Gletscherlauf auf Island am 29.08.23

Gletscherlauf im isländischen Fluss Skaftá hat begonnen

Heute Nacht begannen im isländischen Fluss Skaftá Wasserpegel und elektrische Leitfähigkeit zu steigen. Die Wissenschaflter vom IMO nehmen das als Indiz, dass ein Gletscherlauf begonnen hat. Die Skaftá entwässert den Gletscher Vatnajökull und das zusätzliche Wasser stammt aus zwei subglazialen Kavernen, in denen sich Schmelzwasser des Vulkans Grimsvötn sammelt. Durch die Erdwärme, die unter Grimsvötn überwiegend an Fumarolen entweicht, wird das Eis geschmolzen. Ob beide Kavernen entwässern, oder ob nur eine den Gletscherlauf verursacht, ist bis jetzt unklar und Gegenstand weiterer IMO-Untersuchungen. Die Frage ist nicht nur von akademischer Bedeutung, denn durch Druckentlastung des abfließenden Schmelzwassers könnte ein Ausbruch des Vulkans Grimsvötn getriggert werden. Dabei ist das Ausbruchsrisiko größer, wenn die östlich gelegene Kaverne Eystri-Skaftárkatl entwässert, da sie näher am Vulkan als die westliche Kaverne Vestari liegt.

Der Wasserdurchfluss betrug gestern Abend 600 Kubikmeter pro Sekunde und zeigte eine steigende Tendenz. Bei großen Gletscherläufen geht nicht nur eine Gefahr von einem drohenden Vulkanausbruch aus, sondern das Wasser selbst kann Zerstörungen anrichten. Neben Überflutung der Ringstraße könnten im Extremfall auch Dämme und Brücken zerstört werden.

Der letzte große Gletschelauf, bei dem beide Kavernen entwässerten, war vor gut 2 Jahren. Damals hielt ich mich wegen der ersten Fagradalsfjall-Eruption auf Island auf und konnte den Gletscherlauf fotografieren. Ein Ausbruch des Grimsvötn blieb aber aus. Die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas jetzt passiert, halte ich für vergleichsweise gering: Eine Eruption des Vulkans ist zwar genauso überfällig wie Eruptionen von Katla und Hekla, allerdings war Grimsvötn in den letzten Monaten vergleichsweise ruhig. Dennoch könnte sich Magma im Untergrund befinden, denn in den letzten Jahren gab es vor der aktuellen Ruhephase inflationsbedingte Bodenhebung.

Vulkan-News am 29.08.23: Popocatepetl

Popocatepetl: Aschewolke und Tremor

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

Am mexikanischen Vulkan Popocatepetl bleibt der Tremor weiterhin erhöht. Gestern berichtete CENAPRED von einem insgesamt 349 Minuten lang anhaltenden Tremor. Es wurden jedoch nur 9 Asche-Dampf-Exhalationen beobachtet. Dafür wurde heute eine Aschewolke gemeldet, die laut VAAC eine Höhe von 7600 m erreichte und in nordwestliche Richtung getragen wurde. Auf nächtlichen Live-Webcam-Bildern ist eine beleuchtete Dampfwolke sichtbar, was darauf hinweist, dass sich glühende Lava im Schlot befindet oder sogar ein Lavakuppel wächst.


Phreatische Eruptionen am Rincon de la Vieja

Staat: Costa Rica | Koordinaten: 10.83, -85.32 | Aktivität: Phreatisch

Am Rincon de la Vieja in Costa Rica ereigneten sich gestern Abend 2 phreatische Eruptionen, die im Kratersee des Vulkans stattfanden. Diese Eruptionen führten zur Freisetzung von Dampfwolken, die eine Höhe von bis zu 3000 m über der Kraterhöhe erreichten. Normalerweise steigen die Dampfwolken phreatischer Eruptionen nicht in solch große Höhen auf. Jedoch herrschte gestern Windstille, wodurch die Eruptionswolken senkrecht aufstiegen, ohne vom Wind verweht zu werden. Berichten des zuständigen Observatoriums OVISCORI-UNA zufolge lösten die Eruptionen einen kleinen Lahar aus. Dies geschah höchstwahrscheinlich durch die Explosionskraft, die Wasser aus dem Kratersee herausgeschleudert und über den Kraterrand geschwappt hat. Die Explosionen verursachten lediglich schwache seismische Signale. Obwohl es keine Vorwarnungen gab, besteht an aktiven Vulkanen mit Kraterseen immer eine latente Gefahr von phreatischen Ausbrüchen. Ähnliche Eruptionen fanden zuletzt im Mai statt.


