Island: Starkes Erdbeben Mb 5,1 unter Bardarbunga

Starkes Erdbeben Mb 5,1 erschüttert Calderavulkan Bardarbunga – Zahlreiche Erdbeben gingen voran

Datum 08.12.24 | Zeit: 01:49:45 UTC | Koordinaten: 64.521 ; -17.569 | Tiefe: 3,9 km | Mb 5,1

Heute Nacht bebte es um 01:49:45 Uhr UTC unter dem isländischen Calderavulkan Bardarbunga mit einer Magnitude von 5,1. Das Epizentrum wurde 4,1 km ost-südöstlich des Calderazentrums verortet. Der Erdbebenherd befand sich nach Angaben des IMO in 3,9 Kilometern Tiefe. Es war das zweite starke Erdbeben unter der Caldera in diesem Jahr. Am 21. April gab es sogar ein noch stärkeres Beben mit einer Magnitude von 5,4.

Dem aktuellen Erdbeben gingen einige Tage erhöhter seismischer Aktivität voraus, die sich besonders gestern im Tagesverlauf steigerte. Obwohl der Erdstoß vergleichsweise stark war, gibt es keine Wahrnehmungsmeldungen, was der Abgeschiedenheit der Region geschuldet sein dürfte.

Tatsächlich hielt ich mich 2014 wenige Tage vor der Eruption nur 50 Kilometer vom Bardarbunga entfernt auf und konnte auch keines der stärkeren Erdbeben dort spüren.




Laut IMO sind solche Erschütterungen unter dem Vulkan nicht unüblich, allerdings auch nicht alltäglich. Sie weisen darauf hin, dass sich unter dem Vulkan etwas tut. Was genau der Auslöser des Bebens war, bleibt jedoch spekulativ. Bereits während der großen Eruption im Jahr 2014 sackte das Dach der Caldera um mehr als 100 Meter ab. Erdbeben könnten also weiterhin eine Erscheinung dieser Subsidenz sein. Andererseits gibt es Hinweise darauf, dass direkt nach der Eruption eine erneute Magmenakkumulation einsetzte, ähnlich wie im Fall von Svartsengi. In diesem Fall könnten starke Beben auch mit Magmenaufstieg zusammenhängen, indem aufsteigendes Magma Druck auf das Calderadach ausübt und Erdbeben entlang von Störungszonen in diesem Gesteinsdeckel auslöst. Last but not least kommen rein tektonische Prozesse infrage, denn wie die meisten großen Zentralvulkane Islands liegt auch die Bárðarbunga-Caldera im Bereich des Störungsgürtels, der mit dem mittelatlantischen Rücken in Zusammenhang steht, der sich in zwei Armen geteilt quer durch Island zieht.

Die Bardarbunga-Caldera liegt unter dem großen Eisschild des Vatnajökull. Der Gletscher ist der mächtigste in Europa und bedeckt mehrere große Calderavulkane. Dass sich gerade hier so viele Vulkane befinden, liegt nicht nur an der großen divergenten Störungszone, sondern auch am Island-Mantelplume, dessen Zentrum unter dem Vatnajökull vermutet wird. Dass ausgerechnet unter dem größten Gletscher Europas vermutlich der größte Mantelplume liegt, der Schmelze aus dem Erdmantel zur Oberfläche transportiert, mutet ein wenig skurril an: Zwei gegensätzliche Superlative aus Feuer und Eis treffen hier aufeinander. Na, wenn das mal kein Stoff für Mythen und Legenden ist.

Indonesien: Erdbeben Mb 5,7 vor Sulawesi

Starkes Erdbeben Mb 5,7 erschütterte Norden von Sulawesi – Mehrere Vulkane in der Nähe

Datum 06.12.24 | Zeit: 17:15:00 UTC | Koordinaten: 1.519 ; 121.211 | Tiefe: 30 km | Mb 5,7

Ein Erdbeben der Magnitude 5,7 erschütterte gestern Abend um 17:15 Uhr UTC die Küstenregion Minahasa auf Sulawesi in Indonesien. Das Epizentrum des Bebens lag 233 km westnordwestlich von Gorontalo. Das Hypozentrum wurde in einer Tiefe von 30 Kilometern lokalisiert.

