Vulkan Poas mit Eruption – News vom 07.08.23

Staat: Costa Rica | Koordinaten: 0.2, -84.23 | Aktivität: Phreatisch

Phreatische Eruption am Poás in Costa Rica

Bereits vorgestern hat es eine phreatische Eruption im Kratersee des costa-ricanischen Vulkans Poás gegeben. Das geht aus einer Mitteilung von ORVISCORI-UNA hervor, die gestern auf FB geteilt wurde. Demnach sprachen die Seismometer um 16:5 Uhr Ortszeit an und detektierten seismische Explosionssignale, die von 3 verschiedenen Punkten/Schloten im Krater ausgingen. An 2 Stellen schossen kleinere Eruptionswolken bis zu 100 m in die Höhe. Sie enthielten viel Schlamm und bereits abgelagerte Tephra vom Seeboden. Kurz vor der phreatischen Eruption wurde Tremor registriert, der durch Bewegung magmatischer Fluide verursacht wurde. In diesem Fall wird es sich bei dem Fluid um heißes Gas gehandelt haben, dass entstand, als Grundwasser durch die Erdwärme erhitzt und verdampft wurde und letztendlich die dampfgetriebene Eruption auslöste.

Im vergangenen Jahr war der Poás aktiver als in diesem Jahr. Sein letzter größerer Vulkanausbruch ereignete sich im Jahr 2017. Damals gab es mehrere Eruptionen, die den Kratersee trockenfallen ließen. Der Zugang zum Vulkan wurde gesperrt. Erst im Folgejahr bildete sich ein neuer Kratersee.

Phreatische Eruptionen erfolgen oft phasenweise, es ist also gut möglich, dass wir in den nächsten Wochen öfters über den Poas lesen werden.

Der Volcan de Poás ist einer der aktivsten Vulkane des Landes und eine der beliebtesten Touristenattraktionen, die in einem Nationalpark geschützt ist. Der Poás liegt im zentralen Teil Costa Ricas und ist von der Hauptstadt San José aus gut erreichbar.

Der Krater des Poás ist einer der größten der Welt. Der Säuresee im Krater, kann seine Farbe und Aktivität je nach vulkanischen Ereignissen ändern. Aufgrund der dynamischen Natur des Vulkans kann es zu vorübergehenden Sperrungen des Nationalparks kommen, um die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten.

Vulkan Merapi am 06.08.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Glühende Schuttlawinen am Merapi in Indonesien

In den letzten Wochen ist der Merapi in der Berichterstattung auf Vnet ein wenig ins Abseits geraten, was daran lag, dass der Fokus auf den Vulkanausbruch in Island lag. Nun, da der Fagradalsfjall seine Aktivität vorerst wieder eingestellt hat, kann ich auch wieder mehr über andere Vulkane berichten. Heute veröffentlichte Vulkanguide Andi neue Bilder vom Merapi. Sie zeigen, dass nach wie vor glühende Schuttlawinen vom Dom abgehen. Laut Andi hat sich die Aktivität wieder ein wenig intensiviert, und er befürchtet, dass pyroklastische Ströme abgehen könnten.

Im letzten Wochenbericht der Vulkanologen vom BPPTG heißt es, dass innerhalb des Beobachtungszeitraums 194 Abgänge heißer Schuttlawinen registriert wurden. Sie flossen durch die Schluchten von Boyong und Bebeng und kamen bis zu 2000 m weit. Außerdem kam es zu einem pyroklastischen Dichtestrom. Am 26. Juli wurden die beiden Lavadome mittels einer Drohne neu kartografiert. Es wurden morphologische Veränderungen des südwestlichen Doms festgestellt. Von ihm gehen maßgeblich die Schuttlawinen ab, was seine Größe und Form stetig verändert. Sein Volumen belief sich zum Zeitpunkt der Kartografie auf 2.573.600 Kubikmeter. Die zentrale Staukuppel veränderte sich in den letzten Monaten kaum. Ihr Volumen lag bei 2.369.800 Kubikmeter.

