Kleine Ascheeruptionen am Raung liefern Hinweise auf ein Erwachen des Vulkans
Banyuwangi, 07.06.2025 – Der im Osten von Java (Indonesien) liegende Vulkan Raung zeigt Anzeichen seines Erwachens und emittiert seit gestern kleinere Aschewolken, die bis zu 600 m über Kraterhöhe aufsteigen. Die Tätigkeit löste beim VAAC Darwin VONA-Warnungen aus, nach denen die Asche bis auf 4000 Meter Höhe aufsteigt. Der Alarmstatus steht auf „Orange“.
Beim Raung handelt es sich um den höchsten Vulkan des Ijen-Vulkanmassivs, das bei uns in erster Linie wegen dem Kawah Ijen bekannt ist, in dessen KraterSchwefel abgebaut wird, der nachts mit blauer Flamme brennt. Am Raung gibt es keinen Schwefelabbau, aber dafür Eruptionen, die durchaus spektakulär ausfallen können. So bildete sich bei Eruptionen im Jahr 2015 ein neuer Schlackenkegel innerhalb der 2 Kilometer durchmessenden Gipfelcaldera am Gipfel des 3332 m hohen Vulkanriesen. Der Boden der Caldera wurde von Lavaströmen geflutet und deutlich angehoben. Das war aber nicht die einzige größere Eruption des letzten Jahrzehnts am Raung, denn 2021 gab es ebenfalls eine länger dauernde Eruptionsphase. Einzelne Ascheeruptionen ereigneten sich zuletzt 2024 und im März 2025. So könnte es durchaus sein, dass sich weitere Eruptionen anbahnen.
Geophysikalische Hinweise auf eine stärkere Eruptionsphase stehen bislang aber aus. Insbesondere die Seismizität ist unauffällig, auch wenn es seit vorgestern einige tektonisch bedingte Erschütterungen im Umkreis des Raung gab. In den letzten 24 Stunden wurden 20 dieser Erdbeben festgestellt, zudem eine Tremorphase. Dennoch gibt es auch Eruptionen, die sich nicht durch starke vulkanotektonische Schwarmbeben ankündigen bzw. bei denen diese nicht als solche erkannt werden. Neben den beschriebenen Erdbebensignalen wurden auch solche festgestellt, die von explosionsartigen Entgasungen herrühren.
Der Raung hat einen Namensvetter in Indonesien, denn im Norden des Archipels liegt der Inselvulkan Ruang. Diese beiden Vulkane sind leicht zu verwechseln. Der Ruang zeigt sich momentan von seiner ruhigen Seite und dampft nur.
Schwarmbeben südlich der Insel São Miguel auf den Azoren – Mehr als 20 Erdbeben detektiert
Ponta Delgada, 07.06.2025 – Südlich der größten Insel der Azoren manifestiert sich ein Erdbebenschwarm, der sich bis jetzt aus 28 Erschütterungen zusammensetzt. Die Magnituden liegen zwischen 3,2 und 2,0, wobei es möglicherweise auch schwächere Erschütterungen gab, die beim EMSC nicht angezeigt werden. Die meisten Erdbebenherde liegen in Tiefen zwischen 1 und 3 Kilometern und damit ungewöhnlich flach.
Die Erdbeben sind sehr wahrscheinlich tektonischer Natur, könnten aber auch mit einer Magmenintrusion im Zusammenhang stehen, denn die Azoren sind vulkanischen Ursprungs. Zugleich erstreckt sich das Archipel entlang einer tektonischen Plattengrenze, wo gleich drei Kontinente aufeinandertreffen: Afrika, Eurasien und Nordamerika. Südlich von São Miguel, der größten der Azoreninseln, verläuft die North-Azores-Fracture-Zone, die wahrscheinlich für die Erschütterungen verantwortlich ist.
