Campi Flegrei: Weitere Erdbeben am 4. Juli

Die Pisciarelli-Fumarole gilt als möglicher Ort phreatischer Eruptionen. © Marc Szeglat

Weitere Erdbeben erschüttern Campi Flegrei – Steigender Druck schürt Sorgen

Pozzuoli, 04.07.2025In den Campi Flegrei kam es zu einem weiteren Schwarmbeben. Italienische Geowissenschaftler befürchten, dass steigernder Druck stärkere Erdbeben hervorbringen werden. Es besteht die Gefahr phreatischer Explosionen.

Erdbeben CF

Campi Flegrei – hinter diesem Namen verbirgt sich ein Vulkan, von dessen tatsächlicher Größe frühe Siedler der Gegend südwestlich von Neapel nichts ahnten. Diese Ahnungslosigkeit veranlasste sie dazu, sich mitten in der größten Caldera Europas niederzulassen – eine folgenschwere Entscheidung, wie sich in den letzten Jahren herausstellt: Seit 20 Jahren kommt es immer wieder zu Schwarmbeben, die seit 2018 stetig an Intensität und Stärke zunehmen. Die Beben gehen einher mit einem Phänomen, das als Bradyseismos bezeichnet wird. Hierunter versteht man Hebungen und Senkungen des Bodens, die sich noch im letzten Jahrhundert abwechselten. Doch seit 2005 kennt der Boden nur noch eine Richtung und die ist oben. Diese Hebung verursachte in den letzten Monaten zwei der stärksten Beben, die hier seit Beginn der Messungen registriert wurden. Sie hatten die Magnituden 4,6 und manifestierten sich am 13. März und am 1. Juli. Doch auch das jüngste dieser Beben reichte nicht aus, um die Spannungen im Boden abzubauen, denn gestern gab es einen weiteren spürbaren Erdstoß der Magnitude 2,6. Das Epizentrum befand sich nordöstlich der Solfatara und südlich vom Astroni-Krater. Die Herdtiefe lag bei 2200 m. Es folgten 19 weitere Beben, die überwiegend im Bereich der Solfatara lagen.

Steigender Gasdruck besorgt zwei Geowissenschaftler

Die Bewohner der Caldera reagieren zunehmend nervös und auch die Wissenschaftler werden immer unruhiger. Der neapolitanische Vulkanologe Giuseppe Mastrolorenzo gab gegenüber lokalen Medien zu, dass sich die aktuelle Situation von den vorherigen Bradyseismos-Phasen unterscheidet, und findet das beunruhigend. Die vorherigen Hebungsphasen dauerten meistens keine 2 Jahre. In dieser Zeit hob sich der Boden deutlich schneller als es jetzt der Fall ist, die Erdbeben erreichten aber nicht so hohe Magnituden wie jetzt. Beunruhigend ist auch, dass das Beben vom 1. Juli im Randbereich der Hebungszone lag und nicht in ihrem Zentrum. Zudem manifestierte sich das Beben in fast 5 Kilometern Tiefe, was ebenfalls ungewöhnlich ist. Nach Meinung des Wissenschaftlers belegt dies, dass der Gasdruck stärker ist als bei früheren Phasen und dass auch eine Gefahr noch stärkerer Erdbeben für den Randbereich der Caldera besteht.
Der höhere Druck könnte ein weiterer Beleg dafür sein, dass das Gas von einer flacher liegenden Magmaquelle stammt, als es bei den vorherigen Phasen der Fall gewesen ist.

Ein anderer INGV-Vulkanologe – Roberto Isaia – arbeitete an einer Studie mit, die mit Hilfe von geoelektrischen Messmethoden die Verwerfungen im Bereich von Solfatara und Pisciarelli eingehender untersucht. Diese Verwerfungen dienen als Aufstiegswege magmatischer Fluide und münden in den Fumarolengebieten, die einen Teil des Gasdruckes abbauen. Vor Jahrtausenden gab es hier verstärkt phreatische Eruptionen, deren Spuren noch heute nachweisbar sind. Roberto fand heraus, dass diese Aufstiegswege durch Rutschungen und Erdbewegungen verstopfen könnten, wodurch auch heute die Gefahr phreatischer Eruptionen steigen würde: Mit ein Grund, warum der Zugang zur Solfatara und dem Pisciarelli-Gebiet bereits vor Jahren gesperrt wurde.