Die Seismizität des Mount Merapi zeigte sich von ihrer moderaten Seite. 19 Mal gab es flache vulkanotektonische Beben, und es wurden 115 Mal Mehrphasenbeben registriert. Bei 2 Beben handelte es sich um Niederfrequenzbeben.

Das aktuelle Gefahrenpotenzial besteht in Form von Lavalawinen und pyroklastischen Dichteströmen im Südsüdwestsektor des Merapis. Besonders hoch ist die Gefahr im Bereich der Schluchten Boyong, Bedog, Krasak und Bebeng. Dort ist der Gefahrenbereich durch eine ausgedehnte Sperrzone von 7 km abgesichert. Im südöstlichen Sektor misst die Sperrzone 3 km entlang des Flussbettes des Woro-Flusses und 5 km am Gendol-Fluss. Der Auswurf von vulkanischem Material im Falle einer explosiven Eruption kann einen Radius von 3 km vom Gipfel erreichen.

Shishaldin mit Vulkanausbruch- News vom 05.08.23

Hoch aufsteigende Aschewolken und extrem hohe Thermalstrahlung am Vulkan Shishaldin

Gestern gab es eine intensive explosive Eruptionsphase am Vulkan Shishaldin in Alaska, bei der Vulkanasche bis zu einer Höhe von 9400 m aufgestiegen ist. Kurzzeitig registrierte MIROVA eine extreme Thermalstrahlung von mehr als 11000 MW. Diese hohe Thermalstrahlung deutet auf eine große Menge an Schmelze oder extrem heiße Gase in pyroklastischen Strömen hin, die bei der Eruption freigesetzt wurden. Der Vulkanausbruch wurde bereits vor mehreren Tagen durch erhöhte Seismizität, Tremor und kleinere Ascheemissionen angekündigt.
Der 2857 m hohe Stratovulkan ist von Gletschern bedeckt und liegt abgelegen auf der Insel Unimak. Sie gehört zum vulkanischen Inselbogen der Aleuten. Der Shishaldin befindet sich in relativer Nähe zum Erdbebengebiet von Point Sand, wo es vor 3 Wochen einen Erdstoß der Magnitude 7,2 gegeben hatte. Es gab auch vorgestern ein Nachbeben mit der Magnitude 5,6. Es ist nicht auszuschließen, dass die Erdbeben das Ausbruchsverhalten des Vulkans beeinflusst haben.

Das AVO berichtete in seinen Updates zum Vulkan, dass um 9:00 Uhr AKDT (17:00 UTC) eine Aschewolke vom Shishaldin beobachtet wurde, die eine Höhe von 9 km über dem Meeresspiegel erreichte. Zuvor war eine mehrstündige Zunahme der Eruptionsaktivität festgestellt worden, woraufhin der VONA-Farbcode für die Luftfahrt auf Rot erhöht wurde. Basierend auf den Erfahrungen früherer Eruptionszyklen gingen die Vulkanologen davon aus, dass erhebliche Ascheemissionen mehrere Stunden lang anhalten würden, was sich auch bewahrheitete. Außerdem warnte man vor pyroklastischen Strömen und Laharen. Erst am Abend entspannte sich die Situation, als der Ascheausstoß und der Tremor deutlich nachließen.

Der Vulkan Shishaldin wird vom AVO mit einem lokalen Netzwerk aus Seismometern, Infraschallsensoren, Webkameras und einem telemetrischen geodätischen Netzwerk überwacht. Zusätzlich zum lokalen Überwachungsnetzwerk nutzt das Vulkanobservatorium von Alaska nahegelegene geophysikalische Netzwerke, regionale Infraschall- und Beleuchtungsdaten sowie Satellitenbilder, um Ausbrüche zu erkennen.

Der Name des Vulkans Shishaldin stammt übrigens aus der Sprache der Unangan, einer indigenen Gruppe in der Aleuten-Region.