Das Erdbeben ereignete sich 308 Kilometer nordnordöstlich von Palu, einer Stadt mit etwa 282.000 Einwohnern, und 233 Kilometer westnordwestlich von Gorontalo, das etwa 144.000 Einwohner zählt. In beiden Städten war das Beben zu spüren gewesen. Aufgrund der lokalen Uhrzeit am 7. Dezember um 01:15 Uhr nachts gingen aber nur wenige Wahrnehmungsmeldungen ein. Es gibt keine Berichte über Schäden oder Verletzte.

Das Erdbeben steht in direktem Zusammenhang mit der komplexen tektonischen Situation rund um die Celebessee. Diese Region ist eine der geodynamisch aktivsten Zonen der Welt, geprägt durch die Kollision mehrerer tektonischer Platten, darunter die Eurasische Platte, die Philippinische Platte und die Indo-Australische Platte, die direkt oder indirekt gegen die Mikroplatte der Celebessee drücken. Indirekt deshalb, weil die Erdkruste dieser Region Indonesiens in mehrere Mikroplatten zerbrochen ist, die den größeren Platten zum Teil vorgelagert sind.

Die Celebessee liegt zwischen der Insel Sulawesi und dem philippinischen Archipel. Sie wird durch die Subduktion der ozeanischen Kruste unter die Kontinentalränder der umliegenden Platten beeinflusst. Insbesondere die Minahasa-Verwerfung im Norden von Sulawesi ist Teil dieser Subduktionssysteme und verursacht häufig starke Erdbeben.

Die Region gehört zum Zikrumpazifischen Feuerring und dementsprechend viele aktive Vulkane gibt es hier, die auf das Erdbeben reagieren könnten. Zu den Reaktionen zählt, dass Vulkanausbrüche getriggert, aber auch beendet oder verhindert werden könnten. Auf Nordsulawesi liegt etwa der Vulkan Lokon, der Mitte November durch eine seismische Krise aufgefallen ist, sich mittlerweile aber wieder beruhigt hat. Auch die Inselvulkane Karangetang und Awu liegen im Wirkungskreis des Erdbebens. Am Karangetang gibt es einen schwach aktiven Lavadom, von dem nachts Rotglut ausgeht. Hier könnten sich am ehesten zeitnahe Eruptionen ereignen.

Großbritannien: Orkan Darragh verursacht Verkehrschaos

Orkan Darragh zog über Großbritannien und Irland hinweg – Verkehrschaos und Stromausfälle

Die Britischen Inseln und Irland wurden erneut von einem starken Sturm heimgesucht, der Schäden anrichtete, Stromausfälle verursachte und ein fast landesweites Verkehrschaos zu Lande, auf dem Wasser und in der Luft auslöste.

Das Sturmtief Darragh zog mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 150 km/h über das Inselreich hinweg, womit es Orkanstärke erreichte. Die Behörden riefen die höchste Alarmstufe „Rot“ aus und forderten die Menschen auf, in ihren Häusern Schutz zu suchen und ihre Smartphones bereit zu halten, damit sie Informationen zum Unwetter empfangen konnten. Vielerorts kam es zu Stromausfällen, weswegen Radios und Fernseher ausfielen. Neben dem Wind kam es zu Starkregen, der ebenfalls Probleme verursachte, indem Straßen und Keller überflutet wurden.

Die Stromausfälle waren in Irland am größten: Dort waren 400.000 Haushalte ohne Strom. In Großbritannien kam man besser weg, aber es waren dennoch mehrere Zehntausend Haushalte betroffen.

