Campi Flegrei mit verringerter Bodenhebung

Bodenhebung verlangsamte sich signifikant – Geht dem Vulkan die Puste aus?

Während ich auf Updates der GPS-Messungen auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel wartete, habe ich die Wartezeit überbrückt, indem ich mir das letzte Wochenbulletin vom INGV zur Campi Flegrei durchgelesen habe. Es erschien bereits am Dienstag, doch da die Seismizität der Caldera in den letzten Tagen gering war, brannte mir das Thema gerade nicht unter den Fingern.

Der Bericht befasst sich mit den Geschehnissen des Beobachtungszeitraums 30. Oktober bis 5. November 2023. In dieser Zeit wurden nur 20 schwache Erschütterungen registriert, was einen deutlichen Rückgang der Seismizität darstellt, besonders wenn man die Tätigkeit Ende September als Referenz heranzieht. Zwischen dem 21. und 23. September gab es ein starkes Schwarmbeben und es wurde ein Anstieg der Bodenhebung festgestellt. An diesen Tagen hob sich der Boden um 10 mm. In den Monaten zuvor wurde die durchschnittliche Hebungsrate mit 15 mm pro Monat angegeben. Dieser Wert galt auch für die ersten beiden Oktoberwochen. Seitdem verlangsamte sich die Bodenhebung signifikant und kam letztendlich sogar ganz zum Stillstand. Solche ruhigen Phasen gab es immer wieder mal, seitdem die Bodenhebung im Jahr 2005 angefangen hatte. Schaut man weiter zurück, dann stellt man fest, dass es bei der vorangegangenen Hebungsphase in den 1980iger Jahren eine Häufung starker Erdbeben gab, kurz bevor die damalige Bodenhebungsphase endete und sogar der umgekehrte Effekt einsetzte. Sollte sich das Muster wiederholen? Es könnte in der Tat sein, dass der Campi Flegrei die Puste ausgeht, bzw. der Aufstieg magmatischer Fluide nicht nur ins Stocken gekommen ist, sondern ganz aufhörte. Das ist aber nur reine Spekulation, ohne wissenschaftliche Belege. Die restlichen geophysikalischen Parameter zeigten sich im o. g. Beobachtungszeitraum ohne große Schwankungen. Die Gastemperatur der Pisciarelli-Hauptfumarole lag bei 95 Grad. Mit dem Ende des regenarmen Sommers begann sich auch wieder Kondensat im Schlammpool zu sammeln.

Entwarnung kann man in Europas mächtigster Caldera noch lange nicht geben, aber ich denke, die Medien können von ihrem Katastrophenszenario-Tripp der letzten Wochen langsam wieder runterkommen!

Mh, schon wieder 30 Minuten um und noch keine Aktualisierung der Daten zu Island. Dafür ist mir aufgefallen, dass die GPS-Messungen an der Hekla und am Eyjafjallajökull einen Sprung nach oben um gut 20 cm machten. Da ich nicht an eine solch sprunghafte Inflation glaube, liegt die Vermutung nahe, dass es hier einen Zusammenhang mit dem Erdbeben von heute Nacht gibt. Vermutlich auch der Grund, warum es keine neuen Messungen zu Reykjanes gibt. Übrigens blieb die Blaue Lagune heute doch geschlossen.

Taal mit hohem Schwefeldioxid-Ausstoß am 09.11.23

Am Taal wurde der höchste Schwefeldioxid-Ausstoß des Jahres gemessen

Der Taal ist ein großer Calderavulkan auf der philippinischen Insel Luzon und stieß in den letzten 24 Stunden 11.499 Tonnen vulkanisches Schwefeldioxid aus. Das geht aus einer Mitteilung von PHILVOLCS hervor. Es war der stärkste Schwefeldioxid-Ausstoß des Jahres. Er ging einher mit einer starken Dampfentwicklung aus dem Kratersee auf Volcano Island. Außerdem wurden im Kratersee Wasserturbulenzen festgestellt.

