Vulkan-News am 06.07.23: Piton Fournaise

Staat: Frankreich | Koordinaten: 21.23, -55.71 | Aktivität: Lavaströme

Lavafront am Piton Fournaise stagniert

Am Piton de la Fournaise auf La Réunion geht der Vulkanausbruch weiter, allerdings mit leicht rückläufiger Tendenz. Bereits gestern berichteten die Vulkanologen vom OVPF, dass die Front des Lavastroms aus der Nordöstlichen Spalte stagnierte. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie die 1300 m Höhenmarke erreicht. Die aktivsten Teile des Lavastroms bewegten sich in der Region, die Grandes Pentes genannt wird und hatten sich zwischen 2 und 2,5 km von der Spalte entfernt. Die Förderrate lag zwischen 5 und 10 Kubikmeter pro Sekunde.

Heute Morgen wurde beobachtet, dass sich der aktive Teil der Eruptionsspalte auf einen Förderschlot beschränkt, um den sich ein Schlackenkegel formierte. Der Schlot war strombolianisch tätig und glühende Schlacken wurden einige 10er Meter hoch ausgeworfen. Die Lavastromaktivität hielt weiter in dem beschriebenen Bereich an, ließ aber nach.

Nach einem vulkanotektonischen Erdbeben der Magnitude 2,3 fiel gestern Abend der Tremor deutlich ab und bewegt sich seitdem auf niedrigem Niveau.

Der Piton de la Fournaise ist für seine häufigen Eruptionen bekannt. Im Durchschnitt bricht er alle neun Monate aus. Die Eruptionen sind oft spektakulär, aber in der Regel nicht explosiv. Stattdessen fließt die Lava relativ ruhig aus dem Vulkan und breitet sich über die umliegende Landschaft aus. Der Vulkan wird vom OVPF sorgfältig überwacht, um Ausbrüche vorherzusagen und die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten. Es gibt seismische Überwachungssysteme, GPS-Messungen und regelmäßige Überflüge, um den Zustand des Vulkans zu beobachten.

Der Piton de la Fournaise ist auch ein beliebtes Touristenziel auf La Réunion. Besucher können Wanderungen unternehmen, um den Vulkan und seine beeindruckende Landschaft zu erkunden. Es gibt markierte Wanderwege, die es ermöglichen, die Lavaflüsse und Krater aus sicherer Entfernung zu besichtigen.

Vulkan Fagradalsfjall mit Intrusion am 06.07.23

Erdbeben aufgrund von Magmenaufstieg unter Fagradalsfjall halten an

Das Schwarmbeben unter dem isländischen Vulkan Fagradalsfjall hält auch den zweiten Tag in Folge an und macht keine Anzeichen aufzuhören. In den letzten Stunden nahm die Anzahl der Erdbeben etwas ab, aber solche Fluktuationen sah man auch bereits bei ähnlichen Ereignissen in den Jahren 2021 und 2022. Der Erdbebenschwarm zählt über 4000 Einzelbeben, von denen 3400 in den Tabellen auf der Website von IMO angezeigt werden. 13 Erdbeben hatten Magnitude im 4er-Bereich. Der stärkste Erdstoß brachte es gestern auf M 4,8. Insgesamt 90 Erschütterungen hatten Magnituden ab 3.

