Vulkan-News 24.06.22: Chikurachki

Chikurachki in Eruption

Staat: Russland | Koordinaten: 50.33; 155.46 | Eruption: Vulcanianisch

Auf der Kurileninsel Paramushir ist der Vulkan Chikurachki ausgebrochen. Das geht aus 3 VONA-Meldungen des VAACs Tokio hervor. Demnach stieg Vulkanasche bis auf einer Höhe von 5500 m auf und driftete in Richtung Nordosten. KVERT erhöhte den Alarmstatus von „gelb“ auf „orange“ und warnt ausdrücklich davor, dass es jeder Zeit zu explosiven Eruptionen kommen könnte, bei denen Vulkanasche höher als 6000 m aufsteigt und den Flugverkehr gefährdet. Menschen am Boden sind derzeit nicht gefährdet, es sei denn, sie nähern sich dem Vulkan zu sehr an. Die Gegend ist nur dünn besiedelt.

Bereits Ende Januar 2022 gab es 2 Explosionen am Chikurachki, die eine vergleichbare Stärke wie die heutigen hatten. Die Eruptionen förderten Aschewolken, die bis zu 5 km über dem Meeresspiegel aufstiegen und bis zu 255 km weit abdrifteten.

Über den Vulkan Chikurachki

Der Chikurachki hat eine Gipfelhöhe von 1781 m und ist damit der höchste Vulkan auf Paramushir. Dennoch wird der Vulkankegel beim GVP als klein beschrieben, da der aktuelle Vulkan auf einem älteren (pleistozänen) Vulkangebäude aufsitzt. Erste Eruptionen begannen während des Pleistozäns, als überwiegend basaltische Laven gefördert wurden. Obwohl Eruptionen die Basaltlava fördern selten stark explosiv sind, soll es zu plinianischen Ausbrüchen gekommen sein. Meine Vermutung ist, dass da dann ähnliche Prozesse am Werk waren, wie bei den Ätna-Paroxysmen. Spätere Eruptionsphasen förderten auch andesitische Laven. Während des Holozäns erreichten Lavaströme das Meer und es wurden Lavadeltas kreiert. Im Süden des Chikurachki schließt sich eine Gruppe aus Schlackenkegel an, die auf den Namen Tatarinov hört.

Auf Paramushir gibt es mehrere Vulkane. Zu diesen zählt der Ebeko, der uns in den News in den letzten Jahren häufig begegnet ist, nun aber recht ruhig geworden zu sein scheint. Nordwestlich von Paramushir liegt der Inselvulkan Alaid, der für seine VEI 4-Eruptionen bekannt ist.

Fuji: Vorbereitungen auf Eruption

  • In Tokio bereitet man sich auf eine Eruption des Vulkans Fuji vor
  • Es werden Notfallpläne ausgearbeitet und Staubmasken bestellt
  • Ein Geophysiker sieht eine konkrete Gefahr

Am Fuji werden Notfallpläne ausgearbeitet

In der japanischen Hauptstadt Tokio bereitet man sich scheinbar auf einen möglichen Ausbruch des Vulkans Fuji vor. Das geht aus mehreren Pressemeldungen hervor, die zum Teil ziemlich reißerisch zu lesen sind. Der Fuji ist ein sehr symmetrisch aufgebauter 3776 m hoher Stratovulkan und ein Sinnbild Japans. In dem Inselreich am Pazifischen Feuerring gibt es 111 Vulkane, die als aktiv eingestuft sind. Das heißt, sie sind mindestens einmal innerhalb der letzten 10.000 Jahre ausgebrochen. Es gibt viele heiße Quellen auf Japan, um die sich eine Bäderkultur aufgebaut hat, die fest in der kollektiven Seele Japans verwurzelt ist, genau so der Respekt vor dem Vulkanismus. Obwohl der Fuji 153 km vom Stadtzentrum Tokios entfernt ist, kamen Wissenschaftler zu dem Schluss, dass die Stadt durch einen Vulkanausbruch des Fujis in Mitleidenschaft gezogen werden könnte, zumindest, wenn der Wind aus Richtung des Vulkans bläst. Dann könnte Vulkanasche in Richtung Tokio wehen und sich im Stadtgebiet ablagern. Ähnliches soll beim letzten großen Ausbruch im Jahr 1707 geschehen sein. Für eine Metropole wie Tokio, würden schon vergleichsweise geringe Aschemengen problematisch sein. Sollte viel Asche niedergehen, dann könnte das öffentliche Leben der Stadt zum erliegen kommen und Schäden an der Infrastruktur entstehen. Besonders, wenn Vulkanasche nach Regenfällen nass wird, bildet sich eine tonnenschwere zementartige Schicht, die Hausdächer zum Einsturz bringen kann und die Kanalisation verstopft. Doch Tokio wird wohl kaum ein modernes Pompeji werden, so wie es in einigen Artikeln zu lesen ist. Aufgrund dieser -eigentlich nicht neuen- Erkenntnisse arbeiten Zivilschutz und Polizei nun Notfallmaßnahmen aus und man plant die Bestellung von Staubmasken und Schutzbrillen. Als Staubmasken werden ja oft medizinische Gesichtsmasken verwendet, die es nun in Pandemiezeiten reichlich geben sollte und praktisch in vielen Haushalten vorhanden sind.

