Erdbeben-News 07.01.23: Lesbos

Dieser Artikel erschien bereits am 7. Januar 2023.

Erdbeben ML 5,0 erschüttert Lesbos

Datum: 07.01.23 | Zeit: 01:52:57 UTC | 39.37 N ; 26.28 E | Tiefe: 10 km | ML 5,0

Im Osten Griechenlands und nahe der türkischen Grenze bebte es nachts mit einer Lokal-Magnitude von 5,0. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 14 km nördlich von Agía Paraskeví auf der Insel Lesbos lokalisiert. Es gab zahlreiche Nachbeben, darunter eins mit der Magnitude 427,9. Beim EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor, die den Erdstoß als stark einstuften. Ein Bebenzeuge befand sich in nur 8 km zum Epizentrum und meldete keine Schäden. Dennoch melden lokale Medien, dass es an einigen Gebäuden zu leichten Schäden gekommen ist, doch eingestürzte Neubauten hat es wohl nicht gegeben.

Obwohl sich das Erdbeben an der Nordküste der griechischen Insel Lesbos ereignete, wird es beim EMSC dem Westen der Türkei zugerechnet. Das USGS verortete das Beben dagegen korrekt.

Tektonische Situation auf Lesbos

Das tektonische Setting der Ost-Ägäis wird zum einen von der Plattenkollision Eurasiens mit Afrika, und zum anderen von den Bewegungen der Anatolischen Mikroplatte bestimmt. Diese ist zwischen den Platten von Afrika, Eurasien und der Arabischen Halbinsel eingeklemmt. Dadurch wirken von allen Seiten erhebliche tektonische Kräfte auf die Anatolische Platte ähnlich, als würde sie sich in einem Schraubstock befinden. Doch letztendlich überwiegt der Druck aus dem Osten, sodass die Platte nach Westen verschoben wird. Zwei prominente Störungszonen grenzen die Anatolische Platte nach Norden und Osten ab. Dabei handelt es sich um die Nordanatolische- und Ostanatolische Verwerfungszonen, von denen hier öfters die Rede ist. Doch diese beiden Störungszonen zeichnen sich nicht für die aktuelle Erdbebensequenz verantwortlich. Bei der schuldigen Störung handelt es sich um die weniger bekannte und kürzere Südanatolische Verwerfung, die nördlich von Lesbos verläuft. Die Störungszone hat das Potenzial, weitaus stärkere Erdbeben zu generieren, die dann auch entsprechende Zerstörungen mit sich ziehen. Die stärksten Erdbeben auf Lesbos ereigneten sich 2017 und 1944. Sie hatten Magnituden von 6,3 und 6,8. So ist es durchaus möglich, dass sich stärkere Erdbeben in der Region ereignen werden.

Vulkan Erta Alé am 28.01.23

Hohe Thermie am Erta Alé

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Aktivität: Hawaiianisch

Der äthiopische Schildvulkan Erta Alé emittiert seit gestern Abend eine hohe thermische Strahlung. MIROVA zeigt bei den letzten beiden Messungen eine Leistung von 401 und 312 MW an. Diese Werte sind damit etwa 10 Mal so hoch wie die zuletzt gemessene Thermalstrahlung, die bis zum Juni letzten Jahres von dem ca. 12 m durchmessenden Loch im Deckel des Lavasees ausging. Reiseleiter Seifegebreil Shifferaw schrieb gestern Abend, dass Augenzeugen aus dem nächstgelegenen Dorf in Sichtweite des Vulkans von einem rot illuminierten Himmel über den Vulkan gesprochen haben. Zur Stunde lässt sich noch nicht genau sagen, was passiert ist, aber allen Anschein nach ist eine größere Fläche Lava freigelegt worden, ich kann mir folgende Szenarien vorstellen:

a) Der Deckel auf dem Lavasee ist kollabiert bzw. der Spiegel des Lavasees stieg so stark an, dass der Deckel geschmolzen oder überflutet wurde.

b) Der neue Schlot, den es seit einigen Tagen am Rand des Nordkraters gegeben hat, war ein Anzeichen für beginnende Aktivität in diesem Krater. In der Vergangenheit sahen wir öfters Lavaströme, die über den Boden dieses Kraters flossen. Da sich der neue Schlot auf dem Kraterrand befand, könnte auch von dort aus ein Lavastrom ausgehen.

c) Der gedeckelte Lavasee im Südkrater läuft durch einen Riss aus und bildet einen Lavastrom. Sollte das der Fall sein, müssten wir bald ein noch stärkeres thermisches Signal sehen.