Der Orkan sorgte landesweit für Verkehrschaos, was zu erheblichen Reiseproblemen führt. Hunderte Flüge wurden gestrichen, viele Zugstrecken sind gesperrt oder nur eingeschränkt befahrbar, und zahlreiche Fährverbindungen mussten abgesagt werden. Natürlich war auch der Autoverkehr betroffen, da unzählige Straßen von umgestürzten Bäumen blockiert wurden.

Einschränkungen im Bahnverkehr

Der Bahnverkehr in Großbritannien ist massiv beeinträchtigt, und Reisende werden dringend aufgefordert, ihre Pläne zu überdenken oder möglichst ganz auf Fahrten zu verzichten. Zahlreiche Strecken der Great Western Railway (GWR) sind gesperrt, darunter Plymouth–Penzance und Cardiff–Swansea. Zudem sorgen Geschwindigkeitsbegrenzungen für Verspätungen von bis zu 45 Minuten. Kaum eine Strecke die nicht betroffen ist.

Flugverkehr im Ausnahmezustand

Auch den Flugverkehr traf es hart mit zahlreichen gestrichenen oder umgeleiteten Flügen. Am Londoner Flughafen Heathrow wurden über 100 Kurzstreckenflüge der British Airways gestrichen, während Transatlantikflüge nach Brüssel umgeleitet wurden. In Manchester mussten Flüge, wie etwa ein Etihad-Flug aus Abu Dhabi, stundenlang kreisen oder wurden nach Frankfurt umgeleitet. Am Flughafen Bristol fielen ebenfalls Dutzende Flüge aus. Piloten, die sich trotzdem zu einer Landung auf einem sturmumtosten Flughafen entschieden, mussten ihr ganzes Können aufwarten, um die Flugzeuge bei starkem Seitenwind zu landen.

Fährverbindungen gestoppt

Auch auf See gibt es massive Einschränkungen. Alle Abfahrten von P&O Ferries und Stena Line zwischen Cairnryan und Larne bzw. Belfast wurden abgesagt. Die Schottische Westinseln sind praktisch von der Außenwelt abgeschnitten.

Reisende sollten ihre Pläne flexibel gestalten und aktuelle Verkehrsmeldungen beachten.

Campi Flegrei: Erdbebenschwarm mit mehr als 50 Erschütterungen

Erdbebenschwarm bestand aus mehr als 50 Erschütterungen – 13 Beben größer als M 1,0

Der Erdbebenschwarm, der gestern um 05:33 Uhr Ortszeit begann, wurde gegen 19 Uhr offiziell für beendet erklärt, obgleich es danach auch noch einige Erdbeben gab. Die Analyse des Ereignisses zeigt, dass der Schwarm aus mehr als 50 Erschütterungen bestand. 27 Beben hatten eine Magnitude größer als 0 (es gibt auch extrem schwache Beben mit negativen Magnituden) und 13 Beben hatten Magnituden größer als 1. Die stärksten Beben brachten es auf Mb 2.5, Mb.2.7 und Mb 3.4. Die Hypozentren der meisten der stärkeren Erdbeben lagen in geringen Tiefen, oft nur wenige Hundert Meter unter dem Meeresspiegel. Die Epizentren konzentrierten sich auf einen Bereich in Küstennähe südlich des Solfatara-Kraters. In dem Bereich liegt die Luftwaffenakademie, wo sich früher Lavadome bildeten. Weitere Lavadome wurden etwas weiter nördlich am Rand der Solfatara entdeckt, wo man heutzutage eine gravimetrische Anomalie im Untergrund detektierte. So gibt es die Vermutung, dass sich am Monte Olibano zwischen der Akademie und der Solfatara Magma ansammeln könnte.

