Vulkan Kilauea – News am 20.04.23

Kilauea mit vielen Erdbeben und Inflation

In den letzten Wochen war es recht still um den Kilauea auf Hawaii, da der Lavasee am 7. März erstarrt ist und es keine Lava mehr im Halema’uma’u-Krater zu sehen gibt. Doch diese Stille wird von kurzer Dauer sein, denn es gibt deutliche Anzeichen, dass der Vulkan dabei ist aufzuladen. Seit einigen Tagen ist der Erdbebenaktivität deutlich erhöht und es kommt täglich zu ca. 60 schwachen Erdbeben. Zum Wochenanfang wurden an 2 Tagen bis zu 100 schwache Erschütterungen detektiert. Außerdem berichtet das HVO von 2 erdbebenschwärme mit Mikrobeben nahe der Gipfelcaldera, die sich am 13. und 16. April zutrugen. Jeder Schwarm wurde von Magmeninflation ausgelöst und der Boden hob sich pro Schwarm um 2-3 µrad.

Langsam nimmt auch die Anzahl der Erdbeben mit Magnituden ab 2 zu, die dann auch beim EMSC angezeigt werden. Zudem ist die Bodenhebung infolge von Magmeninflation auch unabhängig der Schwärme ausgeprägt: Innerhalb eines Jahres hob sich der Boden um ca. 38 cm, woran auch die letzten beiden Eruptionen nicht sehr viel änderten. Ich rechne zwar nicht in den nächsten Tagen mit einer Eruption, aber innerhalb von wenigen Wochen halte ich sie für wahrscheinlich. Vermutlich steigt vorher noch die Anzahl an Erdbeben mit Magnituden ab 2 deutlich an.

Signifikante Bodenhebung auch am Mauna Loa

Vom benachbarten Mauna Loa hört man seit der Eruption im letzten Winter praktisch nichts mehr. Sehr wahrscheinlich, weil so schnell niemand mehr mit einem weiteren Vulkanausbruch rechnet. Doch auch hier halte ich eine Eruption mittelfristig (Monate-Jahre) für möglich. Grund für diese Spekulation liefert mir nicht nur die Mikroseismizität im Südosten des Vulkans, sondern auch ein Blick auf den Graphen der Bodenhebung: die Kurve verläuft sehr steil nach oben: deutlich steiler als wir es vor der letzten Eruption gesehen haben. Seit Dezember hob sich der Boden bereits wieder um gut 10 cm. Für einen vergleichbaren Wert wurden vorher 4 Jahre benötigt. Es scheint also eine größere Menge Magma im Verteilsystem des Mantelplume unterwegs zu sein und sammelt sich bereits wieder unter dem weltgrößten Vulkan an. In der Welt der Vulkane wird es nie langweilig!

Apropos Langeweile: die dürften die Geowissenschaftler des HVOs derzeit nicht haben, denn sie führen am Kilauea eine gravimetrische Messkampagne durch, um die Magmenansammlungen unter dem Vulkan aufzuspüren und zu kartieren. Das Foto zeigt den USGS-Geowissenschaftler Mike Poland bei seiner Arbeit mit dem Gravimeter. Ähnlich wie bei der seismischen Tomografie kann man Schwankungen im Schwerefeld dazu benutzen unterschiedlich dichtes Material im Untergrund aufzuspüren. In einigen Monaten dürfen wir uns bestimmt auf eine neue Studie freuen!

Vulkan-News 19.04.23: Sangay

Sangay mit hoch aufsteigender Aschewolke

Staat: Ecuador | Koordinaten: -2.00, -78.34 | Aktivität: Vulcanianisch

Gestern Abend gab es eine VONA-Meldung vom VAAC Washington, nach der am ecuadorianischen Vulkan Sangay eine Aschewolke bis auf eine Höhe von 9100 m aufgestiegen ist. Der Wind verfrachtete die Asche sowohl in Richtung Westen als auch in die entgegengesetzte Richtung, das aber auf unterschiedlichen Höhen.

Das zugehörige Institut IG erklärte auf Twitter, dass sich die Eruption um 7:30 Uhr Ortszeit zutrug und eine Aschesäule gut 2 km über Kraterhöhe aufstieg. Die Aschewolke sorgte in der Provinz Morona Santiago, insbesondere in der Stadt Macas zu Ascheregen. Dampf aus dem Krater wurde noch in 3500 m Kraterhöhe festgestellt. Der Schwefeldioxid-Ausstoß lag bei moderaten 1428 Tonnen am Tag. aus dem Bericht geht hervor, dass man 316 seismische Explosionssignale feststellte.

