Caldera des Mauna Loa auf Hawaii. © USGS

Zunahme der Bodenhebungsgeschwindigkeit am Mauna Loa auf Hawaii begann im Juni

Während alle Augen auf die Aktivität des Vulkans Kilauea gerichtet sind, der seit Weihnachten letzten Jahres alle paar Tage Lavafontänen erzeugt, lädt sich sein größerer Nachbarvulkan Mauna Loa heimlich, still und leise auf und bereitet sich auf seine nächste Eruption vor.
Noch ist es zu früh, um den Zeitpunkt des nächsten Ausbruches vorherzusagen, doch seit Juni beschleunigte sich die Bodenhebung im Gipfelbereich des größten Vulkans der Erde. Hob sich der Boden von Januar bis Anfang Juni um 20 mm, hob sich der Boden seitdem um fast 60 mm. Auf Jahressicht summierte sich die Hebung also auf 80 mm, wobei sich die Heberate in den letzten 3 Monaten signifikant beschleunigte.

Seit der bislang jüngsten Eruption vor 3 Jahren ist nicht viel Zeit vergangen, dennoch liegt das Bodenhebungsniveau bereits deutlich über jenem, an dem damals der Ausbruch begann. Da der Vulkan zuvor gut 38 Jahre lang ruhte, rechnet jetzt eigentlich niemand mit einer Eruption. Die Vulkanologen von Hawaii schrieben in ihrem letzten Update Anfang September, dass die geophysikalischen Parameter auf Hintergrundniveau liegen und sich über die Monate kaum veränderten. Im August wurden gut 90 schwache Erdbeben registriert. Das stärkste hatte eine Magnitude von 2,1. Betrachtet man aber auch hier den Jahresverlauf, erkennt man eine leichte Zunahme der Seismizität.




Meiner Meinung nach wird der Mauna Loa diesmal keine 38 Jahre vergehen lassen, bis er sich wieder zu Wort meldet. Im letzten Jahrhundert gab es 14 Eruptionsphasen, so dass das durchschnittliche Pausenintervall bis 1984 bei etwas über 6 Jahren lag. Tatsächlich begann sich das Pausenintervall seit 1950 deutlich zu verlängern, so dass es zuvor alle 2 bis 5 Jahre zu einer Eruption kam. Meiner Interpretation der aktuellen Datenlage zufolge kann ich mir gut vorstellen, dass der Mauna Loa innerhalb der nächsten 3 Jahre wieder ausbrechen wird.

Papua Indonesia: Erdbeben Mw 6,1

Starkes Erdbeben Mw 6,1 erschüttert Papua Indonesia – zahlreiche Nachbeben festgestellt

Datum: 18.09.2025 | Zeit: 18:19:47 UTC | Koordinaten: -3.511 ; 135.521 | Tiefe: 15 km | Mw 6,1
Gestern Abend manifestierte sich um 18:19:47 UTC ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,1, das die Insel Papua erschütterte. Das Epizentrum wurde 17 km süd-südöstlich von Nabire lokalisiert. Die Herdtiefe lag bei 15 Kilometern. Meldungen über katastrophale Schäden oder Opfer gab es nicht, dafür wurden zahlreiche Nachbeben registriert.

Erdbeben Papua. © EMSC

Die Stadt Nabire liegt an der Küste von Zentralpapua, dem indonesischen Teil der Insel Neuguinea. Nach Angaben der nationalen Katastrophenschutzbehörde wurden mehrere öffentliche Einrichtungen beschädigt. Darunter befanden sich ein Flughafen, in dem Fenster zerbrachen, ein Regierungsbüro, bei dem die Decken abstürzten, sowie eine Brücke, an der es Schäden gab. Zudem kam es zu Strom- und Telekommunikationsausfällen.

Viele Anwohner flohen aus Angst vor weiteren Erschütterungen ins Freie. Teilweise brach Panik aus.