Tatsächlich ließ vor 3 Wochen der Gasausstoß bei Pisciarelli überraschend nach, ein Indiz, dass es zu einer Blockade der Aufstiegswege gekommen sein könnte.

Deutschland: Mehrere Waldbrände im Osten

Große Waldbrände in Thüringen und Sachsen: Lage nur teilweise unter Kontrolle

Gösselsdorf, 04.07.2025In Thüringen, Sachsen und Brandenburg gibt es mehrere Waldbrände, von denen einer außer Kontrolle ist. Ein zweiter ist größtenteils unter Kontrolle und einer wurde fast gelöscht.

Außer Kontrolle ist der Waldbrand in der Gohrischheide bei Meißen, der am Dienstag ausbrach und sich inzwischen auf eine Fläche von gut 1000 Hektar ausgebreitet hat. Hunderte Feuerwehrleute und andere Einsatzkräfte sind an den Löscharbeiten beteiligt und versuchen, ein Ausbreiten der Flammen zu verhindern. Dabei wurden 2 Feuerwehrmänner schwer verletzt. Es kam zu einer Evakuierung des Ortes Neudorf, die inzwischen aber aufgehoben wurde. Aktuell muss aber die Siedlung Heidehäuser nebst einem Heim für Schwerbehinderte geräumt werden.

Die Löscharbeiten werden dabei mit Hubschraubern der Polizei unterstützt. Zum Einsatz kommen auch Spezialfahrzeuge wie Wasserwerfer.

Seit Mittwoch tobt zudem ein Waldbrand bei Gösselsdorf in Thüringen. Er bleibt trotz schwieriger Bedingungen größtenteils unter Kontrolle. In der Nacht zu Freitag konnte eine weitere Ausbreitung verhindert werden. Die Flammen haben sich auf einer Fläche von rund 270 Hektar ausgebreitet – es ist damit der größte Waldbrand in Thüringen seit mehr als drei Jahrzehnten.

Zur Unterstützung der Einsatzkräfte vor Ort sind am Freitagmorgen drei Löschzüge aus Bayern eingetroffen. Weitere Kräfte werden im Laufe des Tages erwartet. Insgesamt sind rund 560 Feuerwehrleute sowie zahlreiche Helfer von Polizei, Technischem Hilfswerk, Deutschem Roten Kreuz, Bundeswehr, Thüringenforst und Bergwacht im Einsatz. Der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt hatte am Mittwochabend den Katastrophenfall ausgerufen, um schnell und flexibel reagieren zu können.

Auch hier ist ein Polizeihubschrauber fortlaufend im Einsatz. Jeder Flug transportiert rund 1000 Liter Wasser. Aufgrund der schwierigen Topografie und der angespannten Wasserversorgung wird derzeit eine Schlauchleitung bis zum Bach Loquitz in Marktgölitz verlegt, um das Löschwasser effizienter an den Brandherd zu bringen.

Der Brand ist auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Gösselsdorf ausgebrochen. Das Gebiet ist zum Teil munitionsbelastet. Es ist eine ähnliche Situation wie beim Brandgeschehen in Jüterbog in Brandenburg, wo ebenfalls nur aus der Luft gelöscht werden kann. Auch dort wurde das Feuer zwar unter Kontrolle gebracht, Glutnester bleiben jedoch aktiv und stellen eine Gefahr dar, denn bei starkem Wind könnten sie neue Feuer anfachen.

