Erdbeben-News 05.05.23: Honshu

Erdbeben Mw 6,2 erschüttert japanische Insel Honshu

Datum 05.05.23 | Zeit: 05:42:04 UTC | 37.58 N ; 137.29 E | Tiefe: 10 km | Mw 6,2

Heute Morgen ereignete sich nahe der Westküste der japanischen Insel Honshu ein starkes Erdbeben der Moment-Magnitude 6,2. Das Hypozentrum lag in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 52 km nordnordöstlich von Anamizu verortet. Im Ort der Präfektur Ishikawa leben 17.800 Menschen.

Das Erdbeben wurde in einem großen Umkreis deutlich gespürt und jagte vielen Menschen einen ordentlichen Schreck ein. Für einige Betroffene blieb es aber leider nicht beim Schrecken, denn in der Nähe des Epizentrums stürzten mindestens drei Gebäude ein. Mehrere Häuser wurden beschädigt. Es kam zu einem Todesopfer. Hierbei handelt es sich um einen Mann, der wegen des Erdbebens von einer Leiter stürzte. Größere Stromausfälle wurden nicht gemeldet, allerdings kam es zur Unterbrechung einiger Zugverbindungen. Betroffen waren u.a. der Hokuriku Shinkansen zwischen den Bahnhöfen Nagano und Kanazawa, teilte die West Japan Railway mit. Inzwischen läuft der Bahnverkehr wieder ungestört.

Wie die Japanische Meteorologische Agentur berichtete, gab es keinen Tsunami, aber die Wissenschaftler bestätigten, dass sich der Meeresspiegel in der Präfektur um etwa 10 Zentimeter verändert hat.

Die Tokyo Electric Power Company Holdings meldete keine Schäden im Kernkraftwerk Kashiwazaki-Kariwa in der Präfektur Niigata. Das Gleiche gilt auch für Hokuriku Electric Power die in der Präfektur Ishikawa das Kernkraftwerk Shika betreibt. Trotz der Atomkatastrophe von Fukushima, die im Jahr 2011 von einem Tsunami verursacht wurde, der von einem starken Erdbeben ausgelöst wurde, hält Japan weiter an der Atomkraft fest.

Relativ flach gelegene Erdbeben in der Japan-See westlich des Archipels sind vergleichsweise selten, denn die großen Subduktionszonen, die für die meisten Beben in Japan verantwortlich sind, liegen ca. 250 km östlich der Inseln. Der aktuelle Erdstoß ereignete sich an einer Störung, die mit der Grenze zwischen der Amur-Platte und der Ochotsk-Platte assoziiert ist. Diese beiden relativ kleinen Platten befinden sich zwischen der Pazifischen Platte und der Eurasischen Platte und sind zwischen diesen, wie in einem Schraubstock eingespannt.

Vulkan Fuego erzeugte Paroxysmus – News am 05.05.23

 

Paroxysmale Eruption mit pyroklastischen Strömen am Fuego

Die Phase erhöhter Aktivität am Fuego, über die ich gestern berichtete, steigerte sich zu einem Paroxysmus. Vulkanasche stieg bis auf einer Höhe von 7600 m auf und driftete 200 km weit Richtung Westen. Die Aschewolke stellte eine Gefahr für den Flugverkehr dar. Lavafontänen schossen mehrere hundert Meter hoch in die Luft und ein Lavastrom floss durch die Ceniza-Schlucht und es entstanden Schuttlawinen. Last, but not least gingen pyroklastische Ströme ab. Sie flossen durch die Schluchten Seca y Santa Teresa im Westen des Vulkans. Die Nationalstraße RN 14 wurde gesperrt in der Katastrophenschutz CONRED ordnete die Evakuierung von mehr als 1000 Personen aus fünf Dörfern in Vulkannähe an. Man fürchtete, dass sich die Katastrophe von 2018 wiederholen könnte, als pyroklastische Ströme Ortschaften erreichten und mehr als 300 Menschen ums Leben kamen.