Wie so oft gibt es von den Erdbebendiensten unterschiedliche Angaben zu den Erdbebendaten. Die oben genannten Daten stammen vom GFZ/EMSC. Das USGS gab eine Magnitude von 6,1 und eine Tiefe von 10 Kilometern an, während die indonesische Behörde für Meteorologie, Klimatologie und Geophysik eine Magnitude von 6,5 bei einer Herdtiefe von 24 Kilometern angab. Bis 7:30 Uhr Ortszeit wurden 50 Nachbeben registriert, das stärkste mit einer Magnitude von 5,1.

Indonesien liegt am sogenannten Pazifischen Feuerring, einer Zone intensiver seismischer Aktivität, in der mehrere tektonische Platten aufeinandertreffen. Erdbeben sind in der gesamten Region daher häufig. Der Erdstoß stand mit der Cenderawasih-Störungszone in Verbindung, die in der gleichnamigen Bucht das vorherrschende tektonische Element darstellt. Die Störungszone nimmt die Bewegungen zwischen der Australischen Platte und mehreren Mikroplatten, darunter der Bird’s-Head-Mikroplatte, auf und verbindet größere Strukturen wie die Sorong-Störung im Westen mit tektonischen Zonen im Osten. Es handelt sich überwiegend um horizontale Blattverschiebungen, die für die Rotation der Bird’s-Head-Mikroplatte von Bedeutung sind. Aufgrund dieser aktiven Plattengrenzen gehört die Region zu den seismisch aktivsten Gebieten Indonesiens.

Die Cenderawasih-Bucht gehörte früher zu den niederländischen Koloniegebieten. Sie bildet einen großen Meerbusen im Norden der Region Westneuguinea und ist für ihre atemberaubende Unterwasserwelt bekannt.

Kamtschatka: Starke Nachbeben und Bodendeformationen detektiert

Zahlreiche starke Nachbeben infolge des Erdstoßes Mw 7,8 – Boden im Süden von Kamtschatka verschob sich beim Megabeben um mehr als 1 Meter

Das Erdbeben der Magnitude 7,8, das die Südostküste von Kamtschatka gestern Abend um 18:58:17 UTC erschütterte, löste einen starken Nachbebenschwarm aus. Das GFZ listet 37 Erschütterungen mit Magnituden zwischen 4,9 und 6,1 auf. Viele der Beben spielten sich in Tiefen zwischen 20 und 30 Kilometern ab. Darüber hinaus dürfte es eine sehr große Anzahl schwächerer Erdbeben geben, die nicht in den Listen auftauchen. Wahrscheinlich sind es Hunderte.

Massive Bodenverschiebungen. © NASA

Das Erdbeben steht mit dem Starkbebenschwarm Ende Juli im Zusammenhang, dessen stärkste Erschütterung eine Magnitude von 8,8 hatte. Dieses Beben war so stark, dass es den Boden im Süden Kamtschatkas massiv verschob. InSAR-Karten zeigen, dass sich der südlichste Teil der Halbinsel Kamtschatka um mehr als einen Meter nach Osten bewegte. Gleichzeitig senkte sich die Landoberfläche leicht ab. Die stärksten Bodenverschiebungen traten über 200 Kilometer südwestlich des Epizentrums auf, während die unmittelbare Umgebung des Bruchbeginns vergleichsweise geringe Deformationen zeigte. Das Megaerdbeben zählt zu den stärksten Ereignissen, die jemals mit modernen Instrumenten registriert wurden.

Die Karte der Bodenbewegungen zeigt deutlich, wie sich weite Teile der Küstenregion Kamtschatkas nach Osten verlagerten. Gestrichelte Linien markieren die großen Verwerfungen und Plattengrenzen, an denen die pazifische Platte unter die Ochotskische Platte abtaucht. Kleine Bereiche ohne Daten erscheinen als weiße Flecken. Trotz der immensen Stärke des Bebens waren die Schäden auf der Halbinsel gering. Das Epizentrum lag offshore, die größten Brüche ereigneten sich in dünn besiedelten Regionen.