Bereits in den letzten Wochen stieg der Gasausstoß an und im September betrug der Wert im Durchschnitt 5.019 Tonnen pro Tag. Seit seinem jüngsten Ausbruch im Jahr 2020 ist der Vulkan nicht mehr ganz zur Ruhe gekommen. Tatsächlich wurden auch einige phreatische Eruptionen festgestellt.

Das Schwefeldioxid stammt aus einem Magmenkörper unter dem Vulkan. Dieser war im Vorfeld der Eruption von 2020 intrudiert. Offenbar wurde nur ein Teil der Schmelze eruptiert. Seitdem schlummert das Magma im Untergrund und verändert sich chemisch. Bei diesem Prozess könnte das Schwefeldioxid freigesetzt werden. Das Magma kühlt auch langsam ab, wodurch es an Volumen einbüßt. Diese führt zu einer Subsidenz im gesamten Calderabereich. Allerdings gibt es auf Volcano Island eine schwache Bodenhebung. Hier scheinen sich weitere magmatische Fluide anzusammeln.

Ein Problem, das in der Region öfter auftritt, ist Vog. Hierbei handelt es sich um vulkanisch bedingten Smog, der zu Atemwegsproblemen führen kann. Vog tritt wie Smog überwiegend dann auf, wenn es eine Inversionswetterlage gibt, die verhindert, dass das Gas nach oben abziehen kann. Auch Windstille kann Vog begünstigen. Aktuell scheint es aber windig genug zu sein, so dass noch kein Vog gemeldet wurde.

Der Taal brach zuletzt im Januar 2020 groß aus. Vulkanasche stieg bis in die Stratosphäre auf und man rechnete mit weiteren Eruptionen, die bis jetzt aber ausblieben.

Erdbeben M 5,0 erschüttert Island am 09.11.2023

Stärkstes Erdbeben der Serie auf Reykjanes manifestiert sich nahe Grindavik

Gäste fliehen nachts aus Hotel der Blauen Lagune

Datum 09.11.23 | Zeit: 00:46:06 UTC | Lokation: 63.864 ; -22.454 | Tiefe: 2,5 km | Mb 5,0

Heute Nacht hat sich um 00:46 UTC das stärkste Beben der aktuellen Hebungsphase ereignet. Es hatte eine Magnitude von 5,0 und einen Erdbebenherd in nur 2,5 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 2.8 km nord-nordwestlich von Grindavík verortet. Damit lag der Erdstoß direkt vor den Stadttoren und dürfte die Menschen aus dem Schlaf gerissen haben. Außerdem lag es sehr flach und könnte ein Anzeichen dafür gewesen sein, dass Magma weiter Richtung Erdoberfläche migriert.

Aus dem Schlaf gerissen wurden auch die Gäste des Hotels der Blauen Lagune, die teilweise nachts in Panik flüchteten. Allerdings kamen bei weitem nicht alle weg, da viele der Gäste keinen eigenen Wagen zur Verfügung hatten. So wurden Taxen bestellt, von denen es aber auch nicht genug gab. In lokalen Medien heißt es, dass etwa 40 Personen das Hotel verlassen wollten, aber nur wenigen gelang es. Außerdem waren Steine auf die Straße zum Hotel gefallen. Sie stammten aus hohen Lavawällen am Straßenrand. Es könnte halt doch ein wenig beunruhigen, wenn man weiß, dass sich in 4-5 km unter einem Magma ansammelt und auf seinen Ausbruch wartet. Was mich verwundert ist, wie man die Leute im Notfall evakuieren möchte, wenn an der Blauen Lagune keine Busse zur Verfügung stehen? Man kann nicht zwingend davon ausgehen, dass man Stunden Zeit hat, um Busse zu rufen, wenn das Magma final aufsteigt!

