Ätna: Strombolianische Aktivität aus der Voragine

Vulkan Ätna zeigt strombolianische Eruptionen aus der Voragine – Tremor bleibt niedrig

Der Ätna auf Sizilien zeigte gestern Abend plötzlich einsetzende strombolianische Eruptionen aus der Voragine, wobei erstes Lavaspattering bereits tagsüber beobachtet wurde: Im oberen Drittel der inneren Flanke des Kraters hatte sich ein neuer Schlot geöffnet. Geringe Mengen glühender Tephra wurden bis über den Kraterrand hinaus ausgeworfen. Bergführer befanden sich sogar am Kraterrand der Bocca Nuova und filmten und fotografierten das Ereignis.

Bei der Voragine handelt es sich um einen der 4 Ätna-Hauptkrater im Gipfelbereich des Vulkans, der mit der Bocca Nuova zusammenhängt. Zusammen bilden sie den Zentralkrater, der von dem Nordost- und Südostkrater flankiert wird.

Die Aktivität konnte nachts von Linguaglossa aus beobachtet werden und fand in den sozialen Medien großen Anklang. Die Vulkanologen vom INGV äußerten sich noch nicht zu den Geschehnissen, was sehr wahrscheinlich daran lag, dass die Eruptionen zu schwach waren, um mit den Instrumenten erfasst zu werden. Offenbar ist auch nicht täglich einer der Vulkanologen am Vulkan unterwegs, um den Feuerberg aus der Nähe zu beobachten. Ja, mit der Zeit wird man ein wenig träge und bequem.

Der Ätna war in den letzten Wochen ungewöhnlich still und der Tremor fiel sogar bis zur Grenze zwischen dem grünen und gelben Bereich ab. Dort habe ich ihn schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Auch die Seismizität ist recht gering, wobei es in den letzten Tagen eine leichte Zunahme der Erdbebenaktivität gegeben hat. Größere Erdbebenschwärme sind in den letzten Wochen aber ausgeblieben.

Aufgrund der geringen Aktivität veröffentlicht das INGV nur noch Monatsberichte. So gab es im letzten Bericht für den Monat Mai keine besonderen Überraschungen. Dort wurde die allgemein geringe Aktivität des Vulkans bestätigt. Die Quelle des schwachen Tremors lag nahe der Oberfläche im Bereich des Südostkraters. Einzige Auffälligkeit war eine nachweisbare Bodendeformation an der Messstation des Monte Conca im Nordosten des Ätnas. Trotz der geringen Seismizität ist also Magma aufgestiegen.

Karangetang: Lahar begräbt Hauptstraße

Lahar vom Karangetang auf Siau begräbt Hauptstraße unter 5 m Schlamm

Vom indonesischen Vulkan Karangetang, der auf der Insel Siau liegt, ging am Donnerstag ein großer Lahar ab. Die Schlammflut aus kalter Lava, wie Lahare in Indonesien umschrieben werden, erreichte die Hauptstraße, die um den Vulkan herum verläuft und den Inselosten mit dem Westen verbindet. Die Straße wurde unter einer 3 bis 5 Meter mächtigen Schlammschicht begraben, heißt es in einem Bericht der indonesischen Zeitung Tempo.

Eine direkte Bestätigung der Geschehnisse konnte ich auf den Seiten der indonesischen Vulkanologen nicht finden. Allerdings kann man den Daten entnehmen, dass am Donnerstag ein seismisches Signal registriert wurde, das von einer Schuttlawine verursacht wurde, die fast 4 Minuten lang unterwegs gewesen war. Während es gestern auch zu einem vergleichsweise langen Abgang kam, der 143 Sekunden dauerte, wurden in den Tagen vor dem Lahar nur Schuttlawinen und Steinschläge registriert, die weniger als 30 Sekunden andauerten. Die lang anhaltenden Signale der letzten Tage könnten also in der Tat mit Schlammlawinen assoziiert gewesen sein. Darüber hinaus ist auch eine Zunahme vulkanisch bedingter Erdbeben festzustellen.