Die gewonnenen Informationen sind entscheidend für die Modellierung von Tsunamis und für die schnelle Identifikation der am stärksten betroffenen Gebiete. Sie ermöglichen es Einsatzkräften, begrenzte Ressourcen gezielt einzusetzen und potenzielle Gefahren frühzeitig einzuschätzen.

Am 2. August registrierte der Satellit ALOS-2 zudem eine deutliche Bodenbewegung am Krascheninnikow, einem lange inaktiven Vulkan auf der Halbinsel, der nur fünf Tage nach dem Erdbeben ausbrach. Die Messungen zeigten eine markante Verschiebung an der Flanke des Vulkans, dargestellt in Rot im Einschub der Karte. Diese Deformation deutet darauf hin, dass sich an diesem Tag ein Magmagang der Oberfläche annäherte und den bevorstehenden Ausbruch vorbereitete. Bei zeitnaher Auswertung hätten Vulkanologen das erhöhte Eruptionsrisiko möglicherweise frühzeitig erkannt. Tatsächlich wurde man von dem Ausbruch überrascht.

Erstellt wurde die Kartierung mit Hilfe von Interferometrischem Synthetic Aperture Radar (InSAR). Dabei werden Radarbilder, die vor und nach einem Erdbeben aus dem All aufgenommen wurden, miteinander verglichen, um kleinste Höhen- und Lageänderungen der Erdoberfläche zu messen. Für dieses Ereignis nutzten Wissenschaftler SAR-Daten des PALSAR-2-Sensors an Bord des japanischen Satelliten ALOS-2. Ergänzt durch seismische und GNSS-Messungen lässt sich so nicht nur die Bruchzone rekonstruieren, sondern auch nachvollziehen, wie sich die Verwerfung in den Tagen und Wochen nach dem Beben weiter bewegt. Diese Erkenntnisse fließen in künftige Gefährdungsanalysen ein und verbessern das Verständnis globaler Plattentektonik. (Quelle: Nasa-Earthobservatory)

Hawaii: Erdbeben Mb 4,2 auf der Küstenebene

Mittelstarkes Erdbeben Mb 4,2 erschüttert Küstenebene von Big Island Hawaii

Datum: 19.09.2025 | Zeit: 05:52:09 UTC | Koordinaten:  19.247 ; -155.536 | Tiefe: 31 km | Mb 4,2

Die untere Südflanke des hawaiianischen Vulkans Kīlauea wurde heute Morgen von einem mittelstarken Erdbeben der Magnitude 4,2 erschüttert. Das Epizentrum wurde 8 km west-nordwestlich von Pāhala verortet. Der Erdbebenherd lag in 31 Kilometern Tiefe. Es folgten zwei schwächere Erschütterungen.

Erdbeben Hawaii. © EMSC

Tiefe und Lokation des Bebens lassen vermuten, dass die Erschütterung vulkanotektonischen Ursprungs ist und von aufsteigendem Magma verursacht wurde, das in der oberen Asthenosphäre aufsteigt und in die Erdkruste eindringen will. Studien zeigten, dass unter der Küstengegend ein großer Magmenspeicher liegt, der sowohl den Kīlauea als auch den Mauna Loa mit Schmelze versorgt. Vergleichbare Beben waren dort bis vor ca. 2 Jahren üblich, als es einen kontinuierlich anhaltenden Erdbebenschwarm gab, der die Einwohner von Pāhala nervte. Auch der Erdstoß heute konnte an der Südküste von Big Island deutlich gespürt werden. So beschreiben Bebenzeugen den Erdstoß als stark. Er soll 25 Sekunden lang die Möbel zum wackeln gebracht haben. Auch die Nachbeben konnten Wahrgenommen werden.