Ich plädiere ja immer für Eigenverantwortung (zu der meiner Meinung nach auch gehört, sich selbst zu überlegen, wie man im Notfall evakuieren kann), aber irgendwann ist natürlich der Zeitpunkt gekommen, wo die Behörden überlegen müssen, ob es nicht im allgemeinen Interesse ist, Sperrungen und Evakuierungen anzuordnen. Die Erfahrung zeigt ja, dass Geschäftsleute ihr Glück oft bis zum geht nicht mehr ausreizen und Geld verdienen wollen und natürlich teilweise auch müssen, da so eine Anlage ja hohe laufende Kosten hat und die Angestellten bezahlt werden müssen. Viele Touristen kommen zu dieser Jahreszeit nach Island, einzig um in der Lagune zu Baden und Polarlichter zu gucken, oft auf einen Zwischenstopp auf einem Transatlantikflug. Naja, wahrscheinlich kommen sie dann bald auch wieder, um einen Vulkanausbruch zu bewundern.

Natürlich blieb es nicht bei dem Erdbeben Mb 5,0, denn es war Teil eines neuen Erdbebenschubs innerhalb des anhaltenden Schwarmbebens, das am 25. Oktober begann. Es gab auch mehrere Erdbeben mit Magnituden im Vierer- und Dreierbereich. Insgesamt wurden 28 Beben mit Magnituden ab 3 detektiert. Der Schub dürfte sich aus ca. 800 Einzelbeben zusammensetzen. Seit Beginn des Erdbebenschwarms wurden fast 29.000 Erschütterungen detektiert. Man kann davon ausgehen, dass die Bodenhebung, die gestern Abend bis zu 10 cm betrug, anhält. Ein Update gibt es, wenn neue Messwerte vorliegen.

Island am 08.11.23: Bodenhebung hält weiter an

Seismizität und Bodenhebung auf Reykjanes halten an

In den letzten 24 Stunden hielten Seismizität und Bodenhebung auf Reykjanes weiter an, und es wurden innerhalb von 24 Stunden etwa 1200 Beben registriert. Auffallend ist eine leichte Verlagerung der Bebentätigkeit in östlicher Richtung und damit in Richtung Fagradalsfjall. Der Boden hebt sich im Gebiet des Thorbjörn-Vulkans rasant an. Die Hebung hat am Vulkan mittlerweile gut 9,5 cm erreicht. Auch an den Messstationen Eldvörp, Grindavik und Svartsengi gibt es signifikante Bodenhebungen. Tatsächlich sticht die Messstation SKSH heraus, denn bei Skipastigshraun hob sich der Boden bereits um 10 cm. Dieses Areal liegt in der Mitte des Dreiecks, das von den vorher genannten Stationen aufgespannt wird. Somit lässt sich der Ort der maximalen Bodenhebung gut lokalisieren, aber ob es dort dann letztendlich auch zu dem erwarteten Vulkanausbruch kommen wird, ist noch ungewiss.

Auffallend ist, dass es praktisch keine Erdbeben in größeren Tiefen gibt. Die meisten Erschütterungen ereignen sich im Bereich der Magmen-Akkumulation in 4 bis 5 km Tiefe. Daher gingen die Wissenschaftler zunächst wahrscheinlich davon aus, dass es sich bei den Erdbeben um Spannungsbeben handelt. Bei anderen bedeutenden Eruptionen, wie etwa auf La Palma, ließ sich die Spur des aufsteigenden Magmas bis in größere Tiefen von gut 20 km verfolgen. Das lässt die Überlegungen zu, dass die Aufstiegswege aus den größeren Tiefen unter Island frei sind, sodass die aufsteigende Schmelze keine Gesteine brechen muss.  Ein anderer Gedanke ist, dass das Magma nicht frisch aus der Tiefe aufsteigt, sondern aus Richtung Fagradalsfjall horizontal migriert. Hierfür spricht die Tatsache, dass die GPS-Stationen im Westen weiter eine leichte Subsidenz messen. Ganz schlüssig sind diese Überlegungen nicht, denn die Subsidenz beträgt nur ein Bruchteil der Inflation im Bereich von Thorbjörn. Außerdem ist auffällig, dass am Fagradalsfjall zwar Subsidenz gemessen wird, aber dass der horizontale Versatz weiterhin hoch ist, so wie es vor den letzten beiden Eruptionen dort der Fall gewesen ist.