Sporadisch wird eine hohe Wärmestrahlung detektiert. Vor 3 Tagen erreichte sie einen Wert von 308 MW. Diese Wärmestrahlung stammt von einem Lavastrom, der auf der Südostflanke des Andenvulkans unterwegs ist und auf Satellitenbildern im gefilterten Lichtspektrum visualisiert wird. Starke Bewölkung verhindert allerdings meistens, dass die Satelliten die Wärmestrahlung messen können. Nachts wird Rotglut am Vulkan wahrgenommen. Von der Lavafront gehen glühende Schuttlawinen ab. Die Vulkanologen warnen davor, dass pyroklastische Ströme und Lahare entstehen könnten. Die Ablagerungen aus den Schlammströmen veränderten bereits den Lauf mehrerer Flüsse und Bäche in der Region.

Der 5230 m hohe Sangay liegt am Rand der Anden und entwässert in Richtung Amazonasbecken. Seit dem 18. Jahrhundert ist der Vulkan praktisch daueraktiv. Eine längere Eruptionspause gab es nur zwischen 1916 bis 1934. Die aktuelle Eruptionsphase begann im März 2019. Eruptionen mit einem VEI 3 sind für den Sangay typisch.

Zusammenfassung:

  • Am Sangay stieg Vulkanasche bis zu 2000 m über Kraterhöhe auf.
  • Ortschaften die in Windrichtung lagen meldeten Ascheniederschlag.
  • Auf der Südostflanke fließt ein Lavastrom.

Vulkan Sakurajima ausgebrochen – News am 18.04.23

Sakurajima mit neuer Explosionsserie

Staat: Japan | Koordinaten: 31.581, 130.659 | Aktivität: Explosiv

Gestern startete der japanische Vulkan Sakurajima eine neue Eruptionsserie. Ein erster Ausbruch manifestierte sich kurz nach Mitternacht, als eine Explosion Vulkanasche bis auf einer Höhe von 2100 m aufsteigen ließ. Der Wind transportierte die Asche dann in Richtung Süden. Es folgten weitere Ausbrüche bzw. Ascheemissionen, die VONA-Warnungen auslösten. Die Aschewolken wurden vom VAAC Tokio gemeldet und erreichten eine Maximalhöhe von 3000 Metern. Die Asche-Emissionen hielten lange an. Während der Eruptionen drehte der Wind auf südöstliche Richtung und die Asche wurde über ein großes Areal verteilt. Einige Ortschaften registrierten Ascheniederschlag.

Das JMA brachte eine Sondermeldung heraus, in der von zwei explosiven Eruptionen die Rede ist. Demnach stieg Tephra bis zu 1500 m über Kraterhöhe auf. Die Explosionen ereigneten sich im Krater Minamidake. Der Showadake zeigte keine Aktivität. Vulkanische Blitze wurden nicht generiert. Die Erdbebentätigkeit wird als gering bezeichnet, doch noch immer scheint es eine leichte Inflation zu geben, denn in dem Bericht wird eine von einer leichten Ausdehnung der Region berichtet. Ein wenig schwammig bleibt die Beschreibung, worauf sich das Wort „Region“ bezieht. Ich interpretiere die Übersetzung aus dem Japanischen so, dass die Inflation weniger direkt unter dem Sakurajima stattfindet, sondern dass sich die gesamte Aira-Caldera ausdehnt, was auf eine tief sitzende Magmenintrusion hindeutet, wie sie bis vor gut einem Jahr beobachtet wurde.

Das JMA warnt weiterhin davor, dass sich stärkere Eruptionen ereignen könnten, die größere Lavabrocken bis zu 2 km weit ausstoßen und Pyroklastische Ströme generieren könnten. Es soll die Gefahr bestehen, dass durch Druckwellen, die von Explosionen ausgelöst werden, Fensterscheiben zerspringen lassen. Außerdem könnten starke Regenfälle Abgänge von Lahars verursachen und Muren auslösen. Eine Besteigung des Vulkans bleibt untersagt.

Südlich vom Sakurajima liegt der Inselvulkan Suwanosejima, der ebenfalls aktiv ist und VONA-Warnungen verursacht. Hier stiegen Aschewolken bis auf einer Höhe von 3300 m auf.

Zusammenfassung:

  • Am Sakurajima ereigneten sich mehrere Eplosionen.
  • Vulkanasche stieg bis zu 1500 m über Kraterhöhe auf.
  • Die Eruptionen ereigneten sich aus dem Minamidake.
  • Heute ereigneten sich Eruptionen am Suwanose-jima.