In dem erwähnten Zeitungsbericht heißt es weiter, dass der Lahar gegen 17.30 Uhr Ortszeit abging. Der Leiter der geologischen Abteilung der Behörde ESDM – Muhammad Wafid – erklärte gegenüber der Zeitung, dass die Hauptstraße in Richtung Ondong auf einer Breite von 150 m unterbrochen sei. Der Lahar ging durch den Flusslauf Batuawang ab, der durch die Gemeinde Bebali verläuft. Die Gemeinde schließt sich direkt westlich der Inselhauptstadt Ulu an. Menschen kamen bei dem Ereignis nicht zu Schaden und alle Gebäude blieben heil.

Zwei Stunden vor dem Abgang des Lahars gab es starke Regenfälle auf Siau. Tatsächlich erschütterte ein Tag zuvor ein starkes Erdbeben die nahegelegenen Talaud-Inseln. Vielleicht destabilisierte das Erdbeben den Vulkanhang zusätzlich zum Regen. Doch normalerweise sind Lahare Phänomene, die durch starke Regenfälle ausgelöst werden, die am Vulkanhang abgelagerte Tephra mobilisieren.

Der Karangetang zählt zu den aktivsten Vulkanen des indonesischen Archipels. Die letzte stärkere Aktivitätsphase ereignete sich im August letzten Jahres.

Weiterführender Link: Bildergalerie Karangetang

Island: Neue Daten zur Eruption

IMO brachte ein Update mit neuen Daten zur Größe der Eruption auf Reykjanes

Es gab ein neues Update des IMO zur Eruption auf der Sundhnukur-Spalte, in dem eine neue Karte des Lavafelds veröffentlicht wurde. Graue Bereiche der Karte zeigen das Lavafeld, das seit Dezember 2023 entstanden ist. In Ocker gehalten sind die neuen Lavaflächen, und rotbraune Farbtöne markieren die mächtigsten Lavaablagerungen. Im Nordosten beim Sýlingarfell fällt der mächtigste Bereich der Lavaablagerungen auch mit dem Lavateich zusammen, von dem aus am letzten Samstag der Lavastrom ausging, der über den Grindavikurvegur geflossen ist. Aktuell strömt die Lava hauptsächlich in diese Richtung und der Lavateich füllt sich wieder auf.

Im Update wurde bestätigt, dass der aktuelle Ausbruch die größte Fördermenge aller Eruptionen an dieser Stelle aufweist. Bis zum 10. Juni wurden 41 Millionen Kubikmeter Lava gefördert, die eine Fläche von 9,2 Quadratkilometern bedecken. Der Märzausbruch förderte 35 Millionen Kubikmeter Lava.

Im Zeitraum vom 3. bis 10. Juni wurde die Förderrate auf 10 Kubikmeter pro Sekunde geschätzt. Vom Nachmittag des 29. Mai bis zum 3. Juni betrug der Lavafluss etwa 27 Kubikmeter pro Sekunde, die Eruption ist also seitdem schwächer geworden. Die Förderrate lag aber immer noch über jener, die wir Anfang April gesehen haben, als der Boden unter Svartsengi stärker anstieg als es jetzt der Fall ist, was eine Erklärung dafür sein könnte, dass die Bodenhebung unter Svartsengi momentan noch langsamer abläuft als in der zweiten Aprilhälfte, als die Eruptionsspalte halb so produktiv war wie es bis zum 10. Juni der Fall war.

Interessant ist, dass die Kurve des Graphen zur Bodenhebung an der Eldvörp-Messstation momentan steiler verläuft als bei Svartsengi. Möglicherwiese ist das ein Indiz dafür, dass sich die Struktur des Speicherreservoirs ändert und nach Westen verlagert. In der letzten Aktivitätsphase von Reykjanes vor 800 Jahren verlagerten sich die Eruptionen zu der Kraterreihe dort.

Die Gaswolke driftete weit über den Atlantik hinaus und war zwei Tage nach Eruptionsbeginn – als der Schwefeldioxid-Ausstoß am höchsten war – sogar in Nordschottland nachweisbar. In Edinburgh war die Konzentration des vulkanischen Gases um das 2322-Fache überhöht und betrug 1161 Mikrogramm. Deutlich mehr als in den schlimmsten Perioden der Schwerindustrie. Edinburgh liegt fast 1400 Kilometer von der Reykjaneshalbinsel entfernt.