Waldbrände auf ehemaligen Truppenübungsplätzen kommen oft vor und verschärften sich seit den Dürrejahren vor der Coronazeit: Dem Wald geht es schlecht und mit einer Zunahme von Totholz verschärft sich auch die Waldbrandgefahr. Aktuell sieht es nicht so aus, als würde sich an der Situation grundlegend etwas ändern. Im Gegenteil, nicht nur in Deutschland stirbt der Wald. Schuld daran sind nicht nur geänderte klimatische Bedingungen, sondern auch der Raubbau an der Natur und das Abholzen riesiger Waldflächen weltweit. Hinzu kommen um sich greifende Waldbrände, etwa in Nord- und Südamerika. Eine neue Studie zeigt, dass ein Massensterben vor 252 Millionen Jahren zwar durch den Ausbruch des Sibirischen Trapps verursacht wurde, aber durch den Zusammenbruch der Wälder infolge klimatischer Überhitzung verstärkt wurde.

Ätna: Studie belegt tektonische Erdbeben durch Magmenaufsteig

Blick auf den Ätna von Taormina aus. © Marc Szeglat

Neue Studie beleuchtet die Tiefenstruktur des Ätna und ihre Bedeutung für die Vulkanaktivität

Im unteren Flankenbereich des Ätnas kommt es häufig zu Erdbeben, die sich an tektonischen Störungszonen ereignen und dennoch auf Magmenaufstieg hinweisen. Die genauen Zusammenhänge waren lange Gegenstand von Spekulationen, doch nun beleuchtet eine neue Studie des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (INGV) und der Universität Catania die tieferliegenden Strukturen des Ätnas und bringt Licht in die im Verborgenen ablaufenden Prozesse.

Durch die Auswertung von über 15.000 Erdbeben, die sich in den letzten 20 Jahren ereigneten, konnten die Forschenden ein detailliertes seismotektonisches Modell des Vulkans entwickeln, das wichtige Rückschlüsse auf die Dynamik im Untergrund des Ätnas zulässt.

Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlicht und zeigen, dass sich unter dem Ätna ein komplexes Netzwerk aus aktiven Verwerfungen erstreckt, das weit über die bekannten Strukturen an der Oberfläche hinausgeht. Dieses unterirdische Gefüge reagiert empfindlich auf Veränderungen im magmatischen System. So kann der Druck aufsteigenden Magmas tief liegende und seitlich entfernte Störungszonen aktivieren und dadurch seismische Aktivität auslösen.

Modell mit Störungszonen unter dem Ätna. © Luciano Scarfì/ nature.com

Die Forscher um den Studienerstautor Luciano Scarfì modellierten aus den seismischen Daten ein seismotektonisches 3D-Modell und untersuchten mit Hilfe von Computersimulationen, wie sich Erdbebencluster in der Tiefe verteilen und gemeinsam mit Ablösungsflächen interagieren. Dabei stellten sie fest, dass die an der Erdoberfläche verlaufenden Störungszonen nicht bis in große Tiefen hinabreichen, sondern nur bis horizontal verlaufende Ablösungsflächen, die wiederum von einem komplexen Störungssystem in der Tiefe beeinflusst werden. Steigt nun Magma entlang des zentralen Fördersystems unter dem Kraterbereich des Vulkans auf, verteilen sich die durch den Druck entstehenden Spannungen seitlich und verursachen Erdbeben an den weiter entfernten Störungen am Rand des Ätnas.

Die Wissenschaftler modellierten eine Spreizungszone unter der Ätna-Ostflanke, die Spannungen umverteilt und eine Neubewertung der Flankeninstabilität nötig zu machen scheint.

Es ist bekannt, dass sich die Ostflanke des Vulkans langsam in Richtung des Ionischen Meeres verschiebt. Frühere Modelle gingen von einer relativ einheitlichen Bewegung aus, doch die aktuelle Analyse zeigt, dass dieser Prozess deutlich komplexer ist: Eine Verstärkung des Magmenaufstiegs könnte nicht nur stärkere Erdbeben auslösen, sondern auch das Abgleiten der Flanke beschleunigen. Diese Erkenntnis ist nicht ganz neu, denn ein beschleunigtes Rutschen der Flanke wurde bereits bei den letzten großen Flankeneruptionen Anfang des Jahrtausends nachgewiesen. (Quellen: Ressetext INGV, Studie bei nature.com)