Der Vulkanismus auf São Miguel ist noch sehr lebendig und es ist gerade erst einmal 10.000 Jahre her, dass die beiden Inselteile im Osten und Westen eruptiv zusammenwuchsen. Die Spuren des Vulkanismus sind noch allgegenwärtig und manifestieren sich u.a. in heißen Quellen und Fumarolen. Zuletzt ausgebrochen ist vor gut 5000 Jahren der Calderavulkan Água de Pau im Zentrum von São Miguel. Im Jahr 2018 gab es in der Region ein starkes Schwarmbeben und man befürchtete schon, dass der Vulkan ausbrechen könnte, was aber nicht eintrat.
Die Azoren gehören politisch gesehen zu Portugal und sind über die Azoren-Gibraltar-Riftzone mit dem europäischen Kontinent tektonisch verbunden. Auffällig ist, dass es am Ostende der Riftzone, unmittelbar vor Gibraltar, in der letzten Woche ebenfalls häufig zu schwachen Erdbeben kam. Die Erschütterungen setzten sich bis ins westliche Mittelmeer fort, wo es heute bei Malaga mehrere Erdbeben gab. Das stärkste hatte ebenfalls eine Magnitude von 3,2, lag aber mit 22 Kilometern relativ tief.
Starke Erdbeben Mw 6,3 an der Küste im Norden von Chile – Leichte Schäden entstanden
Datum: 06.06.2025 | Zeit: 17:15:05 UTC | Koordinaten: -26.635 ; -70.479 | Tiefe: 72 km | Mw 6,3
Antofagasta, 067.06.2025 – An der Küste der chilenischen Provinz Atacama ereignete sich gestern Nachmittag um 17:15:05 UTC (13:15:05 Uhr Lokalzeit) ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,3. Das Hypozentrum befand sich in 72 Kilometern Tiefe. Diese Daten stammen vom GFZ. Das Epizentrum wurde 51 km südwestlich der Kleinstadt Diego de Almagro verortet. Trotz der Tiefe des Erdbebenherds entstanden leichte Schäden an der Infrastruktur.
In den sozialen Medien geteilte Aufnahmen zeigen zersplitterte Glasfronten und abgeplatzte Fassadenteile. Waren stürzten in Geschäften aus den Regalen. Zudem bildeten sich Risse in Straßen und es kam zu Felsstürzen. Gut 20.000 Menschen wurden von der Stromversorgung abgeschnitten. Die Bewohner der Region berichten von dem Erdstoß, der sie durchrüttelte und aufschreckte. Zu einer Panikreaktion kam es aber offenbar nicht. Es liegen keine Meldungen über Todesopfer oder Schwerverletzte vor.
Der Erdstoß war in einem großen Umkreis von ca. 800 Kilometern zu spüren gewesen und dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor. Dieser Erdbebendienst meldete zudem abweichende Daten: Demnach hatte das Beben eine Magnitude von 6,5 und lag nur 60 Kilometer tief.
Im Norden Chiles ist man Erdbeben gewohnt, schließlich befindet man sich in einer der aktivsten Erdbebenzonen der Welt. Grund für die Seismizität ist die Subduktion entlang des Peru-Chilegrabens vor der Küste. Hier wird die der pazifischen Platte vorgelagerte Nazca-Platte unter jener Südamerikas subduziert und in der Tiefe teilweise geschmolzen, was die Schmelze erzeugt, die an den Vulkanen der Anden eruptiert wird. Dementsprechend gibt es auch in der Nähe des Epizentrums Vulkane, die als aktiv eingestuft werden. Einer der bekanntesten Feuerberge der Atacama ist sogar der höchste als aktiv eingestufte Vulkan der Erde: der 6.893 m hohe Ojos del Salado. Er liegt 170 Kilometer südöstlich des Epizentrums, zeigt aber jetzt keine Anzeichen einer bevorstehenden Eruption.