Von den Evakuierungen war auch unser Livecam-Host Ulrich betroffen, der mit seiner Familie sein schönes Haus am Fuß des Vulkans verlassen musste. Da die Bezirksverwaltung in der Region den Strom vorsorglich abschaltete, war seitdem unsere Cam leider ebenfalls offline. Nun läuft sie aber wieder!

Natürlich blieben auch Vulkanbeobachter von Sperrungen nicht verschont, die vom Nachbarvulkan Acatenango aus den Vulkan beobachten wollten. Hier wurden die Vulkanführer angewiesen zwei exponiert liegende Bereiche zu meiden, da dort die Gefahr bestand, dass Vulkanbomben und Schlacken niedergehen.

Die paroxysmale Eruption war auch vom Weltraum aus bestens sichtbar und Sentinel-Satelliten fotografierten die Eruption. Im gefilterten Lichtspektrum lässt sich die Wärmeanomalie sehr gut sehen. Laut MIROVA hatte sie eine Leistung von 600 MW.

Der Paroxysmus kam nicht ganz überraschend, denn in den letzten Tagen wurde immer wieder eine moderate Wärmestrahlung festgestellt, die über den Durchschnittswerten lag. Bei solchen Gelegenheiten gibt es oft kleinere Lavaströme im Kraterbereich, die zeigen, dass ungewöhnlich viel Schmelze im Fördersystem aufsteigt. Doch längerfristig betrachtet lassen sich diese Ausbrüche praktisch nicht prognostizieren. Einige Vulkane sind dafür bekannt, dass es häufiger zu Paroxysmen kommt. Neben dem Fuego sind die Vulkane Ätna und Manam dafür bekannt, obwohl es praktisch an jedem aktiven Vulkan zu solchen Eruptionen kommen kann, der eine entsprechende basaltische bis andesitische Lava fördert.

Vulkan Fuego mit Eruptionssteigerung am 04.05.23

Staat: Guatemala | Koordinaten: 14.47, -90.88 | Aktivität: Paroxysmal

Fuego steigert Aktivität und fördert einen Lavastrom und Vulkanasche

Update: Inzwischen steigerte sich die Aktivität zu einem waschechten Paroxysmus, inklusive Abgängen von pyroklastischen Dichteströmen. Das VAAC registriert Vulkanasche in 7600 m Höhe. Sie wird in Richtung Westen geweht und breitet sich bis zur Pazifikküste Guatemalas aus.

Originalmeldung: Heute Morgen (Ortszeit) begann der guatemaltekische Vulkan Fuego einen Lavastrom zu fördern und verstärkte den Ascheausstoß. Das VAAC registrierte Vulkanasche in einer Höhe von 5500 m. Damit stieg die Vulkanasche gut 1000 m höher als gewöhnlich. Die effusive Eruption begann in den frühen Morgenstunden, als Lava aus dem Krater überfloss und sich auf den Weg in Richtung Cenizia-Schlucht machte. MIRVOA detektierte eine moderate Thermalstrahlung mit einer Leistung von 95 MW. Man kann davon ausgehen, dass die tatsächliche Leistung höher ist, da Dunst und Wolken die Strahlung abschirmen.

Die Vulkanologen von ISUVUMEH brachten sofort ein Sonderbulletin heraus, das um 5.10 Uhr morgens veröffentlicht wurde, Darin heißt es, dass das vulkanische Überwachungsnetz und die Berichte der Beobachter vor Ort eine sich steigernde Zunahme der vulkanischen Aktivität beobachteten, die ab 2 Uhr morgens am heutigen Donnerstag begann.

