Island: Bodenhebung bei Svartsengi setzt sich fort

Bodenhebung bei Svartsengi auf Island geht weiter – Vulkanausbruch im Sommer wahrscheinlich

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel hebt sich der Boden weiterhin mit vergleichsweise hoher Geschwindigkeit: Aktuell beträgt sie 4-5 mm pro Tag und zeigt keine nachhaltige Tendenz zur Verlangsamung. Im Gegenteil: Nachdem die Hebung Mitte April zunächst etwas zurückging, nahm die Geschwindigkeit gegen Ende des Monats wieder zu.

Seit dem Ende der letzten Eruption bzw. Intrusion Anfang April hat sich der Boden um etwa 180 mm gehoben – gemessen an der Station SKSH östlich von Svartsengi. Der Schwerpunkt des Magmenaufstiegs scheint sich dorthin verlagert zu haben. An der Station SENG beim Geothermalkraftwerk beträgt die Hebung knapp 170 mm. Sollte die aktuelle Geschwindigkeit anhalten, wird das voreruptionelle Hebungsniveau voraussichtlich in der zweiten Juniwoche erreicht. Ab diesem Zeitpunkt steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Ausbruch deutlich. Bei den meisten bisherigen Eruptionen musste das frühere Hebungsniveau um etwa ein Drittel überschritten werden, bevor es zu einer Eruption kam – eine erneute Aktivität in der zweiten Julihälfte erscheint daher möglich, vorausgesetzt, der Magmazustrom in das Magmenreservoir unter Svartsengi verlangsamt sich nicht signifikant.

Die isländischen Vulkanologen scheinen allerdings eine andere Einschätzung zu vertreten. Laut einem Bericht von MBL äußerte sich das isländische Wetteramt (IMO) gestern dahingehend, dass sich der nächste Ausbruch bis in den Herbst verschieben könnte. Der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson sagte Ende April, dass eine Eruption im August möglich sei, rechnet jedoch eher damit, dass die Aktivität ganz zum Erliegen kommt. Es scheint, als würden hier weniger aktuelle Messdaten interpretiert als vielmehr Parallelen zur Eruptionsserie am Krafla-Vulkan gezogen. Solche Erfahrungen lassen sich allerdings nicht 1:1 auf andere Vulkansysteme übertragen – dafür sind die beteiligten Variablen zu vielfältig.

Mögliche Aktivierung weiterer Spaltensysteme auf Reykjanes

Es mehren sich auch Hinweise darauf, dass in den kommenden Monaten oder Jahren weitere Spaltensysteme auf der Reykjanes-Halbinsel aktiv werden könnten. Betrachtet man die akkumulierte seismische Energie in verschiedenen Regionen, zeigen sich in den benachbarten Systemen inzwischen steigende Tendenzen. Zudem dokumentierten neue Aufnahmen einer Unterwasserdrohne im Kleifarvatn (Krysúvik-System) eindrucksvolle Entgasungen. Sie deuten darauf hin, dass sich auch dort ein aktiver Magmenkörper befinden könnte, der magmatische Fluide bis zur Oberfläche aufsteigen lässt.

Rumänien: Starker Hagelsturm verursachte Schäden

Hagelsturm richtete starke Schäden im rumänischen Mehedinți an – ungewöhnliche Serie weltweiter Hagelstürme

Am Nachmittag des 6. Mai zog ein starker Hagelsturm über den Kreis Mehedinți hinweg und hinterließ massive Schäden. Besonders betroffen war das Dorf Burila Mare, wo Hagelkörner von Hühnereigröße hunderte Häuser und Fahrzeuge beschädigten. Nahezu 220 der rund 270 Häuser im Ortszentrum wurden stark beschädigt: Dachziegel und Fenster wurden zerschlagen, Decken stürzten ein und Fahrzeuge wurden durch Hagelschlag demoliert. Zudem wurde das Unwetter von starken Winden und möglicherweise sogar von einem Tornado begleitet, die auch Dächer abdeckten, die allerdings in keinem guten Zustand gewesen waren. Es entstanden auch große landwirtschaftliche Schäden, da Pflanzen auf den Feldern vernichtet wurden.