Übrigens kam es gestern erneut zu Lufverschmutzung durch den hohen Gasausstoß der Eruption, was darauf hindeutet, dass noch einiges an Lava austritt. Der Wind wehte das Gas in Richtung Westen, sodass die Blaue Lagune geschlossen blieb. Schlecht für alle, die bereits ein Online-Ticket gekauft hatten!

Island: Magma-Art änderte sich

Vulkan Sundhnukur bleibt aktiv – Eruptionsverhalten und Magma-Art änderten sich

In den letzten zwei Tagen war das Wetter auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel schlecht: Wolken und Nebel zogen über das Land hinweg und gaben nur kurze Blicke auf die Eruption an der Sundhnúkur-Spalte frei, sodass eine genaue Einschätzung der Lage schwierig war. Tatsächlich kann man bei besserem Wetter nun beobachten, dass die Stärke des Vulkanausbruchs fluktuiert, wenigstens in Bezug auf das, was wir auf den Livecams sehen können. An der Basis des aktiven Kraterkegels hat sich im Bereich des Ablaufkanals ein Lavapool gebildet, dessen Pegel im Zeitverlauf um mehrere Dezimeter schwankt. Der Lavaspiegel steigt bis zur Oberkante des Beckenrands und versucht sich manchmal an einem Überlauf, was nicht so richtig klappt. Dann fällt der Pegel wieder und es kommt zeitweise zu Lavaspattering aus mehreren Öffnungen, wenn die Lava in einem Tunnel verschwindet. Ob hier aktiv Lava aufsteigt oder ob es nur zu starken Entgasungen kommt, die das Lavaspattering auslösen, ist nicht eindeutig zu erkennen. Generell scheint die Schmelze zäher zu sein als zuvor und fließt nicht mehr so schnell ab. Das ist ein Indiz dafür, dass nicht nur weniger Lava gefördert wird, sondern dass sich auch ihr Chemismus geändert hat.



Neue chemische Analyse von Lavaproben deuten veränderte Magma-Art an

Diese Hypothese wird durch neue Untersuchungen von Lavaproben bestätigt, die gestern Abend von der Universität Reykjavik veröffentlicht wurden. Demnach hat sich das Verhältnis der Konzentrationen von Kaliumdioxid zu Titandioxid verschoben und generell wurde eine geringere Konzentration dieser Oxide nachgewiesen, als es noch bei der letzten Analyse der Fall war. Geowissenschaftler Ol­geir Sig­mar­sson vom Institut für Geowissenschaften an der Universität von Island erklärte gegenüber der Zeitung MBL, dass der Chemismus der Lava nun näher an dem liegt, was während der ersten Eruptionsphase des Fagradalsfjall-Vulkans im Jahr 2021 gefördert wurde. Das zugrunde liegende Magma war älter als die Schmelze späterer Eruptionen und verweilte länger in einem Speicherreservoir als andere Magmen. Mit anderen Worten wird jetzt sehr wahrscheinlich Lava gefördert, deren Magma älter ist als zuvor. Es könnte sich also um eine Restschmelze handeln, die darauf hindeutet, dass sich etwas im Untergrund geändert hat. Hier gibt es zwei Szenarien: Der flache Magmenkörper unter Svartsengi ist fast leer und pumpt alte Restschmelze vom Boden des Reservoirs nach oben, oder der Aufstiegskanal von diesem Reservoir ist abgeschnitten und es läuft Schmelze aus einem anderen Speichersystem aus. Hier könnte ich mir vorstellen, dass Schmelze aus älteren Gangbildungen abfließt. Ähnliches wurde ja bereits während der Endphase der März-Eruption vermutet.

Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson ist der Meinung, dass die veränderte Schmelzzusammensetzung anzeigt, dass sich die Eruptionsphase an der Sundhnúkur-Kraterreihe ihrem Ende zuneigt. Er erklärt, dass zu Beginn der Eruption am Fagradalsfjall altes Magma gefördert wurde, das sich schon vor Beginn der Hebungsphase im Jahr 2020 dort angesammelt haben könnte. Als der Ausbruch dann losging, wurde die alte Schmelze vor der neuen hergetrieben, wobei wohl ein Teil der alten Schmelze im Reservoir verblieb. Diese Restschmelze tritt nun aus.

