Vulkan Shiveluch – News am 15.04.23

 

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65; 161.36 | Aktivität: Postdom

Neuer Krater anstelle des Doms am Shiveluch-Vulkan

Die Folgen der starken Eruptionen die den russischen Vulkan Shiveluch zwischen dem 10. und 13. April erschütterten, sind nun erstmals nach einer Besserung des Wetters sichtbar geworden: Anstelle des Doms, der seit 1980 wuchs, ist ein großer Krater getreten. Er hat einen Durchmesser von mindestens 1 km. Damit ist er doppelt so groß wie der Vesuvkrater. Juri Demjantschuk vom Observatroium der Kljutschewskaja-Vulkangruppe, das auch den Shiveluch überwacht, meinte in einem Statement, dass es so aussieht, als hätte es seitwärtsgerichtete Explosionen gegeben, die das Material in südöstlicher Richtung auswarfen und für die großen Pyroklastischen Ströme verantwortlich waren.

Wie es am Shiveluch weiter geht ist offen, doch die Erfahrung zeigt, dass sich ein Vulkan bei solch starken Eruptionen meistens erst einmal auspowert und dann für einige Jahre ruhig ist. Selbst wenn es zu neuem Domwachstum kommen sollte, wird es eine Weile dauern, bis der neue Dom den Krater – dessen Tiefe wir noch nicht kennen – aufgefüllt ist und der Dom wieder sichtbar sein wird. Erst wenn er den Kraterrand wieder überragt ist mit neuen Abgängen von Schuttlawinen und Pyroklastischen Strömen zu rechnen.

4 Szenarien für die Vorgänge am Shiveluch

Ich kann mir 4 Möglichkeiten vorstellen, warum die starken Explosionen ausgelöst wurden. Szenario a) besteht darin, dass es zu einem größeren Kollaps am Dom kam. Durch die Druckentlastung entgasten das Magma im Fördersystem und die Lava des Domes schlagartig, was zu Explosionen führte. Dieses Szenario halte ich für das wahrscheinlichste, besonders, da es zu seitwärtsgerichteten Explosionen gekommen sein soll. Die Explosionen fanden in Richtung der Druckentlastung, also des partiellen Domkollapses statt. Natürlich kann auch eine initiale Eruption ein Abscheren des Doms verursacht haben, in deren Folge es dann zu einer südostwärtsgerichteten Explosion kam. Das Szenario b) legt zugrunde, dass es zum Magmamixing gekommen ist, als primitives Magma aus der Asthenosphäre in den Magmenkörper unter dem Vulkan eindrang, in dem sich ein stärker differenziertes Magma befunden hat, was oft starke explosive Eruptionen auslöst. Solches Magmanmixing ist oft anhand von Lavaproben nachweisbar. Im Szenario c) wurde eine stark gashaltige Restschmelze eruptiert, was dann tatsächlich das vorläufige Ende der eruptiven Tätigkeit am Shiveluch bedingen würde. Im letzten Szenario d) kam es zum Kontakt einer größeren Menge Wassers mit aufsteigendem Magma und löste phreatomagmatische Explosionen aus. Als Quelle des Wassers käme der nahe Kamtschatka-Fluss infrage, aber auch eine sehr wasserhaltige Schmelze, was für Szenario b) sprechen würde.

Die starken Entgasungen am Shiveluch zeigen, dass die eruptive Phase noch nicht beendet ist. Es gibt auch immer noch VONA-Warnungen vom VAAC, die Vulkanasche in einer Höhe von 6700 m melden. Die starken Entgasungen deuten an, dass eine größere Menge Wasser seine Finger im Spiel hat.