Ol Doinyo Lengai: Neue Fotos am 05. August

Kraterübersicht Ol Doinyo Lengai. © Jochen Felkl

Vereinsmitglieder bestiegen Ol Doinyo Lengai und brachten Bilder mit

Die beiden VGeV-Mitglieder Sandra und Jochen befinden sich derzeit auf Safari in Tansania und nutzten die Gelegenheit, den Ol Doinyo Lengai zu besuchen. Vorgestern unternahmen sie einen kurzweiligen Aufstieg zum Krater. Die Tour begann gegen 23 Uhr und endete am nächsten Vormittag. In den Morgenstunden ließ Jochen seine Drohne kreisen und dokumentierte schwache Eruptionen der einzigartigen Lava des Vulkans. Es waren zwei Hornitos des zentralen Komplexes aktiv. Während aus einem Hornito nur schwache Rotglut über der Öffnung sichtbar war, klaffte in der Spitze eines anderen ein größeres Loch, aus dem man Lava brodeln sah. Die Aktivität verursachte eine schwache Wärmeanomalie, die auch auf einem Sentinel-Foto im Infrarotbereich sichtbar ist. Die beiden Abenteurer berichteten auch von anhaltender Trockenheit in der Region um den Vulkan.

Generell ist es in diesem Teil des ostafrikanischen Rifvalleys immer noch sehr trocken. Das erlebte ich selbst während meines Kenia-Aufenthaltes in der letzten Woche, als ich eine komplett vertrocknete Vegetation am Lake Magadi vorfand. Von meinem Grundstück im Süden des kenianischen Riftvalleys aus erkundete ich, ob es einen Weg vom Lake Magadi zum Nordufer des Lake Natron gibt, um von dort weiter bis zum Lengai zu gelangen. Satellitenkarten zeigten Wege bis zum Nordufer des Lake Natrons, wo sich die Grenze zwischen Kenia und Tansania befindet. Allerdings gibt es keine Wege, die weiter führen, vermutlich um illegale Grenzübertritte zu verhindern.

Jedoch kam ich erst gar nicht so weit, da ich bereits am Lake Magadi von recht aufdringlichen Masai gestoppt wurde. Sie erklärten, dass dieses Land im Besitz der Masai-Community sei und bestanden darauf, dass nur mit einem Masai-Führer weitergefahren werden dürfe. Sie boten mir touristische Sehenswürdigkeiten wie Flamingos und heiße Quellen am Lake Magadi an, doch ich lehnte dankend ab. Daraufhin blockierten sie meine Weiterfahrt und versuchten, Geld zu erpressen. Ich weigerte mich natürlich, darauf einzugehen, und beschleunigte den Wagen trotz der Blockade langsam, sodass der Blockierer zur Seite springen musste. Natürlich warf er mir eine Handvoll Steine hinterher. Alles in allem war es eine sehr unschöne Erfahrung, die mein Vorhaben scheitern ließ.

Vulkan-News 04.08.23: Mayon

Mayon stößt viel Schwefeldioxid aus

Auf den Philippinen ist der Mayon weiterhin effusiv aktiv und baut an seinem Lavadom. Ein Rückgang der Aktivität ist nicht festzustellen, im Gegenteil, momentan sieht es so aus, als würde der Vulkan erst langsam zur Hochform auflaufen. Gestern wurde der höchste Schwefeldioxid-Ausstoß seit Eruptionsbeginn gemessen. Er belief sich auf 3445 Tonnen am Tag. Heute waren es nur 1316 Tonnen, dafür wurden 282 vulkanisch bedingte Erdbeben festgestellt. Dazu gesellten sich 10 Tremorphasen. Es kam zu 180 Steinschlägen und 5 Abgängen pyroklastischer Dichtewolken. 23 Mal stiegen Aschewolken auf. Volumenangaben zum Dom gibt es in den Bulletins von PHILVOLCS nicht, dafür wird aber die Länge der 3 Lavaströme kommuniziert, die vom Dom abgehen. Sie fließen durch die Schluchten Mi-isi, Bonga, und Basud und haben Längen von 2,8 km, 3,4 km und 600 m. Besonders der Strom in der Bonga-Schlucht legte an Länge zu.