„Bisher wurde eine neue eruptive Phase mit überwiegend effusiven Eigenschaften beobachtet, die sich in der Bildung eines Lavastroms in Richtung der Ceniza-Schlucht äußert“, heißt es in der Meldung. „Von der Lavafront gehen ständig Schuttlawinen ab. Am Krater ist Rotglut zu sehen und Geräusche sind zu hören, die die Gas- und Aschefahne begleiten, die sich bisher in südwestlicher Richtung ausbreitet“, so das Statement der Vulkanologen im weiteren Verlauf. Die Vulkanologen erwarten eine weitere Aktivitätssteigung, wie sie für Paroxysmen typisch ist und rechnen mit einer hoch aufsteigenden Aschewolke, der Verstärkung der effusiven Tätigkeit und warnen die Bevölkerung davor, dass pyroklastische Ströme generiert werden können, die im Extremfall sogar bewohntes gebiet erreichen könnten. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, die Sperrzonen am Vulkan zu respektieren und sich vor der niedergehenden Vulkanasche mit Atemmasken zu schützen.

Vulkan Katla mit Erhöhung der Warnstufe – News vom 04.05.23

Nach heftigen Erdbeben Erhöhung der Warnstufe an isländischer Katla

Datum 04.05.23 | Zeit:  09:52:47 UTC | 63.663; -19.113 | Tiefe: 0,1 km | ML 4,7

Heute Morgen ereigneten sich unter dem isländischen Gletschervulkan Katla ein heftiger Erdbebenschwarm, dessen beiden stärksten Erdbeben die Magnituden 4,7 und 4,5 hatten. Für isländische Verhältnisse sind das schon vergleichsweise starke Magnituden. Die Hypozentren lagen in nur 100 m Tiefe unter dem Meeresspiegel. Verortet wurden die Epizentren 7.2 km ost-nordöstlich von Goðabunga. Insgesamt manifestierten sich in den letzten 48 Stunden 29 Erschütterungen unter dem submarinen Vulkan, der vom Gletscher Myrdalsjökull bedeckt ist. In den letzten Tagen gab es bereits mehrere Erschütterungen unter Katla, als es sonst üblich ist. Die Wissenschaftler von IMO erhöhten sofort die Alarmstufe auf „gelb“. Das bedeutet, dass ein Vulkanausbruch ohne weitere Vorwarnungen beginnen könnte. Doch falls es tatsächlich zu einer Eruption kommen sollte, würde ich im Vorfeld mit weiteren starken Schwarmbeben rechnen, die unter Umständen wochenlang anhalten könnten.

Statistisch gesehen ist eine Eruption der Katla überfällig und Wissenschaftler rechneten schon vor Jahren mit einer Eruption, als es zu einer Serie vergleichbarer Schwarmbeben gekommen ist. Die Vorgänge damals inspirierten die Filmemacher der Netflix-Serie „Katla“ bestimmt zu ihrem Werk. Es gab auch tatsächlich einige Phasen mit Bodenhebung, die durch Inflation von Magma hervorgerufen wurden und man munkelte bereits, dass es zu einer schwachen subglazialen Eruption gekommen sei, da ein kleiner Gletscherlauf beobachtet wurde. Das abfließende Schmelzwasser des Gletschers roch überdies nach Schwefel.

Aktuell kann ich aus den Diagrammen der GPS Messungen keine nennenswerte Bodenhebung herauslesen. Ähnlich verhält es sich unter dem zweiten großen Gletschervulkan, dem Grimsvötn, dessen Seismizität in den letzten Tagen auch erhöht ist und der statistisch gesehen mit einer Eruption ebenfalls überfällig ist. Doch Vulkane scheren sich nicht um Statistiken!

Auf der Reykjanes-Halbinsel manifestierte sich heute Morgen ein weiteres Erdbeben mit einer Magnitude über drei. Es schaffte eine 3,4 und lag vor den Toren Reykjanestás. Seitdem wurden etwa 20 Erdbeben in der Gegend registriert.