Die Vulkanologen von IMO stuften gestern den Alarmstatus des Vulkans auf „orange“ hoch und halten es für sehr gut möglich, dass in den nächsten Stunden oder Tagen ein neuer Vulkanausbruch beginnt. Sie beobachteten eine aufwärtsgerichtete Verlagerung der Erdbeben, die in ca. 8 km Tiefe begannen und mittlerweile bei einer Tiefe von 2-3 km angekommen sind. Die Beben manifestieren sich in einer langgestreckten Zone, die im Nordosten des Fagradalsfjall-Vulkans beginnt und im Südwesten des Vulkans Keilir endet. Das entspricht der Lage des magmatischen Gangs, der sich bereits im den letzten beiden Jahren vor den Eruptionen am Fagradalsfjall gebildet hatte. Das Magma steigt also wieder entlang des gleichen Risssystems auf, wie es 2021 und 2022 der Fall war. Während sich die erste Eruption durch wochenlange Erdbeben angekündigt hatte, startete der zweite Vulkanausbruch im letzten Jahr nach wenigen Tagen. Allerdings hatte es damals auch Wochen vor der Eruption Magmaansammlungen an anderen Stellen der Region um Grindavik und dem Thermalkraftwerk Svartsengi gegeben. Doch auf Island vertritt man die Meinung, dass es diesmal schneller zu einer neuen Eruption kommen könnte. Wie immer besteht trotzdem die Möglichkeit, dass das Magma kurz unter der Oberfläche in der Kruste stecken bleibt und eine Eruption ausbleibt.

Ich halte zwar auch einem baldigen Ausbruch für wahrscheinlich, allerdings finde ich die Bodenhebung von 3 cm noch zu gering, als dass ich meinen würde, dass es bereits in den nächsten Stunden losgeht. Vor der letzten Eruption betrug die Bodenhebung 16 cm. Es kann aber auch sein, dass die GPS-Messungen ungenau sind und die tatsächlichen Werte höher sind. Hier müssen wir auf ein Interferogramm warten. Weiterhin ist es möglich, dass der Untergrund unter dem Vulkan so geschwächt ist, dass jetzt ein geringerer Druck reicht, um eine Eruption auszulösen.

Die großen isländischen Medienanstalten laufen bereits warm und haben wieder ihre LiveCams online gebracht. Sie blicken in Richtung Fagradalsfjall und Keilir. Ich habe sie auf der Fagradalsfjall-Live-Seite eingebunden.

Interessant ist auch diese 3D-Grafik, die Mike entdeckt hat. Dort erkennt man sehr schön die Lage der Erdbeben, die den Verlauf des magmatischen Gangs widerspiegeln.

Piton Fournaise am 04.07.23

Staat: Frankreich | Koordinaten: 21.23, -55.71 | Aktivität: Lavastrom

Vulkanausbruch am Piton de la Fournaise geht weiter

Der Vulkanausbruch am Piton de la Fournaise setzt sich fort, und ein Lavastrom fließt im Südosten des Vulkans. Der zweite Lavastrom im Norden des Osthangs hat seine Aktivität gestern Abend eingestellt. Er begann vor dem derzeit aktiven Strom zu fließen. Die Förderrate des verbleibenden Lavastroms aus der südöstlichen Eruptionsspalte schreitet nur langsam voran. Die Geschwindigkeit der Lavafront wird auf 40 m pro Stunde geschätzt. Der Lavastrom ist mehr als 3,5 km lang und noch mehr als 2 km von der Küstenstraße RN 2 entfernt. Abends versammeln sich an der Straße viele Schaulustige, um den Lavastrom aus der Ferne zu besichtigen. Eine Annäherung an die Lava ist verboten, und es ist klar, dass die Küstenstraße gesperrt werden wird, sobald die Lava sich ihr nähert. Der Lavastrom hat bald die Basis des steilen Abhangs der Enclos Fouqué erreicht. Dort nimmt das Gefälle ab, und der Lavastrom wird noch langsamer werden. Gestern wurde die Förderrate auf 5 bis 20 Kubikmeter pro Sekunde geschätzt, und es ist fraglich, ob diese Förderrate ausreichen wird, damit die Lava die Straße erreicht. Trotzdem ist der Ausbruch interessant, da es der erste seit vielen Jahren ist, der sich auf dem Osthang in Richtung Küste bewegt.

Der Tremor nahm gestern sprunghaft ab, ist seitdem aber stabil. Die Wärmestrahlung betrug zuletzt 312 MW. Aktuell hängt der Vulkan in Wolken und Beobachtungen sind unmöglich.