Ich kenne Pāhala ganz gut, diente es mir doch während meiner Besuche auf der Insel als Stützpunkt, von wo aus man schnell zur Küste gelangte, an der bis 2018 die Lava ins Meer lief. Seit der Leilani-Eruption 2018 hat sich aber etwas im Fördersystem des Vulkans geändert, sodass das Magma zwar zum Gipfel des Kīlauea aufsteigt, aber nicht mehr über das Südost-Rift abfließt und den Puʻu ʻŌʻō-Krater mit Schmelze versorgt. Von dort aus machten sich die Lavaströme auf den Weg, die den 12 Kilometer entfernten Ozean erreichten. Die bekannten Ocean-Entrys sind somit Geschichte und Hawaii um eine Attraktion ärmer, was sich schlecht auf die ganzen Vulkanführer und lokalen Reiseunternehmer auswirkt, die mit den Vulkanen Hawaiis ihren Lebensunterhalt bestreiten.

Erst gestern verglichen die Vulkanologen vom HVO die aktuellen Lavafontänenereignisse im Halemaʻumaʻu-Krater mit den Geschehnissen während der initialen Eruptionsphase am Puʻu ʻŌʻō und in den 1980er-Jahren.

Der erwartete Lavafontänenausbruch der Episode 33 lässt übrigens noch auf sich warten. Trotz den Lavafontänen-Episoden, bei denen es immer zum Abbau der zuvor angesammelten Lavamenge kommt, ist ein langfristiger Trend zur Bodenhebung zu erkennen. Ob das aktuelle Erdbeben in der Tiefe daran etwas ändert wird sich in den nächsten Tagen und Wochen zeigen. Es könnte sich auch auf die Bodenhebung am Mauna Loa auswirken, doch dazu später mehr.

Kamtschatka: Weiteres sehr starkes Erdbeben Mw 7,8

Sehr starkes Erdbeben Mw 7,8 erschüttert Küste im Südosten Kamtschatkas – beispiellose Bebenserie

Datum: 18.09.2025 | Zeit: 18:58:17 UTC | Koordinaten: 53.266 ; 160.493 | Tiefe: 20 km | Mw 7,8

Heute Abend wurde die Küstenregion der russischen Halbinsel Kamtschatka ein weiteres Mal von einem sehr starken Erdbeben der Magnitude 7,8 erschüttert. Nach vorläufigen Angaben des EMSC lag der Erdbebenherd in 20  Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag offshore vor der Südostküste und wurde 126 km ost-nordöstlich der Provinzhauptstadt Petropavlovsk-Kamchatsky verortet.

Die Daten sind noch als vorläufig zu betrachten und könnten noch von einem Seismologen überprüft und korrigiert werden. Das GFZ zeigt eine automatisch bestimmte Magnitude von Mw 7,7 an. Das Hypozentrum wurde in 10 Kilometern Tiefe fixiert.

Nur 10 Minuten später ereignete sich ein Nachbeben Mw 6,1 in 10 Kilometern Tiefe.
Zuletzt gab es einen vergleichbaren Erdstoß am 13. September, der sich ebenfalls vor der Küste der Halbinsel Shipunsky nördlich von Petropavlovsk ereignete. Die Erdbeben stehen im Zusammenhang mit dem Megabeben Mw 8,8 Ende Juli. Dieses Beben manifestierte sich laut Kamtschatkazeit am 29. Juli, bei uns war es aber schon ein Tag später, weshalb es in Berichten unterschiedliche Datumsangaben geben kann. Auf Vnet, verwende ich die UTC-Angaben die sich an den Nullmeridian von Greenwich in England orientiert.

Bereits in den Tagen vor dem Megaerdbeben hatte es im gleichen Segment des Kurilen-Kamtschaka-Grabens starke Erdbeben gegeben. Die Erdbebenserie zeugt von enormen Spannungen entlang der Subduktionszone vor Kamtschatka. Diese Spannungen werden sich nicht nur auf das aktuell betroffene Störungssegment beschränken, daher rechne ich in den nächsten Jahren mit weiteren sehr starken Erdbeben sowohl nördlich als auch südlich der aktuellen Lokalität. Auch der Norden Japans könnte betroffen sein.
Trotz der intensiven Bebentätigkeit vor der Küste der Provinzhauptstadt hielten sich die Auswirkungen auf die Infrastruktur in Grenzen. Ob es sich diesmal auch so verhält werden wir in den nächsten Stunden erfahren – entsprechende Meldungen stehen noch aus.