Starke Seismizität am Kilauea

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Aktivität: Seismik

Am Kilauea auf Hawaii bleibt die seismische Aktivität auf einem hohen Niveau. Gestern wurden erneut mehr als 200 Erdstöße erfasst. In den meisten Tagen der letzten Woche waren es etwa 150 schwache Erdbeben. Die meisten dieser Beben treten entlang einer Linie südlich der Gipfelcaldera auf und haben Hypozentren in Tiefen von 2-3 km. Zudem wird eine Anhebung des Bodens festgestellt. Die Ausstoßmenge von Schwefeldioxid hat sich leicht auf 75 Tonnen pro Tag erhöht. Die Vulkanologen des HVO geben an, dass ähnliche Ereignisse vor den letzten Ausbrüchen auftraten. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass in den nächsten Tagen oder Wochen ein neuer Ausbruch im Gipfelbereich des Vulkans erfolgt. Vor dem letzten Ausbruch dauerten die Erdbebentätigkeiten mehrere Wochen an, bevor die Lava schließlich den Weg an die Erdoberfläche fand.

Vulkan Stromboli am 28.08.23

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Strombolianisch

Erhöhter Tremor am Stromboli

Am Inselvulkan Stromboli ist der Tremor erhöht. Auf dem Tremorgraphen erkennt man, dass die Tremoramplitude heute Morgen einen Peak beschrieb und seitdem im orangenen Bereich unterwegs ist. Nach einem Tief in der vergangenen Woche begann der Tremor bereits am Samstag langsam zu steigen. Eigentlich ist so ein Tremoranstieg typisch für einen Lavaüberlauf, allerdings kann man auf der Webcam aktuell keine entsprechende Thermalspur erkennen, obwohl es zu Abgängen von Geröll kommt. Dafür lässt sich Lavaspattering erahnen. In den letzten Tagen kam es öfters zu diesem Phänomen, welches oft ein Anzeichen dafür ist, dass sich am Stromboli eine stärkere Eruptionsphase zusammenbrauen könnte. Manchmal kann es allerdings Wochen dauern, bis sich die größere Eruption ereignet. Besonders kritisch wird es bei lang anhaltendem Spattering, dessen Intensität sich steigert. In den letzten Tagen scheint die normale strombolianische Tätigkeit bereits zugenommen zu haben und in unserer FB-Gruppe werden häufiger Screenshots der Ereignisse geteilt.

Betrachtet man die mehrjährige Grafik für die Rate der Erdbeben mit sehr langen Perioden, dann erkennt man, dass es dieses Jahr wieder einen steigenden Trend dieser Erschütterungen gibt, die mit Magmenbewegungen im Zusammenhang stehen. Ihr Wert bewegt sich an der Schwelle zum roten Bereich und ist höher, als es im letzten Jahr der Fall war. Vergangenes Jahr gab es aber auch Phasen mit erhöhter Aktivität. Die meisten VLP-Erdbeben gab es 2006/7 und 2014/15, als es zu einer größeren Flankeneruption kam, sowie in den Phasen mit Paroxysmen. Sollte der aktuelle Trend anhalten, dann liefert dieser Chart ein weiteres Indiz dafür, dass sich am Stromboli langsam wieder eine größere Eruption aufbauen könnte. Im letzten Wochenbericht vom INGV zeigten sich die meisten geophysikalischen Parameter allerdings unauffällig.