In den Jahren 2004 und 2007 gab es größere Eruptionen am Piton de la Fournaise, bei denen die Lavaströme den Ozean erreichten. 2004 waren die Absperrungen noch nicht so rigoros wie heute, und die Behörden erlaubten Interessierten den Besuch der Lavafront am Ocean Entry. Damals herrschte ein ziemlich großer Andrang von Besuchern, und es kam natürlich zu einigen Verletzungen und verirrten Personen, weshalb seitdem die Eruptionsgebiete großräumig abgesperrt werden. Es erfordert zwar beträchtlichen Aufwand, Menschenmassen am Vulkan zu überwachen, aber ich finde die neue Sicherheitspolitik bedauerlich. Damals wurde das Vulkanobservatorium von einem deutschstämmigen Vulkanologen geleitet, der viel Kritik einstecken musste, weil er Besuchern ermöglichte, die Eruptionen aus nächster Nähe zu betrachten. Leider kam es 1998 zu einem tödlichen Unfall eines Kindes, weshalb die Nachfolgerin der Leitung des Observatoriums und der Zivilschutz nun eine rigorose Sperrung der Eruptionszentren durchführen.

Vulkan Erta Alé mit Aktivitätssteigerung am 04.07.23

Erta Alé mit thermischer Anomalie

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Aktivität: Hawaiianisch

Update 10:30 Uhr: Tatsächlich ist ein Video von einheimischen Guides von Afar Tourism bei FB geteilt worden, das die Aktivität zeigt. Sie geht von einem Hornito aus, der sich auf der Erstarrungskruste des Lavasees im Südkrater bildete. Aus dem Hornito strömt ein Lavastrom, der den Kraterboden flutet. Zudem gibt es wildes Lavaspattering. Verlässliche Prognosen über den weiteren Eruptionsverlauf lassen sich nicht anstellen, dennoch lässt sich sagen, dass ähnliche Ereignisse bereits früher vorkamen und nur wenige Tage anhielten. Dennoch ist es nicht ausgeschlossen, dass sich die Aktivität des Vulkans längerfristig steigern wird. Es ist auch im Bereich des Möglichen, dass sich bald wieder ein aktiver Lavasee etabliert.

Originalmeldung: Vom äthiopischen Vulkan Erta Alé geht derzeit eine verstärkte Wärmestrahlung aus, die stärker ist als in den letzten Monaten. Diese erzeugt eine Anomalie, die einen Großteil des Südkraters einnimmt. Es ist möglich, dass eine größere Öffnung im Deckel über dem Lavasee entstanden ist oder dass ein Lavastrom über die erstarrte Oberfläche geflossen ist.

Berichte von Augenzeugen über die Ereignisse an diesem abgelegenen Vulkan sind selten geworden. Dies dürfte einerseits auf die weiterhin instabile Lage in der Region nach einem lokalen Bürgerkrieg zurückzuführen sein, andererseits auf die extrem gestiegenen Reisekosten mit Expeditions- und Safaricharakter. Neben Habgier sind hierfür die starke Inflation aufgrund von Corona, dem Ukraine-Krieg und Klimaschutzmaßnahmen verantwortlich, sowie die hohe Nachfrage nach Reisen bei gleichzeitig eingeschränkten Flugkapazitäten und fehlenden Arbeitskräften in der Tourismusbranche. Aufgrund des Stillstands durch die Corona-Pandemie haben zudem viele Anbieter ihr Angebot eingestellt.


Nyiragongo und Nyamuragira sind fast kalt

Staat: DRK | Koordinaten:-1.52, 29.25 | Aktivität: Fumarolisch

Das dritte afrikanische Vulkangebiet, in dem wir in den letzten Jahren Aktivität beobachtet haben, zeigt derzeit eine eher geringe Aktivität. Nur bei genauer Betrachtung der Satellitenfotos des Nyiragongo ist eine thermische Anomalie zu erkennen. Sie ist nur wenige Pixel groß und dürfte von heißen Gasen im Schlot stammen. Derzeit gibt es keinen Lavasee dort. Auch der Nyamuragira ist inaktiv.