Vulkan Vulcano: News am 17.04.23

Aufstieg zum Krater auf Vulcano wieder freigegeben.

Anderthalb Jahre lang blieb der Aufstieg zum Krater Fossa 2 auf der Liparischen Insel Vulcano gesperrt, gestern erfolgte Verkündung der Freigabe des Aufstiegs. Der Krater liegt auf gut 400 m Höhe und ist wegen seines schönen Fumarolenfeldes bekannt. Außerdem genießt man von dort einen tollen Blick auf die anderen Inseln des Archipels. Die Freigabe kommt für die Osterferien zwar zu spät, doch man darf sich auf den Sommer freuen.

Die Freigabe des Aufstiegs erfolgte nach einer Onlinekonferenz zwischen Vertretern von Zivilschutz, INGV und des Bürgermeisters Riccardo Gullo. Die Vulkanologen kamen zu dem Schluss, dass sich die Situation auf Vulcano fast wieder normalisiert habe und keine besondere Gefahr mehr am Kraterrand droht. Teile des Strandes von Porto di Levante werden allerdings noch als Risikozonen eingestuft, genauso, wie ich es bei meinem Besuch letzten Monat dort eingeschätzt hatte.

Bereits in der Osterwoche wurden die Restriktionen am zweiten aktiven Vulkan der Liparischen Inseln wieder gelockert. Es ist nun wieder der Aufstieg für alle bis auf Quota 290 m möglich. Mit Führer geht es dann 110 Meter höher, bis zur Quota 400. Ob sich das dann lohnt dafür 25 € auszugeben muss jeder für sich entscheiden. Prinzipiell ist es kein Problem alleine bis zum Aussichtspunkt zu gehen, aber diese Regelung ist wohl zu Liebe der Vulkanführer eingeführt worden, damit sie nicht ganz arbeitslos werden. Also, wer sich entschließt die Wanderung mit einer geführten Gruppe zu tätigen, leisten einen sozialverträglichen Dienst.

Auf Stromboli wurde wohl ein neuer Pfad angelegt, der von der bekannten Aufstiegsroute abzweigt. Auf Vulcano soll ebenfalls eine neue Route angelegt worden sein, die teilweise Kameraüberwacht ist.

Die vulkanische Aktivität ist am Stromboli aktuell auf normalem Niveau, obwohl es in der Osterwoche eine stärkere strombolianische Eruption gab. Der Tremor ist auf vergleichsweise niedrigem Niveau.

Im Bereich von Vulcano gibt es immer noch häufiger schwache Erdstöße, als es vor der Krise der Fall war. Die Gasemissionen sind zwar rückläufig, aber ebenfalls noch erhöht. Die Fumarolentemperaturen am Kraterrand sind ebenfalls noch erhöht. Auch wenn der Aufstieg wieder freigegeben wurde, ist die Situation noch nicht wieder völlig entspannt. Die Gefahr einer unmittelbar bevorstehenden Eruption gibt es aber wohl nicht mehr.

Schlammvulkan eruptiert auf Java – News am 17.04.23

Schlammvulkan Oro-oro Kesongo brach aus und forderte ein Menschenleben

In der letzten Woche kam es zu zwei Eruptionen am Schlammvulkan Oro-oro Kesongo. Er befindet sich im Bereich des Dorfes Gabusan im zentraljavanischen Distrikt Jati und in der Nähe der bekannteren Schlammvulkane von Bleduk Kuwu. Im Gegensatz zum Bleduk Kuwu, der als Touristen Attraktion vermarktet wird, ist der Schlammvulkan Oro-oro Kesongo nicht dauernd tätig, sondern überrascht die Anwohner der Region. So auch diesmal, als es am Dienstag zu einer ersten Explosion kam, bei der ein Mann ums Leben kam. Die genaueren Umstände des Unglücks sind nicht bekannt geworden. Eine weitere Eruption erfolgte am Freitag. Augenzeugen berichteten, dass sie etwas drei mal so groß war, wie jene am Dienstag. Da deutlich größere Mengen schlamm eruptiert wurden, als es sonst der Fall ist, geht in der Gemeinde die Sorge um, dass eine vergleichbare Katastrophe entstehen könnte wie am Schlammvulkan „Lucy“, dessen Schlammmassen ein ganzes Dorf verschluckten.