Soufrière Hills Vulkan mit News am 28.08.23

Staat: GBR/Montserrat | Lokation: 16.717-62.17 | Aktivität: Fumarolisch

Soufrière Hills auf Montserrat mit heißen Fumarolen

Es ist schon eine Weile her, dass ich das letzte Mal eine Meldung zum Soufrière Hills Vulkan auf der Karibikinsel Montserrat (bei der es sich um ein britisches Überseegebiet handelt) verfassen durfte, doch heute meldet sich der Vulkan in den News zurück: Die Wissenschaftler vom MVO (Montserrat Volcano Observatory) veröffentlichten Webcam-Bilder des Doms, der sich ausnahmsweise bei bestem Wetter wolkenfrei präsentierte. Die eingesetzte Webcam besteht eigentlich aus 2 Kameras und besitzt einen hochempfindlichen Low-Light-Sensor für Nachtaufnahmen und einen Infrarotsensor für Fotos, auf denen man die Wärmestrahlung gut sehen kann. Die so entstandenen Bilder enthüllen mehrere heiße Fumarolen am Lavadom, die man mit bloßem Auge nicht erkennen kann.

Im letzten Wochen-Update, das am 25. August erschien, hieß es, dass die Aktivität am Soufrière Hills gering sei. Es wurden 9 vulkanotektonische Erdbeben aufgezeichnet. Ein einziges Erdbeben stammte von einem Steinschlag. Bei Gasmessungen in der Vorwoche wurde festgestellt, dass täglich ca. 450 Tonnen Schwefeldioxid emittiert werden. Der Lavadom wird als groß beschrieben und es soll ein hohes Gefahrenpotenzial durch Abgänge pyroklastischer Ströme bestehen, die sich vom Dom lösen könnten. Das wirft bei mir die Frage auf, ob der Dom tatsächlich noch aktiv wächst, oder ob man befürchtet, dass die Lava des Doms auch mehr als 10 Jahre seit dem letzten bekannten Eruptionsschub noch so heiß und gasreich ist, dass nicht nur Schuttlawinen entstehen können, wenn es zu Kollapsereignissen kommen sollte. Jedenfalls warnen die Vulkanologen davor, das Sperrgebiet zu betreten, da jederzeit pyroklastische Ströme entstehen könnten. Besonders gefährlich soll es demnach im Bereich der alten Inselhauptstadt Plymouth sein, die inzwischen von den vulkanischen Ablagerungen zum großen Teil verschüttet ist. Auch vor Laharen wird gewarnt, die vor allem entlang des Belham Valley auftreten könnten. Trotz des scheinbar hohen Gefahrenpotenzials steht die Warnstufe von Soufrière Hills auf „1“.

Der Vulkan brach zwischen 1995 bis 1997 groß aus und richtete auf Montserrat große Zerstörungen an. Unerwartet begann ein Lavadom zu wachsen und es gingen pyroklastische Ströme und Lahare ab, die um den Vulkan herum alles zerstörten. Der Soufrière Hills blieb auch nach diesem Ausbruch aktiv. Eruptionsphasen sind aus den Jahren 2003 und 2009 bekannt. Diese Ausbrüche führten zu weiteren Schäden und erzwangen zusätzliche Evakuierungen.

Während die vergleichsweise geringe Seismizität darauf schließen lässt, dass aktuell kein oder nur wenig Magma aufsteigt, kann sich das mittelfristig betrachtet schnell ändern: eine neue Eruptionsphase des Vulkans ist jederzeit möglich, aber es muss in den nächsten Jahren nicht zwingend dazu kommen. Vor der Eruptionsphase von 1995/97 ruhte der Soufrière Hills für mehr als 300 Jahre.

Vulkan Sangay am 27.08.23

Staat: Ecuador | Koordinaten: -2.00, -78.34 | Aktivität: Vulcanianisch

Starke thermische Anomalie und Aschewolken am Sangay

In Ecuador bleibt der Sangay aktiv und emittiert eine starke thermische Strahlung, die bei MIROV angezeigt wird: Während sie gestern eine Leistung von 557 MW hatte, liegt der Wert heute bei 324 MW. Auf einem Satellitenfoto der letzten Woche erkennt man eine ausgeprägte thermische Anomalie. Die Strahlung geht vom Südkrater aus und wird mit dem Wachstum eines Lavadoms in Verbindung stehen. Temporär ist ein zäher Lavastrom unterwegs, der durch eine Scharte auf der Südflanke des Vulkans unterwegs ist. Von seiner Front gehen Schuttlawinen aus rotglühenden Lavablöcken ab. Sie rollen bis auf einer Höhe von 1000 m unter dem Krater. Darüber hinaus kommt es zu Explosionen, bei denen Vulkanasche bis zu 2800 m über dem Krater aufsteigt. Diese Beobachtungen der ortsansässigen Vulkanologen vom IGPN gehen einher mit den VONA-Warnungen, denn die Satelliten registrieren Vulkanasche in einer Höhe von 7000 m. Ähnlich wie am Popocatepetl (siehe unten) driftet die Asche mit dem Wind und verteilt sich über ein großes Areal. Die Driftrichtung ist Westen. Ascheniederschlag wird aus den Gemeinden der Provinz Chimborazo gemeldet, insbesondere aus Cebadas im Kanton Guamote. Neben den Aschewolken erzeugt der Sangay eine große Anzahl schwächerer Explosionen, deren seismische Signale von den Seismometern registriert werden. Gestern wurden 943 dieser Signale festgestellt.