Santorin: Erdbeben Mb 4,2 im Nordosten

Erdbeben Mb 4,2 nordöstlich von Santorin – Insgesamt 7 Erdbeben detektiert

Datum: 02.07.2025 | Zeit: 23:25:53 UTC | Koordinaten: 36.670 ; 25.720 | Tiefe: 11 km | Mb 4,2

Thira, 03.07.2025Am Mittwoch, dem 2. Juli, ereignete sich um 23:25:53 Uhr UTC nordöstlich von Santorin ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 4,2. Während das Epizentrum 38 km nordöstlich von Oía lag, wurde das Hypozentrum in 11 Kilometern Tiefe festgestellt. Es war das stärkste Beben eines kleinen Schwarms aus insgesamt 7 Einzelerschütterungen.

Erdbeben Santorin. © EMSC

Die Erdbeben stehen im Kontext zu der außergewöhnlich starken Schwarmbebentätigkeit, die sich im Februar und März in dem Areal der kleinen Insel Anhydros ereignete und vom Unterwasservulkan Kolumbos ausgegangen war. Aller Wahrscheinlichkeit nach war es zu einer Magmenintrusion gekommen, in deren Verlauf sich ein magmatischer Gang bildete, der bis unter Anhydros reichte. Wissenschaftliche Arbeiten, die diese Hypothese stützen könnten, dauern offenbar an, lassen aber weiter auf sich warten.

Obwohl sich die Erdbebentätigkeit inzwischen deutlich abgeschwächt hat, ist sie noch nicht zum Erliegen gekommen: Fast täglich gibt es Beben und manchmal kleinere Schwärme, so wie es gestern der Fall gewesen ist. Die Erdbeben ereignen sich an lokalen Störungszonen des Rifts, in dem die beiden Vulkane Santorin und Kolumbos liegen. Das Rift ist durch eine Gegenbewegung zur Subduktion entlang des Hellenischen Grabens entstanden, wodurch sich die Erdkruste dehnte und ausdünnte. In der Folge bildete sich eine Hoch- und Grabenstruktur hinter der Subduktionszone, entlang deren Schwächezonen Magma aufsteigen konnte, das die Inselvulkane der Ägäis bildete.

Die Gefahr eines Vulkanausbruchs besteht auf Santorin momentan nicht. Es ist aber nicht auszuschließen, dass es weitere mittelstarke bis starke Erdbeben in dem bekannten Erdbebengebiet geben wird, die sich auch auf die Infrastruktur der bei Touristen beliebten Insel auswirken könnten. Auch wenn kein Grund für Alarmismus besteht, kann es nicht schaden, wenn man sich als Urlauber auf Santorin Fluchtwege einprägt und über Pläne von Evakuierungsmaßnahmen im Notfall informiert. Zudem ist es empfehlenswert, Geld und Dokumente griffbereit zu haben.

Kirishima: Flugausfälle durch Vulkanausbruch am Shinmoe-dake

Deutliche Aktivitätssteigerung am Shnimoe-dake des Kirishima-Vulkankomplex – Flugausfälle infolge der Vulkanasche

Kagoshima, 03.07.2025Der Shinmoe-dake des Kirishima-Vulkankomplexes steigerte seine explosive Aktivität deutlich und förderte Vulkanasche bis auf eine Höhe von 7300 m. Das geht aus einer VONA-Meldung des VAAC Tokyo hervor. Die Vulkanasche driftete mit dem Wind in Richtung Süden und verteilte sich über ein größeres Areal. Es kam zu Ascheregen, von dem auch der Flughafen Kagoshima nicht verschont blieb. Es kam zu Flugausfällen.