Die Bezeichnung des Phänomens als Schlammvulkan ist ein wenig irreführend, denn diese Phänomene haben in Zentraljava sehr wahrscheinlich nichts mit Vulkanismus zu tun, sondern stehen im Zusammenhang mit geologischen Strukturen die für Erdgas- und Ölfelder typisch sind. Treibende Kraft hinter den Schlammeruptionen ist das Mehtangas, das sich im Untergrund an sogenannten tektonischen Fallen sammelt. In Bezug zum erwähnten Schlammvulkan „Lucy“ ist man sich allerdings nicht sicher, ob nicht auch der Vulkanismus eines nahe gelegenen Vulkans eine Rolle spielen könnte.

Der indonesische Geowissenschaftler Heri Andreas vom Bandung Institute of Technology erklärte gegenüber der Zeitung Kompass: „Solange die Öl- und Gasquellen noch vorhanden sind, kann die Wahrscheinlichkeit von Eruptionen periodisch auftreten“. Demnach soll es zu unterirdischen Blockaden kommen, die ein gleichmäßiges Abfließen des Methan verhindern. Ist der unterirdische Gasdruck zu groß, wird die Blockade überwunden und das Gas schießt in die Höhe. Auf seinen Weg nach oben reißt es Schlamm und Geröll mit und läßt es an der Erdoberfläche explosionsartig austreten.

Vulkan-News 16.04.23: Shiveluch

Shiveluch kommt nicht zur Ruhe

Auf Kamtschatka ist der Vulkan Shiveluch weiter aktiv und emittiert eine Asche-Dampf-Wolke, die bis auf einer Höhe von 6700 m aufsteigt und nach Nordwesten treibt. Die Eruptionswolke verdeckt die meiste Zeit über den neuentstandenen Krater, doch gelegentlich detektiert MIROVA eine hohe Thermalstrahlung. Gestern erreichte sie einen Spitzenwert von 212 MW. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Eruptionswolke in nördlicher Richtung geweht. Bei einer dieser Gelegenheiten entstand auch das Satellitenfoto des Kraters, dessen Lichtspektrum gefiltert wurde, so dass die Wärmestrahlung sichtbar geworden ist. Für mich sieht die Wärmesignatur so aus, als würde sich am Boden des Kraters bereits wieder ein neuer Lavadom bilden und es besteht die Gefahr weiterer starker Explosionen.

In ihren täglichen Updates bestätigen die Vulkanologen von KVERT anhaltendes Domwachstum. Die Ausbrüche zwischen dem 10. und 13. April bezeichnen sie als Paroxysmen. Der Alarmstatus wurde von „rot“ auf „orange“ herabgestuft. Sollte es sich bei der Eruption tatsächlich um einen Paroxysmus gehandelt haben, muss man mit weiteren Ausbrüchen dieser Art rechen, denn typischerweise kommen Paroxysmen in Serien und werden durch aufsteigende Magmablasen verursacht, die schnell entgasen, womit dombildende Vulkane wie der Shiveluch aufgrund ihrer zähflüssigen andesitischen bis dazitischen Magmen eigentlich ein Problem haben. Gesichert scheint indes die Erkenntnis zu sein, dass neues Magma aufsteigt und sich die Eruption nicht ihrem Ende zuneigt.

Inzwischen sind auch russische Wissenschaftsteams am Shiveluch eingetroffen, die die Vorgänge am Vulkan untersuchen. Diese Arbeiten müssen allerdings aus der Ferne stattfinden. Leider gibt es keine online verfügbaren Messdaten wie Seismik und Bodendeformation. Einzig Webcams sind online, die geben aber nur selten einen Blick auf den Vulkan her, denn die meiste Zeit über ist der Vulkan hinter Wolken verborgen.

Es war übrigens nicht der erste große Ausbruch des Shiveluch-Vulkans. Ein ähnliches Ereignis manifestierte sich 2005. Damals flossen Pyroklastische Ströme ebenfalls 20 km weit.

Vulkan Shiveluch – News am 15.04.23

 

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65; 161.36 | Aktivität: Postdom

Neuer Krater anstelle des Doms am Shiveluch-Vulkan

Die Folgen der starken Eruptionen die den russischen Vulkan Shiveluch zwischen dem 10. und 13. April erschütterten, sind nun erstmals nach einer Besserung des Wetters sichtbar geworden: Anstelle des Doms, der seit 1980 wuchs, ist ein großer Krater getreten. Er hat einen Durchmesser von mindestens 1 km. Damit ist er doppelt so groß wie der Vesuvkrater. Juri Demjantschuk vom Observatroium der Kljutschewskaja-Vulkangruppe, das auch den Shiveluch überwacht, meinte in einem Statement, dass es so aussieht, als hätte es seitwärtsgerichtete Explosionen gegeben, die das Material in südöstlicher Richtung auswarfen und für die großen Pyroklastischen Ströme verantwortlich waren.