In den letzten Wochen gab es eine Zunahme tektonischer Erdbeben im Afar-Dreieck. Das letzte Beben ereignete sich vor 2 Tagen. Schon zu Beginn der Erdbebensequenz hatte ich gemutmaßt, dass sich bald auch die Aktivität des Vulkans steigern könnte. Noch steht nicht fest, ob sich die Aktivität tatsächlich steigerte oder ob nur der Lavasee freigelegt wurde, der eh im Südkrater brodelte. In den nächsten Stunden müsste es eigentlich ein neues Sentinel-hub Satellitenfoto geben, dann kann man wahrscheinlich genauere Interpretationen des Geschehens machen. Auf jeden Fall eine spannende Situationen.

Für Vulkanspotter ist es vielleicht interessant zu wissen, dass einige Tourenanbieter Reisen zum Vulkan anbieten. Die politische- und humanitäre Situation in dem Grenzgebiet zu Eritrea ist zwar alles andere als gut, aber besser als es noch im letzten Jahr der Fall war.

Vulkane Japans am 27.01.22: Beyonesu Rocks

Wasserverfärbungen deuten Eruption am Beyonesu Rocks an

Gestern gab es eine weitere JMA-Warnung zu einem aktiven Unterwasservulkan im Izu-Archipel: Demnach entdeckte ein Überwachungsflugzeug Wasserverfärbungen über dem Vulkan Beyonesu Rocks (auch Bayonnaise Rocks genannt), die auf eine Eruption oder intensive hydrothermale Aktivität hindeuten. Beyonesu Rocks liegt 65 Kilometer süd-südöstlich der bewohnten Insel Aogashima.

Beyonesu Rocks wird durch eine Ansammlung kleiner Felseninsel markiert. Die Felsen bilden die höchsten Erhebungen des westlichen Randes einer 8 km durchmessenden Cladera. Der Boden der Caldera befindet sich in 1500 m Tiefe und besteht aus Basalt.

Erst Anfang der Woche gab es Berichte über Aktivität am submarinen Vulkan Kaitoku. Er gehört wie die bekannte Vulkaninsel Nishinoshima zum Ogasawara-Archipel, der sich in der Verlängerung der Izu-Inselkette befindet. Zusammen mit den Bonin-Inseln werden die Inselketten unter „Südliche Inseln“ zusammengefasst. Sie erstrecken sich über eine Länge von mehr als 1000 km und liegen südlich von Tokio. Von den erwähnten Vulkanen liegt Beyonesu Rocks der japanischen Hauptstadt am nächsten: 408 km Wasser trennen die Insel von Tokio.

Beyonesu Rocks ist ein sehr aktiver Vulkan, der durchaus größere Eruptionen hervorbringen kann. Im September 1952 wuchs ein Lavadom, der eine kleine Insel bildete. Der Dom kollabierte mehrmals und wuchs immer wieder neu. Im September des Folgejahrs kam es zu einer Explosion, ausgerechnet als ein Vermessungsschiff den Vulkan besuchte und Forscher den Feuerberg untersuchten. Alle 31 Menschen an Bord des Schiffes kamen ums Leben.

Weitere phreatomagmatische Eruptionen ereigneten sich 1960 und 1970. Wasserverfärbungen wurden regelmäßig in den 1980er Jahren gesichtet. Die bislang letzte Meldung stammt vom November 2017.

Seit der katastrophalen Eruption des Hunga Tonga-Hunga Ha’apai achtet die Weltöffentlichkeit besonders auf submarine Vulkanausbrüche. Diese Eruption steht im Brennpunkt mehrerer Forschungsarbeiten und es kristallisiert sich heraus, dass der gewaltige Vulkanausbruch einen vergleichsweise großen Einfluss auf das Weltklima nimmt. Demnach wäre die Wahrscheinlichkeit um mehr als die Hälfte gestiegen, dass die Klimaerwärmung die 1,5 Grad Marke des Pariser Abkommens übersteigen wird.