Erdbeben könnte Fuji reaktivieren

Grund für den Alarmismus liefert ein Statement des Geophysikers Hiroki Kamata, emeritierter Professor der Universität Kyoto. Er sagte, dass sich der Fuji genau nördlich des Gebiets befindet, in dem die Tokai-Erdbeben ihren Ursprung haben. Laut Kamata wurde der Mt. Fuji durch das Erdbeben von 2011 angeregt, und es wurden Risse in der Decke seines Magmareservoirs geöffnet, wodurch er sozusagen in einen ‚Standby-Zustand‘ für einen Ausbruch versetzt wurde. Daher befürchtet man, dass der Vulkan innerhalb der nächsten Jahrzehnte ausbrechen könnte. Das Erdbeben von 2011 soll zudem gut 20 andere Vulkane Japans aus ihrem Schlaf gerissen haben, wodurch sie in den Standby-Modus versetzt wurden. Von diesen Vulkanen brachen bereits einige aus. Obwohl die Möglichkeit tatsächlich gegeben ist, dass der Fuji irgendwann wieder ausbrechen wird, sind mir keine aktuellen Anzeichen wie Schwarmbeben, Gasausstoß, oder Inflation bekannt. Die Alarmstufe des Vulkans steht beim JMA auf „1“. Man sieht das Potenzial für eine Aktivitätssteigerung. Die Vorsichtsmaßnahmen sind durchaus gerechtfertigt, doch Grund zur Panik besteht nicht. Solche Notfallpläne sollte es überall geben, auch in Bezug auf anderen Naturkatastrophen.

Apropos Japan und JMA: Der Ontakesan steht nun auf Warnstufe „1“, zuvor stand sie auf „2“.

Vulkan-News 22.06.22: Reventador

  • Der Reventador ist effusiv und explosiv tätig
  • Vulkanasche steigt bis auf 4900 m Höhe auf
  • Der Alarmstatus steht auf „orange“

Reventador mit Aschewolke und Lavastrom

Staat: Ecuador | Koordinaten: -0.081, -77.67 | Aktivität: Vulcanianisch

In Ecuador ist der Reventador weiter aktiv und erzeugt Aschewolken, die laut VAAC bis auf einer Höhe von 4900 m aufsteigen und in Richtung Nordwesten driften. Darüber hinaus wurde vergangene Woche ein Satellitenbild aufgenommen, dass nicht nur eine Aschewolke zeigt, sondern auch einen Lavastrom. Er fließt über die Nordflanke des Vulkans und erreicht die Basis des Kegels. Der Kegel befindet sich in einer Caldera und ist nur in einem langen Fußmarsch zu erreichen.

Der Reventador liegt in den Anden, am Rand des Amazonasbeckens und ist häufig in Wolken gehüllt. Entsprechend selten sind klare Blicke auf den Vulkan, insbesondere aus dem Weltall. Von daher ist das Foto schon eine kleine Sensation. Es zeigt den Vulkan während einer eruptiven Hochphase, die in den letzten Tagen bereits wieder ein wenig abgeklungen ist. Dennoch stößt der Reventador regelmäßig Aschewolken aus. Sein dem 20. Juni wurden 7 VONA-Warnungen veröffentlicht. An diesem Tag wurden 96 seismische Eruptionssignale und 83 langperiodische Erdbeben detektiert.