Update: Größere Gebäudeschäden blieben auch diesmal aus. Für die Aleuten wurde Tsunami-Alarm gegeben, Berichte über katastrophale Riesenwellen blieben aber aus. Das Erdbeben löste wieder einen Nachbebenschwarm aus. Das GFZ listet für die 12 Stunden nach dem Hauptbeben 36 Erschütterungen mit Magnituden zwischen 4,9 und 6,1 auf.

Kilauea: Eruptive Episode 33 wird in Kürze erwartet

Kīlauea steht kurz vor nächster Eruptionsphase – Episode 33 könnte innerhalb von Stunden beginnen

Am Kīlauea-Vulkan auf Hawaii spitzen sich die Anzeichen für eine unmittelbar bevorstehende Eruptionsphase weiter zu. Wissenschaftler des Hawaiian Volcano Observatory (HVO) melden anhaltende Inflation am Gipfel und eine deutliche Zunahme der Aktivität an den beiden Schloten am Südwestrand des Halemaʻumaʻu-Kraters. Wahrscheinlich beginnen die Episode 33 und die Förderung von Lavafontänen innerhalb der nächsten Stunden oder Tage.

Lavaüberlauf Kilauea

Seit dem Ende von Episode 32 am 2. September hat der Uēkahuna-Neigungsmesser eine Inflationsneigung von rund 22 Mikroradian registriert. Die Bodenhebung ist fast wieder so hoch wie vor dieser Eruption, bei der etwa 12,5 Millionen Kubikmeter Lava gefördert wurden. Zum Vergleich: Bei Svartsengi auf Island haben sich innerhalb von 6 Wochen gerade einmal 9 Millionen Kubikmeter Magma akkumuliert.

In den letzten Tagen war beständiges Glühen über den Schloten sichtbar: Magma steht in den Förderkanälen und die Magmasäule steigt und fällt zyklisch, was ein typisches Vorzeichen bevorstehender Lavafontänen ist.


Bereits am Morgen des 17. Septembers kam es während mehrerer Gaskolbenzyklen zu kleineren Überläufen und der Bildung kurzer Lavaströme. In der Abenddämmerung wurden Lavaspattering beobachtet. Kurz vor Mitternacht folgten zwei große Gaskolben-Ereignisse, die Lavaspritzer von bis zu neun Metern Höhe auswarfen, bevor sich der Schlot um 23:23 Uhr HST füllte und mit 3 bis 6 Meter hohen Kuppelfontänen überlief. Vulkanologen werten diese heftigen Überläufe als Hinweis darauf, dass nun entgaste, besonders mobile Lava aufgestiegen ist.

Die Vulkanologen vergleichen den aktuellen Ausbruch mit den episodischen Lavafontänen von 1983–1986, die den Beginn des berühmten Puʻuʻōʻō-Ausbruchs markierten.

Was ist Gaskolbenbildung am Kilauea?

Bei der sogenannten Gaskolbenbildung („gas pistoning“) steigt Gas, das im Magma gelöst ist, in Blasen nach oben und verdrängt dabei die Magmasäule im Schlot. Diese hebt sich und kann Lava kurzzeitig bis an den Kraterrand drücken, bevor das Gas entweicht und die Säule wieder absinkt. Dieser zyklische Prozess kann sich alle paar Minuten wiederholen und ist ein typisches Vorzeichen, dass der Druck im System steigt und eine Eruption unmittelbar bevorsteht.