Wie es am Shiveluch weiter geht ist offen, doch die Erfahrung zeigt, dass sich ein Vulkan bei solch starken Eruptionen meistens erst einmal auspowert und dann für einige Jahre ruhig ist. Selbst wenn es zu neuem Domwachstum kommen sollte, wird es eine Weile dauern, bis der neue Dom den Krater – dessen Tiefe wir noch nicht kennen – aufgefüllt ist und der Dom wieder sichtbar sein wird. Erst wenn er den Kraterrand wieder überragt ist mit neuen Abgängen von Schuttlawinen und Pyroklastischen Strömen zu rechnen.

4 Szenarien für die Vorgänge am Shiveluch

Ich kann mir 4 Möglichkeiten vorstellen, warum die starken Explosionen ausgelöst wurden. Szenario a) besteht darin, dass es zu einem größeren Kollaps am Dom kam. Durch die Druckentlastung entgasten das Magma im Fördersystem und die Lava des Domes schlagartig, was zu Explosionen führte. Dieses Szenario halte ich für das wahrscheinlichste, besonders, da es zu seitwärtsgerichteten Explosionen gekommen sein soll. Die Explosionen fanden in Richtung der Druckentlastung, also des partiellen Domkollapses statt. Natürlich kann auch eine initiale Eruption ein Abscheren des Doms verursacht haben, in deren Folge es dann zu einer südostwärtsgerichteten Explosion kam. Das Szenario b) legt zugrunde, dass es zum Magmamixing gekommen ist, als primitives Magma aus der Asthenosphäre in den Magmenkörper unter dem Vulkan eindrang, in dem sich ein stärker differenziertes Magma befunden hat, was oft starke explosive Eruptionen auslöst. Solches Magmanmixing ist oft anhand von Lavaproben nachweisbar. Im Szenario c) wurde eine stark gashaltige Restschmelze eruptiert, was dann tatsächlich das vorläufige Ende der eruptiven Tätigkeit am Shiveluch bedingen würde. Im letzten Szenario d) kam es zum Kontakt einer größeren Menge Wassers mit aufsteigendem Magma und löste phreatomagmatische Explosionen aus. Als Quelle des Wassers käme der nahe Kamtschatka-Fluss infrage, aber auch eine sehr wasserhaltige Schmelze, was für Szenario b) sprechen würde.

Die starken Entgasungen am Shiveluch zeigen, dass die eruptive Phase noch nicht beendet ist. Es gibt auch immer noch VONA-Warnungen vom VAAC, die Vulkanasche in einer Höhe von 6700 m melden. Die starken Entgasungen deuten an, dass eine größere Menge Wasser seine Finger im Spiel hat.

Vulkan Popocatepetl – News am 14.04.23

Weitere Eruptionen mit Domwachstum am Popocatepetl

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

Der mexikanische Vulkan Popocatepetl ist weiterhin aktiv und erzeugt zunehmend stärkere explosive Eruptionen. Das VAAC detektiert Vulkanasche in einer Höhe von 6200 m. Sie driftet südostwärts und erreicht sogar die Karibikküste. CENAPRED berichtet gestern von 5 Eruptionen. 4 werden als schwach bezeichnet, eine als mittelstark. Sie manifestierte sich um 23.21 Uhr (Ortszeit). Außerdem gab es 162 Asche-Dampf-Exhalationen. Von Seiten der Seismik wurde ein vulkanotektonisches Erdbeben aufgezeichnet, sowie Tremor mit einer Gesamtdauer von 195 Minuten. Die Vulkanologen bestätigen, dass es wieder ein Domwachstum im Krater gibt.