Neues Monatsbulletin für den November veröffentlicht

Im gestern veröffentlichten Monatsbulletin für den November ist zu lesen, dass das seismische Netzwerk des INGV 308 Erdbeben registrierte, von denen 237 lokalisiert werden konnten. Die anderen Ebenen waren zu schwach für eine genaue Ortsbestimmung. Damit liegt die Seismizität ein gutes Stück unter dem bisherigen Maximum vom Mai, als 1525 Beben festgestellt wurden. Dennoch lässt der Aktivitätsrückgang nicht auf eine allgemeine Entspannung der Lage schließen. Im Gegenteil, dass sich die Situation weiter verschärfen könnte, darauf deuten die geochemischen Parameter hin, die weiterhin eine Zunahme des Kohlendioxid-Ausstoßes feststellen. Belief sich dieser im Jahr 2020 noch auf 3200 Tonnen am Tag, entströmen dem Solfatara-Gebiet nun täglich um die 4000 Tonnen des Gases. Das Kohlendioxid entstammt zum größten Teil Magma, das sich laut jüngstem INGV-Bericht mittlerweile in 5 bis 6 Kilometern Tiefe befindet. Somit wäre der Magmenkörper, den man noch vor 2 Jahren in Tiefen größer als 8 Kilometer postulierte, um mindestens 2 Kilometer aufgestiegen. Ob man sich diesen Aufstieg nun so vorzustellen hat, dass der gesamte Magmenkörper weiter aufgestiegen ist, oder ob sich der Magmenkörper in großer Tiefe weiter ausgedehnt hat und Magma in Taschen ansammelte, die sich wie die Poren eines Schwamms im Gestein befinden, ist Gegenstand kontroverser Diskussionen. Im Allgemeinen wandelt sich in der Forschung gerade das Bild weg von den alten Modellen hin zu neueren Vorstellungen schwammartiger Reservoire.

Die Bodenhebung hielt auch im November mit einer Hebungsrate von ca. 10 mm weiter an. Seit dem Jahr 2005 hob sich der Boden um 1355 Millimeter. 135 Millimeter (also gut 10 %) davon fallen auf dieses Jahr zurück.

Island: Neue Bodenhebung bei Svartsengi bestätigt

Bodenhebung bei Svartsengi durch InSAR-Aufnahme bestätigt – Eruption auf Island flaut weiter ab

Der Vulkanausbruch auf der Sundhnúkur-Eruptionsspalte liegt im Sterben und flaut langsam ab. Zwar ist es denkbar, dass er einen neuen Schub Lebensenergie in Form von Magma bekommt, doch besonders wahrscheinlich ist es nicht. Es fließt noch etwas Lava aus dem Förderschlot, doch sie schafft es nicht sonderlich weit und bewegt sich nur in Kraternähe. Dennoch, wie heißt es so schön: Jedem Ende wohnt ein Anfang inne, was hier besonders schön zutrifft. Schaut man sich die Grafen zu den GPS-Daten genauer an, dann erkennt man eine leichte Zunahme der Bodenhebung, die parallel zur Abschwächung der Aktivität an Fahrt zunimmt. Das Magmenreservoir unter Svartsengi hat also wieder angefangen, sich aufzuladen. Die Bodenhebung verläuft an der Messstation HSO2, die südwestlich der Blauen Lagune steht, schneller, als an der SENG-Station nordöstlich des Resorts, die hier meistens als Referenz herhalten muss. Vielleicht ergibt sich hieraus sogar eine Verlagerung der eruptiven Aktivität in die westlich gelegene Eldvörp-Kraterreihe beim nächsten Ausbruch. Entsprechendes wurde bereits vor Monaten von dem einen oder anderen isländischen Vulkanologen proklamiert.

Die Bodenhebung wurde nun auch durch InSAR-Aufnahmen bestätigt. Man erkennt, dass sich die Region der größten Hebung tatsächlich südwestlich der Blauen Lagune befindet. Die Radardaten, mit deren Hilfe der Abstand zwischen Satellit und Erdoberfläche gemessen wurde, stammen aus dem Zeitraum vom 30. November bis zum 4. Dezember. In diesem Zeitraum hob sich der Boden um gut 2,8 Zentimeter, was einem Farbringdurchgang entspricht. Die Bodenhebung läuft insgesamt noch etwas langsamer ab als vor der Eruption, diese ist aber noch nicht ganz beendet und wir können mit einer weiteren Beschleunigung der Hebung rechnen, sobald die Eruption vorbei ist.