Kritische Waldbrandlage in Kanada – Mehr als 200 Waldbrände und 2 Todesopfer
La Ronge, 06.06.2025 – Der frühe Start der Waldbrandsaison in Kanada wird als sehr dramatisch beschrieben und es gibt die Befürchtung, dass es die schlimmste Waldbrandsaison in der Geschichte des Landes werden könnte. Bereits Mitte Mai wurden ca. 160 Waldbrände in 3 Provinzen gezählt. Jetzt, Anfang Juni, ist ihre Zahl auf über 200 gestiegen. Über die Hälfte der Feuer ist außer Kontrolle.
Mehrere Brände griffen auf Siedlungen über und zerstörten nicht nur Häuser, sondern forderten auch die ersten beiden zivilen Todesopfer. Sie starben in der Kleinstadt Lac du Bonnet, die in der Provinz Manitoba liegt. Dort und in der Provinz Alberta wurden mehr als 33.000 Menschen evakuiert. Am Chipewyan Lake zerstörte ein Feuer 27 Gebäude, darunter wichtige Einrichtungen wie ein Gesundheitszentrum. In Saskatchewan hat das sogenannte „Shoe Fire“ mehr als 400.000 Hektar Land verwüstet und bedrohte über ein Dutzend Gemeinden. Und es ist nicht bei der Bedrohung geblieben: In La Ronge griffen die Flammen auf das historische Gebäude der Robertson Trading Post über und zerstörten mit dem Haus zahlreich Kulturgüter der indigenen Bevölkerung.
Der Rauch dieser Brände kennt keine Grenzen und hat sich weit über die unmittelbaren Brandgebiete hinaus ausgebreitet. Luftqualitätswarnungen wurden für über 115 Millionen Menschen in Kanada und den USA ausgesprochen. In Städten wie New York wurden Warnstufen erreicht, die an die schwere Waldbrandsaison 2023 erinnern. Der Feinstaub (PM2.5) im Rauch kann tief in die Lunge eindringen und gesundheitliche Probleme verursachen – besonders bei älteren Menschen, Kindern, Schwangeren und Menschen mit chronischen Erkrankungen.
Satellitenaufnahmen zeigen, dass sich die Rauchwolken bereits bis nach Europa ausgebreitet haben. Hierzulande kann der Staub in der Atmosphäre wunderbare Sonnenuntergänge hervorbringen, ähnlich wie man es auch nach großen Vulkanausbrüchen kennt.
In Kanada haben Bund und Provinzen auf die Brände mit Notfallmaßnahmen reagiert, darunter Evakuierungen, den Einsatz der Streitkräfte und Unterstützung durch das Rote Kreuz. Dennoch sind die Herausforderungen enorm: Viele Evakuierte wurden in Sporthallen und Gemeindezentren untergebracht, medizinische Versorgung und Unterkünfte sind stellenweise knapp.
Die USA schickten knapp 150 Feuerwehrleute zur Unterstützung der Einsatzkräfte nach Kanada – kaum mehr als eine symbolische Geste in Anbetracht der Herausforderungen, mit denen man sich in den Waldbrandregionen konfrontiert sieht.
Experten sehen in den zunehmenden Waldbränden eine Folge des sich verändernden Klimas, das Extremwetterereignisse wie Dürren und Hitzewellen begünstigt. Langfristig wird es verstärkter Investitionen in Waldmanagement, Brandschutz und Anpassungsmaßnahmen bedürfen, um auf die wachsenden Risiken vorbereitet zu sein.
Die Waldbrände verstärken den anthropogenen Klimawandel in zweifacher Hinsicht: Zum einen wird zusätzliches CO₂ freigesetzt, zum anderen wird die grüne Lunge unseres Planeten immer kleiner. Die Rauchschwaden können aber auch durch Abschirmung des Sonnenlichts einen Temperaturrückgang bewirken.