Der Vulkan wird vom IGPEN überwacht. Es gibt Seismografen und Webcameras die online verfügbar sind, ihre Daten allerdings nur sporadisch übermitteln. Auf einem Thermalbild, das ich für einige Momente erhaschen konnte, war noch die Wärmesignatur des Lavastroms zu erahnen gewesen. MIROVA detektiert eine moderate Wärmestrahlung mit 13 MW Leistung. Der Alarmstatus steht auf „orange“. Menschen sind zur Zeit nicht gefährdet, da der Reventador entlegen liegt.

Über den Vulkan Reventador

Der 3562 m hohe Reventador ist einer der aktivsten Vulkane Ecuadors. Bei einer starken Eruption verlor er seinen Gipfel und es entstand eine hufeisenförmige Caldera. An ihrem Rand bildete sich ein neuer Kegel, aus dem die aktuellen Eruptionen stattfinden. Seit 1541 wurden 26 starke Eruptionen mit einem VEI zwischen 2 und 4 dokumentiert.

Vulcano am 21. Juni: Vulkan wird wieder unruhiger

  • Auf Vulcano wurde ein Anstieg der Mikroseismizität festgestellt
  • Parallel dazu stieg der Schwefeldioxid-Ausstoß
  • Die Fumarolen am Kraterrand sind sehr heiß

Anstieg von Seismizität und Schwefeldioxid-Ausstoß auf Vulcano

Während der italienische Inselvulkan Vulcano in den vergangenen Wochen ein wenig aus dem Fokus meiner Berichterstattung rückte, so katapultiert er sich heute zurück in die Schlagzeilen! In den letzten Tagen gab es eine Zunahme der Seismizität, was diesmal nicht nur die lokalen Erdbeben betrifft, sondern auch die VLP-Erdbeben mit niedrigen Frequenzen, die vor allem anzeigen, dass sich Magmatische Fluide im Untergrund bewegen. Doch der Reihe nach: Im Erdbeben-Katalog des INGVs werden für diesen Monat 35 Erdbeben im Bereich der Liparischen Inseln gemeldet, von denen 13 angezeigt werden. 8 Beben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität ereigneten sich unter Vulcano. Darüber hinaus wurden für die letzte Woche gut 40 VLP-Erdbeben bestätigt, die durch die erwähnte Fluidbewegungen verursacht wurden und dem Vulkan ein lebendiges Hydrothermalsystem attestieren. Dazu passt, dass der Schwefeldioxid-Ausstoß der Krater-Fumarolen wieder gestiegen ist, während der Kohlendioxid-Ausstoß auf mittelhohe Werte verharrt. Die Fumarolen entlang der Fraktur am Kraterrand stoßen weiterhin Gase aus, die sehr heiß sind. In der letzten Woche wurden hier Höchsttemperaturen von 382 Grad gemessen, während der Durchschnitt bei 379 Grad lag. Dagegen scheinen die Gastemperaturen im Kraterinneren rückläufig zu sein, doch hier stehen aktuelle Messungen aus. Eine Frage die ich mir stelle, ist, ob es zum Schwefelbrand kommt, denn Schwefel brennt bei Temperaturen ab 250 Grad. Da der Aufstieg zum Krater gesperrt ist, lässt sich das nicht so ohne weiteres nachprüfen. Sollte dem so sein, dürft der blaue Schwefelbrand Fotografenherzen schneller schlagen lassen. Brennenden Schwefel kennen wir vom indonesischen Vulkan Kawah Ijen, wo er zu einem großen Publikums-Magneten wurde, seitdem die Geonauten/Vulkanauten erste Bilder davon publizierten.

Die restlichen geophysikalischen Parameter waren in der letzten Wochen relativ unauffällig. Es wurden keine neuen Bodendeformationen beobachtet und die Wasserverfärbungen bei Porto die Levante haben nachgelassen. Sie waren auf Satellitenfotos bis vor 10 Tagen sichtbar.

Vereinsmitglied Rafael berichtet mir gerade, dass vom Boden aus durchaus noch Wasserverfärbung sichtbar sind. Wissenschaftler sind vor Ort und führen Messungen durch.