Erdbeben-News am 04.05.23: Azoren

Schwarmbeben unter Vulkan Serra de Santa Barbara auf der Azoreninsel Terceira

Datum 30.04.23 | Zeit: 07:32:26 UTC | 38.76 N ; 27.33 W | Tiefe: 4 km | ML 3,0

Bereits am Sonntag ereignete sich im Westen der Azoreninsel Terceira ein Erdbeben der Magnitude 3,0. Es hatte ein Hypozentrum in 4 km Tiefe und wurde vom EMSC 15 km nordwestlich von Angra do Heroísmo verortet. Genauer betrachtet ereignete sich das Beben unter der Westflanke des Vulkans Serra de Santa Barbara. Warum ich die Erschütterung jetzt noch erwähne, liegt daran, dass es seitdem 14 weitere Erdbeben mit Magnituden im 2er-Bereich gegeben hat, die zusammengenommen einen kleinen Erdbebenschwarm bilden. Hinzu kamen auch mehrere schwächere Beben. In unserer FB-Gruppe „Volcanoes and Volcanism“ verursachen die Beben einiges an Diskussionsbedarf, besteht doch die Möglichkeit, dass die Erschütterungen von unterirdischen Fluidbewegungen hervorgerufen werden. Obwohl es bis jetzt keine Meldungen über Bodenhebungen gibt, ist dies nicht auszuschließen. Allerdings liegt Terceira auch mitten auf einer divergenten Plattengrenze, sodass es sich ebenfalls um rein tektonische Erdbeben handeln kann.

Das Archipel der Azoren verdankt seine Existenz einem Hotspot, und die Vulkane der Inseln weisen Ähnlichkeiten zu den Vulkanen Hawaiis auf. Doch es gibt einen gravierenden Unterschied: Während sich der Hotspot von Hawaii mitten durch die Pazifische Platte brannte, liegt der Hotspot der Azoren unter einer seltenen Dreierkreuzung divergenter Plattengrenzen im Atlantik. Direkt unter Terceira liegt die Plattengrenze zwischen der nordamerikanischen, eurasischen und der afrikanischen Platte und bilden eine Spreizungszone, an der sich die beiden erst genannten Platten mit einer Geschwindigkeit von 2 bis 5 Zentimetern pro Jahr entfernen. Die afrikanische Platte driftet allerdings deutlich langsamer und entfernt sich von den anderen Platten mit einer Geschwindigkeit von maximal 5 mm pro Jahr.

Die letzte Eruption des Vulkans Serra de Santa Barbara formte im Jahr 1761 einen kleinen Lavadom auf der Ostflanke des Vulkans. Die jüngste Eruption der Insel manifestierte sich zwischen Dezember 1998 und März 2000. Damals kam es westlich der Insel am Terceira-Rift zu einer submarinen Eruption. Sie manifestierte sich 10 Kilometer offshore am Serreta-Vulkanrücken.

Vulkan Sakurajima mit Eruptionen am 03.05.23

Staat: Japan | Koordinaten: 31.581, 130.659 | Aktivität: Explosiv

Ascheemissionen aus dem Showa-dake

Nachdem der Sakurajima gestern mit einer Eruptionsserie für Schlagzeilen sorgte, findet er heute Einzug in den News, weil der Showa-dake in die Aktivität mit eingestiegen ist. Auf Webcamaufnahmen sind in den frühen Morgenstunden langanhaltende Ascheemissionen zu beobachten gewesen. Die Asche wurde vom VAAC in einer Höhe von 2100 m detektiert, wo sie in Richtung Norden geweht wurde.

Der Showa-Krater liegt ein wenig unterhalb und südlich des Hauptkraters und war bis zum Jahr 2015 Schauplatz regelmäßiger Eruptionen, in deren Aschewolken häufig vulkanische Blitze generiert wurden, die beliebte Motive von Vulkanfotografen aus aller Welt waren. Seit 2019 konzentriert sich die Tätigkeit überwiegend auf dem Minami-dake, der in der letzten Woche 2 thermische Anomalien aufwies.