Während einige Dörfer der Gemeinde Mehedinți von der Unwetterkatastrophe verschont blieben, traf es das Zentrum umso härter. Grund dafür sei laut Gemeindeverwaltung der Umstand, dass die Nachbardörfer durch ein funktionierendes serbisches Hagelschutzsystem geschützt wurden. In Burila Mare hingegen habe die lokale Schutzstation in Jiana nicht funktioniert. Diese sei nach Protesten von Landwirten gegen Hagelschutzmaßnahmen außer Betrieb genommen worden, da man ihnen vorwarf, den natürlichen Niederschlag zu verhindern. Die Hagelschutzsysteme nutzen Raketen und automatisierte Werfer, um Silberjodid in Gewitterwolken zu schießen. Das Silberjodid dient als Kondensationskeime, so dass sich viele kleine Regentropfen bzw. Hagelkörner bilden, anstatt zu großer Größe heranzuwachsen. Außerdem funktionierte in Burila Mare das Unwetterwarnsystem nicht, so dass man Fahrzeuge nicht in Sicherheit hat bringen können.

Auch Evakuierungen waren notwendig: Einige Familien mussten in der Nacht vor Ort in Sicherheit gebracht werden, um nicht durch einstürzende Decken gefährdet zu werden. Die Betroffenen wurden in öffentlichen Einrichtungen wie dem Rathaus oder einer Tierklinik untergebracht.

Neben der Sorge um ihre Häuser kämpfen viele Dorfbewohner nun auch mit massiven landwirtschaftlichen Verlusten. Nach hohen Investitionen in die Frühjahrskulturen ist die Ernte vielerorts vollständig zerstört.

Serie ungewöhnlicher Hagelstürme in Südeuropa und anderswo

Aber nicht nur in Rumänien kam es in den letzten Tagen zu starken Unwettern nebst ungewöhnlich starken Hagelstürmen. In den sozialen Medien gibt es zahlreiche Meldungen aus Südeuropa, aber auch aus anderen Erdteilen, dass es zu bemerkenswerten Hagelereignissen kam. So liegen Meldungen aus Bulgarien, Italien und Spanien vor. Dort wurde gestern die Stadt Madrigueras von einem schweren Hagelsturm heimgesucht: In der Stadt schoben Bulldozer meterhohe Hagelberge auf. Selbst in Saudi-Arabien und China kam es in den letzten Tagen zu schweren Hagelstürmen.

Hagelstürme und Gewitter sind im Frühsommer zwar nichts Ungewöhnliches, doch die Häufung von Meldungen besonders starker Ereignisse, die Zerstörungen hervorrufen, ist bemerkenswert und weist auf Instabilitäten in der Atmosphäre hin.

Tansania: Erdbeben M 4,5 nahe Ol Doinyo Lengai


Datum: 07.05.2025 | Zeit: 07:35:59 UTC | Koordinaten: -2.574 ; 35.983 | Tiefe: 10 km | Mb 4,5

Erdbeben am Südufer des Lake Natron in Tansania erschütterte auch Ol Doinyo Lengai

Entlang des Ostafrikanischen Riftvalleys kommen Erdbeben vergleichsweise selten vor, sieht man einmal von den starken Schwarmbeben ab, die sich Ende letzten Jahres und Anfang dieses Jahres am äthiopischen Ende des Grabenbruchs ereigneten und mit der Intrusion magmatischer Gänge zusammenhingen. Umso bemerkenswerter ist ein Erdbeben der Magnitude 4,5, das sich gestern Morgen in Tansania ereignete. Das Epizentrum lag am Südufer des Lake Natron und nur 20 Kilometer vom Vulkan Ol Doinyo Lengai entfernt. Der Erdbebenherd wurde in 10 Kilometern Tiefe fixiert, was bedeutet, dass es sich um ein flach liegendes Erdbeben gehandelt hat, dessen Tiefe aber nicht genau festgestellt werden konnte. Es ist nicht auszuschließen, dass der Erdstoß die Aktivität des Vulkans beeinflussen wird.