Vulkan-News am 20. Juni: Shiveluch

Shiveluch mit Aschewolken

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65; 161.36 | Eruption: Dom

Seit gestern Abend stößt der Shiveluch auf Kamtschatka (Russland) wieder Aschewolken aus. Laut VAAC Tokio steigen sie bis auf einer Höhe von fast 9000 m auf und driften in Richtung Osten. KVERT warnt vor weiteren Eruptionen, die eine Gefahr für den Flugverkehr darstellen könnten. Im Krater des Vulkans wächst ein Lavadom. Die Aschewolken könnten rein explosiv gefördert werden, oder im Zusammenhang mit Abgängen Pyroklastischer Ströme stehen.


Ruapehu mit starkem Tremor

Staat: Neuseeland | Koordinaten: -39.28, 175.57 | Eruption: Hydrothermal

Am neuseeländischen Vulkan Ruapehu begann am Freitag eine erneute Phase mit starkem Tremor, der über das Wochenende anhielt. Generell sah es in den letzten Wochen nach Entspannung der Situation aus, da die Tremoraktivität seit 3 Wochen rückläufig war. Das Gleiche gilt für die Wassertemperaturen des Kratersees: Sie sanken auf 22 Grad und stabilisierten sich auf diesem Niveau. Der Alarmstatus bleibt auf „2“.


Ätna mit erhöhtem Tremor

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Staat: Italien |Eruption: Strombolianisch

Am Wochenende wurde die effusive Eruption offiziell für beendet erklärt. Der Tremor ist allerdings weiterhin erhöht und bewegt sich im gelben Bereich, nahe der Grenzte zum roten Areal. Dabei gab es seit gestern etwas stärkere Fluktuationen als sonst. Es wird ein moderates Wärmesignal registriert. Dieses stammt aus der Bocca Nuova. Aus Richtung des Zentralkraters kommen auch Infraschallereignisse mittlerer Stärke, die auf explosive Aktivität hindeuten. Der Vulkan könnte also strombolianisch aktiv sein.

Vulkan-News 19.06.22: Popocatepetl

Popocatepetl mit Aschewolken

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62| Eruption: Explosiv

Heute gab es nicht nur Erdbeben im mexikanischen Golf von Kalifornien, sondern auch Eruptionen am Vulkan Popocatepetl. Das VAAC brachte in den letzten 2 Tagen 5 VONA-Meldungen heraus, nach denen Asche bis auf einer Höhe von 6400 m aufstieg und in Richtung Südwesten driftete. Das Institut CENAPRED lieferte dazu ein schönes Foto, dass den schneebedeckten Gipfel des Vulkans zeigt. Aus dem Krater sieht man eine Aschewolke aufsteigen, die auch Wasserdampf enthält. Darüber hinaus wurden 40 Asche-Dampf-Exhalationen beobachtet und 45 Minuten Tremor aufgezeichnet. Zudem gab es ein vulkanotektonisches Erdbeben. Der Alarmstatus steht auf „2“.


Nevado del Ruiz bleibt aktiv

Staat: Kolumbien | Koordinaten: 34.89, -75.32 | Eruption: Aschewolken

In Kolumbien ist der Nevado del Ruiz weiter aktiv und stößt Asche aus, die bis auf einer Höhe von 6700 m aufsteigt. Die Aschewolken werden in Richtung Nordwesten verfrachtet. Der Vulkan dominiert 3 größere Städte und mehrere kleine Siedlungen, die im Falle einer größeren Eruption in Mitleidenschaft gezogen werden könnten.

Vulkan-News 18.06.22: Krakatau

Anak Krakatau in Eruption

Staat: Indonesien| Koordinaten: -6.10, 105.42 | Eruption: Ejektiv

Gestern produzierte Anak Krakatau weitere Eruptionen, bei denen Vulkanasche bis auf einer Höhe von 850 m über den Krater aufstieg. Auf LiveCam-Bildern ist zu sehen, dass die Eruptionswolken dunkelgrau und sehr dicht waren. Nachts war rotglühende Tephra zu sehen gewesen. Die geophysikalischen Parameter sind weiter auffällig: gestern wurden über 60 vulkanisch bedingte Erdbeben aufgezeichnet. Darunter befanden sich ca. 25 vulkanotektonische Erdbeben und fast 30 Erschütterungen mit niedrigen Frequenzen. Es steigt weiter Magma auf und die Eruptionen werden wahrscheinlich anhalten.


