Ruapehu: Erdbeben löste Alarm aus

  • Bei Porirua gab es ein moderates Erdbeben
  • Am Vulkan Ruapehu herrschte starker Wind
  • Das automatische Frühwarnsystem gab eine Lahar-Warnung heraus
  • Anwohner machten sich auf den Weg zum Sammelpunkt

Erdbeben löst Lahar-Warnung am Ruapehu aus

Datum: 31.05.22 | Zeit: 23:27:35 UTC | Lokation: -41.02; 174.67 | Tiefe: 43 km | Mb 4,4

Diese Meldung ist nicht ganz so einfach zu Kategorisieren, da es sich sowohl um eine Erdbebenmeldung, als auch um eine Vulkanmeldung handelt. Da das auslösende Ereignis zu dieser Meldung ein Erdbeben war, und ich heute noch nichts über Erdbeben geschrieben habe, sortiere ich diesen Post unter Erdbeben ein. Der besagte Erdstoß hatte eine Magnitude von 4.4 und einen Erdbebenherd in 43 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 15 km nordwestlich von Porirua lokalisiert. Porirua ist ein Ort an der Südwestspitze der neuseeländischen Nordinsel und liegt in relativer Nähe zum Vulkan Ruapehu. Dieser sorgte in den vergangenen Wochen für Schlagzeilen, weil sich das Wasser des Kratersees erwärmte und der Tremor hoch war. Man ortete einen Magmenkörper, der aufstieg und so das Wasser erhitzte. Zeitweise kam es zu staken Dampfentwicklungen. In den letzten 2 Wochen stabilisierte sich die Lage. Tremor und Wassertemperatur blieben zwar erhöht, nahmen aber etwas ab. Trotzdem blieb der Alarmstatus auf „gelb“ und man zeigte sich in Vulkannähe nervös. Gestern Nacht, als sich das Erdbeben manifestierte war es stürmisch am Vulkan und die Sensoren kombinierten starken Winddruck und die Erschütterung und machten daraus eine Eruption. So wurde automatisch ein Lahar-Alarm ausgelöst, woraufhin sich die Anwohner des Vulkans am vorgesehen Platz einfanden, an dem man sich im Notfall treffen soll, um evakuiert zu werden. Der Sammelplatz befindet sich am Chateau Tongariro im Dorf Whakapapa. Es handelte sich also um einen klassischen Fehlalarm, doch das zuständige Department of Conservation sagte in einem Statement, dass das System genauso funktionierte, wie es sein sollte.

In einem Zeitungsinterview meinte die leitende Rangerin am Tongariro, Anna Atchley, dass das Alarmsystem „schwer zu ignorierende“ Sirenen und die Stimme einer Person beinhaltet, die Anweisungen gibt. Sie ergänzte: „Uns ist es lieber, dass dies passiert als nicht. Vorsicht ist besser als Nachsicht.“

Der Ruapehu ist mit dem Tongariro Nationalpark assoziiert. Jetzt ist in Neuseeland Winter und die Hänge der Vulkane sind beliebte Skigebiete. Selbst wenn die Skipisten nachts leer sind, gibt es zahlreiche Menschen, die in Chalets und Hütten nahe der Pisten übernachten. Ein Vulkanausbruch nebst Lahar könnte schwerwiegende Folgen haben.

Ein weiteres interessantes Erdbeben manifestierte sich heute in Neuseeland. Es ereignete sich am Nordufer der Taupo-Caldera und hatte eine Magnitude von 3,4. Das Hypozentrum lag in nur 5 km Tiefe. Momentan bebt es häufig entlang der TVZ.