Ol Doinyo Lengai mit News am 04.07.23

Ol Doinyo Lengai mit thermischem Signal

Staat: Tansania | Koordinaten: -2.76 ; 39.91 | Aktivität: Effusiv

Im ostafrikanischen Tansania ist der Vulkan Ol Doinyo Lengai weiterhin aktiv. Das lässt sich anhand der Wärmesignatur des Vulkans erkennen, die mithilfe von Satelliten detektiert wurde und über Sentinel Hub eingesehen werden kann. Auf Infrarot-Satellitenbildern ist im Krater eine thermische Anomalie zu erkennen. Diese entsteht durch die extrem dünnflüssige Schmelze natriumkarbonatischer Lava, für die der Vulkan berühmt ist. Diese Lava brodelt in sogenannten Hornitos und tritt zeitweise aus ihnen aus.

Auf neuen Fotos, die im Rahmen einer französischen Expedition im Juni aufgenommen wurden, kann man sehr gut erkennen, dass sich im Zentrum des Kraters ein Cluster von Hornitos befindet. Die Morphologie dieses Clusters verändert sich ständig. Das Team beobachtete den Vulkan drei Tage lang und beobachtete Aktivität in mehreren der schornsteinähnlichen Gebilde. Die Spitze eines Hornitos war eingestürzt und gab den Blick auf einen Lavapool in seinem Inneren frei, während die Spitze eines anderen Hornitos intakt war und sich zur Öffnung hin stark verjüngte. Von dort schossen zeitweise beeindruckend hohe Lavajets empor, die auf eindrucksvollen Fotos festgehalten wurden. Drohnenaufnahmen zeigen auch einen Überblick über den Kraterkegel. Dieser entstand bei starken Eruptionen im Jahr 2008 und befindet sich auf der früheren Kraterplattform. Leider handelt es sich dabei um ein instabiles Gebilde: Auf einem Bild sind große Risse zu erkennen, die zunächst parallel zur Plattform verlaufen und dann diagonal durch die Kraterwand ziehen. Spätestens, wenn der Pit sich bis zur flacheren Schräge des Kraters aufgefüllt hat, was in 2-3 Jahren der Fall sein könnte, besteht die Gefahr eines Zusammenbruchs des beschriebenen Abschnitts des Kraterrandes. Dies könnte zu einem großen Schuttlawinenabgang führen, der das Potenzial hat, den Fuß des Vulkans zu erreichen. Dadurch könnte eine Bresche in der Kraterwand entstehen, durch die Lava fließen könnte.

Kollapsereignisse am Lengai sind keine Seltenheit, denn schon vor der Besiedlung der Region durch die Massai kam es zu großen Flankenrutschungen, bei denen Material fast bis zum Lake Natron transportiert wurde.

Piton Fournaise am 03.07.23

Staat: Frankreich | Koordinaten: 21.23, -55.71 | Aktivität: Lavaströme

Weitere Eruptionsspalten öffneten sich am Piton Fournaise

Gestern war ein spannender Tag am Piton de la Fournaise. In dem französischen Überseedepartment La Réunion brach morgens der Inselvulkan aus. Zuerst öffnete sich eine gut 300 Meter lange Eruptionsspalte im Nordosten des Vulkans. Sie befand sich auf einer Höhe von 2050 Metern am unteren Hang des Kraterkegels Dolomieu. Die Förderrate dieser Spalte war relativ bescheiden, und sie versiegte im Laufe des Tages.

Am Nachmittag gegen 13:30 Uhr Ortszeit entstand ein neues Risssystem unterhalb der ersten Spalte. In einer Höhe von 1800 Metern entstanden drei Risse in der Nähe des Kraters Fontaine. Die Förderrate war auch hier relativ bescheiden, aber es bildete sich ein Schlackenkegel, und ein Lavastrom floss, der bis zum Abend einige hundert Meter weit gereicht hatte.