Tatsächlich hat die Blaue Lagune gestern wieder ihren Betrieb aufgenommen. Die Zufahrt kann aber nur über die Route No. 44 durch Grindavik erfolgen, wo privat Anreisende parken müssen und den Rest des Weges per Shuttlebus zurücklegen müssen. Derweil werden neue Parkplätze an der Blauen Lagune gebaut. Der ursprüngliche Parkplatz wurde von Lava verschüttet. Die Piste über das frische Lavafeld parallel zum Grindavikurvegur ist bereits fertiggestellt, aber nur für geländegängige Fahrzeuge von Behörden und Bautrupps freigegeben.

Dukono mit größerer Ascheeruption am 07.12.24

Dukono eruptiert Vulkanasche bis auf 7100 m Höhe – Eruptionen stärker aber seltener

Auf der indonesischen Insel Halmahera eruptierte heute Morgen der Vulkan Dukono Vulkanasche bis auf eine Höhe von 6100 m. Die Aschewolke breitete sich in westlicher Richtung aus, überquerte die Molukkensee und erreichte sogar den Norden von Sulawesi. Das geht aus einer Karte hervor, die vom VAAC Darwin veröffentlicht wurde und auf Satellitendaten beruht. Die Beobachter der vulkanologischen Observierungsstation am Dukono meldeten eine Aschewolke, die bis auf eine Höhe von 5887 m aufstieg, was sich ziemlich gut mit den Satellitenangaben deckt. Somit stieg die Asche gut 4800 m über Kraterhöhe auf. Fotografien zeigen eine massive Aschewolke kerzengerade aufsteigen. Offenbar war es in den unteren Atmosphärenschichten nahezu windstill und die Eruptionswolke wurde erst in der Höhe von Winden aus Richtung Osten erfasst und nach Westen getrieben.

Der Ausbruch des Mount Dukono ereignete sich am Samstag, 7. Dezember 2024, um 06:15 Uhr WIT und hielt vergleichsweise lange an.

In den letzten Tagen konnte man am Dukono eine Verstärkung der explosiven Tätigkeit beobachten, so dass die Explosionen kraftvoller als üblich waren. Zugleich nahm aber die Häufigkeit der Eruptionen deutlich ab. Gestern wurden vom VSI gut 80 Explosionen registriert. Im Oktober waren es teilweise mehr als 300 pro Tag. Die Abnahme der Eruptionshäufigkeit bei gleichzeitiger Zunahme der Stärke lässt die Schlussfolgerung zu, dass sich die Magmazusammensetzung geändert hat: Die Schmelze im Fördersystem ist wahrscheinlich zäher geworden, so dass weniger Gas entweichen kann. Dadurch verstopft der Förderschlot und es baut sich ein größerer Gasdruck als üblich auf. Die Eruptionen werden seltener, aber stärker. Ich vermute, dass weniger frische Schmelze aus der Tiefe aufsteigt und nun eine Restschmelze eruptiert wird. Durch die zahlreichen Erdbeben, die sich in der ersten Novemberhälfte in der Molukkensee ereignet haben, könnten sich Magmenaufstiegswege geändert haben. Aber das ist weihnachtliches Spekulatius von mir.