Das Satellitenfoto visualisiert nicht nur die Lage des Erdbebens, sondern zeigt auch die Störungszonen, die den Verlauf der Grabenschultern des Ostafrikansichen Riftvalleys markieren. Zudem erkennt man die zahlreichen Vulkane und Krater (bei denen es sich um Calderen und Maare handelt) der Gegend, in der sich ein Teil Ostafrikas vom Rest des Kontinents abspaltet. Links unten sind die Krater-Highlands zu sehen, zu denen bedeutende Calderen wie Empakai und Ngorongoro gehören. Am rechten Bildrand liegt der mächtige Kilimandscharo. Um den Ol Doinyo Lengai zu erkennen, muss man einen daumenbreit unterhalb der Erdbebenmarkierung blicken. Er schaut wie ein Pickel auf einer Störungslinie aus.  Obwohl es einer der kleineren Vulkane der Gegend ist, ist er der aktivste.

Aktuelle Sentinel-Aufnahmen zeigen eine schwache thermische Anomalie im Krater, die davon zeugt, dass weiterhin natriumkarbonatitische Lava in einem Hornito brodelt. Die Aktivität hat sich in den letzten Wochen vom zentralen Hornitokomplex etwas in Richtung Nordosten verlagert. Einen stärkeren Lavaüberlauf konnte ich auf den Satellitenbildern der letzten Wochen nicht ausmachen. Allerdings hüllt sich der Vulkan auch oft in Wolken, so dass man da Geschehen nicht lückenlos verfolgen kann.




Auf den Satellitenbildern ist auch zu erkennen, dass die Gegend ungewöhnlich grün ist und im Norden des Lake Natrons strömen schlammige Fluten in den See, der früher oft Niedrigwasser hatte und sich dann aufgrund einer Algenblüte rot färbte. Im Mai sollte die kleine Regenzeit eigentlich langsam enden, so dass die Pisten, die in das Areal führen, abtrocknen und wieder besser passierbar sind. Vielleicht bekommen wir dann wieder Aufnahmen vom Ol Doinyo Lengai geliefert.

Santiaguito eruptiert Vulkanasche und Lavastrom

Vulkanasche am Santiaguito erreicht 3500 m Höhe über dem Meer – Lavastrom auf der Vulkanflanke unterwegs

Der Santiaguito in Guatemala eruptierte Vulkanasche, die bis auf eine Höhe von 3500 m über dem Meeresspiegel aufgestiegen ist und sich bis zu 40 Kilometer weit in Richtung Westen ausbreitete. Der guatemaltekische Zivilschutz CONRED warnt davor, dass es in bewohnten Gebieten zu Ascheniederschlägen kommen könnte, die eine erhöhte Feinstaubbelastung mit sich bringen. Menschen, die hierauf empfindlich reagieren, sollten Aufenthalte im Freien meiden oder sich mit Atemschutzmasken schützen.

Die Behörde empfiehlt zudem, eine gepackte Notfalltasche parat zu haben, falls es zu größeren Eruptionen kommen sollte. Die Tasche sollte so viel Inhalt haben, dass man 72 Stunden damit auskommt. Zudem soll man sich die Evakuierungsrouten einprägen, was insbesondere für Touristen empfehlenswert ist. Also, am besten Rucksack nicht auspacken!

Ein solcher Notfall könnte dann entstehen, wenn ein größerer Teil des aktiven Lavadoms kollabieren sollte und pyroklastische Ströme bewohntes Gebiet erreichen. Dass der Lavadom wächst und Nachschub frischen Magmas enthält, sieht man daran, dass über seine Südwestflanke ein zäher Lavastrom fließt. Letzte Nacht konnte man ihn via Livecam trotz Wolkendecke gut beobachten, da die Lavafront unterhalb der Bewölkungsschicht lag. Stärkere Explosionen erzeugten zudem glühende Schuttlawinen.