Heute Abend setzten wieder die gewohnten Ascheemissionen aus dem Minami-dake ein, während aus dem Showa-Krater nur Dampf aufsteigt. Trotzdem besteht bei mir die Hoffnung, dass der Krater bald wieder regelmäßig mitmischt und uns ein schönes Fotomotiv mit seinen Blitzen bieten wird.

Auf den Aktivitätsdiagrammen werden nun die Eruptionen der letzten zwei Tage angezeigt. es sind nur wenige vulkanotektonische Erdbeben zu sehen, obwohl laut Aussage der Vulkanologen weiterhin eine leichte Bodenhebung detektiert wird. Die Aufstiegswege für das aufsteigende Magma scheinen frei zu sein, so dass kein Gesteinsbruch beim Magenaufstieg entsteht. Auf den Diagrammen ist auch abzulesen, dass der Schweldioxid-Ausstoß im Februar fast 4000 Tonnen am Tag betrug, während aktuell deutlich abgesunken ist und bei ca. 2000 Tonnen am Tag liegt.

Am Nachbarvulkan Suwanose-jima erkennt man auf den Diagrammen eine leicht erhöhte Seismizität. Der Schwefeldioxid-Ausstoß liegt bei ca. 1500 Tonnen am Tag. Auch dieser Vulkan fällt durch Ascheemissionen auf und ist regelmäßig in den News vertreten.

Vulkan Shiveluch mit neuem Domwachstum am 03.05.23

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65; 161.36 | Aktivität: Dom

Neuer Lavadom wächst im Shiveluch-Krater

Die Meldungen um den russischen Vulkan Shiveluch auf Kamtschatka reißen nicht ab. Nachdem der Vulkan Mitte April eine große Eruption erzeugte bei der der Lavadom im Krater des Vulkans kollabiert ist, gibt es nun Meldungen, nach denen bereits ein neuer Lavadom wächst. Die Vulkanologen von KVERT entdeckten am 1. Mai auf Satellitenbildern einen neuen Dampfaustritt im westlichen Bereich des Kraters, in dem sich der alte Dom befunden hat. In einem Bericht der Vulkanologen heißt es: „Der neue Lavadom, der jetzt eine hohe Seismizität um den Vulkan herum verursacht, wird wahrscheinlich hier entstehen“. Die Geburt des neuen Lavadoms wird von starken Wehen begleitet: Am Wochenende wurde der Shiveluch von einer Serie moderater Erdbeben erschüttert, die sehr wahrscheinlich von neu aufsteigendem Magma verursacht wurden. In den täglichen Updates von KVERT ist bereits seit einigen Tagen zu lesen, dass starke Entgasungen und nächtliche Rotglut von neuem Domwachstum zeugen.

Auf einem Sentinel-Satellitenfoto vom 1. Mai kann ich nur eine starke Entgasung im neu entstandenen Krater ausmachen, der sich dort befindet, wo bis zur Eruption am 11. April der Dom war. Aufgrund der Dampfentwicklung bleibt eine mögliche thermische Anomalie im Verborgenen. Ich gehe davon aus, dass ein neuer Dom an der Stelle des alten Doms treten wird.

Was war am Shiveluch geschehen?

In der Nacht zum 11. April begann eine starke Eruptionsphase des Vulkans Shiveluch. Am Morgen erreichte sie ihre maximale Intensität, und es gab einen Ascheausstoß bis in eine Höhe von 20 km. In den Regionen Ust-Kamtschatka, Milkovsky und Bystrinsky auf Kamtschatka kam es zu starkem Ascheregen.

Der Shiveluch ist einer der größten Vulkane in Kamtschatka. Er besteht aus drei Grundstrukturen: dem Alten Shiveluch-Vulkan, einer alten Caldera und einem aktiven Jungen Shiveluch-Vulkan. Das Alter des Riesen wird auf 60-70 Tausend Jahre geschätzt. Der Vulkan befindet sich an der tektonischen Kreuzung des Kurilo-Kamtschatka- und des Aleuten-Inselbogens, 50 km vom Dorf Kljutschi und 450 km von Petropawlowsk-Kamtschatski entfernt.