Campi Flegrei mit weiteren Erdbeben – Erdstoß Md 3,2 verursachte möglicherweise den Einsturz einer Mauer in Pompeji
Pozzuoli, 06.06.2025 – In den Campi Flegrei kommt die Erde nach wie vor nicht zur Ruhe und es ist ein weiterer Erdbebenschwarm in Progress, der mit dem Erdbeben Md 3,2 von gestern in Zusammenhang steht. Seit gestern manifestierten sich mehr als 70 Erschütterungen. Es gab 6 Beben mit Magnituden ab 2,0. Sie konzentrierten sich überwiegend östlich der Solfatara bei Pisciarelli.
Das stärkste Erdbeben Md 3,2 steht im Verdacht, den Kollaps einer Wand in den Ausgrabungen von Pompeji verursacht zu haben. Neben der Wand sollen auch Teile eines Gewölbes eingestürzt sein. Das beschädigte Gebäude in der Insula Meridionalis wird restauriert und wurde bereits bei einem schweren Erdbeben im Jahr 1980 stark in Mitleidenschaft gezogen und war seitdem abgestützt. Für Besucher war es nicht zugänglich und laut Informationen vom Archäologischen Park sollen auch keine Fresken oder andere Kunstschätze zerstört worden sein.
Ich persönlich bin etwas skeptisch, ob das Erdbeben tatsächlich die Ursache des Einsturzes war. Pompeji liegt ca. 30 Kilometer von der Solfatara und den Campi Flegrei entfernt. Die Behörden haben eingehende Untersuchungen eingeleitet, ob nicht eine andere Ursache hinter dem Einsturz stecken könnte. Zuschüsse für Erdbebenopfer ab 1. September beantragbar
Neue Schäden in Pozzuoli wurden nicht gemeldet, obwohl auch hier mehrere Gebäude einsturzgefährdet sind. Im Ort hat man aber noch mit der Beseitigung der Schäden der Erdbeben vom 13. bis 15 März zu kämpfen, als es zu dem bislang stärksten Erdbeben der Magnitude 4,6 gekommen ist. Für die Menschen, deren Häuser unbewohnbar geworden sind, gibt es jetzt eine gute Nachricht: Die Stadt Neapel stellt finanzielle Hilfen für betroffene Haushalte bereit. Beide Beben verursachten Schäden, insbesondere in den Stadtteilen Pozzuoli und Bagnoli. Viele Gebäude wurden als unbewohnbar eingestuft, zahlreiche Familien mussten ihre Wohnungen verlassen.
Ab dem 1. September können betroffene Bürger Anträge auf Zuschüsse für Reparaturen und seismische Sanierungen stellen. Voraussetzung ist, dass die Immobilie der Hauptwohnsitz ist und bis spätestens 8. Mai 2025 als bewohnbar gemeldet war. Auch später geräumte Wohnungen sind unter bestimmten Bedingungen förderfähig.
Die Stadt Neapel hat hierfür einen Fonds mit insgesamt 50 Millionen Euro bis 2027 eingerichtet – 20 Millionen Euro stehen bereits 2025 zur Verfügung, in den Folgejahren je 15 Millionen. Der Stadtrat beschloss die Maßnahme auf Vorschlag von Stadtplanungsdezernentin Laura Lieto und Infrastrukturstadtrat Edoardo Cosenza.
Inselvulkan Suwanosejima ist aktiv geworden – Mehrere Ascheeruptionen
Kagoshima, 06.06.2025 – In Japan eruptierte der Inselvulkan Suwanosejima mehrere Aschewolken, die zwischen 1200 und 2100 m hoch aufstiegen und nach Nordwesten drifteten.
Die Eruptionen setzten gestern um 09:35 UTC ein. Seitdem veröffentlichte das VAAC Tokio 6 VONA-Warnungen vor Aschewolken. In diesem Jahr wurden insgesamt 70 VONA-Warnungen zum Suwanosejima ausgegeben, was unter dem Durchschnitt der letzten Jahre liegt.
Wie das JMA berichtete, steig zuletzt eine Aschewolke gut 1000 m über den Ontake-Krater auf.