Allerdings geht der Forscher nicht darauf ein, dass wir wieder Bodenhebung unter Svartsengi sehen und offenbar weiterhin Magma aus dem tiefer gelegenen Magmenkörper in den kleineren und flacher gelegenen Speicher unter Svartsengi aufsteigt. Die Hebungsrate ist aber noch geringer als wir es im April gesehen haben.

Ibu mit neuem Dom am Kraterrand

Luftaufnahmen zeigen neuen Dom am Kraterrand des Vulkans Ibu

Der indonesische Vulkan Ibu stand in den letzten Wochen häufig in den Nachrichten, da er eine Serie starker explosiver Vulkanausbrüche erzeugte. Nachdem er am Dienstag starke Explosionen und sehr viele vulkanotektonische Erdbeben generierte, zeigte er sich gestern etwas ruhiger. Die indonesischen Vulkanologen nutzten die Gelegenheit, um mit einer Drohne Luftaufnahmen vom Gipfel des Vulkans anzufertigen. Bis jetzt wurde noch kein vollständiger Bericht veröffentlicht, aber vorab machte ein Bild die Runde, das die Spekulationen um den Zustand des alten Doms beendete: Ihn gibt es nicht mehr! Er wurde bei den Eruptionen der letzten Wochen zerstört und von Asche überlagert. In der Mitte des übergeordneten Kraters mit einem Durchmesser von 1200 Metern befindet sich ein kleiner Kegel, und in seiner Mitte klafft das große Loch eines Kraters, der sich deutlich vergrößert hat. Im Westen des Kraters gibt es eine kleinere Depression, in der ein neuer Dom wächst. Die indonesischen Forscher meinten, dass dieser Dom nicht von heute auf morgen gewachsen sei, sondern vielmehr von einer langsamen Verschiebung des Eruptionszentrums zeugt. Bereits vor einem Monat wurden vergleichbare Aufnahmen gemacht, auf denen der Dom noch nicht zu sehen ist.

Der Ibu liegt auf Halmahera. Die Insel befindet sich wiederum am Ostrand der Molukkensee, in der es im April ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,4 gegeben hatte. Dieses Erdbeben steht im Verdacht, die erhöhte Aktivität der Vulkane der Region getriggert zu haben. Neben dem Ibu zeigten sich Dukono und Ruang besonders aktiv, wobei es am letztgenannten Vulkan zu zwei starken Paroxysmen kam.

 

Gestern manifestierte sich im Norden der Molukkensee ein weiteres starkes Erdbeben. Es hatte die Magnitude 5,7 und lag im Bereich der Talaud-Inseln. Hier liegt der Vulkan Awu, der seit einigen Monaten seismisch aktiv ist und Dampfentwicklungen aus seinem alten Lavadom zeigt. Es ist nicht auszuschließen, dass hier bald aktives Domwachstum einsetzt.

Der Awu ist ein 1320 Metern hoher Stratovulkan mit einer lange Geschichte von explosiven Eruptionen. Seit dem 17. Jahrhundert sind mehrere große Eruptionen dokumentiert, wobei einige von ihnen erhebliche Zerstörungen und Verlust von Menschenleben verursachten. Besonders verheerende Eruptionen traten in den Jahren 1711, 1812, 1856, 1892, 1966 und 2004 auf.

Campi Flegrei: Evakuierungspläne werden konkreter

Evakuierungspläne für die Campi Flegrei wurden konkreter ausgearbeitet – Neapolitaner würden im Notfall nach Latium umsiedeln

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei ist weiterhin seismisch aktiv, jedoch bewegt sich die Aktivität auf einem Niveau, das für eine Region, die vom Bradyseismos betroffen ist, als normal bezeichnet werden kann. Stärkere Schwarmbeben blieben diese Woche bisher aus. Dennoch hebt sich der Boden weiterhin mit einer durchschnittlichen Rate von 2 Zentimetern pro Monat. Diese Daten stammen aus dem jüngsten INGV-Bulletin, das am Dienstag veröffentlicht wurde und die Ereignisse der letzten Woche beschreibt. Das stärkste Erdbeben dieser Woche hatte eine Magnitude von 3,7. Insgesamt wurden 143 Erdbeben lokalisiert. Die Gastemperatur in der Dampffahne von Pisciarelli lag weiterhin bei 95 Grad.