Nishinoshima in Eruption

Die letzten Aktivitätsmeldungen des Inselvulkans Nishinoshima stammen aus dem Spätsommer letzten Jahres. Anfang der Woche kreist ein Überwachungsflugzeug der japanischen Küstenwache nicht nur über Beyonesu Rocks und Kaitoku, sondern dreht auch eine Runde über Nishinoshima. Man fand den Vulkan aktiv vor. Auf dem Video sieht man die Eruption einer Asche-Dampf-Wolke. Außerdem gibt es Wasserverfärbungen, die auf hydrothermale Aktivität hindeuten. Bestimmt werden wir in den nächsten Wochen wieder häufiger von diesem Vulkan lesen.


Suwanose-jima mit Ascheeruptionen

In einem anderen Archipel Japans liegt der Suwanose-jima. Er war in den letzten Tagen wieder vermehrt aktiv und eruptierte Aschewolken, die bis auf einer Höhe von 3700 m aufgestiegen sind und Richtung Osten drifteten. Die Seismizität ist gestern deutlich angestiegen und es wurden 27 vulkanotektonische Erdbeben und 2 Tremorphasen detektiert.

Erdbeben-News 24.01.23: Molukken

Weitere Erdbeben erschüttern indonesische Molukkensee

Datum: 24.01.23 | Zeit: 02:13:16 UTC | 2.84 N ; 127.00 E | Tiefe: 140 km | Mw 5,8

In den letzten Tagen kam es zu weiteren starken Nachbeben in der Molukkensee, sodass ein dichter Bebencluster entstanden ist. Das Hauptbeben ereignete sich am 18. Januar und hatte eine Magnitude von 7,0. Alleine heute gab es bis jetzt 20 Nachbeben. Das Stärkste brachte es auf Mw 5,8 und hatte ein Hypozentrum in 40 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 167 km nordwestlich von Tobelo verortet. Blickt man auf die Shakemap der Molukkensee, dann sieht man eine Vielzahl an Erschütterungen auch an anderen Orten außerhalb des erwähnten Erdbebenclusters. Es ist also sehr viel Bewegung im Untergrund. Die Erdbeben bauen Spannungen ab, die durch die Subduktion entlang der Grenzen der Molukkenseeplatte entstehen.

Erdbeben lösen Schuttlawinen am Karangetang aus

In der Region gibt es mehrere aktive Vulkane, von denen die Dauerbrenner Dukono und Ibu aktuell in Eruption begriffen sind. Karangetang auf Api Siau liegt nur 150 km westlich des Erdbebenclusters. Schaut man sich seine Seismizität an, dann erkennt man, dass es auf dem Seismogramm täglich bis zu 40 lokale tektonische Erdbeben gibt. Außerdem gibt es auch einige vulkanisch bedingte Erschütterungen. Gestern wurden vom VSI elf Entgasungssignale sowie vier seismische Signale registriert, die von Schuttlawinen erzeugt wurden. Die Schuttlawinen könnten einerseits durch die Erdbeben ausgelöst worden sein, oder aber auf Domwachstum hindeuten. Schaut man sich die Tagesberichte beim VSI seit Anfang des Jahres an, dann sieht man, dass erste Abgänge von Schuttlawinen erst einen Tag vor dem Hauptbeben begannen und sich seit dem 18. Januar deutlich steigerten. Diese Korrelation kann natürlich Zufall sein, muss es aber nicht!

Mich würde eine baldige Aktivitätssteigerung am Karangetang nicht wundern. Der Vulkan birgt ein hohes Gefahrenpotenzial, da Ortschaften direkt auf den unteren Vulkanflanken liegen und in Zeiten mit starkem Domwachstum pyroklastische Ströme abgehen können. Bei solchen Gelegenheiten kam es auf Api Siau bereits öfters zu Katastrophen. Der Alarmstatus des Vulkans steht auf „gelb“.

Vulkan Villarrica am 21.01.23

Staat: Chile | Koordinaten: -39.42; -71.93 | Aktivität: Strombolianisch

Strombolianische Eruptionen am Villarrica

Der chilenische Vulkan Villarrica ist weiterhin aktiv und erzeugt strombolianische Eruptionen, die gestern bis zu 140 m Höhe über den Kraterrand aufgestiegen sind. Ich schätze die aktuelle Kratertiefe auf ca. 60 m. Vom Kraterboden aus gemessen sind die Eruptionen dann gut 200 m hoch. Damit gehören sie schon zu den größeren Vertretern ihrer Art. Explosionsgeräusche sind noch in 8 km Entfernung zu hören.