Island: Von Vulkanen und Erdbeben am 06.12.24

Erdbebenschwarm bei Krysúvik – Vulkanausbruch schwächelt

Heute fange ich meinen Bericht zu den Vorgängen auf Island mal nicht mit dem stark schwächelnden Vulkanausbruch an, sondern mit einem Erdbebenschwarm, der sich zur Stunde bei Krysúvik zuträgt. Zwischen 11:00 und 14:20 UTC manifestierten sich 26 Beben überwiegend geringer Magnituden in Tiefen zwischen 5 und 7 Kilometern. Das stärkste Beben brachte es aber immerhin auf Mb 2,4. Die Epizentren lagen am Ostufer des Kleifarvatn, wo sich bis jetzt nicht viele vergleichbare Ereignisse ereigneten, denn die meisten Beben in dieser Region manifestierten sich entweder unter dem Zentrum des Sees oder westlich davon. Im Frühjahr vergangenen Jahres hatten sich im Krysúvik-System Bodendeformationen angebahnt und einige Forscher glaubten, dass sich dieses System auf einen Vulkanausbruch vorbereiten würde, doch dann konzentrierten sich die Ausbrüche auf die Sundhnúkur-Kraterreihe und die Aktivität bei Krysúvik nahm ab. Seit einigen Wochen nimmt die Seismizität hier aber wieder zu und wer weiß, vielleicht sehen wir hier eines Tages einen Vulkanausbruch.

Der Ausbruch bei Sundhnúkur hatte gestern stark nachgelassen und viele rechneten schon mit einem baldigen Aus der Eruption, doch momentan sieht es so aus, als hätte er sich auf Vortagesniveau stabilisiert. Es ist noch ein Förderschlot aktiv, in dem Lava kocht und spattert, was einen kurzen Lavastrom speist. Verglichen mit der Aktivität vergangener Woche ist der Ausbruch aber nur noch ein Schatten seiner selbst und es darf bezweifelt werden, ob er das Wochenende überdauert.

Gletscherlauf am Myrdalsjökull bzw. Katla

Dennoch wird es auf Island nicht langweilig werden, dafür sorgen schon noch die anderen Vulkansysteme der Insel nahe des Polarkreises: Zu diesen zählt die Katla, die unter dem Gletscher Myrdalsjökull liegt. Es gibt Hinweise darauf, dass ein weiterer Gletscherlauf entlang des Flusses Skálm begonnen hat. Es wäre das dritte dieser Ereignisse seit dem stärkeren Gletscherlauf im Juli. Die elektrische Leitfähigkeit des Flusswassers hat stark zugenommen, was ein Hinweis darauf ist, dass das Wasser mit vulkanischen Fluiden und Sedimenten kontaminiert ist. IMO warnt vor Gasverschmutzung und einem möglicherweise bevorstehenden Hochwasser. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der subglaziale Vulkan eine stärkere geothermale Aktivitätsphase aufweist oder dass es zu einem kleinen Lavaaustritt gekommen ist. Letzte Woche berichtete ich über eine ungewöhnliche Erdbebenserie außerhalb der Caldera. Möglicherweise ein Vorzeichen der aktuellen Ereignisse.

Vermehrt zu Erdbeben ist es auch unter dem Vatnajökull-Gletscher gekommen, der u.a. die Vulkane Bardarbunga und Grimsvötn bedeckt, die als Ursprung der Beben angesehen werden können. Zudem bebte es am Tafelvulkan Herdubreid, der nördlich des Gletschers liegt.

Campi Flegrei: Studie warnt vor stärkeren Erdbeben

Studie warnt vor Zunahme stärkerer Erdbeben in den Campi Flegrei – Magma weiter aufgestiegen

Eine Vorabveröffentlichung einer neuen INGV-Studie sorgt für erneute Unruhe unter den Anwohnern der Caldera und darüber hinaus. Die unter der Leitung von Augusto Neri durchgeführte Studie, deren Erstautor Andrea Bevilacqua ist, untersuchte die Zunahme von Bodendeformation und Seismizität in den Campi Flegrei zwischen 2020 und 2023. Auch die starken Schwarmbeben im Frühsommer 2024 wurden berücksichtigt. Dabei stießen die Autoren auf einen engen Zusammenhang zwischen der Bodenhebung und der Anzahl der Erdbeben. Die Studie wurde als Vorabartikel in der Fachzeitschrift Communications Earth & Environment veröffentlicht.