Vulkan Ätna am 01. Juni: The Show goes on

Lavastrom am Ätna. © Volcano Chaser
  • Die Lavaströme am Ätna sind weiter aktiv
  • Sie emittieren eine sehr hohe Wärmestrahlung
  • Es wird eine höher differenzierte Schmelze gefördert
  • Die explosive Aktivität ist gering

Lavaströme emittieren am Ätna viel Wärme

Der Ätna auf Sizilien bleibt aktiv und eruptiert einen Lavastrom. Auf der Thermal-Livecam sieht es so aus, als würde die Lavafront auf knapp unter 2100 m stagnieren. Dafür sind mehrere Arme des Stroms aktiv und auf breiter Front aufgestellt. Entsprechend hoch ist die Thermalstrahlung: MIROVA registrierte gestern Abend eine Leistung von mehr als 1600 MW.

Im Wochenbericht des INGVs steht, dass die eruptive Spalte ein weiter entwickeltes Magma fördert, als man es während der letzten Paroxysmen im Januar 2022 gefunden hatte. Daraus schließt man, dass es bereits länger im Magmen-Reservoir verweilte, bevor es nun eruptiert wird und nicht direkt aus größerer Tiefe aufsteigt. Diese Beobachtung geht einher mit der leichten Deflation, die seit Eruptionsbeginn gemessen wird. Es gibt keine signifikanten Änderungen in der Bodendeformation, die auf den Aufstieg größerer Mengen an Schmelze hindeutet.

Die Infraschalldetektoren registrierten in der letzten Woche eine hohe Anzahl an Ereignissen, die von strombolianische Eruptionen verursacht wurden. Besonders hoch war die Aktivität zwischen dem 23-25. Mai. Sporadisch stiegen kleinere Aschewolken auf. Zum Teil wurden die Signale auch von starken Entgasungen erzeugt. Die Hauptquelle der Signale war der Neue Südostkrater, aber auch im Bereich des Zentralkraters gab es Aktivität. Seit der neuen Spaltenöffnung am Sonntag ist die Anzahl der Explosionen stark zurückgegangen. Das LGS registrierte heute nur eine Handvoll Infraschall-Ereignisse.

Die Ortsansässigen Vulkanführer und Fotografen posteten in den Sozialen Medien zahlreiche Fotos. Für die Spezialisten scheint es kein Problem zu sein, bis zu den Förderschloten vorzudringen. Generell ist das Gelände allerdings unwegsam und die Pfade führen über erkaltete Blocklavaströme. Besonders bei Nebel kann man sich hier schnell verlaufen und es ist schon so manch Wanderer versehentlich in den Steilhang des Valle del Bove abgestiegen, anstatt den Rückweg zur Seilbahnstation anzutreten. Oft wurden dann ein Rettungseinsatz nötig.

Hurrikane fällt in Mexiko ein und verursacht Überflutungen

Gestern probte der erste Hurrikane der Saison seinen Landfall in Mexiko. Hurrikane Agathe traf beim Badeort Puerto Ángel an Land und brachte es auf Windgeschwindigkeiten von bis zu 165 km/h. Damit handelte es sich um einen Wirbelsturm der Kategorie 2 (von 5). Für den ersten Sturm der Saison fiel er damit ungewöhnlich stark aus. Puerto Ángel liegt im Bundesstaat Oaxaca, den wir auch aus der Berichterstattung über die Erdbeben kennen. Kurz nach dem Landfall verlor Agathe schnell an Schwung und wurde zu einen tropischen Sturm hinabgestuft. Neben den starken Winden brachte der Sturm viel Niederschlag mit, so dass es regional zu Überflutungen kam.

Die mexikanische Regierung hatte im Vorfeld des Hurrikans folgenden Warnungen herausgegeben:

  • Wirbelsturmwarnung von Salina Cruz, Oaxaca, bis Lagunas de Chacahua, Oaxaca.
  • Tropensturmwarnung und Hurrikanbeobachtung von Salina Cruz, Oaxaca, bis Barra De Tonala, Chiapas.
  • Tropensturmwarnung von Barra De Tonala, Chiapas, bis Boca de Pijijiapan, Chiapas, und von Lagunas De Chacahua, Oaxaca, bis Punta Maldonado, Guerrero.