Am 15. Januar gab es eine Phase erhöhter Aktivität, als glühende Tephra bis zu 150 m Höhe über den Kraterrand erreichte. Am Tag darauf wurde dieser Wert noch überschritten und es wurden innerhalb von 9 Stunden mehr als 70 Explosionen gezählt. Es sieht also so aus, als würde die Aktivität fluktuieren und sich ruhigere Tätigkeitsphasen mit intensiveren Phasen abwechseln. Teilweise wurden diese Phasen in den Medien als Paroxysmen bezeichnet. Eine Einschätzung, die ich nicht teile. Ein typischer Paroxysmus zeichnet sich nicht nur durch eine Aktivitätssteigerung aus, sondern dadurch, dass die strombolianischen Eruptionen in eine kontinuierliche Lavafontäne übergehen und auch eine Aschewolke entsteht. Typisch ist auch eine Kombination explosiver Aktivität mit einem Lavastrom.

Auffallend ist, dass es heute beim VAAC 3-VONA-Warnungen zum Villarrica gab, ohne dass Vulkanasche von den Satelliten detektiert wurde. Beobachter am Boden hatten scheinbar erhöhte Aktivität gemeldet. Auf einem Satellitenfoto erkennt man, dass es im Schnee auf der Ostflanke des Vulkans zwei langgestreckte dunkle Bereiche gibt. Hier wird es sehr wahrscheinlich zu Aschefallout gekommen sein.

Die geophysikalischen Parameter, die vom SERNAGEOMIN zur Verfügung gestellt werden, haben sich seit meinem letzten Update zum Villarrica ein wenig geändert. In den ersten 2 Januarwochen wurden einige vulkanotektonische Beben registriert. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,4. Anzahl und Amplitude der Langperiodischen Erdbeben haben weiter zugenommen und es wurden 14.833 Events gezählt. Es wird vulkansicher Tremor registriert. Außerdem detektierten die Messstationen eine leichte Bodenhebung. Sie liegt im Bereich von 1 cm pro Monat. Aus dem neuen Bulletin der Vulkanologen geht hervor, dass INSAR-Bilder eine Deformationsanomalie im Bereich des Nord-Nordost-Sektors des Vulkans registriert haben. Weitere Daten sind nötig, um eine potenzielle Bodenhebung quantitativ zu bestimmen. Es werden schwache bis moderate thermische Anomalien registriert. Alles in allem sieht es so aus, als würde sich unter dem Villarrica Magma akkumulieren.

Vulkan Cotopaxi mit Aschewolken am 19.01.23

Asche am Cotopaxi steigt bis auf 7600 m Höhe

Heute ist ein geschäftiger Tag für die aktiven Vulkane in Ecuador. Besonders der Cotopaxi sticht hervor, indem er Vulkanasche bis auf 7600 m Höhe steigen lässt. Die Aschewolke driftet laut einer Meldung des VAAC Washington in Richtung Nordosten. Das IGPN bestätigte in einer Meldung, dass es zu Emissionen kommt, die 2000 m über Kraterhöhe aufsteigen. Der Gasanteil der Eruptionswolke schafft es nochmals 500 m höher. Asche lagert sich auf dem Vulkanhang an und es wird vor Laharen gewarnt, für den Fall, dass es zu starken Niederschlägen kommt.

Gestern gab es 3 Mal VONA-Alarm, als Asche 870 m über Kraterhöhe aufstieg. Es wurden moderate thermische Anomalien detektiert. Der Schwefeldioxid-Ausstoß betrug am 16. Januar 417 Tonnen. Am Folgetag wurden 89 seismische Eruptionssignale detektiert. Außerdem kam es zu 11 langperiodischen Erdbeben und 55 Tremorsignalen.

Das IGEPN reagierte in den sozialen Medien mit einem Dementi von Berichten, nach denen es am Cotopaxi zu strombolianischen Eruptionen gekommen sein soll. Die üblichen Faker und Fehlinformationenverbreiter hatten ein Video vom chilenischen Villarrica geteilt und als Cotopaxi ausgegeben.

Neben dem Cotopaxi sind in Ecuador auch noch die Feuerberge Sangay und Reventador aktiv. Beide emittieren Vulkanasche. Die am Reventador steigt aktuell bis auf einer Höhe von 4300 m auf und wird vom Wind in südwestlicher Richtung geweht. Am Sangay wird die Höhe der Eruptionswolken mit 6700 m angegeben. Über der Kraterhöhe sollen es 900 m gewesen sein. Hier ist die Driftrichtung Nordwesten. Am Sangay gibt es thermische Anomalien, die gestern eine Leistung von 184 MW erreichten und heute auf 10 MW abgefallen sind. Grund hierfür könnte in der Bewölkung zu finden sein und nicht in schwächerer Aktivität. In den Berichten des IGEPN wird kein Lavastrom erwähnt. Gestern wurden 111 Explosionssignale und 9 langperiodische Erschütterungen detektiert. Es gab 50 Tremorphasen.