Exponentieller Zusammenhang zwischen Bodenhebung und Erdbebenhäufigkeit in den Campi Flegrei

Die Untersuchung der Entwicklungen erfolgte durch eine mathematische Analyse der Beschleunigung im Zeitverlauf. Dabei wurde eine exponentielle Beziehung zwischen dem maximalen Hebungsniveau der Caldera und der kumulierten Anzahl seismischer Ereignisse abgeleitet.

Besonders hervorgehoben wurde die fortschreitende, langfristige Beschleunigung geophysikalischer Variablen, die um das Jahr 2005 begann. Diese Beschleunigung zeigt jedoch kein konstantes Muster, sondern unterliegt Schwankungen unterschiedlicher Dauer, die von einigen Monaten bis zu mehreren Jahren reichen. In den letzten Jahren wurde auch eine Verkürzung dieser Schwankungsfrequenzen festgestellt. Zu diesen geophysikalischen Parametern gehört auch der Ausstoß vulkanischen Kohlendioxids, der von einigen hundert Tonnen am Tag auf Werte von mehr als 4000 Tonnen am Tag anstieg.

Die Untersuchung zeigte, dass die Bodenhebung einem parabolischen Verlauf mit einer durchschnittlichen Beschleunigung von etwa 0,7 bis 0,8 cm pro Jahr² folgt. Gleichzeitig weist die Entwicklung der Erdbebenrate ein supraexponentielles Wachstum auf. Es wurde deutlich, dass Phasen verringerter seismischer Aktivität keine grundlegende Änderung im langfristigen Verhalten des Vulkans anzeigen müssen.

Ein besonders bemerkenswerter Aspekt der Ergebnisse ist die exponentielle Beziehung zwischen der maximalen Hebung der Caldera und der kumulierten Anzahl an Erdbeben, die sich ab etwa 2020 verstärkte. Dieser Zusammenhang unterscheidet sich von dem linearen Muster, das während der bradyseismischen Krise von 1982–1984 beobachtet wurde. Das Phänomen wird als Ausdruck der fortschreitenden Verschlechterung der mechanischen Eigenschaften der obersten Krustenschichten interpretiert. Diese Schichten wirken derzeit noch abdichtend und zeigen plastische Verformbarkeit, stoßen jedoch zunehmend an ihre Belastungsgrenzen. Die Studienautoren kommen aber auch zu der Schlussfolgerung, dass die obere Deckschicht der Caldera noch plastisch reagiert, die Zunahme der Erdbebenaktivität durch eine zunehmende Empfindlichkeit des Untergrunds infolge der Gesamthebung von mehr als 120 Zentimetern zustande kommen kann.

Die bis Ende Oktober 2024 aktualisierten Analysen bestätigten die identifizierten Trends und deren Gültigkeit. Eine Fortsetzung dieser Entwicklungen könnte mit einer weiteren Zunahme der seismischen Aktivität und zusätzlichen Hebungen der Caldera einhergehen, was auch Erdbeben hervorrufen könnte, die stärker ausfallen als bisher. Das quasi-elastische Verhalten der Kruste könnte jederzeit Enden und die Gefahr phreatischer Ausbrüche steigern. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, dass sich der Hebungsprozess verlangsamt, was wiederum zu einer Abnahme der seismischen Aktivität führen könnte.

Leiter des Vesuv-Observatoriums bestätigt gegenüber Medien Magmenaufstieg

Soweit die Zusammenfassung der eigentlichen Studienergebnisse. Diese wurden unter anderem von Mauro Di Vito, Direktor des INGV-Observatoriums Neapel, den Medien vorgestellt. Obwohl die Studienautoren keinen direkten Bezug zur Quelle der Bodenhebung und Erdbebenaktivität nehmen, sorgten Di Vitos Aussagen – sofern sie in den italienischen Medien wahrheitsgetreu wiedergegeben sind – für erheblichen Diskussionsstoff und verstärkten die Besorgnis der Anwohner. Laut Di Vito liegt die Quelle des Überdrucks, der die Gesteinsverformung antreibt, in etwa 4 Kilometern Tiefe und wird hauptsächlich durch Gas verursacht. Das Magma, das für die Gasfreisetzung verantwortlich ist, befindet sich derzeit in einer Tiefe von 5 bis 6 Kilometern, nachdem es ursprünglich in etwa 8 Kilometern Tiefe lag.