Dazu schreiben sie: „Explosionen am Popocatepetl oder an anderen aktiven Vulkanen werden von seismischen und akustischen Signalen begleitet, die von Druckdetektoren oder Mikrofonen aufgezeichnet werden. Je nach den atmosphärischen Faktoren zum Zeitpunkt der Ereignisse oder den morphologischen Bedingungen des Kraters sind sie in unterschiedlicher Intensität zu hören. Dies ist ein normales Phänomen und nicht unbedingt ein Hinweis auf verstärkte vulkanische Aktivität. Beim derzeitigen Zustand des Popocatepetl, der durch die Bildung kleiner Lavadome und deren anschließende Zerstörung durch überwiegend kleine bis mittlere Explosionen gekennzeichnet ist, ist es wahrscheinlich, dass die Bevölkerung in der Nähe des Vulkans in den nächsten Tagen oder Wochen diese hörbaren Phasen wahrnehmen wird.“ Meiner Meinung nach deuten diese Phänomene schon auf eine erhöhte Aktivität hin, auch wenn sie nicht so stark werden müssen, dass eine Gefahr für die Bevölkerung besteht.

CENAPRED bittet die Bevölkerung, sich dem Vulkan und insbesondere dem Krater wegen der Gefahr herabfallender ballistischer Fragmente nicht zu nähern und sich bei starken Regenfällen wegen der Gefahr von Schlamm- und Murgängen vom Boden der Schluchten fernzuhalten.

In diesem Zusammenhang ist mir aufgefallen, dass wir weltweit gerade viele Vulkane mit Domwachstum haben. Sie sind überwiegend effusiv tätig, wobei die zähflüssige Lavapfropfen im Förderschlot bildet, die dann herausgesprengt werden. Explosionen können auch partiellen Domkollaps verursachen, sodass Pyroklastische Ströme entstehen. Obwohl wir also überwiegend effusiven Vulkanismus erleben, ist es auffällig, dass praktisch kein echter Lavasee mehr aktiv ist, sieht man einmal von den kleineren Lavalinsen von Villarrica und Mount Erebus ab.

Zusammenfassung:

  • In Mexiko eruptiert der Popocatepetl Vulkanasche, die bis auf 6700 m Höhe aufsteigt.
  • Im Krater wächst ein Lavadom, der von Explosionen immer wieder zerstört wird.
  • Gefahr für die Anwohner des Vulkans besteht derzeit nicht.

Vulkane Kamtschatkas von Oben – News am 13.04.23

Die sibirische Halbinsel Kamtschatka (Russland) weist eine der dichtesten Konzentrationen aktiver Vulkane auf. Es werden 29 Vulkane als potenziell aktiv eingestuft. Aktuell befinden sich 2 Domvulkane in Eruption und sorgen für Schlagzeilen in den Medien. Bei diesen Vulkanen handelt es sich um Shiveluch und Bezymianny, die in gut 100 Kilometer Entfernung zueinander liegen. An klaren Tagen kann man vom Gipfel des einen Vulkans zum anderen blicken. In der Mitte der beiden Vulkane liegt die Ortschaft Kliutschi. Normalerweise ist sie von den Vulkanen weit genug entfernt, um nicht von den Eruptionen beeinflusst zu werden, doch aktuell sieht es anders aus: Die große Eruption des Shiveluchs, die sich Anfang der Woche zugetragen hat und immer noch nicht ganz vorbei ist, bedeckte den Ort mit einer dicken Ascheschicht, die das öffentliche Leben lahmlegte und den Kindern schulfrei bescherte. In der Vorwoche kam es zu größeren Eruptionen am Bezymianny, die zwar kleiner waren als jene am Shiveluch, aber dennoch ebenfalls Pyroklastische Ströme erzeugten und Aschewolken, die 6 bis 8 km hoch aufstiegen. Doch das ist nichts im Vergleich zur Höhe der Aschewolken am Shiveluch, die etwa die doppelte Höhe erreichten. Beide Aschewolken verbreiteten sich über große Gebiete und drifteten mehr als 1000 km weit. Zum Glück breiteten sich die Aschewolken vom Bezymianny Richtung Osten aus und blieben weitestgehend über unbewohntes Gebiet, sodass keine Menschen in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Bild der Verwüstung am Shiveluch

Inzwischen sind am Shiveluch Vulkanologen eingetroffen, die die Folgen der Eruption genauer untersuchten. Sie steuerten eine Drohne über das dampfende Ignimbritfeld, das aus den Ablagerungen der Pyroklastischen Strömen besteht und sahen nur noch Stümpfe von Bäumen aus den Ablagerungen herausragen. Die Pyroklastischen Ströme stoppten erst an einer Straße. Die Forscher schrieben in einem Statement, dass die Dichteströme mindestens 19 km weit glitten und damit die Grenzen des Sperrgebietes um den Vulkan um 4 km überschritten.

Das NASA-Earthobservatorium und Sentinel-hub veröffentlichten heute Satellitenaufnahmen der beiden Vulkane, die die Ascheschleppen zeigen.