In einem Bericht vom 02. Juni gehen die Vulkanologen genauer auf den Status des Vulkans ein. Demnach gab es auch vor der aktuellen Eruptionsserie ein Aufstiegsverbot zum Krater. Die Vulkanwarnstufe „2“ wurde aufrecht gehalten.
Zwischen dem 26. Mai und dem 2. Juni wurde am Ontake-Krater anhaltende Aktivität registriert. Der Suwanosejima eruptiert zwar nicht, stieß aber Asche-Dampf-Wolken aus, die bis bis zu 600 hoch aufsteigen. Nachts waren über dem Kratergebiet rot illuminierte Wolken sichtbar – ein Zeichen dafür, dass im Inneren des Vulkans weiterhin hohe Temperaturen herrschten und Schmelze im Schlot stand.
Im rund 3,5 Kilometer entfernten Dorf wurde Aschefall dokumentiert, in Einzelfällen sogar bis zu 10 Kilometer vom Krater entfernt. Die Behörden bitten die Bevölkerung um erhöhte Aufmerksamkeit, insbesondere bei Wind aus nördlichen Richtungen, da auch kleine Schlackenpartikel über größere Distanzen transportiert werden können.
Seismische Aktivitäten blieben in der zurückliegenden Woche vergleichsweise gering. Dennoch beobachteten Wissenschaftler anhand langfristiger GNSS-Messungen seit Oktober 2024 eine allmähliche Magmenakkumulation im Untergrund westlich der Insel. Dort verformte und hob sich der Boden.
Angesichts der weiter bestehenden Gefahr durch plötzlich auftretende Eruptionen rieten die JMA-Vulkanologen dringend davon ab, sich dem Ontake-Krater auf weniger als 1,5 Kilometer zu nähern.
Suwanosejima ist eine kleine, abgelegene Vulkaninsel im Süden Japans und gehört zur Präfektur Kagoshima. Sie liegt etwa 230 Kilometer südlich der Stadt Kagoshima in der Nansei-Inselkette. Der Stratovulkan 799 Meter hoch.
Die Insel besitzt mehrere Krater, wobei der Otake-Krater derzeit der aktivste ist. Suwanosejima zählt zu den aktivsten Vulkanen Japans und weist seit Jahrzehnten kontinuierliche Aktivität auf. Eine der bedeutendsten Eruptionsphasen ereignete sich im Jahr 2004, gefolgt von weiteren Ausbrüchen in den 2010er- und 2020er-Jahren. Regelmäßige Ascheausstöße und kleinere Explosionen sind bis heute keine Seltenheit.
Weitere hydrothermale Explosionen im Biscuit Basin der Yellowstone-Caldera – 119 Erdbeben im Mai registriert
Yellowstone N.P., 06.05.2025 – Der Yellowstone Nationalpark ist einer der beliebtesten Nationalparks der USA und zugleich der größte und gefährlichste Vulkan der Staaten. Darum wird er mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln überwacht. Das Überwachungssystem wurde jüngst um Infraschallsensoren, Magnetometer und eine weitere Webcam erweitert, die am Black-Diamond-Pool im Biscuit-Basin installiert wurde. Dabei handelt es sich um jenen Ort, an dem sich am 23. Juli 2024 eine starke hydrothermale Explosion ereignete, bei der eine Eruptionswolke aus Wasser, Schlamm und Gesteinsbruchstücken 180 m hoch aufstieg. Die Trümmer gingen zwischen den Besuchern nieder, doch wie durch ein Wunder kam niemand ernsthaft zu Schaden. Die neue Kamera wurde erst am 14. Mai 2025 installiert und gut 2 Wochen später gelang es ihr, eine weitere kleine hydrothermale Eruption zu dokumentieren. Die von Wasserdampf getriebene Eruption förderte eine kleine Fontäne in die Luft, die auch kleinere Gesteinsfragmente enthielt. Doch die hydrothermale Eruption vom 31. Mai 2025 war nicht der einzige kleinere Ausbruch am Black Diamond Pool seit der starken Explosion, denn es gibt Berichte von 2 weiteren kleineren Ereignissen, bei denen am 5. November 2024 und 3. Januar 2025 Wasser, Schlamm und kleine Gesteinsbrocken 6 bis 9 Meter hoch in die Luft geschleudert wurden.