Vulkan Sakurajima mit Eruptionen am 18.01.23

Eruption am Sakurajima. © Walksamurai via Twitter

Staat: Japan | Koordinaten: 31.581, 130.659 | Aktivität: Explosiv

Eruptionen und Bodenhebung am Sakurajima

Am südjapanischen Vulkan Sakurajima setzten heute wieder explosive Eruptionen ein. Das VAAC Tokio brachte seit heute Nacht 4 VONA-Warnungen heraus. Demnach stieg Vulkanasche bis auf einer Höhe von 3000 m auf und driftete in Richtung Osten. Detailliertere Beobachtungen kann man einer Sondermeldung des zugehörigen Observatoriums der Japanischen Meteorologie Agentur (JMA) entnehmen. Dort heißt es, dass es um 12.15 Uhr (Ortszeit) zu einer Explosion kam, bei der Vulkanasche bis zu 1100 m über Kraterhöhe aufstieg. Vulkanische Bomben flogen auf einer ballistischen Flugbahn und landeten in mehr als 1 km Entfernung zum Minami-dake. Aus diesem Krater erfolgte auch die Eruption. Der etwas unterhalb gelegene Showa-dake bleibt ruhig. Doch das könnte sich bald wieder ändern, denn zum ersten Mal seit längerem meldeten die Vulkanologen wieder eine Bodenhebung im Gipfelbereich des Sakurajimas. Sie setzte am 14. Januar gegen 09.00 Uhr ein und dauert aktuell an. Sie wird aller Wahrscheinlichkeit nach von aufsteigendem Magma verursacht, das sich in einem flach gelegenen Magmenkörper akkumuliert. Damit steigt die Gefahr signifikant und das JMA warnt vor einer größeren Explosion, falls das angesammelte Magma auf einem Schlag eruptiert werden sollte. Im Bericht wird ein Vergleich zu einer Eruption im Juni 2018 am Mount Nan-dake herangezogen. Es könnten pyroklastische Ströme entstehen, die eine Gefahr für die Anwohner darstellen. Daher sollen sich die Anwohner des Kirschblüteninselvulkans auf folgende Gefahrenszenarien vorbereiten:

  • In einem Gebiet mit einem Radius von 2 km um die Gipfelkrater besteht die Möglichkeit, dass sich große Eruptionen ereignen, die sich direkt auf das Gebiet auswirken.
  • Halten Sie Ausschau nach großen Schlacken und pyroklastischen Strömen, die sich infolge der Eruption verteilen können.
  • Auf der Leeseite des Vulkans sollte man sich bewusst sein, dass nicht nur Vulkanasche, sondern auch kleine Schlacken in die Ferne fallen können, die vom Wind getragen werden.
  • Beachten Sie, dass bei Explosionen starke Lufterschütterungen die Fensterscheiben zerbrechen können.
  • Seien Sie vorsichtig. Je nach Aschefall kann es bei Regenfällen zu Schlammlawinen kommen.

Als Vulkanspotter würde ich mich über ein weniger gewaltsames Ereignis freuen. Das Best-Case-Szenario wäre, wenn der Showa-dake wieder regelmäßig eruptieren würde und vulkanische Gewitter erzeugt, so wie es bis 2015 die Regel war.

Zwei starke Erdbeben erschüttern Indonesien

Molukkensee: Erdbeben Mw 7.0

Datum: 18.01.23 | Zeit: 06:06:14 UTC | 2.71 N ; 127.07 E | Tiefe: 46 km |  Mw 7,0

In der indonesischen Molukkensee bebte die Erde mit einer Magnitude von 7,0. Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von 46 km. Das Epizentrum wurde 151 km nordwestlich von Tobelo verortet. Es gibt zahlreiche Nachbeben. Beim EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor. Berichte über größere Schäden gibt es nicht. Die Molukkensee spannt sich zwischen den Inseln Halmahera und Sulawesi auf. Auf beiden Inseln gibt es aktive Vulkane wie Dukono, Ibu und Lokon. Im Norden der Molukkensee liegt die Vulkaninsel Api Sia mit dem Karangetang. Dieser Vulkan liegt 150 km westlich des Epizentrums. Die Vulkane (oder einer davon) könnten auf das Erdbeben reagieren.