Island: Erdbeben Mb 3,6 nahe Grimsvötn

Isländischer Gletschervulkan Hamarinn beim Grimsvötn von weiterem Erdbeben erschüttert – leichte Bodenhebung detektiert

Wie der Isländische Wetterdienst (IMO) mitteilt, gab es heute Nacht um 00:04 UTC ein Erdbeben der Magnitude 3,6. Das Epizentrum lag bei 10,4 km östlich von Hamarinn im nordwestlichen Bereich des Vatnajökull-Gletschers. Hamarinn ist ein weniger gut bekannter subglazialer Vulkan zwischen Bardarbunga und Grimsvötn. Das Hypozentrum befand sich in 4 Kilometer Tiefe. Es folgte ein schwächeres Nachbeben. Bereits am 11. September war an derselben Stelle ein Beben der Stärke 3,1 verzeichnet worden.

Erdbeben Hamarinn

Die letzte bekannte Eruption am Hamarinn (Loki-Fögrufjöll) fand vermutlich im Juli 2011 statt. Sie war allerdings sehr klein, sodass sie an der Oberfläche kaum sichtbar war und sich lediglich durch einen Gletscherlauf bemerkbar machte. Vor 2011 sind keine Ausbrüche überliefert.

Die aktuellen Erdbeben könnten auf ein Aufheizen des Vulkans hindeuten, wobei ich es nicht für ausgeschlossen halte, dass sich eher der benachbarte Grimsvötn aufheizt und sich eine Magmaansammlung hier auf Störungen bei Hamarinn auswirkt. Für diese These spricht eine Bodenhebung im Bereich des Grimsvötn. Den GNSS-Messungen zufolge setzte sie im Juli ein und summierte sich bis jetzt auf 48 mm. Statistisch gesehen ist eine Eruption des Grimsvötn überfällig: In den letzten Jahrzehnten eruptierte Grimsvötn alle 5 bis 10 Jahre. Die letzte Eruption ist mittlerweile aber 14 Jahre her.

Nördlich des Vatnajökulls befindet sich mit der Askja ein weiterer Vulkan Islands, der sich bereits seit mehreren Jahren auf eine Eruption vorzubereiten scheint. Die Bodenhebung, die bereits im September 2021 begann, setzt sich nun seit 4 Jahren fort. Seitdem hob sich der Boden um 87 Zentimeter. Im laufenden Jahr betrug die Hebung gut 6 Zentimeter. Obwohl sich die Hebungsgeschwindigkeit deutlich verlangsamte, könnte jederzeit eine Eruption einsetzen. Als die Hebung begann, verlief sie deutlich schneller und Vulkanologen spekulierten über eine überwiegend effusiv ablaufende Eruption. Inzwischen hatte das Magma im Untergrund aber Zeit, sich weiterzuentwickeln, und so ist es nicht auszuschließen, dass es zu einer mehr explosiven Eruption kommen könnte, sollte sich Askja doch noch entschließen, auszubrechen.

Die Bodenhebung bei Svartsengi auf Reykjanes hält weiterhin unvermindert an. Hier findet sich der wahrscheinlichste Ausbruchsort der nächsten Eruption auf Island.

Kanlaon: Wieder ein Anstieg der Seismizität

Steigerung der Erdbebenaktivität am Kanlaon – weitere Eruptionen wahrscheinlich

Auf der Philippineninsel Negros bleibt der Kanlaon aktiv und steigerte sogar seine Seismizität. Wie dem Datenblatt auf PHILVOLCS zu entnehmen ist, ereigneten sich in den letzten 24 Stunden 2 Ascheexhalationen sowie 28 vulkanotektonische Erdbeben.

Die meisten Erdbeben manifestierten sich nahe des Kraters unter der Nordwestflanke des Kanlaons. Sie waren von vulkanotektonischer Natur und deuten darauf hin, dass sich weiter Magma unter dem Vulkan akkumuliert, was neben Erdbeben auch Bodenhebung erzeugt. Der Vulkan gilt als aufgebläht und es ist eine größere Magmaansammlung vorhanden. Dem Magma entströmen vulkanische Gase. Gestern belief sich der Schwefeldioxidausstoß auf rund 1800 Tonnen am Tag.