Der Santiaguito ist aktuell der aktivste Vulkan Guatemalas. Der Fuego zeigt inzwischen aber auch wieder Anzeichen dafür, dass er wieder aktiver wird. So wurden am 3. Mai erstmals seit dem Paroxysmus am 10. März wieder Aschewolken detektiert. Zudem gesellten sich nicht Schuttlawinen hinzu, die vom Material stammen, das während des Paroxysmus abgelagert wurde. So eine lange Eruptionspause hat man am Fuego zuletzt nach der katastrophalen Eruption von 2018 gesehen. Den Vulkantourenanbietern in Antigua dürfte die Pause wohl nicht gefallen, insbesondere, da vollkommen offen ist, wie lange sie anhalten wird. Im Extremfall könnte der Fuego jahrelang schweigen. Ähnliches kennen wir vom Arenal in Costa Rica, der jahrzehntelang aktiv war und dann plötzlich einschlief.

Wer eine Vulkanreise nach Guatemala plant, sollte generell bis Oktober/November warten, denn dann werden die atmosphärischen Bedingungen wieder besser. Die Vulkan-Reisesaison in Guatemala endet Anfang April. (Dieser Artikel wurde am 11. Mai bearbeitet und mit aktuellen Angaben zum Fuego ergänzt)

Sangay: Vulkanasche driftet in 7300 m Höhe westwärts

Vulkan Sangay eruptiert explosiv – Vulkanasche in 7300 m Höhe löst Warnung für den Flugverkehr aus

Im Osten der ecuadorianischen Anden ist der Vulkan Sangay erneut ausgebrochen. Bei explosiven Eruptionen wurde Vulkanasche bis in eine Höhe von 7300 m gefördert, wo sie in Richtung Westen driftet und Ascheregen in besiedelten Gebieten verursacht. Das VAAC Washington sah sich veranlasst, eine VONA-Warnung herauszugeben, um den Flugverkehr vor dem gefährlichen Phänomen zu warnen.

Der Sangay ist ein 5290 m hoher Stratovulkan im Osten der Anden, dessen Hänge in Richtung Amazonasbecken entwässern. Die aktuelle Eruptionsserie begann im Jahr 2019. Zeitweise wuchs in einem der beiden Krater ein Lavadom, von dem ein zäher Lavastrom ausging, der eine Bresche in die Vulkanflanke erodierte. Es kam zur Bildung pyroklastischer Ströme und Lahare, die in den vergangenen Jahren immer wieder vom Sangay ausgingen. Besonders letztere veränderten den Verlauf mehrerer Flüsse. Lahare sind Schlammströme, die durch starke Regenfälle entstehen, welche auf den Vulkanflanken abgelagerte Asche mobilisieren. Nicht zuletzt deshalb beginnen die Berichte der Vulkanologen des Instituto Geofísico (IG) stets mit einem kurzen Niederschlagsbericht.

Auch gestern wurde Vulkanasche bis zu 2100 m über der Kraterhöhe gefördert. Die Gemeinde Cebadas meldete leichten Ascheniederschlag. Das seismische Netzwerk registrierte 144 seismische Signale, die mit explosiver Tätigkeit in Zusammenhang standen. In der Nacht wurden rotglühende Schuttlawinen beobachtet, die rund 1100 Höhenmeter unterhalb des Kraters abstiegen. Zudem kam es zu starken Entgasungen mit deutlichen Schwefeldioxid-Emissionen. MIROVA detektierte eine thermische Anomalie mit einer Leistung von 32 MW. Sie deutet auf die Präsenz heißer Lava im Krater hin und könnte mit den Schuttlawinen in Verbindung stehen. Möglicherweise wächst auch wieder ein Lavadom im Krater.

Wärmestrahlung vom Fernandina auf den Galápagos-Inseln

Apropos Wärmeanomalien: Auch von einem anderen ecuadorianischen Vulkan wird derzeit eine solche gemeldet. Satellitendaten zeigen am Inselvulkan Fernandina auf den Galápagos-Inseln eine Wärmestrahlung mit einer Leistung von 15 MW. Sollte die Messung korrekt sein, könnte dies ein Anzeichen dafür sein, dass sich der Vulkan auf eine Eruption vorbereitet. Auf Fernandina öffnen sich immer wieder große Eruptionsspalten am Calderarand, die große Mengen Lava fördern.