Einstweilen wurde bekannt, dass die erste Reiseagentur ihre Fahrten zur Blauen Lagune aus Sicherheitsbedenken eingestellt hat, während der Badebetrieb aber aufrechterhalten wird.

Apropos Sicherheit und Vulkantourismus: Letzte Woche wurde tatsächlich die Betreiberfirma des Tourismus auf der neuseeländischen Vulkaninsel White Island auf schuldig gesprochen. Das Strafmaß steht noch aus. Wir erinnern uns: Im Dezember 2019 kam es zu einer größeren Explosion, der 22 Menschen zu Opfer gefallen sind. Die Touristen wurden mit Booten auf die Insel gebracht, obwohl der Vulkan Tage vorher Anzeichen vulkanischer Unruhe zeigte. Die Explosion selbst kam ohne explizite Vorwarnung!

Wetterextreme: Rekordtemperaturen in Japan

Vorgestern war in Tokio der wärmste Novembertag seit Beginn der Klimaaufzeichnung

Dieses Jahr war bis jetzt ein Jahr der Wetterextreme, das zuletzt von Stürmen und Überflutungen geprägt wurde, aber auch von Wärmerekorden. Solch einer könnte gestern in Japan aufgestellt worden sein, als das Thermometer in Tokio bis auf 27,5 Grad geklettert sein soll. Dies geht aus einer Meldung des Wetterexperten Scott Duncan hervor. Es soll der wärmste Novembertag in Tokio seit Beginn der Klimaaufzeichnung gewesen sein. Bei meinen Überprüfungen der Angaben bekam ich bis jetzt zwar nur den Wert 26,5 Grad bestätigt, zu warm war es aber allemal in Tokio, denn normalerweise sollte das Quecksilber zu dieser Jahreszeit ca. 20 Grad anzeigen.

In diesem Kontext ist ein neuer Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und führender Forschungsinstitute interessant. Er zeigt, dass die weltweiten geplanten Fördermengen an Kohle, Öl und Gas auch in den nächsten Jahren weiter steigen werden. Die Förderraten fossiler Energieträger liegen damit weit über dem Maß, das für die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zulässig wäre. Wir erinnern uns: Diese 1,5 Grad Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts wurde gemäß dem Pariser Klimaabkommen vereinbart. Die von Staaten geplante Förderung fossiler Energieträger bis 2030 übersteigt um 110 Prozent das im Abkommen festgelegte Ziel. Die Produktion von Kohle wird weltweit bis 2030 weiter steigen, während die Fördermengen von Öl und Gas bis mindestens 2050 zunehmen sollen. Dies steht im Widerspruch zur Notwendigkeit der Energiewende und der Erreichung von Netto-Null-Emissionen.

Die Direktorin der UNEP, Inger Andersen, kritisiert die Pläne der Regierungen, die Produktion fossiler Brennstoffe auszuweiten, da sie die Energiewende untergraben, wirtschaftliche Risiken schaffen und die Zukunft der Menschheit gefährden. Klimaschutzorganisationen bezeichnen das Verhalten einiger Staaten als „eklatante Heuchelei“.

Der Bericht zeigt, dass keines der 20 analysierten Länder, darunter Deutschland, sich vollständig dazu verpflichtet hat, die Produktion von Kohle, Öl und Gas auf das notwendige Niveau für das 1,5-Grad-Ziel zu beschränken. Viele Länder setzen auf Gas als Brückentechnologie, ohne klare Ausstiegspläne.