Gegen Abend, genauer um 17:50 Uhr, kam es zu einer weiteren Rissbildung. Diesmal öffnete sich eine Eruptionsspalte im Südosten des Vulkans, aber immer noch in der hufeisenförmigen Depression der Caldera. Diese Spalte liegt über 3 km von den ersten Eruptionsspalten entfernt, oberhalb des Kraters Grand Bénard, der beim Ausbruch von 1972 entstanden ist und sich auf einer Höhe von 1800 Metern befindet. Diese Eruptionsspalte erwies sich bis jetzt als das aktivste der drei Eruptionszentren. Innerhalb von 4 Stunden überwand die Lavafront gut 500 Höhenmeter und befand sich am späten Abend auf einer Höhe von 1300 Metern. Sie erreichte die Vegetationsgrenze im Grand Brulé. Erste Schätzungen der Förderrate, die mittels Messung der Wärmestrahlung via Satellit durchgeführt wurden, ergaben einen Fluss von 12 Kubikmetern Lava pro Sekunde. Aus der ersten Spalte wurden nur etwa 5 Kubikmeter pro Sekunde gefördert. Gestern Abend wurde bei MIROVA eine Wärmestrahlung mit einer Leistung von 4326 MW angezeigt.
Eruptionen, bei denen sich an verschiedenen Orten des Vulkans mehrere Eruptionsspalten öffnen, zählen gewöhnlich zu den spannendsten Ausbrüchen am Fournaise. Insbesondere Spaltenöffnungen im Osten haben das Potenzial, größere Lavaströme zu erzeugen, die den Ozean erreichen könnten. Da sich die Aufheizphase des Vulkans diesmal über mehrere Wochen hinzog und währenddessen öfter mit einem Ausbruch gerechnet wurde, könnte sich entsprechend viel Magma angesammelt haben, sodass die Eruption länger andauern könnte. Weitere Spaltenöffnungen sind möglich, obwohl es derzeit keine Hinweise darauf gibt.

Vulkanausbruch Piton Fournaise – News vom 02.07.23

Staat: Frankreich | Koordinaten: 21.23, -55.71 | Aktivität: Effusive Eruption

Neuer Ausbruch am Piton de la Fournaise hat begonnen

Heute Morgen begann ein neuer Vulkanausbruch am französischen Vulkan Piton de la Fournaise, der auf der Insel La Réunion im Indischen Ozean liegt. Viele Informationen gibt es bis jetzt nicht: Nach einer kurzen seismischen Krise mit schneller Bodenhebung, die um 7:36 Uhr Ortszeit einsetzte, öffnete sich um 8:30 Uhr auf der Ostflanke des Kraterkegels Dolomieu eine Eruptionsspalte. Der Alarmstatus wurde auf „2“ erhöht und der Zugang zur Caldera gesperrt.

Erste Fotos zeigen einen mehrere hundert Meter langen Riss, aus dem Lava strömt. An mehreren Stellen auf dem Riss gibt es kleine Lavafontänen, die kurze Lavaströme speisen. Sie vereinen sich zu einen etwas größeren Strom. Größere Lavafontänen sind nicht auszumachen, es scheint sich bis jetzt um einen kleineren effusiven Ausbruch zu handeln.

In den vergangenen Wochen gab es bereits 2 Ausbruchsversuche, die sich in seismische Krisen und Bodenhebung äußerten, doch bis heute schaffte es das Magma nicht bis zur Oberfläche durchzudringen. Dass der aktuelle Ausbruch nach einer so kurzen seismischen Krise begann, zeigt, dass sich das Magma bereits relativ nahe der Oberfläche akkumulierte. Seit Mai gab es eine schwache, aber beständige Inflation des Vulkans und die erste Eruption des Jahres kam nicht völlig überraschen, obwohl man nicht ausgerechnet heute mit einem Vulkanausbruch rechnete.