Bardarbunga: Calderaboden hebt sich schnell

Mobile Radaranlage mit Blick auf den Bardarbunga im Jahr 2014. © Marc Szeglat

Schnelle Inflation am Bardarbunga: Neue Messungen sollen Klarheit bringen

Gestern berichtete ich über das Erdbeben M 4,8, das den Bardarbunga am Abend des 5. Mai erschütterte. Die Magnitude des Bebens wurde nach einer manuellen Überprüfung auf M 5,3 hochgestuft, womit es sich in den Reigen der starken Erdbeben unter der Caldera einreiht. Dem Hauptbeben folgen gut 20 schwächere Erdstöße. 

Wie es der Zufall so will, hielt sich der Geophysikprofessor Magnús Tumi Guðmundsson von der Universität Island zur Zeit des Erdbebens am Bardarbunga auf und führte am Vulkan Schwerkraftmessungen durch. Magnús geht der Fragestellung nach, wie schnell sich das Magma unter dem Vulkan akkumuliert, und will die Heberate des Calderabodens genau ermitteln. Da sich der Vulkan unter dem Gletscher Vatnajökull befindet, sind direkte Messungen der Hebegeschwindigkeit schwierig, da man eine mehrere Hundert Meter mächtige Eisschicht zwischen sich und der Caldera hat. Da das Eis eine Eigendynamik hat, kann man aus der Hebung des Eises die Hebung des Calderabodens mit Messungen an der Oberfläche nicht exakt bestimmen.

Bisherige Messungen ergaben, dass sich der Calderaboden mit einer Rate von 2–3 Metern pro Jahr hebt, was eine sehr imposante Heberate darstellt. Bei der großen Holuhraun-Eruption in den Jahren 2014–15 kam es zu einer Subsidenz des Bodens von mehr als 60 Metern. Gut ein Drittel der Senkung wurde durch die Hebung, die kurz nach der Eruption einsetzte, bereits wieder kompensiert. Damals traten nördlich des Gletschers 1,1 Kubikkilometer Lava aus und kreierten das größte Lavafeld auf Island seit der Laki-Eruption 1783.

Der Bardarbunga zählt zu den aktivsten und mächtigsten Vulkanzentren des Landes. Gemeinsam mit Katla, Hekla und Grímsvötn ist er für rund 80 Prozent aller Ausbrüche in Island in den letzten Jahrhunderten verantwortlich. Die Eruptionen am Bardarbunga finden für gewöhnlich nicht im Bereich der Caldera statt, sondern aus Eruptionsspalten, die sich in einiger Entfernung zum Gletscher öffnen. Das Magma bahnt sich seinen Weg durch unterirdisch verlaufende magmatische Gänge, so wie wir es in den letzten Monaten auch von der Reykjaneshalbinsel her kennen.




Mit ersten Ergebnissen der aktuellen Schwerkraftmessungen wird innerhalb der nächsten zwei Wochen gerechnet. Die Vulkanologen blicken gespannt auf die Daten – und auf das, was sie über die Zukunft des Bardarbunga verraten könnten. Allerdings werden sich keine genauen Prognosen zum Zeitpunkt der nächsten Eruption anstellen lassen. Bislang ist unklar, ob sie wieder so viel Magma wie vor der Eruption 2014 ansammeln muss, damit es zu einem weiteren Ausbruch kommt, oder ob dieser auch bei einem geringeren Druck starten kann.