Vor dem russischen Gaslieferstopp setzte auch Deutschland auf Gas als Brückentechnologie. Inzwischen gab es einen teils erzwungenen Paradigmenwechsel, von dem sich kaum jemand vorstellen kann, wie er klappen soll. Deutschland setzt auf erneuerbare Energien -was ich prinzipiell auch für richtig halte- versucht aber gleichzeitig einen Spagatakt und will das ohne eine komplette Neustrukturierung des Landes hinbekommen. Hinzu kommt, dass Deutschland unter den Top Ten der Länder mit den höchsten Strompreisen weltweit ist, was es den Bürgern wohl nicht gerade leicht macht, auf e-Heizungen und e-Mobilität umzusteigen. Andere Länder können das besser!

Kratersee des Poas trocknet aus

Staat: Costa Rica | Koordinaten: 0.2, -84.23 | Aktivität: Fumarolisch

Kratersee am Poas trocknet aus, wodurch das Risiko von Ascheeruptionen steigt

Der Poas ist einer der aktivsten und größten Vulkane im mittelamerikanischen Staat Costa Rica. In seinem Kratersee nahe dem 2708 m hohen Gipfel kommt es sporadisch zu phreatischen Eruptionen, die ein beeindruckendes Naturphänomen darstellen. Jetzt dokumentierte das Nationale Vulkanologische Observatorium (OVSICORI) in den letzten Monaten einen Rückgang des Wasserspiegels um bis zu zwei Meter gegenüber dem höchsten Punkt Mitte dieses Jahres. Es besteht die Möglichkeit, dass der Kratersee ganz austrocknet.

Gegenüber dem costa-ricanischen Newsportal Teletica erklärte der OVSICORI-Vulkanologie-Koordinator Geoffroy Avard, dass ein Ungleichgewicht in der Lagune vorliegt, wenn es nach der Regenzeit zu weniger Niederschlägen kommt und die Verdunstung aus dem See anhält. Dieses Ungleichgewicht kann zur kompletten Austrocknung der Lagune führen. In diesem Fall fehlt die Auflast des Wassers auf dem Untergrund, was in der Vergangenheit bereits kleinere Ascheeruptionen verursachte, weil dann einfacher Gas aus dem Magma im Untergrund austreten kann. Ist diese Entgasung besonders stark, entstehen Ascheeruptionen. Geoffroy Avard betonte in dem Interview, dass so etwas in der Vergangenheit öfters vorkam, aber dass es nicht unbedingt eintreten muss. Denkt man diese Folgenkette weiter, dann könnte natürlich auch die Entgasung infolge schwacher Eruption einen Prozess in Gang setzen, der zu stärkeren Vulkanausbrüchen führen könnte. Voraussetzung hierfür ist, dass sich genug eruptionsfähiges Magma im Untergrund befindet.

Zuletzt stand der Poas hier Anfang August in den Schlagzeilen, weil er eine phreatische Eruption erzeugte. Sein letzter größerer Ausbruch ereignete sich 2017. Damals war der Kratersee aufgrund der Eruption trockengefallen und es dauerte Monate, bis er sich wieder aufgefüllt hatte.

Der Alarmstatus des Vulkans Poas steht auf „Gelb“, genauso wie der Turrialba. Einzig der Rincon de la Vieja steht auf „Orange“. Der Arenal hingegen scheint weiterhin ruhig zu bleiben und zeigt keine Anzeichen von einem wiederaufheizen, obgleich von seinem Gipfelkrater dampf entweicht. Bis zum Jahr 2010 war der Arenal daueraktiv.