Die Aschewolke driftete genau über die Stadt Kirishima, die südlich des Vulkans und nördlich von den Randbezirken von Kagoshima liegt. Dazwischen befindet sich der Flughafen, der die Region im Süden Kyushus u.a mit der Hauptstadt Tokio verbindet. Bis jetzt mussten 52 Flüge gecancelt werden. Davon betroffen sind nicht nur nie Flüge zur Hauptstadt, sondern auch Flieger, die kleinere Regionalflughäfen miteinander verbinden. So sind z.B. die Inseln des Ryukyu-Archipels nun völlig vom Fährverkehr abhängig. Medienberichten zufolge zeigten sich viele der gestrandeten Fluggäste überrascht, dass ihre Flüge aufgrund von Vulkanasche gestrichen wurden. Aber in Japan zeigt man sich fatalistisch und fügt sich gelassen seinem Schicksal.
Außer im Ort Kirishima gingen auch in der Stadt Kobayashi größere Aschemengen nieder. In den Orten unter der Aschewolke wurde das öffentliche Leben beeinträchtigt: so wurden Schulkinder mit Atemmasken und Regenschirmen ausgestattet zur Schule geschickt. Schulschließungen gab es selbst in Takachiho offenbar nicht, obwohl der Vorort von Kirishima nur sechs Kilometer vom Vulkan entfernt liegt. Im Interview mit lokalen Fernsehsendern meinten die Schulkinder, dass es wie Schnee aussehen würde. Manche fürchteten sich auch vor dem Vulkanausbruch. Zur Erinnerung: Um den Shinmoe-dake gibt es eine Sperrzone mit einem Radius von 3 Kilometern.

Der Kirishima-Vulkankomplex beherbergt mehrere Eruptionszentren. Zugleich ist das Gebiet in einem Naturpark geschützt, der ein beliebtes Ausflugziel der Japaner ist. In der Gegend gibt es mehrere Thermalquellen, die in Onsen geleitet werden. Die Badekultur hat in Japan einen hohen Stellenwert und ist eng mit dem Vulkanismus verknüpft.

Der Kirishima ist nicht der einzige aktive Vulkan auf der japanischen Südinsel. Er liegt in der Mitte zwischen Aso-san und Sakurajima. Letzterer Vulkan war Ende Mai besonders aktiv und man dachte schon, er würde in eine länger andauernde Aktivitätsphase eintreten. Stattdessen ließen die Eruptionen Anfang Juni nach und seitdem ist er vergleichsweise ruhig. Der Aso-san stand bei Vnet zuletzt 2021 mit einer signifikanten Eruption in den Schlagzeilen. Im Januar 2024 wurde Inflation registriert, zu einem größeren Ausbruch kam es aber nicht. In früheren Jahren erwachte der Aso entweder nach starken Erdbeben in der Gegend oder zeigte eine erhöhte Aktivität in den Jahren, in denen auch der Kirishima aktiv war. Vielleicht stimmt er bald in den Eruptionen mit ein.

Hier findet Ihr eine Livecam vom Shinmoedake

Deutschland: Schwere Unwetter beendeten Hitzewelle

Extreme Hitze und schwere Unwetter: Deutschland erlebte Wetter der Extreme

Oberhausen, 03.07.2025Gestern erlebte Deutschland einen Tag der Wetterextreme: Während am Nachmittag vielerorts rekordverdächtige Temperaturen gemessen wurden, folgten am Abend teils heftige Unwetter die Schäden verursachten und das öffentliche Leben beeinträchtigten. Besonders betroffen waren Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, das Saarland und Teile Baden-Württembergs.

Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) war der Mittwoch der bisher heißeste Tag des Jahres. Spitzenreiter war Andernach in Rheinland-Pfalz mit 39,3 Grad, gefolgt von Tangerhütte-Demker in Sachsen-Anhalt und Kitzingen in Bayern. Der historische Rekord von 41,2 Grad aus dem Jahr 2019 wurde allerdings nicht erreicht.