Die Kamera wurde auf einem beschädigten Steg oberhalb des Black-Diamond-Pools installiert. Trotz der provisorischen Montage liefert sie einen klaren Blick auf das Becken. Das Videomaterial und weitere geophysikalische Messdaten werden genutzt, um potenzielle Gefahren besser einschätzen zu können. Der Bereich ist weiterhin für Besucher gesperrt.
Als Ursache für die hydrothermalen Eruptionen nehmen Vulkanologen an, dass Kieselsäureablagerungen den Quellschlot des Black-Diamond-Pools verengt haben, weswegen Gase nicht mehr ungehindert entweichen können, wodurch sich Druck aufbaut, der sich dann explosiv entlädt. Mit einer signifikanten Veränderung des Hydrothermalsystems als Anzeichen eines Aufheizens des Vulkans hat das wohl nicht zu tun.
Dennoch bleibt der Yellowstone-Vulkan potenziell aktiv, wie die geophysikalischen und geochemischen Überwachungsparameter auch im Monat Mai zeigten. Aus dem jüngsten YVO-Monatsbericht geht hervor, dass 119 kleinere Erdbeben registriert wurden. Sie verteilten sich auf drei Schwärme im Raum West Yellowstone. Das stärkste Beben erreichte eine Magnitude von 2,7.
Langfristige GPS-Messungen zeigen weiterhin eine leichte Absenkung der Yellowstone-Caldera – etwa drei Zentimeter seit Oktober 2024. Diese Entwicklung setzt einen bereits 2015/16 begonnenen Trend fort. Auch im Norris-Geysir-Becken wurden kleinere Bodenbewegungen gemessen.
Am bekannten Steamboat-Geysir herrschte dagegen Ruhe: Seit dem letzten Ausbruch Mitte April blieb die Aktivität gering, was darauf hindeutet, dass ein weiterer Ausbruch noch Wochen entfernt sein könnte.
Aufreger des Tages: Behörden und Seilbahnchef regen sich über unvorsichtige Touristen auf und veröffentlichen Schuldzuweisungen
Catania, 05.06.2025 – Nach dem paroxysmalen Vulkanausbruch am 2. Juni, bei dem ein pyroklastischer Strom entstand, der ins Valle del Bove abfloss und Touristengruppen gefährlich nahekam, veröffentlichten Behördenvertreter sowie der Betreiber der Seilbahn Schuldzuweisungen – und zwar gegen Touristen, denen sie unverantwortliches Verhalten vorwarfen.
Die Stellungnahmen, die zuerst in italienischen Medien erschienen, sind aus meiner Sicht eine beispiellose Frechheit. Sie zeugen vom Versagen der Behörden und scheinen vor allem aus der Angst geboren zu sein, dass es zu signifikanten Einschränkungen des Tourismusbetriebs am Ätna kommen könnte, die dem Massentourismus abträglich wären.