Die Spalte liegt auf der Ostseite des Vulkans, dort, wo sich die Caldera Enclose Fouqué zum Meer hin öffnet. Die nächstgelegenen Livecam steht am Nordrand der hufeisenförmigen Depression, ziemlich weit unten an der Küstenstraße auf dem Piton des Cascades. Sie erlaubt nur einen Fernblick auf da Geschehen, der zu allem Überfluss häufig von Wolken verhangen ist. Trotzdem kann sich ein Blick lohnen.

Update 17:00 Uhr: Auf der Livecam sieht man, dass sich offenbar eine zweite Eruptionsspalte geöffnet hat, die sich weiter südlich befindet. Der Lava-Ausstoß im Nordosten hat sich gegenüber heute Vormittag intensiviert. Auch hier öffnete sich mittags eine weitere Spalte.

Erdbeben auf Island: Blafjöll am 01.07.06

Schwarmbeben am isländischen Blafjöll

Im Süden von Island, im Übergangsbereich zwischen der Reykjanes-Halbinsel und Südisland, manifestierte sich heute Früh ein Schwarmbeben. Die Isländische Meteorologische Behörde (IMO) meldet in dem Gebiet 140 Erschütterungen. Sie wurden 4,0 km südwestlich von Litla Kaffistofan lokalisiert und lagen in einer Tiefe von etwa 5 km. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 1,4. Blafjöll ist eine vulkanische Erhebung, die wegen ihres Wintersportgebiets bekannt ist und zum Vulkansystem Brennisteinsfjöll gehört, welches ebenfalls eines der fünf großen Rissysteme auf Reykjanes bildet. Schwarmbeben sind in diesem Gebiet nicht ungewöhnlich und kamen seit 2021 häufiger vor. Am Tag zuvor gab es ein Schwarmbeben bei Krisuvik, einem Vulkangebiet, das mit dem magmatischen Gang am Fagradalsfjall assoziiert ist. Seit Anfang Mai ist eine kontinuierliche Zunahme der Seismizität auf der Halbinsel zu beobachten, die meiner Meinung nach mit magmatischen Prozessen an der Grenze zur Asthenosphäre gekoppelt sein könnten, obwohl es dort selbst keine Erdbeben gibt.

Definitiv mit magmatischen Prozessen gekoppelt ist die seismische Aktivität unter der Katla-Caldera. Nach dem Schwarmbeben gestern gab es nur noch vereinzelte Erdbeben. Das stärkste Beben gestern hatte eine Magnitude von 4,4 und wurde von Leuten gespürt, die sich bei Thorsmörk aufhielten. IMO veröffentlichte ein Statement, nachdem man im Fluss Múlakvísl eine erhöhte elektrische Leitfähigkeit gemessen hat. Diese kommt sehr wahrscheinlich durch vulkanische Mineralien und Gase im Wasser zustande. Zudem wurde am Gletscher eine erhöhte Konzentration vulkanischer Gase gemessen. Die Interpretation der Messungen lässt auf geothermische Aktivität schließen, magmatische Bewegungen können jedoch nicht ausgeschlossen werden. Die geothermische Aktivität eines Vulkans steht im Allgemeinen im direkten Zusammenhang mit einem Magmenkörper unter dem Vulkan, von dem Erdwärme und Fluide ausgehen. Warum dies im Bereich der Katla gehäuft während des Sommers auftritt, ist unklar. Dieser Umstand führt in den Sozialen Medien zu Spekulationen über einen anderen Ursprung der Erdbeben: Man vermutet Eisbruch, der durch Eisschmelze während des Sommers verursacht werden soll. Diese Spekulationen werden durch den Umstand verstärkt, dass die Erdbeben zum großen Teil in nur 100 m Tiefe (unter dem Meeresspiegel) liegen. Meiner Meinung nach sind viele der Erdbeben zu stark, als dass sie durch Eisbruch hervorgerufen werden könnten. Sollte dem so sein, würde ich auch sichtbare Depressionen im Gletschereis erwarten. Was dagegen spricht, ist, dass die Erdbeben praktisch nur im Bereich der Caldera auftreten, wo das Eis am dicksten ist und durch sommerliche Temperaturen an der Oberfläche kaum beeinflusst werden dürfte. Über der Caldera ist die Eisschicht des Myrdalsjökull 500-600 Meter mächtig. Vergleichbare Effekte müssten auch an anderen Gletschern auftreten, was aber derzeit nicht der Fall ist.