Kilauea: Eruptive Episode No 20 in Progress

Die 20. eruptive Episode am Kilauea startete durch – 150 m hohe Lavafontäne steigt auf

Auf Big Island Hawaii begann heute Morgen gegen 03:28 UTC (17:28 Uhr Hawaii-Zeit) die 20. eruptive Episode des Kilauea durchzustarten und Lavafontänen zu erzeugen. Wie bei den 19 Episoden zuvor speist die Lavafontäne einen Lavastrom, der einen guten Teil des Halema’uma’u-Kraterbodens überflutet. Die höchste Lavafontäne erreicht eine Höhe von ca. 150 m und wird vom nördlichen Förderschlot eruptiert. Mit gut 90 Minuten Verspätung stimmte auch der Südschlot mit ein und fing an, eine kleinere Fontäne zu fördern, die bis zu 20 m Höhe erreicht.

Mit Beginn der Lavafontänen-Tätigkeit setzte eine Subsidenz der Hangneigung ein und es wird starke Deflation beobachtet. In den Tagen zwischen den Ausbrüchen blähte sich der Gipfel infolge von Magmeninflation auf, wobei sich der Hang um 6,5 ​​Mikroradian versteilte.

Das Vorspiel zur Lavafontänen-Tätigkeit dauerte relativ lange, bereits vor 2 Tagen konnte ich via Livecam Rotglut am südlichen Förderschlot erkennen. Gestern kam es den ganzen Tag über zu Pulsen, in denen die Lava bereits aus dem Förderschlot floss. Diese Tätigkeit ging mit stoßartigen Entgasungen einher, die von den HVO-Vulkanologen als Gaskolben (Gas-Pistons) bezeichnet werden. Von diesen Gas-Pistons wurden alleine am 5. Mai 30 Zyklen registriert. In der Vorläuferphase der 19. Episode wurden 26 Gaspiston-Phasen festgestellt, die in regelmäßigeren Intervallen auftraten, als es vor der aktuellen Eruptionsepisode der Fall war.

Während der Eruptionspause stieß der Kilauea gut 1700 Tonnen Schwefeldioxid am Tag aus. Stränge vulkanischen Glases, bekannt als Peles Haare, aus früheren Episoden sind im gesamten Gipfelbereich des Hawaii Volcanoes National Park und den umliegenden Gemeinden noch vorhanden und können durch Wind wieder aufgewirbelt werden. Natürlich stellt das Haar der Vulkangöttin auch während der Eruptionen ein Problem dar und wird im großen Stil erzeugt.

Die On-off-Eruption begann am 23. Dezember 2024 und wird als eine intervallische Eruption betrachtet, die zwischendurch pausiert. Eine ähnliche Betrachtungsweise des Geschehens wurde auch vom INGV in Bezug auf die Ätna-Paroxysmen vorgeschlagen: Die Paroxysmen sollen Ausdruck einer einzigen Eruption sein, die zwischendurch pausiert.

Der Kilauea ist ein 1247 m hoher Schildvulkan, der im Schatten des größten Vulkans der Welt – des Mauna Loa – liegt. Beide Feuerberge werden vom gleichen Hotspot gespeist. Der Kilauea dürfe derzeit der aktivste Vulkan der Welt sein.

Campi Flegrei: Studie enthüllt Schwachstelle des Vulkans

Weitere Erdbeben, Reduzierung der Hebegeschwindigkeit und Identifizierung einer Schwachstelle in den Campi Flegrei

Obwohl es in der süditalienischen Caldera Campi Flegrei heute wieder mehrere Erdbeben gab – das stärkste hatte eine Magnitude von 2,3 –, deuten die geophysikalischen und geochemischen Parameter auf eine kurzfristige Entspannung der Situation hin: Laut dem heute veröffentlichten Bulletin wurden im Beobachtungszeitraum vom 28. April bis 4. Mai 2025 43 Erdbeben detektiert und eine leichte Reduzierung der Bodenhebungsgeschwindigkeit von 20 mm im Monat auf 15 mm festgestellt. Außerdem hat sich der Kohlendioxid-Ausstoß weiter reduziert, bewegt sich aber immer noch über dem Durchschnittsniveau des letzten Jahres. Die Gas-Temperatur der Pisciarelli-Fumarole lag bei 97 Grad.