Die Katastrophenschutzbehörde warnt vor der Möglichkeit, dass es zur Entstehen von pyroklastischen Strömen und Lahars kommen kann. Besonders Lahars stellen am Sangay ein großes Problem dar. Die Schlammströme transportieren große Lavabrocken und Baumstämme. Das Material wird in den Flussbetten am Fuß des Vulkans abgelagert und verändert die Flussläufe. Dadurch kann es vermehrt zu Überflutungen kommen, von denen Gemeinden stromabwärts betroffen sind. Der Sangay entwässert in Richtung Amazonas.

Der Reventador ist ein weiterer aktiver Vulkan in Ecuador. Von ihm steigt Vulkanasche bis auf eine Höhe von 4700 m auf. Während der Alarmstatus des Sangay nur auf „gelb“ steht, befindet sich die Alarmstufe am Revantador auf „orange“. Bis Anfang Juli war der ecuadorianische Vulkan Cotopaxi ebenfalls aktiv und eruptierte Aschewolken, doch in den letzten Wochen hat die Tätigkeit hier stark nachgelassen.

Vulkan Popocatepetl mit Aschewolke am 27.08.23

Vulkan: Popocatepetl | Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

Aschewolke vom Popocatepetl stieg bis auf 7300 m Höhe auf

Nachdem es in den letzten Wochen vergleichsweise ruhig um den mexikanischen Vulkane Popocatepetl bestellt war, meldet er sich in den letzten Tagen wieder mit häufigeren Ascheeruptionen zurück. Heute gab es eine VONA-Warnung, nach der Vulkanasche bis auf einer Höhe von 7300 m aufgestiegen ist und in Richtung Norden driftete. Die Aschewolke legte mit dem starken Wind eine große Distanz zurück und tangierte sogar die Atlantikküste. Auf ihrem Weg verlor sie Asche und vor allem in Vulkannähe kam es zu Ascheniederschlag.

Die Eruption kam nicht überraschend, denn bereits seit einigen Tagen ist eine Aktivitätssteigerung am Popocatepetl zu beobachten. Diese Steigerung manifestiert sich nicht nur in den Eruptionen, sondern auch in den geophysikalischen Messwerten: vor allem steigerte sich der Tremor, der gestern bis zu 312 Minuten andauerte. Das sind mehr als 5 Stunden. Außerdem meldeten die Vulkanologen von CENAPRED eine langanhaltende Ascheemission von 218 Minuten Dauer. Es wurden 25 Asche-Dampf-Exhalationen festgestellt. Diese enthielten überwiegend Dampf und nur wenig Asche. Die Anzahl der Asche-Dampf-Wolken erscheint vergleichsweise gering, doch bedenkt man, dass es diese langanhaltende Exhalation gab, dann relativiert sich der Wert wieder.

Das letzte wolkenfreie Satellitenfoto stammte vom 19. August und zeigt eine ausgeprägte thermische Anomalie im Krater des Popocatepetl. MIROVA detektierte gestern eine moderate Wärmestrahlung mit einer Leistung von 24 MW. Auf nächtlichen Livecam-Aufnahmen ist eine illuminierte Dampfwolke zu sehen. Das sind Indizien dafür, dass im Förderschlot rotglühende Schmelze steht. Es ist auch denkbar, dass wieder ein kleiner Lavadom wächst. Dafür würde auch der langanhaltende Tremor sprechen. Allerdings gibt es nur relativ selten Inspektionsflüge über den Krater und so könnte der Dom bereits wieder von den Explosionen zerstört werden, bevor es eine visuelle Bestätigung seiner Existenz gibt.