Zwar scheint eine große Naturkatastrophe ausgeblieben zu sein, dennoch stellte Agathe einen traurigen Rekord auf, denn der Sturm geht als der stärkste Sturm zu Beginn der pazifischen Hurrikan-Saison in die Geschichtsbücher ein. Diese beginnt am 15. Mai und dauert bis zum 30. November. Im Atlantik beginnt die Hurrikane-Saison am 1. Juni.

La Nina könnte weiter Extremwetter weltweit befeuern

Schon zuvor prognostizierten Meteorologen, dass Lateinamerika und Teilen der USA eine außergewöhnlich starke Sturmsaison bevorsteht. Dabei herrscht das größte Unwetterpotenzial allerdings nicht an der Pazifikküste, sondern an den Atlantikküsten. Hier begünstigt erneut das Klimaphänomen La Nina das Entstehen starker Wirbelstürme im Atlantik. Darüber hinaus könnte es die Dürresituation im Westen der USA verstärken.

La Nina wirkt sich nicht nur auf die Temperaturverteilung im Pazifik aus, sondern reduziert die Scherung der Höhenwinde im gesamten Äquatorbereich. Dadurch kann es zu atmosphärischen Bedingungen kommen, die die Entstehung von Hurrikane begünstigt. Sollte es diese Jahr erneut zur Ausbildung von La Nina kommen, wäre es das 3. Jahr in Folge, in dem das Klimaphänomen auftritt, was an sich sehr ungewöhnlich wäre. Doch die Häufung von Extremwetterlagen und entsprechenden Klimaphänomene passt ins vorhergesagte Muster in Bezug auf den Klimawandel.

Vulkan-News 31.05.22: Sangay

Ätna weiter effusiv aktiv

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Staat: Italien |EruptionLavastrom

Der Ätna auf Sizilien stößt weiterhin einen Lavastrom aus. Blickt man auf die Thermal-Livecam, dann scheint die Lavafront auf 2100 m Höhe zu stagnieren. Auf Videoaufnahmen sieht man aber, dass sie den Boden des Valle del Bove erreicht hat und auf eine respektable Mächtigkeit kommt. MIROVA detektiert eine hohe Thermalstrahlung mit 683 MW Leistung. Der Tremor ist stabil und bewegt sich im unteren Drittel des roten Bereichs seitwärts. Auffällig ist, dass er praktisch nicht fluktuiert, so wie es in den ersten 2 Eruptionswochen der Fall war. Berichte über explosive Aktivität liegen nicht vor.


Sangay mit hoher Wärmestrahlung

Staat: Ecuador | Koordinaten: -2.00, -78.34 | Eruption: Strombolianisch

Gestern registrierte MIROVA eine sehr hohe Thermalstrahlung, die vom ecuadorianischen Vulkan Sangay ausging. Sie hatte eine Leistung von 1281 MW und stammt von zwei Lavaströmen, die auf der Nordflanke des Vulkans unterwegs sind. Im Bericht vom IGEPN werden sie nicht explizit erwähnt, sind aber auf Sentinel-Satellitenaufnahmen sichtbar, wobei zu bemerken gilt, dass das letzte wolkenfreie Foto eine Woche alt ist. Für gewöhnlich sind Lavaströme am Sangay sehr zäh und gehen von einem Dom aus, der im Vulkankrater wächst. Es besteht die Gefahr, dass Pyroklastische Ströme abgehen. Starke Regenfälle können zudem Lahare generieren. Darüber hinaus ist der Sangay explosiv tätig und fördert Vulkanasche, die bis zu 1000 m über Gipfelhöhe aufsteigt.