Die Überwachung des Vulkans wird von PHILVOLCS durchgeführt. Hierbei handelt es sich um das „Philippine Institute of Volcanology and Seismology“, eine staatliche Institution, die nicht nur für die Vulkane des Archipels verantwortlich ist, sondern auch für die Überwachung und Erforschung von Erdbeben und damit verbundenen geologischen Phänomenen. Die Hauptaufgaben von PHILVOLCS umfassen die vulkanische und seismologische Überwachung, wofür ein umfangreiches Netzwerk an Beobachtungsgeräten, allen voran an Seismometern errichtet wurde. eine wichtige Aufgabe von PHILVOLCS  ist die Öffentlichkeitsarbeit und die Frühwarnung vor Vulkangefahren. Dies hilft, Leben und Eigentum zu schützen, indem rechtzeitig Maßnahmen ergriffen werden können.

Insgesamt ist die Hauptaufgabe von PHILVOLCS die Sicherheit der Menschen auf den Philippinen vor den Gefahren von Vulkanen und Erdbeben zu schützen, indem sie Überwachung, Forschung und Bildungsmaßnahmen durchführt, um das Verständnis für diese Naturphänomene zu verbessern und Risiken zu minimieren.


Piton Fournaise weiterhin aktiv

Der Piton de la Fournaise auf La Réunion ist nun seit gut 5 Wochen aktiv, was für diesen Schildvulkan im Indischen Ozean recht lange ist. Tatsächlich wird seit einigen Tagen wieder eine schwache Aufblähung des Vulkans infolge von Magmen-Inflation registriert, so dass der Vulkanausbruch noch ein Weilchen andauern könnte, oder sich sogar wieder verstärkt. Das OVPF meldete vorgestern, dass es am neu gebildeten Schlackenkegel schwachen Lavaauswurf gibt. Lavaströme fließen durch Tubes und treten in 1200 bis 2000 m Entfernung zum Krater an der Oberfläche aus. Die Lavafronten reichen bis auf das 1000 m Höhenniveau herab. Damit hat sich die Lavafront im Vergleich zum weitesten Vorstoß ein Stück weit zurückgezogen, was auf einen verringerten Lava-Ausstoß hindeutet.


Manam eruptierte in PNG

In Papua Neuguinea ist der Manam wieder aktiv gewesen und eruptierte eine Aschewolke, die sich inzwischen wieder verzogen hat. Der Vulkan ist immer wieder sporadisch aktiv und in der Lage Paroxysmen zu erzeugen.


Kawah Ijen mit Rauchwolke

Gestern wurde eine Rauchwolke am Kawah Ijen gesichtet, die offenbar zunächst für eine Eruptionswolke gehalten wurde. Das VAAC gab daraufhin Alarm und erhöhte die Warnstufe auf „orange“ wo sie auch heute noch steht. Mir war gestern eine ungewöhnlich hohe Thermalstrahlung bei MIROVA aufgefallen. Sie war moderater Natur und hatte eine Leistung von 14 MW.

 

Vulkan Fagradalsfjall am 04.08.23

Fagradalsfjall Eruption schwächelt

Dass die Intensität der Eruption am Litli-Hrútur in den letzten Tagen kontinuierlich schwächer wurde, ist keine Neuigkeit mehr. Seit gestern Mittag hat sich der Aktivitätsrückgang jedoch deutlich beschleunigt, und es scheint so, als ob das eintreten würde, was viele bereits vermutet haben: Die Eruption neigt sich ihrem (vorläufigen) Ende zu. Auf der RUV-Livecam ist der Krater nun herangezoomt, und man sieht noch etwas Lava aus dem fast geschlossenen Krater spattern. Es scheint nicht so, als wäre noch viel Lava in den Röhren unterwegs. Gestern Mittag registrierte MIROV noch eine hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von 109 MW. Heute wurde nur eine schwache Wärmeanomalie festgestellt, die aber durch eine leichte Bewölkung gedimmt worden sein könnte. Entlang des Magmatischen Gangs gab es vereinzelte Erdbeben, ein Schwarm, der auf einen Magmenaufstieg hindeuten würde, ist jedoch ausgeblieben.