Auch wenn es momentan etwas ruhiger ist, bedeutet das nicht, dass sich die Situation entschärft. Dementsprechend wachsam ist man in Pozzuoli und dem benachbarten Neapel. Die Katastrophenschutzbehörde hat in Zusammenarbeit mit Vulkanologen und dem Stadtrat weiter an den Evakuierungsplänen für den Notfall gearbeitet und potenzielle Evakuierungszonen ausgeweitet. Im Falle einer Eruption sollen nicht nur die Bürger von Pozzuoli evakuiert werden, sondern auch mehrere Stadtteile Neapels, die an Pozzuoli und die Campi Flegrei angrenzen. Es wurde beschlossen, dass die Bewohner von Fuorigrotta, das in der roten Zone liegt, im Notfall auf verschiedene Gemeinden in Tuscia, einer Region in Latium bei Rom, umgesiedelt werden sollen. Fuorigrotta ist ein dicht besiedeltes Viertel im Westen Neapels mit mehr als 70.000 Einwohnern. Im Falle eines Ausbruchs wäre es von pyroklastischen Strömen bedroht, die aufgrund ihrer hohen Temperaturen und Geschwindigkeit besonders gefährlich sind.

Insgesamt leben in der roten Zone etwa 500.000 Menschen. Die Region Latium hat einen Notfallplan zur Aufnahme der Bevölkerung aus Fuorigrotta erstellt und genehmigt, einschließlich der Unterzeichnung eines Memorandums mit der Gemeinde Neapel. Tuscia, eine Region in Latium, wird die Vertriebenen auf ihre 60 Gemeinden verteilen. Es ist auch vorgesehen, dass potenzielle Flüchtlinge aus Neapel in Viterbo aufgenommen werden.

Island: Bodenhebung von Forschern bestätigt

Eruption bei Sundhnukur schwächelt heute Mittag – Bodenhebung von Wissenschaftlern inzwischen bestätigt

Der neue Ausbruch der Sundhnuhur-Kraterreihe bei Svartsengi dauert nun seit 14 Tagen an. Es ist noch ein Krater aktiv, der bis heute Nacht eine relativ stabile Aktivität zeigte. Heute Mittag ist es sehr neblig und die Kameras geben nur selten Blicke frei. Bei meinen Beobachtungen konnte ich keine glühende Lava mehr ausmachen, dafür aber reichlich Dampf. Der Tremor ist noch erhöht, von daher könnte der Ausbruch nur pausieren.

In den letzten Tagen wurde in vielen Teilen des Hauptstadtgebiets und im westlichen Teil Südislands eine erhebliche Luftverschmutzung durch vulkanische Gase festgestellt. Aktivitäten im Freien sollten in den betroffenen Gebieten vermieden werden. Dennoch hat die Blaue Lagune geöffnet.

Messungen deuten darauf hin, dass die Landhebung wieder eingesetzt hat. Lava sammelt sich weiterhin in einem Lavasee südöstlich von Sýlingarfell. Der Ausbruch an der Kraterreihe Sundhnúkur bleibt stabil. Die Seismizität war in der letzten Woche sehr gering, es wurden nur wenige Erdbeben festgestellt.

In den letzten Tagen gewann der Lavastrom an der Basis von Sýlingarfell wieder an Kraft im Westen zuzunehmen. Die Lava fließt weiter nach Nordwesten entlang eines ähnlichen Kanals wie am Samstag und ist noch einige hundert Meter von der Straße entfernt. Lava sammelt sich weiterhin im Lavateich und könnte in den nächsten Tagen erneut durchbrechen.

Messungen zeigen, dass die Landhebung am letzten Wochenende wieder eingesetzt hat und die zuvor festgestellte Absenkung aufgehört hat. Die Hebungsrate kann noch nicht genau ermittelt werden, aber es wird angenommen, dass der Zufluss von Magma in das Magmareservoir den Abfluss aus dem Krater überschritten hat.