Der Popocatepetl liegt ca. 60 km südöstlich des Stadtzentrums der mexikanischen Hauptstadt. Große Eruptionen könnten sich auf das Ballungsgebiet mit fast 9 Millionen Einwohnern katastrophal auswirken. Entsprechend gut überwacht ist der Vulkan.

Vulkan Stromboli mit News am 26.08.23

Lavaspattering und steigender Tremor am Stromboli

Wer heute Abend den Inselvulkan Stromboli beobachtet, der sieht nahezu kontinuierliches Lavaspattering und strombolianische Eruptionen aus dem nordöstlichen Kratersektor. Ein Blick auf den Tremorgraphen zeigt, dass die Tremoramplitude steigt und auf dem Weg zum roten Bereich ist. Die Aktivität begann sich bereits gestern Abend zu steigern, als es zu einem kleinen Lavaüberlauf gekommen war. Im oberen Bereich der Sciara del Fuoco hatte sich ein kurzer Lavastrom gebildet. Von der Lavafront gingen Schuttlawinen ab, die die Küste erreichen. Außerdem gab es intensive strombolianische Tätigkeit, die auf Screenshots der Livecam festgehalten wurden. Alles in allem sieht es so aus, als würde sich die Situation langsam wieder zuspitzen. Mich würde es nicht wundern, wenn wir bald wieder einen stärkeren Lavaüberlauf erleben würden. Bis jetzt scheint der Aufstieg zu den beiden Aussichtspunkten frei zu sein.

Heute gab es auch ein Erdbeben der Magnitude 2,1, das sich südöstlich vom Stromboli ereignete. Das Hypozentrum lag in der Asthenosphäre, jener Erdschicht, in der die Schmelze entsteht, die am Vulkan austritt.

Der Stromboli ist nicht der einzige Vulkan Siziliens, der Anzeichen der Unruhe von sich gibt: Am Ätna ereignete sich bereits vor einigen Tagen ein kleines Schwarmbeben im Nordosten beim Ort Linguaglossa. Die Beben manifestierten sich in Tiefen von mehr als 15 km und könnten von Magma verursacht worden sein, das in die Erdkruste eindringt. Darüber hinaus gab es auch heute wieder kleinere Ascheemissionen aus dem Neuen Südostkrater und es wurden Dampfringe gesichtet, die vom neuen Schlot in der Bocca Nuoca ausgestoßen werden. MIROVA registriert sporadisch eine schwache Thermalstrahlung. Die Tremoramplitude bewegt sich im gelben Bereich und zeigt einen schwachen Aufwärtstrend. Ähnlich wie am Stromboli nimmt die vulkanische Unruhe auch am Ätna zu und es sieht so aus, als würde der Druck im Kessel steigen. Noch ist es zu früh, um Prognosen abzugeben, wann der nächste Paroxysmus beginnt, doch zumindest die Chancen für einen neuen Ausbruch in den nächsten Tagen stehen nicht ganz so schlecht.

Vulkan Santiaguito mit Lahar – News vom 26.08.23

Am Vulkan Santiaguito ging ein Lahar ab

Starke Regenfälle am Vulkankomplex Santa Maria- Santiaguito lösten gestern einen Lahar aus. Der mittelstarke Schlammstrom floss zunächst entlang des Baches Cabello de Ángel und mündete dann in den Flüssen Nimá I und Samalá. Neben Schlamm wurden vulkanische Gesteinsblöcke von bis zu einem Meter Durchmesser von den Wassermassen transportiert. Außerdem wurden Äste und Baumstämme mitgerissen. Der Lahar erzeugte ein ausgeprägtes seismisches Signal, das die Skala sprengte und jedes vulkanisch bedingtes Erdbebensignal überdeckte.

Lahare entstehen, wenn Wasser abgelagerte Tephra am Vulkanhang mobilisiert. Die Schlammströme haben ein großes zerstörerisches Potenzial und fließen normalerweise entlang von Abflussrinnen und Flussläufen, können diese aber Verlassen und Überflutungen anrichten. Gerät man in einen Schlammstrom, sind die Überlebenschancen gering. Lahare sind fast so gefährlich wie pyroklastische Ströme, die am Santiaguito ebenfalls entstehen können. Der Domvulkan an der Flanke des Santa Maria ist aktiv und baut an seinem Lavadom. Vom Dom geht ein zäher Lavastrom aus, der in Richtung Südwesten fließt. Es entstehen Schuttlawinen und Explosionen lassen Vulkanasche bis zu 900 m über Kraterhöhe aufsteigen.