Alles in allem sieht es für mich so aus, als würde sich die Eruption tatsächlich ihrem Ende nähern. Die Wahrscheinlichkeit, dass es in den nächsten Monaten eine neue Eruption auf Reykjanes geben wird, ist vergleichsweise hoch, denn schon zu Beginn der Eruptionsserie in 2021 machten Vulkanologen deutlich, dass die Reykjanes-Halbinsel in eine neue Tätigkeitsphase eingetreten ist und man in den nächsten Jahrzehnten mit einer verstärkten eruptiven Tätigkeit rechnen muss. Bis jetzt beschränkten sich die Eruptionen auf die Gegend des Fagradalsfjall, und es wurde keine Infrastruktur in Mitleidenschaft gezogen. Doch es ist nicht ausgeschlossen, dass auch andere Spaltensysteme aktiv werden. Konkret könnten sich zukünftige Eruptionen in der Gegend von Svartsengi und der Blauen Lagune abspielen, oder auch an der Westspitze der Halbinsel, unweit des Flughafens von Keflavik. Sogar nahe Reykjavik könnte es zu Eruptionen kommen.

Darüber hinaus sind auf Island auch Eruptionen an anderen Vulkanen möglich. Neben Askja und Katla sind auch Vulkanausbrüche am Grimsvötn und Hekla möglich. Es bleibt spannend auf Island.

Video vom Kollaps der Kraterwand

Das Video unten stammt von Jochen Felkl, dem Kassenwart der Vulkanologischen Gesellschaft e.V., der zusammen mit den Vereinsmitgliedern Thorsten Böckel, Carsten Peters, Martin Rietze und Thomas Spinner (in alphabetischer Reihenfolge) am Fagradalsfjall waren. Jochen hatte das Glück, dass seine Drohne gerade in der Luft war, als es zum Kollaps der Kraterwand kam, und konnte den spannenden Augenblick dokumentieren. Auch sonst ist sein Video sehr gelungen.

Vulkan Stromboli am 03.08.23

Vulkan: Stromboli | Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Lavastrom

Aktivitätssteigerung mit Lavastrom am Stromboli

In den letzten Wochen zeigte sich der liparische Inselvulkan Stromboli von seiner charmanten Seite und begeisterte die Touristen mit seiner Show täglicher Eruptionen, die von den beiden Aussichtspunkten auf 290 und 400 Höhenmetern aus beobachtet werden können, wobei der höher gelegene Aussichtspunkt nur in Begleitung eines Bergführers zugänglich ist. Gestern wandelte sich die Show ein wenig, als eine weitere Komponente hinzukam: Ein Lavastrom begann zu fließen und bewegte sich auf der Außenseite des Kraters in Richtung Sciara del Fuoco. Die Aktivität wurde von intensiver Schlackenwurftätigkeit aus mindestens 2 Schloten im nördlichen Kraterbereich begleitet.

Das INGV brachte bereits mittags eine Sondermeldung heraus und wies auf das Phänomen hin. Es wurden keine signifikanten Änderungen der geophysikalischen Parameter festgestellt. Dennoch zeigt der Tremor-Graf, dass dieser einen Peak durchlief, der bis in das obere Drittel des gelben (moderaten) Bereichs anstieg. Vor dem Beginn der Lavastrom-Tätigkeit bewegte sich die Tremoramplitude im unteren Drittel des gelben Bereichs. Der Tremor ist inzwischen wieder am Fallen, und das INGV bestätigte, dass das Ereignis heute Morgen nachgelassen hat. Der Lavastrom ist dabei abzukühlen.