Die Hitze belastete nicht nur Mensch und Tier, sondern auch die Infrastruktur. Auf der A5 bei Bensheim hob sich durch die Hitze die Fahrbahndecke um rund 20 Zentimeter, was zur Sperrung der Autobahn führte. Auch im Bahnverkehr kam es zu massiven Einschränkungen: Über 30 Linien in Nordrhein-Westfalen waren betroffen, Weichen versagten, Züge überhitzten und Passagier litten in Wagons mit defekten Klimaanlagen: Bei einem Regionalzug in Niedersachsen musste die Feuerwehr Passagiere evakuieren, nachdem die Klimaanlage ausgefallen war.

Am Abend entluden sich bei aufgeheizter Luft zahlreiche Gewitter, die sich in einer schweren Unwetterfront vereinigten, die vom Westen her aufzog. Besonders stark traf es Nordrhein-Westfalen: In Bocholt und Mönchengladbach liefen Keller voll, in Krefeld standen Unterführungen unter Wasser, umgestürzte Bäume blockierten Bahnstrecken bei Aachen und Coesfeld und demolierten Fahrzeuge in Duisburg und Oberhausen. Die Feuerwehr war im Dauereinsatz.

Auch andere Regionen litten unter den Unwettern. In Aurich (Niedersachsen) drang Regenwasser durch das Flachdach in einen Supermarkt ein. In Emden fielen Hagelkörner mit bis zu sechs Zentimetern Durchmesser. Im Emsland brannte nach einem mutmaßlichen Blitzeinschlag ein Dachstuhl. In Lingen musste ein Zeltlager evakuiert werden.

Im Saarland sorgte eine Sturmböe für Chaos in Saarbrücken. Umgestürzte Bäume begruben Autos unter sich, die Feuerwehr zählte über 70 Einsätze. Auch im Ortenaukreis in Baden-Württemberg wurden Straßen durch Hagel und Starkregen überflutet.

Die extremen Wetterereignisse sind laut Meteorologen nicht ungewöhnlich für heiße Sommerlagen, nehmen jedoch an Intensität und Häufigkeit zu. Der DWD rechnet auch in den kommenden Tagen mit weiteren Gewittern, teils mit Starkregen und Hagel. Die Bevölkerung wird zur Vorsicht aufgerufen – sowohl bei Hitze als auch bei Unwetterwarnungen.

Extremwetter auch im Süden Europas

Vorsicht ist auch in zahlreichen Urlaubsregionen am Mittelmeer geboten. Hier ist die Hitzewelle noch im vollen Gange und die damit einhergehende Trockenheit begünstigt zahlreiche Waldbrände, etwa auf Kreta und Chalkidiki.

Im Alpenraum wüteten in den letzten Tagen starke Unwetter, die nicht nur für überflutete Straßen und vollgelaufene Keller verantwortlich waren, sondern auch für mehrere Murenabgänge.

Japan: Erdbeben M 5,6 im Ryūkyū-Archipel

Ryūkyū -Archipel in Japan: Starkes Schwarmbeben hält weiter an

Datum: 02.07.2025 | Zeit: 06:26:50 UTC | Koordinaten: 29.243 ; 129.305 | Tiefe: 10 km | Mw 5,6

Kagoshima, 02.07.2025Das japanische Ryūkyū-Archipel ist vulkanischen Ursprungs und kommt nicht zur Ruhe: Es wird weiterhin von einer vergleichsweise großen Anzahl mittelstarker bis starker Erdbeben erschüttert. In den letzten 24 Stunden manifestierten sich 23 Erdbeben mit Magnituden zwischen 5,6 und 3,5. Der stärkste Erdstoß M 5,6 wurde um 06:26:50 UTC registriert. Es war zugleich das stärkste Beben des Schwarms, der am 22. Juni begann. Das Epizentrum wurde 99 km nord-nordwestlich von Naze verortet. Der Erdbebenherd befand sich in 10 Kilometern Tiefe. Zählt man schwächere Erdbeben mit, muss man sich inzwischen der Tausendermarke nähern.