Erdbeben-News 03.05.23: Japan

Erdbeben Mw 5,6 im Ryukyu-Archipel

Datum 01.05.23 | Zeit: 03:22:12 UTC | 26.10 N ; 128.51 E | Tiefe: 10 km | Mw 5,9

Das stärkste Erdbeben seit meinem letzten Update am 1. Mai manifestierte sich ganz im Süden des japanischen Archipels. Es hatte eine Moment-Magnitude von 5,6 und ein Hypozentrum in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 75 km östlich von Okinawa lokalisiert. Insgesamt gab es innerhalb weniger Stunden fünf Erdbeben mit Magnituden im 5er-Bereich. Zudem ereigneten sich mehrere Nachbeben, sodass auf der Shakemap ein schöner Cluster zu sehen ist. Interessanterweise begann der nahe gelegene Inselvulkan Suwanose-jima einige Stunden später mit neuen Eruptionen, nachdem er drei Tage lang ruhig gewesen war.

Die Erdbeben sind mit der Subduktion am Okinawa-Graben (auch Ryukyu-Graben genannt) assoziiert. Hierbei handelt es sich um einen gut 1000 Kilometer langen Tiefseegraben, der parallel zum Ryukyu-Archipel verläuft. Der Graben reicht von der Südspitze der Insel Kyushu, wo der Vulkan Sakurajima liegt, bis zur Nordküste von Taiwan. Das Ryukyu-Archipel bildet einen vulkanischen Inselbogen hinter dem Tiefseegraben, an dem die Philippinische Platte unter die Yangtse-Platte schiebt, die dem Eurasischen Kontinent vorgelagert ist. Im Erdmantel wird die abtauchende Platte aufgeschmolzen. Ein Teil der so entstandenen Gesteinsschmelze steigt hinter der Subduktionszone auf und wird an den Inselvulkanen eruptiert. Hinter dem Archipel bildete sich ein Back-Arc-Riftingbecken. Das divergente Rift liegt westlich des Grabens, so dass zwischen diesen beiden unterschiedlichen Verwerfungszonen eine Mikroplatte entstanden ist: die Okinawa-Platte. Durch die Divergenz am Rift entsteht im Süden der Okinawa-Platte eine entgegengesetzte Bewegung, sodass die Okinawa-Platte dort unter die Philippinenplatte geschoben werden könnte.

Erdbeben sind im Bereich von Okinawa keine Seltenheit. In der Vergangenheit richteten vergleichbar starke Erdbeben leichte Gebäudeschäden an und verursachten Stromausfälle. Im Jahr 1771 manifestierte sich weiter südlich das Starkbeben von Yaeyama, das nicht nur große Zerstörungen verursachte, sondern auch einen verheerenden Tsunami. Es spricht nichts dagegen, dass sich ähnliche Ereignisse auf weiter nördlich ereignen könnten.


Weitere Erdbebenmeldungen:

China: Erdbeben MW 5,3

Datum 02.05.23 | Zeit: 15:27:25 UTC | 25.44 N ; 99.33 E | Tiefe: 19 km | Mw 5,3

Gestern manifestierte sich im Osten Chinas ein Erdbeben der Magnitude 5,3. Der Erdbebenherd lag in 19 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 20 km west-südwestlich von Bonan lokalisiert.


Panama: Erdbeben Mw 5,1

Datum 03.05.23 | Zeit: 02:12:30 UTC | 9.42 N ; 78.62 W | Tiefe: 80 km | Mw 5,1

Heute bebte es an der Nordküste des lateinamerikanischen Staates Panama mit einer Magnitude von 5,1. Das Hypozentrum wurde in einer Tiefe von 80 km ausgemacht. Das Epizentrum wurde 5 km südwestlich von Narganá verortet.