Am Stromboli kommt es immer wieder zu Lavaüberläufen, die dann oft phasenweise stattfinden und mit einer generellen Aktivitätssteigerung in Verbindung stehen, bei denen auch größere Lavaströme und Paroxysmen entstehen können. So eine Phase sahen wir am Stromboli zuletzt im Frühjahr. Es wurden größere Lavaströme generiert, die einen Teil der nördlichen Kraterwand zum Einsturz brachten, was pyroklastische Ströme erzeugte. Diese wurden nicht allein durch den Kollaps der Kraterwand verursacht, sondern ereigneten sich im Zusammenhang mit Abbrüchen an der Lavafront, wodurch heißes Material inklusive Gas involviert war. Einige Pyroklastische Ströme flossen bis aufs Meer hinaus. Daher gibt es eine Sperrzone vor der Küste im Bereich der Sciara del Fuoco, in der sich keine Boote aufhalten dürfen.

Zusammenfassung:

  • Gestern begann Lava am Stromboli überzulaufen.
  • Im oberen Bereich der Sciara del Fuoco entstand ein Lavastrom.
  • Die Aktivität wurde von Lavaspattering und strombolianischen Eruptionen begleitet.

Vulkanausbruch am Fagradalsfjall am 02.08.23

Eruption am Fagradalsfjall auf Island schwächt sich ab

In den letzten Tagen hat die sichtbare Aktivität am isländischen Vulkan Fagradalsfjall weiter nachgelassen, dennoch bleibt der Vulkan effusiv aktiv: Im neu entstandenen Krater am Litli-Hrútur brodelt Lava, und es werden kleine Lavafontänen generiert. Der Krater hat sich seit meinem letzten Update weiter geschlossen. Durch die Verengung der Öffnung konzentrieren sich die explosionsartigen Entgasungen auf einen kleineren Bereich, wodurch die Lava etwas höher ausgeworfen werden kann. Im Kraterbereich ist keine oberflächlich fließende Lava sichtbar. Sie fließt durch Tunnel ab, die überwiegend in Richtung des Meradalir-Tals verlaufen. Dort, und teilweise auch im Osten des Lavafelds, tritt die Lava am Ende der Tunnel aus und bildet eine vergleichsweise schwache Lavafront. In der vergangenen Woche schritt die Lavafront im Meradalir-Tal um ca. 300 m voran. MIROVA registriert eine hohe Wärmestrahlung mit einer Leistung von 235 MW. Im Vergleich zu der ersten Eruptionswoche ist das ein relativ schwacher Wert.

Die Universität Island hat neue Daten zur Eruption veröffentlicht. Demnach betrug der Lavafluss in der letzten Juli-Woche durchschnittlich 5 Kubikmeter pro Sekunde. Geht man von einer linearen Abnahme der Aktivität aus, dann wird die Förderrate aktuell zwischen 3 und 4 Kubikmeter pro Sekunde liegen. Das Lavafeld bedeckt eine Fläche von ca. 1,5 Quadratkilometern und hat ein Volumen von knapp 16 Millionen Kubikmetern. Das Lavafeld ist bis zu 30 m mächtig.

Chemische Analysen von Lavaproben ergaben, dass sich die Schmelze im Eruptionsverlauf leicht veränderte und aus einem Magmenreservoir stammt, in dem sich das Magma im Zuge der Differentiation im Laufe der Zeit verändert. Das Reservoir wird aktuell nicht mit frischem Magma aus dem Erdmantel versorgt. Insofern unterscheidet sich die aktuelle Eruption von dem langlebigen Ausbruch im Jahr 2021, bei dem es im Geldingadalir-Tal zur Bildung des Kegels mit pulsierender Tätigkeit kam. Der jetzige Ausbruch beim Litli-Hrútur ähnelt also der Eruption vom letzten Jahr, die das Meradalir-Tal mit Schmelze füllte. Die aktuelle Eruption war zu Beginn stärker als der Ausbruch im letzten Jahr und dauert auch bereits länger. Sollte kein neues Magma aus größerer Tiefe aufsteigen und das leerlaufende Reservoir auffüllen, dann ist das Ende des Vulkanausbruchs möglicherweise nicht mehr allzu fern.