Starke Erdbeben erschüttern Indonesien am 08.11.23

Zwei Erdbeben Mw 7,1 und Mw 6,9 erschüttern Bandasee in Indonesien

Datum 08.11.23 | Zeit: 04:53:51 UTC | Lokation: -6.286 ; 129.558 | Tiefe: 10 km | Mw 7,1

Heute Nacht erschütterten mehrere Erdbeben die indonesische Bandasee im Osten des pazifischen Inselstaates. Das Hauptbeben manifestierte sich um 04:53:51 UTC und  hatte einen Magnitude von 7,1. Lauf EMSC lag das Hypozentrum in ca. 10 km Tiefe. Andere Erdbebendienste berichten von einer Magnitude 7,2 und einer Tiefe von 19 km. In einer Reuters-Newsmeldung heißt es, dass das EMSC eine Tiefe von 146 km ermittelt hätte.

Nur eine Minute zuvor hatte sich ein Beben MW 6,9 manifestiert. Den beiden Beben folgte eine Reihe schwächerer Nachbeben.

Die beiden starken Erschütterungen waren in einem großen Umkreis zu spüren gewesen. Dem EMSC liegt wenigstens eine Wahrnehmungsmeldung vor.

Nächst gelegener aktiver Vulkan ist der Lewotolok. Seine Eruptionen könnten von den Erdbeben beeinflusst werden. Heute gab es eine kleine Eruption, bei der Vulkanasche bis auf 1800 m aufstieg. es handelte sich also um eine der typischen strombolianischen Ausbrüchen, die der Lewotolok seit einigen Wochen erzeugt.

Indonesien ist aufgrund seiner komplexen tektonischen Konfiguration, bei der kleine tektonische Ozeanplatten in einer Region interagieren, die von der Kollision und Subduktion der Australischen Platte mit Eurasien dominiert wird, eines der erdbebenreichsten Länder der Erde. Diese kleinen tektonischen Blöcke bewegen sich von Zeit zu Zeit entlang lokaler oder regionaler Verwerfungen.

Das heutige Erdbeben mit einer Stärke von 7,2 hatte sein Unterwasser-Epizentrum im sogenannten „Inner Banda Volcanic Arc“ in der Nähe des kleinen Beckens von Damar. Dieses Ereignis barg kein besonders großes Tsunami-Risiko, sondern nur ein mäßiges und auf regionaler Ebene innerhalb der Bandasee.

Solche Erdbeben werden durch die Bewegung der Australischen Platte in Richtung Norden beeinflusst, was Druck auf die Unterwasserstrukturen des Banda-Meeres ausübt und diese gelegentlich reaktiviert.

Island: Sorge um Geothermalkraftwerk Svartsengi

Die Erdbebentätigkeit auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel hat im Vergleich zur letzten Woche nachgelassen, ist aber immer noch signifikant erhöht. Heute Morgen manifestierte sich ein weiterer Schub des Schwarmbebens, doch keines der Beben hatte eine Magnitude von 3 oder mehr. Die Bodenhebung in dem bekannten Bereich um den Thorbjörn-Vulkan bleibt indes auf hohem Niveau und steigt weiter rasant an. Inzwischen liegt sie bei gut 8 cm. Entsprechend besorgt sich die Verantwortlichen auf Island, dass es tatsächlich in dem Areal zu einem Vulkanausbruch kommen könnte.

Potenzieller Vulkanausbruch auf Reykjanes könnte Geothermalkraftwerk gefährden

Gestern trafen sich Mitarbeiter von IMO, dem Zivilschutz, den Kraftwerksbetreibern und Journalisten zu einer Konferenz. Kristín Jónsdóttir, die Leiterin der Überwachung von Naturkatastrophen beim isländischen Wetteramt, gab bekannt, dass bis gestern ca. sechs Millionen Kubikmeter Lava in den Untergrund intrudierten. Die Schmelze bildet eine horizontal liegende Schicht oder Bank von ca. 1 Meter Mächtigkeit und unterscheidet sich von den Magmenkörpern, die unter dem Fagradalsfjall eingedrungen waren, dadurch, dass diese vertikale Gänge bildeten. Im Gegensatz zu den Gängen unter dem Fagradalsfjall können diese Magmabänke ein größeres Volumen annehmen, bevor es zur Eruption kommt.