Italien: Erdbeben ML 3,0 nahe Stromboli

Datum 03.05.23 | Zeit: 02:53:56 UTC |  38.86 N ; 15.29 E | Tiefe: 274 km | Mw 5,1

In Süditalien gab es heute Nacht einen Erdstoß der Magnitude 3,0. Das Hypozentrum lag in 274 km Tiefe und damit im Grenzbereich Asthenosphäre-Erdmantel. Das Epizentrum wurde 56 km westlich von Tropea verortet. Auf der Karte sieht man, dass sich das Beben ca. 8 km vor der Nordostküste der Vulkaninsel Stromboli ereignete.

Neuer Katalog mit Unterwasservulkanen erstellt

Forscher entdecken mehr als 19.000 unbekannte Unterwasservulkane

Auf der Erde gibt es ungefähr 1900 Vulkane, die als potentiell aktiv eingestuft werden und nach einer Aufwärmphase jederzeit mit einer Eruption beginnen könnten. Als potentiell aktiv gilt ein Vulkan, wenn er in den letzten 10.000 Jahren wenigstens einmal ausgebrochen ist. Dabei ist auch klar, dass es eine Reihe von Vulkanen gibt, die nach weitaus längeren Ruhezeiten wieder ausbrechen könnten. Seit einiger Zeit nehmen Wissenschaftler an, dass es am Grund der Ozean eine noch weitaus größere Zahl aktiver Vulkane geben könnte, als die bis jetzt bekannten. Eine neue Studie bestätigt die Hypothese und enthüllte mehr als 19.000 bis dato unbekannte Unterwasservulkane. Wie viele von ihnen laut Definition als potentiell aktiv eingestuft werden müssen, bleibt allerdings weiter im Verborgenen.


Die 19.000 submarinen Vulkane wurden im Rahmen einer Radar-Kartierung am Grund der Weltmeere aufgespürt. Zusammen mit den bereits bekannten 24.000 Seamounts einer vergleichbaren Messkampagne aus dem Jahr 2011 wurden sie in einem neuen Katalog zusammengefasst, der jüngst in der Zeitschrift Earth and Space Science veröffentlicht wurde.

Ein internationales Forscherteam wertete die Messungen aus, die u.a. mit neuen CryoSat-2-Satelliten der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) und mit dem SARAL-Erdbeobachtungssatelliten der indischen- und der französischen Weltraumagenturen gemacht wurden. Mit Hilfe der Messungen konnten Unterwasservulkane aufgespürt werden, die sich mindestens 1.100 Meter über dem Meeresgrund erheben. Im Umkehrschluss besagt das aber auch, dass noch unzählige kleinere Seamounts unentdeckt geblieben sind.

Bis jetzt wurden nur ein Viertel der Meeresböden mit Hilfe von Sonar genau kartiert. Nur ca. 16.000 von den per Satellit entdeckten 43.000 Seamounts sind überhaupt mit Sonargeräten erfassbar. Die bislang unentdeckten Unterwasservulkane stellten eine Gefahr für U-Boote dar, die bei ihren Tauchgängen mit den Unterwasserhindernissen zusammenstoßen könnten. Tatsächlich gab es im Jahr 2005 einen entsprechenden Vorfall, als das US-amerikanische Atom-U-Boot USS San Francisco gegen einen Seamount prallte. Ein Crewmitglied starb dabei. Auch im Jahr 2021 kollidierte ein U-Boot (USS Connecticut) mit einem Unterwasservulkan im südchinesischem Meer, wobei es beschädigt wurde.

Natürlich weckt die Entdeckung von so vielen Unterwasservulkanen auch Begehrlichkeiten von Tiefseebergbauunternehmen, denn in der Nähe von Vulkanen warten viele mineralische Rohstoffe auf ihre Entdeckung. Ihr Abbau erfolgt zu Ungunsten der Meeresbewohner, von denen sich einige Arten auf die Umgebungen submariner Vulkane spezialisiert haben. (Quelle der Studie: https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1029/2022EA002331)