Seilbahnbetreiber Ätna Süd macht Touristen und Führern von Ätna Nord Vorwürfe
Konkret erklärte Francesco Russo Morosoli, Leiter der Seilbahn am Ätna-Süd, es sei „nicht hinnehmbar“, dass dem Image des sizilianischen Tourismussektors ein derart großer Schaden zugefügt worden sei. Er spielte damit auf die Videos und Bilder an, die Touristen auf dem Grat der Serra delle Concazze zeigen, wie sie vor dem pyroklastischen Strom flüchten. Morosoli sagte wörtlich:
„Die im Internet kursierenden Fotos und Videos versetzen unserem Ruf einen schweren Schlag. Die Behörden müssen unbedingt eingreifen, um dem Mangel an Regeln am Nordhang unseres Vulkans Einhalt zu gebieten. Die Regeln gelten für alle, und wir müssen dafür sorgen, dass sie nicht missachtet werden.“
Er betonte zudem, dass sich die Verantwortlichen der Touristenstation auf Ätna-Süd an sämtliche Vorschriften gehalten hätten und der Seilbahnbetrieb sofort eingestellt worden sei, als der Vulkanausbruch bekannt wurde. Allerdings verschwieg er, wann genau ihm der Ausbruch gemeldet wurde. Die Eruption begann bereits in den frühen Morgenstunden – streng genommen hätte die Seilbahn an diesem Tag gar nicht erst öffnen dürfen.
Aus eigener Erfahrung weiß ich: Selbst während laufender Paroxysmen werden noch Touristen auf den Berg gebracht. Ich selbst habe bisher nur eine einzige Evakuierung der Zone oberhalb von 2500 Metern Höhe erlebt – und das auch nur, weil sich ein Paroxysmus und ein Unwetter gleichzeitig ereigneten. Unter normalen Umständen besteht dort tatsächlich kaum Gefahr – bis zu einer Höhe von etwa 2700 Metern gilt das Gelände als relativ sicher. Außer, es herrschen außergewöhnliche Umstände – wie an jenem Montag.
Dem Tourismus auf der Nordseite des Ätna nun Anarchie vorzuwerfen, halte ich für völlig überzogen. Dort gibt es keine Seilbahn, die Gruppen werden mit geländegängigen Fahrzeugen bis zum Observatorium am Pizzo Deneri gebracht. Auch dort bedarf es außergewöhnlicher Umstände, um in ernste Gefahr zu geraten.
Zwar existieren im Bereich der Serra delle Concazze beliebte Wanderrouten, die sowohl von Individualtouristen als auch von kleinen Gruppen mit Führern begangen werden, aber Hinweise auf etwaige Zugangsbeschränkungen sucht man entlang der Wege vergeblich. An manchen Parkplätzen stehen zwar allgemeine Schilder, die auf den aktiven Vulkanismus hinweisen, doch eine Webadresse oder Telefonnummer, unter der man sich tagesaktuell informieren könnte, fehlen. Von einem funktionierenden Informations- oder Warnsystem ganz zu schweigen. Wo, bitte schön, sollen sich Touristen erkundigen?
Katastrophenschutzchef delegiert Verantwortung an Touristen
Und dennoch meinte Salvo Cocina, Generaldirektor des sizilianischen Katastrophenschutzes, gegenüber der Presse:
„Der Zugang zur Vulkanspitze war bereits seit Montag um 5:30 Uhr verboten. Leider haben sich viele nicht daran gehalten.“ Er ergänzte noch, „zum Glück ist nichts passiert“.
Für mich ist diese Bemerkung ein No-Go. Zum einen hielten sich die Flüchtenden nicht auf der Vulkanspitze auf, sondern waren kilometerweit davon entfernt. Zum anderen hat der Zivilschutz keine einzige öffentliche Warnung ausgesprochen, sondern die Einschätzungen der Vulkanologen schlicht ignoriert. Vielleicht wurden einige Bürgermeister rund um den Ätna informiert – aber nicht die Vulkanwanderer am Vulkan. Die Vorgänge zeigen, dass sich die Verantwortlichen auf Sizilien mental näher an behördlichen Vorgängen in Nordafrika orientieren als an Europa: Man ist weder bereit Verantwortung zu übernehmen, noch in der Lage bzw. Willens ein vernünftiges Warn- und Informationssystem aufzubauen, damit Vulkanwanderer eigenverantwortlich entscheiden können ob sie eine Tour antreten wollen oder nicht. Letztendlich droht die Gefahr, dass der Zugang wie am Stromboli einfach dauerhaft untersagen wird, und das man selbst Anfängertouren nur noch mit Führer unternehmen darf, als Kompromiss, dass man vor Ort wenigstens noch etwas Geld an den Touristen verdienen kann.