Villarrica mit rot illuminierten Himmel

Staat: Chile | Koordinaten: -39.42, -71.93 | Eruption: Lavapond

Im Krater des chilenischen Vulkans Villarrica könnte wieder ein Lavapond brodeln. Diese Schlussfolgerung geht aus LiveCam Beobachtungen hervor, anhand derer man nachts einen rot illuminierten Himmel über den Krater beobachten konnte. Die Vulkanologen vom IGEPN berichten über einen offenen Förderkanal und der Möglichkeit, dass strombolianische Eruptionen entstehen könnten. Aktuelle Sentinel-Aufnahmen bleiben aber ein entsprechendes thermisches Signal schuldig. Die Seismizität des Vulkans ist erhöht.

Vesuv: Erdbeben und Bodensenkung

Am Golf von Neapel liegen 3 der aktivsten Vulkangebiete Europas. Den meisten ist der Vesuv geläufig, doch auch auf der Insel Ischia gibt es aktiven Vulkanismus. Dazwischen liegt die Caldera Campi Flegrei, wo ein Vulkanausbruch in absehbarer Zeit nicht unwahrscheinlich ist.

Erdbeben M 2,0 am Vesuv

Datum: 30.05.22 | Zeit: 01:20:53 UTC | Lokation: 40.82 14.42 | Tiefe: 0,1 km | Mb 2,0

Heute Nacht ereignete sich am Vesuv ein schwaches Erdbeben der Magnitude 2,0. Das Hypozentrum lag nur 0,1 km tief. Das Epizentrum manifestierte sich unter dem Krater. Es folgten 2 schwächere Erdbeben mit Magnituden kleiner 1. Ein Blick auf die Shakemap enthüllt, dass es öfters zu Erschütterungen des Vulkans kommt. In diesem Jahr wurden bereits 306 Erdbeben detektiert. Allerdings gibt es kein großes Aufsehen mehr um die Beben, da sich bestätigt hat, dass sie mit einer Bodenabsenkung einher gehen. Es scheint sich also um Setzungsbeben zu handeln, die durch eine weitere Abkühlung des Magmenkörpers im Vulkan verursacht wird. Die Bodensenkung wird auch von den jüngsten INSAR-Aufnahmen bestätigt. Auf dem Radarbild vom EGMS erkennt man, dass sich der Boden im Bereich des Vulkans im Laufe eines Jahres um 2 cm absenkte.

Bodenhebung der Campi Flegrei bleibt hoch

Anders sieht es am benachbarten Calderavulkan Campi Flegrei aus. Das blaue Areal markiert eine Bodenhebung um mehrere Zentimeter. Die Hebungsrate beträgt nach wie vor ca. 13 mm im Monat. Seit 2011 hob sich der Boden um bis zu 90 cm. Auch wenn größere Erdbebenschwärme in diesem Monat ausblieben, werden täglich Erschütterungen detektiert. In diesem Jahr waren es bislang 775 Erschütterungen.

Bodensenkung auf Ischia

Auf der INSAR-Karte ist ebenfalls zu erkennen, dass sich die Insel Ischia und insbesondere der Monte Epomeo auch absenken. Beim Monte Epomeo handelt es sich um einen 789 m hohen vulkanischen Host, in dessen Bereich zahlreiche Schlackenkegel eruptierten. Der letzte Ausbruch ereignete sich 1302. Der Block des Epomeo wurden angehoben, als ein großer Magmenkörper in die Erdkruste eindrang. Die Bodensenkung scheint einen ähnlichen Ursprung wie jene am Vesuv zu haben und kommt durch eine Abkühlung und damit einhergehende Kontraktion des Magmenkörpers zustand.

Summa summarum sieht es so aus, als wäre eine Eruption im Bereich der Campi Flegrei am wahrscheinlichsten. Um die Vulkane auf Ischia und um den Vesuv muss man sich aktuell wohl weniger Sorgen machen.

Erdbeben-News 30.05.22: Island

  • Ein Erdbeben Mb 4,0 erschütterte Nordisland
  • Auch im Südwesten bebte es wieder
  • Grindavik wappnet sich für einen Vulkanausbruch

Island: Erdbeben M 4,0

Datum: 30.05.22 | Zeit: 09:20:16 UTC | Lokation: 66.23 ; -18.33 | Tiefe: 14 km | Mb 4,0

Heute wurde der isländische Norden von einem Erdbeben der Magnitude 4,0 erschüttert. Das Hypozentrum wurde in einer Tiefe von 14 km festgestellt. Das Epizentrum befand sich 7,3 km nördlich von Gjögurtá und damit vor der Nordküste. Das Beben manifestierte sich um 9.20 Uhr an einer Störung der Tjörnes-Fracture-Zone und war Teil eines Schwarms. Bereits um 05:27 Uhr kam es zu einen Beben M 2,8 in denselben Gebiete. Schwarmbeben sind hier keine Seltenheit und sind entweder tektonischen, oder vulkanotektonischen Ursprungs. Bei besonders massiven Schwarmbeben dringen Dykes in den Untergrund ein, doch danach sieht es momentan noch nicht aus.

Darüber hinaus hält die Seismizität auf Reykjanes an, obwohl zu beobachten ist, dass die Häufigkeit der Ereignisse deutlich abgenommen hat. Dennoch warnt IMO noch vor der Möglichkeit, dass sich ein starkes Erdbeben am Spaltensystem von Brennisteinsfjöll ereignen könnte und zeigt sich besorgt wegen der Seismizität im Bereich von Eldvörp. Hier besteht die Gefahr, dass Hangrutsche ausgelöst werden könnten. Innerhalb von 48 Stunden wurden auf Reykjanes 148 Erschütterungen detektiert. Die Stärkste brachte es gestern auf M 3,2. Das Epizentrum lag 4 km nördlich von Grindavik. Hier dürfte der neue Magmatische Gang erschüttert worden sein.

Grindavik bereitet sich auf Vulkanausbruch vor

Über all dem schwebt die latente Gefahr eines Vulkanausbruchs auf Reykjanes. Mittlerweile häufen sich Zeitungsinterviews, in denen isländische Wissenschaftler und Zivilschutzmitarbeiter die Bevölkerung von Grindavik auffordern, sich auf eine Eruption vorzubereiten. Ganz konkrete Pläne hat der Bürgermeister des Ortes. Fannar Jónasson erklärte gegenüber dem Fernsehsender RUV, dass sich diese Woche ein Team der Stadtverwaltung mit Geowissenschaftlern, Ingenieuren, Polizei und Zivilschutz treffen will, um Notfallpläne auszuarbeiten. Es sollen Listen erstellt werden, wo man schnellstmöglich schweres Gerät herbekommt, damit man ggf. schnell Dämme und Gräben errichten kann, um die Lava vom Ort und dem Geothermalkraftwerk Svartsengi, nebst Blaue Lagune fernzuhalten.

Auf Island versuchte man bereits öfters Lavaströme umzuleiten, allerdings meistens mit bescheidenen Erfolg. Auf Heimaey konnte man 1973 nicht verhindern, dass die Lava große Teile der Stadt zerstörte. Es gelang nur die Lava zu stoppen, bevor sie die Hafeneinfahrt komplett blockierte. Selbst letztes Jahr am Fagradalsfjall baute man Dämme, die die Lavaströme aber nicht lange aufhalten konnten. Eine Generalprobe für das, was folgen mag.

Vulkan Ätna mit neuem Lavastrom am 30.Mai

  • Lava fließt aus 2 Schloten auf der Ostseite des Ätnas
  • Die Lavafront liegt im Valle del Bove, auf 2100 m Höhe
  • Die Explosivität der Eruption hat abgenommen

Der Lavastrom, der gestern am Ätna zu fließen begann, ist weiterhin aktiv. Das INGV brachte eine Mitteilung heraus, nach der eine Inspektion des Vulkans ergab, dass sich nicht nur ein neuer Förderschlot geöffnet hatte, sondern 2. Ein Schlot lag auf 3250 m Höhe am Neuen Südostkrater, der zweite Schlot auf 2800 m Höhe. Er öffnete sich unterhalb der Basis des Kraterkegels und liegt bereits im oberen Bereich des Valle del Bove. Die Lavafront hatte gestern Nachmittag die 2100 m Höhenmarke erreich und hielt auf den Monte Simone zu. Seitdem ist sie nur wenig vorangeschritten, sondern geht in die Breit. Die Förderrate wird als gering beschrieben. Videos aus den ersten Stunden der Eruption zeigen allerdings, dass schon einiges an Lava in Bewegung war. MIROVA registrierte heute eine hohe Thermalstrahlung mit 826 MW Leistung. Gestern Vormittag wurde ein Spitzenwert von 1880 MW erreicht. Er deutet an, dass kurz nach der Spaltöffnung am meisten Lava unterwegs war, bzw. diese besonders heiß war.

Ätna
Lavastrom im Valle del Bove. © Fabrizio Zuccarello – Escursioni guidate sull’Etna via FB

Die Vulkanologen berichten weiterhin, dass die Infraschallsensoren vom starken Wind gestört waren. LiveCam-Beobachtungen enthüllen allerdings, dass die strombolianische Aktivität gering ist, was einher geht mit dem Tremor, der zich zwar noch im roten Bereich bewegt, aber niedriger ist, als in der letzten Woche, als es noch stärkere Explosionen gab. Der Ursprung des Tremors ist konstant geblieben und findet sich auf 3000 m Höhe unter dem Südostkraterkegel. Das VAAC meldete zuletzt am 23. Mai größere Aschewolken. Die Schlotöffnung gestern lief vergleichsweise ruhig ab, es entstanden keine Aschewolken, sondern es wurde nur Dampf ausgestoßen. Auch Pyroklastische Ströme gab es nicht.

Die Inklinometer und das GPS-Netzwerk registrieren keinen signifikanten Veränderungen in der Hangneigung. Magmenaufstieg und Abfluss scheinen ausgeglichen zu sein.

Erdrutsche in Brasilien verursachen Naturkatastrophe am 29. Mai

  • In Brasilien löste Starkregen mehrere Erdrutsche aus
  • Mindestens 34 Personen starben
  • Abholzung und falsche Bebauung sind mitverantwortlich

Tagelang anhaltender Starkregen hat in Teilen Brasiliens für Überschwemmungen gesorgt und löste Erdrutsche aus. Dabei starben mindestens 34 Menschen, wobei sich die Opferzahlen weiter erhöhen werden, da noch viele Menschen als vermisst gelten und wahrscheinlich unter den Schlammmassen begraben wurden.

Besonders hart traf es den Bundesstaat Pernambuco, der im Nordosten Brasiliens liegt. Die Erdrutsche ereigneten sich in der Region der Metropole Recife. In der Gemeinde Jardim Monteverde ging ein Erdrutsch ab, bei dem mindestens 19 Menschen starben. Im Ort Camaragibe wurden 6 Personen Opfer eines Erdrutsches. Selbst aus Recife wurde ein kleinerer Erdrutsch gemeldet, der 2 Menschen das Leben kostete. Tausende mussten evakuiert werden. Oft sind es instabile Hänge am Rand der Ortschaften, an denen die Hütten der Favelas liegen, die von den Erdrutschen betroffen sind. Neben Abholzung der steilen Hänge, trägt deren unsachgemäße Bebauung zu deren Destabilisierung bei.

Seit letztem Dienstag halten die Regenfälle in der Region an und eine Entspannung der Lage ist nicht in Sicht. Das brasilianische Institut für Meteorologie warnte vor weiteren starken Regenfällen und hält die Alarmstufe „rot“ aufrecht. Die Niederschläge könnten erneut Erdrutsche verursachen.

Klimawandel und Klimaphänomene verstärken Wetterextreme

Brasilien stand in den letzten Wochen und Monaten immer wieder in den Schlagzeilen. Wie fast überall auf der Welt haben sich auch in Südamerika die Klimaextreme verstärkt und so kommt es zu besonders heftigen Niederschlägen. Im Februar ereignete sich eine vergleichbare Naturkatastrophe in Petrópolis nahe Rio de Janeiro: Schlammfluten, Erdrutsche und unzählige Tote waren die Bilanz vom Starkregen. Jahrelanges Missmanagement war allerdings auch hier ein Grund dafür, dass sich die Regenfälle katastrophal auswirkten. Zudem begünstigt das Klimaphänomen La Nina die Starkregenereignisse. La Nina und El Nino sind die beiden prägendsten Klimaphänomene des Äquatorraums, die im Wechsel Dürren und Überschwemmungen mit sich bringen. Sie sind natürlichen Ursprungs, scheinen aufgrund des Klimawandels aber immer häufiger aufzutreten und sich schwerer auszuwirken.

Vulkan Ätna am 29.05.22: Neue Spaltenöffnung

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Staat: Italien |EruptionLavastrom

  • Am Ätna öffnete sich eine weitere Spalte
  • Sie befindet sich im Osten, an der Basis des Südostkraterkegels
  • Der Tremor hat nachgelassen
  • Es gibt eine übergeordnete Bodenhebung von 2 cm im Jahr

Ätna mit neuer Eruptionsspalte

Der Ätna auf Sizilien kommt nicht zur Ruhe, obwohl gestern Abend der Tremor deutlich runter gegangen ist. Aktuell bewegt er sich an der Basis des roten Bereichs und zeigt einen leichten Aufwärtstrend. Für die relativ moderate Aktivität, die uns der Vulkan in den letzten 2 Wochen zeigte, ist der Tremor ungewöhnlich hoch gewesen. Zuletzt befand sich die Lavafront außerhalb des Erfassungsbereichs der LiveCams und bewegte sich an der Basis des Neuen Südostkraters. Es scheint sich heute Morgen ein neuer Schlot/Spalte geöffnet zu haben. Die Kollegen von EtNative veröffentlichten ein Video, auf dem man Dampfentwicklung sieht und gingen von einer Spaltenöffnung aus. Auf der ThermalCam erkennt man eine längliche Wärmesignatur, die von frischer Lava zu stammen scheint. Da eine Bestätigung von offizieller Seite der Vulkanologen aussteht, bin ich mit meinen Formulierungen vorsichtig.

Inzwischen liegt ein Bericht des INGVs vor: Das Institut bestätigt eine Spaltenöffnung im oberen Bereich des Valle del Bove. Die Spalte öffnete sich auf 2800 m Höhe. Die Quelle des Tremors liegt oberhalb, genauer auf 3000 m Höhe.

Die explosive Aktivität hielt auch gestern an. Es kam zu sporadischen strombolianischen Eruptionen aus dem Neuen Südostkrater. Außerdem registrierte das EMSC zwei Erdbeben südlich des Vulkans und westlich des Flughafens von Catania. Das stärkere hatte eine Magnitude von 2,4 und ein Hypozentrum in 9 km Tiefe.

Bodenhebung ist an der Ostküste am größten

Im letzten Wochenbericht des INGVs war die Rede davon, dass im Gipfelbereich eine leichte Bodensenkung registriert wurde, die kurz nach der Eruption begann. INSAR-Aufnahmen zeigen, dass es eine übergeordnete Bodenhebung gibt, die innerhalb von einem Jahr gut 2 cm betrug. Besonders stark ist die Bodenhebung entlang der Ostküste. Auf der Aufnahme des European Ground Motion Service (EGMS) wird der Gipfelbereich bewusst ausgelassen sein. Das Geschehen hier ist dem IGVN überlassen. Auf jeden Fall sieht es nicht so aus, als hätte der Magmen-Zufluss ins Reservoire unter dem Vulkan aufgehört. Es bleibt spannend am Ätna!