Defacto lag das Epizentrum des Bebens wenige Kilometer westlich der kleinen Insel Kodakarajima. Sie gehört zur Inselgruppe Tokara, die wiederum zum Ryūkyū-Archipel gehört, das sich auf einer Länge von 1200 Kilometern zwischen dem Süden Japans und dem Norden Taiwans aufspannt. Das Archipel liegt westlich des Ryūkyū-Grabens, entlang dem die Philippinen-Platte unter die Yangtze-Platte abtaucht und subduziert wird. Hierdurch entstehen Spannungen, die letztendlich für die Erdbeben verantwortlich sind. Zudem entsteht Magma, das bei seinem Aufstieg ebenfalls Schwarmbeben verursachen kann. So ist es durchaus möglich, dass die aktuellen Erschütterungen durch aufsteigendes Magma verursacht werden.

Der aktive Inselvulkan Suwanose-Jima gehört ebenfalls zur Tokara-Inselgruppe und befindet sich gut 50 Kilometer nördlich des Erdbebengebiets. Der Vulkan stößt immer wieder kleine Aschewolken aus und steigerte seine Aktivität wenige Tage nach Beginn des Erdbebenschwarms. Ob es einen direkten Zusammenhang zwischen den Erdbeben und Eruptionen gibt, ist unklar.

Die Erdbeben in der Tokara-Inselgruppe sind aber nicht die einzigen Beben im Ryūkyū-Archipel. Gestern Abend gab es im Norden des Inselbogens ein Beben Mb 4,7, das sich in 30 Kilometern Tiefe östlich der Insel manifestierte. Das Epizentrum wurde 27 km südöstlich von Nishinoomote verortet. Hierbei handelt es sich um eine Stadt auf der Insel Tanegashima, auf der sich der japanische Weltraumbahnhof befindet. 100 Kilometer nordwestlich liegt der Vulkan Sakurajima.

Kirishima emittiert kontinuierlich Vulkanasche aus dem Shinmoe

Vulkanasche aus dem Shinmoe-dake des Kirishma steigt auf 4200 m Höhe – VONA-Warnungen ausgegeben

Kagoshima, 02.07.2025Der Shinmoe-dake emittiert weiterhin kontinuierlich Vulkanasche, die laut einer VONA-Meldung von 06:00 UTC westwärts driftend bis auf eine Höhe von 4200 m aufstieg. Bilder zeigen eine Asche-Dampfwolke, die aufsteigt.

Das JMA berichtete, dass Vulkanasche bis zu 2800 m über den Kraterrand aufsteigt. Das korrespondiert in etwa mit den Angaben des VAAC, wenn man berücksichtigt, dass der Vulkan gut 1700 m hoch ist. Die Vulkanasche stieg zuletzt deutlich höher auf, als es in den letzten Tagen der Fall war. Ob sich die Aktivität tatsächlich verstärkte, ist unklar, denn eine höher aufsteigende Eruptionswolke könnte auch dem besseren Wetter geschuldet sein: Vor allem starker Wind kann eine Ausbruchswolke niederdrücken und ein hohes Aufsteigen verhindern.

Videoaufnahmen dokumentieren zudem, dass es zu Ascheniederschlag kam, der bewohntes Gebiet erreichte und sich auf Straßen ablagerte.

Das JMA hält den Alarmstatus „3“ aufrecht und damit auch das Sperrgebiet mit einem Radius von 3 Kilometern um den aktiven Krater Shinmoe. Es besteht die Gefahr, dass innerhalb des Sperrgebiets große Tephrabrocken niedergehen, sollte es zu starken Explosionen kommen, wie es 2011, 2015 und 2018 der Fall gewesen war. Die Schockwelle der Explosionen könnte Fensterscheiben in nahegelegenen Siedlungen zum Bersten bringen. Umherfliegende Glasscherben würden in so einem Fall eine große Gefahr darstellen.

Ferner besteht die Möglichkeit, dass pyroklastische Ströme erzeugt werden, die sich innerhalb des Sperrgebiets bewegen könnten. Doch dafür bedarf es entweder sehr starker Explosionen mit einem hohen Ascheanteil oder Domwachstum. Beides ist bei der aktuellen Eruptionsphase noch nicht aufgetreten, doch sie könnte noch am Anfang stehen und sich signifikant steigern.