Entgegen den Aussagen des INGV-Direktors Mauro de Vito, der bereits letzte Woche in einem Interview meinte, dass die neusten Daten Grund zum Optimismus gäben, sehe ich in dem leichten Rückgang der Aktivität kein Anzeichen für eine grundlegende Änderung im Geschehen. Vielmehr handelt es sich um das übliche Verhalten des Vulkans, nachdem es eine Verstärkung der seismischen Krise gegeben hat, die mit einer signifikanten Beschleunigung der Bodenhebung und einer Erhöhung des Gasausstoßens einherging. Die gemessenen Werte liegen immer noch über dem Durchschnitt dessen, was wir seit 2018 praktisch als normal ansehen, was an anderen Vulkanen aber bereits Grund für Alarmismus wäre.

De Vitos Optimismus steht konträr zu den Forschungsergebnissen der letzten Monate, die immer mehr zu bestätigen scheinen, dass der Motor hinter dem Bradyseismos, der seit jeher für Bodenhebung und Erdbeben in den Campi Flegrei verantwortlich gemacht wird – Magma ist, das nicht nur Fluide aufsteigen lässt, sondern auch selbst bis in 4 Kilometer Tiefe unter dem Vulkan migriert ist. Die neuesten Studienergebnisse, die heute in einem Blogartikel des INGV vorgestellt wurden, zeigen, dass es sogar eine bislang unbekannte Schwachstelle in Form einer instabilen Gesteinsschicht gibt, in der bereits Magma intrudierte.




Neue Studie identifiziert poröse Gesteinsschicht

Die fragile Zone in der Erdkruste unter der Caldera wurde mit Hilfe von hochauflösenden 3-D-Bildern des Untergrunds und der Analyse von Gesteinsproben einer Tiefenbohrung identifiziert, die 3 Kilometer hinab reichte und als Geothermie-Explorationsbohrung angelegt wurde. Die neu entdeckte Schwächezone liegt in 3–4 Kilometern Tiefe und umfasst einen Übergangsbereich aus porösem Gestein, der in 2500 bis 2700 m Tiefe beginnt. Diese Zone ist für Fluide durchlässiger als die darüberliegenden Gesteinsschichten aus vulkanischem Material und nicht so widerstandsfest wie die in größeren Tiefen liegenden Kalksteinschichten. Daher sammeln sich in dieser Schwächezone magmatische Fluide, was zur Bodenhebung und zu Erdbeben führt.

Numerische Simulationen deuten darauf hin, dass frühere Magmaintrusionen genau in dieser Zone gestoppt wurden, was die Schwächung weiter begünstigte. Kleinere Magmamengen erstarren dort häufig, ohne die Oberfläche zu erreichen. Größere oder schnell aufsteigende Magmamengen könnten jedoch nach einer Akkumulationsphase diesen Bereich überwinden – wie beim Ausbruch des Monte Nuovo im Jahr 1538. Außerdem ist es nicht ausgeschlossen, dass größere Magmamengen, die aus einem großen Reservoir in 8 Kilometern Tiefe aufsteigen, diese Schwäche- und Zwischenspeicherschicht in einem Rutsch überwinden.

Obwohl die Studie keine unmittelbaren Prognosen ermöglicht, liefert sie wichtige Erkenntnisse über die Dynamik der Campi Flegrei. Sie unterstreicht die Bedeutung kontinuierlicher und interdisziplinärer Überwachung, um kritische Veränderungen frühzeitig zu erkennen und das Risiko für die Bevölkerung zu verringern.

Ontake: Neue Prognose-Methode zu Vulkanausbrüchen entwickelt

Studie am Ontake lieferte neue Methode für Prognose von Vulkanausbrüchen – Variation der Scherwellenaufspaltung liefert Warnhinweis

Für Menschen, die in der Nähe aktiver Vulkane leben, sind zuverlässig funktionierende Frühwarnsysteme essentiell. Doch noch immer ist es schwierig jeden Vulkanausbruch vorherzusagen, besonders, da es manchmal zu Eruptionen kommt, die keine der üblichen Warnsignale aussenden und die Menschen überraschen. Ein Forschungsteam der Universität Oxford hat nun einen vielversprechenden Ansatz entwickelt, um bevorstehende Ausbrüche besser vorhersagen zu können, die durch die üblichen Raster fallen.