Auf der Konferenz wurde nicht nur der Notfallplan für die Grindavik-Evakuierung diskutiert, sondern auch überlegt, welche Maßnahmen man zum Schutz des Geothermalkraftwerks Svartsengi treffen könnte. Offenbar gibt es Überlegungen, zusätzliches Wasser durch die Bohrungen des Kraftwerks zu injizieren, damit sich aufsteigende Schmelze noch im Erdboden abkühlt. Eine andere Idee ist es, im Falle einer Eruption Lavaströme mit Wasser zu kühlen und Wälle zu errichten, um Lavaströme vom Kraftwerk fernzuhalten.

Svartsengi ist zwar nur eins von sieben Geothermalkraftwerken, aber es ist eines der wichtigsten, da es die Hauptstadtregion mit Strom und Wärme versorgt. Ein Ausfall des Kraftwerks wäre fatal und es käme sehr wahrscheinlich zu Stromausfällen. Im Winter wäre auch eine ausbleibende Warmwasserversorgung für die Menschen ungünstig. Das zeigt einmal mehr, wie wichtig redundante bzw. Ersatzsysteme in der kritischen Infrastruktur sind.

Yellowstone mit Schwarmbeben am 07.11.23

Schwarmbeben erschüttert den Süden der Yellowstone Caldera

Datum 06.11.23 | Zeit: 14:42:02 UTC | Lokation: 44.266 ; -110.624 | Tiefe: 7 km | Mb 2,5

Lange Zeit war es vergleichsweise ruhig bestellt, um die Seismizität der großen Yellowstone Caldera, doch in den letzten Wochen zog die allgemeine Erdbebentätigkeit wieder an. Sie gipfelte zuletzt in einem Schwarmbeben, das sich gestern am Südufer des Lewis-Lake zutrug. Dieser kleine See befindet sich südwestlich des größeren Yellowstone-Sees. Der Schwarm bestand aus 21 Einzelbeben, die überwiegend geringe Magnituden hatten. Die beiden stärksten Erschütterungen brachten es auf M 2,5 und hatten Hypozentren in 4 und 7 km Tiefe.

Liest man von Erdbeben im Yellowstone Nationalpark, dann denkt man in erster Line daran, dass sie wohlmöglich durch die Bewegungen magmatischer Fluide ausgelöst wurden, was auch häufig der Fall ist. Wie praktisch jeder große Calderavulkan verfügt auch die Yellowstone-Caldera über ein ausgeprägtes Hydrothermalsystem, in dem sich ein großer Teil der Seismizität abspielt. Die Tiefe der aktuellen Erdbeben ist hierfür allerdings zu groß und daher liegt die Vermutung nahe, dass es tektonisch bedingte Erdbeben waren. Die Caldera wird von mehreren Risssystemen durchzogen und im Areal des Schwarms verläuft die Mount-Sheridan-Störung, die sich für die Erschütterungen verantwortlich zeigen könnte.

In den vergangenen Tagen gab es aber auch in anderen Regionen der Caldera flachliegende Mikroerdbeben, die im Zusammenhang mit der Aktivität des Hydrothermalsystems standen, so etwa in der Gegend von West Thumb. Aber auch wenn diese Erschütterungen durch Fluidbewegungen ausgelöst wurden, heißt es nicht, dass ein Vulkanausbruch bevorstehen würde. Sie zeigen allerdings, dass der Vulkan noch lange nicht erloschen ist.

Übrigens gab es bereits im Oktober ein Schwarmbeben unter der Caldera. Es bestand aus 44 Einzelbeben. Im ganzen Monat wurden 113 Erdbeben in der Region des Yellowstone-Nationalparks detektiert. Das größte Ereignis war ein Erdbeben der Stärke 3,3.