Zusammenfassung:

  • Der Krater am Litli-Hrútur schließt sich weiter.
  • Die Förderrate hat abgenommen und liegt bei ca. 4 Kubikmeter pro Sekunde.
  • Das Lavafeld bedeckt eine Fläche von 1,5 Quadratkilometern.
  • Es wurden bis jetzt ca. 1,6 Millionen Kubikmeter Lava gefördert.
  • Der Chemismus des Magmas deutet an, dass sich der Magmenkörper (Dyke) entleert, ohne Nachschub zu bekommen.

Fagradalsfjall-Eruption mit Explosionen am 29.07.23

Am Fagradalsfjall sind Methangas-Explosionen zu hören gewesen

Die Eruption am Fagradalsfjall hält an, ohne dass es in den letzten Stunden am Krater signifikante Änderungen gegeben hätte: immer noch sprudelt Lava im neuen Krater am Litli-Hrútur und es gibt Phasen, in denen die kleinen Lavafontänen aktiver zu sein scheinen. In diesen Phasen steigen größere Gasblasen auf und lassen die Lava weiterspritzen, als es sonst üblich ist. Im Sichtfeld der Livecam ist keine oberflächlich fließende Lava mehr zu sehen und auch das kleine Lock im Deckel der Lavatube, das am rechten Bildrand sichtbar ist, wird immer kleiner. Die Lavaströme sind gedeckelt und fließen durch Tubes. Entsprechen stark zurückgegangen ist die Thermalstrahlung, die bei MIROVA angezeigt wird. Sie liegt unter 500 MW Leistung.

Es gibt Berichte, dass im Eruptionsgebiet Explosionen zu hören sind. Sie werden allerdings nur indirekt vom Vulkanausbruch verursacht, denn was da explodiert ist Methan-Gas, das infolge der Moosbrände und der Lavaströme entsteht, die über dem Boden fließen, der organische Substanen enthält. Durch die große Hitze wird ein Teil der organischen Materie in Methan umgewandelt, anstatt zu verbrennen. In Hohlräumen zwischen der Lava bilden sich Methangasblasen, die sich mit Sauerstoff vermischen und dann durch die Brände entzündet werden und explodieren. Ähnliches konnte ich bereits bei der Leilani-Eruption auf Hawaii beobachten.

Darüber hinaus gibt es in den sozialen Medien Berichte von kleinen Tornados und Staubteufeln, die sich über dem heißen Lavafeld bildeten.

Die Seismizität entlang des magmatischen Gangs ist weiter rückläufig. Auf der Reykjanes-Halbinsel wurden in den letzten 2 Tagen nur noch 35 schwache Erdbeben registriert. Dafür gab es unter dem vatnajökullischen Gletschervulkan Bardarbunga zwei Erdbeben im Dreierbereich.

Touristenkapazitäten bei Landmannalaugar sollen erweitert werden

Eine weitere Neuigkeit aus Island betrifft nicht den Vulkanausbruch, sondern das Landmännerbad, das bei Touristen seit jeher sehr beliebt ist. Da sich der Touristenstrom gen Island in den letzten Jahren massiv steigerte, wird nun diskutiert, die Kapazitäten bei Landmannalaugar deutlich auszubauen. Der Campingplatz soll erweitert werden, und sogar ein Hotel mit Schwimmbecken gebaut werden. Ich befürchte damit verliert das Kleinod massiv an Attraktivität bei allen, die eben das Naturerlebnis lieben. Der Ausbau der Infrastrukturen auf Island ist nicht mehr aufzuhalten. Erst vor 2 Monaten wurde bekannt, dass mehrere Hochlandrouten asphaltiert werden sollen und ein Luxushotel bei anderen heißen Quellen geplant ist.