Erdbeben Mw 6,4 in Papua Neuguinea

Papua Neuguinea wurde von einem starken Erdbeben erschüttert

Datum: 13.10.22 | Zeit: 22:20:22 UTC | Lokation:  4.80 S ; 153.51 E | Tiefe: 80 km | Mw 6.4

Die New Ireland Region von Papua Neuguinea wurde von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,4 erschüttert. Das Hypozentrum befand sich in 80 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 147 km östlich von Kokopo lokalisiert. Der Ort liegt nahe der Rabaul-Caldera, in deren Norden sich der Vulkan Tavuvur befindet. Der Tavuvur ist nun schon vergleichsweise lange ruhig gewesen. Vielleicht ändert sich das ja bald, da starke Erdbeben mit Magnituden über 6 Vulkanausbrüche triggern können.

Das Erdbeben ereignete sich gestern Abend um 22:20:22 UTC. Vor Ort war es bereits heute Morgen 08:20:22 Uhr. Trotz der stärke des Erdstoßes rechne ich nicht mir großen Schäden, denn zum einen lag der Erdbebenherd in großer Tiefe und zum anderen offshore. Dennoch sind Beschädigungen an der Infrastruktur nahe gelegener Dörfer an der Küste nicht auszuschließen. Das Epizentrum liegt in einem Teil der Salomonensee, das ein Dreieck zwischen den Inseln New Ireland, New Britain und Bougainville bildet. Dort treffen die  Nord- und Süd Bismarck Mikroplatten zusammen und bilden eine dextrale (rechtsschiebende) Blattverschiebung. Wenige Kilometer südlich des Epizentrum liegt die Subduktionszone der Salomonensee-Mikroplatte. Aufgrund der Tiefe des Hypozentrums vermute ich, dass sich das Beben an einem Stück subduzierter Erdkruste in der Asthenosphäre ereignete und weniger mit der Blattverschiebung in Verbindung stand.

Das tektonische Setting in Papua Neuguinea gehört zu den spannendsten, die die Welt zu bieten hat. Im Grunde genommen treffen hier die Indo-Australische Platte und die Pazifikplatte zusammen, zwischen deren Mühlen die Mikroplatten geraten sind. Die Gewalt der Kollision geschieht mit einer Geschwindigkeit von 11 cm pro Jahr und wird durch die Kontinentaldrift zwischen der Antarktis und Australien beschleunigt. Daher kommt es im Bereich von Papua Neuguinea oft zu starken Erdbeben. Das stärkste Erdbeben im Bereich von Papua Neuguinea, dass sich im letzten Jahrhundert ereignete, manifestierte sich 1971 und brachte es auf eine Magnitude von 8,1.

Erdbeben-News 13.10.22: Kanaren

Erdbeben M 3,2 vor Gran Canaria

Datum: 11.10.22 | Zeit: 22:25:16 UTC | Lokation: 28.33 N ; 15.54 W | Tiefe: 36 km | Mb 3,2

Vor der Nordküste der Kanareninsel Gran Canaria gab es am Dienstagabend ein Erdbeben der Magnitude 3,2. Der Erdbebenherd wurde in 36 km Tiefe lokalisiert. Das Epizentrum befand sich laut Angaben des EMSCs 28 km nordwestlich von Las Palmas de Gran Canaria.

In den letzten Monaten stehen die Kanarischen Inseln immer wieder in den Erdbeben-News: es werden überdurchschnittlich viele leichte Erdbeben festgestellt. Einige von ihnen haben Magnituden über 3 und liegen somit oberhalb der Wahrnehmungsschwelle. Auffällig ist, dass sich die Beben mit Magnituden über 3 in größeren Tiefen ereigneten und nicht im Zusammenhang mit Schwarmbeben standen. Letztere manifestierten sich an 2 Spots: am submarinen Vulkan Enmedio, der zwischen den Inseln Teneriffa und Gran Canaria liegt und am Vulkan Cumbre Vieja auf La Palma, der im letzten Jahr eruptierte.