Dramatische Entwicklung am Fuego – Paroxysmaler Vulkanausbruch erzeugt pyroklastische Ströme
Antigua, 05.06.2025 – Am Fuego spitzte sich im Verlauf des Vormittags (Nacht in Guatemala) die Situation dramatisch zu, als infolge des paroxysmalen Vulkanausbruchs pyroklastische Ströme entstanden, die offenbar fast den Fuß des Vulkankegels erreichten. Die gefürchteten Glutwolken bildeten sich während der Hochphase des Paroxysmus, der bis zu 300 m hohe Lavafontänen und einen Lavastrom förderte.
Die Vulkanologen von INSIVMUEH brachten in den Morgenstunden ein Bulletin heraus, das später auch vom Zivilschutz aufgegriffen wurde, das über die Gefahr informiert. Leider werden diese Nachrichten von INSIVUMEH ausschließlich auf Spanisch veröffentlicht und dann noch im Fotoformat auf Website und sozialen Kanälen geteilt, so dass die Texte mit herkömmlichen Übersetzungsprogrammen nicht zu übersetzen sind. Einzig die neuen KI-gestützten Smartphones sind meines Wissens nach in der Lage Texte aus Fotos zu Scannen und zu übersetzen, vorausgesetzt, man hat das entsprechende Sprachpaket installiert. Schlecht für ausländische Touristen, die sich mit einem gefährlichen Vulkanausbruch konfrontiert sehen und händeringend Informationen suchen. Ein Trend, den ich leider weltweit beobachte: Die verantwortlichen Behörden machen es sich immer einfacher und verschenken die Möglichkeiten die moderne digitalen Medien bieten, Informationen mehrsprachig und für alle zugänglich zu verbreiten. Doch zurück zum Vulkan.
Letztendlich informierte die Zivilschutzbehörde CONRED die Bürger in einem übersetzbaren Sonderbulletin über den Abgang der pyroklastischen Dichteströme in den Schluchten Seca, Ceniza und Las Lajas. Allerdings fand ich keine Meldung, die vor dem Rückgang der Aktivität veröffentlicht wurde und frühzeitig vor den Dichteströmen warnte. Eine Meldung gab es nur aus der Anfangsphase des Paroxysmus am Abend. Vermutlich war nachts niemand im Büro für public relations zuständig.
Diese heißen Ströme aus Gas, Asche und vulkanischem Material wurden von den Spezialisten als schwach bis mäßig-stark eingestuft, und es gab den Hinweis darauf, dass sie sich in den nächsten Stunden wieder verstärken könnten. Der Ascheregen beeinträchtigte mehrere Gemeinden westlich und nordwestlich des Vulkans, insbesondere Acatenango und San Pedro Yepocapa.
Im Fokus der Tätigkeit des Zivilschutzes standen und stehen aber die Gemeinden im Süden des Fuego, weil die pyroklastischen Ströme in diese Richtung abgingen. Einsatzkräfte unternehmen Kontrollgänge und stehen in direktem Kontakt mit der Bevölkerung. Die Tätigkeit des Vulkans führte auch zur Sperrung der Straße RN 14, da man befürchtet, dass pyroklastische Ströme diese überschreiten könnten.
Der Zivilschutz appellierte an das Tourismusinstitut INGUAT und die Gemeindeverwaltungen, den Zugang zum Vulkan Acatenango für Touristen angesichts der Gefährdungslage einzuschränken. Die Bevölkerung wurde ferner dazu aufgerufen, sich informiert zu halten und einen 72-Stunden-Notfallrucksack bereit zu halten, für den Fall, dass evakuiert werden muss. Ein Rat, den man auch Touristen geben kann.