Fuego mit normaler Tätigkeit

Staat: Guatemala | Koordinaten: 14.47, -90.88 | Eruption: Ejektiv

Der guatemaltekische Fuego ist aus seinem Aktivitätstief ohne eine besonders starke Eruption herausgekommen. INSIVUMEH meldet pro Stunde zwischen 5-8 Eruptionen. Vulkanasche steigt bis zu 4800 m hoch auf und regnet über verschiedenen Orten in Windrichtung ab. Die Anwohner können den Vulkan rumpeln hören. Glühende Tephra schafft es bis auf 200 m über den Krater. Es gehen Schuttlawinen ab.


Nishinoshima mit thermischen Signal

Staat: Japan | Koordinaten: 27.24, 140.87 | Eruption: Ejektiv

Der entlegene Inselvulkan Nishinoshima emittiert eine moderat Wärmestrahlung. Laut MIROVA hat sie eine Leistung von 43 MW. Man kann davon ausgehen, dass der Vulkan wieder eruptiert und glühende Tephra auswirft. Eventuell wird auch ein kleiner Lavastrom ausgestoßen.

Vulkaninsel Panarea: Hydrothermalquellen dokumentiert

  • Panarea ist eine der Liparischen Insel und Teil einer submarinen Caldera
  • Vor 20 Jahren gab es Wasserverfärbungen infolge starker Hydrothermaler Aktivität
  • Jetzt wurden die Tiefseequellen filmisch dokumentiert

Panarea: Teil einer submarinen Caldera vor Stromboli

Die Vulkaninsel Panarea gehört zum Liparischen Archipel nördlich von Sizilien und liegt in direkter Nachbarschaft zum bekannteren Stromboli Vulkan. Auf meinen Fahrten dorthin machte ich schon oft im Hafen der Insel Zwischenstation, blickte in das tiefblaue Wasser der Hafenbucht und sinnierte darüber, was sich wohl in der Tiefe befinden mag. Denn schon seit längerem ist bekannt, dass am Meeresboden vor der Insel hydrothermale Aktivität gibt. Die deutlichsten Manifestationen dieser Aktivität zeigten sich im Jahr 2002, als es am vorgelagerten Inselchen Lisca Bianca zu ausgeprägten Wasserverfärbungen kam. Damals muss es zu einem regelrechten Ausbruch hydrothermaler Fluide gekommen sein, die auch in der Gasphase vorlagen. Das Meereswasser erwärmte sich auf 25 Grad und es kam zu einem Fischsterben. Man vermutete , dass sich der Vulkan auf einen Ausbruch vorbereiten könnte, doch nach einigen Wochen beruhigte sich die Situation wieder. Zurück blieb die Erkenntnis, dass der Vulkanismus im Bereich der ältesten Liparischen Insel noch nicht gänzlich erloschen ist. Die Insel selbst erinnert nur rudimentär an einen Vulkan, denn sie bildet nur den Westrand einer größeren Caldera, die sich Unterwasser befindet. Die kleine Insel Lisca Bianca erhebt sich am Südostrand der Caldera.

Filmprojekt der UNESCO dokumentiert Hydrothermalquellen vor Panarea

2o Jahre nach der starken Entgasungsphase machte sich ein Team aus Forschern und Filmern auf den Weg nach Panarea, um die hydrothermale Aktivität zu dokumentieren. Finanziert wurde das Projekt von der UNESO, unter deren Schutz das Weltkulturerbe der Liparischen Inseln steht. Das Projekt ist nur eines von vielen, dass im Rahmen der Dekade der Meereswissenschaften (2021–2030) durchgeführt wird. Ein Ziel der Forschungen ist es, dem submarinen Vulkanismus weiter auf die Spur zu kommen. Mittlerweile gibt es Schätzungen, dass am Meeresboden eine Millionen Vulkane schlummern, die vor unseren Blicken verborgen sind. Diese Vulkane sollen 80% der weltweiten vulkanischen Aktivität stellen.