Die Gaskonzentration in der Luft überschreitet die Grenzwerte für gesundheitliche Auswirkungen. In vielen Teilen des Hauptstadtgebiets und im westlichen Teil Südislands wird inzwischen erhebliche Luftverschmutzung gemessen. Die höchsten SO2-Werte im Hauptstadtgebiet haben 500 μg pro Kubikmeter überschritten und die Verschmutzung wird voraussichtlich den ganzen Tag über anhalten. Menschen mit empfindlichen Atemwegen können Beschwerden verspüren. Bei so hohen Gaskonzentrationen ist es ratsam, von körperliche Aktivitäten im Freien abzusehen.

Heute Morgen haben sich Nebelwolken über dem westlichen Teil des Landes gebildet, und es war sichtbarer Vulkansmog zu sehen, der durch die Umwandlung von SO2-Gas in SO4 entsteht. Vulkansmog besteht aus sehr feinen Schwefelpartikeln (SO4), die durch chemische Reaktionen der Vulkanfahne mit Feuchtigkeit und Sauerstoff in der Atmosphäre mithilfe von Sonnenlicht entstehen. Dieser Smog wird nicht mit SO2-Gasdetektoren gemessen, ist aber als blauer Nebel sichtbar. Eine Zunahme von Feinstaub kann auf das Vorhandensein von SO4 hinweisen.

Die Wetterprognosen sagen eine Variabilität der Windrichtung voraus. In vielen Teilen der südwestlichen Ecke Islands ist Gasverschmutzung messbar. Heute wird Südostwind erwartet, der das Gas nach Nordwesten wehen wird. (Quelle IMO)

Marapi steigert explosive Aktivität

Anzahl der Explosionen am Marapi hat zugenommen – Aschewolken in 4300 m Höhe

In Indonesien haben 24 Vulkane mindestens die Alarmstufe „Gelb“ und könnten jederzeit ausbrechen oder sind schon in Eruption begriffen. Der Ibu auf Halmahera ist der einzige Vulkan, der momentan auf „Rot“ steht. Er erzeugt Aschewolken, die gestern bis auf eine Höhe von 5300 Metern aufgestiegen sind. In dieser Höhe stellen Aschewolken bereits eine Gefahr für tiefer fliegende Flugzeuge dar. Auf Halmahera und der benachbarten Insel Ternate gibt es Flughäfen, die im Wirkungskreis des Vulkans liegen.

Die zunehmende Aktivität am Marapi auf Sumatra bereitet Sorgen und steht im Fokus dieses Artikels. Die Sorge gilt hier nicht nur dem Flugverkehr als viel mehr den Anwohnern der 60 Kilometer entfernt gelegenen Großstadt Padang: Im Schatten des Vulkans leben gut eine Millionen Menschen, die im Falle einer großen Eruption in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. Während Ascheniederschlag die wahrscheinlichste Beeinträchtigung im Stadtbereich darstellt, ist es aber nicht auszuschließen, dass es im Extremfall zur Generierung großer pyroklastischer Ströme und Lahare kommen könnte, die die Vororte von Padang erreichen könnten. Erst im letzten Monate gab es dort Überflutungen und Schlammlawinen, die dem Marapi zugeordnet wurden.

Konkret meldete das VSI gestern 7 explosive Eruptionen, die Vulkanasche mehrere Hundert Meter über Kraterhöhe aufsteigen ließen. Das VAAC detektierte Vulkanasche in 4300 m Höhe über dem Meeresspiegel. Die Explosionen erzeugten seismische Signale, die bis zu 53 Sekunden anhielten und Amplituden von 20 mm erzeugten. Darüber hinaus wurden die seismischen Signale von 17 starken Entgasungen, 4 vulkanotektonischen und 10 tektonischen Erdbeben registriert.

Erdbeben gibt es auch in größerer Entfernung zum Marapi, wobei meistens mittelstarke Erdbeben registriert werden, die in Verbindung mit den Plattenbewegungen entlang des Sundagrabens stehen. Einige Erdstöße manifestierten sich in letzter Zeit aber auch an der großen Sumatraverwerfung.