Der zweite starke Erdstoß brachte es auf Mw 6,0 und ereignete sich im Golf von Tomini. Dabei handelt es sich um eine fjordartige Bucht von Sulawesi. Das Hypozentrum lag in der Asthenosphäre, genauer in einer Tiefe von 153 km.

Die Shakemap der Molukkensee erfasst beide Beben. Das Schwächere liegt am linken Rand des Darstellungsbereichs. Zu sehen sind auch viele schwächere Beben, die typisch für die Region sind. Sie zählt zu den aktivsten Erdbebenzonen der Welt. Starke Erdbeben treten hier oft gerne gebündelt auf. In Zeiten mit diesen Erdbeben sind auch die Vulkane aktiver. Vielleicht verhält es sich diesmal auch so, vorausgesetzt es gibt weitere starke Erdbeben.

Die Tektonik der Region ist komplex. Das Becken der Molukkensee wird von zwei Subduktionszonen begrenzt. Im Westen vor Sulawesi verläuft der Sanghie-Graben. Im Osten ist es der Halmahera-Graben, der das Becken zur gleichnamigen Insel abgrenzt. Im Süden schneidet die Solong-Blattverschiebung beide Gräben ab. Im Norden zieht der Philippinen-Graben an den beiden anderen Gräben vorbei. In der Mitte des Molukkensee-Beckens verläuft ein Nord-Süd verlaufendes Ridge ( Ozeanrücken). An dieser divergenten Störung hat sich der Erdstoß Mw 7,0 ereignet. Das schwächere Beben könnte im Zusammenhang mit der Balantak-Blattverschiebung gestanden haben, die Ost-West verläuft und in den Sanghie-Graben mündet. Das schwächere Erdbeben, dessen Epizentrum gut 600 km südwestlich des stärkeren Erdstoßes liegt, ereignete sich einige Stunden vor dem stärkeren Erdstoß und könnte diesen durch Änderung des Spannungsfeldes ausgelöst haben.

Vulkan Stromboli mit Lavaüberlauf am 17.01.23

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Lavastrom

Neuer Lavastrom am Stromboli

Wie das INGV soeben bekannt gab, begann heute um 9:51 UTC ein neuer Lavaüberlauf aus dem Nordkrater des Strombolis. Die Bewölkung lichtet sich gerade, so dass man auf der ThermalCam einen Hotspot am Krater erkennen kann. Auf der Scaira del Fuoco scheinen Schuttlawinen abzugehen, denn man sieht auf Livecambildern Dampf und aufgewirbelte Asche aufsteigen. Die Tremoramplitude steigt und befindet sich im orangenen Bereich. Eine signifikante Bodenverformung wurde bis jetzt nicht festgestellt. Der Prozess scheint noch am Anfang seiner Entwicklung zu sein und es bleibt spannend abzuwarten, wie schnell sich die Situation weiterentwickelt.

Der Lavastrom dampft mittlerweile stark und man sieht seine ausgeprägte Thermalspur via LiveCam auf der Sciara del Fuoco. Der Tremor ist jedoch nicht weiter gestiegen und bewegt sich seitwärts im orangenen Bereich. Es sieht nicht danach aus, als würde sich die Aktivität noch signifikant verstärken, aber wir wissen ja, dass solche Einschätzungen nur eine Momentaufnahme wiedergeben, die sich jederzeit ändern kann. Bei ähnlichen Ereignissen im letzten Jahr wurden pyroklastische Ströme generiert, die bis aufs Meer hinausliefen. Allerdings gab es diese eher während der Anfangsphase der effusiven Eruption.

Die Episode war nur von kurzer Dauer und endete bereits wieder. Der Lavastrom bewegte sich nur im oberen Drittel der Sciara del Fuoco und erreichte nicht das Tyrrhenische Meer. Dafür gingen von der Lavafront Schuttlawinen ab, die ins Meer krachten, was ein ziemlich spektakulärer Anblick sein kann. Während der Eruptionsphase im Jahr 2002-2003, die eigentlich als Initiator der Zeitenwende am Stromboli gilt (infolge der damaligen Flankeneruption wurde das Observatorium errichtet und es kam zu den ersten Zugangsbeschränkungen) konnte ich spektakuläre Steinschläge dokumentieren.