Neue geophysikalische Daten gibt es nicht. Zuletzt wurde bestätigt, dass sowohl Seismizität als auch Gasausstoß deutlich erhöht sind. Aus der Tiefe scheint frisches Magma aufzusteigen, das sich aber noch in einem Magmenkörper in größerer Tiefe akkumuliert. Zwar gibt es angeblich aktuelle Bilder, die Explosionen rotglühender Tephra zeigen, doch diese ordne ich als Aufnahmen der letzten Eruptionsphasen ein. Bis jetzt scheint es nur zu Ascheausstoß gekommen zu sein.

Hitzewelle: Extreme Temperaturen in weiten Teilen Europas

Hitzewelle lässt Thermometer auf extreme Werte steigen – 46,6 Grad in Portugal gemessen

Oberhausen, 02.07.2025Die extreme Hitze der letzten Tage war nicht nur bei uns in Deutschland deutlich zu spüren, sondern bescherte besonders dem Westen Europas extremste Temperaturen, wie sie so früh im Sommer noch nicht gemessen wurden. Besonders betroffen war Portugal, wo bereits am 30. Juni eine Rekordtemperatur von 46,6 Grad gemessen wurde.

Der Hitzerekord für Ende Juni wurde in der portugiesischen Stadt Mora aufgestellt. Auch im Ort El Granado stieg das Thermometer auf über 46 Grad. In Spanien, Frankreich und Italien lagen die Temperaturen teils bei mehr als 40 Grad. Die extremen Temperaturen ließen Asphalt schmelzen und bedingten Stromausfälle in mehreren Städten: Stromnetze werden durch die Zuschaltung von Klimaanlagen überlastet und Transformatoren überhitzen.

Frankreich hat noch ein zusätzliches Problem mit der Stromversorgung, denn das Kühlwasser der Atomkraftwerke kühlt bei der Hitze nicht mehr schnell genug ab. In der Folge mussten Atomkraftwerke ihre Leistung drosseln oder sogar ganz abgeschaltet werden. Auch für Deutschland blieb das nicht folgenlos, denn der Strompreis an der Börse explodierte infolge der geringeren Stromproduktion der vernetzten Elektrizitätswerke Europas. Deutschland bezieht einen Teil seines Stromes aus Frankreich, doch mit dem Ausfall der Atomkraftwerke importiert Frankreich nun deutschen Solarstrom, was die Preise treibt.

Frankreich hat noch ein anderes Problem, denn wie eine Studie zeigt, sind Millionen Häuser derart schlecht isoliert, dass sie im Sommer zu Backöfen werden. Es fehlen nicht nur Dämmungen von Fassaden und Dächern, sondern auch Sonnenabschattungen von Fenstern. Auch Ventilatoren und Klimaanlagen sind Mangelware. So bleibt nur die Möglichkeit, vor der Hitze zu warnen: In Paris wurde die höchste Hitzewarnstufe ausgerufen und Touristenattraktionen wie der Eiffelturm wurden für Besucher gesperrt. Heute könnte die 41-Grad-Marke erreicht werden.

Generell versagt die EU nicht nur im Kampf gegen den Klimawandel, sondern auch darin, unsere Städte- und Gebäudeinfrastruktur anzupassen.

Nicht nur Frankreich stöhnt unter der Hitzewelle, sondern auch wir Deutschen schwitzen derzeit mächtig. Heute könnte es im Westen lokal bis zu 40 Grad heiß werden. Der Temperaturrekord für Deutschland wurde übrigens am 25. Juli 2019 mit 41,2 Grad aufgestellt. Diese Temperatur wurde in Duisburg-Baerl gemessen, nur wenige Kilometer von meinem Heimatort entfernt.

Die Hitzewelle soll laut den Prognosen dann ab heute Nachmittag durch starke Gewitter beendet werden. Es drohen Unwetter mit Hagel und Starkregen, der zu Überflutungen führen könnte.