Erdbeben der Kanaren überwiegend magmatisch bedingt

Die Lage der Erdbeben sieht man sehr schön in der Shake-map des IGN. Dargestellt sind die Beben der letzten 30 Tage mit Magnituden über 1,5. Im Monat September wurden vom ING über 330 Erdbeben registriert. Eine Vielzahl der Erdbeben stand im Zusammenhang der magmatischen Aktivität im Gebiet der Kanarischen Inseln. Diese wird durch einen Mantelplume hervorgerufen. Bei einem Mantelplume handelt es sich um eine Anomalie des Erdmantels, die bis in die Lithosphäre hineinreicht. Sie wird als schlauchartiges Gebilde beschrieben, in dem heißes Mantelgestein bis in die Erdkruste aufsteigt und sich dort ansammelt. Die Anomalie kann direkt basaltisches Magma aus dem Erdmantel bis an die Erdoberfläche fördern, oder aber auch zu partiellem Schmelzen von Krustenmaterial führen.

Einige der Erdbeben könnten auch tektonische Ursachen haben. Im Westen der Kanarischen Insel liegen 2 Blattverschiebungen, die bis an die Inseln La Palma und El Hierro heranreichen. Darüber hinaus wurde in einer Studie aus dem Jahr 2018 festgestellt, dass sich die Inseln Teneriffa und Gran Canaria aufeinander zu bewegen. Das geschieht zwar nur mit einer Geschwindigkeit von einigen Millimetern im Jahr, doch die Bewegung ist mittels GPS-Daten nachweisbar. Sie ist auf eine 35 km lange Verwerfungszone zwischen den Inseln zurückzuführen, in deren Nähe auch der submarine Vulkan Enmedio liegt.

Erdbeben-News 12.10.22: Island

Erdbeben Mb 3,5 unter Reykjanes

Datum: 12.10.22 | Zeit: 14:18:02 UTC | Lokation: 63.91 ; -22.07 | Tiefe: 5 km | Mb 3,5

Die isländische Reykjanes-Halbinsel wurde heute Nachmittag von einem Erdbeben der Magnitude 3,5 erschüttert. Das Hypozentrum lag in nur 5 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 3.1 km nördlich vom Thermalgebiet Krýsuvík lokalisiert und lag damit im Bereich des Kleifarvat, an dem sich in den letzten Monaten öfters stärkere Erdbeben ereigneten. Ein zweites Beben brachte es auf M 2,9. Zudem gab es einige schwächere Erschütterungen.

Insgesamt wurden in den letzten 48 Stunden 67 Erdbeben im Bereich von Reykjanes festgestellt. Viele Beben gab es an der Westspitze der Halbinsel im Gebiet von Reykjanestá. Inwiefern die Beben mit magmatischer Aktivität im Untergrund zusammenhängen, lässt sich nicht sagen. Auf jeden Fall ist wieder mehr Bewegung festzustellen.

Ein Blick auf die Shakemap vom IMO zeigt, dass es auch mehrere Erdbeben unter dem Vatnajökull gab. Selbst das Schwarmbeben bei Grimsey ist noch aktiv.

Erdbeben-News 11.10.22: Taiwan

Taiwan: Erdbeben Mw 5,7

Datum: 10.10.22 | Zeit: 19:24:41 UTC | Lokation:  24.02 N ; 122.31 E | Tiefe: 20 km | Mw 5,7

Gestern Abend bebte es vor der Nordostküste Taiwans mit einer Magnitude von 5,7. Das Hypozentrum wurde in einer Tiefe von 20 km ausgemacht. Das Epizentrum lag 72 km östlich von Hualien City. Das Erdbeben manifestierte sich in der Nähe des Kreuzungspunktes zwischen dem Ost-West streichenden Ryukyu-Graben, mit dem Nord-Süd verlaufenden Manila-Graben, kann aber ehr letzterem zugeordnet werden. Einen direkten Zusammen mit der Erdbebenserie im September gibt es nicht, es handelte sich um ein eigenständiges Erdbeben.

Ein Blick auf die Shakemap enthüllt, dass es im Bereich von Taiwan seismisch weiterhin recht munter zugeht.

Erdbeben-News 09.10.22: Griechenland

Erdbeben M 5,1 erschüttert Golf von Korinth

Datum: 08.10.22 | Zeit: 22:02:28 UTC | Lokation: 38.31 N ; 22.52 E | Tiefe: 5 km | Mb 5,1

Gestern Abend ereignete sich in Griechenland ein Erdbeben der Magnitude 5,1. Der Erdbebenherd lag in nur 5 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 16 km südöstlich von Itéa lokalisiert. Nähst größere Stadt ist Pátra, die 69 km entfernt liegt. Dort leben 168.000 Menschen. Beim EMSC gibt es 2 Wahrnehmungsmeldungen. Das Beben wurde in einem großen Umkreis gespürt. Medienberichten zufolge, war es selbst im mehr als 100 km entfernten Athen zu spüren gewesen. Erdbeben dieser Magnitude können bereits Schäden verursachen, besonders, wenn das Hypozentrum flach lag. Allerdings liegen bis jetzt keine Meldungen über größere Schäden vor.

Komplexe Tektonik im Golf von Korinth löst Erdbeben aus

Der fjordartige Golf von Korinth trennt das griechische Festland von der Halbinsel Peloponnes. Der bekannte Kanal von Korinth stellt eine Verbindung zwischen dem Ionischen Meer und der Ägäis dar. Der Golf ist nur indirekt ein Zeugnis der kontinentalen Naht zwischen Afrika und Eurasien, denn hier treffen die kleine Ägäische Platte und die Eurasische Kontinentalplatte aufeinander. Tatsächlich handelt es sich nicht um eine Kollision, denn die beiden Platten entfernen sich voneinander, so dass ein tektonischer Grabenbruch entsteht, der den Golf von Korinth bildet. Die Ägäische Platte wird dabei von der Anatolischen Platte westwärts gedrückt, was neben der Divergenz auch eine laterale Verschiebung bedingt.

Der Grabenbruch im Golf von Korinth öffnet sich mit einer jährlichen Rate von 1,5 – 2 cm. Ähnlich wie im Ostafrikanischem Riftvalley entsteht ein neues Ozeanbecken, mit dem Unterschied, dass der Golf von Korinth wesentlich kürzer ist. Seine Dimensionen betragen nur 105 x 30 km, während das Riftvalley zwar ähnlich breit ist, aber über 6000 km lang.

Die Subduktionszone des Hellenischen Bogens verläuft südwestlich des Peloponnes und trifft vor der Einfahrt zum Golf auf die Verlängerung der Nordanatolischen Verwerfung, die hier die Grenze zwischen der Ägäischen Platte und Eurasien bildet. Es wird angenommen, dass die Subduktion der Afrikanischen Kontinentalplatte unter die Ägäische- und Anatolische Platte diese ein Stück weit mit nach unten zieht, wodurch sie sich ausdünnen und an der gegenüber liegenden Plattengrenze am Golf von Korinth Divergenz entsteht. Durch die Ausdünnung wird die Ägäische Platte geschwächt, weshalb sie an ihrem Nordwestrand kollabiert und sich das Becken des Grabens bildet. Diese komplexen Vorgänge werden häufig von Erdbeben begleitet, so wie es gestern Abend der Fall war.

Erdbeben-News 08.10.22: Niederlande

Niederlande: Erdbeben M 3,2

Datum: 08.10.22 | Zeit: 02:17:17 UTC | Lokation: 53.39 N ; 6.46 E | Tiefe: 26 km | M 3,2

Die Region um das niederländische Groningen wurde von einem Erdbeben der Magnitude 3,2 erschüttert. Der Erdbebenherd lag in 25 km Tiefe. Das Epizentrum wurden 20 km nördlich von Groningen und 14 km nordwestlich von Bedum verortet. Aufgrund der Tiefe des Hypozentrums ist es unwahrscheinlich, dass der Erdstoß mit menschlichen Aktivitäten zusammen hing. Beim EMSC liegen 2 Wahrnehmungsmeldungen vor. Ein Bebenzeuge beschreibt, dass er vom Erdstoß geweckt wurde. Das Beben ereignete sich um 02:17:17 UTC.

Spürbare Erdbeben im Norden der Niederlande sind vergleichsweise selten und ich kann mich nicht daran erinnern, schon einmal über eins berichtet zu haben. Der Erdstoß könnte sich an einer Störungszone ereignet haben, die mit dem Zentralgraben des Nordseebeckens assoziiert ist.

Die Geburt des Nordseebeckens begann vor gut 60 Millionen Jahren, als tektonische Prozesse erste Gräben und Senken in der kontinentalen Erdkruste entstehen ließen. Erst während der letzten Eiszeit-Periode, die vor 2,6 Millionen Jahren began erweiterten Gletscher die Senken zu einem Becken. Eine ordentliche Tiefe gewann das Becken dann erst nach der letzten Eiszeit, als die Landmassen von der Last des Eises befreit waren und sich die Küsten Skandinaviens und Großbritanniens deutlich hoben. Gleichzeitig füllte das Schmelzwasser der Eisbedeckung das Nordseebecken.

Eine Studie aus dem Jahr 2018 enthüllte, dass auch heute das Nordseebecken immer tiefer wird. Innerhalb von 1000 Jahren senkt es sich um 42 Zentimeter ab. Diese Absenkung soll zum größten Teil durch das Gewicht der abgelagerten Sedimente zustande kommen, dass den Meeresboden in die Asthenosphäre drückt, genauso, wie das Festland zuvor durch die Eismassen in das plastische Material des tieferen Untergrunds gedrückt wurde. Doch ein Teil der Absenkung wird durch andere Prozesse hervorgerufen. Die Studie von Wissenschaftlern um Jashar Arfai konnte nicht eindeutig klären, welche Prozesse genau sonst noch hinter der Absenkung des Nordseebodens liegen. Zur Diskussion stehen Prozesse, die mit der Ausschwemmung unterirdischer Salzvorkommen im Zusammenhang stehen, oder Vorgänge die ihren Ursprung in der Konvektion des Erdmantels finden. Vielleicht war der aktuelle Erdstoß Zeugnis eben jener Prozesse. Die relativ große Tiefe des Hypozentrums könnte darauf hinweisen.

(Quellen: EMSC, Scientific Reports, 2018; doi: 10.1038/s41598-018-29638-6)

Erdbeben-News 01.10.22: Japan

Erdbeben Mw 5,7 erschüttert Kyushu

Datum: 01.10.22 | Zeit: 15:02:33 UTC | Lokation: 31.36 N ; 131.36 E | Tiefe: 40 km | Mw 5,7

Vor der Ostküste der japanischen Insel Kyushu kam es zu einem Erdbeben der Magnitude Mw 5,7. Das Hypozentrum lag 40 km tief. Das Epizentrum wurden 27 km südlich von Nichinan lokalisiert. Das Beben manifestierte sich gut 60 km vom Vulkan Sakurajima entfernt. Es ist nicht auszuschließen, dass er mit einer Eruptionsserie reagieren wird.

Erdbeben-News 01.10.22: Sumatra

Starkes Erdbeben Mw 5,7 erschüttert Nordsumatra nahe Toba-Caldera

Datum: 30.09.22 | Zeit: 19:28:43 UTC | Lokation:  2.14 N ; 98.84 E | Tiefe: 40 km | Mw 5,7

Gestern Abend ereignete sich im Nordwesten der indonesischen Insel Sumatra ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,7. Das Hypozentrum manifestierte sich in einer Tiefe von 40 km. Das Epizentrum wurde 45 km nördlich von Sibolga lokalisiert. Interessant ist die Lage des Erdbebens aus einem anderen Grund, denn es rüttelte eine Gegend durch, wenige Kilometer südwestlich der Toba-Caldera liegt. Es erfolgten bis jetzt 44 Nachbeben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 5,0.

Die Erdbeben wurden in einem großen Umkreis wahrgenommen und richteten auch Schäden an, deren genaues Ausmaß aktuell begutachtet wird. In einem Wahrnehmungsbericht des EMSCs heißt es, dass eines der Nachbeben eine Hauswand endgültig zum Einsturz brachte. Es ist also auch möglich, dass Personen zu Schaden kamen.

Bei der Toba-Caldera handelt es sich um eine der größten Calderen der Welt. Der Supervulkan eruptierte vor ca. 72.000 Jahren und verursachte die 1000 kältesten Jahre der Würm-Eiszeit. Der gigantische Vulkanausbruch hätte fast den Untergang der Menschheit verursacht. Am Rand der Caldera liegen mehrere normale Vulkane. Einer von ihnen ist der Sinabung, der in den letzten Jahren hier häufig thematisiert wurde, da in seinem Krater ein Lavadom wuchs, von dem Pyroklastische Ströme abgingen. In den letzten Monaten war es recht ruhig um den Sinabung geworden, aber vielleicht ändert sich das nach den Erdbeben.

Die Erdbeben waren tektonischen Ursprungs und ereigneten sich an der Sumatra-Fault. Diese große dextrale (rechtsdrehende) Blattverschiebung streicht parallel zum Sumatra-Graben, befindet sich aber nicht vor der Küste, sondern verläuft im Südwesten des Barisan-Gebirges. Allerdings lässt sich ein Zusammenhang mit dem Magmatismus der Region nicht gänzlich ausschließen, denn der basale Magmenkörper unter der Toba-Caldera liegt etwa in der Tiefe des Erdbebenherds. Daher könnte es sein, dass unterirdische Fluidbewegungen das Spannungsfeld beeinflussten und die tektonischen Erdbeben triggerten. Andersherum könnten die Erdbeben den Magmenkörper beeinflussen. Die indonesische Behörde BMKG brachte gerade ein Statement heraus, dass die Beben bis jetzt nicht auf die Caldera übergegriffen hätten. Ein Indiz dafür, dass man durchaus besorgt ist, dass es Wechselwirkungen geben könnte.

Erdbeben-News 30.09.22: Reykjanes Ridge

Schwarmbeben am Reykjanes-Ridge mit hohen Magnituden

Datum: 29.09.22 | Zeit: 15:32:3 UTC | Lokation:  53.80 N ; 35.21 W | Tiefe: 10 km | Mw 5,7

Am Reykjanes-Ridge hält seit Tagen ein Schwarmbeben an, dessen einzelnen Erschütterungen moderate bis hohe Magnituden im 4er und 5er Bereich aufweisen. Der Schwarm wurde am 26. September durch ein Erdbeben der Magnitude 5,7 ausgelöst. Seitdem gab es 93 Beben, die in den Listen des EMSCs angezeigt werden. Die Hypozentren liegen in 10 km Tiefe. Gestern ereignete sich ein zweiter starker Erdstoß Mw 5,7. Wer jetzt aber denkt, dass die Beben mit der Aktivität auf Island assoziiert sind, den muss ich leider enttäuschen: sie ereignen sich an einem Punkt des Mittelatlantischen Rückens, der 1374 km von der isländischen Hauptstadt Reykjavík entfernt liegt. Orte auf Grönland, oder in Neufundland liegen wesentlich näher.

Bei dem Schwarm wird es sich um tektonisch bedingte Erdbeben handeln. Dafür spricht nicht nur die Tiefe der Hypozentren, sondern auch der Umstand, dass es zuvor keine Beben in größeren Tiefen gegeben hat, die auf Magmenaufstieg hindeuteten.

Beim Mittelatlantischen-Rücken handelt es sich um die kontinentale Naht zwischen Nordamerika und Europa. Der Reykjanes-Rücken ist ein Teil des Mittelatlantischen-Rückens. Er beginnt an der isländischen Reykjanes-Halbinsel und verläuft am Grund des Atlantiks in südwestlicher Richtung. Der Rücken trennt das Islandbecken vom Irminger Becken vor der grönländischen Küste. Jenseits der Südspitze Grönlands und schon recht nahe beim kanadischen Neufundland, stößt der Reykjanes-Rücken auf das Charlie Gibbs Risssystem, dass in West-Ost Richtung streicht. Hierbei handelt es sich um 2 parallel verlaufende Transformstörungen (Blattverschiebungen) von mehr als 2000 km Länge, die den Mittelatlantischen Rücken unterbrechen und versetzen. Das Schwarmbeben manifestiert sich nahe des Kreuzungspunkte zwischen dem Reykjanes-Rücken und dem Charlie Gibbs Risssystem. Beide Störungszonen sind im Bodenrelief der Karte vom EMSC zu erkennen.