Fuego mit Explosionen

Der Santiaguito liegt im Westen Guatemalas. Weiter östlich befindet sich der Fuego, der auch immer wieder für Schlagzeilen sorgt. INSIVUMEH berichtet, dass pro Stunde 4–8 explosive Eruptionen entstehen, die Vulkanasche bis auf einer Höhe von 4700 m fördern. Die Aschewolken driften mit dem Wind bis zu 50 km weit und verursachen Ascheregen in den Gemeinden am Fuß des Vulkans. Teilweise ist ein tiefes Grollen zu hören.

Unser Vulkanverein „Vulkanologische-Gesellschaft e.V. “ betreibt am Fuego eine Webcam. Seit einigen Tagen sieht man am Bildrand ein Metallgerüst. Dieses ist für eine neue Kamera, die in den nächsten Tagen installiert werden soll. Zunächst ist ein einmonatiger Testbetrieb der neuen Kamera geplant, bevor entscheiden wird, ob wir sie kaufen. Während der Umstellung kann es sein, dass die Cam einige Tage offline ist.

Mount Arjuno Welirang – News vom 26.08.23

Flammen am Gipfel des Mount Arjuno Welirang gesichtet

Heute wurde in der indonesischen Presse ein Bericht über den Vulkan Arjuno Welirang veröffentlicht. Grund hierfür ist, dass Anwohner des Vulkans am 22. August nachts ein mysteriöses Leuchten über den Vulkan schweben sahen, das als Feuerschein interpretiert wurde. Die besorgten Menschen informierten das ESDM (Bergbaubehörde Indonesiens), welches sich nun in einem Statement äußerte. Die Wissenschaftler griffen auf die Beobachtungen des vulkanologischen Observatoriums zurück, nach denen der Welirang in den letzten Monaten fumarolisch aktiv war und Dampfwolken zwischen 20 und 70 m hoch ausstieß. Die Seismografen registrieren seit Anfang Juli sporadisch auftretende vulkanotektonische Erdbeben. Ihre Häufigkeit ist allerdings gering und gibt offenbar keinen Anlass zur Besorgnis. Darüber hinaus werden tektonische Erschütterungen registriert, die in kleinen Schwärmen auftreten. Die Fernerkundung via Satellit zeigte keine Auffälligkeiten. Thermische Anomalien wurden nicht detektiert. Dafür kann man auf den Satellitenfotos die Dampfwolken sehr gut erkennen, die an einigen Tagen besonders intensiv waren.

Der Vorsitzende der Bergbaubehörde, Hermansyah, kommt zu dem Schluss, dass die beobachteten Leuchterscheinungen durch intensiven Schwefelbrand verursacht wurden. Ähnlich wie am bekannteren Vulkan Kawah Ijen gibt es im Krater des Weligang ein Schwefelfeld, in dem Schwefel abgebaut wird. Gelegentlich kommt es hier also auch zu Schwefelbrand. Dafür müssen die Gastemperaturen sehr hoch sein. Unklar ist das Ausmaß des Schwefelbrandes. Wenn er so intensiv war, dass sein Lichtschein über den Krater schwebte, muss schon eine große Menge Schwefel abgefackelt sein. Möglicherweise griff das Feuer auf einen Haufen bereits abgebauten Schwefels über.

Arjuno Welirang liegt im Osten der indonesischen Insel Java, einige Kilometer westlich des bekannteren Vulkans Bromo. Auf Sentinel-Satellitenfotos erkennt man aktuell eine thermische Anomalie im Schot des Vulkans. Sie ist ausgeprägter, als es derzeit am Ätna der Fall ist. Auch am nahegelegenen Semeru erkennt man eine Anomalie. Sie geht vom Krater mit seinem Dom aus und reicht fast bis hinab zur Basis der Südostflanke. Dort scheint ein zäher Lavastrom unterwegs zu sein. Täglich gibt es über 100 strombolianische Eruptionen.