Vulkan Taal mit phreatischen Eruptionen – News vom 01.07.23

Philippinischer Taal-Vulkan erzeugte phreatische Eruptionen

Staat: Philippinen | Lokation: 14.002; 120.99 | Aktivität: Phreatisch

Gestern meldete PHILVOLCS zwei phreatische Explosionen, die vom Kratersee auf Vulcano Island ausgingen. Sie erzeugten voluminöse Dampfwolken, die bis auf eine Höhe von 2400 m aufstiegen und in Richtung Südwesten und Nordosten drifteten. Das Kraterseewasser war bereits vor den Eruptionen durch starke Turbulenzen aufgewühlt, und es wurde ein hoher Schwefeldioxid-Ausstoß festgestellt. Am Tag vor der Eruption belief sich der Schwefeldioxid-Ausstoß auf 7480 Tonnen. Die beiden Wasserdampfexplosionen haben den Druck im Krater verringert, da gestern nur noch eine Schwefeldioxid-Emission von 1165 Tonnen festgestellt wurde. Der Dampf stieg immer noch etwa 1200 m hoch. Darüber hinaus wurden 11 vulkanisch bedingte Erdbeben registriert, von denen 4 als Tremorphasen identifiziert wurden. Der pH-Wert des Wassers ist stabil geblieben und liegt bei 0,48, was extrem sauer ist. Die Wassertemperatur beträgt 74,1 Grad Celsius. Während die allgemeine Tendenz der Bodendeformation im gesamten Calderabereich ein negatives Vorzeichen aufweist und auf Subsidenz hindeutet, haben Neigungsmesser und GPS-Messungen eine Bodenhebung durch Inflation im Bereich von Volcano Island festgestellt. Dort könnte sich ein neuer Magmenkörper bilden. Ob diese Intrusion letztendlich zu einem neuen magmatischen Ausbruch führen wird, ist ungewiss, aber es besteht eine entsprechende Gefahr. Daher steht der Alarmstatus auf „1“. Meiner Meinung nach wäre eine Anhebung auf „2“ angebracht, da es immerhin erneut zu phreatischen Eruptionen gekommen ist. Unter Alarmstufe „1“ gilt jedoch ein Zugangsverbot zu Volcano Island. Insbesondere wird davor gewarnt, sich dem Kraterbereich und den Daang-Kastila-Rissen zu nähern. Es besteht außerdem ein Überflugverbot.

Die Vulkanologen von PHILVOLCS warnen davor, dass es zu weiteren phreatischen Eruptionen kommen könnte, die auch geringe Mengen an Asche enthalten können. Weitere Gefahren gehen von Gasemissionen und Erdbeben aus. Ansonsten scheint man vor Ort derzeit relativ entspannt zu sein.

Mayon mit erhöhter Aktivität

Staat: Philippinen | Koordinaten: 13.25123.68 | Aktivität: Dom

Am Vulkan Mayon ist die Situation jedoch weniger entspannt, da er weiterhin stark aktiv ist. Gestern gab es erneut eine signifikante Zunahme der Seismizität, als 65 vulkanisch bedingte Erdbeben registriert wurden. Zudem lösten sich 265 Schuttlawinen. Bemerkenswert sind auch 17 pyroklastische Ströme, die sich vom Dom und den Fronten der Lavaströme lösten. Der längere der beiden Ströme ist erstmals über 2 km weit geflossen. Es wird eine starke Wärmeanomalie detektiert, die gestern eine Leistung von bis zu 206 MW erzeugte. Ein Ende der Eruption ist nicht in Sicht.