Die Vulkanologen warnen davor, den Vulkan zu betreten oder zu überfliegen, da es jederzeit zu stärkeren Eruptionen kommen könnte, die neben hochaufsteigenden Aschewolken pyroklastische Ströme hervorbringen könnten. Außerdem besteht die Gefahr, dass Regenfälle Lahare auslösen. Die Schlammströme aus einem Gemisch aus Vulkanasche, Lavabrocken und anderem Material bewegen sich entlang von Niederungen und Flussläufen und haben ein großes Zerstörungspotenzial. Es gibt eine Sperrzone mit einem Radius von 4 Kilometern um den Gipfel, die nicht betreten werden darf. Anwohner wurden bereits im letzten Jahr evakuiert. Landwirten ist es tagsüber teilweise gestattet, Felder zu bestellen und Vieh zu versorgen, ansonsten darf die Sperrzone nicht betreten werden.

Neben dem Kanlaon stehen noch andere Vulkane der Philippinen unter besonderer Beobachtung der Vulkanologen. Am Taal sieht es danach aus, als würden phreatische Eruptionen unmittelbar bevorstehen. Den Daten ist zu entnehmen, dass seit dem 16. September kontinuierlich Tremor registriert wird, der auf starke Fluidbewegungen im Untergrund hindeutet, die durch eine Druckerhöhung im Hydrothermalsystem zustande kommen könnte. Der Schwefeldioxidausstoß beläuft sich auf ca. 3550 Tonnen am Tag.

Shiveluch erzeugt Eruptionsserie mit Aschewolken

Shiveluch erzeugt Eruptionsserie – Vulkanasche driftet in 4300 m Höhe nordwestwärts

Auf der russischen Halbinsel Kamtschatka steigerte der Shiveluch seine Aktivität. Seit gestern wurden vom VAAC Tokio 4 VONA-Warnungen vor Aschewolken herausgegeben, nach denen Vulkanasche bis auf 4300 m Höhe über dem Meeresspiegel aufsteigt und in Richtung Nordwesten driftet und in einiger Entfernung vom Vulkan niederregnet.

Der Shiveluch

Nach Angaben der Vulkanologen vor Ort umgingen die Aschewolken bisher größere Siedlungen, sodass in den Dörfern der Halbinsel kein unmittelbarer Ascheregen gemeldet wurde. Dennoch warnen die Experten, dass sich die Situation bei einer Winddrehung ändern könnte. In diesem Fall wären besonders die Orte Kljutschi und Maiski im Bezirk Ust-Kamtschatka von leichter Ascheablagerung betroffen.

Aufgrund der aktuellen Aschefreisetzung hat das zuständige Institut für Vulkanologie die Gefahrenstufe für den Flugverkehr auf „Orange“ gesetzt. Diese Einstufung weist darauf hin, dass jederzeit weitere explosive Eruptionen möglich sind, die Aschewolken in für Flugzeuge gefährliche Höhen treiben könnten.

Der Shiveluch ist einer der größten und aktivsten Vulkane Kamtschatkas. Er erhebt sich bis auf 3.283 Meter und besitzt einen komplexen Aufbau aus mehreren Gipfeln und Lavadomen. Der jüngste und derzeit aktive Teil des Systems ist der südwestlich gelegene „Junger Shiveluch“. Dort ereignen sich seit Jahrhunderten immer wieder explosive Ausbrüche, begleitet von pyroklastischen Strömen, Lavadombildung und großflächigem Aschenausstoß. Bedeutende Eruptionen in den Jahren 1964 und 2023 haben gezeigt, dass der Vulkan enorme Mengen Material in die Atmosphäre schleudern kann, mit Auswirkungen bis in den internationalen Luftverkehr.

Seit der größeren Eruption von 2023 ist auch im alten Teil des Vulkans wieder ein Lavadom der Karan-Gruppe aktiv geworden.

Derzeit bleibt die Lage unter ständiger Beobachtung. Für die Bevölkerung Kamtschatkas besteht im Moment keine unmittelbare Gefahr, doch werden Bewohner in der Nähe des Vulkans angehalten, auf offizielle Warnungen zu achten und Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten.