Lithium-Lagerstätten vulkanischen Ursprungs entdeckt

Gigantische Lithium-Lagerstätte in vulkanischer McDermitt-Caldera exploriert

Spätestens seit der Energiekrise und dem staatlich verordneten Boom von Elektroautos, sowie der Errichtung von Solaranlagen mit Speichermöglichkeit, ist Lithium ein begehrter und knapper Rohstoff. Lithium ist das Herzstück moderner Akkus, die als Solarenergiespeicher und in Elektroautos Verwendung finden. Lithiumhaltige Akkus haben den Vorteil gegenüber anderen Batteriearten, dass sie eine hohe Energiedichte haben, eine geringe Selbstentladung und keinen Memory-Effekt aufweisen. Dafür besteht die Gefahr von Überhitzung, besonders wenn die Akkus zu tief entladen werden. Zwar wird auch an anderen Batteriearten ohne Lithium geforscht, aber diese haben bislang nicht die Serienreife erreicht. Daher ist Lithium „State of the Art“ in modernen Akkus und wird weltweit nachgefragt. Schon in wenigen Jahren könnte die Nachfrage nach Lithium höher sein, als durch den Abbau in Lagerstätten gewonnen werden kann. Daher wird mit Hochdruck daran geforscht, wie man das hochreaktive und ätzend wirkende Lithium gefahrlos recyceln kann und wo weitere Lagerstätten gefunden werden können.

Bis vor kurzem waren nur zwei Arten von Lithiumlagerstätten bekannt, und es wurde überwiegend aus Sole von Salzseen gefördert. Bei der zweiten Lagerstättenart handelt es sich um Ablagerungen von lithiumhaltigen Mineralien wie Spodumen und Smektit. Spodumen ist ein Kettensilikat aus der Gruppe der Pyroxene und kommt in magmatischen Gesteinen vor. Smektite sind quellfähige Tonmineralien (Phyllosilikate), die beispielsweise durch hydrothermale Umwandlung aus Basaltobsidian entstehen. Nun haben amerikanische Forscher eine Lithiumlagerstätte aus einem weiteren Phyllosilikat entdeckt, nämlich Illit, das aus Smektit entstehen kann.

McDermitt-Caldera im Zusammenhang mit der Yellowstone-Hotspot-Strecke und der Columbia River Basalt Province. Nach Brueseke und Hart, 2008. © Christopher D. Henry

Die besagte Lagerstätte befindet sich in der großen McDermitt-Caldera im Grenzgebiet zwischen den US-Bundesstaaten Nevada und Oregon. Sie entstand vor etwa 16 Millionen Jahren, als es im Nordwesten der USA zu einer Jahrtausende dauernden Phase gewaltiger Eruptionen kam, bei denen auch die Columbia-Flutbasalte entstanden. Der Vulkan unter der McDermitt-Caldera eruptierte jedoch lithiumreiche Rhyolith-Lava und ist kein Unbekannter im Vulkangeschäft, da er über dem Mantelplume entstand, der Jahrmillionen später den Yellowstone-Vulkan speisen sollte. Als sich der Magmenkörper des Vulkans weitestgehend entleert hatte, sackte die Erde ein, und es entstand die 75 x 45 km durchmessende Caldera. Weitere Eruptionen füllten die Depression teilweise mit einer mächtigen Rhyolith-Schicht. Hinzu kam Wasser, das einen großen Calderasee bildete. Wie es für große Calderen im postvulkanischen Stadium typisch ist, entstand ein großes Hydrothermalsystem, und die heißen Lösungen begannen den Rhyolith in Smektite umzuwandeln. Am Grund des Sees wurden die Smektite weiter in Illite umgewandelt. Bei den Umwandlungsprozessen wurden die Tonmineralien mit Lithium angereichert, das die hydrothermalen Fluide zuvor aus dem Rhyolith gelöst hatten. So entstand diese bis jetzt einzigartige Lagerstätte mit einem Lithiumanteil von bis zu 2,4 Prozent, was eine ungewöhnlich hohe Konzentration ist. Die Illit-Schichten sind bis zu 40 m mächtig.

Die Entstehungsgeschichte der Lagerstätte wurde von einem Forscherteam unter der Leitung des Geologen Thomas Benson von der Columbia University in New York entschlüsselt und kürzlich in einer Studie veröffentlicht. Es handelt sich um eine der größten Lithium-Lagerstätten der Welt, und natürlich untersucht man nun andere alte Calderen, ob sich dort möglicherweise vergleichbare Lagerstätten gebildet haben könnten.

Die McDermitt-Caldera liegt auf einem Hochplateau in der Basin-and-Range-Provinz. Die Landschaft wirkt auf den ersten Blick karg, doch wie so häufig in abgelegenen Gegenden gibt es auch hier eine schützenswerte Flora und Fauna. Außerdem befindet sich hier eine Gemeinschaft von Native Americans (Indianern), denen im Falle einer Ausbeutung des Lithiums erneut die Vertreibung droht. Eins ist gewiss: Ein Abbau des Lithiums würde im Tagebau erfolgen und das Gesicht der Caldera für immer verändern.

Vulkan Villarrica am 03.09.23

Staat: Chile | Koordinaten: -39.42; -71.93 | Aktivität: Asche-Exhalation

Ascheexhalationen und Erdbeben am Villarrica in Chile

Der Vulkan Villarrica in Chile war gestern aktiver als es in den letzten Wochen der Fall war und erzeugte eine kleine Ascheeruption. Laut der chilenischen Bergbaubehörde  SERNAGEOMIN stieg dabei Vulkanasche bis auf einer Höhe von gut 180 m über den Kraterrand auf. Zudem gab es ein vulkanotektonisches Erdbeben unter dem Vulkan, das der Ascheexhalation voranging. Es stand im Zusammenhang mit dem Sprödbruch von Gestein, der von aufsteigendem Magma verursacht wurde. Die Erschütterung ereignete sich um 16:47 Ortszeit und hatte eine geringe Magnitude von 1,1.

Das VAAC Buenos Aires, das den Luftraum Südamerikas auf Aschewolken hin beobachtet, brachte 3 VONA-Meldungen heraus. Die Vulkanasche war zwar nicht auf den Satellitenaufnahmen auszumachen, aber man meldete kontinuierliche Ascheemissionen, die bis auf eine Höhe von 3350 m aufstiegen. Da der Vulkan 2847 m hoch ist, wäre die Asche demnach gut 500 m über Kraterhöhe aufgestiegen, also deutlich mehr, als es dem Bericht der Vulkanologen von SERNAGEOMIN zu entnehmen ist. Die Ascheemissionen wurden via Livecam detektiert.

Nachts sieht man auf den Livecambildern rot illuminierten Dampf aus dem Krater aufsteigen. Im letzten Bulletin der Vulkanologen heißt es, dass ein Lavateich im Förderschlot steht. Unklar ist, ob er vom Kraterrand aus einsehbar ist, oder ob er dafür zu tief unten im Schlot steht. Heute Nacht registrierte MIROVA eine moderate Wärmestrahlung mit 23 MW Leistung.

Beim SERNAGEOMIN ist ein Aktivitäts-Bulletin des Villarricas für die erste Augusthälfte einsehbar. Dort wies man insbesondere auf die hohe Anzahl von Erdbeben mit langen Perioden hin: Es wurden 14.560 entsprechende seismische Signale aufgezeichnet. Zudem wurde ein kontinuierliches Tremorsignal empfangen. Beide Erdbebenarten stehen mit der Fluiddynamik im Zusammenhang und zeigen, dass Magma bzw. Lava im Untergrund und Schlot des Vulkans brodelt.

Aus der Schmelze wird auch viel Schwefeldioxid freigesetzt. Der Tagesdurchschnitt lag bei 1642 Tonnen am Tag. Ein Spitzenwert wurde am 8. August gemessen, als 2.237 Tonnen Schwefeldioxid ausgestoßen wurden.

Nicht zu den Werten passt, dass die Bodendeformation einen negativen Trend zeigt und Subsidenz registriert wurde. Die Vulkanologen teilten aber auch mit, dass die Werte aufgrund der Jahreszeit ungenau sein könnten und möglicherweise von variierenden Schneehöhen beeinflusst wurden.

Der Alarmstatus des Vulkans Villarrica steht auf „gelb“. Zuletzt gab es im Januar Meldungen von strombolianischen Eruptionen. Die Aktivität könnte sich jetzt wieder dahingehend steigern.

Zusammenfassung:

  • Am Villarirca stieg Vulkanasche bis gut 500 m über Kraterhöhe auf.
  • Es gab einen schwachen VT-Erdstoß, LP-Erdbeben und kontinuierlichen Tremor.
  • Im Schlot steht ein Lava-Pond und es steigt rot illuminierter Dampf auf.

Erdbeben und Bodenhebung auf Island – News vom 02.09.23

Erdbeben und Bodenhebung auf isländischer Reykjanes-Halbinsel

Datum 01.09.23 | Zeit: 17:55:13 UTC | 63.791 ; -22.865 | Tiefe: 10 km | Md 3,1

Auf Island kommt die Erde nicht zur Ruhe und wird es wohl in den nächsten Äonen auch nicht: Gestern Nachmittag gab es vor der Südwestspitze der Reykjanes-Halbinsel ein Erdbeben der Magnitude 3,1. Das Epizentrum wurde 7,2 km nordöstlich der Insel Eldey verortet. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe. Es gab weitere schwache Erdbeben in der Region. Insgesamt registrierte IMO 46 Erschütterungen am Reykjanes-Ridge.

Einen Erdbebenschwarm gab es auch in der Nähe des Fagradalsfjall-Vulkans und am Keilir, also in den Regionen, in denen sich der magmatische Gang erstreckt, der die drei Eruptionen am Fagradalsfjall mit Schmelze versorgte. Interessanterweise veröffentlichte die isländische Zeitung MBL heute einen Artikel, in dem sich ein Vulkanologe zu Wort meldet. Demnach wird in der beschriebenen Region bereits wieder Bodenhebung infolge von Magmenaufstieg festgestellt. Laut IMO-Wissenschaftler Benedikt Gunnar Ófeigsson ist es der frühste Beginn von Bodenhebung, der nach den Eruptionen auf Reykjanes beobachtet wurde. Benedikt ist Spezialist für Krustenbewegungen und geht davon aus, dass die Bodenhebung ein frühes Anzeichen der nächsten Eruption ist. Genaugenommen muss man sich da fragen, ob wir überhaupt von verschiedenen Eruptionen sprechen können, oder ob der Ausbruch nicht nur pausiert. Aber letztendlich ist da nur eine Definitionsfrage, die an der Sache nichts ändert: Mit hoher Wahrscheinlichkeit sehen wir in den nächsten Monaten einen weiteren Vulkanausbruch auf Reykjanes.

Die Bodenhebungen lassen sich mit den Grafen der verschiedenen GPS-Messstationen, die man auf der Seite von IMO einsehen kann, nur bedingt nachverfolgen. Gerade die Messstationen am Fagradalsfjall sind seit der letzten Eruption im Juli offline. Weiter entfernte Einheiten zeigen eine Bodenhebung von bis zu 18 mm. Allerdings können gravitative Einflüsse die Messungen verfälschen. Fest steht aber, dass es eine Bodenhebung gibt.

Nicht nur am Fagradalsfjall gibt es Bodenhebung infolge von Magmenaufstieg, denn auch der Calderavulkan Askja scheint sich auf eine Eruption vorzubereiten. Hier gibt es die positive Nachricht, dass die Messstation OLAC wieder online ist. Sie liegt im Zentrum des Areals mit der stärksten Bodendeformation und misst eine Hebung von 68 cm.

Vulkan Popocatepetl mit Eruption am 02.09.23

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

Größere Explosion lässt am Popocatepetl Asche bis auf 9100 m Höhe steigen

Am mexikanischen Vulkan Popocatepetl ereignete sich heute Nacht eine größere explosive Eruption. Sie ließ Vulkanasche bis auf eine Höhe von 9100 m aufsteigen. Die Eruptionswolke driftete mit dem Wind in Richtung Südwesten. Satellitengestützte Radaraufnahmen konnten nachweisen, dass sich die Asche in einem großen Gebiet bis fast an die Pazifikküste verteilte. In den Gemeinden Ozumba, Atlautla, Tepetlixpa und Ecatzingo kam es zu Ascheniederschlag. Die Menschen wurden bereits im Vorfeld der Eruption über die Gesundheitsgefahren aufgeklärt, die Vulkanasche mit sich bringen kann und sind angewiesen, in solchen Fällen Atemmasken zu tragen. Am besten verlässt man dann das Haus nicht und hält Fenster und Türen geschlossen.

Es war die stärkste Explosion seit der letzten Aktivitätshochphase im Mai dieses Jahres. Es sieht so aus, als würde der Popocatepetl auf eine neue Hochphase zusteuern. Dafür spricht der starke Tremor, der in den letzten Tagen detektiert wurde. Bei der Aktivitätsphase im Mai wurde die Warnstufe der Vulkanampel kurzzeitig erhöht, doch bis jetzt steht sie noch auf „gelb Phase 2“. Es kann aber sein, dass sie in den nächsten Tage heraufgesetzt wird, sollte die Aktivität anhalten und sich weiter steigern.

CENAPRED brachte gestern eine Sondermeldung heraus, nach der 2 Explosionen festgestellt wurden. Bei dieser stieg eine Eruptionswolke 2 km über Kraterhöhe auf. Voran ging eine Phase intensiven Tremors, der nach den Eruptionen deutlich abgenommen hatte.

Zum Zeitpunkt der Eruption war der Vulkan in einer dünnen Wolkenschicht gehüllt. Auf Livecamaufnahmen kann man dennoch den roten Schein glühender Tephra erkennen. Vielleicht tauchen im Laufe des Tages noch Aufnahmen aus anderer Perspektive auf. In diesem Fall gibt es hier ein Update.

Der Popocatepetl ist momentan der aktivste Vulkan Mexikos und überhaupt der einzige, der in Eruption begriffen ist.

Japan gedenkt Erdbebenkatastrophe

Kantō-Erdbeben vor 100 Jahren forderte 145.000 Todesopfer

Heute gedenkt Japan den Tag, an dem die Erde bebte. Am 1. September 1923 zerstörte das sogenannte Kantō-Erdbeben große Teile der japanischen Hauptstadtregion Tokio und kostete ca. 145.000 Menschen das Leben. Unzählige Personen erlitten Verletzungen und wurden obdachlos. Das Hauptbeben hatte eine geschätzte Magnitude von 7,9 bis 8,4. Zwar war der Seismograf damals bereits erfunden, doch offenbar gab es im Erdbebengefährdeten Tokio noch kein Observatorium. Das änderte sich aber nach der Erdbebenkatastrophe, denn sie bewirkte einige wichtige Veränderungen in dem Land und man beschloss, den Katastrophenschutz auszubauen und Observatorien einzurichten, um Frühwarnsysteme zu entwickeln. Ein Vorhaben, das bis heute nicht abgeschlossen ist, denn Erdbeben lassen sich noch immer nicht präzise vorhersagen. Außerdem wurden erhebliche Anstrengungen unternommen, um Gebäude widerstandsfähiger gegen Erdbeben und Brände zu machen. Es wurden moderne Baustandards eingeführt und der Brandschutz erlangte einen höheren Stellenwert, denn es starben nicht nur Menschen in eingestürzten Gebäuden, sondern es brachen auch Großbrände aus. Außerdem entstand an der Küste ein Tsunami, der im Küstengebiet von Kanagawa große Zerstörungen anrichtete.

Das Kantō-Erdbeben manifestierte sich an der Schnittstelle zwischen zwei bedeutenden Verwerfungen am Sagami-Graben vor der Bucht von Tokio. Genaugenommen grenzt Tokio an den Kreuzungsbereich von gleich drei tektonischen Platten: Im Westen liegt die Eurasische Kontinentalplatte und im Nordosten die Ochotskische-Platte. Im Südosten ist es die Philippinenplatte. Alle drei Platten kommen entlang des Sagami-Grabens zusammen, wobei die Philippinenplatte subduziert wird.

Heute, 100 Jahre nach der Erdbebenkatastrophe, fürchtet man, dass sich ein weiteres verheerendes Erdbeben in der Region zusammenbraut. Doch viele Experten sind sich sicher, dass die neuen Baustandards die Katastrophe kleiner halten werden, als es etwa in diesem Frühjahr in der Türkei der Fall war. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass es sich um die Region Kantō um eines der größten Ballungsgebiete der Erde handelt, in dem etwa 37 Millionen Menschen leben. Auch wenn nach der zweifachen Zerstörung Tokios- einmal durch das Kantō-Erdebben und ein zweites Mal durch die Bomben des 2. Weltkriegs- die meisten Gebäude relativ neu sind, so gibt es auch viele einfache Häuser, die einem Megabeben nicht standhalten werden.

Vulkan Merapi am 01.09.23

Seismizität am Merapi weiter erhöht

Am indonesischen Vulkan Merapi ist die Seismizität weiterhin signifikant erhöht. Das seismische Netzwerk des VSI zeichnete gestern 228 Hybriderdbeben auf. Dieser Erdbebentyp ändert im Zeitverlauf seine Frequenz und kann vulkanotektonische aber auch rein tektonische Prozesse abbilden. Sie treten häufig an dombildenden Vulkanen während einer Domwachstumsphase auf. Am Merapi trifft das sehr gut zu. Die aktuelle Phase begann bereits am 9. August. Seitdem wurden an 5 Tagen mehr als 200 Hybriderdbeben festgestellt. Darüber hinaus gab es gestern 18 vulkanotektonische Erschütterungen. Im genannten Zeitraum ist auch bei diesem Erdbebentyp eine Häufung festzustellen. Darüber hinaus wurden gestern 145 Signale detektiert, die von Steinschlägen und Schuttlawinen erzeugt wurden.

Im Wochenbericht des BPPTKG, der den Zeitraum18.-24. August betrachtet,  heißt es, dass die Vulkanologen morphologische Veränderungen am südwestlichen Lavadom beobachten konnten, während es am zentral gelegenen Lavadom keine sichtbaren Veränderungen gab. Die Veränderungen am Südwestdom werden durch Domwachstum und dem Abgang der Schuttlawinen verursacht. Zuletzt wurde das Volumen der beiden Dome am 10. August bestimmt und man kam auf ein Volumen der südwestlichen Kuppel von 2.764.300 Kubikmetern. Das Volumen der mittleren Kuppel betrug 2.369.800 Kubikmeter. Bestimmt wurden die Volumina mittels Luftbildanalyse.

Am Merapi wird auch eine Bodendeformation in Form einer Absenkung festgestellt. Wenn ich die Übersetzung aus dem indonesischen richtig interpretiere, beträgt die Absenkung 2 cm am Tag und hat sich gegenüber dem Vortag erhöht. Wörtlich heißt es im Bericht „Die Verformung des Mount Merapi, die diese Woche mit EDM überwacht wurde, zeigt eine durchschnittliche Verkürzung der Schrägstrecke um 2 cm pro Tag, was im Vergleich zur Vorwoche eine Zunahme darstellt.“ Das würde bedeuten, dass man Dom mehr Schmelze austritt, als aus der Tiefe aufsteigt und das es eine Subsidenz des Vulkans gibt.

Das BPPTKG weist weiterhin auf die unterschiedlichen Vulkangefahren hin und hebt das Risiko hervor, dass von potenziellen pyroklastischen Strömen und Laharen ausgeht. Die asymmetrische Sperrzone mit einem maximalen Radius von 7 km gilt weiterhin. Die Alarmstufe steht auf „orange“.

Ätna mit Erdbeben – News vom 01.09.23

Schwarmbeben im Nordwesten des Vulkans Ätna

Datum 30.08.23 | Zeit: 16:28:00 UTC | 37,765 ; 14,939 | Tiefe: 21 km | Md 2,9

Heute wird auf der Erdbebenkarte des INGV ein Schwarmbeben angezeigt, das sich bereits am 30. August am Ätna ereignet hat. Die Erdbebensequenz bestand aus 13 Erschütterungen mit Magnituden größer 1. Das stärkste Beben ereignete sich um 16:28 UTC und brachte es auf eine Magnitude von Md 2,9. Das Hypozentrum manifestierte sich in einer Tiefe von 21 km. Das Epizentrum wurde 1,4 km südwestlich vom Monte Scavo verortet. Hierbei handelt es sich um einen bereits bewaldeten Schlackenkegel im Nordwesten des Ätnas. Nächst größerer Ort ist Bronte. Das schwächste Beben hatte eine Magnitude von 1,4 und hatte einen ähnlich tiefen Erdbebenherd wie das starke Beben. Die Vermutung liegt nahe, dass das Schwarmbeben durch Magma ausgelöst wurde, das im oberen Bereich der Asthenosphäre unterwegs ist und dabei ist, in die Erdkruste einzudringen. Erdbeben an Störungszonen sind in dieser Tiefe eher die Ausnahme als die Regel. Es lässt sich allerdings von mir nicht ausschließen, dass es sich um rein tektonisch-bedingte Erdbeben gehandelt haben könnte.

Das Schwarmbeben war das stärkste Event im August. In diesem Monat wurden vom seismischen Netzwerk des INGV 128 Erschütterungen detektiert, wobei es in den letzten Tagen auch einzelne Erdbeben in geringeren Tiefen gab, die sich auf verschiedene Regionen des Vulkans verteilten. Die Gipfelzone wurde von den Erdbeben ausgespart.

Generell lässt sich am Ätna eine leichte Aktivitätszunahme feststellen. Das neueste Sentinel-Satellitenfoto zeigt 3 thermische Anomalien. Zwei befinden sich in den Schloten des Zentralkraters Bocca Nuova. Eine weitere zeigt sich im Gipfelbereich des Neuen Südostkraters. In den letzten Tagen wurden sporadisch kleine Aschewolken gesichtet, die aus dem Neuen Südostkrater aufgestiegen sind. Dampfringe wurden aus dem neuen Pit der Bocca Nuova ausgestoßen. Der Vulkan bleibt aktiv und brütet die nächste Eruption aus. In welcher Form und an welcher Lokalität des Vulkans sie auftreten wird, lässt sich bis jetzt nicht prognostizieren.

Hurrikan richtet Schäden an – News vom 31.08.23

Hurrikan Idalia richtete Zerstörungen in Florida an

Wie erwartet, hatte Hurrikan Idalia gestern seinen Landfall in Florida und traf als Hurrikan der Kategorie 3 auf die Küste in der Region Big Bend. Sie gilt als relativ dünn besiedelt. Windgeschwindigkeiten von mehr als 200 km/h richteten dennoch Schäden an. Dächer wurden abgedeckt, Bäume und Strommasten knickten um. Für fast 440.000 Menschen in Florida und dem benachbarten Bundesstaat Georgia fiel der Strom aus: der Preis für günstige Überlandleitungen, wie sie in den USA typisch sind. Der starke Wind verursachte auch eine Sturmflut, die Teile der Küste unter Wasser setzt. Außerdem sorgten heftige Regenfälle für Überflutungen. Straßen verwandelten sich in Bäche, Keller liefen voll und Autos blieben im Wasser stecken oder wurden weggeschwemmt.

Für eine Schadensbilanz ist es noch zu früh. In einigen Regionen war es heute Früh noch zu gefährlich, um hinauszugehen und die Schäden zu inspizieren. Es gibt Stimmen, die den Hurrikan als einen der schlimmsten Wirbelstürme der letzten hundert Jahre bezeichnen, die diesen Teil Floridas getroffen haben.

Der Hurrikan bedingte eine Reihe interessanter Phänomene, die sich in den sozialen Netzwerken verbreiten. Darunter gibt es ein Video, dass sogenanntes Elmsfeuer zeigt, das ein Flugzeug befiel. In den überfluteten Straßen von Tampa wurden Welse und Haie gesichtet. Ein anderes Video zeigt kristallklares Wasser in einer Garage, die sich in einen Swimmingpool verwandelt hatte.

Im Vorfeld des Hurrikans warnte Floridas Gouverneur DeSantis die Bevölkerung vor die herannahende Naturkatastrophe: „Setzen sie ihr Leben nicht aufs Spiel, indem sie jetzt etwas Dummes tun“, ließ er gegenüber der Presse verlauten. US Präsident Joe Biden ließ sich mehrfach von der Chefin der Bundesbehörde für Katastrophenhilfe, Deanne Criswell, über den Stand der Dinge informieren. Bestimmt wird er in den nächsten Tagen das Katastrophengebiet besuchen und den Betroffenen schnelle und unbürokratische Hilfe versprechen. Stellt sich nur die Frage, ob sie auch ankommt? Die USA wird in immer kürzeren Zeitabständen von Naturkatastrophen heimgesucht, bei denen man oft einen Zusammenhang zum Klimawandel herstellen kann. Genauso ist es bei uns in Deutschland. Hier kommen die versprochenen Hilfen meistens jedoch weder schnell, noch unbürokratisch bei den Opfern an. So fühlen sich noch 2 Jahre nach der Ahrtal-Katastrophe viele betroffene im Stich gelassen.

Idalia schwächte sich inzwischen zu einem tropischen Sturm ab. Dabei ist der Wirbelsturm nicht der einzige, der Küstenbewohner verunsichert: Typhoon Saola hält aktuell auf Hong Kong zu und wird us in den nächsten Tagen bestimmt beschäftigen.

Neues vom Gletscherlauf auf Island

Am Grimsvötn entwässert die östliche Kaverne

In den vergangenen beiden Tagen thematisierte ich bereits den Gletscherlauf im isländischen Fluss Skafta, der durch Schmelzwasser des Vulkans Grimsvötn verursacht wird. Zur Diskussion stand, dass das Schmelzwasser aus 2 Kavernen unter dem Gletscher Vatnajökull stammen könnte. Die Wissenschaftler vom IMO unternahmen gestern einen Observierungsflug und konnten Indizien dafür sammeln, dass die östliche Kaverne (Eystri Skaftárketill) entwässert. Sie entdeckten ein recht großes Gebiet auf dem Gletscher, in dem sich die Eisdecke deutlich abgesenkt hat. Konzentrisch verlaufende Risse durchziehen das Gletschereis. Über der westlichen Kaverne wurde keine Absenkung der Eisdecke beobachtet. Dafür fanden die Forscher dort eine Schmelzwasserlagune vor. Außerdem sammelte sich entlang einer Eisklippe am Rand der Lagune Tephra an. Woher diese stammt, geht aus den Beschreibungen vom IMO nicht hervor. Wahrscheinlich ist es Material von einer der letzten Eruptionen des Grimsvötn, das im Eis abgelagert wurde und nun frei liegt.

Die Entwässerung der östlichen Caldera ist weniger günstig in Bezug auf ein steigendes Eruptionsrisiko des Grimsvötn-Vulkans, denn dieser Prozess steht im Verdacht, durch Druckentlastung Eruptionen triggern zu können, was in den letzten Jahrzehnten offenbar zwei Mal der Fall war. Hierfür muss der Vulkan aber für eine Eruption bereits ein. Das Gewicht des Wassers lastet auf den Vulkan und erhöht den Druck auf den Magmenkörper, der seinerseits unter Druck steht. Fließt das Schmelzwasser ab, verringert sich der Druck auf den Magmenkörper, wodurch in diesem Gas dekomprimiert wird und der Gasdruck im Magmenkörper steigt. Durch diesen Druckanstieg kann der finale Magmenaufstieg ausgelöst werden, sodass es zu einem Vulkanausbruch kommen kann.

Davon abgesehen, stellt ein Gletscherlauf für sich genommen schon eine Naturgefahr dar, doch es sieht so aus, als würde der aktuelle Gletscherlauf nicht eskalieren. Der maximale Wasserfluss belief sich bis jetzt bei ca. 750 Kubikmeter pro Sekunde. Heute Morgen lag er bei 640 Kubikmeter. Bis jetzt ist keine Infrastruktur in Gefahr.