Die Besteigung des Vulkans Marapi ist verboten und es gilt eine 9 Kilometer durchmessende Sperrzone um den Krater.

Einer der aktivsten Vulkane des indonesischen Archipels ist der Semeru auf Java. Seit Mitte Mai steigerte er seine Aktivität signifikant und es werden täglich mehr als 100 Explosionen gezählt. Gestern waren es 132. Dazu kommt eine steigende Anzahl starker Entgasungen. Die Seismizität ist allerdings gering. Daher ist es unklar, ob es einen verstärkten Magmenaufstieg gibt oder nicht. Unklar bleibt auch das Domwachstum. Daten hierzu werden nicht veröffentlicht.

Der Lewotobi auf Flores bleibt explosiv aktiv und eruptiert gestern 7 Mal. Dabei stieg die Vulkanasche bis zu 900 Meter über Kraterhöhe auf. Bilder zeigen Eruptionswolken, die meiner Meinung nach höher als angegeben aufsteigen. Das VAAC detektierte Vulkanasche in 3300 m Höhe, was knapp 1600 m über Gipfelhöhe entspricht. Außerdem hat die Seismizität am Lewotobi Lakilaki in den letzten Wochen deutlich zugenommen.

Popocatepetl mit erhöhtem Tremor am 11.06.24

Ascheeruption und Tremoranstieg am Popocatepetl in Mexiko – Nächtliche Rotglut beobachtet

Nahe der mexikanischen Hauptstadt ist der Popocatepetl dabei, wieder etwas mehr aufzuleben, und steigerte in den letzten Tagen sowohl Explosivität als auch Seismizität in Form von Tremor. Dieser stieg auf eine Dauer von 209 Minuten an, wie das zuständige Institut CENAPRED am Montag berichtete. Außerdem gab es 26 Asche-Dampf-Exhalationen. Das VAAC meldete Vukanasche in 5700 m Höhe. Starker Wind hielt die Aschewolke niedrig.

Auf dem Livestream von Webcams de Mexiko ließen sich letzte Nacht rot illuminierte Dampfschwaden beobachten, die über dem Krater schwebten. Sie wurden von glühender Lava beleuchtet, die sich im Förderschlot ansammelte. Möglich ist auch das Wachstum eines Doms, so wie es derzeit im Krater des Sabncayas passiert, über den ich heute Morgen berichtete. Auf dem letzten wolkenfreien Sentinel-Foto vom 25. Mai kann man im Infrarotbereich eine thermische Anomalie zusehen, aber sie lässt keine Rückschlüsse darüber zu, ob es sich um einen Lavadom handelt.

Der Alarmstatus bleibt „Gelb Phase 2“ und die Aktivität könnte sich weiter steigern. So wie die mexikanischen Behörden diesen Alarmstatus definieren, ist noch einiges an Aktivitätssteigerung möglich, bevor die nächsthöhere Alarmstufe ausgerufen werden wird. Es gilt eine 12-Kilometer-Sperrzone um den Krater und ein Besteigen des Popocatepetls bleibt verboten.

Die Aktivität des Vulkans ist mit der Störungszone des Trans-Mexikanischen Vulkangürtels assoziiert, der im Süden Mexikos einmal quer durch das Land zieht und von Westen nach Osten verläuft. Entlang des Gürtels reihen sich mehrere Vulkane auf, von denen Popocatepetl und Colima die aktivsten sind. Obwohl es am Popocatepetl in den letzten Wochen nicht auffällig viele Erdbeben gab, sieht das mit der Südgrenze des Vulkangürtels anders aus. Hier gab es eine Reihe moderater Erschütterungen. Einige von ihnen lagen in unmittelbarer Nähe zum Vulkan Colima, der ebenfalls Anzeichen eines möglichen Erwachens zeigt.

Ein Blick auf die Erdbebenkarte macht klar, dass es auch entlang der großen Subduktionszone zwischen Cocosplatte sowie der Nordamerikanischen- und Karibischen Platte eine hohe Seismizität gibt und die Erde ruhelos ist.