Die Entdecker des UNESCO-Projekts tauchten unter Leitung des Unterwasserfotografen Alexis Rosenfeld vor Panarea ab und brachten fantastischen Aufnahmen und neue Erkenntnisse mit an die Oberfläche. Während die permanenten Gasaustritte im flachen Wasser bereits bekannt waren, versetzten Hydrothermalquellen, die in 70 m Tiefe entdeckt wurden in Erstaunen. Sie ähneln den Black Smokern der Tiefsee, nur dass sie klare Hydrothermallösungen und Gase fördern. Messungen ergaben, dass einige der bizarren Gebilde täglich bis zu einer Millionen Liter saurer Fluide ausstoßen. Eine interessante Entdeckung, die bestimmt weitere Forschungsabreiten auf den Plan rufen wird.

Vulkan-News 16.06.22: Krakatau

In Indonesien sind weiter mehrere Vulkane aktiv. Zu diesen gehören Lewotolok, Ibu und Dukono. Sie erzeugen Aschewolken, die einige hundert Meter aufsteigen. Am Spannendsten erscheint mir die Aktivität am Anak Krakatau zu sein, auf den ich heute näher eingehen will.

Staat: Indonesien| Koordinaten: -6.10, 105.42 | Eruption: Ejektiv, effusiv

Anak Krakatau mit neuen Explosionen

Am Anak Krakatau zog die Aktivität in den letzten Tagen wieder an. Das VAAC detektierte mehrere Aschewolken, die einige hundert Meter hoch aufstiegen. Beim VSI heißt es, dass Vulkanasche bis zu 750 m über dem Krater aufgestiegen sei. Eine der stärksten Eruptionen erzeugte gestern ein seismisches Signal mit 57 mm Maximal-Amplitude und einer Dauer von 82 Sekunden. Auf LiveCam-Bilder sieht man recht dichte Aschewolken. Nachts ist ein wenig rotglühende Tephra sichtbar.

Thermisches Signal könnte von einem Dom stammen

Während die explosive Aktivität Standardrepertoire darstellt, kann man das von dem anhaltenden thermischen Signal nicht sagen. Es taucht seit über 2 Monaten auf den wenigen Sentinel-Bildern auf, die eine freie Sicht auf den Kraterbereich gestatten. Das Signal bildet einen halbkreisförmigen Donut in dessen Zentrum der aktive Schlot liegt. Über diese thermische Anomalie habe ich bereits öfters geschrieben und sie zuerst für einen Lavastrom gehalten, dann für eine domähnliche Lavaplatte. Neue Bilder, die in der letzten Wochen gemacht wurden, zeigen, dass es sich wohl ehr um einen halbkreisförmigen Pancake-Dom zu handeln scheint. Auf einem Video ist nur ein kurzer Schwenk über die Seite der Struktur sichtbar, aber es scheint mir die treffendste Interpretation zu sein. Der Übergang zwischen einem Lavadom und einem zähen Lavastrom ist auch fließend, so dass nicht immer eine eindeutige Zuordnung möglich ist. Sehr wahrscheinlich steht Magma kurz unter der Oberfläche und entgast aus zahlreichen Öffnungen im Dom, so dass er ein thermisches Signal erzeugt.

Seismische Daten des Vulkans Anak Krakatau

Die seismischen Daten zum Krakatau fluktuieren stark. Sie signalisieren, dass es Schübe aufsteigender Fluide (Magma) gibt. So wurden gestern gut 50 vulkanisch bedingte Erdbeben registriert. Einen ähnlichen Schub gab es vor einer Woche. In der Zeit dazwischen wurden weniger als 20 tägliche Beben registriert. Dieses Spiel ist auf dem Histogramm der Erdbebenaktivität in den letzten 3 Monaten gut sichtbar.

Vulkantourismus in Indonesien läuft nur schleppend an

Der Vulkan-Tourismus ist trotz wenigeren Corona-Beschränkungen noch nicht gut angelaufen. Zu groß ist das Misstrauen gegenüber den sich ständig ändernden Verordnungen, so dass man als Fernreisender fürchten muss Übersee zu stranden. Hinzu kommt in manchen Regionen eine Armuts-bedingte Zunahme der Kriminalität. Ich bin mal gespannt, ob wir in der nächsten Zeit wieder einigermaßen stabile Bedingungen, wie vor den Anti-Corona-Maßnahmen erhalten werden.