Als es im September 2014 zu einer unerwarteten Eruption des japanischen Vulkans Ontake kam, war das Entsetzen groß: 36 Menschen – überwiegend Wanderer, Pilger und Skifahrer, die am Vulkan unterwegs waren – starben, zahlreiche Personen erlitten Verletzungen. Offiziellen Angaben zufolge soll es sich um eine phreatische Eruption gehandelt haben, die entgegen allen Regeln der Vulkanologie nicht nur Vulkanasche über 10 Kilometer hat aufsteigen lassen, sondern auch einen über 3 Kilometer langen pyroklastischen Strom hervorbrachte. Aufgrund dieser Katastrophe und der offenbar fehlenden Anzeichen einer bevorstehenden Eruption wählten Wissenschaftler der Universität Oxford den Ontake als Studienobjekt aus. Ein weiterer Grund hierfür war der Umstand, dass es bereits im Jahr 2007 eine kleinere Eruption gegeben hatte und man so Vergleichswerte hatte.

Das Forscherteam um Professor Mike Kendall stellte die Theorie auf, dass aufsteigendes Magma Spannungen im umgebenden Gestein erzeugt, die sich auf Brüche und Verwerfungen auswirken. Diese Veränderungen zeigen sich in der sogenannten seismischen Anisotropie – also der richtungsabhängigen Ausbreitung von Erdbebenwellen. Die durch das Magma verursachten Spannungen führen dazu, dass sich Risse und Brüche im Gestein verändern, was die Ausbreitungsgeschwindigkeit seismischer Scherwellen beeinflusst. Dabei kann es zur Scherwellenaufspaltung kommen, insbesondere wenn sich Risse öffnen und schließen. Werden diese Veränderungen in den seismischen Signalen regelmäßig erfasst, könnten sie Hinweise darauf liefern, ob ein Ausbruch bevorsteht – und wie heftig dieser ausfallen könnte.

Die erneute Analyse der seismischen Daten vom Ontake zeigte, dass es während des ersten Ausbruchs keine größeren Veränderungen im seismischen Signal gab, aber kurz vor der Eruption von 2014 verdoppelte sich die Scherwellenaufspaltung. Die Forschenden schließen daraus, dass dieses Signal ein wertvoller Frühindikator zur Erkennung von sich anbahnenden Vulkanausbrüchen sein könnte.

Die Methode soll künftig auch bei anderen Vulkanen getestet werden. Ihr großer Vorteil: Sie könnte nicht nur rechtzeitig vor einem Ausbruch warnen, sondern auch helfen, dessen mögliche Heftigkeit einzuschätzen – ein wichtiger Schritt, um Leben besser zu schützen.




Meiner Meinung nach belegt die Studie auch, dass es sich bei der Ontake-Eruption von 2014 nicht um einen phreatischen Ausbruch gehandelt hat, sondern um einen phreatomagmatischen oder um einen, der von magmatischen Gasen getriggert wurde. Denn wenn Spannungen durch aufsteigendes Magma zur Bildung von Verwerfungen und Rissen führte, die Variationen in den Scherwellen auslösten, dann gab es wahrscheinlich auch einen Ausstoß frischer Lava. Bei phreatischen Eruptionen werden die Explosionen von schlagartig verdampftem Wasser ausgelöst, das allein aufgrund eines hohen geothermischen Gradienten vaporisiert, ohne dass es zum Kontakt mit der Schmelze kommt. Doch diese Eruptionen sind für gewöhnlich deutlich schwächer, als es 2014 der Fall gewesen war. Meiner Beobachtung nach werden magmatische Eruptionen oft als phreatisch bezeichnet, wenn sie plötzlich und ohne Vorwarnung auftraten oder diese Vorwarnungen von den Vulkanologen verschlafen wurden. (Quelle: https://seismica.library.mcgill.ca/article/view/1101)