Demnach wäre das Magma in den letzten Jahren bis zu 3 Kilometer weiter aufgestiegen und befindet sich nun in einer Tiefe, die allgemein als typisch für Magmenreservoirs angesehen wird, von denen Eruptionen ausgehen können. Andere Studien aus diesem Jahr stellten jedoch die These auf, dass sich der Hauptmagmenkörper weiterhin in mindestens 8 Kilometern Tiefe befindet, während sich in 4 bis 5 Kilometern Tiefe kleinere Magmataschen gebildet haben könnten. Sollten sich Di Vitos Aussagen bestätigen, könnten die Phlegräischen Felder möglicherweise näher an einem Vulkanausbruch stehen als bisher angenommen. (Verwendete Quellen: Studie: https://doi.org/10.21203/rs.3.rs-4164255/v1, sowie Pressetext INGV, Medienberichte)

Kanlaon eruptierte Vulkanasche am 5. Dezember

Vulkan Kanlaon stößt weiter Aschewolken aus – 7 Warnungen für den Flugverkehr seit dem 4. Dezember

Auf den Philippinen bleibt der Kanlaon weiter aktiv und stößt Aschewolken aus, die laut VAAC Tokio bis auf eine Höhe von 3400 m aufgestiegen sind und nach Südwesten drifteten. Sie verursachten leichten Ascheniederschlag und stellten eine Gefahr für tieffliegende Flugzeuge dar. Seit dem 4. Dezember wurden 7 VONA-Warnungen zu den Aschewolken herausgegeben. Der Vulkan steigerte seinen Ascheausstoß nach einem Schwarmbeben, das sich am 24. November ereignete (Vnet berichtete) und von starkem Schwefeldioxid-Ausstoß begleitet wurde. Zu dieser Zeit ist das Magma aufgestiegen, das nun in Form von Vulkanasche eruptiert wird. Bei Vulkanasche handelt es sich um fragmentierte Lava, die durch Explosionen in kleinste Fragmente bzw. pulverisiert zerkleinert wird. Gelangt dieser Vulkanstaub in die Turbinen von Flugzeugen, können diese beschädigt werden und ggf. ausfallen. Die Warnungen vor den Aschewolken können also Leben retten und Flugzeugabstürze vermeiden helfen.

In einem PHILVOLS-Update kann man die aktuellen Daten zum Kanlaon einsehen. Demnach ereigneten sich in den letzten 24 Stunden 6 Ascheeruptionen. Sie dauerten zwischen 3 und 13 Minuten. Zudem wurden 14 vulkanotektonische Erdbeben registriert. Sie deuten weiteren Magmenaufstieg an. Der Schwefeldioxid-Ausstoß war weiterhin sehr hoch und belief sich auf 6410 Tonnen am Tag. Das vulkanische Gas entströmt dem Magma und zeigt an, dass dieses hoch im Förderschlot steht. Bei ungünstigen Inversionswetterlagen oder Windstille kann vulkanischer SMOG entstehen, der Atemprobleme verursachen kann und sich somit negativ auf die Bewohner der Region auswirkt. Natürlich ist es nicht gesundheitsförderlich, die Vulkanasche einzuatmen, daher gilt die Empfehlung, Staubschutzmasken zu tragen.

Der Alarmstatus bleibt auf „Gelb“ und es gilt eine Sperrzone mit einem 4-Kilometer-Radius um den Krater. Anwohner, deren Häuser innerhalb der Sperrzone liegen, wurden bereits im Juli evakuiert, als es zu einem stärkeren Ausbruch gekommen war.